Gewässerstrukturgüte- und Gewässergüteuntersuchungen in Fließgewässern im Gebiet der Stadt Braunschweig

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Transkript:

Gewässerstrukturgüte- und Gewässergüteuntersuchungen in Fließgewässern im Gebiet der Stadt Braunschweig Jahresbericht 2015 beauftragt durch: Stadtentwässerung Braunschweig GmbH Taubenstraße 7, 38106 Braunschweig Auftragnehmer Prof. Dr. Boris Schröder E-mail: boris.schroeder@tu-bs.de Tel.: 0531 / 391 5629 Fax: 0531 / 391 8170 Bearbeiter: Dipl. Biol. Diana Goertzen E-mail: d.goertzen@tu-bs.de Tel.: 0531 / 391 5916 Institut für Geoökologie Abt. Landschaftsökologie & Umweltsystemanalyse - Langer Kamp 19c 38106 Braunschweig

Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG... 3 2 STRUKTURGÜTEUNTERSUCHUNG... 4 2.1 Methodik... 4 2.2 Umfang der Erhebungen / untersuchte Gewässer... 5 2.3 Ergebnisse der Strukturgütekartierung... 8 2.3.1 Galggraben... 8 2.3.2 Graben IGS... 10 2.3.3 Westparkgraben, inkl. südlicher Oberlauf... 13 2.3.4 Mühlengraben Rüningen... 18 2.3.5 Graben Rüningen (Grenzgraben Timmerlah)... 21 2.3.6 Geitelder Graben... 22 2.3.7 Kulkegraben... 23 2.3.8 Ohe... 25 2.3.9 Pumpwerksgraben Schreberweg... 30 2.3.10 Kehrbeeke Querum... 31 2.3.11 Graben Querum... 32 2.3.12 Dorfgraben Waggum... 35 2.3.13 Graben Zur alten Kläranlage... 36 2.3.14 Kauleteichgraben... 38 2.3.15 Weddeler und Schapener Graben... 40 2.3.16 Feuergraben... 48 3 BIOLOGISCHE GEWÄSSERGÜTE... 51 3.1 Methodik... 51 3.1.1 Probennahme DIN 38410... 51 3.1.2 Probennahme EG-WRRL Perlodes-Verfahren... 52 3.2 Gewässergüte im Stadtgebiet Braunschweig (nach DIN 38410)... 54 3.2.1 Oker (O)... 56 3.2.2 Stadtgräben: Neustadtmühlengraben (NMG), Wendenmühlengraben (WMG) und gemeinsamer Abfluss (STG)... 57 3.2.3 Graben Rüningen (GRÜ)... 57 3.2.4 Graben Stöckheim (GS)... 58 3.2.5 Schölke (SCHÖ) und Neuer Graben Lehndorf (NGL)... 59 3.2.6 Graben IGS (IGS)... 59 3.2.7 Galggraben (GA)... 60

1 Einleitung 3.2.8 Ablauf Klärwerk Steinhof (KWA)... 60 3.2.9 Schunter (SCHU)... 61 3.2.10 Hagenriede (HG)... 61 3.2.11 Rohrbruchgraben (RBG)... 62 3.2.12 Sandbach (SB)... 62 3.2.13 Graben Querum (GQ)... 62 3.2.14 Wabe (W) und Reitlingsgraben (RG)... 63 3.2.15 Mittelriede (MR)... 64 3.2.16 Beberbach (BB)... 65 3.3 Gewässergüte im Stadtgebiet Braunschweig (nach EG-WRRL, Perlodes)... 66 3.3.1 Neustadtmühlengraben (NMG3)... 68 3.3.2 Thiedebach (THB)... 69 3.3.3 Fuhsekanal (FU)... 71 3.3.4 Springbach (SP)... 73 3.3.5 Ölper Graben (ÖG)... 75 3.3.6 Aue-Oker-Kanal (AOK)... 76 3.3.7 Beberbach (BB)... 77 3.3.8 Grenzgraben Lagesbüttel-Harxbüttel (GLH)... 78 3.3.9 Lammer Graben (LG)... 80 3.4 Faunistische Befunde... 84 3.5 Nachweise von Rote Liste-Arten... 90 4 LITERATURVERZEICHNIS... 93 4.1 verwendete Bestimmungsliteratur... 94 2

1 Einleitung 1 EINLEITUNG Die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH (SE BS) erbringt im Rahmen des Abwasserentsorgungsvertrages mit der Stadt Braunschweig Dienstleistungen für die Niederschlagswasservorfluter und Gewässer. Ein Teil dieser Aufgaben ist im zurückliegenden Kalenderjahr 2015 durch die TU Braunschweig, Institut für Geoökologie, Abteilung für Landschaftsökologie und Umweltsystemanalyse, erbracht worden. Im Detail handelt es sich hierbei um die Strukturgütekartierung nach dem Detailverfahren an Fließgewässern auf dem Gebiet der Stadt Braunschweig (Kap. 2), die biologische Gewässergütebestimmung (Kap. 3) nach DIN 38410 an Niederschlagswasservorflutern und die Gewässergütebestimmung nach Maßgabe der EG-WRRL (Perlodes-Verfahren) im Einzugsgebiet der Oker sowie einigen weiteren Gewässern. Der vorliegende Bericht fasst die im Jahr 2015 im Rahmen dieser Untersuchungen ermittelten Ergebnisse und Bewertungen zusammen. 3

2 Strukturgüteuntersuchung 2 STRUKTURGÜTEUNTERSUCHUNG 2.1 Methodik Zur Durchführung der Strukturgütekartierungen sind die zu untersuchenden Gewässer bei einem Wasserstand zwischen Niedrigwasser und Mittelwasser stromauf begangen worden. Dieser Wasserstand ermöglicht das sichere Erkennen sowohl der Sohlstrukturen, wie auch der Strömungsdiversität, charakteristischer morphologischer Bestandteile der Uferbereiche oder anderer zu kartierender Strukturmerkmale. Die Begehung erfolgte nach Möglichkeit direkt im Gewässerbett, bei den nicht begehbaren Abschnitten entlang der Uferböschung. Die einzelnen Kartierungsabschnitte wurden nach Möglichkeit auf 100 m festgelegt, je nach örtlichen Begebenheiten (massive Änderung der Umlandnutzung, Düker-Anlage o.ä.) wurden diese durch Verkürzung oder Verlängerung des Abschnittes (max. 150 m) entsprechend angepasst. Der Termin der Begehungen war so gewählt (April 2015), dass auch strukturgebende Wasserpflanzenpolster sicher kartiert werden konnten, aber eine Sichtbehinderung durch Laub auf den Ufergehölzen noch nicht vorhanden war. Die Orientierung im Gelände und Abmessung der Kartierungsabschnitte erfolgte durch Übertragung der Gewässerstationierungspunkte des entsprechenden GIS-Shapes stat_bs_gesamt.shp auf ein mobiles GPS-Gerät mit Kartendarstellung (Garmin etrex 30). Hierdurch konnten die Abschnittswechsel erfolgen oder durch Entfernungsmessung zu den Fixpunkten die Lage z.b. von Querbauwerken, wie Brücken, Furten oder Sohlgleiten, ermittelt werden. Die Dokumentation der Freilanddaten erfolgte über den vorgegebenen Protokollbogen zur Gewässerstrukturgütekartierung nach dem für den urbanen Bereich der Stadt Braunschweig modifizierten LAWA/NLÖ-Verfahren (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser 2000, NLÖ 2001). Zudem wurde an jedem Abschnitt ein Foto stromauf- und stromabwärts gemacht. Die Erfassungsdaten und die Dokumentationsfotos wurden in das IGM Datenbanksystem der SE BS eingepflegt. Als Software für die Auswertung und Darstellung der Daten wurde das Gewässerstrukturgüteprogramm der Firma Gelog (Version 1.1 Build 500, Stand 17.01.2015) verwendet. 4

2 Strukturgüteuntersuchung 2.2 Umfang der Erhebungen / untersuchte Gewässer Im Rahmen der Strukturgütekartierungen sind im Jahr 2015 insgesamt 19.797 m Gewässer kartiert worden (Tab. 2.1, Abb. 2.1). In Rücksprache mit der UWB und UNB der Stadt Braunschweig wurden hierfür 18 kleinere Gewässer im gesamten Stadtgebiet für eine komplette Nachkartierung ausgewählt, die zuletzt zwischen 2003 und 2011 kartiert wurden (Tab. 2.2). Tab. 2.1 Gewässer im Gebiet der Stadt Braunschweig, an denen im Jahr 2015 Gewässerstrukturgütekartierungen durchgeführt wurden. Gewässer Datum der Kartierung kartierte Gesamtstrecke (m) Galggraben 08.04.2015 1.510 Graben IGS 16.04.2015 1.091 Westparkgraben 16.04.2015 1.414 Westparkgraben, südl. Oberlauf 16.04.2015 629 Mühlengraben Rüningen 10.04.2015 1.087 Graben Rüningen 10.04.2015 192 Geitelder Graben 10.04.2015 200 Kulkegraben 10.04.2015 1.190 Ohe-Graben 14.04.2015 2.388 Pumpwerksgraben Schreberweg 14.04.2015 158 Kehrbeeke 09.04.2015 405 Graben Querum 09.04.2015 1.215 Dorfgraben Waggum 08.04.2015 414 Graben Zur alten Kläranlage 08.04.2015 491 Kauleteichgraben 07.04.2015 523 Weddeler Graben 21.04.2015 3.634 Schapener Graben 20.04.2015 2.049 Feuergraben 07.04.2015 1.207 Gesamtstrecke 2015 19.797 Für das Gewässer Mühlengraben Rüningen wurde festgestellt, dass die Stationierung im GIS-Shape entgegen der Fließrichtung verlief, die Stationierung 0 also am Anfangspunkt des Gewässers und nicht an seiner Mündung lag. Diese Stationierungsrichtung wurden während der Kartierung beibehalten, Lagebezeichnungen, die sich auf die Fließrichtung beziehen, werden im Folgenden jedoch entsprechend der richtigen Fließrichtung verwendet. Der bisher nicht im GIS-Shape enthaltene renaturierte Lauf des Weddeler bzw. Schapener Grabens wurde anhand einer aktuellen Vermessung nachdigitalisiert und für die Darstellung der Strukturgüte ergänzt. Da der renaturierte Lauf beide Gewässer verbindet und dabei den Hauptabfluss führt, hat er Einfluss auf die Ausprägung beider Bachläufe. Aus diesem Grund werden die Ergebnisse für den Weddeler und den Schapener Graben gemeinsam betrachtet. 5

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.1 Übersichtskarte der Gewässer im Gebiet der Stadt Braunschweig, an denen im Jahr 2015 Gewässerstrukturgütekartierungen durchgeführt wurden. Blau: Gewässernetz der Stadt Braunschweig, rot: kartierte Gewässer. 6

2 Strukturgüteuntersuchung Tab. 2.2 Gewässer im Gebiet der Stadt Braunschweig, an denen bis zum Frühjahr 2015 Gewässerstrukturgütekartierungen durchgeführt wurden. Gewässer Maximale Kartierungsstrecke (m) Jahre der Kartierungen Springbach 3.492 2002, 04, 14 Schölke mit Jödebrunnengraben 3.685 2002, 14 Wabe 9.720 2003, 13 Mittelriede 6.355 2003, 11, 12, 13 Kleine Mittelriede 1.870 2003, 13 Westparkgraben 1.414 2003, 15 Westparkgraben, südl. Oberlauf 629 2003, 15 Beberbach 6.532 2004, 12 Thiedebach 2.090 2004, 11, 12, 14 Weddeler Graben 3.634 2004, 05, 15 Fuhsekanal 6.773 2005, 11, 12, 14 Ölper Graben 2.790 2005, 14 Lammer Graben 2.540 2005, 14 Neuer Graben Lehndorf 2.716 2006, 13 Graben IGS 1.091 2007, 09, 15 Dorfgraben Waggum 414 2007, 15 Graben Zur alten Kläranlage 491 2007, 15 Graben Lagesbüttel-Harxbüttel 851 2007, 09, 11, 12 Oker 34.487 2008, 09 Oker, Altarm, Stöckheim 319 2012 Sandbach 4.000 2009, 11, 12 Schunter, inkl Nebenarmen 17.500 2009, 10, 12 Sandbach, renaturiert Borwall 1.215 2011, 12 Hagenriede 3.066 2010, 11, 12 Rohrbruchgraben 3.454 2010, 11, 12 Ohe-Graben 2.388 2010, 15 Feuergraben 1.207 2011, 15 Reitlingsgraben 1.760 2011, 12 Galggraben 1.510 2011, 15 Pumpwerksgraben Schreberweg 158 2011, 15 Kehrbeeke 2.405 2011 Kehrbeeke Querum 405 2015 Graben Querum 1.215 2011, 15 Kulkegraben 1.190 2011, 15 Kauleteichgraben 523 2011, 15 Geitelder Graben 200 2011, 15 Mühlengraben Rüningen 1.087 2011, 15 Graben Rüningen 192 2011, 15 Schapener Graben 2.049 2011, 15 Aue-Oker-Kanal 690 2012 Hegholzgraben 690 2012 Alte Mittelriede 1.495 2012 Gesamtsumme kartierte Gewässer 140.292 Gesamtsumme kartierte Strecke inklusive Nachkartierungen 2011-2015 226.120 7

2 Strukturgüteuntersuchung 2.3 Ergebnisse der Strukturgütekartierung 2.3.1 Galggraben Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Galggrabens wurde als wesentlich beeinträchtigt bis naturfern eingestuft (Klasse 4 bis 6), ein längerer sowie ein kurzer Abschnitt waren naturfremd aufgrund einer Verrohrung. Im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2011 gab es keine wesentlichen Veränderungen (Abb. 2.2). Abb. 2.2 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Galggrabens im Vergleich zu 2011 in der 1-Band- Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Galggrabens, 5-Bänder-Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Oberhalb der Mündung in den Ölper See war der Galggraben über etwa 550 m verrohrt, in den folgenden 400 m verlief der Graben gradlinig und eingetieft in einer Massivsohle aus Betonplatten (Abb. 2.3). Diese Massivsohle war überlagert mit einer Schlammschicht und gekennzeichnet durch fehlende Sohl- und Laufstrukturen mit Ausnahme von einzelnen Stellen mit Totholzeintrag. Die Durchströmung war zum Zeitpunkt der Kartierung sehr gering. Positiv hervorzuheben waren die linksseitigen Uferbereiche mit Gehölz- und Sukzessionsflächen, während am rechten Ufer Gärten oder Parkflächen teilweise direkt an das Gewässer heranreichten. Zwischen 960 und 1300 m war die Sohle unverbaut und es waren vermehrt Ansätze von Strömungsrinnen sowie Makrophytenpolster und damit eine etwas höhere Strömungsdiversität erkennbar (Abb. 2.4). An die teilweise sehr steile, dicht mit Brombeergebüsch bewachsene, aber mit der Zeit abflachende Böschung schlossen sich am linken Ufer Gärten und Brachflächen, am rechten hauptsächlich urbane Flächen an. Auf 8

2 Strukturgüteuntersuchung Höhe des Schützenplatzes wurden großflächige Müllablagerungen im Gewässer festgestellt. Der obere Bereich des Galggrabens verlief nach einem weiteren verrohrten Abschnitt unverbaut bis zur Autobahnbrücke der A392 in einem sehr urbanen Umfeld. Dort zeigte er eine gewisse Breitenvarianz, aber ebenfalls nur eine minimale Durchströmung. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Durch den abschnittsweisen Verbau und das größtenteils urbane Umfeld lässt sich der Galggraben als stark urban geprägtes Gewässer einstufen, das vor allem aufgrund der sehr gleichförmigen Sohle und des sehr geringen Durchflusses größere Defizite aufweist. Das Entwicklungspotenzial des Galggrabens ist durch seine Lage und die urbane Nutzung des Umfeldes stark eingeschränkt. Im Bereich des Parkgeländes am Ölper See (0-960 m) ließe sich das Gewässer durch Rückbau des Verbaus und der Verrohrung gut in das Parkgelände integrieren und als naturnah gestaltetes Gewässer für die Parkbesucher erlebbar machen. Durch Anschluss an die bereits vorhandenen Sukzessionsflächen könnte sich der Galggraben ohne die Sohlbefestigung zudem eigenständig weiterentwickeln und dabei Sohl- und Laufstrukturen ausbilden, die auch die Fließeigenschaften verbessern. Abb. 2.3 Galggraben im Bereich Ölper See (600 m, lee, 08.04.2015). 9

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.4 Galggraben auf Höhe der Wasserwelt (1175 m, lee, 08.04.2015). 2.3.2 Graben IGS Aktueller Zustand des Gewässers Der Graben IGS erreichte im oberen Bereich die Strukturgüteklassen 3 bis 4 (mäßig bis wesentlich beeinträchtigt), im mittleren Abschnitt die Klasse 5 (stark beeinträchtigt) und im unteren Bereich die Klasse 6 (naturfern, Abb. 2.5). Damit gab es im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2009 nur geringe Veränderungen, die vermutlich auf der unterschiedlichen Einstufung des Umfeldes beruhen. Vom Mündungsbereich in die Kleine Mittelriede bis zum Madamenweg verlief der Graben IGS durch Kleingartenanlagen, welche direkt an das Gewässer angrenzten (Abb. 2.6), zudem war der Graben weitgehend von (verfallendem) Holz- oder wildem Verbau eingefasst. Die Sohle war stellenweise mit Gräsern oder Wasserpflanzen bewachsen, insgesamt war nur eine geringe Dynamik zu erkennen. Zwischen dem Madamenweg und der Straße Am Weinberg floss das Gewässer unverbaut durch offene Parkflächen, gesäumt von Hochstauden, aber unterbrochen durch mehrere Meter lange, verrohrte Durchlässe. Die Sohle war hier sehr stark verkrautet, was bei der ohnehin geringen Wasserführung eine zusätzliche Stauwirkung hatte (Abb. 2.7). Im oberen Abschnitt oberhalb der Straße Am Weinberg 10

2 Strukturgüteuntersuchung zeigte das Gewässer eine starke Eigendynamik und es waren vielfältige Sohl- und Laufstrukturen sowie Längs- und Querbänke ausgebildet (Abb. 2.8). Negativ wirkte sich auf die Strukturgüte nur die direkt am linken Ufer angrenzenden Kleingärten aus, an das rechte Ufer grenzten Ackerflächen und extensive Wiesen sowie eine Gehölzreihe. Abb. 2.5 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Grabens IGS im Vergleich zu 2009, in der 1-Band- Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Grabens IGS, 5-Bänder-Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Besonders im Oberlauf besitzt der Graben IGS ein hohes Potenzial zur eigenständigen positiven Weiterentwicklung. Im mittleren Abschnitt sind die sehr geringe, zeitweise temporäre Wasserführung und die starke Verkrautung des Bachlaufs sowie die abschnittsweise kurzen Verrohrungen als Hauptursache für die nur mittelmäßige Bewertung des Abschnittes anzusehen. Da in den Uferbereichen bereits ein Gehölzaufwuchs zu erkennen ist, der langfristig zu einer Beschattung und damit einer Verminderung des Bewuchses im Bachlauf führen wird, ist hier anzuraten, das Gewässer dieser natürlichen Entwicklung zu überlassen. Im Bereich der Kleingärten ist nutzungsbedingt kein Raum zur freien Entwicklung vorhanden. Würde dem Gewässer hier ein weiterer Korridor geboten und der Verbau entfernt, könnte es hier zukünftig zu einer positiveren Entwicklung kommen. 11

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.6 Graben IGS in den Kleingartenanlagen nördlich Madamenweg (135 m, lee, 16.04.2015). Abb. 2.7 Graben IGS unterhalb Am Weinberg (770 m, lee, 16.04.2015). 12

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.8 Graben IGS oberhalb Am Weinberg (880 m, luv, 16.04.2015). 2.3.3 Westparkgraben, inkl. südlicher Oberlauf Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Westparkgrabens erreichte im mittleren Abschnitt die Klassen 2, 3 und 4 (naturnah bis mäßig beeinträchtigt), im oberen und unteren Abschnitt fiel sie dagegen etwas schlechter aus (Klassen 5 und 6, stark beeinträchtig bis naturfern, Abb. 2.9, Abb. 2.10). Der südliche Oberlauf erreichte durchschnittlich die Klasse 3 (mäßig beeinträchtigt). Damit konnte eine deutliche Verbesserung zur vorangegangenen Kartierung im Jahr 2003 festgestellt werden. Nur im Bereich des Oberlaufes oberhalb des Zuflusses des südlichen Oberlaufs war keine Verbesserung erkennbar. Dieser Abschnitt führte zum Zeitpunkt der Kartierung kein Wasser. Im Bereich von 0 bis 400 m verlief der Westparkgraben rechts angrenzend an Kleingartenanlagen bzw. Wohnbebauung, ans linke Ufer schlossen sich ein Weg und Weideflächen an (Abb. 2.11). Das Gewässer war hier zeitweise besonnt und abschnittsweise war die Sohle mit Gräsern bewachsen. Ebenso waren einzelne Sohlstrukturen und Uferbänke ausgebildet, der Durchfluss war gut. Ab 400 m begleiteten größere Uferbäume das Gewässer, die im weiteren Verlauf in größere Gehölz- und Waldflächen übergingen. Trotz der geringen 13

2 Strukturgüteuntersuchung Wasserführung zeigte der Westparkgraben eine starke Eigendynamik, durch die sich vielfältige Lauf- und Sohlstrukturen entwickelt haben (Abb. 2.12). Zudem war die Sohle mit Totholz angereichert. Obwohl das Gewässer in einem tiefen, geraden Profil verlief, hatte sich ein vielfältiger, schlängelnder Bachlauf entwickelt, der Strukturen eines naturnahen Waldbaches aufwies. Oberhalb 975 m mündete der südliche Oberlauf in den Westparkgraben, der den eigentlichen Oberlauf des Gewässers darstellt. Der laut Kartenmaterial zum Westparkgraben gehörende Oberlauf führte ab dieser Einmüdung zum Zeitpunkt der Kartierung kein Wasser. Die Struktur des Bachbettes ließ vermuten, dass dieser Abschnitt, der im weiteren Verlauf durch Acker-, Wiesen- und Parkflächen verlief, dauerhaft trocken ist (Abb. 2.13). Erst weit oberhalb nahe der Raffteiche wurde wieder stehendes Wasser in einzelnen Abschnitten des Bachbettes festgestellt. Abb. 2.9 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Westparkgrabens, inkl. des südlichen Oberlaufs im Vergleich zu 2003, in der 1-Band-Darstellung. 14

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.10 Gewässerstrukturgüte des Westparkgrabens, inkl. des südlichen Oberlaufs. 5-Bänder- Darstellung: Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Abb. 2.11 Westparkgraben, Ecke Reuchlinstraße (400 m, lee, 16.04.2015). 15

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.12 Westparkgraben unterhalb des Zuflusses des südlichen Oberlaufs (890 m, luv, 16.04.2015). Abb. 2.13 Westparkgraben, trockener Oberlauf südöstlich der Raffteiche (1200 m, luv, 16.04.2015). 16

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.14 Westparkgraben, südlicher Oberlauf unterhalb Madamenweg (100 m, lee, 16.04.2015). Abb. 2.15 Westparkgraben, südlicher Oberlauf oberhalb Madamenweg im Westpark (440 m, lee, 16.04.2015). 17

2 Strukturgüteuntersuchung Der wasserführende, südliche Oberlauf verlief ab dem Madamenweg ebenfalls als Waldbach mit gut strukturierter Sohle, links grenzten urbane Nutzflächen an das Gewässer (Abb. 2.14). Weiter oberhalb floss das Gewässer durch den Westpark und es waren Uferbänke, Strömungsrinnen und Totholz vorhanden (Abb. 2.15). Oberhalb von 475 m, wo der Oberlauf mit dem Abfluss eines kleinen Stillgewässers verbunden war, war der Lauf stellenweise trocken oder das Wasser stehend. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der Westparkgraben inklusive seines südlichen Oberlaufs zeigte eine sehr gute eigendynamische Entwicklung, wodurch vor allem in den Wald- und Parkbereichen insbesondere in der Gewässersohle naturnahe Strukturen ausgebildet waren. Zur Abwertung der Strukturgüte kam es vor allem durch die fehlende Wasserführung in den Oberläufen, was aber keine negative Auswirkung auf den Hauptlauf des Gewässers hat. Zudem wirkten sich angrenzende Nutzungen, vor allem im unteren Bereich vor der Mündung, negativ aus. Hier könnte ein breiterer Saumstreifen, der auch das Aufkommen von beschattenden Gehölzen ermöglicht, eine positive Entwicklung begünstigen. Dies steht jedoch in Konflikt mit der aktuellen Nutzung. In den anderen Bereichen sollte weiterhin die eigenständige Entwicklung zugelassen werden und die extensiven Uferbereiche weiterhin erhalten bleiben. 2.3.4 Mühlengraben Rüningen Aktueller Zustand des Gewässers Der Mühlengraben Rüningen wurde in vielen Abschnitten mit der Strukturgüteklasse 4 (wesentlich beeinträchtigt) bewertet, im Bereich der Mühle Rüningen und der Berkenbuschstraße lag die Strukturgüte bei Klasse 5 (bis 7, stark beeinträchtigt bis naturfremd) (Abb. 2.16). Im oberen Abschnitt gab es leichte Verbesserungen im Vergleich mit der letzten Kartierung im Jahr 2011. Zwischen der Mündung in den Fuhsekanal und der Mühle Rüningen floss der Mühlengraben in einem relativ flachen Profil, das durch eine Steinschüttung befestigt war und mit Ausnahme von Totholz kaum Sohlstrukturen aufwies (Abb. 2.17). Umgeben war das Gewässer von Gärten und Bebauung sowie Sukzessionsflächen. Im Bereich der Mühle war das Gewässer noch stärker verbaut, teilweise verrohrt und durchfloss einige Teiche. Oberhalb der Mühle auf Höhe der Berkenbuschstraße war immer noch eine überwachsene Steinschüttung erkennbar und das Profil deutlich tiefer als im unteren Abschnitt. In Kur- 18

2 Strukturgüteuntersuchung ven war jedoch Krümmungserosion erkennbar. Als Sohlstrukturen fielen hier vor allem Makrophyten auf, zusätzlich auch Strömungsrinnen und etwas Totholz. Die Umgebung war vom Siedlungsbereich geprägt, bevor das Gewässer in Richtung Süden entlang der Bahngleise durch einen Park floss. In diesem Bereich verbesserte sich die Strukturgüte deutlich, da das Ufer nicht mehr befestigt war und unter anderem kleine Ausbuchtungen oder Wurzelflächen aufwies (Abb. 2.18). Zudem flachte das Profil wieder deutlich ab und am Ufer waren Röhricht- und Sukzessionsflächen vorhanden. Der Verlauf war immer noch sehr gradlinig, die Sohl- und Strömungsdiversität waren gering und ausgedehnte Makrophytenbestände waren vorhanden. Abb. 2.16 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Mühlengrabens Rüningen, des Grabens Rüningen und des Geitelder Grabens im Vergleich zu 2011, in der 1-Band-Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Mühlengrabens Rüningen, des Grabens Rüningen und des Geitelder Grabens, 5-Bänder-Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. 19

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.17 Mühlengraben Rüningen unterhalb der Mühle Rüningen (900 m, luv, 10.04.2015). Abb. 2.18 Mühlengraben Rüningen östlich des Sportplatzes Rüningen (400 m, lee, 10.04.2015). 20

2 Strukturgüteuntersuchung Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der Mühlengraben Rüningen war zwischen dem Geitelder Graben und der Mühle vor allem durch seinen starken Bewuchs mit Makrophyten und eine eher geringe Durchströmung geprägt, zeigt damit aber typische Strukturen eines Altarms. Da das Gewässer bereits Tendenzen zu einer naturnäheren Entwicklung der Uferbereiche zeigte, sollte diese eigenständige Entwicklung zukünftig weiter zugelassen und beobachtet werden. Im Bereich der Mühle zeigt das Gewässer die größten Defizite besonders durch den Verbau. Das Entwicklungspotenzial ist hier durch die Nutzung jedoch stark eingeschränkt. Unterhalb der Mühle könnte eine Entfesselung der Uferbereiche zu einer strukturellen Verbesserung des Gewässers führen. 2.3.5 Graben Rüningen (Grenzgraben Timmerlah) Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Grabens Rüningen wurde als stark beeinträchtigt bis naturfremd (Klasse 5 und 6) eingestuft und hat sich im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2011 kaum verändert (Abb. 2.16). Das Gewässer verlief sehr monoton durch eine Parkanlage, der Lauf war durch Holzverbau befestigt (Abb. 2.19). Die Sohle wies keine Sohlstrukturen auf außer etwas Totholz und war von einer Schlammschicht mit Detritusauflage bedeckt. Die Durchströmung war sehr gering. Oberhalb von 190 m verlief das Gewässer unterirdisch in einem Rohr. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Durch die geringen Fließgeschwindigkeiten besitzt der Graben Rüningen nur ein geringes Potenzial für eine eigendynamische Entwicklung. Eine Verbesserung der Strukturgüte könnte hier vor allem durch die Entfernung des Uferverbaus erreicht werden, so dass sich naturnähere Uferbereiche entwickeln können. 21

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.19 Graben Rüningen unterhalb der Verrohrung (190 m, lee, 10.04.2015). 2.3.6 Geitelder Graben Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Geitelder Grabens wurde mit der Klasse 4 (wesentlich beeinträchtigt) bewertet und hat sich im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2011 nicht wesentlich verändert (Abb. 2.16). Im Mündungsbereich und dort, wo der Mühlengraben Rüningen abfloss, war der Lauf stark aufgeweitet und von naturnahen Sukzessionsflächen und Uferröhrichten umgeben (Abb. 2.20). Oberhalb des Mühlengrabens wurde das Gewässer schmaler und das Profil tiefer. Das Umfeld änderte sich zu einer Parkanlage. Positiv hervorzuheben waren vor allem das Vorhandensein diverser Sohl- und Laufstrukturen und eine erhöhte Substratdiversität. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der hier betrachtete Abschnitt des Geitelder Grabens zeigte typische Ausprägungen eines Altarms. Maßnahmen sind derzeit nicht notwendig, das Gewässer sollte sich eigenständig weiterentwickeln. 22

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.20 Geitelder Graben zwischen Mühlengraben Rüningen und Mündung in die Oker (100 m, lee, 10.04.2015). 2.3.7 Kulkegraben Aktueller Zustand des Gewässers Der Kulkegraben wurde als stark beeinträchtigt (Klasse 5) eingestuft (Abb. 2.21). Im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2011 gab es nur geringfügige Unterschiede. Der Kulkegraben verlief auf den unteren 700 m geradlinig und in einem weiten und tiefen Profil durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, von denen er nur durch einen schmalen Saum abgegrenzt war (Abb. 2.22). Trotz einiger einzeln stehender Uferbäume war das Gewässer voll besonnt, was zusammen mit der geringen Durchströmung zu einem dichten Bewuchs der ansonsten strukturarmen Sohle führte. Oberhalb des Durchlasses unter der Straße Eutschenwinkel, der bei Hochwasser den schnellen Abfluss beeinträchtigen kann, fiel weiterhin der geringe Durchfluss sowie eine geschlossene Wasserlinsendecken auf (Abb. 2.23). Hier säumten neben Gärten auch Sukzessionsflächen und mit Gehölzen bewachsene Böschungsränder das Gewässer, was zum Eintrag von Totholz führte. 23

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.21 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Kulkegrabens im Vergleich zu 2011, in der 1-Band- Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Kulkegrabens, 5-Bänder-Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Abb. 2.22 Kulkegraben oberhalb der Mündung in die Oker (400 m, lee, 10.04.2015). 24

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.23 Kulkegraben oberhalb Fischerbrücke (1000 m, lee, 10.04.2015) Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Am Kulkegraben sind vor allem die geringe Strömung und die fehlende Beschattung zusammen mit dem tiefen, geradlinigen Profil im unteren Abschnitt als Ursache für die derzeitige Bewertung des Gewässers zu sehen. Da aber auch vegetationsreiche, sonnige Gräben Lebensraum für eine artenreiche Zönose bieten, muss sich dies nicht grundsätzlich negativ auf den ökologischen Zustand des Gewässers auswirken. Eine naturnähere Entwicklung der Uferbereiche würde zu einer Aufwertung des Gewässers führen, unter anderem auch, um Stoffeinträge von den angrenzenden Ackerflächen zu verringern, die die weitere Eutrophierung des Kulkegrabens fördern. Eine Vergrößerung des Durchlasses auf Höhe des Eutschenwinkels würde in durchflussreichen Zeiten den schnellen Abfluss in die Oker unterstützen. 2.3.8 Ohe-Graben Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Ohe-Grabens erreichte im unteren Teil die Klassen 2 und 3 (naturnah bis mäßig beeinträchtigt), im mittleren und oberen Teil in den meisten Abschnitten die 25

2 Strukturgüteuntersuchung Klasse 5 (stark beeinträchtigt, Abb. 2.24, Abb. 2.25). Im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2010 gab es im unteren und mittleren Teil eine leichte positive Entwicklung. Abb. 2.24 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Ohe-Grabens und des Pumpwerkgrabens Schreberweg im Vergleich zu 2010 bzw. 2011, in der 1-Band-Darstellung. Oberhalb der Mündung in die Schunter verlief der Ohe-Graben verrohrt unter der Autobahnbrücke hindurch und zeigte dann in den folgenden Abschnitten eine weitgehend naturnahe Ausprägung (Abb. 2.26) mit einem geschwungenen Lauf, vielen Sohl- und Laufstrukturen und guter Strömungsdiversität im naturnahen Umfeld der Schunteraue. Auf Höhe des Flachsrottenweges nahm diese Strukturvielfalt deutlich ab, das Profil wurde tiefer, die Durchströmung schlechter und das Umfeld war von landwirtschaftlicher oder urbaner Nutzung geprägt. Dann folgte ein besonnter Abschnitt durch Weideflächen hindurch, die bis an das Gewässer heranreichten. Hier war die Sohle mit Röhricht und aquatischen Makrophyten bewachsen (Abb. 2.27), die Strömung war sehr gering. Unterhalb der Straße Im Alten Dorfe war der Ohe-Graben ebenfalls kaum durchströmt und von dichtem Schilfbewuchs begleitet und er grenzte abschnittsweise wiederum ohne Saum an Weideflächen (Abb. 2.28). Im oberen Abschnitt war der Ohe-Graben stark von einem Anstau geprägt, durch den sich die Fließeigenschaften des Gewässers noch weiter verschlechter- 26

2 Strukturgüteuntersuchung ten. Allerdings flachte hier das Profil deutlich ab und das Umfeld war zumindest linksseitig von Auenbiotopen geprägt (Abb. 2.29). Abb. 2.25 Gewässerstrukturgüte des Ohe-Grabens unterhalb (a) und oberhalb (b) der Straße Im Alten Dorfe und des Pumpwerkgrabens Schreberweg, 5-Bänder-Darstellung: Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der untere Bereich des Ohe-Grabens ist bereits sehr gut entwickelt und kann dort zukünftig sich selbst überlassen bleiben. Die umgebenden Biotope sollten unbedingt als solche erhalten werden. In den oberen Bereichen, die vor allem landwirtschaftliche Flächen durchflossen, konnten ein zu geringer Durchfluss und fehlende Randstreifen als wesentliche Beeinträchtigungsfaktoren festgestellt werden. Durch die Anlage von Saumstreifen würde das Gewässer von der Umgebungsnutzung abgeschirmt werden und es könnten sich eigenständig beschattende Gehölze entwickeln, die auch dem Schilfaufwuchs entgegenwirken. Eine Umgestaltung von potentiell anstauenden Strukturen (z. B. sehr enge Durchlässe auf Höhe Im Alten Dorfe) könnte den Durchfluss bei höheren Wasserständen verbessern. 27

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.26 Ohe-Graben zwischen A2 und Flachsrottenweg (400 m, lee, 14.04.2015). Abb. 2.27 Ohe-Graben oberhalb Im Alten Dorfe (1200 m, lee, 14.04.2015). 28

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.28 Ohe-Graben zwischen Im Alten Dorfe und Ringelhorst (1600 m, lee, 14.04.2015). Abb. 2.29 Ohe-Graben zwischen Ringelhorst und Ohefeld (2200 m, luv, 14.04.2015). 29

2 Strukturgüteuntersuchung 2.3.9 Pumpwerksgraben Schreberweg Aktueller Zustand des Gewässers Der Pumpwerksgraben Schreberweg wurde als naturfern eingestuft und zeigte damit keine Veränderungen zur letzten Kartierung im Jahr 2011 (Abb. 2.24, Abb. 2.25). Das Gewässer war sehr stark verbaut und Sohle und Ufer waren mit Betonplatten befestigt (Abb. 2.30). Zum Zeitpunkt der Kartierung wurde keine Durchströmung in Richtung Schunter festgestellt. Positiv war das naturnahe Umfeld zu erwähnen, das aus Auenbiotopen der Schunter bestand. Abb. 2.30 Pumpwerkgraben Schreberweg (100 m, lee, 14.04.2015). Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Im Zusammenhang mit der Nutzung als Abführung des Oberflächenwassers der angrenzenden Siedlung und der nur zeitweisen Flutung des Grabens ist eine Entwicklung naturnaher Strukturen unwahrscheinlich. Denkbar wäre eine Entfernung des Uferverbaus zumindest für die rechte Seite, so dass das Gewässer an die angrenzenden, naturnahen Auwaldbereiche angeschlossen würde. 30

2 Strukturgüteuntersuchung 2.3.10 Kehrbeeke Querum Aktueller Zustand des Gewässers Die Kehrbeeke Querum wurde als mäßig beeinträchtigt (Strukturgüteklasse 3, Abb. 2.31) bewertet. Der obere Abschnitt des Gewässers war naturfremd aufgrund einer Verrohrung. Von der Mündung in die Schunter floss das Gewässer durch die Auwiesen und oberhalb des Wöhrdenweges für ein kurzes Stück durch ein Gehölz. Das Profil war flach, teilweise mit Laufweitugen oder leicht geschwungenem Lauf (Abb. 2.32). Abschnittsweise war die Kehrbeeke mit Schilf bewachsen, als Sohlstruktur ließ sich Totholz feststellen. Die Strömung war insgesamt nur sehr schwach. Abb. 2.31 Aktuelle Gewässerstrukturgüte der Kehrbeeke Querum, in der 1-Band-Darstellung (a). Gewässerstrukturgüte der Kehrbeeke Querum, 5-Bänder-Darstellung (b): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Die Kehrbeeke Querum zeigt bereits teilweise naturnahe Strukturen und fügt sich gut in die Auwiesen ein. Das Gewässer sollte sich auch zukünftig selbst weiterentwickeln und die Schunterauen erhalten bleiben. 31

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.32 Kehrbeeke Querum (90 m, luv, 09.04.2015). 2.3.11 Graben Querum Aktueller Zustand des Gewässers Der Graben Querum wurde mit der Strukturgüteklasse 5 (stark beeinträchtigt) bewertet, im Oberlauf erreicht er auch die Klasse 4 (wesentlich beeinträchtigt, Abb. 2.33). Im Vergleich zur letzten Kartierung 2011 veränderte sich die Bewertung nicht wesentlich, eine positive Tendenz gab es im oberen Bereich des Grabens. Auf den ersten 200 m oberhalb der Mündung in die Schunter verlief der Graben Querum in einer Massivsohle mit Schlammauflage und dichtem Schilfbewuchs. Durch Unterhaltungsmaßnahmen angefallenes Schnittgut führte stellenweise zu einem Anstau des ohnehin nur langsam fließenden Wassers. Von den umgebenden Grünlandflächen war das Gewässer nur durch einen sehr schmalen Saum abgegrenzt. Im weiteren Verlauf flachte das Profil zeitweise ab und es war keine Sohlbefestigung mehr vorhanden (Abb. 2.34). Die Sohle war aber weiterhin mit Gräsern und Schilf bewachsen, zudem waren großflächig Algen vorhanden. Dadurch bildeten sich an manchen Stellen Strömungsrinnen, aber auch kleine Staubereiche aus. Ufersäume waren in vielen Abschnitten nur unzureichend vorhanden. Im Bereich des Oberlaufs ab 850 m grenzten naturnahe Sukzessions- und Brachflächen an das 32

2 Strukturgüteuntersuchung Gewässer (Abb. 2.35). Die Sohle war hier ebenfalls sehr vegetationsreich und die Durchströmung sehr schwach. Abb. 2.33 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Grabens Querum im Vergleich zu 2011, in der 1- Band-Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Grabens Querum. 5-Bänder- Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Die wesentlichen Ursachen für die nur mittelmäßige Bewertung des Grabens Querum liegen in der geringen Durchströmung des Gewässers sowie in den oft nur sehr schmalen Saumbereichen, die das Gewässer von den angrenzenden Grünlandflächen nur unzureichend abschirmen. Durch fehlende Beschattung und möglicherweise auch Nährstoffeinträge wird die Verkrautung und Verschilfung gefördert. Breite Randstreifen, an denen auch Gehölze aufkommen können, könnten dem entgegenwirken. Im unteren Abschnitt würde die Entfesselung der Sohle eine naturnähere Entwicklung der Sohle und der Uferbereiche ermöglichen. Da das Gewässer vor allem in den Sommermonaten trockenfallen kann, ist das Entwicklungspotenzial eingeschränkt. Insgesamt könnte aber mit den zuvor genannten Maßnahmen ein naturnaher, temporärer Graben entwickelt werden, der speziell daran angepassten Arten einen Lebensraum bietet. 33

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.34 Graben Querum unterhalb Drömlingweg (500 m, lee, 09.04.2015). Abb. 2.35 Graben Querum, Oberlauf (4301 m, luv, 09.04.2015). 34

2 Strukturgüteuntersuchung 2.3.12 Dorfgraben Waggum Aktueller Zustand des Gewässers Der Dorfgraben Waggum wurde als mäßig beeinträchtig bis naturnah eingestuft (Klasse 2 und 3, Abb. 2.36). Die Strukturgüte hat sich damit im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2007 etwas verbessert. Im Mündungsbereich in den Beberbach war das Gewässer mit verfallendem Holzverbau befestigt und großflächig mit Schilf bewachsen. Im oberhalb folgenden unbefestigten Abschnitt waren anstelle des Schilfs gewässertypische Hochstauden vorhanden. Naturnahe Biotope wie Feuchtwiesen und Stillgewässer lagen im Umfeld des Dorfgrabens. Oberhalb des Wirtschaftsweges grenzten landwirtschaftlich genutzte Flächen mit nur schmalem Saum an den Graben. Hier hatte das Gewässer einen geschlängelten Verlauf und wies zahlreiche Sohl- und Laufstrukturen sowie Quer- und Längsbänke auf und es zeigte eine hohe Strömungsdiversität (Abb. 2.37). Im oberen Bereich, wo das Gewässer ein kurzes Stück durch Wohnbebauung floss, vertiefte sich das Profil deutlich und es wurde wilder Verbau festgestellt. Abb. 2.36 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Dorfgrabens Waggum und des Grabens Zur alten Kläranlage im Vergleich zu 2007, in der 1-Band-Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Dorfgrabens Waggum und des Grabens Zur alten Kläranlage, 5-Bänder-Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der Dorfgraben Waggum hat vor allem im mittleren Bereich durch seine hohe Eigendynamik bereits eine naturnahe Ausprägung. Eine weitere Aufwertung könnte hier noch durch die Schaffung eines breiteren Saums gelingen, der das Gewässer insbesondere von 35

2 Strukturgüteuntersuchung der Ackerfläche abschirmt. Im Mündungsbereich würde eine Auflösung des Holzverbaus die weitere naturnähere Entwicklung des Ufers unterstützen. Abb. 2.37 Dorfgraben Waggum unterhalb der Siedlung am Nordendorfsweg (200 m, lee, 08.04.2015). 2.3.13 Graben Zur alten Kläranlage Aktueller Zustand des Gewässers Der Graben Zur alten Kläranlage wurde in den meisten Abschnitten als naturfern (Klasse 6, Abb. 2.36) eingestuft. Im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2007 hatte sich das Gewässer leicht verbessert. Der Graben besaß einen sehr geradlinigen Verlauf in einem tiefen Profil und grenzte unmittelbar an Ackerflächen bzw. einen Wirtschaftsweg (Abb. 2.38). In der Sohle war dichte Vegetation ausgebildet, im unteren Bereich vorwiegend Schilf, im oberen auch weitere typische Röhrichtpflanzen und zusätzlich Algen. Der Oberlauf war zum Kartierungszeitpunkt trocken, vermutlich fällt das Gewässer im Sommer auch in weiteren Bereichen trocken. Die Durchströmung war insgesamt sehr schwach. An mehreren Rohrdurchlässen staute sich oberhalb das Wasser, unterhalb war meist eine schnellere Strömung erkennbar, bis der folgende Durchlass bereits nach wenigen Metern wieder einen Anstau verursachte. 36

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.38 Graben Zur alten Kläranlage in Waggum (400 m, lee, 08.04.2015). Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der Graben Zur alten Kläranlage ist weit von einem naturnahen Zustand entfernt, was vor allem durch den Anstau, die intensiv genutzten Uferbereiche sowie den vermutlich hohen Nährstoffeintrag in das Gewässer begründet ist. Eine ökologische Verbesserung könnte dadurch erreicht werden, dass einerseits Saumstreifen geschaffen werden, durch die sich die Uferbereiche naturnäher entwickeln können. Zum anderen sollte bei Unterhaltungsmaßnahmen das Schnittgut nicht im Gewässer verbleiben, um erstens nicht zur weiteren Eutrophierung beizutragen und zweitens, um die Durchlässe nicht zu verstopfen. Im oberen Abschnitt, wo verschiedene Röhrichtpflanzen vorkamen, könnte auf eine regelmäßige, intensive Unterhaltung verzichtet und das Aufkommen u. a. von Mädesüß im Böschungsbereich zugelassen werden. Um den Durchfluss zu verbessern, sollten die Rohrdurchlässe wieder durchgängig gemacht oder ihrem Durchmesser erweitert werden. 37

2 Strukturgüteuntersuchung 2.3.14 Kauleteichgraben Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Kauleteichgrabens wurde als wesentlich bis stark beeinträchtig (Klasse 4 und 5, Abb. 2.39) eingestuft. Seit der letzten Kartierung gab es kaum Veränderungen. Zwischen der Mittelriede und der Wabe, die vom Kauleteichgraben unterdükert wurden, verlief der Graben kanalartig und sehr eingetieft (Abb. 2.40). Die Böschung war dicht mit Schilf und jungen Gehölzen bewachsen, eine Durchströmung war kaum zu erkennen. Oberhalb der Wabe verbesserten sich die Fließeigenschaften leicht und das Profil flachte deutlich ab. Rechtsseitig war ein ausgedehnter Schilfbestand vorhanden, linksseitig grenzten Ackerflächen an den Graben. Oberhalb der Ebertallee säumte eine Gehölzreihe das linke Ufer, die rechte weiterhin Ackerflächen (Abb. 2.41). Die strukturarme Sohle war auch hier mit Röhricht bewachsen, der Durchfluss war sehr gering. Der oberste Abschnitt auf Höhe des Parkplatzes verlief verrohrt. Abb. 2.39 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Kauleteichgrabens im Vergleich zu 2011, in der 1- Band-Darstellung (a,b). Gewässerstrukturgüte des Kauleteichgrabens. 5-Bänder- Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. 38

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.40 Kauleteichgraben zwischen Mittelriede und Wabe (150 m, lee, 07.04.2015). Abb. 2.41 Kauleteichgraben oberhalb der Ebertallee (420 m, luv, 07.04.2015). 39

2 Strukturgüteuntersuchung Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Das Entwicklungspotenzial ist aufgrund der geringen Dynamik eingeschränkt. Ein breiterer Saumbereich zwischen Graben und den Ackerflächen würde die entsprechenden Uferbereiche aufwerten. Im Bereich der Renaturierungsfläche der Wabe würde statt der Unterdükerungen ein direkter Anschluss die gesamte Entwicklung des Gewässers sowie seine Durchgängigkeit verbessern. 2.3.15 Weddeler und Schapener Graben Aktueller Zustand des Gewässers Weddeler Graben Der Weddeler Graben wurde in vielen Abschnitten als mäßig beeinträchtigt bis naturnah (Klasse 2 und 3) eingestuft, in manchen Abschnitten war er jedoch auch wesentlich bis stark beeinträchtigt (Klasse 4 und 5, Abb. 2.42, Abb. 2.43). Der unterste Abschnitt war naturfremd wegen der Verrohrung. In vielen Abschnitten konnte eine Verbesserung im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2004/05 um ein bis zwei Strukturgüteklassen festgestellt werden. Der renaturierte Lauf zwischen Weddeler und Schapener Graben wurde als naturnah (Klasse 2) eingestuft (Abb. 2.42, Abb. 2.43). Abb. 2.42 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Weddeler und Schapener Grabens sowie des renaturierten Laufs in der Grabenniederung im Vergleich zu 2004/05 bzw. 2011, in der 1-Band- Darstellung. 40

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.43 Gewässerstrukturgüte des Weddeler und Schapener Grabens sowie des renaturierten Laufs in der Grabenniederung, a) ab Mündung in die Wabe, b) ab Mündung des Schapener Grabens, c) Grabenniederung bis Stadtgrenze, 5-Bänder-Darstellung: Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Der Weddeler Graben war zwischen seiner Mündung in die Wabe und der Ebertallee verrohrt. Oberhalb der Ebertallee verlief er am Waldrand und war in besonnten Abschnitten linksseitig von Uferröhrichten gesäumt (Abb. 2.44). Der Verlauf war leicht kurvig, das Profil tief, in der Sohle fand sich viel Totholz und auch andere Sohl- sowie Uferstrukturen waren ausgeprägt. Stellenweise ließ sich etwas Eigendynamik erkennen. Bei 1100 m, wo der Schapener Graben in den Weddeler Graben mündete, staute ein kleines Holzwehr das Gewässer an. Insgesamt waren hier die Wasserführung und Strömung deutlich geringer. Totholz und diverse Uferstrukturen waren vorhanden, im Waldrandbereich waren Sohle und Ufer zum Teil etwas verkrautet (Abb. 2.45). Der Lauf war leicht geschwungen und das Profil flach, es fehlte dem Gewässer aber an Dynamik. Oberhalb der ehemaligen Bahnstrecke befand sich ein in Feuchtwiesen übergehender, feuchter Waldrandbereich. Der Bachlauf war hier über 700 m nur an einem sumpfigen Schilfröhricht zu erkennen, so gering war die Wasserführung (Abb. 2.46). Erst oberhalb des Abzweigs des renaturierten Laufs, wo der Graben durch die extensiv beweideten 41

2 Strukturgüteuntersuchung Feuchtwiesen verlief, war er durchgängig durchflossen (Abb. 2.47). Dort war er sehr naturnah ausgeprägt mit vielfältigen Sohl- und Laufstrukturen und flachem Profil, das im weiteren Verlauf aber wieder tiefer wurde und gerade verlief. Oberhalb der Grabenniederung und südlich von Weddel verlief der Weddeler Graben wieder am Rand von Gehölzflächen, die an den Siedlungsbereich grenzten, während linksseitig landwirtschaftliche Fläche relativ nah an das Gewässer heranreichten (Abb. 2.48). Hier war der Durchfluss sehr gut, das Gewässer war aber insgesamt weniger naturnah ausgeprägt als im zuvor beschriebenen Abschnitt. Aktueller Zustand des Gewässers renaturierter Lauf Der renaturierte Lauf entsprang aus dem Weddeler Graben und führte dessen Hauptabfluss in den Schapener Graben. Über eine Länge von etwa 1500 m durchfloss er erst ein Stillgewässer und verlief dann mäandrierend und mit einigen Verzweigungen und Zuflüssen durch die Grabenniederung, die als Feuchtwiese extensiv beweidet wurde (Abb. 2.49). Hervorzuheben waren hier die Vielzahl an Sohl- und Laufstrukturen sowie die guten Strömungsverhältnisse. Abb. 2.44 Weddeler Graben oberhalb Haus Entenfang, Nehrkornweg (800 m, lee, 21.04.2015). 42

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.45 Weddeler Graben unterhalb ehemalige Bahnstrecke (1800 m, lee, 21.04.2015). Abb. 2.46 Weddeler Graben oberhalb ehemalige Bahnstrecke (2200 m, lee, 21.04.2015). 43

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.47 Weddeler Graben oberhalb des renaturierten Laufs (2780 m, luv, 21.04.2015). Abb. 2.48 Weddeler Graben unterhalb der Stadtgrenze (3500 m, luv, 21.04.2015). 44

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.49 Renaturierter Lauf zwischen Weddeler und Schapener Graben (luv, 21.04.2015). Aktueller Zustand des Gewässers Schapener Graben Der Schapener Graben wurde über weite Strecken als mäßig beeinträchtigt (Klasse 3), abschnittsweise, vor allem im oberen Bereich, als wesentlich beeinträchtig (Klasse 4) eingestuft (Abb. 2.42, Abb. 2.43). Im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2011 gab es keine wesentlichen Veränderungen, lediglich eine tendenzielle Verbesserung im unteren sowie eine tendenzielle Verschlechterung im oberen Teil zeichneten sich ab. Oberhalb seiner Mündung in den Weddeler Graben verlief der Schapener Graben in einem abflachenden Profil parallel zum Dr.-Wilke-Weg erst durch den Wald, später am Waldrand. In der Sohle wurde viel Totholz festgestellt, im Bereich, wo der Graben etwas offener floss, auch verschiedene Makrophyten (Abb. 2.50). Trotz der guten Wasserführung war das Gewässer im gesamten unteren Bereich nur sehr gering durchströmt und es war kaum Dynamik zu erkennen. Oberhalb der ehemaligen Bahnstrecke war der Graben künstlich angestaut und überschwemmte so in einem weitläufigen Bereich die Feuchtwiesen (Abb. 2.51). Oberhalb dieser Überschwemmungsfläche mündete der renaturierte Lauf in den Schapener Graben. Der eigentliche Lauf verlief weiter geradlinig und zeitweise von Einzelgehölzen oder kleinen Gehölzflächen gesäumt durch die Feuchtwiesen, die extensiv beweidet wurden (Abb. 2.52). Das Profil war hier sehr flach, in der Sohle befanden sich 45

2 Strukturgüteuntersuchung Totholz und Makrophyten. Jedoch war die Wasserführung sehr gering, abschnittweise waren nur nicht miteinander verbundene, stehende Wasserflächen vorhanden. Der Oberlauf war zum Kartierzeitpunkt weitestgehend trockengefallen. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der Zustand sowohl des Weddeler als auch des Schapener Grabens zeigen eine positive Entwicklung und insgesamt bereits eine recht naturnahe Ausprägung. Positiv wirkte sich vor allem das naturnahe, nur extensiv genutzte Umfeld der Gewässer aus. Wenn dieses Umfeld zukünftig als solches erhalten bleibt, können die Gewässer die naturnahen Uferstrukturen weiterentwickeln und erhalten. Dadurch können sich langfristig mit den Feuchtwiesen und feuchten Waldbereichen wertvolle, artenreiche Lebensräume etablieren. Nur im oberen Abschnitt des Weddeler Grabens gab es bei der angrenzenden Flächennutzung noch leichte Defizite, die durch Schaffung größerer Randstreifen ausgeglichen werden können. Negativ fiel das grundsätzlich sehr geradlinig verlaufende Bett beider Gräben auf. Innerhalb dieses Bettes hatten sich jedoch vor allem im Bereich der Grabenniederung und an den Waldrändern an vielen Stellen kleine Strömungsrinnen und Laufweitungen bzw. - verengungen ausgebildet und durch Überschwemmungen oder Viehtritt wurden starre Uferstrukturen aufgelöst. Auch hier ist eine weiterhin positive Entwicklung zu erwarten. Zu einer Abwertung der Strukturgüte führte vor allem der sehr geringe Durchfluss. Dieser ergibt sich aber daraus, dass der eigentliche Bachlauf der renaturierte Lauf ist, der die Hauptwassermenge führt. Dieser ist bereits sehr naturnah ausgeprägt und kann in seiner Entwicklung zukünftig sich selbst überlassen werden. Der ursprüngliche Lauf des Weddeler Grabens ist im entsprechenden Abschnitt eher als Nebengerinne ausgeprägt. Da hier ökologisch wertvolle feuchte Waldrand- und Röhrichthabitate ausgebildet sind, kann hier insgesamt nicht von einer Beeinträchtigung des Gewässersystems gesprochen werden. Lediglich dem unteren Abschnitt des Schapener Grabens fehlt es etwas an Eigendynamik. Der obere Abschnitt fungiert eher als nur zeitweise wasserführender Oberlauf. Da die Gräben in einen sehr stark als Erholungsgebiet frequentierten Umfeld liegen, bietet sich hier die Möglichkeit der erholungssuchenden Bevölkerung direkt zu zeigen, wie eine naturnahe Niederung aussehen könnte und das Gebiet kann als anschauliches Beispiel für die Umweltbildung genutzt werden. Damit wurde durch bereits aufgestellte Schautafeln schon begonnen. 46

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.50 Schapener Graben neben Dr.-Wilke-Weg (600 m, luv, 20.04.2015). Abb. 2.51 Schapener Graben oberhalb ehemaliger Bahnstrecke (990 m, luv, 20.04.2015). 47

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.52 Schapener Graben oberhalb der Überschwemmungsfläche (1300 m, luv, 20.04.2015). 2.3.16 Feuergraben Aktueller Zustand des Gewässers Die Strukturgüte des Feuergrabens wurde als stark beeinträchtigt bis naturfern eingestuft (Klasse 5 und 6, Abb. 2.53). Es zeigten sich im Vergleich zur letzten Kartierung im Jahr 2011 keine wesentlichen Veränderungen, eine abschnittsweise schlechtere Bewertung ergab sich vermutlich aus der unterschiedlichen Einstufung des Umfeldes. Der Feuergraben floss sehr geradlinig in einem tiefen Trapezprofil durch landwirtschaftlich genutzte Flächen (Abb. 2.54). Der Graben war über seine gesamte Strecke sehr strukturarm und eintönig, obwohl seine Sohlsubstrate vielfältig und seine Strömung gut waren. Lauf- und Sohlstrukturen waren kaum ausgeprägt mit Ausnahme weniger Makrophytenpolster oder Wurzelflächen. Diese traten in Bereichen auf, wo alte Einzelbäume am Ufer standen. Die tiefe Böschung war mit Schilf bewachsen, das zum Zeitpunkt der Kartierung einseitig gemäht war. Wo Ackerflächen an das Gewässer grenzten, waren in der Regel keine Saumstreifen vorhanden. 48

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.53 Aktuelle Gewässerstrukturgüte des Feuergrabens im Vergleich zu 2011, in der 1-Band- Darstellung (a, b). Gewässerstrukturgüte des Feuergrabens, 5-Bänder-Darstellung (c): Gewässerumfeld links, Böschung links, Sohle, Böschung rechts und Gewässerumfeld rechts. Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung Der Feuergraben besitzt ein sehr gutes Potenzial zur eigendynamischen Entwicklung, ist aber aufgrund seines tiefen, festgelegten Laufs nicht in der Lage eigenständig naturnahe Strukturen auszubilden. Dies würde nur gelingen, wenn der starre Lauf aufgebrochen würde und dem Gewässer ein größerer Korridor zur Entwicklung zur Verfügung stünde. Da dies vermutlich in Konflikt mit der landwirtschaftlichen Nutzung steht, würde zumindest die Schaffung eines Saumes, auf dem auch Gehölze aufkommen könnten, zur ökologischen Verbesserung beitragen. 49

2 Strukturgüteuntersuchung Abb. 2.54 Feuergraben östlich Mühlentrift (300 m, luv, 07.04.2015). 50

3 Biologische Gewässergüte 3 BIOLOGISCHE GEWÄSSERGÜTE 3.1 Methodik 3.1.1 Probennahme DIN 38410 Zur Ermittlung der biologischen Gewässergüte nach DIN 38410 mittels Makrosaprobien wurden im Untersuchungsjahr 40 Probestellen quartalsweise beprobt (Abb. 3.1). Die genaue Lage der einzelnen Probestellen wird in Kap. 3.2 angegeben (Gewässerreihung in orohydrografischer Reihenfolge. Rechts-/Hochwerte in Gauß-Krüger 3 Bessel (DHDN) 3. Meridianstreifen). Zwei bisherige Probestellen wurden in 2015 nicht mehr beprobt: FU1 (Fuhsekanal, Broitzem, Am Naturdenkmal) und BB6 (Beberbach, RW-Auslass Getränkemarkt). Stattdessen wurden zwei neue Probestellen an diesen Gewässern eingerichtet (FU5: s. Kap. 3.3.3, BB7: s. Kap. 3.3.7). Die Einstufung in die Gewässertypen erfolgte gemäß EG-WRRL. Folgende Gewässertypen sind im Stadtgebiet von Braunschweig zu finden: Typ 14: Sandgeprägte Tieflandbäche Typ 15: Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse Typ 15_groß: Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse, > 1000 km² EZG Typ 18: Löss-lehmgeprägte Tieflandbäche Die Probennahme erfolgte nach dem in der Vorschrift geforderten Multi-Habitat- Sampling. Dazu wurden direkt im Gewässer sämtliche relevante Mikrohabitate mittels langstieligen Keschers oder Handnetzes beprobt. Hartsubstrat wie Steine oder Totholz wurde direkt aus dem Wasser entnommen und nach aufsitzenden Invertebraten abgesucht. In den Inhalten der Kescher wurde das anorganische Material, wie Sand, Kies oder Steine, durch mehrmaliges Aufschlemmen und Abgießen der weitgehend organischen Phase abgetrennt. Die ausgespülte organische Phase wurde in durchschaubaren Mengen in eine Weißschale überführt und die darin befindlichen aquatischen Wirbellosen quantitativ in ein mit Alkohol angefülltes Gefäß überführt. Von hochabundanten Taxa, wie z.b. Gammarus pulex, Radix balthica, Potamopyrgus antipodarum oder Asellidae wurde eine Teilmenge entnommen und die Häufigkeitsklasse geschätzt und notiert. Die Mitnahme der Teilmenge geschah, um entweder bei der späteren Bestimmung im Labor zu kontrollieren, dass es sich tatsächlich um eine monospezifische Aufsammlung handelte oder aber wie z.b. bei den Asellidae das Verhältnis der sympatrisch vorkommenden Arten Asellus aquaticus und Proasellus coxalis bestimmen zu können. Bereits im Freiland eindeutig bestimmbare Ar- 51

3 Biologische Gewässergüte ten wurden direkt vor Ort bestimmt, die Anzahl notiert und die Tiere wieder in die Herkunftsgewässer gesetzt. Die mitgenommenen Proben wurden im Labor bestimmt, hierbei wurden die Proben der einzelnen Gewässersysteme nach Möglichkeit jeweils im Block bestimmt. Die Bestimmungsliteratur richtet sich, sofern es keine neueren Bestimmungswerke zu den einzelnen Taxa gibt (Kap. 4.1) nach den bei Mauch et al. (2003) angegebenen Bestimmungswerken. Zur weiteren Berechnung wurden Taxalisten der einzelnen Proben erstellt, die gefundenen Abundanzwerte entsprechend der genommen Einzelprobenmenge auf die Häufigkeit pro m 2 hochgerechnet und dann entsprechend dem Indikationswert der einzelnen Arten die Gewässergüte berechnet. Dazu wurden die originalen Taxalisten in die Software Asterics (Version 4.0.4) eingeladen und der Saprobiewert (Deutscher Saprobienindex, neue Version) automatisch berechnet. War die Abundanzsumme aller Taxa einer Probestelle < 15, kann der Saprobiewert aufgrund der geringen Individuenzahlen nicht als gesichert betrachtet werden. 3.1.2 Probennahme EG-WRRL Perlodes-Verfahren An weiteren 18 Probestellen im Einzugsgebiet der Oker sowie einigen weiteren Gewässern (Abb. 3.2) wurde anstelle der quartalsmäßigen Beprobung eine einmalige Probennahme nach dem EG-WRRL-Verfahren Perlodes durchgeführt, das differenziertere Aussagen zum ökologischen Zustand bzw. Potenzial der Gewässer ermöglicht. Die genaue Lage der einzelnen Probestellen wird in Kap. 3.3 angegeben (Gewässerreihung in orohydrografischer Reihenfolge. Rechts-/Hochwerte in Gauß-Krüger 3 Bessel (DHDN) 3. Meridianstreifen). Nach EG-Wasserrahmenrichtlinie gehörten die Untersuchungsgewässer zu den Gewässertypen 14 und 18 (s. o.). Die Probennahmen erfolgten gemäß dem Methodischen Handbuch Fließgewässerbewertung (Meier et al. 2006). Zuerst wurde an jeder Probenstelle vor Durchführung der eigentlichen Probenahme das Feldprotokoll zur Verteilung der verschiedenen relativen Substratanteile ausgefüllt. Pro Probestelle wurden dann nach dem Multi-Habitat-Sampling-Prinzip 20 Einzelproben (25 x 25 cm) relativ verteilt auf die verschiedenen Substratanteile mit einem Kescher der Maschenweite 500 µm genommen. An allen Probestellen wurden beide Ufer und die Sohle beprobt. Sub- und emerse Makrophyten wurden in einem Eimer mit Wasser mehrmals aufgewirbelt und durchgespült und die feineren organischen Substratbestandteile in ein Sieb mit ebenfalls 500 µm Maschenweite überführt und klargespült. Gröbere organische Partikel wurden in einem Grobsieb mit 20 mm-lochgröße vorher abgetrennt, mehrmals durchspült und vor dem Verwerfen auf größere Makroinvertebraten durchsucht. Alle Proben wurden schließlich in eine Weißschale 52

3 Biologische Gewässergüte überführt und in 70-% Alkohol aussortiert. Eindeutig bestimmbare Makroinvertebraten (z.b. Planorbarius corneus) wurden nach Möglichkeit direkt im Gelände bestimmt und ins Gewässer zurückgesetzt. Bei hochabundanten Taxa wurde gemäß der Vorgaben eine Teilmenge entnommen und im Labor bestimmt. Sämtliche Proben wurden im Labor unter einem Binokular weiter ausgelesen und determiniert. Die Taxonomie und Determination der aquatischen Organismen richtet sich nach Mauch et al. (2003), nach aktuellen Ergänzungen des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft oder auf Bestimmungskursen bereitgestellten Skripten (Kap. 4.1). Die Auswertung und Ermittlung der ökologischen Zustandsklasse geschah mit der Software Asterics 4.0.4. Dass es sich im Stadtgebiet Braunschweig um erheblich veränderte Gewässer handelt, deren ökologisches Potenzial durch anthropogene Nutzung eingeschränkt ist, wurde bei der Bewertung berücksichtigt und der Programmteil Perlodes (HMWB) zur Auswertung genutzt. Als Nutzungsformen (HMWB Nutzung) wurde den Gewässern Landentwässerung und Hochwasserschutz (LuH) bzw. Urbanisierung und Hochwasserschutz (mit Vorland/ohne Vorland) (BmV/BoV) zugeordnet. Die originalen Taxalisten wurden mit auf einen Quadratmeter bezogenen Abundanzen in die Software eingeladen und das ökologische Potenzial berechnet, das sich aus den Modulen Saprobie, Allgemeine Degradation und Versauerung ergibt. Für das Modul Saprobie wird die saprobielle Qualitätsklasse auf Basis des Deutschen Saprobienindex (neue Version) gemäß EG- WRRL eingestuft. Zur Bewertung der Allgemeinen Degradation werden mehrere Metrics hinzugezogen: (1) der Deutsche Fauna Index (Typ 14/16) gibt an, ob sich die Artengemeinschaft aus Arten zusammensetzt, die eher charakteristisch für stärker morphologisch degradierte oder naturnahe Gewässer sind (je besser das Ergebnis, desto naturnäher); (2) der Anteil an Litoralarten ([%] Litoral) gibt an, wie hoch der Anteil der die Uferzone präferierenden Arten in der Artengemeinschaft ist (je niedriger, desto mehr fließwassertypische Arten); (3) der Anteil an Eintags-, Stein- und Köcherfliegen auf Basis ihrer Abundanz (EPT [%], (Häufigkeitsklassen)) (je höher, desto besser) und (4) die Anzahl an Köcherfliegenarten (Trichoptera) (je mehr, desto besser). Das Modul Versauerung ist für die vorliegenden Gewässertypen nicht relevant. 53

3 Biologische Gewässergüte 3.2 Gewässergüte im Stadtgebiet Braunschweig (nach DIN 38410) Die Hälfte der untersuchten Probestellen im Braunschweiger Stadtgebiet war in die Güteklasse II (β-mesosaprob, mäßig belastet) einzustufen (Abb. 3.1). Dazu gehörten insbesondere die Oker und die Schunter sowie ihre Zuflüsse Mittelriede, Hagenriede, Rohrbruchgraben und Sandbach. An der Mehrzahl der Probestellen an der Schölke, den Stadtgräben, am Beberbach und der Wabe wurde die Güteklasse II-III (β-α-mesosaprob, kritisch belastet) festgestellt. In die Güteklasse III (α-mesaprob, stark verschmutzt) fielen nur wenige Gewässer, darunter der Graben Rüningen sowie zeitweise der Galggraben, der Graben Querum und der gemeinsame Abfluss der Stadtgräben. Detaillierte Ergebnisse zur Gewässergüte der einzelnen Probestellen werden im Folgenden dargestellt. Eine toxische Wirkung der Regenwassereinleitungen auf die Makrozoobenthosfauna, die als Indikatororganismen nach DIN 38410 dient, konnte nicht festgestellt werden. An allen Probestellen konnten benthische Wirbellose nachgewiesen werden, auch wenn die A- bundanz und die Zusammensetzung der Artengemeinschaften zwischen den Probestellen große Unterschiede zeigte. Diese Unterschiede sind vermutlich eher auf strukturelle Einflüsse wie Uferverbau, Beschaffenheit der Sohle und Vegetation, Strömungseigenschaften sowie zeitweiliges Trockenfallen der jeweiligen Probestellen zurückzuführen und nicht auf die Einleitung von Regenwasser. Wo erhöhte organische Belastungen auftraten wie beispielsweise am Graben Rüningen, gingen diese im weiteren Verlauf der Gewässer bei vorhandenen naturnahen Sohl- und Uferstrukturen im Rahmen der Selbstreinigung der Gewässer meist rasch zurück. 54

3 Biologische Gewässergüte Abb. 3.1 Untersuchungsstellen und Gewässergüte nach DIN 38410 im Stadtgebiet Braunschweig im Jahr 2015. 55

3 Biologische Gewässergüte 3.2.1 Oker (O) Folgende Stellen wurden an der Oker untersucht: O1 Fischerbrücke 3603472 5786665 Typ 15_g O2 unterh. Eisenbütteler Wehr 3604006 5791401 Typ 15_g O3 unterh. Leonhardstraße 3604872 5793171 Typ 15 O4 unterh. Am Fallersleber Tor 3604677 5794123 Typ 15 O5 unterh. Madamenweg 3603149 5793097 Typ 15_g O6 unterh. Celler Straße 3603393 5793865 Typ 15_g O7 oberh. Ölper See 3603270 5795691 Typ 15_g O8 in Veltenhof 3601765 5798100 Typ 15_g O9 oberh. MLK-Düker 3599912 5798551 Typ 15_g O10 nördliche Stadtgrenze 3598753 5800593 Typ 15_g Die Oker wurde weitestgehend mit der Güteklasse II bewertet (Tab. 3.1), vor allem die Probestellen im Innenstadtbereich zwischen Eisenbütteler Wehr und Ölper See wiesen zeitweise auch die Güteklasse II-III auf. Hier war mit Ausnahme von O7 die teils sehr geringe Artenzahl und Besiedlungsdichte der Makroinvertebraten auffällig. Dies könnte eine Folge des häufigen starken Absenkens des Wasserstandes in den Umflutgräben sein, kombiniert mit strukturarmen Uferbereichen, einer teilweise stark verschlammten Sohle und herabgesetzter Strömungsgeschwindigkeit. Hinzu kommt eine verringerte Durchgängigkeit aufgrund der Wehre, wodurch die Etablierung einer typischen Artengemeinschaft erschwert wird. Tab. 3.1 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Oker im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15; n.b. = nicht berechnet aufgrund zu geringer Individuenzahl. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 18.-25.03. 2. 09.-25.06. 3. 24.08.-08.09. 4. 21.-29.10. O1 Fischerbrücke 1,97 II 2,04 II 2,00 II 2,04 II O2 unterh. Eisenbütteler Wehr 2,09 (II) 2,08 II 2,16 II 2,29 II O3 unterh. Leonhardstraße 2,30 (II-III) 2,19 (II) 2,22 (II) 2,31 (II-III) O4 unterh. Am Fallersleber Tor 2,00 (II) 2,34 (II-III) 2,55 (II-III) 2,40 (II-III) O5 unterh. Madamenweg 2,00 (II) 2,1 (II) 2,57 (II-III) 2,27 (II) O6 unterh. Celler Straße 2,20 (II) 2,17 (II) 2,59 (II-III) n.b. O7 oberh. Ölper See 2,28 II 2,19 II 2,30 II-III 2,33 (II-III) O8 in Veltenhof 2,07 (II) 2,02 II 1,97 II 1,96 (II) O9 oberh. Düker 2,06 II 2,08 II 2,08 II 2,07 (II) O10 nördliche Stadtgrenze 2,19 II 2,20 II 2,33 II-III 2,29 II 56

3 Biologische Gewässergüte Die in den Stadtrandbereichen sowohl ober- als auch unterhalb der Innenstadt liegenden Probestellen zeigten zu erwartende und vergleichbare Saprobiewerte. Dies zeigt, dass der Durchfluss durch die Innenstadt keinen Einfluss auf die Gewässergüte im weiteren Verlauf der Oker hatte. An allen Probestellen im Stadtrandbereich wurden artenreiche Lebensgemeinschaften nachgewiesen, darunter auch einige Arten der Roten Liste. Die Probestelle O8 gehörte zu den am wenigsten organisch belasteten Gewässern im Untersuchungsjahr. 3.2.2 Stadtgräben: Neustadtmühlengraben (NMG), Wendenmühlengraben (WMG) und gemeinsamer Abfluss (STG) Folgende Stellen wurden an den Stadtgräben untersucht: STG unterh. Pumpwerk Inselwall 3603893 5794278 Typ 14 NMG5 unterhalb Radeklint 3603515 5793762 Typ 14 WMG offener Abschnitt 3604302 5794077 Typ 14 Die untersuchten oberirdisch offen fließenden Stadtgräben wurden mit der Güteklasse II- III bewertet (Tab. 3.2). Die höchste Belastung zeigte der gemeinsame Abfluss der Stadtgräben (STG), bei dem die Gewässergüte in einem Quartal in die Güteklasse III fiel. Hier war auch die Besiedlungsdichte der Makroinvertebraten sehr gering, ebenso wie am Neustadtmühlengraben (NMG 5). Als organische Hauptbelastungen sind der massive Falllaubeintrag im Herbst zu sehen, der durch die sehr geringe Durchströmung in den Gräben verbleibt sowie organische Einträge aus den umliegenden Parkbereichen. Tab. 3.2 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Stadtgräben Braunschweig im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 24.03. 2. 25.06. 3. 26.08. 4. 20.10. STG unterh. Pumpwerk Inselwall 2,63 (II-III) 2,80 (III) 2,65 (II-III) 2,69 (II-III) NMG5 unterh. Radeklint 2,40 (II-III) 2,51 (II-III) 2,49 (II-III) 2,37 II-III WMG offener Abschnitt 2,62 (II-III) 2,43 (II-III) 2,35 II-III 2,44 II-III 3.2.3 Graben Rüningen (GRÜ) Folgende Stellen wurden am Graben Rüningen untersucht: GRÜ1 am K118 3602879 5788416 Typ 18 GRÜ2 100 m unterhalb K118 3602986 5788431 Typ 18 57

3 Biologische Gewässergüte Der Graben Rüningen war weiterhin das Gewässer mit den schlechtesten Saprobiewerten von den untersuchten Gewässern im Stadtgebiet. Die erste Probestelle direkt am Auslass K118 konnte nur mit Güteklasse III (α-mesosaprob, stark verschmutzt) bewertet werden (Tab. 3.3). Dort wurden stets nur wenige Arten gefunden, in höherer Dichte kamen v. a. Wasserasseln (Asellidae) und Zuckmückenlarven (Chironomidae) vor. An der zweiten Stelle lediglich 100 m unterhalb verbesserte sich die Gewässergüte des Grabens mit Ausnahme des dritten Quartals durch Selbstreinigung jedoch bereits um eine Güteklasse. Tab. 3.3 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Graben Rüningen im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 18.03. 2. 18.06. 3. 24.08. 4. 21.10. GRÜ1 am K118 2,80 (III) 2,80 (III) 2,80 (III) 3,52 (IV) GRÜ2 100 m unterhalb K118 2,34 (II-III) 2,60 (II-III) 2,81 (III) 2,99 III 3.2.4 Graben Stöckheim (GS) Folgende Stelle wurde am Graben Stöckheim untersucht: GS oberh. Einmündung in SP 3604121 5788866 Typ 18 Der Graben Stöckheim erreichte mit Güteklasse II-III (quartalsweise auch II) erwartungsgemäße Werte (Tab. 3.4). Der in den Springbach einmündende Graben war sehr pflanzenreich und wies nur eine sehr geringe Strömung auf. Viele der nachgewiesenen Arten wie die zahlreich vorkommenden Schnecken (Gastropoda) verdeutlichen diesen Stillwassercharakter. Tab. 3.4 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Graben Stöckheim im Jahr 2015. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 18.03. 2. 18.06. 3. 24.08. 4. 21.10. GS oh. Einmündung in SP 2,22 II 2,21 II 2,52 II-III 2,32 II-III 58

3 Biologische Gewässergüte 3.2.5 Schölke (SCHÖ) und Neuer Graben Lehndorf (NGL) Folgende Stellen wurden an der Schölke und dem Neuen Graben Lehndorf untersucht: SCHÖ1 im RB44 3602257 5792907 Typ 18 SCHÖ2 unterh. Hildesheimer Straße 3602364 5794225 Typ 18 SCHÖ3 unterh. Sudetenstraße 3602558 5795107 Typ 18 SCHÖ4 unterh. Am Mühlengraben 3602458 5795954 Typ 14 NGL vor der Schölke 3602283 5794409 Typ 18 Die Gewässergüte der Schölke und des Neuen Graben Lehndorfs war über das ganze Jahr und den gesamten Gewässerverlauf hinweg relativ stabil und lag in der Güteklasse II-III (Tab. 3.5). Unterhalb der Sudetenstraße, wo die Schölke in einer Betonschale fließt, erreichte sie zeitweise auch die Güteklasse II. Trotz der urbanen Umlandnutzung und des Ausbaugrades des Gewässers konnten insbesondere bei SCHÖ1 vergleichsweise hohe Artenzahlen nachgewiesen werden, die Artengemeinschaften unterschieden sich aufgrund der unterschiedlichen Struktur des Gewässers an den einzelnen Probestellen deutlich. Tab. 3.5 Gewässergüte nach DIN 38410 in den Untersuchungsgewässern Schölke und Neuer Graben Lehndorf im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 23.03. 2. 16.06. 3. 26./27.08. 4. 20./23./29.10. SCHÖ1 im RB44 2,38 II-III 2,42 II-III 2,46 II-III 2,53 II-III SCHÖ2 unterh. Hildesheimer Straße 2,32 II-III 2,24 II 2,36 II-III 2,40 II-III SCHÖ3 unterh. Sudetenstraße 2,24 II 2,19 II 2,40 II-III 2,33 II-III SCHÖ4 unterh. Am Mühlengraben 2,27 (II) 2,39 II-III 2,32 (II-III) 2,31 (II-III) NGL vor der Schölke 2,54 II-III 2,36 II-III 2,49 II-III 2,59 II-III 3.2.6 Graben IGS (IGS) Folgende Stelle wurde am Graben IGS untersucht: IGS2 unterh. KGV Ganderhals 3601185 5792466 Typ 18 Die Gewässergüte des Graben IGS zeigte mit der Güteklasse II, zeitweise II-III (Tab. 3.6) normale, unter Berücksichtigung der Umlandnutzung zu erwartende Wert an. Im Juni fiel der untersuchte Abschnitt des Grabens zeitweise trocken. Dementsprechend wurden typische an temporäre Gewässer angepasste Arten sowie Arten mit einem hohen Reprodukti- 59

3 Biologische Gewässergüte onsvermögen und kurzen Generationszeiten wie z. B. die sich auch parthenogenetisch vermehrende Neuseeländische Deckelschnecke Potamopyrgus antipodarum gefunden. Tab. 3.6 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Graben IGS im Jahr 2015. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 23.03. 2. 16.06. 3. 27.08. 4. 20.10. IGS2 unterh. KGV Ganderhals 2,17 II trocken 2,34 II-III 2,34 II-III 3.2.7 Galggraben (GA) Folgende Stelle wurde im Galggraben untersucht: GA Schwarzer Berg 3603319 5796136 Typ 14 Die Gewässergüte des Galggrabens lag im Durchschnitt bei Güteklasse III (Tab. 3.7). Durch den eher geringen Durchfluss bei breitem Profil im Bereich der Probestelle kam es zu einer verstärkten Ablagerung organischen Materials, was hier vermutlich die Hauptursache für die nur mäßige Gewässergüte darstellt. Zudem dürfte sich der Ausbau des Gewässers negativ auf die Etablierung einer artenreichen Makrozoobenthosfauna auswirken. Durch die Verrohrung unterhalb der Probestelle bis zur Mündung in den Ölper See ist die ökologische Durchgängigkeit Richtung Oker stark beeinträchtigt, bei Hochwasser in der Oker kommt zudem es auch zu starkem Rückstau vom Ölper See her. Tab. 3.7 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Galggraben im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 23.03. 2. 25.06. 3. 25.08. 4. 29.10. GA Schwarzer Berg 2,62 (II-III) 2,92 (III) 2,66 (II-III) 2,65 (II-III) 3.2.8 Ablauf Klärwerk Steinhof (KWA) Folgende Stelle wurde am Ablauf des Klärwerks Steinhof untersucht: KWA kurz vor Mündung in den AOK 3598668 5799710 Typ 14 Die Gewässergüte des Ablaufs des Klärwerkes Steinhof zeigte mit der Güteklasse II-III normale, unter Berücksichtigung der Umlandnutzung zu erwartende Werte an (Tab. 3.8). 60

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.8 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Ablauf Klärwerk Steinhof im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 25.03. 2. 25.06. 3. 27.08. 4. 29.10. KWA kurz vor Mündung in AOK 2,31 (II-III) 2,46 (II-III) 2,39 II-III 2,53 (II-III) 3.2.9 Schunter (SCHU) Folgende Stelle wurde an der Schunter untersucht: SCHU Sandfang Borwall 3607742 5797681 Typ 15 Die Schunter zeigte mit der Güteklasse II einen normalen und zu erwartenden Wert an (Tab. 3.9). Hervorzuheben ist hier das Vorkommen einer artenreichen, fließgewässertypischen Lebensgemeinschaft mit einigen Arten der Roten Liste wie beispielsweise der Erbsenmuschel Pisidium amnicum oder der Eintagsfliege Ephemera vulgata. Tab. 3.9 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Schunter im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 25.03. 2. 22.06. 3. 25.08. 4. 19.10. SCHU Sandfang Borwall 2,12 II 2,06 II 2,06 (II) 2,03 II 3.2.10 Hagenriede (HG) Folgende Stelle wurde an der Hagenriede untersucht: HG Feldmark Hondelage 3610153 5799817 Typ 14 Die Gewässergüte der Hagenriede zeigte mit Güteklasse II (Tab. 3.10) unter Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Umlandnutzung normale Werte an. Die temporäre Wasserführung führte zur Etablierung einer angepassten Artengemeinschaft, aber auch zu geringen Abundanzen in den Sommermonaten. Tab. 3.10 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Hagenriede im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 19.03. 2. 19.06. 3. 20.08. 4. 26.10. HG Feldmark Hondelage 2,27 II trocken 2,22 (II) 2,28 II 61

3 Biologische Gewässergüte 3.2.11 Rohrbruchgraben (RBG) Folgende Stelle wurde am Rohrbruchgraben untersucht: RBG oberhalb Mündung Schunter 3607966 5797829 Typ 14 Die Gewässergüte des Rohrbruchgrabens zeigte mit der Güteklasse II (Tab. 3.11) gute, unter Berücksichtigung der primär forstwirtschaftlichen Umlandnutzung für dieses Gewässer zu erwartende Werte an. Die Artengemeinschaft zeichnet sich unter anderem durch das Vorkommen vergleichsweise vieler Köcherfliegenarten aus, auch Arten der Roten Listen konnten hier wiederholt nachgewiesen werden. Tab. 3.11 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Rohrbruchgraben im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 17.03. 2. 19.06. 3. 25.08. 4. 28.10. RGB oberhalb Mündung Schunter 1,84 II 2,17 (II) 2,03 (II) 2,01 (II) 3.2.12 Sandbach (SB) Folgende Stelle wurde am Sandbach untersucht: SB oberhalb Berliner Heerstraße 3609344 5797158 Typ 14 Die Gewässergüte des Sandbaches zeigte mit der Güteklasse II (Tab. 3.12) angesichts der landwirtschaftlichen Umlandnutzung gute und zu erwartende Werte an. Neben einigen Köcherfliegenarten ist am Sandbach vor allem das dauerhafte Vorkommen der Eintagsfliegenart Ephemera danica hervorzuheben. Tab. 3.12 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Sandbach im Jahr 2015. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 17.03. 2. 19.06. 3. 20.08. 4. 28.10. SB oberhalb Berliner Heerstraße 2,36 II-III 2,20 II 2,17 II 2,05 II 3.2.13 Graben Querum (GQ) Folgende Stelle wurde am Graben Querum untersucht: GQ unterhalb B016 3607115 5797009 Typ 18 62

3 Biologische Gewässergüte Mit der Güteklasse II-III fällt der Zustand des Grabens Querum (Tab. 3.13) unter Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Umlandnutzung normal aus. Im vierten Quartal verschlecherte sich die Gewässergüte auf Güteklasse III. Ursache hierfür ist vermutlich die vor allem in diesem Sommer geringe Wasserführung, die zu einem verringerten Durchfluss und damit zu einer verstärkten Ablagerung von organischem Material führte, was durch den dichten Schilfbewuchs der Sohle weiter gefördert wurde. Tab. 3.13 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Graben Querum im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 25.03. 2. 22.06. 3. 25.08. 4. 19.10. GQ unterhalb B016 2,42 II-III 2,34 (II-III) 2,53 II-III 2,84 III 3.2.14 Wabe (W) und Reitlingsgraben (RG) Folgende Stellen wurden an der Wabe und am Reitlingsgraben untersucht: W1 oberhalb Rautheim 3609114 5789532 Typ 18 W2 unterh. Grünewaldstraße 3606415 5794868 Typ 18 W3 unterhalb C001 3605984 5796761 Typ 18 RG östliche Stadtgrenze 3609188 5791203 Typ 18 Im oberen Abschnitt oberhalb von Rautheim wies die Wabe die Güteklasse II mit Tendenz in Richtung Güteklasse I-II auf, im weiteren Verlauf in Höhe von Gliesmarode und Querum fiel die Gewässergüte auf durchgängig II-III ab (Tab. 3.14). Die Probestelle W1 war damit die am wenigsten belastete Probestelle im Untersuchungsjahr und zeichnete sich zudem durch eine sehr artenreiche, fließgewässertypische Artengemeinschaft aus, wie sie sonst nur an wenigen anderen Stellen im Stadtgebiet vorkommt. Die Ursache hierfür ist insbesondere in der vergleichsweise hohen Fließgeschwindigkeit des Gewässers zu finden. An den anderen beiden Probestellen W2 und W3 führte die verringerte Strömung durch Abtrennung der Mittelriede und den Anstau durch das Wehr in Gliesmarode zu einer Akkumulation von organischen Material und Feinsediment, was zusammen mit verstärktem Falllaubeintrag zu einer Verschlechterung der Gewässergüte führte. Mit einer Güteklasse von II, zeitweise II-III erreichte der in die Wabe mündende Reitlingsgraben trotz seiner strukturarmen Morphologie und landwirtschaftlich geprägten Umlandnutzung erwartungsgemäße Werte. 63

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.14 Gewässergüte nach DIN 38410 in den Untersuchungsgewässern Wabe und Reitlingsgraben im Jahr 2015. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 18./19.25.03. 2. 18./22.06. 3. 21.-28.08. 4. 19./23./28.10. W1 unterhalb B016 2,05 II 1,91 II 2,08 II 1,86 II W2 unterh. Grünewaldstraße 2,34 II-III 2,33 II-III 2,43 II-III 2,48 II-III W3 unterhalb C001 2,37 II-III 2,32 II-III 2,54 II-III 2,41 II-III RG östliche Stadtgrenze 2,30 II-III 2,40 II-III 2,27 II 2,20 II 3.2.15 Mittelriede (MR) Folgende Stellen wurden an der Mittelriede untersucht: MR1 innerhalb renat. Strecke 3608530 5792499 Typ 18 MR2 unterhalb Zweistromland 3606140 5795192 Typ 18 MR3 unterhalb D001 3605703 5796669 Typ 18 Die Gewässergüte der Mittelriede zeigte durchgängig mit Güteklasse II gute und zu erwartende Werte an (Tab. 3.15). Insbesondere die Probestellen MR2 und MR3 waren durch ein urbanes Umfeld geprägt, wiesen aber eine artenreiche, fließgewässertypische Artengemeinschaft auf und gehörten zu den artenreichsten Probestellen. Erwähnenswert ist hier besonders der regelmäßige Nachweis der im Anhang der FFH-Richtlinie aufgeführten Libellenart Ophiogomphus cecilia. Die Ursache hierfür liegt in der vergleichsweise hohen Fließgeschwindigkeit und der insbesondere durch typische Wasserpflanzen reich strukturierten Sohle. Tab. 3.15 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Mittelriede im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15 Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 17./18./19.03. 2. 18./19.06. 3. 21./28.08. 4. 23./28.10. MR1 innerhalb renat. Strecke 2,29 II 2,07 II 2,27 II 2,19 II MR2 unterhalb Zweistromland 2,25 II 2,25 II 2,39 (II-III) 2,13 II MR3 unterhalb D001 2,02 II 2,09 II 2,06 II 2,15 II 64

3 Biologische Gewässergüte 3.2.16 Beberbach (BB) Folgende Probestellen wurden am Beberbach untersucht: BB1 oberhalb Bevenrode 3607947 5802118 Typ 14 BB2 unterhalb Bevenrode 3607088 5801798 Typ 14 BB3 unterhalb Waggum 3605375 5800785 Typ 14 BB4 oberhalb Wenden 3603914 5800375 Typ 14 Die Gewässergüte des Beberbachs ließ sich über den gesamten Verlauf des Gewässers in die Güteklasse II-III einstufen (Tab. 3.16), mit Ausnahme der Probestelle BB2, die durchgängig die Güteklasse II aufwies. Diese Werte fallen noch in den angesichts der Nutzung zu erwartenden Rahmen. Der besonders im Sommer stark schwankende Wasserstand führte zeit- und stellenweise zu verringertem Durchfluss oder Trockenfallen. Die Probestelle BB1 war stark verkrautet und wies einen deutlichen Stillgewässercharakter auf. BB2 hatte nur eine sehr geringe Wassertiefe, zum Zeitpunkt der Probennahmen aber einen stetigen Durchfluss. BB3 zeigte Pioniercharakter aufgrund einer Renaturierungsmaßnahme und BB4 war geprägt durch massiven Uferverbau im Bereich der kreuzenden Straße und Bahnlinie. Tab. 3.16 Gewässergüte nach DIN 38410 im Untersuchungsgewässer Beberbach im Jahr 2015. Geklammerte Werte: Probestellen mit Abundanzsumme < 15. Quartal: Untersuchungszeitraum 1. 19.03. 2. 15.06. 3. 20.08. 4. 26.10. BB1 oberhalb Bevenrode 2,31 II-III 2,38 II-III 2,43 (II-III) 2,46 (II-III) BB2 unterhalb Bevenrode 2,18 II 2,13 II 2,19 II 2,20 II BB3 unterhalb Waggum 2,34 II-III 2,36 II-III 2,42 II-III 2,28 II BB4 oberhalb Wenden 2,42 II-III 2,38 II-III 2,35 II-III 2,47 (II-III) 65

3 Biologische Gewässergüte 3.3 Gewässergüte im Stadtgebiet Braunschweig (nach EG-WRRL, Perlodes) Die 18 nach Perlodes-Verfahren untersuchten Gewässer wiesen ein sehr unterschiedliches Ökologisches Potenzial auf, das von gut (3 Gewässer) über mäßig und unbefriedigend bis schlecht reichte (jeweils 5 Gewässer) (Abb. 3.2). Zum Teil variierten die Ergebnisse auch deutlich zwischen den Probestellen desselben Gewässers. Mit einer guten Potenzialklasse fielen insbesondere der Ölper Graben sowie jeweils eine Probestelle am Thiede- und Springbach auf. Der Lammer Graben sowie der Neustadtmühlengraben und jeweils eine Stelle am Grenzgraben Lagesbüttel-Harxbüttel und am Fuhsekanal zeigten die schlechtesten Ergebnisse. Die detaillierten Ergebnisse und die Bedeutung der einzelnen Metrics werden im Folgenden für die einzelnen Probestellen dargestellt, Fotos der Probennahmestellen sind am Ende dieses Kapitels zu finden. Die Saprobie wurde an allen Probestellen gut bis mäßig bewertet und lag weitestgehend im β-mesaproben bis β-α-mesosaproben Bereich (Güteklasse II und II-III nach DIN 38410) und erreichte damit vergleichbare Ergebnisse zu den nach DIN 38410-beprobten Probestellen. An keiner Stelle konnten direkte negative Auswirkungen auf das Makrozoobenthos durch Regenwassereinleitungen festgestellt werden. 66

3 Biologische Gewässergüte Abb. 3.2 Untersuchungsstellen und Ökologische Zustandsklassen (Ökologisches Potenzial) nach EG-WRRL-Perlodes-Verfahren im Stadtgebiet Braunschweig im Jahr 2015. 67

3 Biologische Gewässergüte 3.3.1 Neustadtmühlengraben (NMG3) Folgende Stelle wurde am Neustadtmühlengraben untersucht: NMG3 unterh Sonnenstraße 3603337 5793209 Typ 14 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.17. Die ökologische Potenzialklasse des Neustadtmühlengrabens wurde insgesamt als schlecht eingestuft (Tab. 3.18), was primär mit der schlechten Bewertung der allgemeinen Degradation zusammenhing. Die Saprobie wurde als mäßig eingestuft. Tab. 3.17 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung in den Untersuchungsgewässern Neustadtmühlengraben, Ölper Graben und Beberbach im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BmV/BoV Urbanisierung und Hochwasserschutz (mit/ohne Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle NMG3 ÖG BB7 Gewässer Neustadtmühlengraben Ölper Graben Beberbach Datum der Probennahme 29.04.15 29.04.15 29.04.15 HMWB Nutzung BoV LuH LuH aussortiert Probenanteil [%] 100 100 100 1mm-Siebung nein nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - - Makrolithal - 20 - Mesolithal - - 20 Mikrolithal - - - Akal - 30 15 Psammal/Psammopelal - 10 15 Argyllal - - - Technolithal1 25 - - Technolithal2 - - - Algen - - - Submerse Makrophyten - - - Emerse Makrophyten 15 5 - Lebende Teile terrestr. Pflanzen 30 20 - Xylal (Holz) - - 20 CPOM - - 10 FPOM 30 15 20 Abwasserbakterien, Sapropel - - - Debris - - - Am Neustadtmühlengraben wurde eine vergleichsweise verarmte Artengemeinschaft festgestellt, in der verbreitete, für strömungsarme, nährstoffreiche Gewässer typische Arten dominierten, was die Bewertung sämtlicher Metrics für die Allgemeine Degradation erklärt. Erwähnenswert ist angesichts der innerstädtischen Lage und des urbanen Charakters 68

3 Biologische Gewässergüte jedoch das Vorkommen einer Rote-Liste-Art, der Gemeinen Federkiemenschnecke Valvata piscinalis piscinalis (RL DE V, vgl. Tab. 3.33) am Neustadtmühlengraben. Negativ wirkten sich wahrscheinlich insbesondere die durch Verrohrungen eingeschränkte ökologische Durchgängigkeit des Gewässers, die geringe Durchströmung und der damit verbundenen Ablagerung von organischem Material und Feinsediment sowie der Verbau der Uferbereiche aus. Positiv fiel der Gehölzbewuchs an der Uferböschung auf, der das Gewässer gut von der urban genutzten Umgebung abschirmte, sowie das Aufkommen aquatischer Vegetation. Bewachsene Bereiche waren allerdings aufgrund der Uferstruktur und des verschlammten Untergrundes für die Probennahme schlecht zugänglich. Eine Verbesserung des ökologischen Potenzials am Neustadtmühlengraben ist aufgrund der Lage und Nutzung nur eingeschränkt möglich, eine erhöhte Fließgeschwindigkeit (z.b. durch Anpassung der Profilgröße bzw. der Abflussregulierung) würde aber die Ansiedlung typischer Fließgewässerarten fördern. Tab. 3.18 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) in den Untersuchungsgewässern Neustadtmühlengraben, Ölper Graben und Beberbach im Jahr 2015. Probestelle NMG3 ÖG BB7 Fließgewässertyp Typ 14 Typ 18 Typ 14 Ökologische Potenzialklasse schlecht gut unbefriedigend gesichert gesichert gesichert Allgemeine Degradation schlecht gut unbefriedigend - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 schlecht sehr gut unbefriedigend - [%] Litoral (scored taxa = 100%) schlecht mäßig schlecht - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) schlecht mäßig mäßig - Trichoptera schlecht mäßig mäßig Saprobie mäßig gut gut Deutscher Saprobienindex 2,57 2,13 2,23 3.3.2 Thiedebach (THB) Folgende Stellen wurden am Thiedebach untersucht: THB1 südliche Stadtgrenze 3601684 5786941 Typ 18 THB3 unterhalb Hahnenkamp 3603108 5787518 Typ 18 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.19. Das ökologische Potenzial des Thiedebachs wurde insgesamt als gut bzw. unbefriedigend eingestuft (Tab. 3.20), ebenso wie das Modul Allgemeine Degradation. Die Bewertung der Saprobie wurde als gut bzw. mäßig eingestuft. 69

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.19 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung im Untersuchungsgewässer Thiedebach im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BoV Urbanisierung und Hochwasserschutz (ohne Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle THB1 THB3 Gewässer Thiedebach Thiedebach Datum der Probennahme 23.4.15 23.4.15 HMWB Nutzung LuH BoV aussortiert Probenanteil [%] 100 100 1mm-Siebung nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - Makrolithal - - Mesolithal - 10 Mikrolithal - 30 Akal - - Psammal/Psammopelal - 10 Argyllal 25 - Technolithal1 - - Technolithal2 - - Algen - - Submerse Makrophyten - 10 Emerse Makrophyten 20 - Lebende Teile terrestr. Pflanzen - 5 Xylal (Holz) - - CPOM 25 5 FPOM 30 30 Abwasserbakterien, Sapropel - - Debris - - Das Ökologische Potenzial der Probestelle THB1 war nur unbefriedigend, insbesondere durch die geringe Anzahl und Abundanz der EPT-Taxa. Positiv war die gute Durchströmung des Gewässers zu nennen, das von einem Saum begleitet in einem sehr tiefen Profil zwischen Autobahn und Ackerflächen lag. Dennoch waren kaum Sohlstrukturen und stattdessen großflächiger Schilfbewuchs vorhanden, was sich wiederum negativ auf die Besiedlung ausgewirkt haben könnte. An der Probestelle THB3 war das Ökologische Potenzial deutlich besser. Obwohl die A- bundanz der EPT-Taxa nicht sehr hoch war, wurde eine weitgehend naturnahe Artengemeinschaft festgestellt, in der sowohl strömungsliebende als auch gefährdete Arten vorkamen wie die Köcherfliege Athripsodes bilineatus. Ursache war hierfür, dass sich durch eigendynamische Entwicklung eine strukturreiche Sohle mit Makrophytenpolstern und Totholz ausgebildet hatte und ergänzend künstlich eingebrachte Substrate zur Uferbefestigung im Bereich der Brücke die Substrat- und Strömungsdiversität erhöhten. 70

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.20 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) im Untersuchungsgewässer Thiedebach im Jahr 2015. Probestelle THB1 THB3 Fließgewässertyp Typ 18 Typ 18 Ökologische Potenzialklasse unbefriedigend gut gesichert gesichert Allgemeine Degradation unbefriedigend gut - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 unbefriedigend gut - [%] Litoral (scored taxa = 100%) gut sehr gut - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) unbefriedigend mäßig - Trichoptera schlecht gut Saprobie mäßig gut Deutscher Saprobienindex 2,26 2,11 3.3.3 Fuhsekanal (FU) Folgende Stellen wurden am Fuhsekanal untersucht: FU3 An der Rothenburg 3601225 5790419 Typ 18 FU4 unterhalb Autobahn 3602974 5789446 Typ 18 FU5 Am Fuhsekanal Typ 18 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.21. Das ökologische Potenzial des Fuhsekanals wurde insgesamt wie auch die allgemeine Degradation als mäßig, an FU4 als unbefriedigend eingestuft (Tab. 3.22). Die Saprobie wurde mit gut bis mäßig bewertet. Die drei untersuchten Probestellen am Fuhsekanal unterschieden sich in ihrem ökologischen Potenzial deutlich, was in der ebenfalls unterschiedlichen Ausprägung der Gewässerabschnitte begründet ist. Die Probestelle FU3 auf Höhe der Straße An der Rothenburg erhielt insgesamt die beste Bewertung für die Allgemeine Degradation, insbesondere weil hier viele strömungsliebende Arten vorkamen sowie immerhin fünf Köcherfliegenarten. Obwohl diese Probestelle die einzige ohne Renaturierung war und das Gewässer in einem schmalen, von Bäumen und Gebüsch bewachsenen Korridor zwischen urbanen Nutzflächen lag, wurden hier Ansätze einer fließgewässertypischen Artengemeinschaft festgestellt, der allerdings Eintags- und Steinfliegen nahezu fehlten. Vor allem die gute Durchströmung sowie eine strukturreiche Sohle bilden hier eine gute Basis für die weiterhin positive Entwicklung. 71

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.21 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung im Untersuchungsgewässer Fuhsekanal im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BmV Urbanisierung und Hochwasserschutz (mit Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle FU3 FU4 FU5 Gewässer Fuhsekanal Fuhsekanal Fuhsekanal Datum der Probennahme 23.04.2015 24.04.2015 23.04.2015 HMWB Nutzung BmV LuH LuH aussortiert Probenanteil [%] 100 100 100 1mm-Siebung nein nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - - Makrolithal - - - Mesolithal - 5 15 Mikrolithal 20 - - Akal 10 - - Psammal/Psammopelal 15 - - Argyllal - 5 - Technolithal1 - - - Technolithal2 - - - Algen 5 15 - Submerse Makrophyten 5 15 - Emerse Makrophyten 10 10 15 Lebende Teile terrestr. Pflanzen 5 10 30 Xylal (Holz) 5 15 5 CPOM 5 15 5 FPOM 20 10 30 Abwasserbakterien, Sapropel - - - Debris - - - Die unterhalb der Autobahnabfahrt Rüningen gelegene Probestelle FU4 wurde dagegen in allen Metrics als schlecht bewertet. Hier wurden erst in den Jahren 2013/14 Renaturierungsmaßnahmen abgeschlossen, die das Gewässer in ein Pionierstadium versetzt haben. Der Fuhsekanal war hier weitgehend unbewachsen, teilweise war das Ufer mit Kiesschüttungen befestigt. Es wies eine geringe Fließgeschwindigkeit auf und hatte unterhalb Anschluss an zwei Stillgewässer. Zwar wurde hier die höchsten Anzahl an Makrozoobenthostaxa nachgewiesen, aber mit Ausnahme von zwei gefährdeten Schneckenarten wurden hier vornehmlich verbreitete oder Pionierarten nachgewiesen, darunter kaum EPT-Taxa. Vermutlich ist die Artengemeinschaft aufgrund der erst kürzlich abgeschlossenen Umgestaltung des Gewässers gestört. Ob und wann sich eine fließgewässertypische Artengemeinschaft etabliert, muss abgewartet werden. Die Allgemeine Degradation an der Probestelle FU5, die nahe der Straße Am Fuhsekanal in einem etwas älteren Renaturierungsbereich lag und erstmals beprobt wurde, wurde als 72

3 Biologische Gewässergüte mäßig eingestuft. Das gute Ergebnis des Fauna Index zeigte an, dass das Gewässer von einer relativ naturnahen Artengemeinschaft besiedelt wurde, in der ETP-Taxa aber deutlich unterrepräsentiert waren oder ganz fehlten. Positiv wirkten sich hier vermutlich das durch Sukzessionsflächen geprägte Umfeld aus sowie die Beschattung durch größere Bäume. Diese fehlte ober- und unterhalb der Probestelle und begünstigte dort eine starke Verschilfung der Gewässersohle, was wiederum negative Auswirkungen auf die Strömungsgeschwingkeit, die Sohlstruktur und damit auf die Ansiedlung weiterer sensitiver Arten haben könnte. Tab. 3.22 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) im Untersuchungsgewässer Fuhsekanal im Jahr 2015. Probestelle FU3 FU4 FU5 Fließgewässertyp Typ 18 Typ 18 Typ 18 Ökologische Potenzialklasse mäßig schlecht mäßig gesichert gesichert gesichert Allgemeine Degradation mäßig schlecht mäßig - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 mäßig schlecht gut - [%] Litoral (scored taxa = 100%) sehr gut schlecht mäßig - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) unbefriedigend schlecht schlecht - Trichoptera mäßig schlecht unbefriedigend Saprobie mäßig mäßig gut Deutscher Saprobienindex 2,34 2,29 2,25 3.3.4 Springbach (SP) Folgende Stellen wurden am Springbach untersucht: SP1 unterh. Quelle 3606543 5788166 Typ 18 SP2 unterh. Stöckheimstraße 3606350 5788351 Typ 18 SP3 unterh. Leipziger Straße 3603868 5788895 Typ 18 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.23. Das ökologische Potenzial des Springbachs wurde insgesamt wie auch die allgemeine Degradation als gut bis mäßig (Tab. 3.24) eingestuft. Die Saprobie wurde an allen drei Stellen mit gut bewertet. Direkt unterhalb der Springbachquelle hatte der Springbach ein mäßiges ökologisches Potenzial, wies aber eine recht naturnahe Artengemeinschaft auf, wie der gute Fauna Index zeigte. Allerdings kamen nur wenige EPT-Taxa vor, einzelne davon aber in hoher A- bundanz. Eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit könnte sich hier positiv auswirken 73

3 Biologische Gewässergüte ebenso wie eine direkte Vernetzung von Bach und Quellbereich, da die ökologische Durchgängigkeit an dieser Stelle durch einen künstlichen Absturz eingeschränkt ist. Tab. 3.23 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung im Untersuchungsgewässer Springbach im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BoV Urbanisierung und Hochwasserschutz (ohne Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle SP1 SP2 SP3 Gewässer Springbach Springbach Springbach Datum der Probennahme 24.04.2015 24.04.2015 24.04.2015 HMWB Nutzung LuH LuH BoV aussortiert Probenanteil [%] 100 100 100 1mm-Siebung nein nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - - Makrolithal - - 5 Mesolithal - 20 20 Mikrolithal - - - Akal - - - Psammal/Psammopelal 20 15 15 Argyllal - - - Technolithal1 - - - Technolithal2 - - 10 Algen 10 10 - Submerse Makrophyten 25 15 - Emerse Makrophyten - - - Lebende Teile terrestr. Pflanzen 20 30 15 Xylal (Holz) - - 15 CPOM - - 10 FPOM 25 10 10 Abwasserbakterien, Sapropel - - - Debris - - - Unterhalb der Stöckheimstraße zeigte der Springbach ähnliche Ergebnisse für die Allgemeine Degradation wie im Quellbereich, nur die die EPT-Taxa betreffenden Metrics wurden hier schlecht bewertet, da nur wenige Eintags- und Köcherfliegenarten in geringer Abundanz vorkamen. Die Strömungsgeschwindigkeit war zwar unterhalb des Durchlasses hoch, nahm aber im weiteren Verlauf schnell ab, was eine Ursache für diese Unterrepräsentanz sein könnte. Möglicherweise kam es hier auch zu schädlichen Einträgen von den direkt ans Gewässer angrenzenden Ackerflächen. Die Schaffung eines Saumes würde den Springbach in diesem Abschnitt deutlich aufwerten. Unterhalb der Stöckheimstraße grenzte der Springbach an vorwiegend extensive urbane Flächen. Hier wies er ein gutes ökologisches Potenzial auf, bedingt durch viele strömungs- 74

3 Biologische Gewässergüte liebende Arten und dem Vorkommen von sieben Köcherfliegenarten. Lediglich die A- bundanz der ETP-Taxa war relativ gering. Trotz oder möglicherweise auch wegen der teilweise vorhandenen Ufer- und Sohlbefestigung besaß der Springbach hier eine hohe Substrat- und Strömungsdiversität, die eine Besiedlung fließgewässertypischer Arten ermöglicht. Einen negativen Einfluss könnte hier allerdings der direkt oberhalb liegende Durchlass zur Querung der Leipziger Straße haben, der die Durchgängigkeit zum oberhalb liegenden, naturnahen Abschnitt des Springbaches möglicherweise einschränkt. Tab. 3.24 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) im Untersuchungsgewässer Springbach im Jahr 2015. Probestelle SP1 SP2 SP3 Fließgewässertyp Typ 18 Typ 18 Typ 18 Ökologische Potenzialklasse mäßig mäßig gut gesichert gesichert gesichert Allgemeine Degradation mäßig mäßig gut - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 gut gut gut - [%] Litoral (scored taxa = 100%) mäßig mäßig sehr gut - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) mäßig schlecht mäßig - Trichoptera unbefriedigend schlecht sehr gut Saprobie gut gut gut Deutscher Saprobienindex 2,18 2,11 2,00 3.3.5 Ölper Graben (ÖG) Folgende Stelle wurde am Ölper Graben untersucht: ÖG oberh. AB-Kreuz Ölper 3601757 5795307 Typ 18 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.17. Das ökologische Potenzial des Ölper Grabens wurde insgesamt ebenso wie die allgemeine Degradation und die Saprobie als gut eingestuft (Tab. 3.18). Das Gewässer wies eine sehr naturnahe, kaum gestörte Artengemeinschaft auf, nur die Zahl der ETP-Taxa wurde als mittelmäßig eingestuft. Obwohl bereits die Saprobiewerte für diese Probestelle in der Vergangenheit gute bis sehr gute Ergebnisse zeigten, ist das gute Potenzial hier hervorzuheben. Denn angesichts der weitläufigen Verrohrung oberund unterhalb der Probestelle war die ökologische Durchgängigkeit des Ölper Grabens stark eingeschränkt. Zudem waren große Teile des Ufers bzw. der Sohle des offen fließen- 75

3 Biologische Gewässergüte den Abschnittes stark verbaut. Die Probestelle selbst zeigte eine recht hohe Strömungsgeschwindigkeit und eine strukturreiche Sohle. 3.3.6 Aue-Oker-Kanal (AOK) Folgende Stellen wurden am Aue-Oker-Kanal untersucht: AOK1 an ZAO 3596378 5799993 Typ 14 AOK2 an AAO 3598640 5799720 Typ 14 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.25. Das ökologische Potenzial des Aue-Oker-Kanals wurde insgesamt wie auch die allgemeine Degradation als unbefriedigend eingestuft (Tab. 3.26). Tab. 3.25 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung im Untersuchungsgewässer Aue-Oker-Kanal im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BmV Urbanisierung und Hochwasserschutz (mit Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle AOK1 AOK2 Gewässer Aue-Oker-Kanal Aue-Oker-Kanal Datum der Probennahme 30.04.15 30.04.15 HMWB Nutzung LuH LuH aussortiert Probenanteil [%] 100 100 1mm-Siebung nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - Makrolithal - - Mesolithal - - Mikrolithal - - Akal - - Psammal/Psammopelal 30 65 Argyllal - - Technolithal1 5 - Technolithal2 - - Algen - - Submerse Makrophyten 10 5 Emerse Makrophyten - - Lebende Teile terrestr. Pflanzen - 20 Xylal (Holz) 20 - CPOM 5 10 FPOM 30 10 Abwasserbakterien, Sapropel - - Debris - - 76

3 Biologische Gewässergüte Die Probestelle des Aue-Oker-Kanals oberhalb der Rieselfelder zeichnete sich durch eine verarmte Artengemeinschaft aus, die vorwiegend aus verbreiteten Arten nährstoffreicher Gewässer bestand, darunter nur eine Köcherfliegenart innerhalb der EPT-Taxa. Dies spiegelte sich in der Bewertung der einzelnen Metrics wider. Ursache hierfür ist vermutlich in der sehr homogenen Struktur des Gewässers zu sehen, auf dessen Sohle sich eine Schlammauflage gebildet hat. Eine verstärkte Durchströmung sowie eine Entfernung des Holzverbaus würde hier die eigendynamische Entwicklung des Gewässers fördern. Unterhalb der Rieselfelder verschlechterten sich weitere Metrics. Zwar wurden deutlich mehr Taxa nachgewiesen, der schlechte Fauna Index weist aber auf eine stark gestörte Artengemeinschaft hin. Zwar zeigte das Gewässer hier eine starke Strömung, aber gleichzeitig eine strukturarme Sohle bei einem kanalartigen Verlauf, was bei starkem Abfluss eine Besiedlung der Sohle und aufgrund des Holzverbaus auch der Uferbereiche erschwert. Vegetation war primär durch überhängende Uferpflanzen vorhanden, wodurch besiedlungsfähiges Substrat weiterhin kaum vorhanden war. Eine Belastung durch chemische Faktoren wäre ebenfalls denkbar, aber spekulativ. Da an diesem Gewässerabschnitt zum Probennahmezeitpunkt bereits Renaturierungsmaßnahmen abgeschlossen wurden, bleibt abzuwarten, wie sich das ökologische Potenzial zukünftig entwickelt. Tab. 3.26 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) im Untersuchungsgewässer Aue- Oker-Kanal im Jahr 2015. Probestelle AOK1 AOK2 Fließgewässertyp Typ 14 Typ 14 Ökologische Potenzialklasse unbefriedigend unbefriedigend nicht gesichert gesichert Allgemeine Degradation unbefriedigend unbefriedigend - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 mäßig unbefriedigend - [%] Litoral (scored taxa = 100%) mäßig unbefriedigend - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) schlecht unbefriedigend - Trichoptera schlecht schlecht Saprobie mäßig mäßig Deutscher Saprobienindex 2,36 2,40 3.3.7 Beberbach (BB) Folgende Probestelle wurde am Beberbach untersucht: BB7 Typ 14 77

3 Biologische Gewässergüte Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.17. Das ökologische Potenzial des Beberbachs unterhalb Waggums in einem Auwaldbereich wurde insgesamt wie auch die allgemeine Degradation als unbefriedigend eingestuft (Tab. 3.18). Die Saprobie wurde mit gut bewertet. Es wurde eine vergleichsweise artenreiche Gemeinschaft mit jeweils fünf Köcher- und Eintagsfliegenarten nachgewiesen, die aufgrund des schlechten Fauna Index jedoch deutlich gestört war. Zudem wurde ein hoher Anteil an Litoralarten nachgewiesen, obwohl das Gewässer im Bereich der Probestelle eine hohe Strömungsdiversität aufwies und die Struktur des Gewässer eine fließgewässertypische Artengemeinschaft vermuten ließ. Möglicherweise wirkte sich hier noch die Störung des Gewässers durch die erst im Vorjahr abgeschlossene Umgestaltungsmaßnahme nur wenige hundert Meter oberhalb aus, indem typische Pionierarten oder Störungszeiger auch in diesen Abschnitt einwanderten. 3.3.8 Grenzgraben Lagesbüttel-Harxbüttel (GLH) Folgende Stellen wurden am Grenzgaben Lagesbüttel-Harxbüttel untersucht: GLH1 an der Stadtgrenze 3600759 5801972 Typ 14 GLH2 unterh. Neubaugebiet 3601055 5801716 Typ 14 GLH3 unterh. Harxbüttel 3601080 5801485 Typ 14 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.27. Das ökologische Potenzial des Grenzgrabens Lagesbüttel- Harxbüttel wurde insgesamt wie auch die allgemeine Degradation als unbefriedigend bis schlecht, oberhalb von Harxbüttel als gut eingestuft (Tab. 3.28). Die Saprobie wurde an allen drei Stellen mit gut bewertet. An der Probestelle GLH1 zeigten alle Metrics ein schlechtes Ergebnis. Dies hing vermutlich damit zusammen, dass der Graben nur wenige Meter unterhalb ein Rückhaltebecken durchfloss und durch den Rückstau die Fließgeschwindigkeit stark verringert wurde. Zudem war das Gewässer an dieser Stelle stark verkrautet und hatte einen temporären Charakter. Dennoch konnte eine vergleichsweise hohe Artenzahl und das Vorkommen von drei gefährdeten Schneckenarten (zwei Tellerschnecken-Arten und die Moos-Blasenschnecke) nachgewiesen werden, was zeigt, dass das Gewässer als vegetationsreicher, temporär trockenfallender Graben eine hohe Bedeutung für spezialisierte Arten besitzt, trotz der schlechten Einstufung nach den Perlodes-Bewertungskriterien. 78

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.27 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung im Untersuchungsgewässer Grenzgraben Lagesbüttel-Harxbüttel im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BmV/BoV Urbanisierung und Hochwasserschutz (mit/ohne Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle GLH1 GLH2 GLH3 Gewässer Gr. Lages-/Harxbüttel Gr. Lages-/Harxbüttel Gr. Lages-/Harxbüttel Datum der Probennahme 28.04.2015 28.04.2015 28.04.2015 HMWB Nutzung LuH BoV LuH aussortiert Probenanteil [%] 100 100 100 1mm-Siebung nein nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - - Makrolithal - - - Mesolithal - - - Mikrolithal - - - Akal - - - Psammal/Psammopelal - 20 25 Argyllal 10 - - Technolithal1 - - - Technolithal2 - - - Algen 5 - - Submerse Makrophyten 20 - - Emerse Makrophyten 20 15 - Lebende Teile terrestr. Pflanzen 20 15 30 Xylal (Holz) - - 5 CPOM 5 20 15 FPOM 20 30 25 Abwasserbakterien, Sapropel - - - Debris - - - An der Probestelle GLH2 unterhalb der Rückhaltebecken verbesserte sich die Bewertung der meisten Metrics um eine Stufe zu unbefriedigend. Trotz des sehr geringen Wasserstandes war dieser Abschnitt stärker durchströmt und die Verkrautung nahm mit zunehmender Beschattung ab. Vermutlich wurde die Artengemeinschaft hier noch durch die wenige Meter oberhalb liegenden Stillwasserbereiche beeinflusst, einzelne Fließwasserarten traten aber in hohen Abundanzen auf. Unterhalb von Harxbüttel an der Probestelle GLH3 verbesserte sich das Ökologische Potenzial nochmals um eine Stufe zu mäßig. Der Anteil an Litoralarten war auch hier sehr hoch, aber es kam eine naturnahe Artengemeinschaft vor, darunter fünf Köcherfliegenarten sowie eine Eintags- und eine Steinfliegenart. Einige dieser Arten waren Zeiger für eine temporäre Wasserführung. 79

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.28 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) im Untersuchungsgewässer Graben Lagesbüttel-Harxbüttel im Jahr 2015. Probestelle GLH1 GLH2 GLH3 Fließgewässertyp Typ 14 Typ 14 Typ 14 Ökologische Potenzialklasse schlecht unbefriedigend mäßig gesichert nicht gesichert gesichert Allgemeine Degradation schlecht unbefriedigend mäßig - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 schlecht unbefriedigend gut - [%] Litoral (scored taxa = 100%) schlecht schlecht schlecht - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) schlecht unbefriedigend mäßig - Trichoptera schlecht schlecht mäßig Saprobie gut gut gut Deutscher Saprobienindex 2,23 2,08 1,99 3.3.9 Lammer Graben (LG) Folgende Stellen wurden am Lammer Graben untersucht: LG1 oberhalb Lamme 3598805 5794568 Typ 14 LG2 unterhalb Lamme 3598207 5794599 Typ 14 Die für die Probennahme und Auswertung relevanten Angaben inklusive der Substratzusammensetzung zeigt Tab. 3.29. Das ökologische Potenzial des Lammer Grabens wurde ebenso wie das Modul Allgemeine Degradation als schlecht eingestuft (Tab. 3.30). Die Saprobie erhielt dagegen eine gute Bewertung. Beide Probestellen am Lammer Graben zeigten ein schlechtes Ökologisches Potenzial, da sämtliche Metrics schlecht bewertet wurden. Die Artengemeinschaft oberhalb von Lamme war relativ artenarm und es kamen hauptsächlich verbreitete Arten nährstoffreicher Gewässer vor. Unterhalb von Lamme war die Artenzahl wesentlich höher und es kamen auch drei gefährdete Arten vor, dennoch war die Gemeinschaft gestört und EPT-Taxa fehlten weitgehend. Ursache für den schlechten Zustand ist vermutlich in verschiedenen Faktoren zu finden. Es handelt sich um ein Gewässer innerhalb landwirtschaftlicher Nutzflächen und abschnittsweise reichen Ackerflächen bis an die Böschungskante heran, so dass Stoffeinträge nicht auszuschließen sind. Zudem ist die Gewässerstruktur sehr monoton, die Fließgeschwindigkeit gering und besonders an der oberen Probestelle kommen eine starke Verkrautung sowie Ablagerungen von organischem Material und Feinsedimenten hinzu. Durch zeitweise stärkeren Durchfluss nach Regenfällen war die untere Probestelle von diesem Problem weniger betroffen. 80

3 Biologische Gewässergüte Tab. 3.29 Angaben zur Probennahme nach EG-WRRL und Substratzusammensetzung im Untersuchungsgewässer Lammer Graben im Jahr 2015. Nutzung: LuH Landentwässerung und Hochwasserschutz, BmV Urbanisierung und Hochwasserschutz (mit Vorland); Substratdeckung: x Anteil <5%, - nicht vorhanden. Probestelle LG1 LG2 Gewässer Lammer Graben Lammer Graben Datum der Probennahme 22.04.2015 22.04.2015 HMWB Nutzung LuH LuH aussortiert Probenanteil [%] 100 100 1mm-Siebung nein nein Substratdeckungsgrad [%] Megalithal - - Makrolithal - - Mesolithal - - Mikrolithal - - Akal - - Psammal/Psammopelal - 25 Argyllal - - Technolithal1 - - Technolithal2 - - Algen 10 10 Submerse Makrophyten - 20 Emerse Makrophyten 10 - Lebende Teile terrestr. Pflanzen - 20 Xylal (Holz) 20 - CPOM 30 - FPOM 30 25 Abwasserbakterien, Sapropel - - Debris - - Tab. 3.30 Bewertungsergebnisse nach EG-WRRL (Perlodes) im Untersuchungsgewässer Lammer Graben im Jahr 2015. Probestelle LG1 LG2 Fließgewässertyp Typ 14 Typ 14 Ökologische Potenzialklasse schlecht schlecht gesichert gesichert Allgemeine Degradation schlecht schlecht - Deutscher Fauna Index Typ 14/16 schlecht unbefriedigend - [%] Litoral (scored taxa = 100%) schlecht schlecht - EPT [%] (Häufigkeitsklassen) schlecht schlecht - Trichoptera schlecht schlecht Saprobie mäßig mäßig Deutscher Saprobienindex 2,34 2,33 81

3 Biologische Gewässergüte Probennahmestellen nach EG-WRRL, im April 2015: NMG3 ÖG BB7 THB1 THB3 FU3 FU4 FU5 SP1 SP2 SP3 AOK1 AOK2 82

3 Biologische Gewässergüte GLH1 GLH2 GLH3 LG1 LG2 83