Predigt zu Matthäus 3,2/ Philliper 4,4-7 Liebe Gemeinde, was möchtet ihr lieber hören: Freut euch, der Herr ist nahe oder Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe? Ich hoffe, ihr könnt euch sowohl auf das Freut euch, als auch auf das Kehrt um einlassen. Beides gehört zusammen. Beides geschieht, wenn wir die Nähe Gottes suchen wir werden von Freude erfüllt und wir werden umdenken. Mir geht es so, dass ich alle Jahre wieder denke, es müsste sich etwas ändern. Eigentlich möchte ich mich dem ganzen Vorweihnachtsstress entziehen und mich auf das Wesentliche besinnen. Doch wahrscheinlich werde ich es wieder nicht schaffen, auf dem Weg zu den Einkaufspassagen umzukehren. Das Weihnachtsgeschäft soll das erfolgreiche Jahr 2010 mit einem Umsatzplus krönen. Das ist unsere Freude. Von Umkehr oder Umdenken ist nichts zu spüren in unserer Gesellschaft. Ja, Weihnachten ist nahe. Es liegt aber fern, an Buße zu denken. Und was tun wir? Wie nah ist dir das Himmelreich? 1
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einmal unterscheiden zwischen zeitlichen Näheverständnis und räumlich erfahrbarer Nähe. Als Johannes der Täufer verkündete Das Himmelreich ist nahe, erwarteten alle, dass es zeitlich gesehen nicht mehr lange dauern würde, bis der von den Propheten angekündigte Messias kommt und damit die Herrschaft Gottes auf Erden endgültig anbricht. Und so kam es ja auch doch das ist aus heutiger Sicht lange her. Wer denkt heute noch, wenn die erste Kerze am Adventskranz angezündet wird, an den, der mit Heiligem Geist und mit Feuer tauft?! Und die Erwartung, dass unser Herr Jesus Christus am Ende der Zeit einmal wiederkommen wird, gerät im vorweihnachtlichen Trubel schnell in Vergessenheit. Doch wir dürfen diese Perspektive nicht aus den Augen verlieren. Auf den ersten Advent folgt der zweite Advent das zweite Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Und soviel steht fest: Das Himmelreich kommt uns alle Jahre wieder ein Jahr näher! Ob wir das wahrhaben wollen oder nicht, die Zeit vergeht. Manchmal fragen wir uns im Stillen, wo nur die Jahre geblieben sind. Viele hetzen aus diesem Grund durch die Einkaufspassagen, um darüber gar nicht länger nachdenken zu müssen. Es ist merkwürdig, gerade zu 2
Weihnachten wollen viele diesen Gedanken nicht an sich ranlassen, dass das Himmelreich nahe ist. Dieser Gedanke kann einem natürlich auch Angst machen. Sogar in der Bibel wird davon berichtet, dass das Volk Gottes, Angst vor dem Tag des Herrn hatte. Heulet, denn der Tag des Herrn ist nahe, heißt es in Jeremia 13,6 oder in Joel 1,15: O weh, der Tag des Herrn ist nahe und kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen. Wer solch ein angstbesetztes Gottesbild verinnerlich hat, wird es schwer haben, sich auf den Tag zu freuen, von dem an alles anders sein wird. Doch genau darum ist Jesus ja in diese Welt gekommen. Er wollte uns einen barmherzigen und liebenden Gott nahe bringen. Im Glauben an Jesus Christus können wir uns auf den Tag seiner Wiederkunft nur freuen! Nun leben wir nicht mehr in der Naherwartung, wie die ersten Christen, die ja ganz real davon ausgingen, dass Jesus noch zu Lebzeiten wiederkommen würde. Diese Naherwartung lässt nun schon fast zwei Jahrtausende auf sich warten. Dennoch wird es sich erfüllen und wir dürfen uns darauf freuen. Woran aber liegt es, wenn die Freude fehlt? Vielleicht müssen wir ja auch umkehren bzw. umdenken?! Paulus schreibt, dass wir uns allezeit freuen sollen. Vielleicht verbringen wir viel zu 3
viel Zeit damit, uns irgendwelche Sorgen zu machen. Natürlich hat jeder so seine Sorgen und die können wir auch nicht einfach wegbeten! Doch wir können tatsächlich zu jeder Zeit mit unseren Sorgen zu Jesus kommen zeitweise flehend und dann auch wieder mit Dank. Das macht den Unterschied aus. Wenn wir von unseren Sorgen wegdenken, umdenken, unsere Gedanken zu dem hindenken, der alle Tage bei uns ist, bis an der Welt Ende, dann wird alles gut. In dem Moment relativieren sich die Dinge, die uns gerade noch so große Sorgen bereitet haben. Dann wird uns wieder neu bewusst, dass Jesus uns in jedem Augenblick nahe ist und das wird uns mit einer ganz tiefen Freude erfüllen. Freut euch im Herrn jederzeit noch einmal sage ich: Freut euch! Und wenn es euch an Freude fehlt, dann kehrt um denkt um. Denkt daran, dass alles in eurem Leben auf ein Ziel hinausläuft. Das Ziel kann nicht sein, alles schön zu schmücken, fleißig zu backen und die passenden Geschenke zu kaufen. Es geht um mehr die Adventszeit sollte eine erwartungsvolle Zeit sein. Ich habe die Erwartung an mich und auch an euch, dass diese Freude an unserem Herrn Jesus Christus gerade während der Advents- und Weihnachtszeit allezeit spürbar wird. Darum möchte 4
ich flehen. Dafür möchte ich danken. Auch wenn mir der Gedanke fern liegt, möchte ich darum bitten, dass Jesus bald wiederkommt. Und ich habe die Erwartung, dass ich am Ende der Zeit das Ziel erreiche, das Jesus schon immer für mein Leben hatte. Noch einmal sage ich: Freut euch! Und wenn euch die Freude fehlt, dann kehrt um. Eine baldige Wiederkunft Jesu zu erwarten, ist das eine. Doch solange wir hier auf Erden Weihnachten feiern, sind wir an Raum und Zeit gebunden. Allein darauf zu hoffen, dass Jesus zeitlich gesehen schon bald wiederkommt, würde uns nicht zufriedenstellen. Darum sollten wir uns eben auch darüber Gedanken machen, was wir dazu tun können, damit der Herr über Himmel und Erde uns räumlich nahe kommen kann. In unseren Wohnzimmern genießen wir bei Adventskranz- Kerzenglanz die Nähe mit der Familie oder mit einem lieben Menschen. Sicher ist es ein Vorrecht, Zeit mit Menschen zu verbringen, mit denen man sich innerlich verbunden fühlt. Wenn in dieser Weise eine von Harmonie erfüllte Nähe entsteht, dann fühlt sich das tatsächlich ein bisschen an wie Himmelreich. Wir alle sehnen uns nach solch einer Nähe. Doch so schön Nähe sein kann, kein 5
Mensch kann die Sehnsucht nach Nähe in der Weise erfüllen, wie Jesus. Von daher tun wir gut daran, Jesus, seinem Geist, in uns Raum zu geben, um diesen Frieden zu finden, der intensiver und schöner ist, als alles Andere. Nähe zu Jesus braucht einen Raum der Stille. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Wir haben uns ja als Gemeinde an dem überkonfessionellen Projekt Jahr der Stille beteiligt. Was ist eigentlich davon geblieben? Ich persönlich habe im Jahr der Stille gelernt, umzudenken. Mein Gebet hat sich verändert. Ich mache weniger Worte. Umso mehr spüre ich das Himmelreich in mir. Dann genieße ich einfach die Nähe zu Gott. Und diese Nähe zu spüren, erfüllt mich mit Freude. Das aber braucht Raum und Zeit. Eine bestimmte Zeit, die ich mir dafür reserviere. Und einen besonderen Raum, wo mich niemand stört. Denkt um, wenn ihr denkt, dass die Adventszeit wieder nur stressig wird. Noch einmal sage ich: Denkt um und freut euch auf eine Zeit der Stille. Freut euch darauf, dem zu begegnen, der alle Sehnsucht stillt. 6
Damit komme ich zu einem abschließenden Gedanken. Die Frage ist ja immer noch, wie eine Nähe zu Gott entstehen kann. Das hängt stark davon ab, wie erwartungsvoll wir beten und darauf hoffen, dass Jesus bald wiederkommt. Zweitens kommt es darauf an, dem heiligen Geist Raum und Zeit zu geben in unserem Leben. Das allerdings darf nicht dazu führen, dass wir uns aus dieser Welt zurückziehen und gleichsam mit verklärtem Blick nur noch an uns selbst denken. Nähe zu Gott entsteht nicht zuletzt, indem wir uns denen zuwenden, die einsam, traurig oder besorgt sind. Was wir einem dieser Menschen, deren Vorfreude auf Weihnachten in diesem Jahr äußerst gering ist, an Gutem tun, das haben wir unserem Herrn Jesus Christus getan. Das heißt, wenn wir jemand erfreuen, indem wir ihm Nähe schenken, dann sind wir in dem Moment Christus näher, als uns das vielleicht bewusst ist. Ein unverhoffter Gruß, eine Postkarte, ein Besuch, eine kleine Aufmerksamkeit, ein Mut machendes Wort oder ein Gebet schaffen Nähe. Bei Paulus finden wir diesen Gedanken übrigens auch. Er schreibt: Jeder soll eure Güte und Freundlichkeit erfahren (V.5). Nun kann ich es nicht jedem Recht machen. Doch wenn sich jeder hier daran beteiligt, anderen Nähe und damit auch ja 7
auch Wertschätzung entgegen zu bringen, dann wären wir dem Himmelreich ein ganzes Stück näher. Vielleicht müssen wir auch in dieser Beziehung umdenken, weg von uns selbst hin zu denen, die momentan nicht so recht an einen gütigen und freundlichen Gott glauben können. Bis Jesus einmal wiederkommt, werden wir vielleicht noch öfter Weihnachten feiern. Wir sollten aber diese Adventszeit ganz bewusst dazu nutzen, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und unsere Gedanken immer wieder neu auf den ausrichten, der uns den Himmel nahe bringt. Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe. Gott möchte uns nahe kommen wie nah wirst du ihn an dich heranlassen? Noch einmal sage ich: Freut euch, der Herr ist nahe. Und wenn euch es auch an Freude fehlt, dann kehrt um. AMEN 8