Anleitung für ein schweres Kissen Viele Autisten, aber auch Menschen mit anderen Aufmerksamkeits und Wahrnehmungsproblemen, haben Schwierigkeiten mit der Körperwahrnehmung. Sie können sich oft nicht richtig spüren. Häufig wird von außen kommender physischer Druck als angenehm empfunden. So etwas kann zum Beispiel durch ein schweres Kissen errreicht werden. Welche Materialien und Werkzeuge werden gebraucht? Eine Nähmaschine Bügeleisen & -brett Reis oder anderes Füllmaterial Eine Waage Maßband, Handmaß/Lineal, Stifte, Stoffschere, Handnähnadel, Stecknadeln, Nähgarn, Heftgarn, Nahttrenner Und natürlich den Stoff, von meinem habe ich im Rohzustand leider kein Foto. Als Stoffe eignen sich feste Baumwollstoffe. Ich habe Bomull von Ikea genommen. Es ginge sicher auch ein altes Bettlaken oder eine Tischdecke. Ich zeige euch hier, wie ich mein Kissen hergestellt habe. Nach dieser Anleitung sollte es möglich sein ein Kissen, oder auch eine Decke, nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es ist kein Problem, Form, Gewicht und Füllmaterial anzupassen. Bevor ich mein Kissen genäht habe stellte ich mir folgende Fragen: Wie groß soll das Kissen sein? Soll ich (fast) ganz drunterpassen oder soll es nur einzelne Körperteile bedecken? Kann ich es einfach mit mir herumtragen oder ist es eher unhandlich? Wie schwer soll es sein? Wieviel Gewicht ist angenehm und wieviel nicht mehr? Was für Füllmaterial soll es sein? Ich habe mich für ein Kissen entschieden, welches ich auf die Beine oder um meine Schultern legen kann. Nach einigem Ausprobieren habe ich mich für die Maße 80x40 cm entschieden Anleitung von MeMaWi 04/2014 1 von 7
Mit Wasserflaschen probierte ich, wieviel Gewicht ich als angenehm empfinde und wählte letztlich 4 kg. Zum Füllen nahm ich Milchreis, weil die Körner rund sind und so nicht durch den Stoff piksen. Die vier Kilo Reis habe ich auf 12 Kammern verteilt, je mehr Kammern da sind, desto schöner fällt später das Kissen. Als erstes mal ein Bild von meinem Kissen Jetzt geht s los Als erstes habe ich aus Zeitungpapier eine Schablone (ein Schnittmuster) gemacht. Das muss nicht unbedingt sein, man kann die Maße auch direkt auf den Stoff zeichnen, aber ich finde die Arbeit mit einer Schablone (einem Schnittmuster) einfacher. Anleitung von MeMaWi 04/2014 2 von 7
Jetzt werden zwei Kissenteile zugeschnitten. Ganz wichtig: Den Stoff vorher bügeln, damit er gerade liegt und keine Falten wirft. So stimmen die Maße auch nach der Verarbeitung noch. Bügeln Den Stoff doppelt legen und das Schnittmuster darauf feststecken. Danach um das Schnittmuster herum Nahtzugabe geben. Ich habe 2 cm genommen. Jetzt habt ihr zwei zugeschnittene Kissenteile. Wenn euer Stoff eine schöne (rechte) und eine nicht schöne (linke) Seite hat, legt ihr den Stoff rechts auf rechts (also schöne Seite auf schöne Seite) ansonsten steckt ihr ihn einfach zusammen und zwar an den zwei langen und einer kurzen Seite. Jetzt könnt ihr nähen. Ich habe einmal um das Kissen rumgenäht, dabei, wie gesagt eine Seite offen lassen. Zum Nähen habe ich einen dreifach Steppstich genommen um eine wirklich feste Naht zu haben. Anleitung von MeMaWi 04/2014 3 von 7
Nun sind die zwei Seiten aneinandergenäht. Und schon geht es wieder ans Bügeln. Beim Nähen gilt (fast) immer: Jede Naht sollte nach dem Nähen erst von beiden Seiten flach gebügelt werden. Danach werden die Nahtzugaben auseinandergebügelt. Eine so behandelte Naht sieht schöner aus. Von beiden Seiten flach bügeln Nahtzugaben auseinander bügeln Die Kissenhülle wenden und die Nähte nocheinmal von außen bügeln Als nächstes die Nahtzugabe am noch offenen Ende des Kissens nach innen Bügeln. Jetzt geht es wieder ans nähen. Markiert euch die im Bild pink dargestellte Linie auf eurem Stoff. Diese Strecke mit Nadeln zusammenstecken. Ganz wichtig: am offenen Ende nicht bis zum Rand durchnähen. Stattdessen etwa 2,5 cm vor der Kante aufhören. So kann später als vorletzter Schritt die Nahtzugabe nach innen geschlagen werden. Nachdem die Mitte genäht wurde habe ich nun zwei Schläuche die nach und nach mit Reis gefüllt werden können. Anleitung von MeMaWi 04/2014 4 von 7
Ich hatte mich entschieden den Reis auf zwölf Kammern zuverteilen. Diese zwölf Kammern habe ich mir mit Bleistift (man kann natürlich auch Schneiderkreide oder etwas anderes nehmen) markiert. Jetzt kommt er der Reis zum Einsatz. In jeden der beiden Schläuche habe ich jeweils etwa 333g Reis gefüllt. Das Pink markierte ist die Nahtlinie. Zuerst habe ich versucht das ganze einfach mit Stecknadeln auf der markierten Linie zuzustecken und dann dort lang zu nähen. Das funktionierte aber nicht, weil mir so immer wieder der Reis vors Nähfüßchen rutschte. Das Problem ließ sich aber recht einfach lösen: Ich habe die Fächer vor dem Nähen mit Heftgarn zugenäht. Heftgarn ist extra dafür gemacht, dass man damit Nähte provisorisch zusammen hält, damit beim Nähen mit der Maschine nichts verrutscht. Danach wird der Heftfaden wieder entfernt. Ich habe einen Rückstich genäht, damit der Reis auch wirklich in seiner Kammer bleibt und nicht durch etwaige Lücken in der Heftnaht durchrutschen kann. Eine Anleitung für einen Rückstich per Hand findet ihr hier http://www.youtube.com/watch?v=xciy9e_lcro. Für eine Heftnaht ist es natürlich nicht nötig so fein zu arbeiten im Video. Die Heftnaht setzte ich etwa einen Zentimeter unter die Nahtlinie. So hat man später genügend Platz um bequem nähen zu können. : Nahtlinie : Heftnaht Pink Blau Anleitung von MeMaWi 04/2014 5 von 7
Danach habe ich auf der markierten Linie genäht. Und das Ergenbis sieht so aus: Jetzt kann der Heftfaden mit dem Nahttrenner wieder entfernt werden. Auf diese Weise werden alle Kammern bis auf die zwei letzten zwei gefüllt. Diese zwei letzten Kammern auch vorsichtig mit Reis füllen. Das kann etwas schwierig sein,weil der Reis oben leicht herausfällt. Deswegen das ganze in Ruhe machen (und den Staubauger in der Nähe haben). Wenn der Reis in den letzten Kammern ist, die Nahtzugabe nach innen schlagen. Dann das ganze mit Stecknadeln zusammen stecken, auch die kleine Strecke die in der Mitte noch offen geblieben war. Und nun wieder: heften Anleitung von MeMaWi 04/2014 6 von 7
Jetzt kann das Kissen am oberen Ende mit der Maschine zusammen genäht werden, dabei auch die kleine Strecke in der Mitte nicht vergessen. Nun noch die Heftfäden rausnehmen und das Kissen ist fertig! Anleitung von MeMaWi 04/2014 7 von 7