Exploration, Sicherheit, Anlagenbau, Umweltschutz

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Transkript:

Exploration, Sicherheit, Anlagenbau, Umweltschutz Fragen und Antworten Stand vom 22.03.2017 Wärme für die Zukunft der Region

Warum ist die Anbindung ans unterirdische Wärmereservoir sicherer als bei bisherigen Versuchen? Soll Fracking angewendet werden? Ziel bei der geothermischen Erschließung im mittleren Oberrheingraben ist es, einen möglichst offenen und damit durchlässigen Bereich einer Störungszone zu erschließen. Die Durchlässigkeit sorgt für wirtschaftliche Zirkulationsraten des Thermalwassers, niedrige Betriebsdrücke und einen Druckausgleich zwischen Förderund Reinjektionsbohrung. Bei der geothermischen Erschließung sind folgende Schritte entscheidend: - - - Exploration zum Auffinden der offenen Bereiche der Störungszone Erschließung mit dem Ziel der optimalen Anbindung beider Bohrungen an die offene Störungszone, so dass ein Druckausgleich zwischen beiden Bohrungen stattfinden kann. Stimulation zur weiteren Verbesserung der Anbindung In allen drei Bereichen hat es nach Landau und Insheim entscheidende Verbesserungen gegeben. Exploration Die Projekte in der Vergangenheit (Offenbach, Speyer, Bellheim, Landau, Insheim) wurden auf der Grundlage von 2D-seismischen Profilen erkundet. Mit Seismik bezeichnet man die Erforschung/Abbildung der oberen Erdkruste auf Basis künstlich angeregter Wellen, indem man z.b. ihre Reflexionszeit aus dem Untergrund misst. Die 2D-Seismik gibt nur Auskunft über die Lage der Schichten und Störungszone in dem Profil. 2D-seismische Profile erlauben es nicht, die Lage der durch die Störungszonen gebildeten Gesteinsblöcke und ihre Kinematik (Bewegungs-, Öffnungs- und Schließtendenzen) zu beurteilen. Die Auflösung (Genauigkeit) der 2D-Seismiken ist schlechter als die einer 3D-Seismik. Im Projekt Geothermie Südpfalz liegt zur Planung eine hochauflösende 3D-Seismik vor. Diese ist nicht nur genauer, sie lässt es auch zu, über eine geomechanische Modellierung die offenen Bereiche entlang einer Störungszone zu identifizieren und die Kinematik der Blöcke zu analysieren. Der Verlauf der Störungen im Raum kann kontinuierlich verfolgt werden. Über Attributanalysen erlauben 3D- Seismiken weitere hilfreiche Einblicke in den Untergrund, die positiv im Hinblick auf die Durchlässigkeit interpretiert werden können. Die Bohrpfade können präzise geplant und die Thermohydraulik modelliert werden. Dadurch steigert sich die Planungssicherheit in der Erschließung des Reservoirs. In der Kohlenwasserstoffindustrie fand der Übergang von der Nutzung der 2D-Seismik zur 3D-Seismik in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Die Erfolge ließen sich durch erheblich weniger Fehlbohrungen und damit durch einen wesentlich geringeren Erschließungsaufwand nachweisen. Auch jetzt werden

nachträglich Ölfelder, wie z. B. in Landau, mit 3D-Seismik erschlossen, um die Untergrundinformation zu vervollständigen. Abb.1: Skizze einer Störungszone, wie sie im Buntsandstein erwartet wird. Die hydraulisch aktive Zone ist zwischen 50 und 200 m breit. Der Bohrpfad soll die Störungszone so treffen, dass die hydraulisch aktive Zone auf beiden Seiten des Störungskerns angebunden wird. Erschließung Um die Störungszonen mit den Bohrungen zuverlässig zu treffen, mussten die Zielpunkte in den 2D- seismischen Profilen liegen. Ausgehend vom ausgewählten Bohrplatz waren deshalb nur sehr wenige Bohrverläufe sicher planbar. Mit dem dreidimensionalen Untergrundmodell ist die Planung einer optimalen Erschließungsbohrung aus einer großen Anzahl von Varianten möglich, bei der das Ziel in einem größeren Bereich und nicht nur an einer Stelle im Profilschnitt erschlossen werden kann. Dabei wird auch der Bohrungsverlauf im Hinblick auf die Lage der Störungszone und des Reservoirs optimiert. Für neuere Projekte (Insheim, Rittershoffen (Elsass), auch GeoWärme Südpfalz ) wählt man als Reservoir eine durchgehende Störungszone, in die Förder- und Reinjektionsbohrung platziert werden. Über den Thermalwasserfluss in der Störungszone kann so ein Druckausgleich stattfinden.

Bei der Planung des Projekts Landau befürchteten die Planer einen hydraulischen und thermischen Kurzschluss, wenn beide Bohrungen dieselbe Störung erschließen. Deswegen plante man absichtlich die beiden Bohrungen in zwei voneinander getrennte Störungen, was einen Druckausgleich zwischen den Bohrungen behindert. Diese Planung begünstigt die Seismizität. Sowohl das Projekt Landau als auch Insheim erschließen die Störungszonen im Bereich des Grundgebirges. Die Kristallin-Gesteine des Grundgebirges sind deutlich härter und können mehr Spannung speichern als die Sedimente des Deckgebirges. Konsequenterweise tritt induzierte Seismizität hauptsächlich im Grundgebirge auf, was auch durch weltweite Beobachtungen bestätigt wird. Das Reservoir im Projekt GeoWärme Südpfalz liegt im Buntsandstein, also im sedimentären Deckgebirge. Das Projekt wird so geplant, dass ein Abstand zum Grundgebirge besteht, um eine hydraulische Anbindung und damit die Gefahr von induzierter Seismizität zu minimieren. Stimulation Ausgehend von einem einzigen Profilschnitt war mit 2D-seismischen Profilen eine bohrtechnische Stimulation mittels einer Ablenkbohrung (Side Track) nicht vollständig planbar, sondern erfolgte mit hohem Erfolgsrisiko. Innerhalb eines dreidimensionalen Modells lässt sich die Lage und Richtung eines Side Tracks gezielt planen und die Erfolgsaussichten um ein Vielfaches erhöhen. Mittels hydraulischer Stimulation werden schon existierende aber enge bzw. geschlossene Risse im Bereich der Störungszone wieder geöffnet. Diese Technologie wurde zunächst in Landau und auch in Insheim angewendet. Die Vorgehensweise bei der Stimulation und ihre Überwachung wurden seitdem verbessert und beim aktuellen Projekt in Rittershoffen angewendet. Dort wurden die Bohrungen wurde mittels hydraulischer Stimulation mit niedrigem Druck (< 40 bar) und eine chemische Stimulation mit organischen Säuren besser an das Reservoir angebunden. Beides sind sanfte Methoden zur Verbesserung der Reservoir-Anbindung, ohne negative Auswirkungen durch Seismizität. Fracking Für das Projekt GeoWärme Südpfalz ist Fracking (lt. UVP-V Bergbau: Tiefbohrungen zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdwärme mit Aufbrechen von Gestein unter hydraulischem Druck) nicht vorgesehen. Beispiel Basel: Hier wurde mit hohem Druck Wasser in den Untergrund gepresst, um eine verbesserte Wasserdurchlässigkeit künstlich zu erschaffen. Auch dieses Verfahren ist bei GeoWärme Südpfalz nicht geplant.

Was hat sich in den letzten Jahren in Sachen Sicherheit grundlegend verbessert, sodass ein Geothermie-Vorhaben vertretbar ist? Wie wird sichergestellt, dass kein hoch belastetes Thermalwasser ins Grundwasser gelangen kann? Das Thema Sicherheit in dem geplanten Geothermie-Vorhaben hat mehrere Aspekte und den höchsten Stellenwert. Grundsätzlich müssen sicherheitsrelevante Belange gebührend beachtet werden, da ansonsten ein wirtschaftliches Betreiben der Anlage nicht möglich ist. Somit ist Sicherheit nicht nur für den Bürger und die genehmigenden Behörden, sondern auch für den Betreiber von größter Wichtigkeit. Wie in allen technischen Einrichtungen gibt es auch in der Geothermie keine hundertprozentige Sicherheit in dem Sinne, dass absolut nichts passieren kann. Wir nähern uns jedoch einem sehr hohen Maß an Sicherheit an. Wie überall bildet auch hier der Faktor Mensch das größte Sicherheitsrisiko durch fehlerhaftes Verhalten. Übertragen auf das Geothermie-Vorhaben sind wir mit folgenden Sicherheitsaspekten konfrontiert: - Induzierte Seismizität - Grundwasserverschmutzung - Unkontrollierter Austritt von Fluiden aus der Geothermie-Anlage Konstruktiv lässt sich das durch entsprechende technische Vorkehrungen in der Konstruktion der Anlage und durch ein effektives engmaschiges Monitoring der Anlage bewerkstelligen. Dabei muss ein verpflichtendes Reaktionsschema bei Überschreitung von Schwellenwerten etabliert werden. Allgemeine Änderungen Sicherheit im Genehmigungsverfahren Das Projekt GeoWärme Südpfalz unterliegt für den Untertageteil genehmigungsrechtlich dem Planfeststellungsverfahren mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Für das Geothermie-Heizkraftwerk wird ein Raumordnungs- und Baugenehmigungsverfahren durchgeführt. Alle Antragsunterliegen sind öffentlich zugänglich und können durch Gutachter geprüft werden. Damit ist ein hohes Maß von Qualität und Kontrolle im Genehmigungsverfahren sichergestellt. Im Antrag und -Genehmigungsverfahren werden wir die Ergebnisse der Mediation Tiefe Geothermie Vorderpfalz einfließen lassen.

Sicherheit durch rechtliche Besserstellung Der Einwirkungsbereich legt im Bergrecht den Bereich der Beweislastumkehr fest. In diesem Bereich muss das Bergbauunternehmen beweisen, dass Schäden nicht durch den Einfluss des Bergbauunternehmens entstanden sind. Der Einwirkbereich, lt. Einwirkungsbereichs- Bergverordnung, ist nach einem Auftreten einer seismischen Aktivität festzulegen. Die Deutsche ErdWärme wird den Einwirkungsbereich im Rahmen des Betriebsplanverfahrens vor Inbetriebnahme festlegen. Laut unserem Gutachter Q-con GmbH (www.q-con.de) sind ab einem Abstand von 3-4 km von der Reinjektionsbohrung auch im Extremfall keine Schäden an Gebäuden zu erwarten. Die Deutsche ErdWärme wird einen Einwirkungsbereich mit Radius 5 km als Planungsgrundlage für die Beweissicherung um die Bohrungen herum beantragen. Technische Änderung in Bau und Betrieb Vermeidung von Induzierter Seismizität Insbesondere zum Thema induzierte Seismizität gab es umfangreiche Forschungsprojekte. Die Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (z.b. MAGS1 und MAGS2) haben dazu geführt, dass die Quellen und die Vermeidung induzierter Seismizität sehr gut verstanden werden. Die Ergebnisse dieser Forschungsprojekte sind zum großen Teil in die Genehmigungspraxis für Tiefe Geothermie-Projekte eingeflossen. Auch die Deutsche Erdwärme greift über Ingenieure und Gutachter auf diese Ergebnisse zu. Veränderter Reservoir-Ansatz Für neuere Projekte (Insheim, Rittershoffen, auch für GeoWärme Südpfalz) wählt man als geothermisches Reservoir eine durchgehende Störungszone, in die Förder- und Reinjektionsbohrung platziert werden. Über den Thermalwasserfluss in der Störungszone kann so ein Druckausgleich stattfinden. In Landau wurden zwei nicht verbundene Störungssysteme erschlossen. Abstand vom Grundgebirge Sowohl das Projekt Landau als auch Insheim erschließen die Störungszonen im Bereich des Grundgebirges. Die Kristallin-Gesteine des Grundgebirges sind deutlich härter und können mehr Spannung speichern als die Sedimente des Deckgebirges. Konsequenterweise tritt induzierte Seismizität hauptsächlich im Grundgebirge auf, was auch durch weltweite Beobachtungen bestätigt wird. Das Reservoir im Projekt GeoWärme Südpfalz liegt im Buntsandstein, also im sedimentären Deckgebirge. Das Projekt wird so geplant, dass ein möglichst großer Abstand zum Grundgebirge besteht, um eine hydraulische Anbindung und damit die Gefahr von induzierter Seismizität zu minimieren.

Monitoring von induzierter Seismizität Erfahrungen aus vielen Geothermieprojekten und das physikalische Prozessverständnis zeigen, dass die Stärke induzierter Seismizität zeitlich zunimmt. D.h. es entstehen zunächst nur sehr kleine Erdbeben, weit unterhalb der Spürbarkeit. Man kann das mit einem leisen Knistern eines unter Spannung gesetzten Probekörpers vergleichen, lange bevor er zerbricht. Bei gleichbleibenden Betriebsparametern kann sich sowohl die Anzahl als auch die Stärke (Magnitude) der induzierten Erdbeben steigern. Mit einer geeigneten seismischen Echtzeit- Überwachung und der Detektion gerade der sehr kleinen induzierten Erdbeben ist es möglich, durch Drosselung bzw. Herunterfahren der Geothermieanlage die Stärke induzierter Seismizität zu begrenzen. Dabei ist zu beachten, dass die Anlage nicht zu schnell heruntergefahren wird, um nicht Anlagenteile zu schädigen. Auch muss ein sogenannter Nachlaufeffekt in der induzierten Seismizität berücksichtigt werden, bei dem stärkere Ereignisse auch noch unmittelbar nach dem Herunterfahren auftreten können. Für die Regelung der Anlage müssen somit Schwellenwerte der Erdbebenstärke definiert werden, bei deren Überschreitung eine definierte Änderung der Betriebsparameter erfolgen muss. Es muss sichergestellt sein, dass die induzierten Erdbeben (inklusive Nachlaufeffekt) nicht die Stärke erreichen, einen Schaden an Gebäuden hervorzurufen. Fazit: Man regelt erst nach dem Auftreten einer definierten Schwellenmagnitude die Anlage runter. Der Schwellenwert wird allerdings mit großem Sicherheitspuffer ausgelegt, so dass keine schadensrelevanten Erdbeben auftreten. Die Regelung erfolgt damit rechtzeitig. Eines der Probleme in Landau war auch die anfängliche Unsicherheit über die Ursachen der Erschütterungen. Für das Projekt GeoWärme Südpfalz wird ein seismisches Monitoring mit fünf 3- Komponenten- Seismometern ab Baubeginn des Bohrplatzes durchgeführt. Diese Vorgaben basieren auf dem Stand der Technik und ermöglichen eine verlässliche Ortung von Erdbeben im Projektbereich mit Anpassung der Leistungsparameter des Geothermie-Heizkraftwerkes. Drücke, Auslegung des Thermalwasserkreislaufes Hohe Drücke und Druckschwankungen im Thermalwasserkreislauf begünstigen induzierte Seismizität. Geplant ist eine Zirkulation von 80-120 l/sec. Der Kopfdruck/Pumpendruck der Injektionsbohrung soll 40 bar nicht überschreiten. Abrupte Abschaltungen der Förderpumpe sollen vermieden werden. In Landau wurden Kopfdrücke von ursprünglich 70 bar gefahren. Seit der Reduzierung auf 40 bar ist keine spürbare induzierte Seismizität mehr vorgekommen.

Spezielle Anpassung des Geothermie - Heizkraftwerks Die abrupte Abschaltung der Förderpumpe ist zu vermeiden. Die durch das abrupte Abschalten erzeugten Druckschwankungen können induzierte Seismizität hervorrufen. Das Heizkraftwerk wird deshalb mit zwei speziellen baulichen Eigenschaften geplant, die in modernen Anlagen eingesetzt werden: Island Mode, bei Stromausfall läuft die Förderpumpe weiter. Das Kraftwerk und die Förderpumpe können langsam heruntergefahren werden oder der Betrieb wird zur Sicherstellung der Wärmeversorgung auf geringerem Niveau weitergeführt Bei einem Defekt im ORC-Kreislauf kann die Anlage auf dem für die Wärmeversorgung notwendigem Niveau weitergeführt werden. Bei einem gleichzeitigen Defekt in den Wärmetauschern für die Fernwärme sollen das Heizkraftwerk und die Förderpumpe langsam herunter gefahren werden. Das Thermalwasser würde dann jedoch eine Zeit lang ungekühlt auf die Reinjektions-Bohrung geleitet werden, was zu vermeiden ist. Die Temperatur des Thermalwassers soll durch ein Notkühlsystem (Luftkühlung) soweit heruntergekühlt werden, dass die Reinjektions-Bohrung keine thermische Überlastung erfährt. Eine abrupte Abschaltung kann so vermieden werden. Schutz des oberflächennahen Grundwassers, das für die Trinkwassergewinnung genutzt wird Thermalwasser verfügt über einen großen Anteil von gelösten Stoffen, überwiegend Salz. Es soll auf keinen Fall in den Boden oder in das Trinkwasser gelangen. Es gibt theoretisch drei Wege, wie Thermalwasser mit dem oberflächennahen Grundwasser in Kontakt geraten kann. - Außen entlang der Bohrung: Umläufigkeit der Bohrung - Durch die Bohrung: Leckage der Bohrlochverrohrung - Über den obertägigen Kreislauf: Thermalwasser- oder Betriebsmittel- Austritt am Kraftwerk Außen entlang der Bohrung: Umläufigkeit der Bohrung Während der Bohrarbeiten ist die Bohrung mit Bohrspülung gefüllt, die das umgebende Gestein abdichtet. Die Bohrung ist verrohrt und nur der Reservoirbereich ist offen und ermöglicht den Zustrom des salzhaltigen Thermalwassers. Die Rohre werden nach ihrem Einbau über eine Zementation fest mit dem umgebenden Gestein verbunden. Die Zementation sorgt dafür, dass kein Thermalwasser entlang der Bohrung zwischen den Rohren und dem Gestein aufsteigt.

Die Zementation wird mittels eines sog. Cement Bond Log auf seine Qualität, das bedeutet die vollständige Verfüllung des Ringraums, kontrolliert. In verschiedenen Tiefen entlang des Rohres stehen undurchlässige und zum Teil auch quellfähige Tone und Tonsteine an. Diese bewegen sich auf das Rohr zu und schließen so zusätzlich den Ringraum fest ein. Durch die Zementation und die abdichtenden Tonschichten wird das Aufsteigen des Thermalwassers bis in die oberen grundwasserleitenden Schichten verhindert. Der Aufstieg von Thermalwasser aus großen Tiefen entlang einer Bohrung in die oberen Grundwasserschichten ist uns nicht bekannt. Sollte der Effekt trotzdem eintreten, wird ein im Zement der Ankerrohrtour eigebrachtes DTS Messkabel (Distributed Temperature Sensing, siehe Abb.2) dies detektieren können. Das wärmere Thermalwasser wird den Außenbereich der Bohrung erwärmen, eine Anomalie im Temperaturprofil der Bohrung über die Tiefe wird sich einstellen, die zu weiteren Messungen, Analysen und schlussendlich zum Abschalten der Anlage führen wird. Abb. 2: Geplanter Bohrungsausbau GeoWärme Südpfalz.

Durch die Bohrung: Leckage der Bohrlochverrohrung Das Thermalwasser kann korrosiv wirken. Aus den bestehenden Erfahrungen und den Analysen der bei anderen Projekten geförderten Thermalwässer wird ein Stahl für die Rohre ausgewählt, welcher der Korrosion so gut wie möglich widersteht. Auch werden Wandstärken mit Korrosionszuschlägen gewählt. Durch die regelmäßige Analyse des Thermalwassers auf Eisenverbindungen, welche Korrosion der Bohrungsverrohrung indizieren, kann die Korrosionsrate abgeschätzt werden. Um ein Austreten von Thermalwasser zu verhindern, sind deshalb mehrere bauliche und betriebliche Maßnahmen notwendig. Alle diese Maßnahmen sind heute Genehmigungspraxis und Stand der Technik. Bauliche Maßnahmen In den oberen 500 m stecken zwei Rohrtouren, noch weiter oben zusammen mit dem Standrohr drei Rohrtouren ineinander. Nur die innere Rohrtour ist der Korrosion durch das Thermalwasser ausgesetzt. Sollte diese durchlässig werden, sind noch die weiteren Rohre zwischen Grundwasser und Thermalwasser. Oberflächennahes Grundwasser (Trinkwasser) ist damit durch mehrere Rohrtouren gesichert. Sollte eine Rohrtour im tieferen Teil undurchlässig werden trifft salzhaltiges Thermalwasser auf das in dieser Tiefe vorhandene weniger heiße Salzwasser. Die zwischen der obersten Ankerrohrtour und der Produktionsrohrtour befindet sich eine Schutzflüssigkeit (Inhibitorflüssigkeit), deren Volumen und Druck überwacht wird. Zwischen den Rohrtouren wird im Überlappungsbereich eine starke Dichtung (liner hanger bzw. liner hanger packer) eingebracht. Betriebliche Maßnahmen, regelmäßige Test der Integrität/Dichtheit der Bohrungsverrohrung nach 22 ABBergV Überwachung: Durch die Erfahrungen mit anderen Bohrungen (z.b. Landau) hat man gelernt, dass eine Überwachung wichtig ist. Diese ist inzwischen auch bergrechtlich besser geregelt, durch eine Anpassung der Allgemeinen Bundesbergverordnung ABBergV. Dabei wird der mit einer Schutzflüssigkeit gefüllte Ringraum über mehrere Methoden (Druck, Volumenverlust) redundant überwacht. Dieser schützt die kritischen oberen 500 m, zusammen mit dem Standrohr. Die Qualität (Integrität) des Bohrlochs mit seinen verschiedenen Rohrtouren wird mittels Ultraschall-Messungen der Wandstärken im Abstand von mehreren Jahren überprüft. Die Messfrequenz wird in Abhängigkeit von Erfahrungen bei den ersten Messungen festgelegt.

Effekt in Landau Eine defekte Dichtung im Bohrlochverschluss an der Oberfläche leitete Thermalwasser in den Ringraum zwischen der Ankerrohrtour und der Produktionsrohrtour. In etwa 500 m Tiefe trat das Thermalwasser am unteren Ende des Ringraums aus. Eine Zementation oder eine Dichtung (liner hanger bzw. liner hanger packer) zwischen den beiden angesprochen Rohrtouren gab es zu dieser Zeit dort nicht. Die Überwachung des Ringraumes zwischen den Rohrtouren wurde nicht durchgeführt, bzw. die Messergebnisse nicht beachtet. Das Thermalwasser wurde u.e. dann in etwa 200 m Tiefe von einer dichten Tonschicht abgehalten, weiter aufzusteigen. Diese führte zum Aufpumpen des Bereichs unter der Tonschicht und in der Folge zu Hebungen im Kraftwerksbereich. Bei der angesprochenen Überwachung des Ringraums wird ebenfalls die Funktion der Dichtungen kontrolliert. Monitoring Hebungen, Senkungen am Bohrplatz und am Kraftwerksstandort Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, wird heute die Höhenlage des Bohrplatzes und des Kraftwerkstandortes im Sub-Millimeterbereich überwacht. Dabei kommt das DGPS-Verfahren (Differential Global Positioning System) zum Einsatz, das durch Ausstrahlen von Korrekturdaten die Genauigkeit der Satelliten-basierten Positionsbestimmung weiter erhöht. Über den obertägigen Kreislauf: Thermalwasser- oder Betriebsmittel-Austritt am Kraftwerk Die obertägigen Flächen, auf denen Thermalwasser oder Betriebsmittel zirkuliert, sind alle als flüssigkeitsdichte Betonflächen nach WHG 19 l ausgeführt. Austretendes Thermalwasser oder austretendes Betriebsmittel können so nicht in den Boden oder in den oberen Grundwasserleiter gelangen. Die Qualität der obertägig verbauten Stähle (Rohre, Wärmetauscher, Ventile ) und Dichtungen wird im Hinblick auf das Thermalwasser ausgewählt, um Korrosion und Versagen der Dichtungen zu vermeiden. Die an der Oberfläche sehr einfach zugänglichen Thermalwasser-gefüllten Bauteile werden bei den regelmäßigen Revisionen überprüft. Sollten obertägig dennoch Thermalwasser oder Betriebsmittel austreten, melden Sensoren den Vorfall, die Anlage wird kontrolliert heruntergefahren und das während dieser Zeit ausgetretene Thermalwasser oder Betriebsmitte aufgefangen. Über diese baulichen Speicher und über das kontrollierte Entsorgen wird die Verschmutzung oberflächennahen Grundwassers verhindert.

Grundwasser-Monitoring Zusätzlich zu den beschriebenen Sicherungs- und Überwachungsmethoden wird die Grundwasserqualität im unmittelbaren Zustrom und im Abstrom an der Grundstücksgrenze überwacht. Sollte Thermalwasser austreten, steigt der Salzgehalt des Wassers in der Messstelle, was die Leitfähigkeit des Grundwassers erhöht. Diese Veränderung fällt sofort auf und löst ein Reaktionsschema aus, um den Grund festzustellen und dem Schema entsprechend zu reagieren. Dazu gehören neben dem Abschalten der Anlage z.b. auch das Abpumpen des ausgetretenen Salzwassers und seine Entsorgung, um die Ausbreitung des salzhaltigen Wassers zu verhindern. Wie sieht es mit dem Umweltschutzaspekte bei einem so tiefgehenden Eingriff aus? Wir sehen einen positiven Einfluss auf das lokale und globale Klima. Die Anlage wird eine große Zahl von Einzelfeuerungsanlagen mit deren Emissionen (CO 2, Feinstaub) überflüssig machen. Bei einer Wärmeauskopplung von etwa 20 MW werden durch die Anlage im Jahr etwa 35.000 t CO 2 Emissionen vermieden. Durch die Umweltverträglichkeitsprüfung mit entsprechend hohem Anspruch an die naturschutzfachlichen Untersuchungen sind wir uns sicher, einen umweltverträglichen Standort zu finden Der Flächenverbrauch am Standort muss nach jetziger Einschätzung durch entsprechende Aufforstung an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden. Der Verkehr in der Betriebsphase wird mit 3-4 PKW-Fahrten pro Tag gering sein, es wird ja kein Brennstoff transportiert. Im Betrieb wird die Anlage schon nach etwa 300 m nicht mehr hörbar sein. Die Anlage wird keine weiteren nennenswerten Emissionen haben. Autoren: Dr. John Reinecker, Dr. Horst Kreuter, Dipl. Witsch. Ing (FH) Lutz Stahl

Unsere Anmerkung: In allen den oben beschriebenen Bereichen gab es Verbesserungen, die die Erschließung und Nutzung von Geothermie zu einer der sichersten Energieerzeugungsformen gemacht haben. Diese Erkenntnis muss allen lokal und regional Beteiligten vor der Errichtung und dem Betrieb bekannt und bewusst gemacht werden. Die Auswirkungen einer Havarie in einer Geothermie-Anlage haben in allen bislang bekannten Fällen bei weitem nicht die Dimensionen erreicht wie bei vergleichbaren Anlagen zur Energiegewinnung. Die Schäden in Landau waren zwar ein Schock für die Anwohner und die Branche, aber tatsächlich handelte es sich in allen Fällen nur um Putzrisse. Bei Anlagen anderer Erneuerbaren Energien sind weit größere Schäden aufgetreten als in der Geothermie. Darüber geben auch die Statistiken der Versicherungen Auskunft. Bei Biogasanlagen sind durch Explosionen und Gase, bereits mehrere Menschen getötet worden. Diese tragischen, tödlichen Vorfälle sind auch in Lagern von Holz-Pellets passiert. Das Auslaufen von Gülle hat bereits zu massive Verschmutzungen von oberflächennahem Grundwasser geführt. Die Folgen der Nutzung konventioneller Energie kennen wir alle auch sehr gut. Für uns eine Motivation, Tiefe Geothermie zu erklären und den Bau weiterer Anlagen auch in der Pfalz voran zu treiben. Deutsche Erdwärme GmbH & Co. KG Lutz K. Stahl - Geschäftsführer