St. Mauritius in Alt-Saarbrücken Originale
Hier kann ab der zweiten Broschüre eine Liste der bisherigen Veröffentlichungen stehen Originale Band 1 Die ehemalige katholische Pfarrkirche St. Mauritius in Alt-Saarbrücken Eine Bestandsaufnahme Ende 2016 Wolfgang Niesen, Fotos Dr. Bernhard Wehlen, Text Originale in Buchform? Originale heißt eine Gasthörer-Veranstaltung des Zentrums für lebenslanges Lernen an der Universität des Saarlandes. In deren Mittelpunkt stehen regionale Kunstwerke, die auf Exkursionen begangen, betrachtet, beschrieben und diskutiert werden. Die Erfahrung des Originals wird inzwischen durch vertiefende Vorträge im Hörsaal ergänzt und in diesem Sinn versteht sich auch die vorliegende Broschüre als eine Ergänzung. Der Fotograf Wolfgang Niesen zeigt damit seine persönliche Sicht auf die Originale. Seinen Bildern fügt der Kunsthistoriker einen kurzen Text und Literaturhinweise bei, um weiterführende Studien anzuregen. Besonders hingewiesen sei auf die Arbeit des Instituts für aktuelle Kunst (www.kunstlexikonsaar.de). Bernhard Wehlen Diese Broschüren sind bewusst auf die Wirkung der Bilder angelegt. Sie zeigen Fotos der Originale aus ästhetischen Blickwinkeln ohne wissenschaftlichen Anspruch. Sie sollen bewusst kein Führer durch die Originale sein, sondern als Kursmaterialien den Teilnehmern bei der Aufarbeitung helfen und bei allen anderen Interesse an künftigen Veranstaltungen wecken. Wolfgang Niesen
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St. Mauritius (profaniert 2003), Alt-Saarbrücken, Moltkestraße, erbaut 1953-1955, Architekten Albert Dietz (1920-1973) und Bernhard Grothe (1923-1978) Mancher findet, die Form von St. Mauritius würde nicht an eine Kirche erinnern. Wie sieht Kirche denn aus, unterscheiden sie sich nicht nach Epoche, Region, Architekt oder Funktion erheblich voneinander? Seit dem 1. Weltkrieg und besonders zahlreich nach 1950 wurden Kirchen im Geist der Moderne gebaut, unter Verzicht auf eine historisierende Formensprache. Und dennoch wurden dabei oft Grundelemente traditioneller Sakralarchitektur herausgearbeitet, allerdings geklärt durch die Einfachheit der Form und des Materials. Der Glockenturm bildet hier das Wahrzeichen der Kirche, er verhält sich proportional zum Gesamtkomplex und weist auf dessen strenge, prägnant rhomboide Form hin. Die Geschlossenheit des Pfarrbereichs erinnert an frühchristliche Bauten ebenso wie die Schmucklosigkeit nach außen hin. Durch den Turm betritt man einen Kirchhof, der über Eck als Wandelgang um die Kirche führt. Er schirmt ab und erlaubt Kontemplation fast wie in einem Kloster, worauf auch der Brunnen Bezug nimmt. Die Bauformen sind zu kompakten Raumgebilden ineinander gefügt wie Schalen, in deren Zentrum verdichtet das eigentliche Kirchengebäude steht. Dies ist in seiner einfachen Gestalt und Beton-Materialität nicht anders gebildet ist als die Hülle, das Äußere weist nach innen wie das Innere nach außen. Das Kircheninnere erinnert mit seinen dunklen Dickglasfenstern an byzantinische Kirchen oder an gotische Bauten mit in Fenstern aufgelösten Wänden. Der Boden ist weiß gekachelt, um das farbige Licht in den Raum und auf den Betrachter zu lenken, vielleicht in Anlehnung an Henri Matisses (allerdings viel hellere und heitere) Chapelle du Rosaire in Vence. Die Asymmetrie des Raumes mit nur einem Seitenschiff ist ein typisch modernes Element. Auf Wandpfeilern aufsitzende Rippen unterziehen in Anspielung an Kreuzgewölbe die Decke. Obwohl Altarbereich und die den Eingang flankierende Oratorien etwas erhöht sind, herrscht ein Eindruck von hoher Einheitlichkeit des Ganzen vor: Die Kirche schließt sich, in Fortsetzung der äußeren Raumschalen, mit dem Einzelnen zur Gemeinschaft in Christus zusammen. Feste Einheit drückt das gesamte Bauwerk aus, eine starke überkonfessionelle Botschaft. Die Nordfenster geben sich im Kontrast zu den mystisch-verklärten Fenstern Boris Kleints im Süden als prägnante Heiligendarstellungen zu erkennen. Sie stammen von Kleints Schüler Karl- Heinz Grünewald und regen, in Kommunikation mit dem Hauptraum, individuellere Formen der Frömmigkeit an. Literaturauswahl: Marlen Dittmann, Kirchenbauten der Nachkriegszeit in Saarbrücken: Die katholischen Pfarrkirchen St. Mauritius, St. Pius und St. Paulus, hrsg. vom Kulturdezernat der Landeshauptstadt Saarbrücken und dem Institut für aktuelle Kunst im Saarland (Schriftenreihe Kunstlexikon Saar. Architektur und Raum), Saarbrücken 2014. Im Anhang finden sich bibliographische Angaben ebenso wie Biographien der beteiligten Künstler und Architekten. Marlen Dittmann, Die Baukultur im Saarland 1945-2010 (Institut für Landeskunde), Saarbrücken 2011 Jo Enzweiler (Hrsg.), Boris Kleint Malerei, Glasbilder, plastische Bilder, Stelen, Kunst im öffentlichen Raum: 1933-1992, Saarbrücken 2009 Lorenz Dittmann, Boris Kleint 1903-1996, Recklinghausen 1984 Boris Kleint, St. Mauritius, Saarbrücken. Das Bild einer Kirche (mit Aufsätzen von Bernhard Dietz, Boris Kleint, Edmund Schäfer, J. A. Schmoll gen. Eisenwerth), Baden-Baden 1959 38
mit Unterstützung des Originale Die ehemalige katholische Pfarrkirche St. Mauritius in Alt-Saarbrücken Eine Bestandsaufnahme Ende 2016 von Wolfgang Niesen, Fotos Dr. Bernhard Wehlen, Text Kontakt: originale@foto117.de Glasfenster von Boris Kleint (S. 8-31) VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Glasfenster von Karlheinz Grünewald (S. 32-37) VG Bild-Kunst, Bonn 2017