Biologiezentrum Linz, Austria; download unter Linzer biol. Beitr. 48/

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Transkript:

Linzer biol. Beitr. 48/1 179-189 30.07.2016 Zygaena carniolica ssp. praepyrenaea nov.subsp. eine neue Unterart aus den leridanischen Vorpyrenäen sowie ergänzende Anmerkungen zur Z. carniolica in Spanien (Lepidoptera, Zygaenidae) Eyjolf AISTLEITNER, Francisco Lencina GUTIERREZ & Jose Luis SANTA LOPEZ A b s t r a c t : A new subspecies of Zygaena carniolica SCOPOLI, 1763: ssp. praepyrenaea nov.ssp. from the Praepyrenees has been discovered, described and figured and comparised with material of the subspecies Z. carniolica descimonti LUCAS, 1959, described from the high Pyrenees of the Valle de Aran; numerous fotos. K e y w o r d s : Spain, prov. Lerida, Zygaena carniolica ssp. praepyrenaea, new subspecies. Abb. 1: Z. carniolica ssp. praepyrenaea nov.ssp. Hispania, Prov. Lerida, Collado de Faidella, 11.7.2011, (Foto Santa).

180 Vorwort Gomez Bustillo und Fernandez Rubio vermerkten im 3. Band ihres Werkes "Mariposas de la Peninsula Iberica" (1976) zu Zygaena carniolica kurz und prägnant "!Rarisima!" Im Jahre 1976 war ich mit meiner 5-köpfigen Familie und mit meinem entomologischen Schüler, dem 16-jährigen Peter Huemer (heute ein international anerkannter Lepidopterologe) zwei Monate in Spanien unterwegs. Am 1. Juli entdeckte ich am Collado de Boixols, 1250 m, Prov Lerida, für mich jungen "Zygaenenspezialisten" eine Sensation: eine individuenreiche Population der Zygaena carniolica "rarisima" war überholt. Über die artenreiche Zygaenenfauna des Collado de Boixols, wo synphaen 14 Zygaenenarten vorkommen, wurde von mir in einem späteren Jahr berichtet (AISTLEITNER 1990). Einleitung Aus den Hochpyrenaeen, dem Valle de Aran, Salardu, beschrieb SAGARRA (1940) eine Z. carniolica ssp. catalonica. Das Taxon war in der Folge auf Grund von Homonymie invalid. Der Name wurde von REISS & TREMEWAN (1967) durch sagarriana ersetzt. Allerdings war bereits das Taxon Zygaena carniolica descimonti LUKAS, 1959 aus den französischen Hochpyrenaeen, Valle d Ossoue bei Gavarnie beschrieben und damit prioritär. Vgl. hierzu: HOFMANN & TREMEWAN (1996), REISS & TREMEWAN (1967) und SAGARRA (1940). NB. Alle Ortsnamen werden in Castellano geschrieben. Beschreibung Nach Vorliegen von ausreichendem Material von Populationen der ssp. descimonti zeigte sich, dass die Populationen der Zygaena carniolica aus den leridanischen Vorpyrenaeen habituell signifikant divergieren und nun wie folgt beschrieben werden. Zygaena carniolica ssp. praepyrenaea nov.subsp. Typenverbleib M a t e r i a l : Holotypus: Prov. Lerida, Collado de Boixols, 1250 m, 1.-2.7.1976, Allotypus wie vorstehend, leg. et. coll Aistleitner. Paratypen mit denselben Daten wie Holotypus, und in Serie, außerdem 30.6.-7.7.1977, und in Serie, 16.+17.7.1978, und in Serie, leg. et coll. Aistleitner; und mit denselben Daten, in coll Lencina; Coll de Port-N, 1400-1550 m, 14.07.1978, 1-1, leg. Aistleitner, coll. Lencina; Tuixent, 1545 m, 01.08.1990, 4-6, 08.07.1994, 5-3, leg. et coll. Lencina; Abella de la Conca/Isona, Collado de Faidella, 1240 m, 29.6.2009, 11.7.2010, 11.7.2011, und in Serie, leg. et coll. Santa, und mit denselben Daten in coll., Aistleitner; außerdem 15.06.1997, 1, 04.07.1998, 1, leg. Moliné, coll. Lencina. Prov. Barcelona, Berga-W, 900 m, 30.6.1976, 1, 14.7.1978, 1, Sra. del Cadi, Adrahent, Coll. de la Gent, 1400 m, 14.7.1978, 1, leg. et coll. Aistleitner Beschreibung: Holotypus, Vdfl. Länge 12 mm, Färbung ziegelrot, Flügelzeichnung: Flecken der Vdfl. groß, eingefasst, Flecken durch die deutlich gelbliche Umrandung + verbunden, Fleck 6 gut ausgebildet, Cingulum undeutlich, Allotypus, Vdfl. Länge 13,5 mm. Populationstype: 5 3, Vdfl. Länge im Durchschnitt 12,3 mm, 13,2 mm;

181 Fleckenumrandung auch im weiblichen Geschlecht kräftig, ausfließend, Cingulum leuchtend rot. Vergleich mit der Z. carniolica ssp. descimonti LUCAS (Differentialdiagnose): M a t e r i a l : In coll. Aistleitner: Prov. Lerida, Valle de Aran, Baqueira-Beret, 2230-2300 m, 03.08.1982, 1, leg. Godoy, 07.08.1983, 2, 25.07.1990, 1, leg. Lencina; Prov. Huesca, Sra. Bernera, Aragües [del Puerto], 17-2000 m, 22.+29.07.1996, 3 1, 29.07.1998, 1, leg. Lencina; Valle de Hecho, Valle de Aragües, Mte. Bisaurin, 1750-2000 m, 12 3, 20.+ 22.07.2008, leg. Aistleitner & Lencina. Leg. et coll. Lencina: Huesca, Sra. Bernera, Aragües, 1700-1775 m, 22.07.1996, 7-2 ; 29.07.1996, 2 ; Lérida, Valle de Arán, Vaqueira-Beret, 2300 m., 03.08.1982, 2, leg. Godoy; 07.08.1983, 4 2 ; 25.07.1990, 3 1. Leg. et coll. Santa: Prov. Huesca, vic. Aragües del Puerto, Sierra de Visaurin (sic!), 1750-1900 m, 30.07.1997, 23.07.2005, 5.07.2010. Populationstype: 4 3, die sind mit durchschnittlich 11,5 mm, die mit 12.2. mm kleiner, das Rot ist karmin, Fleckenumrandung reduziert bis fehlend, dadurch Flecken deutlich getrennt, Cingulum fehlt. B i o l o g i e : Der Lebensraum der neu beschriebenen Unterart sind blütenreiche Grasfluren. Die Imagines saugten an Dipsacaceae. Die Aufnahme vom Collado de Boixols ist historisch. Bei einer Nachschau am loc. typ. Anfang Juli 1992 waren die Kiefern der dichten Aufforstungsfläche etwa drei Meter hoch, bei dem kurzen Halt konnten keine Zygaena carniolica ssp. carniolica gefunden werden. Das larvale Nahrungssubstrat im Freiland ist Anthyllis montana. Das gilt für alle spanischen Populationen. Eine ex. ovo-zucht durch Santa an eingetopftem Lotus creticus als Ersatzfutter ergab die Lebend-Aufnahmen. Die Populationen der Z. carniolica ssp. descimonti LUCAS, 1959 leben auf lückigem alpinen Rasen. Die Habitate sind Ost-Südost exponiert. Die Lebensräume aller übrigen Populationen Spaniens, also jene der Z. carniolica ssp. albarracina STAUDINGER, 1887 und der Z. carniolica ssp. amistosa AISTLEITNER & LENCINA, 1995 weisen Nordexposition auf, wo die Raupen ihr Temperaturoptimum finden. Anmerkungen zur Zygaena carniolica ssp. albarracina STAUDINGER, 1887: Originalzitat FREINA & WITT (2001): "Kleinere, schmalflügelige Unterart mit relativ großen, meist wenig ockergelb umrandeten Flecken, Rotfärbung kräftig rosenrot, Cingulum in der Regel fehlend oder nur schwach angedeutet, Hinterflügelsaum schmal." M a t e r i a l : coll. Aistleitner: Leg. et coll. Santa: Teruel, Moscardon, 13.07.2011, 1 1, am 19.09. 2011-1 1 e.o. (Ersatzfutter Lotus creticus) nach 2 Monaten Entwicklungsdauer (Abbn. 9 bis 13) Bei dieser Gelegenheit werden zum Vergleich auch Imagines, Larven und Kokon der Zygaena carniolica ssp. albarracina abgebildet: siehe Abb. 11-14. Lokale, individuenarme Populationen dieser Unterart finden sich in den Provinzen Cuenca, Guadalajara und Teruel. Corrigendum Die in FREINA & WITT (2001) auf Tafel 38, fig. 92.8 bis 92.12 als Zygaena carniolica descimonti LUKAS abgebildeten Exemplare vom Collado de Boixols sind nach dargestelltem Kenntnisstand (loc. cit.) keine Z. carniolica ssp. descimonti; auch der Text

182 bezieht sich nicht auf Material aus den Hochpyrenäen, das bei der Bearbeitung der Textpassage nicht vorgelegen sein kann. Bei dieser Gelegenheit möchten die Autoren darauf hinweisen, dass die Abbildungen der Z. carniolica amistosa AISTLEITNER& LENCINA GUTIERREZ, 1995 auf Tafel 38, fig. 92.1 und 92.2 nicht dem Aussehen von Tieren des loc. typ. in der Sierra de Guillimona entsprechen. Möglicherweise handelt es sich bei den abgebildeten Exemplaren um Material unsicherer Herkunft. Die in der vorliegenden Arbeit als Abb. 16 wiedergegebene Populationstype der Z. carniolica ssp. amistosa vom loc. typ. soll dies eindrücklich veranschaulichen. Post scriptum Vor dem Hintergrund palaeoklimatischer und geohistorischer Prozesse, im Wechselspiel von Genfrequenz und Umweltparametern, durch Isolation und Ingression werden die Phaenotypen modelliert erschließt sich uns die biologische Vielfalt als Ergebnis evolutiver Prozesse. Wie leicht gehen selbst dem interessierten Laien Begriffe wie Mutation und Selektion über die Lippen. Doch uns fehlt die rationale Fähigkeit, jene Zeiträume zu erfassen, in denen beispielsweise aus einer derben Reptilienschuppe das Wunder einer zarten Vogelfeder entsteht. Wie viele Basenpaare mussten da ausgetauscht werden? Wir bemühen uns, das mit Freude Erlebte und Erkannte in Worte zu fassen, wollen mitteilen und dokumentieren. Davon lebt seit Linne s Tagen die Taxonomie. Jeden Tag werden neue Lebensformen entdeckt sei es mit dem unbewaffneten Auge, unter dem Mikroskop oder durch Analyse der Cytochrom-Oxidase mitochrondrialer DNA. Alles, was wir mit unseren Sinnen erfassen, erhält ab dem frühen Erwerb unserer Sprache einen Namen. Wer seit Kindestagen der Faszination des Lebendigen erlegen ist, der versucht das visuell Erlebte von Form und Farbe in Worten wiederzugeben, zu beschreiben. [Früher griff er zur Feder, heute setzt er sich vor den Laptop.] Der Vielfalt des Visuellen folgt die Zahl der Taxa der Arten und Unterarten. Während die einen die Fähigkeit besitzen, bei Vorliegen eines einzigen Exemplares die Existenz einer neuen Unterart zu erkennen, benötigen die anderen ein Zentimetermaß, um auf der Landkarten auf Grund der Entfernungen der Typuslokalitäten anzuzweifeln, ob die beschriebenen Unterarten überhaupt valide Taxa repräsentieren. So folgen im Wechselspiel der Ansichten der Taxonomen den "splittern" die "lumper", die die erzeugte Namensmenge neuerlich reduzieren, zusammenfassen und subjektive Synonyme schaffen. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte. Wer jedoch einen taxonomischen Eintopf kochen will, manchmal über dem Feuer von Verbissenheit, Egozentrik und Konkurrenzdenken, schafft durch ungezügeltes Synonymisieren (am Schreibtisch) zwar neue Publikationen aber keine neuen Erkenntnisse. Wir sollten uns doch glücklich schätzen, etwas tun zu dürfen, was uns Freude bereitet. Wir wollen Neues erkennen, aber wir müssen letztlich nicht alles wissen. Wir sollten uns vielmehr die Fähigkeit des Staunens bewahren bis zu jenem schönen Morgen, da am östlichen Horizont der Rote Riese aufgeht.

183 Dank Herrn Jose J. Perez De-Gregorio, Museo de Barcelona, danken wir für Auskünfte über das Originalmaterial der Zygaena carniolica aus der Beschreibung der Zygaena carniolica ssp. catalonica, Herrn Ulf Buchsbaum, Zoologische Staatssammlung München, wird für die Anfertigung der Fotos 2, 3 a und 3 b bestens gedankt. Resumen Se da a conocer y se describe una nueva subespecie de Zygaena carniolica SCOPOLI, 1763: ssp. praepyrenaea nov.subsp. del prepirineos catalán, comparándola con la subespecie Zygaena carniolica ssp. descimonti LUCAS, 1959, figurando ambas en 18 fotos. Zusammenfassung Aus den leridanischen Vorpyrenäen wird eine neue Unterart von Zygaena carniolica SCOPOLI, 1763: Zygaena carniolica ssp. praepyrenaea nov.subsp. beschrieben. Die neue Unterart wird mit der aus den französischen Hochpyrenäen beschriebenen ssp. descimonti LUCAS, 1959 verglichen. 18 Abbildungen ergänzen die Arbeit. Literatur AISTLEITNER E. (1990): Chorologische und phänologische Notizen zu einigen Zygaena-Arten Nordostspaniens und Beschreibung neuer Unterarten aus den Pyrenäen (Lepidoptera, Zygaenidae). Nachr. entomol. Ver. Apollo, Frankfurt, N.F. 11 (2): 75-90. FREINA J.J. DE & T.J. WITT (2001): Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis (Ins., Lepid.) EFW Edition Forschung & Wissenschaft: 3, München, 575 pp., 62 plts. GOMEZ BUSTILLO M. & F. FERNANDEZ RUBIO (1976): Mariposas de la Peninsula Ibérica, Tomo III, Heteroceros I. Inst. Nacional para la Conservación de la Naturaleza, Madrid; 300 pp. HOFMANN A. & W.G. TREMEWAN (1996): A Systematic Catalogue of the Zygaeninae (Lepidoptera: Zygaenidae). Colchester, 251 pp. REISS H. & W.G. TREMEWAN (1967): A systematic catalogue of the genus Zygaena FABRICIUS (Lepidoptera: Zygaenidae). Junk, Den Haag; 329 pp. SAGARRA I. DE (1940): Nuevas razas de la Zygaena ignifera KORB. y de la Z. carniolica SC., de Cataluña (Lep. Zyg.). VI Congreso internacional de Entomologia (1935). Madrid, 1940 (Separatum). Anschriften der Verfasser: Prof. Dr. Eyjolf AISTLEITNER Entomologisches Forschungsmuseum EFMEA Kapfstr. 99b, A-6800 Feldkirch, Austria E-Mail: eyjaist@yahoo.de Francisco Lencina GUTIERREZ Conservador Museo de Ciencias de la Naturaleza "Jerónimo Molina" E-30520 Jumilla/Murcia, España E-mail: franciscolencina@yahoo.es Jose Luis SANTA LÓPEZ c/pintor Antonio Mañas, 5 E-30520 Jumilla/Murcia, España E-Mail: jl.santa@hotmail.com

184 Abb. 2: Holotypus und Allotypus Z. carniolica ssp. praepyrenaea nov.ssp. (Foto Buchsbaum). Abb. 3 a: Populationstype Z. carniolica ssp. praepyrenaea ssp.nov. (Foto Buchsbaum).

185 Abb. 3 b: Populationstype Z. carniolica descimonti LUKAS, 1959 (Foto Buchsbaum). Abb. 3 c: Lebensraum der Z. carniolica ssp. praepyrenaea nov.ssp.: Collado de Boixols (Foto Aistleitner).

186 4 5 6 7 Abb. 4-7: (4) Z. carniolica ssp. praepyrenaea nov.ssp., Hispania, Prov. Lerida, Collado de Faidella, 11.7.2011,. (5) Z. carniolica ssp. praepyrenaea nov.ssp., Copula. Hispania, Prov. Lerida, Collado de Faidella, 11.7.2011. (6) Z. carniolica ssp. praepyrenaea nov.ssp., Raupe. Hispania, Prov. Lerida, Collado de Faidella, 11.7.2011. (7) Larvalsubstrat für alle spanischen Populationen: Anthyllis montana (Fotos Lencina).

187 8 9 10 Abb. 8: Huesca, Valle de Argües, Sra. de Bernera, Lebensraum der Z. carniolica ssp. descimonti (Foto Aistleitner). Abb. 9, 10: Lerida, Valle de Aran, Salardu, Baqueira-Beret, loc. typ. der Z. carniolica ssp. descimonti (Foto Lencina).

188 11 12 13b 13a Abb. 11-14: (11) Z. carniolica ssp. albarracina,, Teruel, Moscardon, 13.7.2011. (12) Z. carniolica albarracina, Teruel, Moscardon, 26.09.2011, e.o. (13a, b) Z. carniolica ssp. albarracina, Raupen, Laborzucht an Lotus creticus. (14) Z. carniolica ssp. albarracina, Kokon (Fotos Santa). 14

189 Abb. 15: Teruel, Moscardon, Fundstelle der Z. carniolica ssp. albarracina (Foto Santa). Abb. 16: Populationstype Z. carniolica ssp. amistosa, Sra. de Guillimona, leg. et coll. Lencina (Foto Lencina).