ERASMUS 2014/2015 - Erfahrungsbericht Personenbezogene Angaben (bei Veröffentlichung wird der Bericht anonymisiert und ausschließlich mit Vorname, Gastland, Gastinstitution, Studienfach veröffentlicht) Vorname: Jenny Gastland: Frankreich Studienfach: Französisch/Anglistik Gastinstitution: Collège Mont Sauvy Erfahrungsbericht (ca. 2 DIN A4 Seiten) Vorbereitung Meinen dreimonatigen Auslandsaufenthalt in Frankreich habe ich durch Freunde, die ein Ferienhaus in Südfrankreich haben, privat organisieren können. Mit meiner Gastfamilie habe ich zuerst per Mail Kontakt aufgenommen und so konnte auch mein Schulpraktikum organisiert werden, da meine jüngste Gastschwester diese Schule besucht. Hingereist bin ich Ende August mit unseren Bekannten, die für eine Woche dorthin in den Urlaub gefahren sind, zurück nach Deutschland bin ich Anfang Dezember mit dem TGV gekommen. Praktikum Wie oben schon kurz erwähnt, habe ich ein dreimonatiges Praktikum am Collège meiner Gastschwester gemacht. Meinen ersten Praktikumstag hatte ich schon vor dem offiziellen Schulanfang, nämlich beim vorbereitenden Treffen des Kollegiums für das neue Schuljahr. An diesem Tag habe ich auch direkt die sehr nette Deutschlehrerin kennengelernt, die mich sofort unter ihre Fittiche genommen und mir viele Kollegen vorgestellt hat, sodass ich mich in meiner neuen Arbeitsumgebung direkt sehr wohl fühlte. In den darauf folgenden Tagen habe ich mich dann um meinen Stundenplan gekümmert. Drei Tage in der Woche habe ich die Deutschlehrerin in den vier Deutschklassen begleitet und die restlichen beiden Tage habe ich in verschiedenen Englisch- und Französischklassen verbracht. Allerdings habe ich die Englischstunden nach einigen Wochen aus meinem Stundenplan gestrichen, da ich es persönlich für mich sehr verwirrend fand, den Englischunterricht in französischer Sprache zu verfolgen. Im Französischunterricht habe ich meistens nur hinten in der Klasse gesessen und beobachtet. Im Deutschunterricht sah dies natürlich anders aus: Zwar habe ich auch hier die ersten beiden Wochen nur beobachtet, danach hat die Lehrerin mich aber immer mehr eingebunden: Entweder habe ich zum Beispiel die Besprechung der Hausaufgaben übernommen oder Ausspracheübungen mit den Schülern gemacht. Teilweise habe ich aber auch bei Benotungen mitentscheiden können, vor allem bei kurzen mündlichen Überprüfungen. Wir haben aber auch sehr oft über kulturelle Unterschiede gesprochen. Zum Beispiel habe ich über das deutsche Schulsystem und über deutsche Essgewohnheiten der Schüler berichtet, als wir über den Tagesablauf eines deutschen Schülers gesprochen haben. Generell hat mir das Praktikum sehr viel Spaß gemacht, da ich viele neue wertvolle Erfahrungen für mich sammeln konnte. Vor allem aber habe ich viele Unterschiede zum deutschen Schulsystem bemerkt: Zum einen ist in Frankreich alles strenger geregelt. Alle Schüler haben ein sogenanntes Carnet, ein Heft, in dem alle wichtigen Informationen aufgeschrieben sind (individueller Stundenplan jedes Schülers; der Vermerk, ob der Schüler während der Mittagspause oder bei ausfallenden Stunden früher nach Hause gehen darf oder nicht; ). Ebenfalls müssen die Schüler dieses Heft jedes Mal vorzeigen, wenn sie das Schulgelände morgens betreten oder nachmittags verlassen
wollen, was auch von Mitarbeitern des Vie Scolaire überprüft wird. Als ich erzählt habe, dass es sowas in Deutschland nicht gibt, haben die meisten mich sehr verwirrt und verwundert angeschaut. Aber auch der Unterricht an sich unterscheidet sich. Vielleicht ist dies an anderen französischen Schulen anders, aber an meiner Schule habe ich festgestellt, dass es sehr viel Frontalunterricht gibt. Gruppenarbeit habe ich in den ganzen drei Monaten nicht ein einziges Mal gesehen. Es wird vor allem viel Wert auf das pure Auswendiglernen von Tafelanschriften gelegt; Leistungskontrollen basierten sehr oft auf der Wiedergabe dieser auswendig gelernten Sätze. Ich persönlich halte nicht viel von dieser Methode, da ich vor allem im Deutschunterricht bemerkt habe, dass die Schüler die Sätze zwar wiedergeben können, aber nicht wirklich verstanden haben, was damit gemeint ist. Somit konnten die meisten Schüler die Regeln auch nicht auf andere Beispiele übertragen. Rückweg von der Schule Alltag und Freizeit Mit meiner Gastfamilie habe ich sehr viel Glück gehabt, besser hätte es nicht sein können. Ich bin super nett empfangen und sofort in das Familienleben miteinbezogen worden, egal ob es ums Einkaufen und Kochen oder um Familienfeiern ging. Apropos Essen, das ist in Frankreich natürlich ganz anders als in Deutschland und ehrlich gesagt, war ich da auch sehr gespannt drauf. In Frankreich wird nicht nur später gegessen (wir haben meistens gegen 20 Uhr gegessen, wenn Freunde zu Besuch waren, auch wesentlich später), sondern
auch fast immer zweimal warm am Tag. Wenn Freunde eingeladen sind, wird auch noch ganz groß aufgetischt: Aperitif, evtl. eine Vorspeise, Hauptgang, Käseplatte, Dessert, Kaffee. Das kann dann auch schon mal etwas länger dauern. An einem Abend waren wir erst gegen Mitternacht mit dem Essen fertig, da die Franzosen sehr von diesen Abenden profitieren, um viel Zeit mit ihren Freunden zu verbringen und um mit ihnen über Gott und die Welt, vor allem aber übers Essen zu reden. Solche langen Abendessen kennt man hier in Deutschland in der Regel nur zu Weihnachten oder Silvester, in Frankreich ist dies Standard, wenn Besuch da ist. Diese Mentalität fehlt mir ehrlich jetzt schon. Ich habe diese Abende immer sehr genossen, vor allem weil die Franzosen diese Abende immer sehr gelassen angehen und nicht in Hektik verfallen, weil noch so viel vorbereitet werden muss. Das Vorurteil, dass Franzosen sich (nur) von Froschschenkeln und Schnecken ernähren, kann ich übrigens nicht bestätigen: Bei meiner Gastfamilie wurde dies in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal serviert! Gesehen habe ich in Südfrankreich natürlich auch sehr viel. Meine Gastfamilie hat mir mehrere kleine Dörfer mit wunderschönen, alten Häusern und engen Gassen gezeigt. Les Baux-de-Provence Gordes
Ebenso war ich beim Stierkampf, allerdings nicht bei der spanischen Variante, sondern bei der französischen Variante, bei der die Stiere nicht getötet werden, sondern die man eher als Stierrennen bezeichnen sollte. Da ich in der Nähe von Avignon gewohnt habe, war ich auch zweimal dort, um mir den Papstpalast und die berühmte Brücke St. Bénézet anzusehen, die mitten im Fluss, der Rhône, endet. Brücke St. Bénézet in Avignon Papstpalast in Avignon
Ende Oktober habe ich auch einen Tag am Mittelmeer verbracht. Es war noch so warm, dass man noch in kurzer Hose und T-Shirt am Strand sitzen konnte und sehr viele Einheimische sind auch noch schwimmen und tauchen gegangen. Mittelmeer
Fazit Am liebsten wäre ich ehrlich gesagt noch länger geblieben, da ich mich sehr wohl gefühlt habe, aber auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende. Ich habe aber vor, möglichst jedes Jahr für ein paar Wochen zurückzukehren, um den Kontakt mit meiner Gastfamilie aufrechterhalten zu können. Für mich war es nicht nur eine Gastfamilie, sondern eher wie eine zweite Familie, sodass mir der Abschied sehr schwer gefallen ist. Von schlechten Erfahrungen kann ich (zum Glück) nicht berichten. Testimonial oder Meine Auslandserfahrung in ein bis zwei Sätzen zusammengefasst! Ich habe in den drei Monaten so viele neue Erfahrungen gemacht, für die ich wahrscheinlich ein ganzes Heft bräuchte, um alle aufzuzählen. Vor allem habe ich die französische Mentalität lieben gelernt! Einverständnis Mein Erfahrungsbericht (inkl. Bilder) darf auf den Internetseiten des Akademischen Auslandsamtes oder des International Students Team der Bergischen Universität veröffentlicht werden. x ja nein Meine E-Mail-Adresse darf für Interessierte, bzw. zukünftige ERASMUS-Studierende mit veröffentlicht werden wenn diese z.b. Erfahrungen zu Wohnraum, Stadt und Gastuniversität austauschen möchten. x ja, E-Mail: nur nach Absprache nein Der Erfahrungsbericht ist im PDF-Format via E-Mail an das (teamoutgoing@uniwuppertal.de) zu senden. Ihr Einverständnis zur Veröffentlichung ist damit auch ohne Unterschrift gültig.