Predigt zu Johannes 6,60-69

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sich an den Worten Gottes. Wer kann hier helfen? Heute am Pfingsttag betrachten wir besonders das Werk des Heiligen Geistes. Was er an uns getan hat, was er noch heute tut und auch in Zukunft an uns wirken möchte, das wollen wir uns nun an den Worten unseres Heilandes zeigen lassen. Jesus sagt über den Heiligen Geist: Der Geist macht lebendig! I. Das wir uns an Jesu Worten nicht ärgern! II. Sondern ihre Wahrheit erkennen! III. Und bei Jesus bleiben! Es war in Kapernaum, am Tag nach der Speisung der 5000. Ein großes Wunder hatte Jesus getan und die Menschen waren begeistert. Am liebsten hätten sie ihn zu ihrem König ausgerufen. Volle Bäuche versprach es, wenn er ihr Regent wäre. Die Hoffnungen, die man auf ihn setzte, waren groß. Doch ebenso groß war die Enttäuschung, als sich zeigte, dass Jesus nicht bereit war, diese Hoffnungen zu erfüllen. Am Morgen nach der Speisung redete er lange zu den Menschen, um ihnen zu zeigen, wie kurzsichtig ihre Erwartungen waren. Was nützt es einen vollen Bauch zu haben, wenn dabei die Seele verhungert? Und so zeigte er ihnen, nach welcher Speise sie eigentlich Verlangen haben sollten. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Was bedeuten diese Worte? Jesus machte den Menschen klar, dass sie nicht nach dem Brot Verlangen haben sollten, das er ihnen am Abend zuvor zu essen gab, sondern nach ihm selbst. Es galt die Worte und Verheißungen zu verinnerlichen, die Jesus den Menschen predigte. Jesus forderte nichts anderes, als ungetrübten Glauben an sich. Das meinte er, als er vom Essen und Trinken seines Leibes und Blutes redete. Was waren die Reaktionen unter den Zuhörern? Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören? Da Jesus aber bei sich selbst merkte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das? Es war erschreckend! Selbst die treusten Jünger ärgerten sich an den Worten ihres Herrn. Sie nahmen Anstoß an dem, was Jesus sagte. Denn wenn das stimmte, was Jesus hier sagte, dann musste sich im Leben und im Denken der Jünger einiges ändern. Volle Hingabe war dann 2

von ihnen gefordert. Alle Hoffnungen mussten sich an dem ausrichten, was Jesus aus Nazareth sagte. Er wäre dann der uneingeschränkte Herr, an dem sich alles entschied. Für viele war dieser Anspruch zu viel. Es heißt: Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Kennen wir solchen Ärger über Gottes Wort? Jesus hat manche harte Rede gehalten. Denken wir etwa daran, wie er sagt: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Wie sehr begehrt unser alter Mensch dagegen auf! Oder denken wir an die Stelle, in der Jesus einem Mann, der seinen Vater beerdigen wollte, sagte: Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber folge mir nach. Wie konnte Jesus nur so herzlos sein? Und wenn wir auf unser eigenes Leben schauen, wie oft sind wir dann versucht, die harten Worte Jesu aufzuweichen? Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger Das muss ja nicht heißt, dass wir jeden Sonntag in die Kirche gehen oder zur Bibelstunde kommen. So spricht der alte Mensch, der sich an Jesu Worten ärgert. Nun feiern wir heute das Pfingstfest und bedenken, was der Heilige Geist auch an uns wirkt. Eine Wirksamkeit des Geistes besteht darin, dass er unseren alten Menschen zum Schweigen bringt. Wir sollen uns nicht an den Worten unseres Herrn ärgern, sondern seine Worte heilig halten, gerne hören und lernen. Als sich so viele Menschen an Jesus ärgerten und ihn verließen, da fragte er seine Jünger, ob sie ihn nun auch verlassen wollen. Petrus sprach: Herr, wohin sollen wir gehen, du hast Worte des ewigen Lebens. Diese Erkenntnis kam dem Apostel nicht durch eine Regung seines alten Menschen oder aus einer Einflüsterung des Teufels. Nein, dieses Bekenntnis sprach Petrus getrieben vom Heiligen Geist. Und um diese Wirkung wollen wir den Geist auch heute bitten. Das können wir mit den Worten des Liedes tun: Herr, bewahr auch unsern Glauben, / dass kein Teufel, Tod noch Spott / uns denselben möge rauben, / du bist unser Schutz, o Gott. / Sagt das Fleisch gleich immer Nein, / lass dein Wort gewisser sein. Eine solche Bitte wird uns Gott der Heilige Geist nicht abschlagen. Nur dass wir sie von Herzen sprechen und allen Ärger in uns hassen und stattdessen die Worte unseres Heilandes lieben wollen. Der Geist ist es, der uns zu solcher Liebe lebendig macht. Das wir uns an Jesu Worten nicht ärgern! 3

II. Sondern ihre Wahrheit erkennen! Ärgert euch das? So hatte Jesus seine Jünger gefragt. Er wusste, was in ihren Herzen vorging. Er sah ihre Zweifel, ihre falschen Hoffnungen und ihre Enttäuschung. Doch er wusste es besser. Wenn sie heute noch daran zweifelten, ob Jesus wirklich der Messias ist oder nicht, so würde doch der Tag kommen, an dem sie von der Wahrheit seiner Worte überzeugt sein würden. Und so sprach Jesus: Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war? Wenn also Jesus in den Himmel auffahren würde, dann müssten sie auch seinen Worten glauben. Dann sahen sie ja leibhaftig, dass er der versprochene Messias war, für den er sich immer wieder ausgegeben hat. Mit diesem Tag würden sie aber auch kurz vor der Erfüllung jener Verheißung stehen, die wir heute am Pfingsttag dankbar bedenken. Zehn Tage nach der Himmelfahrt sandte Gott seinen Heiligen Geist, der die Jünger zur vollen Erkenntnis führte. Was tut der Geist an den Jüngern Jesu? Jesus sagt in unserem Predigtwort: Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Wie meint er das? Der Ärger der Jünger war die Reaktion des geistlich toten Fleisches. Es begehrt auf gegen Gottes Wort. Wenn wir uns einmal in die Lage der Jünger hineinversetzen, dann muss uns, rein menschlich gesehen, ihr Ärger verständlich sein. Warum sollte ausgerechnet Jesus derjenige sein, dem sie sich aus ganzem Herzen hingeben? Wie sollte er es sein, an dem ihr ewiges Heil hängt? Bis zuletzt war sein Reden und Handeln den Jüngern eine Torheit. Wenn Jesus seinen Jüngern sagte, dass er nach Jerusalem ging, um zu sterben, dann musste das doch eine Torheit sein. Wie sollte ihnen ein toter Herr helfen können. Wenn er darauf antwortete, dass er wieder auferstehen würde, wie sollten sie das glauben, da es doch all ihrer Erfahrung widersprach. Wäre es uns anders ergangen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Denn ohne den Geist würden wir die Wahrheit der Worte Gottes nicht erkennen. Das Fleisch ist geistlich tot und nützt nichts, oder wie es Paulus so treffend sagt: Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden. Das Wirken des Heiligen Geistes wollen wir nie unterschätzen. Er allein hat uns das Verstehen gelehrt. Er hat unseren Ärger an Gottes Wort überwunden. Durch den Geist sind wir lebendig geworden, so das uns das Wort des Herrn eine lebensspendende Nahrung der 4

Seele geworden ist. Der Geist wirkt durch das Wort den Glauben und schenkt uns damit das ewige Leben. So sagt Jesus auch seinen Jüngern: Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben. Ja, auch das gilt es zu Pfingsten zu bedenken, dass es keinen Unterschied zwischen dem Wirken des Geistes und dem Reden unseres Heilandes gibt. Denn der Geist ist gebunden an das Wort des Herrn. Als Jesus seinen Jüngern am Gründonnerstag den Heiligen Geist verheißen hat, da sagte er es ausdrücklich: Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Das Wort unseres Heilandes lehrt uns der Geist zu verstehen. Wenn er an unseren Herzen wirken soll, dann müssen wir auch das Wort unseres Herrn hören oder lesen. Am heutigen Pfingsttag wollen wir darum auch bedenken, wieviel Raum das Wort unseres Herrn in unserem Alltag findet. Lesen wir mindestens eine Andacht am Tag? Haben wir Verlangen nach einem Gottesdienst? Halten wir eine regelmäßige Bibellese? Und wenn wir das tun, tun wir es auch so, dass wir mit offenen Ohren und Herzen dabei sind? Wir verschenken uns viel, wenn wir das Wort unseres Herrn nur hin und wieder hören, oder wenn wir unsere Gedanken schweifen lassen, während das Wort Gottes zu hören ist. Denn wo wir das tun, verhindern wir, das der Geist sein lebensspendendes Werk an uns tun kann. Was heißt es aber, lebendig zu sein durch den Heiligen Geist? Der Segen dessen, was der Geist an uns tut, ist schon in diesem Leben zu spüren. Wir sollten es zu schätzen wissen, dass wir nicht ohne Hoffnung leben müssen. Solange wir kein Leid zu dulden haben, ist das Leben in dieser Welt erträglich. Aber wehe es kommen Krankheiten, Probleme auf Arbeit oder in der Schule, oder es kommt zu finanziellen Problemen. Dann bricht bei vielen Menschen die scheinbar heile Welt wie ein Kartenhaus zusammen und alles scheint auf einmal ohne Sinn und ohne Hoffnung zu sein. Dann machen sich Verzweiflung und Angst breit und nehmen jede Lebensfreude. Wo aber der Geist das Leben geschenkt hat, da ist auch Trost und Hoffnung zu finden. Und das dies kein leeres Gerede ist, hat sich schon an so manchem Kranken- oder Sterbebett gezeigt. Wo wir uns ganz in Gottes Hand geborgen wissen, werden wir auch die Lasten dieses Lebens tragen können, weil wir wissen, dass wir sie nicht allein tragen müssen. Leben gibt der Geist uns aber besonders damit, dass wir das ewige Leben haben. Eben darin wird der heutige Tag für uns zu einem Freudentag. Denn der Geist hat uns durch die Taufe und damit durch das Wort Gottes wiedergeboren zum ewigen Leben. Nun ärgern wir uns nicht mehr am Wort des Herrn, sondern haben seine 5

Wahrheit erkannt. Doch damit ist das Wirken des Geistes noch nicht erschöpft. Der Geist macht uns nicht nur lebendig. Er sorgt dafür III. Dass wir bei Jesus bleiben! Über zweitausend Jahre gibt es nun die neutestamentliche Kirche schon. In all den Jahren hat der Heilige Geist unzählige Menschen aus ihrer Sünde erlöst und hat ihnen das Leben geschenkt. Dieses Werk tut er auch heute noch. Und solange die Erde steht, wird der Geist nicht aufhören, an den Herzen der Menschen zu wirken. In dieser Zuversicht wollen wir unser Christenleben führen, auch dann, wenn es um uns herum nicht so gut auszusehen scheint. Bedenken wir doch, wie es aussah, als Jesus unsere Predigtworte gesprochen hat. Er sah in vielen Herzen den Unglauben. So sprach er: Es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Doch trotz dieser Ablehnung tat Jesus sein Werk treu weiter und ging seinen Weg bis zum bitteren Ende. Und wenn sich heute viele ärgerlich von Jesus abwenden oder gar nicht erst bereit sind, seine Worte zu hören, so wollen wir uns doch treu in seine Nachfolge stellen lassen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Geist uns beisteht, ganz gleich was uns noch im Leben widerfahren wird. Wenn Jesus sagt: Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen, dann ist das zugleich die Verheißung, dass auch der Heilige Geist nie aufhören wird, sein Werk zu treiben. Die Worte, die Jesus spricht, sind ja Geist und Leben. Und wohin sollten wir gehen? Er ist es doch, der die Worte des ewigen Lebens hat. Für uns selbst ist das ein großer Trost aber es darf auch unser Antrieb sein, in unserer ungläubigen Umwelt das Wort von der Versöhnung weiter auszubreiten. Der Geist, der durch diese Worte wirkt, wird damit weiteres Leben schaffen. Bei allen Rückschlägen, die auch wir in der Mission erleben, wird es doch immer wieder Menschen geben, die der Geist zum Leben erweckt, so dass sie sich nicht an Jesu Worten ärgern, sondern deren Wahrheit erkennen und bei Jesus bleiben. Amen., 6