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02. DVDBOOK_WAGNER1.qxd 07.07.2005 10:30 Uhr Seite 2 DIE WERKE RICHARD WAGNERS Opern Die Feen (1834) UA: 1888 in München Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo (1834-1836) UA: 1836 in Magdeburg Rienzi, der Letzte der Tribunen (1837-1840) UA: 1842 in Dresden Der fliegende Holländer (1840-1841) UA: 1843 in Dresden Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg (1842-1845) UA: 1845 in Dresden Lohengrin (1845-1848) UA: 1850 in Weimar Der Ring des Nibelungen: Das Rheingold (1851-1854) UA: 1869 in München Die Walküre (1851-1856) UA: 1870 in München Siegfried (1851-1871) UA: 1876 in Bayreuth Götterdämmerung (1848-1874) UA: 1876 in Bayreuth Tristan und Isolde (1856-1859) UA: 1865 in München Die Meistersinger von Nürnberg (1845-1867) UA: 1868 in München Parsifal (1865-1882) UA: 1882 in Bayreuth Instrumental- und Vokalwerke (Auswahl) Orchesterwerke Siegfried-Idyll, WWV 103 Chorwerke Das Liebesmahl der Apostel Eine biblische Szene für Männerstimmen und Orchester, WWV 69 Gruß seiner Treuen an Friedrich August, den Geliebten, WWV 71 Fassung für Männerchor und Blasorchester Lieder Sieben Kompositionen zu Goethes Faust Für Singstimme(n) und Klavier, WWV 15 Der Tannenbaum Lied für Singstimme und Klavier, WWV 50 Dors, mon enfant Lied für Singstimme und Klavier, WWV 53 Attente Lied für Singstimme und Klavier, WWV 55 Mignonne Lied für Singstimme und Klavier, WWV 57 Tout n'est qu'images fugitives Lied für Singstimme und Klavier, WWV 58 Les deux grenadiers Lied für Singstimme und Klavier, WWV 60 Les adieux de Marie Stuart Lied für Singstimme und Klavier, WWV 61 Gruß seiner Treuen an Friedrich August, den Geliebten, WWV 71 Fassung für Singstimme und Klavier Wesendonck-Lieder Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck für eine Frauenstimme, WWV 91 A Es ist bestimmt in Gottes Rat Lied für Singstimme und Klavier, WWV 92 Ein Film von Andreas Morell Friedrichstraße 55A D-10117 Berlin Tel. 030 / 780958-0 Fax 030 / 780958-70 Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne unseren Gesamtkatalog zu Oder besuchen sie unsere Website www.icestorm.de

02. DVDBOOK_WAGNER1.qxd 07.07.2005 10:30 Uhr Seite 4 DIE IDEE 5. April 1945. Alliierte Bomber im Anflug auf Bayreuth. Winifred Wagner, ihre hochschwangere Schwiegertochter Ellen und zahlreiche Evakuierte erwarten im Keller des Siegfried- Wagner-Hauses neben der Villa Wahnfried den Angriff. Für Winifred steht in dieser Stunde viel auf dem Spiel: Wagners Erbe, das Festspielhaus, Haus Wahnfried und ihre Macht über Bayreuth. Das Dritte Reich liegt bereits in Schutt und Asche. Sie ahnt, dass ihre enge Freundschaft mit Adolf Hitler, der Bayreuth zum Wallfahrtsort der Nationalsozialisten gemacht hatte, ihr zum Verhängnis werden wird. Hier, im Keller des Siegfried-Wagner-Hauses, beginnt die Dokumentation über die wichtigsten Frauen in der Familiengeschichte Richard Wagners. Hier beginnt eine spannende Spurensuche nach Ausmaß und Hintergründen für ihren Einfluss auf Richard Wagner, auf sein Werk, dessen Rezeptionsgeschichte und auf Bayreuth. Die Rolle der Frauen in Wagners Leben ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis eines Mannes, der die Oper zum Gesamtkunstwerk erhob, dessen antisemitische Gesinnung einen unheilvollen Zeitgeist beförderte, den die Nazis zum Idol erhoben und der die Kulturwelt bis heute polarisiert. Die Spuren, die Wagners Frauen hinterlassen haben, sind bis heute sichtbar im Nachlass Richard und Cosima Wagners, in Wagners Opern, in Bayreuth, in Tagebuchnotizen und Briefen. Viele Dokumente von und über diese Frauen sind jedoch durch Cosima Wagner bewusst verwischt oder vernichtet worden. Zum ersten Mal gehen jetzt international renommierte Experten und Katharina Wagner, die Urenkelin des Komponisten, den Spuren der wichtigsten Frauen in der Wagnerschen Familiengeschichte nach. Diese Dokumentation enthüllt, warum die Frauen in Wagners Leben, in seiner musikalischen Ideenwelt und nach seinem Tod eine so wichtige Rolle spielen konnten. DER FILM Wagners Frauen identifizierten sich auf besondere Weise mit seiner Ideenwelt, die von revolutionärem Engagement in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, der Suche nach dem Weib der Zukunft, vom Motiv der Erlösung durch Liebe und seinen künstlerischen Visionen und Träumen bestimmt war. Dabei haben Frauen Wagners künstlerisches Denken entscheidend geprägt und Bayreuth nach seinem Tod zum Mythos gemacht. Sie kämpften um die Teilhabe an Richard Wagners Leben, Werk und Nachleben als Rivalinnen und Herrscherinnen über den Grünen Hügel. Den Frauen, die er liebte, hat Wagner mit den Frauenrollen seiner Opern Denkmäler gesetzt. So inspirierte ihn Mathilde Wesendonck zu seiner Isolde. Ihr widmete er die Oper Tristan und Isolde. In Wagners Musik sind die Frauen Visionäre, Träumerinnen, Liebende und Märtyrerinnen, bereit ihr Leben um der Liebe Willen zu opfern. Wagner selbst schrieb: Die Musik ist ein Weib. Die Natur des Weibes ist die Liebe und: Ich kann den Geist der Musik nicht anders fassen als in der Liebe. (Aus: Eine Mitteilung an meine Freunde, Richard Wagner, 1851). Im Zentrum dieser erzählerisch angelegten historischen Dokumentation stehen die Frauen und Geliebten Richard Wagners sowie die Herrscherinnen über Bayreuth Cosima und Winifred Wagner. Sie sind die Hauptfiguren einer spannenden Geschichte um Liebe, Macht, Ruhm und Tod. Wer waren diese Frauen? Wie dachten sie über Richard Wagner? Wie urteilten sie über seine Erfolge, seine Niederlagen, sein Genie? Wie kämpften sie um Wagners Gunst? Wie begleiteten sie ihn durch die Triumphe und Tragödien seines Lebens? Welche Macht hatten sie über Wagner, seine künstlerische Energie und sein Erbe? Eine Spurensuche mittels schriftpsychologischer Gutachten und die Analysen inter- 2 3

02. DVDBOOK_WAGNER1.qxd 07.07.2005 10:30 Uhr Seite 6 national renommierter Historiker und Experten lieferten nun Erkenntnisse dafür, wie es möglich war, dass die Frauen im Leben Wagners, in seinen Opern und in der Geschichte Bayreuths so großen Einfluss entfalten konnten. MINNA PLANER DIE FRAUEN Im Mittelpunkt dieser Dokumentation stehen die wichtigsten Frauen in Wagners Leben. Die, die er brauchte, um zu schaffen, Minna Planner, Mathilde Wesendonck, Cosima Wagner, und diejenigen, die sein Werk weiterführten, Cosima und Winifred Wagner. 1834 wird Wagner Musikdirektor am Magdeburger Theater. Dort lernt er Minna Planer kennen, die er 1836 heiratet. Minna Planer ist die wohl am häufigsten unterschätzte Figur in Wagners Leben. Von männlichen Biographen wird sie als Bremse seiner künstlerischen Entfaltung gesehen, als streitsüchtige Frau. Aber tatsächlich ist sie für Wagner über viele Jahre lang nicht nur die wichtigste Wegbegleiterin, sondern auch Ratgeberin, Partnerin und Organisatorin seines praktischen Lebens. Er lässt sie durch Deutschland reisen, um Aufführungen seiner Werke zu besuchen und ihm dann über deren künstlerische Qualität zu berichten. Wagners Karriere vor dem Tristan ist ohne Minna nicht denkbar. Sie ist eine der ersten, die an sein Werk glaubt, die tränenüberströmt Aufführungen des Lohengrin und des Tannhäuser erlebt. Sie ist seine Fricka. Wie diese verkörpert sie den Glauben an ein bürgerliches Leben, das Wagner auf seine Weise genauso ersehnt wie sie. Sie ist vor Cosima die erste Frau, die Wagners Launen gewachsen ist. Ihrem Papagei in Zürich bringt sie die Worte bei: Richard Wagner ist ein böser Mann! Minna Planer zerbricht schließlich an dem rücksichtslosen Egomanen Wagner und an seinen Affären. Sie verfällt dem Rauschmittel Laudanum und stirbt herzkrank. MATHILDE WESENDONCK Seit Wagners Züricher Beethoven-Dirigaten 1852 gehören Otto und Mathilde Wesendonck zu dessen Bewunderern. Bald darauf lernen sich Mathilde und Wagner kennen. In der jungen und gebildeten Mathilde findet Wagner eine begeisterte Zuhörerin für seine Ideen und Dichtungen. Mathilde ist zerbrechlich, bleich, durchsichtig, auf seltsame Weise schön, klug und sehr wissbegierig. Sie betätigt sich als Schriftstellerin. Wagner vertont einige ihrer gewiss hübschen Verse in den Wesendonck-Liedern. Er selbst nennt sie Cosima gegenüber eine Heilige. Noch 1863 gesteht Richard Wagner: Sie ist und bleibt meine erste und einzige Liebe! Das fühl ich nun immer bestimmter. Es war der Höhepunkt meines Lebens: die bangen, schön beklemmenden Jahre, die ich im wachsenden Zauber ihrer Nähe, ihrer Neigung verlebt, enthalten alle Süße meines Lebens. Das Verhältnis zu Mathilde vertieft sich 1856. Sie wird zunehmend zu seiner inspirierenden Muse. 1857 beziehen Minna und Richard Wagner auf Einladung Otto Wesendoncks das zum Anwesen der Familie gehörende Gartenhäuschen, Asyl genannt. Aus der gegenseitigen Zuneigung wird Liebe. Am 7. April 1858 kommt es zur Katastrophe. Minna fängt einen Liebesbrief Wagners an Mathilde ab und liest ihn. Die Ehe zerbricht, der Haushalt der Wagners im Asyl wird aufgelöst und Wagner flieht nach Venedig. 4 5

02. DVDBOOK_WAGNER1.qxd 07.07.2005 10:30 Uhr Seite 8 COSIMA VON BÜLOW-LISZT Richard Wagner und die fünfzehnjährige Cosima begegnen sich zum ersten Mal bei einem Privatdiner bei ihrem Vater Franz Liszt 1853 in Paris. Cosima ist die illegitime Tochter Liszts und der Schriftstellerin Marie d'agoult. Mit neunzehn wird sie mit dem um einige Jahre älteren Hans von Bülow verheiratet. Von Bülow ist ein hervorragender Pianist und Dirigent, aber nur Interpret, nicht schöpferisch tätig. Wagner dagegen, der sie seit ihrem Besuch in Zürich 1857 fasziniert, ist das schöpferische Genie, dem zu dienen Cosima als ihre Lebensmission empfindet. Fortan widmet sie sich vollständig dem Menschen und Künstler Richard Wagner, jedoch ohne sich ihm zu unterwerfen. Fraglos ist Cosima von allen Frauen Wagners die Stärkste. Diese Stärke beweist sie vor allem nach Wagners Tod in Venedig im Jahre 1883. Mit eisernem Willen hält sie an Wagners Lebensentwürfen fest, an seinen Ideen für Bayreuth, und an seinem künstlerischen Erbe. Erst sie schafft die Institution Bayreuth, die ohne ihre Kompromisslosigkeit nicht denkbar gewesen wäre. WINIFRED WAGNER Mit den Worten Ich wünsche, dass Sie wünschen, was ich heimlich wünsche, macht Siegfried Wagner der gerade 18-jährigen Winifred Williams-Klindworth einen Heiratsantrag. Diese poetische Formulierung soll überspielen, dass nicht der Wagner-Sohn selbst, sondern seine Verwandtschaft das Waisenkind aus Sussex als passende Braut für den Festspielherrn ausgesucht hatte. In einer Heilanstalt in East Grimsted (Sussex) besucht Henriette Klindworth, eine entfernte Verwandte der verstorbenen Mutter Winifreds, die kränkelnde Neunjährige. Die Klindworths leben seit Jahrzehnten in Berlin und sind im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft. Beide sind glühende Wagnerianer mit deutsch-nationaler Gesinnung. Henriettes Ehemann Karl Klindworth, Pianist und Meisterschüler Franz Liszts, steht in Kontakt mit Liszts Tochter Cosima. 1908 nehmen die Klindworths Winifred bei sich auf. Im Juli 1914 besucht die Siebzehnjährige auf Einladung Cosimas erstmals Bayreuth und darf Cosima bei Spaziergängen begleiten. Im September 1915 heiratet sie Siegfried. Zwischen 1917 und 1920 bringt sie vier Kinder zur Welt. Schon das erste ist der ersehnte Sohn und Stammhalter Wieland. Siegfried Wagner stirbt 1930 im Alter von 60 Jahren. Am 1. Oktober 1923 lädt Winifred den von ihr verehrten Adolf Hitler zum Frühstück nach Wahnfried ein. Sie unterstützt den Landsberger Häftling und stellt ihm ab 1936 zum ersten Mal das Siegfried-Wagner-Haus als Wohnung zur Verfügung. Nachdem Hitler 1933 Reichskanzler geworden war, revanchiert sich der Diktator für Winifreds Zuwendungen, indem er die Finanzierung der Festspiele sichert. Winifred ist machtbewusst, keine Repräsentationsdame, sondern pragmatische Macherin. Nach Kriegsende legt sie gegen das Urteil der amerikanischen Spruchkammer, das sie als Nazi-Aktivistin einstuft, erfolgreich Berufung ein, kommt jedoch als Festspielleiterin nicht mehr in Frage. Selbstbewusst und ohne jede Gewissenstrübung lädt sie Nazi-Witwen zum Kaffeekränzchen ein. 1957 lässt ihr Sohn Wieland quer durch den Garten eine Mauer ziehen, um die Unverbesserlichen nicht sehen zu müssen. Winifred Wagner stirbt 1980. 6 7

02. DVDBOOK_WAGNER1.qxd 07.07.2005 10:30 Uhr Seite 10 BIOGRAFIE RICHARD WAGNER 1813 22.05. Wilhelm Richard Wagner, wird in Leipzig als Sohn des Polizeibeamten Carl Friedrich Wilhelm Wagner geboren. 23.11. Tod des Vaters 1814 28.08. Wagners Mutter heiratet den Schauspieler und Dichter Ludwig Geyer. Übersiedlung der Familie nach Dresden 1822-1830 Besucht Kreuzschule in Dresden und Nicolai-Gymnasiums in Leipzig 1831 Musikstudent an der Leipziger Universität 1833 Chordirektor in Würzburg 1834-1836 Musikdirektor am Theater in Magdeburg 1836 24.11. Heiratet Minna Planer in Tragheim bei Königsberg 1845 19.08. Uraufführung des Tannhäuser in Dresden 1849 April / Mai Beteiligung an der Dresdener Revolution, anschließend Exil in Zürich 1850 28.08. Uraufführung des Lohengrin in Weimar durch Franz Liszt 1852 Wagner lernt Otto und Mathilde Wesendonck kennen 1853 Er lernt Cosima, die Tochter Franz Liszts, in Paris kennen. 1857 Einzug in deren Asyl auf dem grünen Hügel in Zürich 1858 Verlässt das Asyl und begibt sich nach Italien 1861 13.03. Tannhäuser -Erstaufführung in der Großen Oper Paris 1837-1839 Musikdirektor am Theater in Riga 1842 20.08. Uraufführung des Rienzi in Dresden 1843 02.01. Uraufführung des Fliegenden Holländer am Dresdener Hoftheater 02.02. Ernennung zum Königlich Sächsischen Hofkapellmeister 8 9

02. DVDBOOK_WAGNER1.qxd 07.07.2005 10:30 Uhr Seite 12 1871 April Wagner zum ersten Mal in Bayreuth 1872 22.04. Übersiedlung nach Bayreuth 22.05. Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses 1874 28.04. Haus Wahnfried wird bezogen 1876 13.-17.08. Eröffnung der Bayreuther Festspiele mit der Erstaufführung von Wagners Ring des Nibelungen 1862 Rückkehr nach Deutschland 1864 04.05. Erste Begegnung zwischen Ludwig II. und Wagner in der Münchner Residenz. Übersiedlung nach München 1865 10.06. Uraufführung von Tristan und Isolde in München 1866 25.01. Minna Wagner stirbt in Dresden 1882 26.07. Uraufführung des Parsifal in Bayreuth 14.09. Wagner reist mit seiner Familie nach Venedig 1883 13.02. Tod Richard Wagners im Palazzo Vendramin-Calergis in Venedig 18.02. Beisetzung im Garten von Haus Wahnfried 15.04. Einzug in Tribschen / Luzern 1868 21.06. Uraufführung der Meistersinger in München 08.11. Wagner lernt in Leipzig Friedrich Nietzsche kennen 1869 22.09. Uraufführung des Rheingold in München 1870 26.06. Uraufführung der Walküre in München 25.08. Hochzeit mit Cosima von Bülow 10 11