Die Felsenschwalbe (Ptyonoprogne rupestris) ein neuer Brutvogel in Baden-Württemberg

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Transkript:

Die Felsenschwalbe (Ptyonoprogne rupestris) ein neuer Brutvogel in Baden-Württemberg Daniel Kratzer, Felix Zinke und Stefan Kaiser Summary: KrAtZer, D., F. ZinKe & St. KAiSer (211): the crag martin (Ptyonoprogne rupestris) a new breeding bird species in Baden-Württemberg. naturschutz südl. Oberrhein 6: 1-6. in 27, the first breeding of crag martins in the Black Forest and Baden-Württemberg was discovered near niederwasser (district of Ortenau). At the same site, successful breedings were also recorded in the following three years. in 28, a second breeding site was discovered near tegernau (district of lörrach) in the southern Black Forest. the site is at a distance of 6 km from niederwasser. in 29 another successful breeding was recorded at this site. in the present report the breedings at both sites as well as the habitats are described. Before 27 crag martins occurred in Baden-Württemberg only as rare, non-annual visitors, mainly in march and April. Keywords: Ptyonoprogne rupestris, crag martin, proof of breeding, Black Forest, Baden-Württemberg. Einleitung Die Felsenschwalbe ist als paläo-xeromontanes Faunenelement mit transpaläarktischer Verbreitung in der submediterranen bis mediterranen Zone sowie den zentralasiatischen Steppen und Wüsten zu bezeichnen (HölZinger 1999). Der boreale raum wird von der Art nur stellenweise im Altai am Oberlauf des Ob bei etwa 51 5 n zugleich der derzeit nördlichste Verbreitungspunkt erreicht (glutz VOn BlOtZHeim & BAuer 1985, HAgemeijer & BlAir 1997). Die nördliche Arealgrenze der Felsenschwalbe im Alpenraum umfasst im Wesentlichen die schwäbischoberbayrischen Voralpen sowie einige Standorte der nördlichen Kalk-Hochalpen (BeZZel et al. 25). Somit gelten die bayrischen Vorkommen der Art als die einzigen Brutplätze in Deutschland und zugleich als die nördlichsten Verbreitungspunkte des gesamten westpaläarktischen Areals. Der gesamte diagonal vom Kanton Appenzell zum Berner Oberland verlaufende Alpennordrand markierte lange Zeit grob die nordgrenze der Schweizer Population. Aus lokalklimatischen gründen konzentrieren sich die Siedlungsschwerpunkte der Felsenschwalbe auf die Haupttäler der Kantone Wallis, tessin und graubünden. Die nördliche Arealgrenze selbst weist dagegen nur lückenhafte Vorkommen auf (ScHmiD et al. 1998). etwa ab 198 setzte eine Besiedlung des Schweizer juras ein, nachdem dort im 19. jahrhundert zumindest zeitweise Brutvorkommen zu verzeichnen waren. 1991 wurde die angewachsene Population des Schweizer juras bereits auf über 4 Brutpaare geschätzt (maumary et al. 27). Seit 199 behauptet sich eine kleine Population von 2 bis 5 Brutpaaren bei laufen im Kanton Baselland (BlAttner & KeStenHOlZ 1999), 15 km vom rhein oberhalb Basel entfernt. Auch innerhalb der Alpen und an deren nordrand zeichnete sich eine Verdichtung der Besiedlung ab (ScHmiD et al. 1998). eine erweiterung des Brutareals nach norden wurde also klar erkennbar. Die Baden-Württemberg am nächsten gelegenen Brutplätze der Felsenschwalbe verteilten sich bisher auf österreichisches gebiet im Vorarlberger Bodenseegebiet bei Bregenz, im rheintal und im mittleren Bregenzer Wald, auf das bayrische Allgäu bei Sonthofen (HölZinger 1999) und die lokalen Vorkommen im Kanton Baselland/ Schweiz. 1974 wurde erstmals in Baden-Württemberg eine Felsenschwalbe festgestellt. Seitdem ist sie ein sehr seltener gast, der bis zum ersten Brutnachweis 27 weniger als zwanzigmal vor allem in der südlichen Hälfte Baden-Württembergs beobachtet wurde (HölZinger 1999, AKBW: jahresberichte 1999 bis 29). Bisherige Vorkommen der Art in Baden- Württemberg Obgleich unmittelbar benachbarte traditionelle Brutplätze in Vorarlberg (österreich) und im Allgäu (Bayern) bereits seit langem bestehen, wurde der erste landesnachweis der Felsenschwalbe erst 1974 erbracht am 12.1.1974 ein Fängling bei eriskirch, Kreis Friedrichshafen. Bis 21 folgten dann 19 weitere Zug -Beobachtungen (Abbildung 1, Daten aus HölZinger 1999 und AKBW: jahresberichte 1999 bis 29). Die Brutnachweise blieben unberücksichtigt. Die Verteilung der Beobachtungsdaten aus Baden-Württemberg lässt zwischen den 197er und 199er jahren eine leichte Zunah- naturschutz südl. Oberrhein 6 (211): 1-6 1

2 Anzahl 1 1974 1979 1984 1989 1994 1999 24 29 3 Anzahl 2 1 1974 1979 1984 1989 1994 1999 24 29 Abb. 1: nachweise der Felsenschwalbe in Baden-Württemberg in den jahren 1974 bis 21. Alle Beobachtungsdaten in der Abbildung ab 199 wurden von der AKBW anerkannt. Die Daten von den beiden Brutorten sind nicht enthalten. Oben: Anzahl der nachweise, davon schwarz nachweise im Frühjahr. unten: Anzahl der individuen. me vermuten, die allerdings wegen der wenigen Beobachtungen nicht zweifelsfrei nachweisbar ist (Abb. 2). Hinzu kommt, dass ab 2 trotz der Brut ansiedlung (27) nur sechs anerkannte Felsenschwalben-Beobachtungen für Baden-Württemberg vorliegen. Die meisten nachweise und individuen wurden in den monaten märz und April (14 nachweise und 2 individuen, Abb. 3), also in der Zeit des Heimzuges, gesehen. in diesem Zeitraum wurden auch auffällig viele Pärchen festgestellt (tab. 1). Der früheste nachweis datiert vom 1.märz 21. Da nördlich und nordöstlich von Baden-Württemberg keine Brutvorkommen der Felsenschwalbe bekannt sind (glutz VOn BlOtZ- Heim & BAuer 1985, HAgemeijer & BlAir 1997), handelt es sich bei dem Auftreten von individuen im Frühjahr sehr wahrscheinlich um umherstreifende Brutvögel aus den nahegelegenen Brutplätzen im Schweizer jura oder sogar Zugprolongation. Die Wegzugsnachweise sind hingegen erwartungsgemäß selten, da Baden-Württemberg durch seine nörd- 8 6 12 1 8 Anzahl der Nachweise Anzahl der Individuen 4 6 2 4 2 197-1979 198-1989 199-1999 2-21 März April Mai Juni Juli August Sept. Oktober Nov. Abb. 2: Felsenschwalben-nachweise (197-21). Die Daten 27 bis 21 an den beiden Brutorten sind in der Darstellung nicht berücksichtigt. Abb. 3: jahreszeitliche Verteilung der Felsenschwalbendaten in Baden-Württemberg von 1974 bis 21 ohne die Daten an den beiden Brutorten. 2 D. KrAtZer, F. ZinKe & St. KAiSer: Brutansiedlungen der Felsenschwalbe

Tab. 1: Felsenschwalben paarweise zusammenhaltende Vögel in baden-württemberg in geeigneten brut - habitaten ohne festgestellten brutnachweis (HöLziNGEr 1999, akbw 29). ort anzahl Jahr beobachter Wehratal im Südschwarzwald Wt 2 Ex. 1976 P. comes, F. thrun bollerfels bei oberndorf-aistaig rw 2 Ex. 1979 M. NiEtScHE, H. ruyter bruckfels bei blaubeuren-weiler UL 1 (2?) Ex. 1988 H. MüLLEr Scheibenfelsen im zastlertal bei oberried Fr 2 Ex. 1993 d. EiSFELd russenschlossfels bei blaubeuren UL 2 Ex. 1997 H. MüLLEr Stiegelesfels bei Friedingen tut 2 Ex. 22 M. ScHMidt Geiselstein bei Geislingen GP 2 Ex. 28 th. ScHoLz liche Lage nicht auf der Wegzugsroute der Felsenschwalbe liegt. die vier Nachweise august (ein Nachweis/ 2 ind.), oktober (1/1) und November (1/1) verteilen sich auf den zeitraum zwischen 21. august 1991 und 16. November 1982 (abb. 3). Nachdem schon in der Vergangenheit mehrfach paarweise zusammenhaltende Vögel in geeigneten brutbiotopen gesichtet wurden (tab. 1) und die nächsten brutvorkommen nicht sehr weit entfernt liegen, erscheinen die ersten brutnachweise nicht mehr ganz so überraschend, wenn auch das aktuelle auftreten nicht unbedingt darauf hingedeutet hatte (siehe abb. 2). Felsenschwalben-Brutnachweise in den Jahren 27 bis 21 Steinbruch Niederwasser, Gemeinde Hornberg ortenaukreis, im Mittleren Schwarzwald 48 38-39 N/ 8 43 E.; ca. 48 58 m NN abbau von Granitporphyr Während der brutperiode 27 wurde im Steinbruchgelände im Gutachtal zwischen althornberg und Niederwasser der erste brutnachweis der Felsenschwalbe für baden-württemberg erbracht. F. zinke entdeckte am 17. März 27 ein Paar, das die Felswände des Steinbruchgeländes inspizierte. die beiden Felsenschwalben wurden anschließend von H. ScHoNHardt am 18. März und F. zinke am 5. april bzw. mit H. KaiSEr am 6. april erneut beobachtet. am 28. april 27 wurde das Paar dann beim Nestbau mit Lehm beobachtet (H. KaiSEr). die Nestschale schien am 1. Mai weitgehend vollendet (G. & H. EbENHöH, H. KaiSEr). Nachdem die Schwalben am 26. Mai noch brüteten (F. zinke), wurden am 1. (G. u. H. EbENHöH, H. KaiSEr, b. ScHErEr), 14. (H. KaiSEr, d. KNocH) und 17. Juni (F. zinke) die altvögel bei der Fütterung der Jungen beobachtet. die letzte beobachtung des Jahres datiert vom 14. Juli, als fünf individuen Nahrungsflüge machten und gelegentlich noch das Nest anflogen (F. zinke). im Jahr 28 wurden die erste Felsenschwal- be im Steinbruch am 13.4. (H. ScHoNHardt) und ein Nest mit mindestens drei Jungvögeln am 29.5. (G. u. H. EbENHöH) festgestellt. 29 wurden mindestens ein Jungvogel und 21 mindestens drei Jungvögel erbrütet (H. ScHoNHardt, schriftl. Mitt. 21). Bruthabitat: das besiedelte areal umfasste eine halbringförmige, in nördlicher richtung offene abbauzone, welche bei einer Gesamthöhe von ca. 8-1 m in drei abbauterrassen aufgegliedert war. der weitgehend nordwestlich exponierte Neststandort befand sich im Schutz einer der zahlreichen flach diagonal verlaufenden überhängenden Felsleisten ca. 7 m oberhalb der unteren terrasse im bereich des linken Steinbruchflügels. aufgrund des trichterförmigen abbauverfahrens im Seitentobel des althornbergbaches war der Standort trotz seiner nordwestlichen Exposition weitgehend vor Witterungseinflüssen, insbesondere Luftbewegungen, abgeschirmt. Abb. 4: Steinbruch Niederwasser. Pfeil: Neststandort. Foto: H. Schonhardt, März 29. Naturschutz südl. oberrhein 6 (211): 1-6 3

Abb. 5 und 6: Nest der Felsenschwalbe mit Jungvögeln im Juni 27 und gerade flügge Jungvögel im Steinbruch Niederwasser. Fotos: H. ScHoNHarDT. Abb. 7: Steinbruch Tegernau. Pfeil: Neststandort. Foto: D. KraTzer. Abb. 8: Felsenschwalben in Nestnähe im Steinbruch Tegernau. Foto: St. KaiSer, 3.8.28. 4 D. KraTzer, F. zinke & ST. KaiSer: Brutansiedlungen der Felsenschwalbe

Steinbruch Tegernau, gemeinde Kleines Wiesental Kreis lörrach, im Südschwarzwald 47 43,6 n/ 7 46,8 e; ca. 52 m nn Abbau von granit Am 5. mai 28 entdeckte g. FrüH ein Paar, das bereits mit dem nestbau beschäftigt war. Die Fertigstellung des nestes wurde am 2. mai notiert (g. FrüH, St. KAiSer). Am 14. juni konnte dann erstmals die Fütterung von mindestens drei jungvögeln beobachtet werden (St. KAiSer). Am 18. juni wurden erstmals vier jungvögel gesehen (g. FrüH). Beobachtungen weiterer Fütterungen folgten am 21. juni und 12. juli (St. KAiSer); am selben tag flog erstmals die gesamte Familie, zwei Altvögel und vier jungvögel, an der Felswand umher (D. KrAtZer). Am 27. juli und 1. August brütete erneut ein Altvogel im alten nest (St. KAi- Ser). Fütternde Altvögel wurden am 16. und 2. August beobachtet (A. m. AcKermAnn bzw. g. FrüH). Zwei tage später flogen mindestens acht Felsenschwalben im Steinbruch umher (D. KrAtZer) und am 24. August sogar zwölf individuen (St. KAiSer). Die letzte Beobachtung des jahres im Brutgebiet datierte vom 6. September, als noch mindestens acht Schwalben im Steinbruch umherflogen (St. KAiSer). im folgenden jahr 29 flogen erstmalig am 18. märz zwei Felsenschwalben im Steinbruchgelände, die bei einer erfolgreichen Brut zwei jungvögel aufzogen. letztmalig wurde die Familie am 2. September im Steinbruch gesehen (KrAtZer 29). 21 war die erste Schwalbe bereits am 1. märz im Steinbruch anwesend, blieb aber bis zu ihrer letzten Beobachtung am 23. August alleine. Obwohl die Felsenschwalbe keinen Partner hatte, baute sie das nest vom Vorjahr über einen längeren Zeitraum aus. Durch die späten nestbauaktivitäten entstand für einige Beobachter der eindruck, als ob die Schwalbe füttern würde. Bei mehr als 25 Kontrollen wurde aber weder eine zweite Schwalbe noch jungvögel im nest bemerkt (D. KrAtZer). Bruthabitat: Das besiedelte Areal war eine etwa 25 m lange und gut 5 m hohe Abbruchwand mit vielen Spalten und überhängen. Sie war in südwestliche richtung geöffnet und gewährte somit viel Sonneneinstrahlung. Obwohl im Steinbruch noch aktiv abgebaut wurde, auch im Bereich des neststandortes, wurden keinerlei Störungen der Schwalben bemerkt. Der nistplatz befand sich in gut 2 m Höhe unterhalb eines Felsvorsprungs und war von einer öffentlichen Straße sehr gut einsehbar. Alle Brutnachweise aus den jahren 27 bis 29 wurden von der Avifaunistischen Kommission Baden- Württemberg als ausreichend dokumentiert anerkannt (AKBW: jahresberichte 27-29). Diskussion Bruthabitat außerhalb des Schwarzwaldes Die vertikale Streuung der Brutplätze variiert in den Schweizer Alpen von 5 bis 18 m nn (maumary et al. 27, ScHmiD et al. 1998), in Bayern von 7 bis über 14 m nn (BeZZel et al. 25). insgesamt siedelt die Felsenschwalbe jedoch von meereshöhe, z.b. Kavala/ nordgriechenland (F. Zin- Ke, unveröffentl. 1979) bis in Höhen von maximal 42 bzw. 45 bis 5 m nn im Pamir (glutz VOn BlOtZHeim & BAuer 1985). Zahlreiche tief gelegene Brutplätze konzentrieren sich auf die oberitalienischen Seen in einer Höhe von 21 bis 28 m nn (ScHmiD et al. 1998; F. ZinKe, unveröffentl. 1995 27). Als bevorzugte Brutplätze sind hauptsächlich windgeschützte, trockene, weitgehend frei liegende Felswände mit nischen, Spalten sowie insbesondere horizontal bzw. schwach diagonal verlaufenden über hängenden Felsleisten mit öffnung nach Süden als überdachte Standorte für die nestschale anzusehen. Die Bindung an südlich exponierte Felswände dürfte im Bereich des Alpennordrandes sowie an hoch gelegenen Brutplätzen ausgeprägter sein als beispielsweise in Föhntälern an den oberitalienischen Seen oder in windgeschützten Steinbrüchen. in den Haupttälern der Alpen ticino, rhone, rhein, reuss stellen Steinbrüche mit freien Felslagen von mindestens 2 m Höhe wichtige Sekundärlebensräume der Felsenschwalbe dar. Verstärkt wurden in jüngster Zeit auch Kunstbauten besiedelt (ScHmiD et al. 1998). Die Felsenschwalbe brütet häufig einzeln, kann aber auch in kleinen, lockeren Kolonien brüten, welche jedoch selten mehr als fünf bis zehn Paare umfassen (ScHmiD et al. 1998). Ausblicke für die Zukunft Der überwiegende Anteil der Beobachtungen in Baden-Württemberg fällt in den Zeitraum nach der Stabilisierung einer Population im Schweizer jura bzw. der Bestandszunahme in den Zentralalpen und am Alpennordrand. insbesondere die milden Winter in Süd-, West- und teilweise mitteleuropa während der 199er jahre dürften sich für die Bestände des einzigen Kurzstreckenziehers unter den Schwalben vorteilhaft ausgewirkt haben (ScHmiD et al. 1998). Hinzu kommt eine reihe von vorwiegend trockenen und warmen Sommern von 1998 bis einschließlich 26 mit günstigen Aufzuchtbedingungen während der Brutperiode (www.menaturschutz südl. Oberrhein 6 (211): 1-6 5

teoschweiz.admin.ch/web/de/wetter/wetterereignisse/sin gularitaet_schafskaelte.html). es ist besonders erfreulich, dass die ersten beiden Felsenschwalbenpaare in Baden-Württemberg auf Anhieb sehr erfolgreich gebrütet haben. Weitere Bruten in den nächsten jahren sind wahrscheinlich, selbst mit kleinen Kolonien kann an den bisherigen Brutorten gerechnet werden. Vor allem in tegernau, wo zeitweise bis zu 12 individuen gezählt wurden, wäre eine solche Koloniegründung in der Zukunft denkbar. Angesichts der weiten entfernung von mehr als 6 km zwischen den beiden Brutorten und der eher lokalen Suche nach einer ziemlich unauffälligen Vogelart sind weitere Brutplätze im Schwarzwald nicht auszuschließen. geeignete Brutplätze dürften wohl mehrheitlich Steinbrüche und hohe gebäude sein, da große, frei liegende Felswände kaum vorhanden sind. Da die Felsenschwalbe in mitteleuropa bisher nicht unter 5 m nn brütete, scheint eine Ansiedlung außerhalb des Schwarzwaldes vor allem noch auf der Schwäbischen Alb und im Donautal möglich zu sein. Dank Für die überlassung ihrer Beobachtungsdaten danken wir ganz herzlich Hartmut & gabi ebenhöh (unterkirnach VS), Helmut Kaiser (Villingen), Hans Schonhardt (St. georgen VS), gerfried Früh (lörrach) und erhard gabler (lörrach). Zusammenfassung: im jahr 27 wurde die erste Brut der Felsenschwalbe im Schwarzwald und in Baden-Württemberg bei niederwasser Og im mittleren Schwarzwald entdeckt, wo auch erfolgreiche Bruten in den folgenden jahren 28 bis 21 stattfanden. im jahr 28 folgte eine weitere Brut bei tegernau lö im Südschwarzwald in 6 km entfernung, wo auch 29 erfolgreich gebrütet wurde. Der Ablauf der einzelnen Bruten und die Brut habitate werden beschrieben. Bisher trat die Felsenschwalbe in Baden-Württemberg als seltener, nicht alljährlich registrierter gast vor allem in den monaten märz und April auf. Literatur AKBW (jahresberichte der Avifaunistischen Kommission Baden-Württemberg): Seltene Vogelarten in Baden- Württemberg 1999, 2, 21-22 (mit nachträgen), 23 bis 26 (mit nachträgen), 27 (mit nachträgen), 28 (mit nachträgen), 29 (in Vorb.). www.ogbw.de/jahresbericht.html. BlAttner, m., & m. KeStenHOlZ (1999): Die Brutvögel beider Basel mitteilungen naturforschende gesellschaft beider Basel. Vol. 4. liestal. BeZZel, e., i. geiersberger, g. V. lossow & r. PFeiFer (25): Brutvögel in Bayern. Verbreitung 1996 bis 1999. Stuttgart (ulmer). glutz VOn BlOtZHeim, u.n., & K. BAuer (1985): Handbuch der Vögel mitteleuropas. Band 1/1. Passeriformes (1. teil): Alaudidae-Hirundinidae. Wiesbaden (Aula). HAgemeijer, W.j.m., & m.j. BlAir (1997): the ebcc Atlas of european Breeding Birds: their Distribution and Abundance. london (t & A D Poyser). HölZinger, j. (1999): Die Vögel Baden-Württembergs. Bd. 3.1. Singvögel 1. Stuttgart (ulmer). KrAtZer, D (29): erste erkenntnisse zur Brutbiologie der Felsenschwalbe Ptyonoprogne rupestris in Baden-Württemberg. Ornithol. jahreshefte Baden-Württemberg 25: 89-96. maumary, l., l. VAllOttOn & P. KnAuS (27): Die Vögel der Schweiz. Sempach (Schweizerische Vogelwarte) und montmollin (nos Oiseaux). ScHmiD, H., r. luder, B. naef-daenzer, r. graf & n. ZBinDen (1998): Schweizer Brutvogelatlas. Verbreitung der Brutvögel in der Schweiz und im Fürstentum liechtenstein 1993-1996. Sempach (Schweizerische Vogelwarte). ZinKe, F. (27): SPA nachmeldung Hornberg-niederwasser. unveröffentlicht. Anschriften der Verfasser: Dr. Stefan Kaiser, Fritz-Heeg-erasmus-Str. 2, D-7965 Schopfheim, stefankaiser2@gmx.de Daniel Kratzer, Kraftwerkstraße 47, D-79639 grenzach-wyhlen, orni.kratzer@googlemail.com Felix Zinke, freiberuflicher ökologe, Beratung, gutachten, Kartierungen, Vorträge, Führungen, Blauenweg 7, D-785 Villingen-Schwenningen, f.zinke@gmx.de 6 D. KrAtZer, F. ZinKe & St. KAiSer: Brutansiedlungen der Felsenschwalbe