Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme

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1 Einleitung. E. Stamer 1, W. Brade 2 und E. Kalm 3

Transkript:

Züchtungskunde, 87, (5) S. 335 346, 2015, ISSN 0044-5401 Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Original Article Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme R. Waßmuth 1, Christine Lange 1,2, U. Geuder und C. Mendel 2 Zusammenfassung Acht Landschafrassen und vier Wirtschaftsrassen wurden in der Weide- und Kraftfuttermast verglichen, um Rassen mit Vorteilen in beiden Mastverfahren zu identifizieren. In vielen Herden müssen saisonbedingt beide Verfahren auch kombiniert angewandt werden, so dass sich die Frage nach der relativen Vorzüglichkeit der zur Verfügung stehenden Rassen stellt. Zur besseren Übersicht werden vier ausgesuchte Rassen (Coburger Fuchsschaf, Weißes Bergschaf, Merinolandschaf und Schwarzköpfiges Fleischschaf) und deren Mastleistung und Schlachtkörperzusammensetzung näher betrachtet. Von 524 Bocklämmern gelangten 291 in die Kraftfuttermast (Kraftfutter ad libitum und 300 g Heu, Jahre 2003 2006) und 233 in die Weidemast, die Ende April bis Juni begann und in den Jahren 2007 bis 2009 stattfand. Die Kraftfuttermast führte zu höheren täglichen Zunahmen, einer größeren Ausschlachtung, zu mehr Kotelettfläche und zu einer stärkeren Verfettung. Außerdem hatten die Lämmer ein zarteres Fleisch und leicht erhöhte intramuskuläre Fettgehalte, die allerdings insgesamt niedrig waren und deshalb keine geschmacksverbessernde Wirkung entfalten konnten. In den Merkmalen Mastleistung und der Zusammensetzung des Schlachtkörperwertes fielen Rassenunterschiede in der Weidemast niedriger aus als in der Kraftfuttermast. Mit Kraftfutter gefüttert waren die Merinolandschaf- und Schwarzkopfbocklämmer Coburger Fuchsschafen und Weißen Bergschafen überlegen. Alle Rassen und beide Mastverfahren führten zu einem günstigen ω6:ω3-fettsäure-verhältnis von unter 5:1. Die Weidemast brachte höhere und damit günstigere Anteile an konjugierten Linolsäuren. Es bestanden Rassenunterschiede in der Fleischqualität, die allerdings keine der vier näher betrachteten Rassen bevorzugt. In Herden mit Kraftfutter- und Weidemast haben Merinolandschafe und Schwarzköpfige Fleischschafe Vorteile in der Mastleistung und der Zusammensetzung des Schlachtkörpers. Schlüsselwörter: Lammfleischerzeugung, Rassevergleich, Weidemast, Kraftfuttermast, Mastleistung, Schlachtkörperwert Summary Fattening performance and carcass quality of lambs from different breeds and production systems Eight hardy breeds and four mutton breeds were compared in pasture based and concentrate based lamb fattening systems. The aim was to identify the breeds with advantages 1 Hochschule Osnabrück 2 Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Grub, E-Mail: R.Wassmuth@hs-osnabrueck.de

336 Waßmuth, R.; Lange, Christine; Geuder, U. und C. Mendel in both systems. In Germany a lot of sheep flocks include both fattening systems. Hence, the performance of breeds in the two different fattening systems had to be analyzed. Fattening performance and carcass quality of four representative breeds (Coburg Fox Sheep, Weißes Bergschaf, Merino Land Sheep, German Blackheaded Mutton) are presented in this report. 291 out of 524 male lambs were fattened with free access to concentrates and 300 g hay per day and animal (concentrate group). A total of 233 male lambs grazed on pasture (pasture group). The grazing season lasted from April to June and the years 2007 to 2009 could be included. The lambs fed with concentrates had a higher daily gain, a higher dressing out percentage, a bigger area of the M. longissimus dorsi and higher fat content in the carcass. The lambs of the concentrate group had a more tender meat. They also had a slightly higher intramuscular fat content but at a low level and hence without an effect on the taste of the lamb meat. Breed differences were smaller when lambs were fattened on pasture. Within the concentrate group lambs from Merino Land Sheep and Blackheaded Mutton Sheep showed a better performance than the other two breeds. All breeds and both fattening systems led to a good ω6:ω3-fatty acid-relation which was below 5:1. Lambs fattened on pasture had higher proportions of conjugated linoleic acids. In lamb meat quality only small breed differences could be observed and it could be concluded that none of the four considered breeds was favourable. It was concluded that in flocks with both fattening systems (concentrates plus hay and pasture) Merino Land Sheep and Blackheaded Mutton Sheep achieve a higher fattening performance and a better carcass quality. Keywords: Lamb production, purebred comparison, pasture grazing, concentrate fattening, fattening performance, carcass quality 1 Einleitung Schafe gehören zu den ältesten Nutztieren des Menschen. Früher dienten sie der Woll-, Fleisch- und Milcherzeugung und galten auch als Opfertiere. Heute steht die Lammfleischproduktion oft kombiniert mit der Landschaftspflege im Vordergrund. Dies sind die wesentlichen Einkommensquellen der Schafhaltung (Mendel, 2008). Dabei ist der Pro- Kopf-Verzehr mit nur ca. 0,9 kg Schaf- und Ziegenfleisch als sehr gering einzustufen (Lfl, 2013). Allerdings gilt Lammfleisch als Spezialität, die zu besonderen Anlässen verzehrt wird. Trotz des geringen Verbrauchs erreicht die deutsche Lammfleischerzeugung einen Selbstversorgungsgrad von nur ca. 50%. Der starken Konkurrenz aus z. B. Neuseeland, Großbritannien und Irland kann nur mit einer kontinuierlichen Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigem Lammfleisch begegnet werden (Baumann et al., 2008). Gut bemuskelte Lämmer, die nicht älter als sechs Monate sind, erfüllen diese Anforderungen. Dabei sollten die Schlachtkörper den Fleischigkeitsklassen E, U, R und den Fettklassen 2 bis 3 entsprechen. Da sowohl die Rasse als auch das Mastverfahren einen Einfluss auf den Schlachtkörperwert haben, sind diese Faktoren optimal aufeinander abzustimmen. Die diesbezüglichen Herausforderungen sind groß, da in Deutschland mehr als 70 Schafrassen (VDL, 2012) gehalten werden und neben der Intensivmast die Wirtschaftsmast und eine Kombination aus beiden existiert. Gute Chancen bei der Vermarktung bietet die Regionalität vor allem der Landschafrassen. So können neben einem homogenen Lammfleischprodukt mit Fleischschafen regionale Spezialitäten mit Landschafen erzeugt werden. Das Ziel dieser Untersuchung ist der Vergleich der Mastleistung und des Schlachtkörperwertes von acht Landschafrassen und vier Wirtschaftsrassen, die sowohl intensiv mit Kraftfutter und Heu als auch extensiv auf der Weide gemästet wurden.

Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme 337 2 Material und Methoden Der Versuch wurde an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub durchgeführt. Insgesamt gelangten 524 Bocklämmer in die Auswertung, wobei pro Rasse zwischen 16 und 42 Lämmer untersucht werden konnten (Tab. 1). Zu Beginn des Versuchs lag das Alter der Lämmer zwischen sechs und acht Wochen und das Gewicht bei 20 25 kg. Vor Versuchsbeginn befanden sich die Lämmer in einer einwöchigen Quarantäne. Es erfolgte eine Behandlung gegen Magen-Darm-Parasiten und Bandwürmer sowie bei Bedarf gegen Kokzidien. Außerdem wurden sie gegen Enterotoxämie geimpft. In den Kraftfuttermastgruppen erhielten die Bocklämmer täglich pro Tier 300 g Heu und über einen computergesteuerten Kraftfutterautomaten Kraftfutterpellets ad libitum. Das Futter enthielt 10,81 MJ ME und einen Rohproteingehalt von 180 g/kg TS. Die einzelnen Gruppen, bestehend aus je 3 bis 5 Bocklämmern, wurden von 2003 bis 2006 jeweils von Oktober bis April aufgestallt und während der gesamten Mastperiode im Stall gehalten. Die Weidemastgruppen wurden in der ersten Vegetationshälfte von Ende April bis Juni auf die Versuchskoppeln mit einer Weidelgras-Kleemischung gebracht und erhielten zusätzlich zum Aufwuchs Mineralfutter und Viehsalz. In jeder Gruppe waren mindestens neun Rassen vertreten. Dieser Versuchsteil umfasste die Jahre 2007 bis 2009. Alle Bocklämmer wurden auf Weideflächen in der Münchner Schotterebene der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub gehalten. Der Standort befindet sich 525 m ü. NN, hat eine Jah- Tab. 1. Anzahl Bocklämmer (n) in den beiden Mastvarianten und angestrebte Mastendgewichte (kg) der untersuchten Rassen Number of male lambs (n) in both fattening systems and target liveweight at slaughter (kg) of the different breeds Rasse Mast Angestrebtes Kraftfutter (n) Weide (n) Mastendgewicht (kg) Graue Gehörnte Heidschnucke 18 22 35 Waldschaf 26 17 38 Rhönschaf 27 17 Coburger Fuchsschaf 21 21 Alpines Steinschaf 17 19 Brillenschaf 20 18 Braunes Bergschaf 20 18 Weißes Bergschaf 27 16 Merinolandschaf 42 31 Schwarzköpfiges Fleischschaf 37 16 Suffolk 16 18 Texel 20 20 40 42 42 43 43 44 Summe 291 233

338 Waßmuth, R.; Lange, Christine; Geuder, U. und C. Mendel resdurchschnittstemperatur von 8,9 C und eine jährliche Niederschlagsmenge von 857 mm. Die Vegetationsperiode beträgt acht Monate von April bis November. Zur Schlachtung wurden in beiden Fütterungsintensitäten die in Tabelle 1 angegebenen rassegruppentypischen Mastendgewichte angestrebt. Tabelle 1 enthält auch die Anzahl gemästeter Lämmer. Neben der tägliche Zunahme [g/d] während der Mastperiode konnte in der Kraftfuttermastgruppe die Futterverwertung [MJ/kg Zuwachs] bestimmt werden. Die Schlachtausbeute [%] beschreibt den Anteil des Schlachtgewichts (kalt) am Nüchterungsgewicht (Lebendgewicht direkt vor der Schlachtung abzüglich sieben Prozent). Der Pistolenanteil [%] ist als Anteil des Pistolengewichtes (Keule und Lende) am Schlachtgewicht (kalt) definiert. Die Fläche des M. longissimus dorsi hinter der letzten Rippe wurde planimetriert und als Kotelettfläche [cm 2 ] ausgewiesen. Zur Bestimmung der Oberflächenfett-Note wurde die Fettauflage am Anschnitt hinter der letzten Rippe visuell beurteilt (1 = viel Fett, 9 = wenig Fett). Sechzehn Stunden post mortem wurden die Tiere zerlegt und die Merkmale der Fleisch- und Fettqualität gemessen. Für die Laboruntersuchungen wurden von der rechten Schlachthälfte die ersten drei Lendenkoteletts herausgetrennt. Dabei erfolgte die Bestimmung der Zartheit [N] mittels einer Instronmessung (Scherkraftwert) acht Tage post mortem. Der intramuskuläre Fettgehalt [%] wurde mittels der Nah-Infrarot-Reflexions-Spektrometrie (NIRS) analysiert. Fettsäuren wurden mit dem Gaschromatograph Hewlett Packard 5890 Series II bestimmt. Ausgewiesen ist der Anteil der konjugierten Linolsäuren (CLA = conjugated linoleic acids) (Münch, 2003). Statistische Auswertung Für die statistische Auswertung der Daten kam das Programmpaket SAS 9.2 (SAS Institute, 2012) mit der Prozedur GLM zum Einsatz. Neben der Saisonklasse wurde die Rasse als fixer Effekt in der Varianzanalyse der Daten aus der Kraftfuttergruppe berücksichtigt. Statt des fixen Effektes Saisonklasse fand im Modell der Weidegruppe neben der Rasse auch das Versuchsjahr Eingang. y ijk =μ + Ri + Tj + e ijk In Tabelle 2 sind die wesentlichen Kennzahlen der Rohstatistik nach Mastverfahren aufgeführt. Es wird deutlich, dass die Kraftfuttergruppe mit 386,5 g wesentlich höhere tägliche Zunahmen erzielte als die Weidelämmer mit 225,8 g. Da in beiden Gruppen die gleichen Mastendgewichte angestrebt wurden, ergibt sich ein höheres Schlachtalter für die Weidelämmer. Mathiak et al. (1999) berechneten für die Weidemast von Lämmern tägliche Zunahmen von 171 g, 113 g und 208 g (Grau Gehörnte Heidschnucke, Rhöny ijk = k-te Beobachtung μ = Stichprobenmittel R i = fixer Effekt der Rasse (i = 1 bis 12) T j = fixer Effekt der Saisonklasse (Kraftfuttermast; j = 1 bis 4 nach Jahreszeiten) bzw. fixer Effekt des Versuchsjahres (Weidemast; j = 1 für 2007, 2 für 2008, 3 für 2009) = zufälliger Restfehler e ijk 3 Ergebnisse und Diskussion

Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme 339 schaf, Merinolandschaf). Schlachtreif wurden die Lämmer erst nach einer Stallendmastperiode. Grennan (1999) beobachtete abgesetzte Lämmer in unterschiedlichen Beweidungssystemen und fand tägliche Zunahmen von unter 100 g bis über 200 g. Die Futterverwertung der Reinzuchtlämmer lag mit 40,4 MJ/kg (Tab. 2) auf einem hohen Niveau wie der Vergleich mit Henseler et al. (2014a) zeigt. Mit einer Schwankungsbreite von 51 MJ/kg bis 63 MJ/kg verwerteten die Kreuzungslämmer das Futter bestehend aus Kraftfutter ad libitum und 200 bis 300 g Heu pro Tier und Tag deutlich schlechter. Weiterhin war in der Kraftfuttergruppe mit 46,1% die Ausschlachtung deutlich höher als bei der Weidemast (Tab. 2). Für die geringere Ausschlachtung in der Weidemast mit 42,6% kann das größere Vormagenvolumen verantwortlich sein. Santos-Silva et al. (2004) berichten von einer geringeren Ausschlachtung bei Heufütterung. Im Einzelnen betrug die Schlachtausbeute der Stalllämmer der Rasse Merino Branco 42,9% (Luzerneheu), 43,9% (Luzerneheu + Sojaöl), 45,6% (Grundfutter + Luzernepellets) und 46,8% (Grundfutter + Luzernepellets + Sojaöl). Henseler et al. (2014b) fanden für Kreuzungslämmer mit Merino- oder Schwarzkopf-Vätern, die von 17 kg bis zu einem Endgewicht von 39 bis 49 kg gemästet wurden, Schlachtausbeuten von 48,7%. Auch in diesem Versuch wurde das Kraftfutter ad libitum verabreicht, wobei die Lämmer zusätzlich 300 g Heu erhielten. Die Kotelettflächen der Kraftfutterlämmer waren etwas größer (14,0 cm 2 gegenüber 12,6 cm 2 ) als die der Weidelämmer. Henseler et al. (2014b) beobachteten Fleischflächen von 12,0 cm 2 (Merino-Väter) und 12,3 cm 2 (Schwarzkopf-Väter) bei Kreuzungs- Tab. 2. Anzahl Tiere, Rohmittelwert ( x ), Standardabweichung (SD), Minimum (Min) und Maximum (Max) für ausgesuchte Merkmale der Mastleistung und des Schlachtkörperwertes der 12 Schafrassen nach Mastverfahren Number of animals, mean, standard deviation, minimum and maximum of fattening performance and carcass quality of the twelve sheep breeds across fattening systems Mastverfahren Kraftfutter Weide Merkmal N x SD Min-Max N x SD Min-Max Tägliche Zunahme (g/d) 291 386,5 85 173 683 233 225,8 51 114 377 Futterverwertung 224 40,4 8,0 25,0 64,5 (MJ/kg) Schlachtausbeute (%) 291 46,1 2,0 40,6 52,6 233 42,6 2,1 38,2 48,0 Pistolenanteil (%) 291 41,6 1,7 36,3 52,1 233 41,3 1,6 35,6 45,7 Kotelettfläche (cm 2 ) 291 14,0 2,5 9,3 22,6 233 12,6 1,6 8,3 18,1 Oberflächenfett-Note 291 6,9 0,9 3,0 9,0 233 7,5 0,9 3,0 9,0 (1 9) Zartheit (N) 291 45,7 19,1 13,6 136,4 233 56,9 23,1 19,2 124,2 Intramuskulärer 291 2,2 0,56 1,1 4,2 233 1,8 0,52 0,9 3,8 Fettgehalt (%) ω6:ω3 291 4,1 1,34 1,5 8,9 233 1,3 0,30 0,6 2,8 Konjugierte Linolsäuren (%) 291 0,7 0,25 0,2 1,5 233 1,2 0,37 0,5 2,3

340 Waßmuth, R.; Lange, Christine; Geuder, U. und C. Mendel lämmern, die mit Kraftfutter und Heu gemästet wurden. Gemessen an der Oberflächenfettnote waren die Kraftfutterlämmer stärker verfettet als die Weidelämmer. Im Pistolenanteil gab es mit 41,6% bzw. 41,3% keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Gruppen (Tab. 2). In den Merkmalen tägliche Zunahme, Kotelettfläche und Verfettung dürfte die geringere Energiedichte des Weidefutters eine Ursache für die Leistungsunterschiede sein. Im Stall benötigten die Lämmer 40,4 MJ pro kg Zuwachs (Tab. 2). Die niedrigere Standardabweichung in der täglichen Zunahme und der Kotelettfläche der Weidelämmer im Vergleich zu den Kraftfutterlämmern deutet eine geringere Differenzierung der Lämmer innerhalb der Rasse und auch zwischen Rassen an (Tab. 2). Bocklämmer, die mit Kraftfutter gemästet wurden, hatten mit 45,7 N ein zarteres Fleisch als die Weidelämmer mit 56,9 N (Tabelle 2). Terzis (1977) stellte in einem Versuch fest, dass Lämmer, die mit Heu gefüttert wurden, höhere Bindegewebsanteile aufwiesen als mit Kraftfutter gefütterte Lämmer. Die geringere Zartheit der Weidelämmer in dem vorliegenden Versuch kann durch den höheren Bindegewebsanteil und das höhere Alter begründet werden. Auch Baumann et al. (2006) fanden ein festeres Fleisch bei Lämmern, die extensiv gemästet wurden. Der intramuskuläre Fettgehalt (Tabelle 2) betrug bei Kraftfuttermast 2,2% und bei Weidemast 1,8%. Laut Süss et al. (2006) sollte der intramuskuläre Fettgehalt für eine verbesserte Sensorik mindestens 3% betragen. Außerdem ist fettärmeres Fleisch eher trocken und geschmacklos (Kräusslich, 1994). Dieser Wert konnte von keiner Rasse erreicht werden. Vor allem die Weidelämmer haben die Schlachtreife nicht erreicht. Um einen noch besseren Geschmack zu erreichen, sollte zukünftig aktiv daran gearbeitet werden, den intramuskulären Fettgehalt in Lammfleisch zu erhöhen. Da dieser eine hohe Heritabilität aufweist (h²-werte im Bereich von 0,3 bis 0,6 (Kräusslich, 1994)), dürfte sich bei optimierten Zuchtprogrammen Zuchtfortschritt einstellen. Das Fettsäure-Verhältnis ω6:ω3 erfuhr einen positiven Einfluss durch die Weidemast. Die Werte der Weidelämmer lagen bei 1,3 und bei den Kraftfutterlämmern bei 4,1 (Tab. 2). Santos-Silva et al. (2004) fanden ein kleineres ω6:ω3-verhältnis bei der Verfütterung von Heu. Die Werte ihrer Untersuchung mit Stalllämmern der Rasse Merino Branco schwankten zwischen 1,62 (Luzerneheu), 3,38 (Luzerneheu + Sojaöl), 2,56 (Grundfutter + Luzernepellets) und 6,58 (Grundfutter + Luzernepellets + Sojaöl). Der Anteil konjugierter Linolsäuren war bei Weidelämmern mit 1,2% günstiger als bei Kraftfutterlämmern, die nur 0,7% erzielten (Tab. 2). Die konjugierten Linolsäuren entstehen im Pansen der Wiederkäuer bei mikrobieller Umsetzung. Ihnen wird aufgrund ihrer Struktur eine gesundheitsfördernde Wirkung (anticancerogen, antiartherosklerotisch, antipogen) zugeschrieben. Laut Schmid (2007) sind die höchsten Gehalte an CLA in Lammfleisch nachzuweisen, es bestehen allerdings Rasse- und Fütterungseinflüsse. Diese Aussagen decken sich mit den vorliegenden Versuchsergebnissen. Hier waren sowohl Rasseeinflüsse festzustellen (Tab. 7) als auch eine signifikante Verbesserung des CLA-Anteils durch ein extensives Fütterungsregime bei Weidemast (Tabelle 2). Zur besseren Übersicht werden im Folgenden zwei Landschafrassen (Coburger Fuchsschaf, Weißes Bergschaf), eine Merinorasse (Merinolandschaf) und eine fleischbetonte Rasse (Schwarzköpfiges Fleischschaf) näher betrachtet. Innerhalb der Rassen schwankten die Differenzen in der täglichen Zunahme zwischen der Kraftfutter- und der Weidemast von 107 g (Bergschaf) bis 209 g (Merinos) zugunsten der Kraftfuttermast (Tab. 3). Bei den fleischbetonteren Schwarzköpfen und Merinos ist der Unterschied zwischen der Kraftfutter- und Weidemast im Merkmal tägliche Zunahme besonders groß. In der Kraftfuttermast erreichten die Merinolandschafe und die Schwarzköpfigen Fleischschafe signifikant höhere tägliche Zunahmen als die Coburger Füchse und die

Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme 341 Tab. 3. LSQ-Mittelwert (Standardfehler als Index) der täglichen Zunahme (g/d) und der Futterverwertung (MJ/kg) von vier Schafrassen in zwei Mastverfahren Daily gain and feed efficiency (least-square mean, standard error) of M. longissimus dorsi across four sheep breeds and two fattening systems Merkmal Tägliche Zunahme (g/d) Futterverwertung (MJ/kg) Mastsystem Kraftfutter Weide Kraftfutter Weide Coburger Fuchsschaf 377 a 12,4 213 a 10,9 41,0 a,b 1,7 Weißes Bergschaf 359 a 12,0 252 b 11,8 43,4 b 1,43 Merinolandschaf 439 b 10,2 230 a,b 8,8 37,2 a,c 1,57 Schwarzköpfiges Fleischschaf 457 b 10,3 235 a,b 11,8 36,6 c 1,14 a, b, c verschiedene Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (t-test, p 0,05) zwischen Rassen innerhalb des Mastverfahrens Weißen Bergschafe. Diese Beobachtung bestätigen die von Strittmatter et al. (2003) publizierten Ergebnisse. Unter den Weidebedingungen nahmen die Weißen Bergschafe mit 252 g die Spitzenposition ein, während die Coburger Fuchsschafe mit 213 g am langsamsten wuchsen (Tab. 3). In der Untersuchung von Mathiak et al. (1999) erzielten die Merinolandschafe eine tägliche Zunahme von ca. 208 g in der Weidemast. Sie waren damit den Landschaflämmern (Grau Gehörnte Heidschnucke mit 171 g und Rhönschaf mit 113 g) deutlich überlegen. Der Vergleich mit Henseler et al. (2014a) zeigt, dass das Zunahmeniveau in der vorliegenden Untersuchung hoch war. Während in dem Versuch von Henseler et al. (2014a) männliche Kreuzungslämmer mit Merinolandschaf- oder Schwarzkopf-Vätern 288 g bzw. 309 g tägliche Zunahme erzielten, lagen die entsprechenden Reinzuchten in der vorliegenden Arbeit bei 439 g bzw. 457 g in der Kraftfuttermast (Tab. 3) deutlich darüber. Ein ähnlich hohes Niveau erzielten die Merinolandschafe und die Schwarzköpfigen Fleischschafe in der Thüringer LPA Weimar-Schöndorf (Rudolph und Lenz, 2013). Die aus ad libitum verabreichtem Kraftfutter und 200 bis 300 g Heu bestehende Prüfration führte zu 431 g täglicher Zunahme bei Merinolandschafen und 500 g bei Schwarzköpfigen Fleischschafen. Die Merinolangwollschafe erzielten 448 g Zunahme pro Tag. Auch in der Futterverwertung waren die Weißen Bergschafe (43,4) und die Coburger Füchse (41,0) den beiden fleischbetonten Rassen (Merinolandschaf mit 37,2 und Schwarzköpfiges Fleischschaf mit 36,6) zum Teil deutlich unterlegen (Tab. 3). Kreuzungslämmer mit Merinolandschaf-Vätern oder Vätern der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf benötigten nach Henseler et al. (2014a) mit 56 MJ/kg bzw. 53 MJ/kg deutlich mehr Energie als die Reinzuchtlämmer in dieser Untersuchung. Noch effizienter als die Merinos und die Schwarzköpfe in dieser Untersuchung waren die Merinolandschafe mit 31,5 MJ ME/kg und die Schwarzköpfe mit 30,6 MJ ME/kg in Weimar-Schöndorf (Rudolph und Lenz, 2013). Zwischen den Schwarzköpfigen Fleischschafen und den Bergschafen bestand innerhalb der Kraftfuttermast die größte Differenz in der Schlachtausbeute von 1,9% zugunsten der fleischbetonten Schwarzköpfe (Tab. 4). Die fleischbetonten Rassen wiesen auch unter Weidebedingungen die höheren Schlachtausbeuten auf. Die maximale Differenz betrug 2,1%. Unter Kraftfutterbedingungen konnte eine ähnliche Größenordnung (1,9%)

342 Waßmuth, R.; Lange, Christine; Geuder, U. und C. Mendel Tab. 4. LSQ-Mittelwerte (Standardfehler als Index) der Schlachtausbeute (%) und des Pistolenanteils (%) von vier Schafrassen in zwei Mastverfahren Dressing percentage and proportion of leg and loin at the carcass (least-square mean, standard error) across four sheep breeds and two fattening systems Merkmal Schlachtausbeute (%) Pistolenanteil (%) Mastsystem Kraftfutter Weide Kraftfutter Weide Coburger Fuchsschaf 45,6 a,b 0,38 41,7 a,b 0,40 41,0 a 0,32 41,5 a 0,30 Weißes Bergschaf 45,1 a 0,37 41,1 a 0,45 42,0 b 0,31 42,3 a 0,33 Merinolandschaf 46,2 b,c 0,32 42,2 b,c 0,33 43,2 c 0,26 42,0 a 0,24 Schwarzköpfiges Fleischschaf 47,0 c 0,32 43,2 c 0,44 42,2 b 0,27 41,6 a 0,33 a, b, c verschiedene Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (t-test, p 0,05) zwischen Rassen innerhalb des Mastverfahrens zwischen Bergschafen und Schwarzköpfen beobachtet werden. Die von Von Korn (2001) beobachtete Schlachtausbeute von 48% bei Merino- und Fleischrassen erreichten die Merinos und Schwarzköpfe der vorliegenden Untersuchung nicht. Zwischen der Kraftfutter- und der Weidemast bestanden beträchtliche Unterschiede in der Schlachtausbeute innerhalb der Rassen mit 3,8% bis 4,0% bei Schwarzköpfen bzw. Merinos (Tab. 4). Im Merkmal Pistolenanteil waren die Unterschiede zwischen den verschiedenen Fütterungsvarianten geringer als bei der Schlachtausbeute und die Kraftfuttervariante führte nicht bei allen Rassen zu einem höheren Pistolenanteil (Tab. 4). Während in der Weidemast keine signifikanten Differenzen zwischen den Rassen zu beobachten waren, erreichten die Merinos mit Kraftfutter die signifikant höchsten Anteile gefolgt von Schwarzköpfen und Bergschafen. Mit 41% Pistolenanteil schnitten die Coburger Füchse am schlechtesten ab. Mit einer Kraftfuttergabe stiegen die Fleischflächen und Fettmengen (Tab. 5). Dabei erzielten die Merinos in den Kraftfuttergruppen die höchsten Werte in beiden Merkmalen also die größte Kotelettfläche mit der geringsten Verfettung, während die Schwarzköpfe die kleinste Kotelettfläche und eine stärkere Verfettung zeigten. In der Weidemast erzielten die Bergschafe die geringste Kotelettfläche aber auch die geringste Verfettung (Tab. 5). Mit einer Oberflächenfettnote von 7,8 lagen die Merinos hinter den Bergschafen und vor den Schwarzköpfen mit 7,1 (Tab. 5). Die Kraftfuttermast führte zu geringeren Oberflächenfettnoten und somit zu einer größeren Fettabdeckung. Hier erzielten die Bergschafe die gleichen Werte wie die Merinos (7,2). Die Fettnoten der Coburger Füchse und der Schwarzköpfe waren signifikant niedriger mit 6,6 bzw. 6,7. In der Thüringer Stationsprüfung waren die Merinos und die Schwarzköpfe mit Oberflächenfettnoten von 6,7 bzw. 6,2 nah beieinander (Rudolph und Lenz, 2013). Auf der Weide gemästet, wiesen Merino- und Schwarzkopflämmer die beste Fleischzartheit auf. Mit Kraftfutter gemästet hatten die Merinolämmer hingegen die schlechteste Fleischzartheit während Schwarzköpfe eine mittlere Position einnahmen (Tab. 6). Wie Tabelle 6 zeigt, gab es zwischen den vier näher betrachteten Rassen keine Unterschiede im intramuskulären Fettgehalt in der Weidemast. Unter den Kraftfutterlämmern wiesen die Coburger Füchse die höchsten Gehalte auf.

Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme 343 Tab. 5. LSQ-Mittelwerte (Standardfehler als Index) der Kotelettfläche (cm 2 ) und der Oberflächenfett-Note (1 9) von vier Schafrassen Area of M. longissimus dorsi and fat score (least-square mean, standard error) across four sheep breeds and two fattening systems Kotelettfläche (cm 2 ) Oberflächenfett-Note Merkmal (1 9 (wenig Fett)) Mastsystem Kraftfutter Weide Kraftfutter Weide Coburger Fuchsschaf 14,1 a 0,36 12,8 a,b 0,29 6,6 a 0,18 7,8 a 0,18 Weißes Bergschaf 14,7 a,b 0,35 12,2 a 0,32 7,2 b 0,18 8,0 a 0,20 Merinolandschaf 15,4 b 0,30 12,5 a,b 0,24 7,2 b 0,15 7,8 a 0,15 Schwarzköpfiges Fleischschaf 13,7 a 0,30 13,2 b 0,32 6,7 a 0,15 7,1 b 0,20 a, b verschiedene Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (t-test, p 0,05) zwischen Rassen innerhalb des Mastverfahrens Tab. 6. LSQ-Mittelwert (Standardfehler als Index) der Zartheit (N) und des intramuskulären Fettgehaltes (IMF, %) im M. longissimus dorsi von vier Schafrassen in zwei verschiedenen Mastverfahren Tenderness and intramuscular fat content (least-square mean, standard error) of M. longissimus dorsi across four sheep breeds and two fattening systems Merkmal Zartheit (N) IMF (%) Mastsystem Kraftfutter Weide Kraftfutter Weide Coburger Fuchsschaf 36,3 a 4,05 60,9 ab 4,86 2,6 a 0,11 1,6 0,10 Weißes Bergschaf 43,6 a,b 3,91 70,1 a 5,40 2,0 b 0,10 1,6 0,11 Merinolandschaf 48,4 b 3,72 53,8 b 3,75 1,8 b 0,10 1,6 0,08 Schwarzköpfiges Fleischschaf 41,2 a,b 3,37 53,1 b 5,39 1,9 b 0,09 1,6 0,11 a, b verschiedene Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (t-test, p 0,05) zwischen Rassen innerhalb des Mastverfahrens Die Weidemast mit höheren Gehalten von ω3- und geringeren Mengen der ω6-fettsäuren konnte im Vergleich zur Kraftfuttermast (Tab. 2) das Verhältnis dieser beiden Fettsäuren bei allen Rassen signifikant verringern (Tab. 7). Nürnberg et al. (2004) begründen die deutliche Verbesserung des Verhältnisses ω6:ω3 durch eine extensivere Fütterung in der Weidemast mit den hohen Anteilen an ω6-fettsäuren in Getreide und Extraktionsschroten. Gras hingegen enthält mehr α-linolensäure, die zur Gruppe der ω3-fettsäuren gehört. Die Verhältniszahl in der Intensivmast war bei den Merinolandschafen am höchsten, bei der Weidemast wiesen Merinolandschafe und Coburger Fuchssschaf die höchsten Werte auf. Die essenziellen ω3- und ω6-fettsäuren sind wichtig

344 Waßmuth, R.; Lange, Christine; Geuder, U. und C. Mendel Tab. 7. LSQ-Mittelwert (Standardfehler als Index) des ω6:ω3-verhältnis und des Gehaltes konjugierter Linolsäuren (%) im M. longissimus dorsi von vier Schafrassen Relationship of ω6:ω3 and content of conjugated linoleic acids (%) (least-square mean, standard error) of M. longissimus dorsi across four sheep breeds and two fattening systems Merkmal ω6:ω3 Konjugierte Linolsäuren (%) Mastsystem Kraftfutter Weide Kraftfutter Weide Coburger Fuchsschaf 4,2 a,b 0,28 1,4 a 0,10 0,5 a 0,05 1,2 a,b 0,08 Weißes Bergschaf 4,0 a,b 0,27 1,1 b 0,11 0,9 b 0,05 1,0 a 0,08 Merinolandschaf 4,5 a 0,25 1,4 a 0,08 0,7 c 0,05 1,3 b 0,06 Schwarzköpfiges Fleischschaf 3,5 b 0,23 1,3 a 0,11 0,7 c 0,04 1,1 a,b 0,08 a, b verschiedene Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (t-test, p 0,05) zwischen Rassen innerhalb des Mastverfahrens für eine gesunde Ernährung des Menschen. Da die Gruppen um das gleiche Enzymsystem konkurrieren, ist es wichtig, dass ein Verhältnis ω6:ω3 von kleiner als 5:1 eingehalten wird (Elmadfa, 2009). Dies wurde in allen Gruppen erreicht (Tab. 7). Da nur Bocklämmer in die Untersuchung einbezogen werden konnten, kann keine umfassende Bewertung der Rassen gewährleistet werden. Außerdem ist zu beachten, dass über beide Mastsysteme hinweg rassegruppentypische Mastendgewichte angestrebt wurden. Vor diesem Hintergrund waren die Weidelämmer bei der Schlachtung älter als die Stalllämmer. Da innerhalb der beiden Fütterungsintensitäten die Bocklämmer aller Rassen gleich behandelt wurden, kann der Versuch nur eine grobe Orientierung zur Wechselwirkung zwischen Rasse und Standort liefern. Rassetypische Verfahrensweisen wurden nicht einbezogen. Da alle Weidelämmer der verschiedenen Rassen auf der gleichen Fläche der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub gehalten wurden, wurden auch keine Standortspezifitäten berücksichtigt. Die fleischbetonten Rassen (Merinolandschaf, Schwarzköpfiges Fleischschaf) profitierten genau wie die Landschafrassen (Coburger Fuchsschaf, Weißes Bergschaf), wenn statt der Weidemast eine Kraftfuttermast durchgeführt wurde. Dies gilt für die Zartheit des Fleisches und den intramuskulären Fettgehalt. Umgekehrt verhält es sich bezüglich des ω6:ω3-verhältnises und des Anteils konjugierter Linolsäuren. Es treten also keine rangfolgeverändernden Genotyp X Umwelt-Interaktionen in den Merkmalen der Fleischqualität auf. Da die fleischbetonten Rassen Vorteile bei der Kraftfuttermast in den Merkmalen der Mastleistung und der Zusammensetzung des Schlachtkörpers aufwiesen, sind sie bevorzugt einzusetzen. Aus Sicht der Praxis ist anzumerken, dass vor allem in direktvermarktenden Schäfereien meistens beide Mastsysteme mit Lämmern zur Anwendung kommen. Je nach Ablammzeitpunkt findet in der Vegetationsruhe eine Stallmast und während der Vegetationsperiode eine Weidemast zum Teil mit einer Stallendmast statt. In solchen Schäfereien haben Rassen, die für beide Mastvarianten geeignet sind, Vorteile. Aus Sicht dieses Versuchs kommen dafür Merinolandschafe und Schwarzköpfige Fleischschafe in Frage, weil sie unter intensiven Fütterungsbedingungen einen deutlichen Vorsprung haben.

Mastleistung und Schlachtkörperwert von Lämmern verschiedener Rassen und Mastsysteme 345 4 Schlussfolgerungen 1. Die Kraftfuttermast führte zu höheren täglichen Zunahmen, einer größeren Ausschlachtung, zu mehr Kotelettfläche, einer stärkeren Verfettung und einem zarteren Fleisch bei den Bocklämmern. Besonders in der Mastleistung und in der Schlachtkörperzusammensetzung waren die Rassenunterschiede bei der Weidemast niedriger als in der Kraftfuttermast. 2. Insgesamt war der intramuskuläre Fettgehalt bei allen Rassen und bei beiden Mastsystemen niedrig, was dem Fleischgeschmack nicht zuträglich ist. 3. Die fleischbetonten Merinolandschaf- und Schwarzkopfböcke waren in der Kraftfuttermast den Landschafböcken der Rassen Coburger Fuchsschaf und Weißes Bergschaf in der Mastleistung und der Schlachtkörperzusammensetzung überlegen. In der Fleischqualität und in der Weidemast traten nur geringe Unterschiede zwischen den vier näher betrachteten Rassen auf 4. Schon bei der Kraftfuttermast erreichten alle Rassen ein ω6:ω3-verhältnis von unter 5:1. Durch die Weidemast konnte dies bei allen Rassen stark verbessert/verringert werden. 5. Der Anteil an konjugierten Linolsäuren sollte hingegen möglichst hoch sein, da eine gesundheitsfördernde Wirkung auftreten kann. Hier gab es Rasseeinflüsse. Insgesamt konnte der Wert durch die Weidemast nahezu verdoppelt werden. Literatur Baumann, J., G. Quanz and N. Zoch, (2006): Marktorientierte Mastlammproduktion für verbesserte Wirtschaftlichkeit. TOP LAMM ein Projekt der WDL. www.schafe-hessen.de. Bmelv, (2011): Statistisches Jahrbuch 2001 über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Landwirtschaftsverlag Münster. Elmadfa, I., (2009): Ernährungslehre. Eugen Ulmer Verlag Stuttgart. Grennan, E.J., (1999): Lamb growth rate on Pasture: Effect of grazing management, sward type und supplementation. End of project reports: sheep series No. 3Project 3327. ISBN 1841700175. Henseler, S., S. Preuss und Bennewitz, J., (2014a): Welche Rasse hat die besten Mastleistungen? Schafzucht 8/2014. 4 5. Henseler, S., S. Preuss und J. Bennewitz, (2014b): Fleischerzeugung mit Merinolandschaf-Gebrauchskreuzungen 1. Mitteilung, Analyse der Schlacht- und Fleischqualität. Züchtungskunde 86/2. 95 103. Kräusslich, H., (1994): Tierzüchtungslehre. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. Lfl, (2013): Agrarmärkte 2013. LfL Schriftenreihe 3/2013. Mathiak, H., K. Hofmann, M. Gauly und G. Erhardt, (1999): Welche Rasse hat die größten Vorzüge? Deutsche Schafzucht 9/99. Mendel, C., (2008): Praktische Schafhaltung. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart. Münch, S., (2003): Chemie von Fetten und Fettbegleitstoffen. In: ARNETH, W.: Chemie des Lebensmittels Fleisch. Kulmbacher Reihe Band 18.. Nürnberg, K., D. Dannenberger and K. Ender, (2004): Fleisch wertvoller durch Anreicherung mit n-3-fettsäuren. Ernährungsumschau 51, Heft 10. Rudolph, A. und H. Lenz, (2013): Schafzucht. In: Entwicklung der Tierzucht in Thüringen. Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (Hrsg.). Schriftenreihe Landwirtschaft und Landschaftspflege in Thüringen. Heft 3/2013). 54 63. ISSN 0944-0348. Santos-Silva, J., I.A. Mendes, P.V. Portugal und R.J.B. Bessa, (2004): Effect of particle size and soybean oil supplementation on growth performance, carcass and meat quality

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