Maurische Pracht in der Alhambra Eintauchen in Córdobas Altstadt Schlemmen in Sevillas Tapa-Bars Den Zauber des Flamenco spüren Hans-Jürgen Fründt City Trip inklusive WEB APP EXTRATIPPS Granada Sevilla Córdoba mit großem City-Faltplan Z Die Alhambra im Abendlicht: ein traumhafter Blick vom Mirador de San Nicolás S. 32 Z Der etwas andere Ort für Flamenco: im Venta el Gallo wird in einer Höhle getanzt S. 48 Z Gut und günstig essen: in der Taberna del Alabardero üben Kellner-Azubis S. 78 Z Nicht verlaufen, bitte! Das Hotel Las Casas de la Judería besteht aus 27 Häusern S. 86 Z Freier Eintritt für den frühen Vogel: viele Museen Córdobas bieten frühmorgens freien Eintritt S. 123 Z Unterkunft mit Geschichte: im Hotel Posada la Vallina nächtigte schon Kolumbus S. 116 Z Hommage an einen Cordobeser Maler: das Museo de Julio Romero de Torres zeigt gewagte Kunst S. 112 Z Den Nationaltanz interaktiv kennenlernen: im Museo del Baile Flamenco S. 68 Z Ein grandioser Blick auf Sevilla: von der Terrasse des Faro de Triana S. 79 Z Sattmachende Häppchen: Tortilla in der Casa Santos S. 110 j Die Kathedrale von Sevilla eine der größten Kirchen der Welt (S. 60) P Viele weitere Extratipps im Buch Viele EXTRATIPPS: Entdecken ++ Genießen ++ Shopping ++ Wohlfühlen ++ Staunen ++ Vergnügen ++
Am Puls der Stadt 19 Leben in Granada Granada war zweimal Hauptstadt eines moslemischen Reiches, einmal im 11. Jh. und dann vom 13. bis zum 15. Jh., und hatte damit große politische Bedeutung. Nachdem am 2. Januar 1492 der letzte maurische Herrscher die Stadt und seine Residenz, die Alhambra Ë, kampflos den siegreichen christlichen Heeren übergab, sank die Bedeutung von Granada. Die einstmals komplett moslemische Stadt wurde binnen kurzer Zeit christianisiert, obwohl man bei den Übergabeverhandlungen den Moslems ursprünglich große Zugeständnisse machte. Daran wollten sich spätere spanische Könige und Kirchenvertreter aber nicht mehr halten und zwangen die Bevölkerung, zum Christentum zu konvertieren. Dies und die Zerstörung vieler Moscheen führte 1586 zu einer Auflehnung der Bevölkerung im Albaicín Ì, die blutig zerschlagen wurde. Daraufhin verließen viele Menschen die Stadt und bis 1718 halbierte sich die Bevölkerung. Damit verschwanden aber auch Geschäfte und Handwerksbetriebe. Mit dem erzwungenen Abgang der jüdischen und moslemischen Bevölkerung sank die Wirtschaftskraft der Stadt. Ein Umschwung bahnte sich erst gegen Ende des 19. Jh. durch das Entstehen der Zuckerindustrie an: Im begünstigten Küstenklima wurde im großen Stil Zuckerrohr angepflanzt. Die Bevölkerungszahl stieg von 75.000 im Jahr 1900 stetig, bis sie 1990 mit 255.000 Menschen ihren höchsten Stand erreichte, was den Bau von neuen Wohnungen erforderlich machte, die in den Randgebieten entstanden. Heute leben etwa 240.000 Menschen in Granada, darunter 15.000 Ausländer. 111al Abb.: mux Viele der Einwohner sind Studenten, denn die Universität von Granada ist nicht nur eine der ältesten Spaniens (1531 als Nachfolgerin der noch älteren arabischen Universität La Madraza gegründet), sondern auch eine der größten. Etwa 80.000 Studenten sind hier und in den Nebenstellen (u. a. in Ceuta und Melilla, spanischen Städten in Marokko) eingeschrieben. Die vielen Studenten prägen daher heute ganz entscheidend die Stadt, geben ihr ein jugendliches und auch liberal-offenes Bild. Granada hat das Privileg, mit Pradollano in der Sierra Nevada ein großes Skigebiet unmittelbar vor der Haustür zu haben. Obendrein befindet sich die Mittelmeerküste nur 60 km entfernt. So kann man tatsächlich zur richtigen Saison morgens Ski fahren und am Nachmittag im Meer baden, wie das Touristenbüro werbend verspricht. Das Klima unterscheidet sich allerdings etwas
20 Am Puls der Stadt von der üblichen andalusischen Hitze. Durch die Höhenlage der Stadt (738 m ü. N.N.) ist es zwar im Sommer heiß, im Winter dagegen ziemlich kalt. Die Monate Dezember bis Februar bringen Temperaturen von unter 10 C, was im andalusischen Verständnis als eisig empfunden wird und auch gefühlt so ist. Die Kälte bringt in den Bergen reichlich Schnee, was in der nahen Sierra Nevada mittlerweile zu einem nennenswerten Skitourismus geführt hat. Damit kann sich Granada ein Stückchen von dem touristischen Kuchen abschneiden, der anderen spanischen Orten mangels Bergen und entsprechender Skigebiete verwehrt bleibt (mit Ausnahme der Pyrenäen). Der Badeurlaub an der Mittelmeerküste spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle in den Tourismuseinnah- men. Der Küstenabschnitt der Provinz Granada nennt sich zwar Costa Tropical, aber die Strände bestehen aus einem meist kieseligen Stein gräulicher Farbe und werden hauptsächlich von spanischen Touristen besucht. Der Städtetourismus spielt dagegen in Granada eine immens wichtige Rolle, denn die Alhambra zählt mit 3,2 Mio. Besuchern jährlich zu den am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten ganz Spaniens. Die Granadinos, die Einwohner der Stadt, sind umgängliche Menschen, gesellig und auch extrovertiert, allerdings doch eine Spur nüchterner als beispielsweise die Sevillaner. Zugleich sind sie auch stolz und ziemlich von sich und ihrer Stadt überzeugt. Als spätes Erbe der langen arabischen Zeit sagt man ihnen auch ein gastfreundschaftliches Herz nach. Das gibt es nur in Granada µ Skifahren und Baden im Meer an einem Tag. Das verspricht Granada und mit ein bisschen Aufwand kann es auch klappen: Vormittags geht es hoch in die Berge der Sierra Nevada und am Nachmittag ans Mittelmeer. µ Alcaicería Ñ. Ein bisschen spürt man hier im ehemaligen Seidenbazar noch den längst vergangenen Charme eines arabischen Marktes. µ Zambra so wird die Variante des Flamencos genannt, den die Gitanos in den Höhlen am Sacromonte Í tanzen und spielen. µ Kälte in Andalusien. Eigentlich kennt Andalusien keine echte Kälte, aber in Granada fällt das Thermometer im Winter durch die Höhenlage auf ungeahnte eisige Tiefen. µ Wohnhöhlen am Sacromonte Í. Zwar gibt es auch in anderen andalusischen Orten Wohnhöhlen, aber in keiner weiteren Großstadt. 008al Abb.: mux
Granada entdecken 21 Granada entdecken Ein Spaziergang durch Granada Man beginnt den Spaziergang bei der Plaza Nueva É, einem der zentralen Plätze der Stadt. Von hier geht man die Carrera del Darro Ê hoch. Die schmale Straße folgt dem Río Darro und führt an einer Reihe von historischen Häusern vorbei, darunter auch das älteste Haus der Stadt, in dem heute die arabischen Bäder (El Bañuelo, s. S. 24) untergebracht sind. Gegenüber ist noch die historische Brücke Puente del Cadí erkennbar und ein Stück weiter oben befindet sich das Kloster Convento de Zafra. Letzteres konnte 1520 durch die finanzielle Unterstützung der Witwe von Hernando de Zafra, dem ehemaligen Sekretär der Reyes Católicos, der katholischen Könige, erbaut werden. Nach links schlängeln sich sehr schmale Gassen hoch in das alte arabische Viertel Albaicín Ì, nach rechts fällt der Blick auf die erhöht stehende Alhambra Ë. Seit dem 19. Jh. heißt die Verlängerung der Carrera del Darro etwa ab dem Torre de las Chirimías Paseo de los Tristes ( Promenade der Traurigen ), weil es hier zu einem Friedhof ging. Auf dem nicht besonders hohen Turm saßen die Honoratioren der Stadt bei Fiestas je nach Wichtigkeit einer höher als der andere. Ganz oben spielte eine Musikkapelle, eines der Instrumente war eine chirimía, eine Art Klarinette. Heute zeigt sich dieser Weg allerdings freundlicher, niemand muss mehr traurig sein, denn es gibt hier einige Lokale mit einer netten Terrasse, von wo man auch einen schönen Blick zur Alhambra hat. Am Ende dieses Bereichs geht es dann nach links die steil ansteigende Cuesta de Chapiz [I D1/2] zum Viertel Albaicín Ì hoch. Es hilft nichts, die ca. 400 m bis zur Iglesia de San Salvador müssen überwunden werden. Oben sollte man erst einmal verschnaufen und dann hinter der Kirche nach links in die calle Panaderos [I C1] einbiegen. Dort taucht man nun schon in das alte arabische Viertel ein. An der Straße befinden sich einige Lokale und kleine Geschäfte und speziell am Vormittag herrscht hier wuseliges, alltägliches Leben. An der bald erreichten Plaza Larga gibt es weitere Lokale und außer dienstags findet hier vormittags ein Markt statt. Nun geht man über die calle Puerta Nueva auf die Mauer mit dem Torbogen zu, durch ihn hindurch und auf der anderen Seite geradeaus über die Placeta de las Minas [I C1] weiter. Hier stehen links einige sehr hübsche Häuser. Nach ca. 100 Metern geht man links über die Callejón Campanas zum Aussichtspunkt Mirador de San Nicolás (s. S. 32). Von dort genießt man einen wirklich spektakulären Ausblick auf die Alhambra und kann sich auf der Terrasse eines Lokals erst mal vom Spaziergang erholen. Speziell zum Sonnenuntergang versammeln sich hier oben immer sehr viele Menschen, da die Alhambra wunderschön vom letzten Tageslicht angestrahlt wird. Neben der Kirche San Nicolás steht übrigens die neue Moschee, deren netter Garten besichtigt werden kann. Routenverlauf im Stadtplan Der hier beschriebene Spaziergang ist mit einer farbigen Linie im Stadtplan eingezeichnet.
22 Granada entdecken Vom Aussichtspunkt steigt man dann auf die darunter liegende calle Atarazanas und folgt der abschüssigen Straße nach rechts. Sie mündet in die ebenfalls abschüssig verlaufende Camino Nuevo de San Nicolás, der auf die Plazuela San Miguel Bajo [I B1] führt, die am Abend ebenfalls mit Tischen der anliegenden Lokale vollgestellt wird. Auf dem Weg dorthin kann man entlang der Straßen überall kleine, teilweise sehr schmucke Häuser betrachten, die meist einen sehr schönen Garten haben. Weiter geht es nach links über die abschüssige Placeta Gauchiles de San Miguel, die in die ebenfalls abschüssig verlaufende calle San José [I B2] mündet. Letztere führt mitten durch das Viertel Albaicín, vorbei an Häusern, die mal sehr schick anzusehen sind, mal etwas vernachlässigt wirken. Bei der Kirche an der Placeta San José [I B2] folgt man dem abschüssigen Weg, der fast wie eine Treppe wirkt, und geht gleich nach rechts weiter. Ab hier ist auch das Zentrum (centro ciudad) bereits ausgeschildert und nach 100 Metern wird die arabische Straße Calderería Nueva erreicht. Die vielleicht 200 m lange Gasse ist von einer Vielzahl kleiner arabischer Geschäfte und Teestuben gesäumt. Hier kann man wunderbar stöbern und bekommt eine Vorstellung, wie 009al Abb.: hj es früher im ganzen Viertel ausgesehen haben könnte. Unten angekommen, überquert man dann die calle Elvira und geht weiter durch die calle Cárcel Baja [I B2] bis zur breiten Gran Vía de Colón. Auch diese Straße wird überquert und eventuell legt man im Café Gran Vía Colón (s. S. 43) einen Pausenstopp ein. Ansonsten biegt man bei der Kathedrale dann links in die Gasse Pié de la Catedral ein, in der sich einige interessante kleine Läden befinden. Entlang der Kathedrale Î geht man weiter über die Plaza de Pasiegas bis zum Eingang des alten Seidenbazars, der Alcaicería Ñ. Hier kann man sich nun endgültig beim Bummeln durch die vielen arabischen Läden in den schmalen Gassen verlieren. Zur groben Orientierung: Nach links geht es zur Gran Vía de Colón, nach rechts zur Plaza Bib- Rambla Ó, wo viele Lokale mit netter Terrasse auf ermüdete Spaziergänger warten. Kleine Pause Mal allein sein µ Café Gran Vía Colón (s. S. 43). Das Café hat einen längeren Tresen und genügend kleine Tische, außerdem eine kleine Terrasse nach hinten: gut geeignet, um einmal die Zeitung durchzustöbern. µ An der Plaza Bib-Rambla Ó gibt es ein gutes halbes Dutzend Lokale und alle haben eine Terrasse zum Platz hin. Zwar ist es hier nicht gerade einsam, aber man kann sich doch sehr schön erholen. µ Innerhalb der Alhambra Ë gibt es zwei größere Gartenbereiche, die eher spärlich besucht werden. Auch hier kann man das eine oder andere ruhigere Eckchen finden.
Granada entdecken 23 É Plaza Nueva ** [I B3] Trotz seines Namens ( Neuer Platz ) ist dieser zentrale Platz einer der ältesten der Stadt. Erschaffen wurde er 1515, um mehr Raum im Umfeld des Río Darro zu schaffen und vor allem, um die sogenannte Kastilisation voranzutreiben, also die Vorherrschaft Kastiliens in allen Lebensbereichen zu fördern und dies auch öffentlich darzustellen. Der moslemische Einfluss war Anfang des 16. Jh. in der Stadt noch deutlich spürbar und dagegen gingen die kirchlichen Würdenträger an. Moscheen wurden zerstört und auf den Überresten Kirchen gebaut, schmale Gassen wurden zu breiten Straßen umgewandelt und eben auch weitläufige Plätze geschaffen. Von der Plaza Nueva sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten rasch erreicht. Das Viertel Albaicín Ì beginnt praktisch im Rücken des Platzes, während zur anderen Seite die Cuesta de Gomérez zur Alhambra Ë führt. Zur Kathedrale Î oder zur Alcaicería Ñ sind es ebenfalls nur wenige Schritte, außerdem befinden sich etliche Tapa- Bars nur einmal ums Eck. Der Platz ist also ein bestens geeigneter Startpunkt, um das Zentrum zu erkunden. Ein paar Lokale haben hier außerdem Terrassen eingerichtet, von denen man ganz entspannt dem Treiben zuschauen und sich auf die Schönheiten der Stadt einstimmen kann. Direkt am Platz steht auch der imposante, von 1531 bis 1587 erbaute Real Chancillería. Im Jahr 1505 ließ Königin Isabel den Königlichen Gerichtshof nach Granada verlegen und dazu musste ein entsprechend repräsentatives Gebäude geschaffen werden. Auch dies war sicher ein Versuch der neuen christlichen Herrscher, in der frisch eroberten Stadt ihre Macht 112al Abb.: mux zu demonstrieren. Ab sofort saß hier die oberste Gerichtsbarkeit für alle Teile Spaniens südlich des Río Tajo, einem Fluss, der fast mittig durch das Land fließt. Das Gebäude hat eine von Francisco del Castillo erschaffene Renaissancefassade mit etlichen Pilastern, Rundbögen und Balkonen, außerdem ziert es das königliche Wappen. Noch heute wird das Haus von der Justiz genutzt. Am oberen Ende der Plaza Nueva steht die kleine, 1537 von Diego de Siloé erbaute Iglesia de Santa Ana. Sie wurde wie so viele andere Kirchen auf den Resten einer abgerissenen Moschee errichtet und weist ein platereskes Portal auf. Der schlanke Glockenturm aus Ziegeln stammt noch aus der arabischen Zeit und ähnelt deshalb einem Minarett. Er weist im oberen Bereich Halbbögen an den Fenstern auf und ganz oben hübsche, blau-weiße Azulejos (zu einem Mosaik geformte Kacheln). Im Inneren befinden sich Skulpturen aus dem 16. und 17. Jh. sowie schöne Wandmalereien. n Flamenco-Tänzchen auf der Plaza Nueva j Die Calderería Nueva [I B2] erinnert mit ihren Geschäften und Teestuben an eine arabische Gasse