GESCHICHTE UND LÄNDERKUNDE ALLGEMEINES; EPOCHEN. Mittelalter. Staufer EINFÜHRUNG

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D DA DAD GESCHICHTE UND LÄNDERKUNDE ALLGEMEINES; EPOCHEN Mittelalter Staufer EINFÜHRUNG 11-1 Die Welt der Staufer : Wegstationen einer schwäbischen Königsdynastie / Hansmartin Schwarzmaier. - Leinfelden-Echterdingen : DRW-Verlag, 2009. - 237 S. : Ill., graph. Darst., Kt. ; 21 cm. - (Bibliothek schwäbischer Geschichte ; 1). - ISBN 978-3- 87181-736-6 : EUR 14.90, EUR 9.90 (Reihenpreis) [#1604] Die Zeit der Staufer umfaßt in Schwaben, wie Hansmartin Schwarzmaier eingangs seiner Darstellung Die Welt der Staufer feststellt, den Zeitraum von 1079 bis 1268, also eine Periode von knapp 200 Jahren. Die Höhepunkte dieser Zeit bilden das Kaisertum Friedrichs I. Barbarossas und seines Enkels Friedrichs II. Während Barbarossa am Beginn seines politischen Wirkens noch das Amt des schwäbischen Herzogs innehatte und erst später als König und Kaiser sich verstärkt Reichsitalien zugewandte, lag der Fall bei Friedrich II. genau umgekehrt. Dieser war bereits in Sizilien geboren und sollte insgesamt nur zweimal in das nordalpine Reich, und hierbei in den heimatlich schwäbischen Dukat zurückkehren. Das Herzogtum Schwaben umfaßte im 10. und 11. Jahrhundert die Gegend zwischen dem Rhein im Westen und dem Lech im Osten. Die Nordgrenze bildete eine Linie zwischen dem Kloster Selz, Hirsau, Waiblingen und Feuchtwangen. Im Süden gehörten der Nordteil der heutigen Schweiz sowie Rätien mit Chur noch zum Herzogtum, locker angegliedert war diesem noch das Elsaß. Freilich war, wie Schwarzmaier aufzeigt, das Herzogtum Schwaben am Ausgang des 11. Jahrhundert in drei Interessenssphären geteilt: im Westen der Breisgau, die Gebiete der nördlichen Schweiz, in denen die Zähringer die führende Stellung innehatten, der Südosten, insbesondere der oberschwäbische Raum bis hinein nach Bayern, wo die Herrschaftsschwerpunkte der Welfen lagen und diese mit Weingarten ihr Hauskloster errichtet hatten, im Elsaß schließlich, im Rems- und Murrgebiet bis hinüber ins Fränkische lag der Besitzpunkt der Staufer, die 1079 mit der Ernennung Friedrichs I. (1079-1105) zum Herzog von Schwaben aus dem Dunkel der Geschichte treten. Intensiv untersucht Schwarzmaier die Abstammung des staufischen Geschlechts, wobei er aufzeigen kann, daß die Mutter Herzog Friedrichs I. aus einer der einflußreichsten Familien im Elsaß entstammte, möglicherweise zu den Grafen von Egisheim und Dagsburg gehörte, so daß ihre Abkunft vom burgundischen Königshaus (sic) zu einer der vornehmsten Damen ihrer

Zeit machte (S. 18-19). Die Abstammung des Vaters Herzog Friedrichs I., Friedrich v. Büren, bleibt dagegen weitgehend im Dunkeln der Geschichte. So wird dieser wohl um 1010 oder 1020 geboren sein und wird mit einem 1053 urkundlich erwähnten schwäbischen Pfalzgrafen Friedrich identifiziert (S. 20). Jedoch ist es nicht gelungen, ihn mit einem der führenden Geschlechter im östlichen Schwaben oder in Bayern in Verbindung zu bringen. Auch ist nicht bekannt, auf welchem Weg die Ehe mit Hildegard v. Schlettstadt zustande kommen konnte, die wiederum den Erwerb wichtiger Güter und Herrschaftsrechte im Elsaß ermöglichte. Freilich mußten die Staufer bereits 1079 ein einflußreiches und angesehenes Geschlecht dargestellt haben, andernfalls wäre Friedrich I. nicht als schwäbischer Herzog und Gatte der Kaisertochter Agnes in Betracht gekommen. Der mit Friedrich I. eingeschlagene Weg führte die staufische Dynastie schließlich vom Rems- und Filstal nicht nur ins Elsaß, sondern darüber hinaus nach Franken, so nach Würzburg, Bamberg und Nürnberg, aber auch an den Niederrhein seit jeher eine der Kernzonen der römisch-deutschen Könige. Doch auch darüber hinaus weitet sich noch einmal der Raum, in dem die Staufer wirken. So begibt sich König Konrad III. (1138-1152) mit verheerenden Folgen auf den Kreuzzug, der mit einem Debakel vor den Toren von Damaskus endet und knüpft dabei Heiratsbeziehungen nach Byzanz. Mit Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) rückt schließlich Italien in das Blickfeld der Staufer; weit über ein Jahrzehnt verbringt Barbarossa in der Auseinandersetzung mit dem Papsttum und den lombardischen Städten in Italien. Zu seinen großen Erfolgen freilich gehört dabei, das Heiratsprojekt seines Sohnes mit der Normannenprinzessin Konstanze auf den Weg gebracht zu haben und somit auf diese Weise den Weg für die Nachfolge der Staufer im Königreich Sizilien geöffnet zu haben. Folglich verlagert sich der Schwerpunkt der Stauferherrschaft immer stärker nach Italien, so daß alle späten Staufer nicht mehr in Schwaben, sondern in Italien geboren sind, genauso wie sie ihre Gräber nicht mehr in Lorch oder Schlettstadt finden, sondern in Palermo, in Cosenza und Neapel, in Jerusalem (S. 8). Ziel des Bandes ist es, den Leser mit auf einen Ausflug durch das Remstal zu nehmen, während eines Abschnittes von zweihundert Jahren weiterzuziehen durch Schwaben und Franken, und unser Weg führt schließlich durch das Reich und durch Europa, wobei freilich der Blick auf die Stätten der Stauferzeit, auf den Hohenstaufen, in Ulm und Esslingen, in Durlach und Pforzheim, in Bamberg und Nürnberg, Hagenau und Speyer, in Mailand und Palermo, in Venedig und Jerusalem immer im Vordergrund steht. An den Beginn jedes Kapitels seiner Reise setzt Schwarzmaier einige Leitfragen, die es ihm ermöglichen, komplexe Sachverhalte in einfachen aber sehr treffenden Worten zu erläutern und dabei einem interessierten, aber durchaus breiterem Publikum gewichtige Fragen der Mittelalterforschung näherzubringen. So zeigt er dem Leser gleich am Beginn der Darstellung auf, welchen tiefen Einschnitt das 11. Jahrhundert für die Geschichte des Burgenbaues in Mitteleuropa bedeutete: So kam es seit etwa 1050 zum Bau von Höhenburgen, wie beispielsweise dem Hohenstaufen, Zollern oder der Achalm, die freilich keineswegs nur militärischen Zwecken dienten, sondern

auch repräsentativen Charakter besaßen und Ansehen und Stärke des Burgherren dokumentieren sollten. Einhergehend, so Schwarzmaier weiter, wurde die Benennung nach der Burg eines der auffallendsten Kennzeichen einer neuen Adelswelt des Hochmittelalters (S. 15) oder mit etwas anderen Worten ausgedrückt: wurde bisher in einer Familie immer nur ein Leitname tradiert, so kommt es jetzt zur Ausbildung von Doppelnamen: Aus den Friedrichen werden nun die Staufer (S. 15). Zu den Protagonisten im schwäbischen Raum gehörten, wie bereits beschrieben, neben den Staufern auch die Zähringer und Welfen, mit denen die Staufer einerseits eng versippt waren, andererseits in einem latenten und mitunter offenen Konkurrenzverhältnis gestanden haben. Dieses Wechselverhältnis zwischen den drei großen schwäbischen Dynastien seit dem späten 11. Jahrhundert, wie auch deren dynastisches Selbstverständnis wird von Schwarzmaier eingehend erläutert. Geprägt worden ist dieses Selbstverständnis nicht zuletzt durch deren Historiographen, im Falle der Staufer namentlich durch den Zisterziensermönch und Bischof Otto von Freising. Dieser war eng mit dem staufischen Haus verwandt: Als Sohn der Kaisertochter Agnes aus zweiter Ehe gehörte er dem Geschlecht der Babenberger an, war Halbbruder König Konrads III. und Onkel Friedrichs I. Barbarossa. Schwarzmaier stellt diesen, durch seine Chronik und die Gesta Friderici, wichtigsten staufischen Geschichtsschreiber, eingehend vor und erläutert dem Leser, worin einerseits der besondere Quellenwert der Darstellung Ottos liegt, warum aber andererseits dieser freilich selbst Partei war und keineswegs alle seine Aussagen als objektive Wahrheit angesehen werden können. Selbstverständlich erläutert Schwarzmaier eingehend das Geschichtsbild Otto v. Freisings, wobei gemäß diesem Geschichtsbild Kaiser Friedrich I. Babarossa zum großen Friedenskaiser werden sollte, der in seiner Person alle Gegensätze im Reich vereinte, der Eckstein einer neuen Friedensordnung werden sollte (S. 39). Zu den von Schwarzmaier in seinen Ausführungen erläuterten Forschungsfragen gehört auch die Königswahl des Jahres 1125 bei denen Herzog Friedrich II. (1105-1147) von Schwaben obwohl Neffe Kaiser Heinrichs V. und obwohl von diesem im Grunde als Nachfolger aufgebaut, letzten Endes als Kandidat gegenüber Lothar III. durchgefallen ist. Einfühlsam und deutlich hebt Schwarzmaier dem Leser hervor, wie herablassend und hochfahrend sich der schwäbische Herzog im Umfeld der Wahlhandlung verhalten hat und durch das Fehlen jeglicher Demutsgeste letztlich seinen Konkurrenten in die Hände gespielt hat. Eindrücklich zeigt Schwarzmaier am Beispiel der Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Lothar III. (1125-1137) und den Stauferbrüdern Herzog Friedrich II. und dem späteren König Konrad III. auch die Art und Weise der Krieg- und Fehdeführung im 12. und 13. Jahrhundert auf. Relativ kurz handelt Schwarzmaier die Aktivitäten Kaiser Friedrichs I. Barbarossa wie auch seines Enkels Friedrichs II. in Italien ab. Um so intensiver blickt er dagegen nach Schwaben, wobei es ihm darum geht, aufzuzeigen, daß die Kräfteverhältnisse innerhalb der Stauferfamilie auch oder gerade

in Schwaben immer neu überdacht und durch Abmachung gesichert werden mussten, je nach dem, wer dem Thron am nächsten war (S. 86). Bei der Darstellung der Geschichte Schwabens kann Schwarzmaier hachweisen, wie es sowohl Friedrich I. Barbarossa als auch Friedrich II. gelungen ist, die staufische Stellung innerhalb des schwäbischen Dukats immer weiter auszubauen und die rivalisierenden Zähringer und Welfen zu verdrängen: Friedrich I. kam dabei die große Seuche bei seinem Romzug des Jahres 1167 in gewissem Sinne zugute. Diese bedeutete einen erheblichen Aderlaß zahlreicher schwäbischer Grafengeschlechter, vor allem aber erlag ihr auch Welf VII., so daß sein Vater, Herzog Welf VI. über keinen direkten leiblichen Nachkommen mehr verfügte und es Barbarossa gelang, dessen reiches Erbe im oberschwäbisch-bayrischen Raum an sich zu ziehen und damit in einem Teil des schwäbischen Herzogtums Güter zu gewinnen, in dem die Staufer bisher noch überhaupt nicht hatten Fuß fassen können. Auch Friedrich II. konnte vom Aussterben einer ganzen Reihe bedeutender schwäbischer Geschlechter, nicht zuletzt der Zähringer im Jahr 1218 profitieren und deren Güter an sich ziehen bzw. als Verteilmasse zur Befriedigung der Ansprüche rivalisierender Geschlechter im schwäbischen Raum verwenden und diese an sich binden. Die hier gerade genannten Aspekte sind freilich nur ein kleiner Teil der von Schwarzmaier in seiner Darstellung aufgegriffenen Fragestellung zur Geschichte der Staufer bzw. zur Geschichte Schwabens in der Stauferzeit. Insgesamt gelingt Schwarzmaier ein gut lesbarer und spannend geschriebener Band, den jeder, der sich für die Geschichte Schwabens im Hohen Mittelalter interessiert, gerne zur Hand nehmen wird. 1 Für den historischen Laien wird das Verständnis erleichtert durch den abschließenden Blick auf die Stauferforschung, die umfangreiche Zeittafel und den beigefügten Stammbaum der Staufer. Gerade hierdurch wird Namensverwechselungen der ja häufig gleichnamigen Vertreter des staufischen Hauses vorgebeugt. Eine schöne Anregung sind schließlich die von Raimund Waibel am Ende des Bandes zusammengestellten Ausflugsziele, die im Zusammenhang mit der Geschichte der Staufer in Schwaben stehen. Michael Kitzing 1 Das gilt nicht zuletzt für Besucher der großen Landesausstellung der drei Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen Die Staufer und Italien, die vom 19. September 2010 bis zum 20. Februar 2011 in Mannheim gezeigt wird: Die Staufer und Italien : drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa ; [Ausstellung der Länder Baden-Württemberg..., Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss- Engelhorn-Museen, vom 19. September 2010 bis 20. Februar 2011] / Alfried Wieczorek... (Hrsg.). [Übers. Dorothee Wolff Bascone...]. Stuttgart : Theiß. - 29 cm. - (Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen ; ). - ISBN 978-3-8062-2366- 8 : EUR 69.90, EUR 59.90 (Einf.-Pr. bis 31.03.2011). - Bd. 1. Essays. - 2010 424 S. : Ill., graph. Darst., Kt. - ( ; 37). - Bd. 2. Objekte. - 2010. - 376 S. : Ill., Kt. - ( ; 38). - Dazu: Verwandlungen des Stauferreichs : drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa / Bernd Schneidmüller... (Hrsg.). [Übers.: Friedrich- Wilhelm von Hase...]. - Stuttgart : Theiß, 2010. - 504 S. : Ill. ; 25 cm. - Lizenz der WBG (Wiss. Buchges.), Darmstadt. - ISBN 978-3-8062-2365-1 : EUR 29.90.

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