Die Welt der Wildbienen (Teil 2: Die Frühlingsarten)

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Transkript:

Die Welt der Wildbienen (Teil 2: Die Frühlingsarten) von Ronald Burger An warmen Tagen können bereits seit Mitte Februar überwinterte Hummelköniginnen oder die Blauschwarze Holzbiene beobachtet werden, die den Winter als fertiges Insekt überstanden haben und bis in den Herbst fliegen. Nach und nach schlüpfen im März und April aber auch typische Frühlingsarten, deren Flugzeit nur 6-8 Wochen dauert und die nur im März, April und Mai zu beobachten sind. Sie haben den Winter als fertige Bienen, aber noch in ihrem Kokon in den Brutzellen verbracht und werden durch eine innere Uhr und höhere Temperaturen "geweckt". Auffallend in den Gärten ist bei uns die Frühlings-Pelzbiene Anthophora plumipes, die oft an Taubnesssel (z.b. Lamium purpureum), Primel oder Immergrün (Vinca spec.) zu finden ist. Die Männchen patrouillieren gerne deren Blüten auf der Suche nach Weibchen und vertreiben andere Männchen von dort. Durch ihren reißenden Flug, der sich immer wieder mit einem typischen Schwebeflug auf der Stelle über einer Blüte mit verdächtiger Biene abwechselt, sind sie leicht zu entdecken. Der deutlich hörbare Flugton und ihre Größe, die ungefähr einer Honigbiene entspricht, erleichtern das Auffinden. Wie die meisten Wildbienenarten leben auch die Pelzbienen einzeln und bilden keine Staaten wie die Honigbiene. Sie nisten im Boden an Abbruchkanten oder Steilwänden. Die Gehörnte Mauerbiene Osmia cornuta und die Rotbraune Mauerbiene Osmia bicornis sind mit 1-1,5cm Körpergröße ebenfalls gut erkennbare Wildbienen-Arten, die bei uns in Gärten häufig vorkommen und sehr zahlreich sein können. Sie sind sehr gute Bestäuber von Obst und fliegen ab der Mandelblüte bis Mitte Juni. Die charakteristisch schwarz-orangerot gefärbte Gehörnte Mauerbiene fliegt als erste der beiden Arten und ist regelmäßig an Nisthilfen ("Wildbienen-Hotels") zu finden, wo sie vorhandene, horizontal gelegene Hohlräume (oft in Holz) als Nistplatz nutzt. Beide Arten nisten aber auch an anderen Stellen an Schuppen und Häusern und nicht selten findet man ihre Brutzellen in den hohlen Anschlag- Stoppern der Rolläden. Als echte "Mauerbienen" verwenden sie feuchte Erdklümpchen, die sorgfältig geglättet und gemörtelt das Nest und die Brutzellen verschliessen. Wer sich über kleine "Erdverschlüsse" in kreisrunden Hohlräumen am Haus, in Fensterdichtungen oder Türen wundert, sollte einmal im April und Mai genau beobachten, ob hier eine pelzige Wildbiene regelmäßig anfliegt und baut. An lückig bewachsenen Stellen, an trockenen, besonnten Böschungen oder unter großen Bäumen und an Heckensäumen, die im April noch gut besonnt sind, nisten gerne Wildbienen; oft sind es Sandbienen der Gattung Andrena. Mit über 100 Arten in Deutschland kommen mehr als 20% aller Wildbienenarten bei uns aus dieser Gattung. Der deutsche Namen weist bereits darauf hin: Sie graben ihre Nester mit den Brutzellen in den Boden. Sandiger Boden ist zwar ein sehr gut grabbares Substrat, trotz des deutschen Namens sind aber nicht alle Sandbienen unbedingt darauf angewiesen. Jedes Weibchen gräbt und baut nur an seinem Gang mit den Brutzellen. Sandbienen fliegen bereits sehr früh im Jahr, einige sind typische Frühlingsarten. Häufig ist die Zweifarbige Sandbiene Andrena bicolor, die schon ab Ende Februar zu finden ist. Ihr schwarz behaarter Kopf und der leuchtend rotbraun behaarte Vorderkörper sind gute Kennzeichen. Allerdings bleichen bei allen Wildbienen die Farben der Borsten ( Haare ) im Laufe des kurzen Lebens aus oder fallen ab, so dass nur frische Tiere diesen deutlichen Kontrast erkennen lassen. Sie sammelt gerne an Persischem Ehrenpreis [1]

(Veronica persica), ist aber nicht auf eine bestimmte Blütenpflanze angewiesen. Sie bildet im Juni eine zweite Generation aus, die gerne Glockenblumen besammelt. Die Fuchsrote Lockensandbiene Andrena fulva ist eine Frühlingsart, die bereits im Gelände leicht bestimmt werden kann. Die Weibchen sind leuchtend rot-orange behaart auf der Körperoberseite und fallen bei einer Größe von einem Zentimeter auf den hellen Blüten von Obstbäumen auf. Auch sie ist nicht auf eine bestimmt Pflanzenart spezialisiert. Die Große Weiden-Sandbiene Andrena vaga nutzt dagegen als Pollenquelle nur die Blüten von Weidenbäumen (Salix spec.). Ihre Flugzeit ist deshalb begrenzt auf März bis Anfang Mai. Die Nester werden gerne in sandigem Boden angelegt; sie können an guten Stellen zu tausenden nebeneinander liegen und es entsteht wegen des steten Einflugs von mit Pollen beladenen Weibchen der Eindruck, dass ein Bienenvolk hier zu nisten scheint. Solche guten Nistplätze sind z.b. die Rheindämme, wo diese Biene durch die Nähe zu ausgedehnten Weidenbeständen optimale Bedingungen vorfindet. Sie ist an dem schwarzen Hinterleib und dem hellgrauen Vorderkörper gut zu erkennen. Auf Weidenblüten sind auch eine Reihe unauffälligerer Sandbienen-Arten spezialisiert, so dass man hier oft Weibchen mehrerer Arten beobachten kann. Sandbienen-Männchen sind stets, kleiner, dünner und unscheinbarer; sie umschwirren Gebüsche und Säume in raschem Flug und fallen dann dem ungeübten Auge kaum auf. An den Nistplätzen von Sandbienen sind nun auch Bienen zu beobachten, die oft gelb-schwarz oder rot-gelb gefärbt und nahezu unbehaart sind. Das sind Wespenbienen der Gattung Nomada, die sich als Kuckucksbienen in den Nestern anderer Arten entwickeln und keinen Pollen sammeln. Sie inspizieren die fremden Nester regelmäßig, um den geeigneten Zeitpunkt für die Eiablage festzustellen: Sie legen ihr Ei bei Abwesenheit der Wirtsart an dessen Pollenvorrat für die Larve. Ihre Flugzeit ist stark an die ihrer Wirtsarten angepasst, von deren Vorkommen in ausreichender Zahl sie vollständig abhängig sind. Im Frühling sind die meisten Wespenbienen-Arten leicht zu beobachten, während ihres langsamen Suchfluges dicht über dem Boden auch in Gärten kommen sie regelmäßig vor. Vor allem die großen, gelb gefärbten Arten wie z.b. Nomada flava sind kaum zu übersehen, werden aber vermutlich kaum als Bienen erkannt. Einige Arten sind sehr klein (5-6mm) und unscheinbar dunkel gefärbt, z.b. Die Gelbfleckige Wespenbiene Nomada flavoguttata, die trotz der weiten Verbreitung und Häufigkeit bisher kaum einem Gartenbesitzer aufgefallen sein dürfte. Die Frühlings-Seidenbiene Colletes cunicularius nistet ebenfalls im Boden und nutzt als Pollenquelle vorzugsweise blühende Weidenbäume. Den deutschen Namen haben Seidenbienen wegen der Fähigkeit ihre Nistgänge mit einem Drüsensekret auszukleiden, das ausgehärtet seidig glänzt und durchsichtig ist. Mit diesem Sekret wird die Brutzelle innen abgedichtet, sowie mit einem weiteren Sekret aus einer Drüse an den Mandibeln werden Pilz hemmende Stoffe aufgetragen; denn für im Boden nistenden Arten ist die Verpilzung der Brut eine große Gefahr. Auch die Frühlings-Seidenbiene kann zu tausenden nebeneinander nisten. In einer kurzen Zeitspanne Ende März und Anfang April, wenn paarungswillige Männchen, die etwas früher geschlüpft sind, auf die schlüpfenden Weibchen treffen, entsteht an den Nistplätzen dieser Art ein Gewusel am Boden, dass vielen Menschen Angesichts der Masse an großen Bienen Angst und Bang werden kann. Bei dieser Art entwickelt sich als Kuckucksbiene die Riesen-Blutbiene Sphecodes albilabris, die im April und Mai leicht an den Nestern ihrer Wirtsarten gefunden wird. Sie ist durch den unbehaarten, vollständig leuchtend rot gefärbten Hinterleib sehr auffällig. Neben der artenreichen Gattung der Wespenbienen (Nomada) mit fast 70 Arten in Deutschland, sind die Blutbienen die zweite große Kuckucksbienen-Gattung bei uns - mit 25 Arten. Kuckucksbienen variieren in der Größe auch innerhalb der Art sehr stark, weil die Larve nicht immer ausreichend Futter in der Brutzelle des Wirtes vorfindet. Dies macht eine sichere Bestimmung oft nur durch Vergleich anhand von Belegen möglich. Die meisten Blutbienen sind aber ohnehin kaum im Gelände zu bestimmen: Bestimmungsmerkmale sind oft die Punktierung des Hinterleibs oder die Größe und Verteilung der Punkte auf dem Bruststück. Die Riesen-Blutbiene ist [2]

durch ihre Größe (bis zu 1,5cm), dem fast vollständig rot gefärbten Hinterleib und die dunklen Flügel bei uns aber unverwechselbar. Wildbienen beobachten ist ungefährlich. Angst vor Stichen muss niemand haben: Alle heimischen, weiblichen Wildbienen haben zwar einen Stachel; jedoch greifen sie niemals zur Verteidigung ihrer Brutzellen an, so dass man ohne Sorge ganz nah heran gehen kann. Sie stechen nur, wenn man sie in der Hand hält und drückt. Bei den großen Arten wie den Hummeln oder der Holzbiene ist der Stich sehr deutlich zu spüren und die Stelle juckt für mehrere Stunden. Im Gegensatz zum Stachel der Honigbiene ist der Stachel der Wildbienen aber ohne Widerhaken und bleibt nicht in der Haut stecken. Die Wildbiene kann ihn wieder herausziehen und lebend davonfliegen. Die abgegebene Giftmenge ist deshalb auch viel kleiner, auch bei Arten, die größer als eine Honigbiene sind. Kleine Arten können mit ihrem Stachel die menschliche Haut oft gar nicht durchdringen. Wenn im Sand von Sandkästen (z.b. in Kindergärten) Wildbienen ihre Nester bauen, entsteht oft Aufregung unter den Eltern, wie nun richtig damit umzugehen ist. Wenn im April und Mai an so einer Stelle hunderte Bienen ihrem Brutgeschäft nachgehen, besteht die größte Gefahr jedoch für die Bienen selbst; nämlich darin, dass die Kinderschäufelchen die Brutzellen zerstören. Angegriffen werden die Kinder aber selbst dann nicht. Da es sich oft nur um eine Art handelt, ist nach wenigen Wochen die Nestbauzeit vorbei und es liegen die Brutzellen in 10-50 Zentimeter Tiefe im Sand; die Bienen schlüpfen erst im nächsten Jahr. Wenn möglich, kann ein Teil des Bereiches (zum Schutz der Nester) abgesperrt werden und die Bienen können dort beim Bauen gut beobachtet werden. Im April und Mai sind auf Spielplätzen und in Sandkästen vor allem Sandbienen und die Frühlings-Seidenbiene Colletes cunicularius zu erwarten. Die kleineren Arten dürften kaum für Aufregung sorgen. Die weitverbreitet Glaube, dass "Hummeln beißen, statt stechen" ist gut beobachtet, aber nur teilweise richtig. Mit ihren kräftigen Mandibeln können Hummeln sich tatsächlich festbeissen, aber niemals so fest, dass es schmerzhaft wird. Sie versuchen aber stets rasch zu stechen, wenn es ihnen ungemütlich wird in der Hand, wenn man sie festhält und drückt. Ihr kräftiger Stachel durchdringt die menschliche Haut dann leicht. [3]

Abb. Weibchen der Rothaarigen Wespenbiene Nomada lathburiana, die sich als Kuckuck in den Nestern der Großen Weiden-Sandbiene entwickelt. An großen Nestansammlungen ihrer Wirtsart kann sie sehr häufig beobachtet werden. Die roten Beine und abstehende rote Behaarung auf dem Kopf und Vorderkörper sind charakteristisch. Abb. Weibchen der Fuchsroten Lockensandbiene Andrena fulva auf einer Kirschblüte. Der leuchtend orangerote behaarte Vorderkörper und Hinterleib machen die Art unverwechselbar. Abb. Weibchen der Großen Weiden- Sandbiene Andrena vaga mit gelbem Weiden-Pollen auf den Hinterbeinen und dem hinteren Vorderkörper. Sie ist etwa 1,5cm groß. Abb: Weibchen der Zweifarbigen Sandbiene Andrena bicolor an einer Blüte des Persischen Ehrenpreis. Die nur knapp 1cm große Biene ist in Gärten häufig. [4]

Naturkunde aus dem Südwesten - Nr. 04 /2017 Abb. Weibchen der Frühlings-Pelzbiene Anthophora plumipes mit gelbem Pollen am Hinterbein. Eine typische Frühlingsart, deren Männchen vermutlich durch fast alle pfälzischen Gärten sausen. Die Art ist dicker und gedrungener als eine Honigbiene. (Foto: Prosi) Abb. Weibchen der Rotbraunen Mauerbiene Osmia bicornis auf einer Apfelblüte. Mauerbienen sammeln den Pollen in einer Bauchbürste, auf dem Bild zu erkennen als gelb behaarte Unterseite des Hinterkörpers (Foto: Bellmann) Abb. Weibchen der Gelbfleckigen Wespenbiene Nomada flavoguttata auf einem Blatt der Knoblauchsrauke. Sie wird zwar nur 6mm groß, gehört aber noch nicht zu den kleinsten Bienen der Gattung. Sie entwickelt sich in den Brutzellen von eine Reihe kleiner schwarzer Sandbienen [5] Abb. Paarung der Frühlings-Seidenbiene Colletes cunicularius. Sie hat die Größe einer Honigbiene und kommt auch in Gärten häufig vor. Da sie in großen Kolonien (nicht Staaten!) nisten kann, macht ihr Erscheinen Gartenbesitzer und Spielplatzbesucher leicht nervös. Abb. Weibchen der Gelben Wespenbiene Nomada signata. Sie wird bis zu 1,4cm groß und ist damit eine der größeren Wespenbienen-Arten bei uns. Abb. Weibchen der Riesen-Blutbiene Sphecodes albilabris auf einer Blüte der Pfeilkresse.

Über den Autor Dipl. Geograf Ronald Burger ist seit 2006 Kartierer und Gutachter für Wildbienen, Reptilien, Biotoptypen. Sein Institut für Faunistik und Funktionale Artenvielfalt (IFAUN, www.ifaun.de) ist für Gemeinden, Firmen und Stiftungen tätig z.b. im Rahmen von Umsiedlungen von Reptilien und bei Projekten der Landschaftsaufwertung zur Förderung von Wildbienen. Eines seiner Forschungsthemen ist die Steigerung der Artenvielfalt an Bestäubern in der Agrarlandschaft. IFAUN fördert die Erfassung der Hautflügler-Fauna in Rheinland-Pfalz und betreut das Hautflügler-Kataster Rheinland-Pfalz (www.aculeata-rlp.de) im Verbund des bundesweiten Hautflügler-Katasters (www.aculeata.eu). Das Kataster bietet online verfügbare, aktuelle Nachweiskarten für Wildbienen und Wespen in Rheinland-Pfalz. [6]