Grußwort 100 Jahre Schule I 100 Jahre sind mehr als ein Menschenleben. Und pünktlich zu diesem großem Jubiläum erstrahlt dieses - unsere Heimatstadt Weißwasser so prägendes - Gebäude im neuen Glanz. Die Rekonstruktion des Schulareals ist aus meiner Sicht ganz gut gelungen. Die Kinder und Lehrer, die Eltern, die Besucher betreten dieses Schulgebäude sehr gern, die freundlichen warmen Farben sind speziell auf jeden Klassenraum abgestimmt. Die gemütlich eingerichteten Horträume laden die Schüler und Erzieher zur gemeinsamen Freizeitgestaltung nach der Unterrichtszeit ein. Und die neue Turnhalle hier ist noch der kleine I-Punkt drauf. Liebe Anwesende! Lassen Sie uns kurz in die jüngste Geschichte dieser Schule eintauchen. Wie kam es dazu, dass dieses Gebäude wieder als Schule genutzt wird, nachdem es mehrere Jahre leer stand? Es war vor über 6 Jahren - genauer gesagt am 31. Mai 2006. Die Stadtratssitzung in den Räumen der Stadtbibliothek dauerte bereits fast 4 Stunden an, als der Tagesordnungspunkt 6.9 mit dem Titel: Festlegung einer dreizügigen Grundschule in Weißwasser aufgerufen wurde.
Seite 2 von 7 Zur Entscheidung stand zum einen der Schulstandort in der Heinrich-Hertz-Straße mit einem großzügigen Raumangebot, das riesige Schulgelände, ein vielfach genutzter Verkehrsgarten und nicht zuletzt die ausgezeichnete Zwei-Feld-Turnhalle. Zum anderen gab es den Schulstandort hier in der August- Bebel-Straße mit einem denkmalgeschützten und geschichtsträchtigen Schulgebäude. Jedoch ohne eine Turnhalle. Schnell entbrannte eine angeregte Diskussion unter den Stadträten. Welcher Schulstandort ist der Richtige? Wie hoch sind die Kosten der Sanierung und der späteren Betreibung? Wo leben mehr Kinder in unmittelbarer Nähe der beiden Schulstandorte? Und viele weitere Fragen. Der Gedanke, dass der Schulstandort unbedingt mit einer Turnhalle versehen sein muss, den brachte Frau Dörte Broddack, die heutige Schulleiterin - sie war damals und ist heute Stadträtin - ein und Sie ist auch heute anwesend und wird nach mir einige Worte an Sie richten. Das verbindet uns, denn auch ich war damals einer von 26 Stadträten, die eine Entscheidung treffen mussten.
Seite 3 von 7 Nach einer langen und intensiven Beratung fasste die Mehrheit des Stadtrates den Beschluss, die "Pestalozzi-Grundschule" hier an der August-Bebel-Straße zum Standort einer großen dreizügigen Grundschule in der Stadt Weißwasser zu entwickeln. Es gab dann viele Gespräche mit einer gebildeten Elterninitiative "Pro 6. Grundschule" in der Hertz-Straße. Dass dieser Diskussionsprozess so konstruktiv verlief, ist maßgeblich auch der Lehrerschaft und Frau Dörte Broddack und Frau Doris Zehm zu verdanken. Ich denke, wenn wir uns heute hier auf dem Schulgelände, in der Turnhalle und im Schulgebäude umschauen, stellen wir fest, dass die gemeinsame Entscheidung damals richtig war. Seit dem 01. August 2010 gibt es nur noch die vereinigte neue "Pestalozzi-Grundschule" und die hat von ihrem alten, im neuen Glanz erstrahlten Stammsitz hier im Alten Dorf wieder ehrwürdig Besitz ergriffen. Doch diese Schule hier im Alten Dorf in Weißwasser gibt es schon viel länger als 100 Jahre. 100 Jahre steht sie in ihrer heutigen Gestalt, denn am 6. November 1912 wurde der imposante Bau als Erweiterung der 1. Evangelischen Gemeindeschule von Weißwasser eingeweiht.
Seite 4 von 7 Der Baustil, die breiten Treppen, die einem herrschaftlichen Eingang gleichen, die großen Fenstern, die weit über das hinausgehen, was für einen dörflichen Zweck notwendig gewesen wäre - sind schon sehr beeindruckend. Über das Normale hinaus gehen auch die Jugendstilfiguren in der Aula des Schulgebäudes. Der älteste, heute noch stehende Gebäudeteil bildet den südwestlichen Eckpfeiler des gesamten Schulgebäudekomplexes und wurde bereits im Jahr 1867 errichtet. Die erste Schule überhaupt in dem damals winzigen verschlafenen Heidedorf Weißwasser wurde im Jahr 1772 eröffnet und befand sich an eben dieser Stelle, in dem Haus des damaligen Küsters der evangelischen Gemeinde, der die Kinder auch unterrichtete. Erst ab 1817, zwei Jahre nachdem die Standesherrschaft Muskau und damit auch Weißwasser preußisch geworden war, kam der erste geprüfte Lehrer. Er hieß Johann Warko und er blieb hier auch sage und schreibe 46 Jahre lang bis 1863 im Dienst. Viele Jahre blieb die Gemeindeschule im alten Dorf die einzige Schule in Weißwasser, ehe 1897 die zweite evangelische Gemeindeschule, die heutige "Friedrich-Froboeß-Grundschule", in der heutigen Schulstraße eröffnet wurde.
Seite 5 von 7 Doch alles viel genauer können Sie nachlesen in der frisch erschienenen Chronik über diese Schule. Ein herzliches Dankeschön an alle, die an dieser mitgewirkt haben und allem voran Herrn Lutz Stucka. Diese Chronik gibt es auch hier käuflich zu erwerben, wie ich denke ein Muss für jeden ehemaligen Schüler oder Lehrer dieser Schule. Noch einmal ein kleiner Blick in die Geschichte des Schulgebäudes. Erinnern Sie sich noch an die alte Schuluhr im Turm auf dem Gebäude? Als das Gebäude brach lag, geriet sie fast in Vergessenheit. Für eine Reparatur der Uhr reichten die Mittel bei der Sanierung nicht mehr aus und da richteten wir eine Anfrage an das Unternehmen Vattenfall, welches dem Vorhaben nähertrat und im Rahmen der Neueröffnung dieser Schule im Rahmen der Festveranstaltung am 28.02. letzten Jahres einen Scheck über 15.000 übergab. Einige Wochen später war der wohlklingende Klang des Gonges wieder zu hören, was speziell die älteren Menschen hier im Alten Dorf freute.
Seite 6 von 7 Damals vor 100 Jahren im Jahr 1912 wurde auch hier an dieser Stelle Danke gesagt. Dieser Dank galt u. a. dem heutigen einzigen Ehrenbürger von Weißwasser - Joseph Schweig, den er stiftete damals der Stadt Weißwasser diese Schuluhr mit ihrem Läutwerk. So schließt sich der Kreis wieder - um die kleine Geschichte der Turmuhr. Das liebe Anwesende ist Geschichte - es ist Stadtgeschichte von Weißwasser. Wie ich finde - es ist eine gute Geschichte. Wo wir bei Geschichte sind möchte ich noch erwähnen den Bärenbrunnen auf dem Schulhof hier draußen. Diesen sponserte zur Schulerweiterung vor 100 Jahren der Verleger Hampel, der die Neuesten Nachrichten seit 1903 hier in Weißwasser herausgab. In den damaligen Geschäftsräumen der Druckerei von Herrn Hampel in der Straße der Glasmacher 18 wohne ich seit vielen Jahren und habe dort letzte Nacht dieses heutige Grußwort an Sie verfasst. So gibt es auch hier eine kleine Verbindung zwischen der Geschichte vor 100 Jahren und heute. Das der Bärenbrunnen heute wieder sprudelt verdanken wir auch einigen fleißigen Helfern und Unterstützern, an die auch meinen Dank heute richten möchte.
Seite 7 von 7 So wird hoffentlich dieser Platz hier auch in Zukunft das bleiben, was er seit über 200 Jahren ist, nicht nur einer der schönsten Orte in unserer Stadt, sondern ein Ort des Lernens, des Formens von Menschen und dies in einem so ehrwürdigen Gebäude. Am heutigen 4. und morgigen 5. August 2012 wird das 1. Schultreffen, des größten Schuljubiläum in der Geschichte von Weißwasser anlässlich 100 Jahre Pestalozzi Schule in einem großen Rahmen hier auf dem Schulgelände gefeiert. Vielen herzlichen Dank an alle, die über Monate an der Organisation mitgetan haben. Mein Dank an die Sponsoren, die dieses Fest mitfinanziert haben. Das schöne Wetter habe ich für Sie bereits mitgebracht. Ich freue mich persönlich sehr über eine solches Fest, zeigt es doch um so mehr das unsere Region einzigartig ist. Einzigartig an konträren Landschaften und einzigartig an engagierten Menschen und interessanten und bedeutungsvollen Veranstaltungen, wie dieses Wochenende uns eindrucksvoll zeigen wird. Bringen Sie sich bitte weiter so aktiv ein. Im Vordergrund stehen dabei immer unsere Kinder, die unsere Zukunft sind hier in unserer Stadt Weißwasser, hier in unserer Region in der schönen Lausitz. Vielen Dank für die Einladung und ich wünsche allen eine schöne Zeit heut und morgen, viele interessante Gespräche und vielleicht die ein oder andere Idee, die sich daraus ergibt, die unsere Region weiter voran bringen wird. VIELEN DANK!