! Leica M9-P Leica Summicron-M 2.0/35 35mm 1/30s f/4.8 ISO160 Book Temple III Tutorial von Hans Martin Doelz Die Stadtbibliothek Stuttgart ist bei Fotografen aus aller Welt sehr beliebt. Das Gebäude wurde vom in Deutschland ansässigen koreanischen Architekten Eun Young Yi entworfen. Die Eröffnungsfeier der Bibliothek fand am 21. Oktober 2011 statt. Seitdem sind unzählige Fotografien entstanden, die sowohl das äußere wie auch das innere Erscheinungsbild der Bibliothek zeigen. Mein erster Besuch der Bibliothek war im September 2013, wobei mich die komplexen Strukturen, insbesondere im Innenbereich, überraschten. Sie stellen wohl für jeden Fotografen eine besondere Herausforderung dar.
Im Februar 2014 wurde ich auf ein Foto aufmerksam, das beim Sony World Photography Awards einen der Spitzenplätze erreicht hatte. Das Bild zeigte ein Motiv aus dem Innenbereich der Bibliothek. Ich beschloss, die Bibliothek noch einmal aufzusuchen, um zu sehen, aus welcher Position die Aufnahme gemacht worden war. Um mich mit meiner neuen Kamera vertraut zu machen, ging ich zunächst im Innenraum ein wenig suchend umher, machte ein paar Aufnahmen, aber mit meinem 35mm-Objektiv war es nicht möglich, den Ausschnitt des Wettbewerbsbildes zu erreichen. Später las ich dann, dass dieses Foto mit einem 12mm- Objektiv entstanden war. Ich achtete sehr auf diese stark unterschiedlichen Lichtverhältnisse, weil ich beide Lichttemperaturen in meinem Bild darstellen wollte." Daher konzentrierte ich mich auf ein Motiv mit einer Frontalsicht auf eine der vier nahezu gleich aussehenden Wände dieser würfelförmigen Struktur. Ich wählte diejenige mit der Cafeteria im 8. Stock, weil dort ein lebhaftes Treiben herrschte. Zudem sind in der Cafeteria viele Fenster, durch die sehr viel mehr natürliches Licht von außen hereinfällt, während im 6. und 7. Stock ein wesentlich wärmeres Licht durch die künstliche Beleuchtung vorherrscht. Ich achtete sehr auf diese stark unterschiedlichen Lichtverhältnisse, weil ich beide Lichttemperaturen in meinem Bild darstellen wollte. Geduldig wartete ich, bis dass die Anordnung dieser wenigen Personen ansprechend und die Bildkomposition insgesamt ausgewogen war." Im 6. und 7. Stock hielten sich nur wenige Leute auf. Geduldig wartete ich, bis dass die Anordnung dieser wenigen Personen ansprechend und die Bildkomposition insgesamt ausgewogen war. Insgesamt entstanden etwa zehn unterschiedliche Aufnahmen, von denen für meinen Geschmack dieses Bild das attraktivste ist. Eine Person befindet sich genau in der Mitte der Treppe und damit auch exakt in der Bildmitte.
Es gibt viele Elemente in diesem Bild, die eine starke, dynamische Komposition ergeben: neben den bildbestimmenden eindrucksvollen Bücherregalen sind es zunächst alle die Personen, die sich vor diesen Regalen aufhalten, die sitzende Frau, die sich mit ihrem Mobiltelefon beschäftigt, der stehende Mann, der ein Buch liest, seine Jacke, die auf der Bank liegt, die Frau auf der Treppe, die sich ein Buch zur Ausleihe ausgesucht hat, und, nicht zu vergessen, der Mann im 8. Stock (auf der linken Seite) mit seinen wundervoll roten Sneakers. Darüber hinaus wird die beschriebene Szenerie ergänzt durch das lebhafte Treiben in obersten Stockwerk, wo eine Cafeteria zum Verweilen einlädt. Die Zentralperspektive und die strenge grafische Kompostion des Bildes sind dessen wesentliche Merkmale. POST-PROCESSING Das Original DNG-Bild wurde mit Lightroom 5.7 bearbeitet. Die Original DNG-Datei war unterbelichtet und zusätzlich war eine leichte Korrektur der stürzenden Linien erforderlich. Darüber hinaus wollte ich durch eine besondere Farbgebung des Bildes die außerordentlich attraktiven Bücherregale ins Bewusstsein der Betrachter bringen. Dies ist das Original-Bild: Original-Bild
1) Zunächst erfolgte im Lens Corrections panel eine automatische Verzeichnungskorrektur, die unmittelbar zu einer Verbesserung des Fotos führte. Man kann dies durch einen direkten Vergleich des unteren Fotos im Vergleich zum Originalbild sehen. Nach der Verzeichnungs- Korrektur war eine leichte Beschneidung des Bildes am linken und rechten Rand nötig. Nach automatischer Korrektur der stürzenden Linien 2) Im Basic panel wurde die Belichtung auf +1.14 erhöht. Dies war der erste Versuch, das Gesamtbild etwas aufzuhellen, später nach einigen Farbänderungen wurde die Belichtung noch weiter erhöht. 3) Im the HSL/Color panel wurde die Gelb-Sättigung auf 100 verändert, um den durch die künstliche Beleuchtung hervorgerufenen Gelbstich im Bild zu entfernen.
Nach Erhöhung der Helligkeit und Reduzierung der Gelb-Sättigung 4) Zurück im Basic panel wurde der Kontrast auf +23 erhöht. 5) Nach dieser Änderung erkannte ich, dass ein weiteres Anheben der Helligkeit sinnvoll wäre; sie wurde auf +2.4 gesetzt. 6) Am Ende des post-processing wurden rechts und oben noch Beschnitte durchgeführt, um eine ausgewogene Gesamtkomposition zu erzielen.
Book temple III TIPPS 1) Wenn Sie einen Ort erstmalig aufsuchen, an dem Sie fotografieren wollen, ist es von Vorteil, sich im Vorfeld umfassend über diesen Ort zu informieren. Dazu können Sie zum Beispiel Bilder im Internet anschauen, um zu sehen, was der Ort an Möglichkeiten bietet, Motive entsprechend Ihren fotografischen Schwerpunkten zu finden. Gleichzeitig können Sie durch gezielte Recherche herausfinden, ob es Einschränkungen für das Fotografieren gibt, wo und dann dieses erlaubt oder nicht möglich ist. 2) Bei Architekturaufnahmen ohne tilt-shift-objektiv wählen Sie unbedingt einen größeren Ausschnitt des Motivs, da das spätere Korrigieren von stürzenden Linien einen Beschnitt des Bildes erforderlich macht, und es wäre schade, wenn dadurch wesentliche Teile des Motivs verloren gehen. 3) Obwohl ein Stativ ein sehr sinnvolles Zubehör ist, kann man notfalls auch ohne auskommen. Es gibt in einigen Fällen (Beispiel: dieses hier besprochene Bild), andere Methoden, um sich oder die Kamera für den Moment der Belichtungszeit zu stabilisieren.
BIOGRAFIE Geboren 1949 in Lüdenscheid, Deutschland. Nach dem Ende des Berufslebens beschäftigte ich mich zunächst intensiv mit dem Erzeugen von grafisch geprägten Bildern durch selbstgeschriebene Computer-Algorithmen. Oft waren auch Fotografien die Basis für Veränderungen, die mit entsprechender Software erzeugt wurden und letztlich interessante abstrakte Bilder lieferten. In den letzten zwei Jahren entstanden zusätzlich auch rein fotografische Arbeiten ohne Verfremdung, wobei der Schwerpunkt auf Bilderserien liegt, weil diese ein größeres erzählerisches Potenzial haben als Einzelbilder. Oft sind diese Bilder durch klare grafische Elemente gekennzeichnet, da diese Eigenschaften einen großen Reiz auf mich ausüben. Meine Webseite: http://hansmartindoelz.co http://hansmartindoelz.pixu.com LOCATION Stuttgart, Deutschland