Entscheidungshilfen im Baumaterial-Dschungel

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Transkript:

APPLICA-THEMA Entscheidungshilfen im Baumaterial-Dschungel Text Marianne Stähler* Bild Rainer Sturm/pixelio.de Gesund und ökologisch zu bauen, erfordert geeignete Materialien und Anwendungsverfahren auch und besonders für die Oberflächen. In der Schweiz gibt es verschiedene Planungswerkzeuge und Hilfsmittel, welche die Beteiligten dabei unterstützen, die richtigen Produkte zu finden. Für das gesunde und ökologische Bauen gibt es eine nicht zu unterschätzende Nachfrage. Weil es sich hierbei um eine relativ komplexe Angelegenheit handelt, an der viele verschiedene Fachleute aus Planung und Ausführung beteiligt sind, braucht es eine Systematik und entsprechende Hilfsmittel. Dieses Bedürfnisses nimmt sich der Verein Eco-Bau seit über zehn Jahren an, indem er Planungswerkzeuge, Ausbildungen und Informationen für die am Bau Beteiligten entwickelt. Wer umwelt- und menschenverträglich bauen will, muss Materialien wählen, die wenig graue Energie benötigen, möglichst keine Schadstoffe abgeben und in der Entsorgung keine Probleme verursachen. Graue Energie bezeichnet die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung des Produktes anfällt. Die ökologischen Grundsätze gelten bei Neubau ebenso wie bei Sanierung oder Unterhalt. Und sie gelten im Besonderen auch für die Oberfl ächen eines Gebäudes. Die Eco-BKP-Merkblätter Ein bewährtes Hilfsmittel hierbei sind die Merkblätter «Ökologisch Bauen» nach Baukostenplan BKP (Eco-BKP). Sie enthalten praktische Vorgaben für die Projektierung und die Ausschreibung mit ökologisch guten und gesundheitlich unbedenklichen Mate rialien. Die Eco-BKP- Merkblätter unterstützen die Verantwort- * Stv. Geschäftsführerin Verein Eco-Bau lichen bei der Auswahl der passenden Produkte. Sie liefern Vorgaben für die Wahl von Materialien und Verarbeitungsprozessen. Diese Merkblätter sind nach BKP-Nummern gegliedert. Orientierung an der Umwelt-Etikette Welche Informationen ein solches Merkblatt liefert und wie es aufgebaut ist, lässt sich gut am Beispiel «Innere Oberfl ächenbehandlungen» zeigen (Eco-BKP 285, Tabelle auf Seite 18). Hier gibt es eine Priorisierung der Materia lien, die sich am System der Umwelt- Etikette der Schweizer Stiftung Farbe orientiert (Artikel ab Seite 6). Das Merkblatt liefert also auch dem Maler kurze und knappe Informationen dazu, welche Materialien gesundheitlich und ökologisch unbedenklich sind. Die Eco-BKP-Merkblätter stehen kostenlos auf www.eco-bau.ch zur Verfügung. Eine Suchfunktion ermöglicht es, die für die jeweiligen Arbeiten relevanten Merkblätter rasch zu fi nden. Diese können gedruckt oder als PDF heruntergeladen werden. Absprache mit Planern wichtig Im Rahmen von grösseren Projekten sollen die Merkblätter als Bestandteil der Ausschreibungstexte eingebunden und/ oder ihre Vorgaben in die Werkverträge integriert werden. Wie die Erfahrung zeigt, ist es sinnvoll, die Konsequenzen, die sich aus den Vorgaben ergeben, zwischen Planern und Ausführenden vor Beginn der Arbeiten zu besprechen. 16 APPLICA 4/2015

APPLICA-THEMA Nur schön weiss oder auch gesund und umweltfreundlich? Antworten liefern verschiedene Werkzeuge und Informationsquellen. APPLICA 4/2015 17

APPLICA-THEMA Als weiteres Werkzeug für das gesunde und ökologische Bauen hat sich in der Schweiz der Vorgabenkatalog von Minergie-Eco etabliert. Er wurde ursprünglich für die Ausschreibung und Realisierung von Gebäuden entwickelt, die nach dem gleichnamigen Label zertifi ziert werden sollen. Er kann aber auch dann verwendet werden, wenn einfach «nur» ökologisch gebaut werden soll. Im Vorgabenkatalog sind Ausschlusskriterien zu Materialien oder Produkten defi niert. Ein Beispiel: Die Verwendung von mit Bioziden ausgerüsteten Beschichtungsprodukten ist in beheizten Innenräumen ausgeschlossen. Von diesem «Verbot» ausgenommen sind hingegen Farben mit Bioziden zur Topfkonservierung. Entwicklung geht weiter Diese Vorgabe kann durch die Wahl eines Produkts mit einer Klasse A bis D gemäss der Umwelt-Etikette erfüllt werden. Somit verweist auch der Vorgabenkatalog von Minergie-Eco auf die Umwelt- Etikette Farbe. Der Vorgabenkatalog ist auf www.minergie.ch unter Dokumente und Tools/Minergie-Eco zu fi nden. Zurzeit wird diskutiert, ob und in welcher Aufbau der Eco-BKB-Merkblätter anhand der BKP 285 (Auszug). Eco-BKP 285: Innere Oberflächenbehandlungen Allgemeines Wand- und Deckenfarben innen 1. Priorität: Umwelt-Etikette Kategorie A oder A 2. Priorität: Umwelt-Etikette Kategorie B Nicht empfohlen: Umwelt-Etikette Kategorien E bis G Die Umwelt-Etikette stuft Beschichtungsstoffe in die Kategorien A (beste Kategorie) bis G (schlechteste Kategorie) ein. Die Einstufungskriterien sind transparent und berücksichtigen die Unbedenklichkeit der Produkte für Mensch und Umwelt sowie die Gebrauchstauglichkeit. Bei Verwendung von Produkten der Kategorien C oder D ist sicherzustellen, dass diese keine Biozide enthalten. Grundierungen/Isolierfarben 1. Priorität: Umwelt-Etikette Kategorie B 2. Priorität: Umwelt-Etikette Kategorie C Nicht empfohlen: Umwelt-Etikette Kategorien E bis G Bei Verwendung von Produkten der Kategorien C oder D ist sicherzustellen, dass diese keine Biozide enthalten. 18 APPLICA 4/2015

APPLICA THEMA Form die Beurteilungen der Stiftung Farbe in weiteren Instrumenten von Eco-Bau integriert werden können. Denkbar ist etwa, dass dies bei den Eco-Devis und beim neuen Eco-Produkteverzeichnis der Fall sein könnte. Maler finden Produkte schneller Beide Instrumente sind wichtige Werkzeuge für Planer und Architekten bei der Ausschreibung und Realisierung von ökologischen Bauleistungen. Die Idee dabei ist, dass Planer umweltschonende Materialien und Bauleistungen möglichst ohne zusätzlichen Aufwand ausschreiben können. Besonders das Eco-Produkteverzeichnis kann aber auch den Unternehmern dabei helfen, rasch ökologische Produkte zu fi nden. Es befi ndet sich derzeit noch im Aufbau. Bei der Beurteilung der Produkte werden wo immer möglich etablierte Konzepte Dritter genutzt. So werden beispielsweise andere Labels wie etwa Emicode oder GUT anerkannt. Material auf dem Bau kennzeichnen Gesundes und ökologisches Bauen bedarf der Nachvollziehbarkeit, von der Planung bis zur Ausführung. In einem Projekt nach Minergie-Eco beispielsweise verlangt der Vorgabenkatalog, dass Planer und Architekten die Unternehmer über die entsprechenden Vorgaben informieren. Die Unternehmer wiederum sind gehalten, sämtliche Produkt- beziehungsweise Sicherheitsdatenblätter oder Zertifi kate zu sammeln und der Pla- nung oder der Bauleitung auf Anfrage zuzustellen. Um sicherzustellen, dass auf der Baustelle keine «Fehllieferungen» stattfi nden, sollten sich Unternehmer darauf vorbereiten, «ihre» ökologischen Produkte zu kennzeichnen. Dies kann etwa durch eine klare Markierung der Lagerstelle für ihre Materialien geschehen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass auch das verarbeitet wird, was offeriert worden ist. Eco-Bau Im Verein Eco-Bau haben sich öffentliche Bauherrschaften und Bildungsinstitutionen zusammengeschlossen, die das nachhaltige Bauen in der Schweiz fördern wollen. Zu diesem Zweck entwickelt Eco-Bau seit zehn Jahren Planungswerkzeuge, organisiert Fachveranstaltungen und Weiterbildungen. Kontakt Geschäftsstelle Eco-Bau, Marianne Stähler, Röntgenstrasse 44, 8005 Zürich Telefon 044 241 27 40, marianne.staehler@eco-bau.ch www.eco-bau.ch APPLICA 4/2015 21