DER TURM als Symbol und Erlebnis
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Türme zu bauen scheint eine der ältesten Leidenschaften der Menschheit zu sein. Durch einen ebenso mythischen wie realen" Hohentrieb" genötigt. müssen wir von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart Türme bauen. die weder sakralen noch praktischen Zwecken dienen. und dennoch seit tausenden Jahren für die Menschheit unentbehrlich zu sein scheinen. Das Geheim dieses turmbauenden Triebes. wie auch die wahre Natur des Turmes enthüllt sich bei einer Analyse der verschiedenen Turmtypen. ihrer Funktion und ihrer Rolle in der Umgebung. In diesem Buch werden der Sinn. die Bedeutung und der Ausdrucksgehalt des Turmes zum erstenmal von kunstpsychologischem Standpunkt aus untersucht. Der Turm wird als Symbol eines Lebensgefühls und als emotionelles Erlebnis d~s Betrachters interpretiert. Die wesentlichen. von Zeit und Stil unabhängigen Merkmale aller Türme werden von allen Seiten beleuchtet. Es zeigt sich. dass wir bei den Türmen mit einem eminent geistigen Element der Baukunst zu tun haben. mit einer Verkörperung des Kampfes zwischen Materie und Geist. des Sieges der aufbauenden Kraft über die lastende Masse. Nach einer Einleitung wird in einer Untersuchung der historischen Tatsachen festgestellt dass der "Turm von Babel" d. h. der historisch bewiesene Marduk~ Tempel zu Babyion. eines der ältesten Bauwerke war. die wir im Prinzip als Türme betrachten können. In den folgenden Kapitteln werden Sinn und Funk~ tion des Turmes näher ins Auge gefasst und die zwei extremen Erscheinungs~ formen als statischer und dynamischer Turmtypus bezeichnet. Nach dieser Betrachtung des Turmes als Einzelindividuum wird der Eindruck beschrieben den man von Türmen gewinnl die in Gruppen. als Glieder ein,-s grösseren Baukomplexes auftreten; folgt eine Analyse der Bedeutung der Türme im Gesamtbild der Städte und Dörfer diesseits und jenseits der Alpen. Anschliessend wird das Problem aufgestellt. weshalb die klassisch~griechische Kunst. sowie die praktisch~grosszügige römische den Turm prinzipiell ablehnen. In diesem Zusammenhang ist auch das Kapittel. das dem Pharos von Alexan~ dria. einem Bauwerk der hellenistischen Kultur. gewidmet wurde. von grösster Bedeutung. Zum Schluss wird die Frage aufgeworfen, weshalb unsere eigene. nüchtern~ zweckmässige und höchst unromantische Zeit. immer noch den Turm. diesen so wenig nüchternen. zwecklosen jedoch sublimiert geistigen Geschöpf nötig hat. Als Epilog werden zwei Gemälde von Jan van Eyck und Pieter Breughel d. Ae. auf ihrem symbolischen Gehalt interpretiert. Die Verfasserin hat die Ergebnisse ihrer Untersuchungen in einer ungemein fesselnden Darlegung zusammengefasst und mit einer Auswahl prachtvoller Photographien illustriert, welche die leitenden Gedanken durch die suggestive Kraft der Anschauung erhellen und beleben. 135 S. Mit 58 Abb. 4to. With an English summary. Broschiert 19 Gulden Zu beziehen durch
M. REVESZ-ALEXANDER DER TURM als Symbol und Erlebnis MIT 58 ABBILDUNGEN HAAG MARTINUS NIJHOFF 1953
ISBN 978-94-015-0117-0 ISBN 978-94-015-0595-6 (ebook) DOI 10.1007/978-94-015-0595-6 Copyright 1953 by Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands. AII rights reserved, including the right to translate or to reproduce this book or parts thereof in any form
Vorwort Ich habe mir in diesem Buch die Aufgabe gestellt, die Bedeutung, den Sinn und den Ausdrucksgehalt des Turmes zu erforschen. In langjähriger Beschäftigung mit diesem Problem bin ich zu einer Deutung gekommen, die mich immer mehr befriedigte, je mehr und je verschiedenere Türme ich sah und einer Analyse unterwarf. Es war demnach mein Ziel, diese Interpretation, die ausschliesslich für diese einzigartige architektonische Schöpfungen gilt, überzeugend und deutlich darzustellen. Dadurch hoffe ich die wesentlichsten, von Zeit und Stil unabhängigen Merkqlale des Turmes von allen Seiten beleuchtet zu haben. Es ergibt sich daraus von selbst, dass ich weder danach strebte, eine Entwicklungsgeschichte des Turmes zu geben, noch eine vollständige Typologie der Türme verschiedener Länder aufzustellen, sondern das Prinzipielle und Wesentliche, das in allen Türmen gemeinsam ist, zu finden und an treffenden Beispielen zu demonstrieren. Amsterdam, Juli 1953. Dr Magda Revcsz-Alexander.
Inhaltsverzeichnis Einleitung. 1 Der Turm von Babel 3 Sinn und Funktion des Turmes. 13 Die zwei extremen Erscheinungsformen: der statische und der dynamische Turmtypus. 23 Turm und Gebäude 43 Der Turm im Gesamtbild diesseits und jenseits der Alpen. 59 Warum hat die griechische Baukunst keine Türme?. 73 Der Pharos von Alexandria. 83 Warum had die römische Baukunst keine Türme? 91 Der Turm in unserer Zeit. 103 Schlussbetrachtung 119 Summary. 125 Sachregister 133 Namenregister 135
Bildernachweis Ed. Alinari, Florenz: Abb. 15, 17, 25, 26, 27, 28, 31,33,34; Anderson, Rom: Abb. 10,32; Belgisch Verkeersbureau, Amsterdam: Abb. 21, 24; Bildarchiv, Marburg all: Abb. 20, 35; Ed. Brogi: Abb. 22; Dagens, Stockholm: Abb. 50; C. A. Deul, Hilversum, Holland: Abb. 52; K. Erhart, Merano: Abb. 40; B. Kalsbeek, Laren, Holland: Abb. 36,44,51; F. Lahaye, Maastricht: Abb. 18, 19; Lichtbeelden Instituut, Amsterdam: Abb. 2,3,4,5,6,12,13,14,16,23,43,45,46,53,54; New York Convention and Visitors Bureau: Abb. 47, 48, 49; Particam Pictures, Amsterdam: Abb. 1; Pietsch, Wien: Abb. 8; Wo PreiseT, Frankfurt alm: Abb. 38; Alb. Steiner, St. M oritz: Abb. 39; L. H. van der Tweel, Amsterdam: Abb. 9, 11, 29,30,37,41,42; A. A. van Vffelen, Antwerpen: Abb.7.