Sperrfrist: 19.4.2015, 12.45 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, beim Festakt zum 1200- jährigen Bestehen der Kirche Heilig Kreuz am 19. April 2015 in Fröttmaning Zum 1200-jährigen Jubiläum der Kirche Heilig Kreuz in Fröttmaning gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Gleichzeitig überbringe ich Ihnen die Grüße und die besten Wünsche von Ministerpräsident Horst Seehofer und der gesamten Bayerischen Staatsregierung. Wir feiern heute ein ganz außergewöhnliches Jubiläum. Nur sehr wenige Kirchengebäude in Bayern können ein ähnlich hohes Alter vorweisen und auf eine 1200 Jahre lange Geschichte bis ins frühe Mittelalter zurückblicken. Wie muss man sich diese Welt vorstellen: Karl der Große war 814 verstorben,
- 2 - das Herzogtum Bayern hatte unter Herzog Tassilo seine Selbständigkeit verloren, die Stadt München gab es noch nicht, während das Bistum Freising in einer ersten Blüte stand. Dabei war die Landschaft in Deutschland von riesigen Wäldern geprägt, und es gab nur wenige Städte, stattdessen zahlreiche kleine Siedlungen. Die kirchlichen Strukturen befanden sich vielfach noch im Aufbau. Als der begüterte und fromme Chef einer lokalen Sippe auf seinem Grund in Freddimaringa eine Eigenkirche errichten ließ, war das ein wertvoller Dienst für die weitere Entwicklung der Region Das Gebäude übergab er dann in die Fürsorge des Bischofs Hitto von Freising, der es am 19. April 815 weihte.
- 3 - Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der Kirche Heilig Kreuz Fröttmaning. Diese Übergabe an den Bischof ist für die damalige Zeit sehr bemerkenswert: Denn zahlreiche Gotteshäuser im Sprengel einer Diözese unterstanden nicht der geistlichen Gewalt, sondern unterlagen als sogenannte Eigenkirchen einem besonderen Rechtsstatut. Heilig Kreuz kommt jedoch schon sehr früh unter die geistliche Gewalt des Bischofs, wodurch das Schicksal der kleinen Gemeinde um die Kirche eng mit der Geschichte des Bistums Freising verknüpft ist. Das gilt etwa für den Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst, als auch auf regionaler Ebene massive Konflikte auftraten
- 4 - und es in der Diözese Freising zeitweise neben dem Bischof auch einen Gegenbischof gab. Wir wissen nicht, wie das ursprüngliche Kirchengebäude beschaffen war und wie es ausgesehen hat: Der heutige steinerne Bau stammt vermutlich erst aus der Zeit zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert, seine weiteren Veränderungen stehen in engem Zusammenhang mit der Geschichte des Bistums Freising. Kirchlich geprägt war der ganze Ort schon durch die Grundherrschaften, denen die Fröttmaninger Bauernhöfe unterstanden. Dabei war die Kirche Heilig Kreuz über Jahrhunderte hinweg geistliches Zentrum und spirituelle Quelle für die Menschen der Umgebung und mit ihrem massiven Bau vielleicht auch Zufluchtsort in Zeiten der Bedrängnis.
- 5 - Um 1400 erhielt das Kirchengebäude bei Umbau-Maßnahmen einen neuen Dachstuhl und Glocken. Kriege und Friedenszeiten, kulturelle Blüten und der Niedergang des Hochstifts Freising all das hinterließ in der kleinen Kirche Spuren so etwa die neuen Ausdrucksformen katholischer Frömmigkeit nach den Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs. Um 1700 wurde der Bau im Stil der Zeit barock umgestaltet und mit einem Deckengemälde, der Darstellung des Heiligen Kreuzes, geschmückt. In der Geschichte der Kirche Heilig Kreuz in Fröttmaning spiegelt sich im Kleinen mehr als ein Jahrtausend bayerischer Kirchengeschichte. Dieser Weg führt
- 6 - von der frühmittelalterlichen Christianisierung über den Ausbau einer kirchlich geprägten Gesellschaft, über Religionskriege und Aufklärung bis zu den Herrschaftsansprüchen des neuzeitlichen Staates. Mit der Säkularisation 1802/1803 endete schließlich das Hochstift Freising: Es folgte die Aufhebung geistlicher Grundherrschaft und Fröttmaning wurde Teil der Landgemeinde Freimann, die dann 1931 nach München eingemeindet wurde. Auch im 20. Jahrhundert durchlebte die Kirche Heilig Kreuz eine wechselvolle Geschichte voller Bedrohungen. So musste der Weiler Fröttmaning 1954 einer städtischen Müllverwertungsanlage weichen. Glücklicherweise jedoch blieb das Gotteshaus erhalten
- 7 - und überstand auch den Bau des nahen Autobahnkreuzes durch den Einsatz beherzter Bürger. Die bislang letzte Bewährungsprobe kam dann 1971: Schwerer Vandalismus und Plünderung setzten der Kirche zu, sodass angesichts der Zerstörungen schon das Ende des uralten Sakralraums zu befürchten war. Nach Rettungs- und Sanierungsarbeiten konnte die Kirche 1982 neu geweiht werden und ist seither wieder Ort regelmäßiger Eucharistie-Feiern. So haben wir allen Grund, dankbar zu sein zuerst dem vor 1200 Jahren tätigen Stifter, dann all denen, die über die Jahrhunderte in dem Kirchengebäude gewirkt
- 8 - und zu seiner Erhaltung und Rettung beigetragen haben, sowie schließlich dem Pfarrverband St. Albert-Allerheiligen, der sich heute dieses alt-ehrwürdigen Baus annimmt. Möge das Gotteshaus noch viele Generationen hier stehen und dadurch weiterhin Zeugnis vom Glauben der Menschen in unserem Land ablegen.