Es gibt sie noch...die Weihnachtsengel Weihnachtsspende 2011 für Boguszyce Im Kalender ist deutlich und in grossen Buchstaben zu lesen: Monat Dezember. Der Winter kündigt sein Kommen seit einigen Tagen mit Schneeflockengestöber an. Nun beginnt wieder die Zeit der eisig kalten Nächte, in denen man nicht mal einen Hund vor die Türe schicken sollte. Ich mag den Winter. Die Luft ist kühl und rein. Zarte Schneesternchen tanzen vor meinen Augen. Wenn ich beim Laufen meine Nase in den Schnee stecke, kann ich die vielen interessanten Gerüche auch von den Tagen vorher noch erschnüffeln. An der Ecke hat meine Freundin Mara (eine als Gebährmaschine missbrauchte ungarische weisse Wuschelhündin) mir eine Botschaft "geschrieben" und auf dem Feldweg riechen die Hufabdrücke würzig nach warmen Pferdestall. Der Schnee knirscht unter den Schuhen meines Herrchens. Wir laufen zurück nach Hause. Er streichelt meinen Hals. Ich spüre deutlich die warme Hand und seine Finger durchfurchen mein dickes Winterfell. Ich weiss genau, dass wir gleich noch auf dem Sofa kuscheln werden. Dann setzen sich Frauchen und Herrchen sich mit einer Tasse heissen Tee an den Computer und ich laufe mit einem leckerem Schweineohr im Maul zu meinem warmen Körbchen. So schön kann es sein. Dies erlebe ich seit ich hier in der Schweiz sein darf. Und doch gibt es überall auf der Welt unbehaglich Orte, an denen gerade die ärmsten der Tiere, nämlich die ohne ein Dach über dem Kopf, täglich neu versuchen den ungestümen Launen des Winters zu trotzen. Ich kenne so einen Ort; sehr weit weg in Polen. Aber er ist nicht weit genug entfernt, so dass ich andauernd an alle meine Hundekollegen dort denken muss. Denn meine Freunde, die fast 400 Hunde in meinem ehemaligen Tierheim zwischen Warschau/Lodz kämpfen nun täglich um ein warmen Schlafplatz. Alle Hunde (in 5 Gruppen geteilt) versuchen abends in grossen Räumen einen kleinen warmen Platz für die eiskalte Nacht zu ergattern. Nur die Starken gewinnen. Alte, schwache und junge Hunde müssen mit kalten Randplätzen vorlieb nehmen oder draussen bleiben und auch dort hat es viel zu wenige Hütten. Den Hunden bleibt meist nur der kalte und feuchte Erdboden oder gefrorener Schneematsch. Jeden Winter versuchen deutsche, schweizer und polnische Tierfreunde mit einer Decken- und Futter-Spendenaktion zu erreichen, dass kein Hund erfrieren muss. Ja, ich habe es damals selbst miterlebt. Es war immer so furchtbar traurig, wenn wir früh am Morgen mit unseren warmen Nasen versuchten die "schlafenden" Hundekollegen zu wecken. Aber diese waren dann schon so kalt und wollten einfach nicht mehr aufwachen. Auch mein Frauchen und Herrchen haben wieder via Internet alle aufgefordert, doch bitte Futter, Decken und alles was Wärme bringt, für uns zu sammeln. Viele ganz liebe und fleissige Spender haben wir kennenlernen dürfen. Von überall aus der Schweiz kamen Angebote und auch Pakete mit warmen Sachen und Futter für die Hunde. Ausserdem wurde vieles für die Pfleger (dicke warme Kleidung und Schuhe) mitgegeben, welche sich täglich unermüdlich kümmern. Wir sind zu Spender nach Hause gefahren oder haben uns auf halber Strecke getroffen und viele tolle Sachen erhalten. Auch waren wir in einem privaten kleinen Gnadenhof welcher sein Futter mit uns geteilt hat. Der Postbote wurde unser bester Freund, da er uns fast täglich neue Päckli brachte.
Wie immer kommt alles anders als man denkt: Es war von uns geplant, alle Dinge in einen gemietetes Wohnmobil zu laden und selbst nach Polen Boguszyce zu bringen, genauso wie damals im Sommer. Jedoch erfuhren wir ein paar Tage vorher, dass am Wochenende Agnieszka und 2 Pfleger mit einem Transporter 14 Hundis bringen werden, welche direkt auf CH-Endstellen vermittelt wurden und von den neuen Frauchen/Herrchen liebevoll in Empfang genommen werden sollen. Nun trat Plan "B" in Kraft. Also haben wir uns kurz entschlossen, ebenfalls einen Transporter zu mieten, um ihn mit allen Spendensachen zu beladen und dem Treffpunkt entgegen zu gefahren.
Und dann geschah etwas wunderbares: 2 Tage vor dem Treffen klingelt unser Telefon, Margot war dran..."wir haben in deinem vorigem Bericht gelesen, dass in Boguszyce unbedingt ein Auto gebraucht wird und wir wollen einen gebrauchten 7-Sitzer-Van Renault Espace schenken." Völlig sprachlos traute ich meinen Ohren nicht und doch hatte ich richtig gehört. Innerhalb von 2 Tagen haben Margot, Elisabeth und Alois aus Kreuzlingen einen Van beim Händler gefunden. Dann haben sie alle behördlichen und finanziellen Hürden genommen (Kaufvertrag, Überführungskennzeichen, Ausfuhrgenehmigung, Zoll, Mehrwertsteuerzahlung, Schenkungsvertrag...und...und...und). Damit noch nicht genug. Sie haben diesem Van bis unter das Dach mit Spendensachen (wie ein nigelnagelneues grosses Hundehaus, 2 neue grosse Kuschelkissen, Matten, Decken, Kleidung/Schuhe) vollbeladen, zum Treffpunkt gefahren, um das Auto Agnieszka und den Pflegern zu übergeben.
Heute ist es soweit, alle fahren zum Treffpunkt. Beim Warten auf den polnischen Transporter war eine schöne kribblige Stimmung unter allen Anwesenden zu spüren. Brigitte von "wirvermitteln" hat viele schöne Endplätze für die Hunde aus Boguszyce finden können. Die neuen Frauchen und Herrchen warteten auf voller Vorfreude auf ihre Schützlinge. Andere waren mit Ex-Boguszycer-Hunden da und freuten sich auf einen Wiedersehen. Alle hatten im Kofferraum viele Spenden dabei. Unser grosser Transporter war auch nicht zu übersehen und der "Star" war natürlich der Renault-Van. Endlich kam der Transporter an. Die lang ersehnten Hunde wurden behutsam aus den Transportboxen genommen. Sie waren teils erschöpft von der langen Fahrt, verunsichert durch das unbekannte Geschehen und doch neugierig auf das was da noch kommen wird. Liebevoll und mit einem Strahlen auf dem Gesichtern haben die neuen Familien ihre Hunde in die Arme genommen. Ich wünschte, jeder Spender könnte diese Stimmung spüren, welche sich dort in unsere Herzen schlich. Man kann es kaum beschreiben...irgendwie eine Mischung aus: Ach wie wundervoll - Es könnte immer so sein - Ich freue mich riesig - Es dürfte nie aufhören - Ich könnte heulen vor Freude - Wäre doch jedes Weihnachten so voller Liebe.
Der nun leere Transporter wurde mit allen Spenden beladen. Jeder hatte etwas mitzugeben, auch kleine Geschenke wurden untereinander ausgetauscht. Alle halfen unseren Transporter auszuladen und wiederum in den polnischen Transporter einzuladen. Es war wie eine riesige Weihnachtswichtel-Paket-Aktion und keiner der Anwesenden glaubte daran, dass alles hinein passen würde. Wir hatten gesammelt: ca. 50 kleine/grosse warme Decken ca. 15 Schlafsäcke ca. 20 Liegestuhlpolster ca. 25 Duvets und Kissen diverses Bettbezüge/Laken/Tücher ca. 10 diverse Matten und 1 grosse Matratze 5 kleine und grosse Teppiche 3 grosse Hundekörbe, plus div. Hundebetten Hundeleinen / Katzenzubehör / sogar selbstgestrickter Hundepullover 2 riesige neue Hundekuschelkissen mehrere warme Schaff-Felle elektrischer Öl-Heiz-Ofen neues Hundehaus viele, viele Kartons und Säcke mit Trockenfutter plus Nassfutter Arthro-Kautabletten viele Kartons und Säcke voller warme Kleidung und Schuhe Occasions-Renault-Espace-Van (der passte aber in keinen Karton)
Wie die Pfleger es dennoch geschafft haben, bis auf 3 Säcke und Kleinzeug, alles zu verstauen, wird wohl deren Geheimnis bleiben. Daniel konnte kaum noch die Aussen- Spiegel sehen, Agnieszka musste sich zwischen den vielen Spenden und Geschenken auf den Beifahrersitz quetschen und Joseph, der Chef-Pfleger, hat "seinen" Van stolz mit 160 km/h!!! nach Hause gefahren. Liebe, liebe Spender, wir danken Euch für das Mitgefühl, für euer grosses Herz und für alles was ihr geschenkt habt. Jetzt wird auch in Boguszyce Weihnachtsstimmung aufkommen. Für die Hunde wird es nun in der Winterzeit viele trockene und warme Schlafplätze geben und bestimmt sind zu Weihnachten die 400 Futternäpfe einmal richtig voll. Mit Eurer Hilfe wissen auch die fleissigen Pfleger, dass sie nicht allein gelassen werden. Auch wir (Kacper, Frauchen und Herrchen) glauben nun wieder an kleine und grosse Wunder, welche gerade in der Weihnachtszeit diese friedvolle Glückseligkeit in alle Herzen einziehen lassen... und habt ihr es auch bemerkt? Der Weihnachtsstern am Abend-Himmel glänzt plötzlich viel goldener!
Danke sagt Euer Kacper