2. Passauer Südostasien- Symposium

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Transkript:

26.-28. Mai 2006 Seite Lehrstühle für Südostasienkunde I & II an der Universität Passau 2. Passauer Südostasien- Symposium Programm Tourismus in Südostasien Referenten SOA-Report In diesem Heft: Uni und Praktikum in Indonesien Mit Babas das Peranakan-Fest gefeiert Katastrophenforschung in Passau Auf dem Gipfel des Kinabalu Berufseinstieg bei der GTZ 10/11 15 16 17 18/19

Seite 2 2. Passauer Südostasien-Symposium Tourismus in Südostasien Entwicklungen, Kontroversen, Trends 26. - 28.5.2006 Universität Passau Der Tourismus hat sich in vielen Ländern Südostasiens zu einem zentralen Wirtschaftsbereich entwickelt. Als wichtiger Devisenbringer für die Region fördert Tourismus jedoch nicht nur Wohlstand, er bringt für Land und Menschen auch Veränderungen mit sich, die nicht immer abzusehen und steuerbar sind. Beim 2. Passauer Südostasien-Symposium wollen wir uns in Vorträgen und Diskussionsforen intensiv mit den reichen Facetten des Tourismus auseinandersetzen. Schwerpunkte werden in der Bedeutung von Tourismus für Entwicklung und Entwicklungszusammenarbeit, in Veränderungen des Tourismussektors durch den Tsunami, der Rolle von Rucksacktourismus sowie in den Auswirkungen von Tourismus auf Kultur und indigene Gruppen liegen. Wir freuen uns auf Beiträge von Prof. Dr. Susanne Schröter (Universität Passau), Prof. Dr. Rüdiger Korff (Universität Passau), Mag. Dr. Günter Spreitzhofer (Universität Wien), Susy Karammel (GTZ - Sektorvorhaben Tourismus und Nachhaltige Entwicklung) und Evelin Selau (Absolventin Universität Heidelberg), sowie auf die aktive Teilnahme von Studenten und Dozenten aller Fachrichtungen und der interessierten Öffentlichkeit. Die Lehrstühle für Südostasienkunde I und II an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit PSOA-Projekt Südostasien

Seite 3 FREITAG, 26.05. Programm ab 18.00 check-in 18.45 Grußwort von Prof. Dr. Rüdiger Korff 19.00 20.30 Vortrag und Diskussion: Evelin Selau (Absolventin Uni Heidelberg), Probleme der Tourismusentwicklung auf Ko Phi Phi/ Südthailand vor und nach dem Tsunami eine politisch-geographische Analyse SAMSTAG, 27.05. SONNTAG, 28.05. 9.00 10.30 Vortrag und Diskussion: Mag. Dr. Günter Spreitzhofer (Universität Wien), 30 Jahre Rucksacktourismus in Südostasien: (K)ein Beitrag zur Entwicklung? Eine Bilanz 11.00 12.30 Vortrag und Diskussion: Prof. Dr. Susanne Schröter/ Prof. Dr. Rüdiger Korff (Lehrstühle für Südostasienkunde I & II, Universität Passau), Tourismus in indigenen Gesellschaften Südostasiens: Konstruktion von Authentizität 12.30 Mittagssnack 14.00 15.30 Vortrag und Diskussion: Susy Karammel (Tourismus-Beraterin, GTZ- Sektorvorhaben Tourismus und nachhaltige Entwicklung) Tourismus und Entwicklungszusammenarbeit (in SOA) 15.30 ca. 18.00 Open-Space Diskussionsforen ab ca. 20.00 SOA-Sommerfest 10.00 12.00 Frühstück 12.00 13.00 Zusammenfassung und Ausblick mit einem Schlusswort von Prof. Dr. Susanne Schröter Danach check-out Veranstaltungsort: Universität Passau, Gebäude IM (Informatik und Mathematik) Innstraße 33, 94032 Passau Bei organisatorischen Fragen während des Symposiums: Carolin Reintjes, Tel. 0175-1478776

Seite 4 2. Passauer Südostasien-Symposium Probleme der Tourismusentwicklung auf Ko Phi Phi/ Südthailand vor und nach dem Tsunami eine politischgeographische Analyse von Evelin Selau MEHR ALS EIN JAHR NACH DER TSUNAMI- KATASTROPHE IM INDI- SCHEN OZEAN stellt sich die Frage, wie es mit dem Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten vorangeht und welche Ziele dabei verfolgt werden. Am Beispiel der von der Flutwelle am 26.12.2004 stark verwüsteten thailändischen Ferieninsel Phi Phi in der Andamanensee soll vor allem die politische Dimension der Restrukturierungspläne und -maßnahmen illustriert werden. Um die aktuellen Auseinandersetzungen um den Wiederaufbau besser nachvollziehen zu können, bietet es sich an, zunächst die Entwicklung des Tourismus auf Ko Phi Phi vor dem Tsunami und die in diesem Zusammenhang aufgetretenen politisch-planerischen, ökologischen und sozialen Probleme zu skizzieren. Der Schwerpunkt soll dabei auf den verschiedenen lokalen Akteuren, aber auch den relevanten staatlichen Institutionen und ihren unterschiedlichen Nutzungsinteressen liegen. Mittels dieser akteurs- und handlungsorientierten Betrachtungsweise lassen sich die Machtpotentiale der Akteure ermitteln. Scheiterten bislang diverse Pläne, die rasante, unkontrollierte Entwicklung des Tourismus auf der Insel in geregelte Bahnen zu lenken, wurde bereits kurz nach der Flutkatastrophe von Seiten der Regierung die Chance eines geordneten Wiederaufbaus in der "Stunde Null" gesehen. Doch die Überlegungen, die sich über eine Flächennutzungszonierung bis hin zur Umsiedlung und Enteignung der Inselbewohner erstreckten, stießen rasch auf massiven Widerstand bei den verbliebenen ortsansässigen Akteuren. Der Vergleich der Situation vor der Flutkatastrophe mit den Chance eines geordneten Wiederaufbaus in der "Stunde Null" aktuellen Entwicklungen zielt von daher auf die Frage ab, inwieweit die Auswirkungen des Tsunamis auch Änderungen in den lokalen Machtstrukturen mit welchen damit verbundenen Konsequenzen nach sich ziehen. Evelin Selau studierte Geographie, Anglistik und Soziologie an der Universität Heidelberg. LITERATUR Selau, E. (2005): Akteure und Probleme der Tourismusentwicklung auf Ko Phi Phi, Südthailand. Eine handlungsorientierte geographische Untersuchung. Unveröffentlichte Diplomarbeit am Geographischen Institut der Universität Heidelberg. Friese, M. & Selau, E. (2006): Der Wiederaufbau von Ko Phi Phi, Südthailand. Eine politisch-geographische Analyse. In: Pacific News 25, S. 8-11. KONTAKT Evelin Selau, Bahnhofstraße 49, 69115 Heidelberg, eselau@gmx.net

GLIEDERUNG SARS, Vogelgrippe und Terror: Zur neuen Position des Asien-Tourismus Vom Alternativtourismus zum Rucksacktourismus: Die Bilanz einer Mutation Eine definitorische Annäherung: Touristen sind alle anderen? Die wissenschaftliche Ebene: Drifter oder Explorer, Elite- oder Off-Beat-Touristen? Tramper, Hippie, Backpacker: Die Entwicklung des soziokulturellen Umfeldes Hedonistische Egozentriker oder heroische Abenteurer? Traveller Life on the Road: Banana Pancake, Müsli und Mehr Seite 5 Fun in the Sun? 30 Jahre Rucksacktourismus in Südostasien: (K)ein Beitrag zur Entwicklung? Eine Bilanz. von Günter Spreitzhofer Die Infrastruktur des Rucksacktourismus: Quellstaaten und Zielregionen Backpacking-Kommerz, Teil 1: Lonely Planet und Co Backpacking-Kommerz, Teil 2: Khao San Road Rucksacktourismus hat Folgen: Gewinner und Verlierer Völkerverständigung und interkulturelle Kommunikation? Positive Beiträge zur Regionalentwicklung? Die Möglichkeiten der Partizipation Eine Chance zur persönlichen Entwicklung? Soft Skills und Mobile Professionals (Budget) Travel is trendy ein Resumee AUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN Spreitzhofer, G. (1995): Tourismus Dritte Welt: Brennpunkt Südostasien. Alternativtourismus als Motor für Massentourismus und sozio-kulturellen Wandel. Peter Lang, Frankfurt/New York. Spreitzhofer, G. (2006): Drifting und Travelling. 30 Jahre Rucksacktourismus in Südostasien: (K)ein Beitrag zur Entwicklung? In: Baumhackl, H., et al (Hrsg.): Tourismus in der Dritten Welt. Zur Diskussion einer Entwicklungsperspektive. Promedia, Wien: 20 Seiten (in Druck). Mag. Dr. Günter Spreitzhofer (Jahrgang 1966) ist seit 2002 Lektor am Institut für Geographie und Regionalforschung an der Universität Wien. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in Aspekten und Auswirkungen von Ferntourismus (Schwerpunkt Alternativtourismus), Urbanisierung und Globalisierung in Megastadt- Regionen sowie Umweltfragen und Ressourcennutzung in der Forschungskernregion Südostasien. Darüber hinaus ist Dr. Spreitzhofer als Publizist, Fachreferent, Autor für schulspezifische Themenhefte und Schwerpunktredakteur tätig. Kontakt: Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Wien, Universitätsstraße 7/V, A- 1 0 10 Wien, guenter.sp reitzhofer@univie.ac.at

Seite 6 2. Passauer Südostasien-Symposium Tourismus & Entwicklungspolitik von Susy Karammel TOURISMUS IN DER DEUTSCHEN ENTWICK- LUNGSPOLITIK DIE ARBEIT DER GTZ IM THEMENBEREICH TOU- R I S M US. S C HWER- PUNKTTHEMEN, PRO- JEKTBEISPIELE UND TENDENZEN. Die GTZ beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Wirtschaftszweig Tourismus als alternative Einnahmequelle in Entwicklungsländern. Dies geschieht auf sehr unterschiedlichen Ebenen und deckt sowohl die Arbeit vor Ort als auch die theoretische und strategische Auseinandersetzung mit diesem Wirtschaftszweig ab. Auf der lokalen Ebene gibt es eine Reihe von Projekten, die sich mit der Förderung und Unterstützung von Tourismus beschäftigen. Der Tourismusansatz ist hierbei stets einem weiterem Projektbereich wie z.b. Wirtschaftsförderung, Aus- und Fortbildung oder auch Gemeindeentwicklung angegliedert. Auf der überregionalen Ebene gibt es Projekte, die sich mit der regionalen Vermarktung und dem Schutzgebietsmanagement auseinandersetzen. Im Internationalen Kontext arbeitet die GTZ vornehmlich mit Regierungen und dem privaten Sektor zusammen, um armutsmindernde Strategien und Ansätze im Tourismus zu definieren. Hierbei s p i e l t P u b l i c - Private-Partnership (PPP) eine wichtige Rolle. PPP ist ein Instrument, das die Umsetzung von entwicklungspolitischen Zielen gemeinsam mit der Privatwirtschaft ermöglicht. BEISPIEL LAOS In Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Akha-Gemeinde in Nord-Laos wurde eine 3Tage/ 2Nächte Trekkingtour in Muang-Sing entwickelt. Ziel des Projektes ist es, den Akha-Gemeinden die Kenntnisse zu vermitteln die benötigt werden, um Tourismus als alternative Einnahmequelle zu nutzen. Die Beteiligung der Gemeinden an der Entscheidungsfindung, der Organisation und auch am Gewinn waren hier von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig stand auch die Erhaltung der kulturellen Traditionen und die Gemeindeentwicklung im Vordergrund. Die Partnerschaft mit Exotissimo, einem in England basierten Reiseveranstalter, ermöglicht die Vermarktung dieser Trekkingtour. ZUR PERSON Susy Karammel arbeitet zurzeit als unabhängige Tourismus- Beraterin für die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Sie ist Mitgründerin des Vereins Sustainable Development through Tourism (SDT). In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf Sozialstandards, Wertschöpfungsketten, Pro-Poor-Growth Potentiale und Marketing im Tourismus. KONTAKT Susy Karammel, Rigaer Str. 100, 10247 Berlin, susy.karammel@arcor.de

Seite 7 Tourismus in indigenen Gesellschaften Südostasiens. Konstruktionen von Authentizität von Professor Dr. Susanne Schröter & Professor Dr. Rüdiger Korff MODERNISIERUNGSPRO- ZESSE IMPLIZIEREN GLEICHERMASSEN KUL- TURELLE HOMOGENI- SIERUNG wie Differenzierungen. Globale Einflüsse werden indigenisiert, lokale Traditionen globalisiert. Kapital, Waren, Ideologien, Informationen, Technologien und Menschen sind in einem zunehmend vernetzten Flow (Appadurai) begriffen, der Vorstellungen von der Existenz des Ursprünglichen als Illusion entlarvt. Paradoxerweise produzieren die Verflechtungen der Moderne nicht nur hybride Kulturen, sondern verhelfen auch der Idee des Indigenen, der autochthonen Kultur zu einer Renaissance. Im Tourismus sind diese multidimensionalen Bewegungen besonders spürbar. Touristen verhelfen autochthonen Bevölkerungsgruppen zu einer willkommenen Anerkennung der eigenen Kultur, die als Argument gegen Diskriminierungen und repressive Assimilierungsmaßnahmen durch die Mehrheitsbevölkerung oder die Zentralregierung genutzt wird, gleichzeitig tragen sie zu einer Zurichtung lokaler Kultur auf eine leicht konsumierbare Ware bei. Kultur wird zum Verhandlungsgegenstand, zum Identitätsmarker und zum Vehikel für die Konstruktion einer indigenen Moderne. Dabei wird die Devianzrhetorik nationalstaatlicher Eliten durch einen Authentizitätsdiskurs ersetzt, der sich an exotisierenden Zuschreibungen westlicher Besucher orientiert. Authentizität wird in der Begegnung mit Touristen sozusagen neu erfunden und gewinnt dadurch eine Dynamik, die sich jeglichen Festschreibungen entzieht. Professor Dr. Susanne Schröter ist seit Dezember 2004 Professorin für Südostasienkunde I (Insulares Südostasien) an der Universität Passau. 1986 schloss sie an der Johannes Gutenberg Universität Mainz ihr Studium der Ethnologie (M.A., summa cum laude) sowie der Soziologie, Kulturwissenschaften, Politikwissenschaft und Pädagogik ab. Nach der Promotion 1994 habilitierte sie sich 1999 in Frankfurt mit einer Arbeit zu Religion und Sozialstruktur der Ngada in Ostindonesien. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Gender Studies, Religion, visuelle Anthropologie, Globalisierung, Subkulturen sowie indigene Gesellschaften. Prof. Dr. Schröter: 0851-509 2740, suschroet@aol.com, www.susanneschroeter.de Professor Dr. Rüdiger Korff ist seit Oktober 2004 als Professor für Südostasienkunde II (Festland Südostasien) an der Universität Passau tätig. Nach dem Studium der Soziologie an der Universität Bielefeld mit Diplom 1978 und der Promotion 1984 habilitierte er sich 1990 auf dem Gebiet der Entwicklungsund Stadtsoziologie. Seine Forschungsinteressen sind sozialer Wandel und Entwicklung, besonders unter den Aspekten von Alltagsleben und lokaler Selbstorganisation, Beziehungen zwischen sozialem Wandel und der Nutzung natürlicher Ressourcen sowie Verflechtungen zwischen Globalisierungsprozessen, Urbanisierung und lokaler Selbstorganisation. Prof. Dr. Korff: 0851-509 294, rkorff@uni-passau.de AUSGEWÄHLTE LITERATUR Schröter, S., 2002: FeMale. Über Grenzverläufe zwischen den Geschlechtern. Frankfurt: Fischer. Schröter, S., 2000: Die Austreibung des Bösen. Ein Beitrag zur Religion und Sozialstruktur der Sara Langa in Ostindonesien. Stuttgart: Kohlhammer. Korff, R., Feldbauer, P., Husa, K., (Ed.), 2003: Südostasien im 20. Jahrhundert. Wien: ProMedia.. Evers, H.D., Korff, R., 2000: Southeast Asian Urbanism. The Power and Meaning of Social Space. Hamburg, London, Singapore, New York: Lit, ISEAS, St. Martins.

Seite 8 2. Passauer Südostasien-Symposium Vollbeladen quält sich der klapprige rote Linienbus auf dem Weg nach Soppong über die Berge in der Provinz Mae Hong Son. Wer rechtzeitig eine Fahrkarte kauft, bekommt sogar einen Sitzplatz. Ansonsten macht man es sich zwischen dem Gepäck bequem.

Seite 9 Eimerduschen und der kleine rote Linienbus Der weite Weg lohnt sich, sagt Débora Witzkewitz, die in der abgeschiedenen Bergwelt Nordthailands ein Praktikum machte. NACH MEHREREN ANLÄUFEN KAM ICH ENDLICH IN PANG- MAPHA AN, ein paar Wochen später als geplant. Es war Regenzeit und die schwersten Regenfälle seit 30 Jahren hatten Erdrutsche und Überschwemmungen in den Bergen Nordthailands ausgelöst, Straßen waren unbefahrbar geworden. Das ist der Tsunami der Berge, sagte eine Lisufrau, die wir auf dem Weg von Chiang Mai nach Soppong, dem Hauptdorf des Distrikts Pangmapha, kennenlernten. Häuser seien mitgerissen und zahlreiche Menschen getötet worden. Pangmapha, ein Distrikt der Provinz Mae Hong Son, liegt im Nordwesten Thailands an der Grenze zu Burma und besteht zu 95 Prozent aus Bergen. In den 38 Dörfern leben Menschen aus diversen ethnischen Gruppen: Lisu, Schwarze und Rote Lahu, Karen, Hmong, Lawa und Shan. Um dort hin zu gelangen, nimmt man den stets überfüllten klapprigen roten Linienbus, der sechs Stunden lang auf einer sich steil windenden Straße durch die Berge fährt. Wer rechtzeitig eine Fahrkarte kauft, bekommt sogar einen Sitzplatz. Ansonsten genießt man die wahrlich umwerfende Landschaft im Stehen während man sich krampfhaft festhält, um nicht auf den Schoß eines anderen Passagiers oder gar aus der offenen Tür zu fallen. Während meines Praktikums wurde ich Stammgast im kleinen roten Bus und war für jede Gelegenheit dankbar, bei der ich in einem Auto mitfahren konnte! In den drei Monaten des Praktikums habe ich sechs Wochen in den Bergen verbracht. Im Rahmen des Sonderforschungsbereich (SFB) Sub-Projektes Development Intervention, State Development and Local Society: Conditions for political participation in the highlands of northern Thailand and northern Vietnam von Prof. Dr. Korff und Dr. Bechstedt habe ich Daten über den Tourismus gesammelt: Wie ist er organisiert und wer verdient daran? Doch zunächst musste ich mich in Pangmapha erst einmal zurechtfinden. Dass es kein Büro- Praktikum werden würde, darauf war ich vorbereitet. Abends musste die Wassertonne heraus, ansonsten würde die Eimerdusche am Morgen ausfallen. Wäsche wurde natürlich per Hand gewaschen. Aber nach ein paar Wochen hatte ich mich an das neue Leben gewöhnt, Stromausfälle waren normal geworden und gegen 21 Uhr ging s ins Bett, um mit den ersten Hahnenschreien wieder in den nächsten Tag zu starten. Leider haben meine Thaikenntnisse nicht ausgereicht, um mich länger mit den Dorfbewohnern zu unterhalten. Meine Interviews beschränkten sich deshalb auf die Besitzer der Gästehäuser, die Englisch oder sogar Deutsch sprachen. Einen Übersetzer hatte ich nur selten zur Seite. In Pangmapha, wie auch in der Provinz Mae Hong Son, wird eine Vielzahl an Aktivitäten für Touristen geboten. Man kann Dörfer der Bergvölker besuchen, auf ein- oder mehrtägige Trekks durch die Wälder gehen, Elefanten reiten, die Landschaft auf Bambusflößen oder in Kajaks vom Fluss aus bewundern und die mehr als 300 Höhlen erkunden. Eine der größten Tropfsteinhöhlen Südostasiens befindet sich im Dorf Tham Lod. Sie ist auch die größte Touristenattraktion in Pangmapha. Viele thailändische und ausländische Touristen halten hier auf dem Weg nach Mae Hong Son. Jede Besuchergruppe wird von einer Führerin mit einer Gaslampe begleitet. Da ein Fluss durch die Höhle fließt, fährt man zuerst auf einem Bambusfloß hinein, dann wird man durch die drei Kammern der Höhle geführt, in denen beeindruckende Stalaktiten und Stalagmiten zu sehen sind. Die Besuche in der Höhle werden von einem Tourismus- Komitee des Dorfes organisiert. Fast jede Familie im Dorf ist an der Höhle beteiligt. Sie arbeiten entweder als Führer, als Floßfahrer oder in den Restaurants vor der Höhle und erhalten so ein zusätzliches Einkommen. Die schöne Landschaft, die bunte Kleidung der Bergvölker und die idyllischen Dörfer ziehen Touristen an. Das Leben der Bergvölker zu sehen und aus der Nähe beobachten zu können, war eine sehr gute Erfahrung. Ich hatte so die Gelegenheit, einen tieferen Einblick in ihr Leben zu bekommen, und nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die Probleme und Schwierigkeiten zu sehen. Eindrücke, für die es sich auch lohnt, den langen Weg im roten Klapperbus über die längst reparierte Straße auf sich zu nehmen.

Seite 10 2. Passauer Südostasien-Symposium Uni zwischen Reisfeld und Bananenplantage Matthias Heilmann hat während des Studiums in Salatiga wichtige Lektionen gelernt und viele Freunde gefunden. UNSERE PARTNERUNIVERSI- TÄT IN SALATIGA, die Universitas Kristen Satya Wacana (UKSW), ist eine private Hochschule mit etwa 12 000 Studenten. Wenn jemand Salatiga kennt, dann wegen dieser Uni. Ohne sie würde wohl niemand von der kleinen Stadt in Mitteljava Notiz nehmen... Salatiga liegt mitten im Dreieck Semarang Solo Yogyakarta, an den Ausläufern des erloschenen Vulkans Merbabu, auf etwa 600 m über der Javasee, deren Strände 50 Kilometer nördlich beginnen. Es ist beschaulich dort, zwischen Reisfeldern und Bananenplantagen. Gäbe es die Durchgangsstraße zwischen Solo und Semarang nicht, wäre nicht mal der Verkehr belebt. Dennoch ist Salatiga eine Stadt und kein Dorf. Man kann alles kaufen, was man braucht, es gibt Restaurants, Hotels, Krankenhäuser und Polizeistationen. Das Überleben ist also gesichert (nicht zuletzt, weil es in Salatiga die meisten Sicherheitskräfte pro Einwohner in ganz Indonesien gibt). Wer sich allerdings eine lebendige Kultur- und Vergnügungslandschaft erhofft, sucht in Salatiga vergeblich. Dafür sind Yogya und Semarang zuständig. Wer hier keine Freunde hat, ist schnell der Langeweile ausgeliefert. Hat man aber erst einmal Zugang zu den engen Netzwerken der Studenten gefunden, wird man keinen Abend mehr alleine gelassen: In einem der zahlreichen Warung gemeinsam essen zu gehen, ist dabei die Hauptbeschäftigung. Auch bei der Orientierung auf dem Campus sind Kommilitonen eine große Hilfe, auch wenn man an der UKSW vom Büro für internationale Studenten gut betreut wird. Die Sprachkurse an der Uni sind sehr gut, auch wenn der Lernerfolg in hohem Maße von der eigenen Motivation abhängt. Denn man ist zahlender Kunde (die Hälfte der Kursgebühren muss man selbst aufbringen, also 2,50 Dollar pro S t u n d e ), man kann also Umfang, Inhalt und Lerntempo selbst bestimmen. Wer allerdings ein Zeugnis will, muss die regelmäßigen Tests bestehen. Ein bisschen Druck schadet nicht... Indonesisch sollte der Studienschwerpunkt an der UKSW sein; hier kann man sich enorm verbessern, Sprachgefühl entwickeln und praktische Dinge lernen, wie z.b. Zeitung lesen, Briefe und Bewerbungen schreiben, telefonieren und die Umgangssprache. Daneben kann man nach Belieben Vorlesungen in Politik, Wirtschaft, Soziologie und dergleichen besuchen. Es gibt Professoren, die sogar extra für die Ausländer Vorlesungen auf Englisch zu bestimmten Themen halten. Auch hier herrscht indonesische Flexibilität! Für die Lehrveranstaltungen kann man Scheine bekommen. Diese werden in Passau in der Regel auch anerkannt. Die Zeit in Salatiga habe ich als eine spannende und ereignisreiche Authentische Einblicke in das Leben und Denken der Menschen Zeit erlebt, die mir viele neue Einblicke in die indonesische Kultur und Sprache ermöglicht hat. Besonders die Unternehmungen am Wochenende und in den Ferien waren echte Höhepunkte: Nicht nur die nahen Vulkane, abgelegene Inseln, die wildschöne Südküste, das Dieng Plateau, Yogya, Borobudur und Prambanan sind einen Ausflug wert. Natürlich war es manchmal auch anstrengend und entbehrungsreich, aber dafür bin ich in das Leben in einem Entwicklungsland eingetaucht und habe wichtige Lektionen gelernt. Und Freunde gefunden. Wer den (studentischen) Alltag in Indonesien hautnah erleben möchte, sollte an die UKSW gehen. Es gibt zu wenige ausländische Studenten, als dass man unter sich, und zu wenig Unterhaltungsangebot, als dass man alleine bleiben könnte. Man ist also gezwungen, sich so weit es geht zu integrieren. Hat man den Sprung in die Gemeinschaft geschafft, erhält man authentische Einblicke in das Leben und Denken der Menschen. Meine Empfehlung: Wenn ihr zu zweit oder zu dritt nach Salatiga geht, sucht euch gemeinsam ein Guesthouse. Dabei können alle helfen, die schon dort waren. Das gilt auch für Freundeskreise; Weil der Freund eines Freundes ein Freund ist, könnt ihr schon mit Vorschusslorbeeren an den Start gehen, wenn ihr die Kontakte eurer Vorgänger nutzt. Wer aber das abwechslungsreiche (Nacht-) Leben sucht sollte es sich gut überlegen, nach Salatiga zu gehen. Ich selbst war jedenfalls gerne dort.

Seite 11 Praktika bei GTZ und Allianz in Indonesien In den Bereichen Gesundheits und Finanzwesen sowie Krankenversicherung hat Daniel Weiß in drei Praxissemestern in Indonesien viele Erfahrungen gesammelt. SISKES IST EIN VON DER GTZ UNTERSTÜTZTES GESUND- HEITSPROJEKT in der ostindonesischen Provinz Nusa Tenggara Timur, wo ich von Oktober 2004 bis Februar 2005 ein Praktikum gemacht habe. Sitz von SISKES ist die Provinzhauptstadt Kupang, die weit abgelegenen von Jakarta und Bali zwar ziemlich unterentwickelt ist, einem aber einen Abenteuereinstieg ins ländliche Indonesien bietet und die indonesischen Sprachkenntnisse herausfordert. SISKES arbeitet daran, das Gesundheitssystem der Provinz zu verbessern, so dass arme Bevölkerungsgruppen Zugang zu qualitativ besseren Gesundheitsdienstleistungen haben. Dabei wird vor allem die Provinzregierung beraten, zum Beispiel inwieweit sich Managementsysteme in Krankenhäusern verbessern lassen. Die Aufgabe von Praktikanten ist es einerseits, am normalen Projektalltag teilzunehmen und diesen mitzugestalten (z.b. Teilnahme an Meetings), und andererseits ein eigenständiges Projekt zu bearbeiten. Meine Aufgabe war es, mit Hilfe einer Befragung die Effektivität einer Gesundheitsbehörde zu untersuchen und darüber einen Bericht zu erstellen. SISKES bietet Praktikanten regelmäßig die Chance, erste Berufserfahrungen zu sammeln. Ansprechpartner hierfür ist der Projektleiter, Dr. Asmus Hammerich. Nach meiner Zeit bei SISKES absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum bei Allianz Life Indonesia in Jakarta. Das Unternehmen bietet Studenten einen Einblick in die Arbeit der Lebens- und der Krankenversicherungsabteilung sowie in die indonesische Arbeitswelt, da nur zwei der über 500 Angestellten Deutsche sind. Dementsprechend reich ist das Praktikum an interkulturellen Erfahrungen. In Absprache mit den Studenten wird vor Beginn des Praktikums ein kleines Projekt vereinbart, das in Zusammenarbeit mit den indonesischen Angestellten bearbeitet wird. So habe ich wenig frequentierte Partnerkrankenhäuser der Allianz untersucht und Entschei- Armen Bevölkerungsgruppen das Sparen und Kredite ermöglichen dungen vorbereitet, ob das jeweilige Krankenhaus weiterhin im Partnernetzwerk der Allianz verbleibt oder nicht. Die Praktikumsmöglichkeiten sind vielfältig, zum Beispiel auch im Personal- oder IT- Bereich. Bei Interesse an einem Praktikum ist Martin Hintz der direkte Ansprechpartner vor Ort. Schließlich war ich bei ProFI, ein von der GTZ unterstütztes Projekt im Bereich Mikrofinanzwesen, tätig. Das Projekt versucht, durch Politikberatung sowie den Aufbau einer Zertifizierungsstelle für Manager, die Dienstleistungen von kleinen Banken zu verbessern. Dies soll letztlich dazu führen, dass arme Bevölkerungsgruppen bessere Möglichkeiten haben, zu sparen und Kredite aufzunehmen. Ach bei ProFI haben Praktikanten vielfältige Möglichkeiten: Gestalterische (Erstellen von Broschüren und Präsentationen) sowie inhaltliche Tätigkeiten (Anfertigen von Fachartikeln) oder das Betreuen der Website sind nur einige Teilbereiche der recht anspruchsvollen Praktika. Bei längerfristigen Praktika ist es eventuell auch möglich, die Diplomarbeit zu einem Thema aus dem Bereich (Mikro-) Finanzwesen zu schreiben. Ansprechpartner für Praktika ist hier der Projektleiter Dr. Michael Hamp. Bei begründetem Interesse an einem der Praktika bitte E-mail Bewerbung mit Anschreiben und Lebenslauf (beides in Englisch) an: Herrn Martin Hintz für die Alilanz, Martin.hintz@allianz.co.id bzw. Herrn Jürgen Depta für die GTZ, er ist offiziell für Praktikanten in Indonesien zuständig und wird die Bewerbungen an die jeweiligen Projektleiter weiterleiten. Juergen.depta@gtz.de

Seite 12 2. Passauer Südostasien-Symposium Eine Frau des Ifugao-Volkes aus der zerklüfteten Bergwelt im Norden Luzons. Neben der Kultur und Gastfreundschaft der Moros auf Mindanao hat mich vor allem das Leben der Ifugao in den Reisterrassen um Batad beeindruckt.

Seite 13 Frieden, Frauen und keine Revolution Bei ihren Praktika auf den Philippinen lernte Carolin Reintjes Projekte des Deutschen Entwicklungsdienstes und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit kennen. WILLKOMMEN BEIM DED. WELCHE BLUTGRUPPE HAST DU? NACH 17 LANGWEILI- GEN STUNDEN IM FLUGZEUG UND ZWEI STUNDEN IM STAU MANILAS beginnt das Praktikum spannend. Zehn Minuten später fließt mein recht rares Blut bereits eine Blutspende für einen verunglückten Entwicklungshelfer. Dir wird auf Mindanao nichts passieren, versichert mir Günther, Projektleiter Peace Mindanao allerdings nur, wenn ich die imaginäre Sicherheitsgrenze zwischen Davao und Iligan nicht überqueren würde. Meine durch Sicherheitswarnungen von Botschaft und Auswärtigem Amt geschürten Ängste kann auch das Schild No Firearms am Eingang des Balay Mindanaw Peace Centers in Cagayan de Oro nicht besänftigen. Doch die erste Konferenz um die Ancestral Domains, die Landrechte der indigenen Völker Mindanaos, ist mehr als friedlich. Hier sitzen sie alle zusammen: Sympathisanten, Mitglieder und Kämpfer der islamistischen MILF und MNLF, der kommunistischen NPA und der Regierung (GRP). Ein idealer Ausgangspunkt für ein Praktikum im Bereich der Friedensund Konfliktforschung. Tagsüber werden Strategien und Bedingungen für Landverteilung und Friedensschaffung d i s k u t i e r t, abends tauschen die meist muslimischen Stammesherrn mal in Jeans und mal in Tracht Neuigkeiten aus, singen Moro-Pop und erklären mir ihre Sehnsucht nach dem eigenen Heimatland, Bangsamoro oder Minsupala, eine Abkürzung für die Inselgruppen von Mindanao, Sulu und Palawan. Kurz darauf, auf der Suche nach guten Quellen, geht s hinter verspiegelten Autoscheiben über die imaginäre Grenze nach Pa- Wenn mir Manila mein Land nehmen würde, würde ich in die Berge zur NPA gehen gadian und in Richtung Südwesten. Vorbei an immer mehr Checkpoints, die entweder unbesetzt sind, deren Militärs sich zum Karten spielen in den Schatten zurückgezogen haben, oder die gleich, natürlich gegen Bezahlung vom Militär, von Rebellen gemanagt werden. Auch im Kampf um Mindanao sind Logik und Vernunft schon lange abhanden gekommen. Im November, als meine Chronik über die Friedensschaffung zwischen GRP und MILF kurz vor dem Abschluss steht, gehen die beiden Parteien plötzlich einen großen Schritt Richtung Frieden, wobei es scheint, als müsse die Moro Islamic Liberation Front ihre Träume vom eigenen Staat endgültig aufgeben. Ein Problem weniger für Gloria Macapagal-Arroyo, denn während auf der EDSA mal wieder Demonstranten gegen sie marschieren, kann sie für die Journalisten lächeln. Doch um das Volk zu vereinen bedarf es mehr, das weiß auch die kleine Frau im Malacanang Palast. Auch wenn NPAs und MILFs langsam die Waffen niederlegen, während die Abu Sayyafs im Sulu-Archipel einen einsamen Tod sterben, sind die Filipinos noch immer uneins. Inmitten der atemberaubenden Szenerie um Batad erklärt Simon vom Volk der Ifugao seinen Hass auf die faulen Muslime im Süden, deren Kampf Terrorismus sei. Ich würde nur mit einem Grund kämpfen, wenn mir Manila mein Land nehmen würde, würde ich in die Berge zur NPA gehen, sagt Simon, so wie mein Bruder. Die Sympathie für Manila hält sich auch auf Leyte in Grenzen schließlich werden hier die Inselheldin Imelda Marcos und deren Politiker-Familie verehrt. Was die Menschen Leytes verärgert, ist die Ineffizienz der Gesetze und Maßnahmen aus Manila.

Seite 14 2. Passauer Südostasien-Symposium Mein ganzes Leben habe ich darauf gewartet, dass die Revolution passiert nun glaube ich nicht mehr daran Zuerst seien große Unternehmen aus Luzon gekommen und hätten die Wälder abgeholzt und das Meer überfischt, erzählen die Menschen in Hinundayan/Süd- Leyte auf Workshops für die GTZ. Nun gebe es ständig neue Programme für das Community Based Forest and Fisheries Management. Helfen würde davon aber nichts, die Strukturen seien viel zu unklar, und welche Rolle die GTZ spielt, wisse man auch nicht. Und Gender? Das hat doch was mit Babayi und Lalaki, Männern und Frauen, zu tun, oder? Die Unwissenheit ist beiderseits. Denn als mein Praktikum im Programm Environmental Management and Rural Development (EnRD) der GTZ beginnt, weiß ich nicht viel über das Thema. Ein 30 Zentimeter hoher Dokumentenstapel auf dem Schreibtisch meines Büros in Makati hat das schnell geändert. Dass das Praktikum bei der GTZ mehr auf das Lesen und Schreiben von Berichten ausgerichtet ist, wird mir ebenfalls schnell BEWERBEN bewusst. Die Aufgabe: Erstens die GTZ- ( A b kü r zu ng s-) Sprache lernen, zweitens Gender- Konzepte und Strategien ander e r G e b e r - Organisationen und Regierungen vergleichen und verstehen, drittens als Annex z u m M & E - R e p o r t e i n e GAD-Strategie für den Bereich EnRD erstellen (um diese den b e t r o f f e n e n Mitarbeitern zu vermitteln). Keine leichte Aufgabe. Nicht nur, dass selbst viele Filipinas meinen, ihr Land sei in Sachen Gender ganz vorne mit dabei, sondern auch, dass in den Projektbereichen Forstwirtschaft und Fischerei Frauen bislang als belanglos eingestuft werden. Das versichern mir nicht nur die V e r t r e t er d e r P a r t ner- Ministerien in Manila, sondern auch die GTZ-Mitarbeiter in den Pilot-Orten. Die Focus Group Discussions in einigen Dörfern der Provinzen Leyte und Süd- Entweder über die deutschen Zentralen (www.ded.de, www.gtz.de), oder direkt per e-mail über das Landesbüro und auf ein bestimmtes Projekt oder Programm (Links zu den Seiten der Landesbüros auf der Homepage der Zentrale) So früh wie möglich, aber auch nach offiziellem Bewerbungsschluss sind Bewerbungen direkt an das Landesbüro möglich In der Bewerbung die speziellen Interessen am Projekt beschreiben (vorher auf der Homepage informieren!) leyte Workshops mit Bauern und Fischern sowie deren Frauen bringen aber genügend Ansätze und Ideen zur Verbesserung der Lebenslage beider Geschlechter und somit der ökonomischen Situation. Einige Wochen nach der Fertigstellung des Reports und den Empfehlungen entscheidet sich das Landesbüro in Manila gegen eine Umsetzung des zu aufwändigen GAD-Programms. Mit dem Thema Gender- Entwicklung sei es so ähnlich wie mit der großen Revolution, sagt der philippinische Autor Sionil José, der wie ein dicker Buddha in seinem abgedunkelten Büro über dem Solidaridad- Bookstore sitzt, an meinem letzten Abend auf den Philippinen zu mir. Mein ganzes Leben habe ich darauf gewartet, dass die Revolution passiert. Nun bin ich ein alter Mann und glaube nicht mehr daran.

Seite 15 Meine erste Forschungsreise Pünktlich zum Peranakan Festival ist Dorothee Keller nach Singapur geflogen, um für ihre Diplomarbeit Baba Chinesen zum Erhalt ihrer Kultur zu befragen. ALS ICH MIR IM LETZTEN SOMMER Gedanken darüber machte, worüber ich meine Diplomarbeit schreiben sollte, beschloss ich ziemlich schnell, dass ich dafür auf jeden Fall vor Ort sprich: in Südostasien forschen wollte. Ob das schlechte Wetter daran schuld war, wer weiß Erfahrungen mit Feldforschung hatte ich bis dahin noch keine, ausschlaggebend war aber, dass ich einfach keine Lust auf eine reine Literaturarbeit hatte. Da kamen mir die Babas (= Baba Chinesen) gerade recht. Weil ich aber keine genaue Vorstellung davon hatte, was genau ich über sie schreiben wollte, durchforstete ich das Internet nach Artikeln über diese Gruppe. Dabei stieß ich auf die Homepage der Peranakan Association Singapore, einer Gesellschaft, die sich der Förderung und dem Erhalt der Baba-Kultur, einer stark malaiisierten chinesischen Kultur, verpflichtet hat (die Begriffe Baba und Peranakan lassen sich synonym verwenden). Ich fand heraus, dass es im November eine Baba Convention in Singapur geben würde, und ohne zu wissen, was mich dort erwartet, habe ich diese Veranstaltung als Anlass genommen zu meiner 6- wöchigen Forschungsreise aufzubrechen. Ich hatte mich vorsorglich mit aller in der Uni-Bibliothek verfügbaren Literatur über die Babas eingedeckt alles in mühsamer Arbeit gescannt und auf CD gebrannt aber zu meiner Erleichterung brauchte ich dieses Material gar nicht. Denn in Singapur hatte kurz zuvor die National Library in einem beeindruckenden Tempel des Wissens wiedereröffnet mit einer eigenen Abteilung über Singapur und Südostasien und dementsprechend mit allen Büchern, die ich zu meinem Thema benötigte. Also bezog ich dort mit meinem Laptop bepackt einen Platz und verbrachte die ersten beiden Wochen damit, Literatur über die Babas zu lesen. Nach zwei Wochen wusste ich dann schon einiges über die Babas, aber persönlich kennengelernt hatte ich noch keinen! Es wurde also Zeit, dass ich ein paar Kontakte knüpfte. Und das war gar nicht so einfach. Aber zu meinem Glück veranstaltete die Peranakan Association das einwöchige Peranakan Festival unter dem Motto Raising the Phoenix. Also besuchte ich die Eröffnungsfeier, wo auf einmal so viele Babas und Nyonyas (weibliche Babas) waren, dass es kein Problem war, jemanden kennenzulernen! Im Rahmen des Festivals fand dann auch die Baba Convention unter dem Motto Memimpi menjadi betul From Dreams to Reality statt, eine Versammlung vieler Peranakans aus Singapur, Melaka, Penang und sogar aus Phuket, die einmal im Jahr stattfindet. Großes Thema der Convention 2005 war die Erhaltung und Förderung der Baba-Kultur, und nach diesem Tag hatte ich dann auch mein (vorläufig) genaues Thema gefunden: Die Zukunft der Baba-Kultur. In der folgenden Woche erstellte ich einen Katalog mit Fragen für meine Interviews. Es fehlten aber immer noch die richtigen Interviewpartner. Die Zeit wurde langsam knapp, aber ich hoffte noch, dass mir mein Ansprechpartner die passenden Kontakte vermitteln würde. Ich nutzte die Zeit für einen Kurztrip nach Melaka, wo ich mich auf die Spuren der ersten Babas begab und das Baba-Nyonya Heritage Museum besuchte. Nach meiner Rückkehr hatte ich nur noch eine Woche Zeit, um die Interviews zu führen, und nicht mit leeren Händen heim zu fliegen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mir die Interviewpartner selbst zu suchen ein paar Kontakte hatte ich ja. Per Schneeballsystem und fast im Akkord habe ich doch noch die zehn Interviews zusammenbekommen. Manches hätte wohl im Voraus besser geplant werden können, aber ich habe es nicht bereut, ins kalte Wasser gesprungen zu sein. Ich habe meine ersten Forschungserfahrungen gemacht und gelernt, dass man manchmal viel Geduld braucht und vor allem nicht zu früh aufgeben darf.

Seite 16 2. Passauer Südostasien-Symposium Die Folgen einer Katastrophe Im Auftrag der Arbeitsgruppe zur Katastrophenforschung hat Philipp Baumgartner die Situation im Süden Thailands nach dem Tsunami untersucht. IM FRÜHJAHR 2005, KNAPP FÜNF MONATE NACHDEM DAS ERDBEBEN IN DEN TIE- FEN DES INDISCHEN OZEANS VOR SUMATRA einen Tsunami von bis dato unbekannter Stärker auslöste, formierte sich an der Universität Passau ein Arbeitskreis, der sich die Auseinandersetzung mit den Folgen dieser Katastrophe zum Ziel machte. Die beiden Lehrstühle der Südostasienkunde bildeten die Basis dieses Forums, das sich im Sommersemester vermehrt mit den existierenden Theorien über Katastrophen auseinandersetzte. Hierbei wurde schnell klar, dass im Bereich der Sozialwissenschaften jene Diskurse selten waren und meist nur in den U- SA über dort übliche Katastrophen (Vulkanausbrüche, Hurrikan, Flut etc.) geführt wurden. Dies diente als zusätzlicher Ansporn, sich auf diesem Neuland der Katastrophenforschung in Südostasien einzubringen. Ziel sollte sein, Passau in diesem Bereich einen Namen zu verschaffen. So kam es denn auch, dass sich bis Juli vier Studenten gefunden hatten, die sich jeweils zu zweit nach Banda Aceh in Indonesien und Khao Lak in Thailand, aufmachten um die Situation vor Ort zu erkunden. Von richtigem Forschen konnte anfangs keine Rede sein. Weder wussten die Studenten, was genau zu Untersuchen sinnvoll und möglich sei, noch konnte man sich in kurzer Zeit ein Bild über die Situation machen. Nach den ersten beiden Wochen allerdings kristallisierten sich Fragestellungen heraus, denen die Teams verstärkt nachgingen. Während Mara Dehmer und Matthias Hüger in Indonesien den Fokus auf die verschiedenen Hilfsorganisationen legten, wurde in Thailand von Mario Wilhelm, Philipp Baumgartner und Andrea Kraus vor allem der Wiederaufbau der Resorts, der Einfluss der Hilfe auf die Sozial- und Dorfstrukturen sowie das Thema der Missionierung untersucht. Ergebnisse gab es auf beiden Seiten viele, doch mussten alle vier Studentischen Hilfskräfte bei ihren Forschungsarbeiten schnell einsehen, dass diese nur selten felsenfest überzeugten oder ganz widerspruchsfrei waren. Auch änderten sich die Aussagen der erhobenen Daten teilweise im Laufe der Zeit. So schienen Organisation in der einen Woche noch ganz klar ordentliche Arbeit zu machen, stellten sich in der nächsten aber als Missionare heraus, was unter Umständen in der dritten Woche wieder eingeschränkt werden musste. Grundlage der Datenerhebung war neben den Beobachtungen, die man mit bloßem Auge machen konnte, Interviews mit Betroffenen, Mitarbeitern der Hilfsorganisationen oder lokalen Beamten. Im Herbst traf sich der Arbeitskreis Katastrophenforschung dann wieder, um die Daten im Forschungskolloquium vorzustellen, zu diskutieren und schließlich auszuwerten. Inzwischen ist eine erste Publikation über den Hausbau und seine Folgen in beiden untersuchten Regionen in Englischer Sprache erschienen. Er kann auf der Homepage des Lehrstuhls herunter geladen werden. Ziel der Arbeitskreises wird es auch in kommender Zeit sein, zum einen in den Regionen Daten zu erheben, was ich nur jedem empfehlen kann, da es eine spannende Zeit ist, in der man die gelernten Sprachen so gut einsetzen kann wie sonst selten, und noch dazu die Forschungsergebnisse publiziert werden. Zum anderen soll der theoretische Auseinandersetzung mit Katastrophen und ihren Folgen verstärkt weitergeführt werden. Hierbei sind wir besonders froh, mit Martin Voss nun einen Spezialisten in diesem Gebiet als Dozent am Lehrstuhl zu haben, der mit neuen Ideen und Knowhow weitere spannende Projekte anstoßen will.

Reiseempfehlung: Auf dem Dach Südostasiens Seite 17 Roman Patock hat sich einen lange gehegten Traum erfüllt und den höchsten Gipfel Südostasiens in Sabah erklommen. [...] VON KOTA KINABALU, DER LEBHAFTEN HAUPT- STADT SABAHS, DES NORD- ÖSTLICHSTEN BUN DES- STAATS MALAYSIAS, im Volksmund Api! Api! 1 genannt, breche ich zum Kinabalu Nationalpark in der Crocker Range am Fuße des Gunung Kinabalu 2 auf. In Kota Kinabalu muss die Übernachtung entsprechend frühzeitig zentral gebucht werden. Sinnvoll ist es, einen Tag früher von Seelevel auf die 1.563 Meter Höhe des Nationalparks hinaufzufahren um sich in einer der Herbergen zu akklimatisieren. Am nächsten Morgen geht es dann vom Timpohon Gate mit einem Bergführer für maximal sieben Wanderer zur letztmöglichen Bergstation vor dem Gipfel Gunting Lagadan, auf 3.323 Metern Höhe, hinauf. Es ist kühl und nebelig, die Steigung ist enorm und erstreckt sich steil über 95 Prozent des Weges. Meine Reisegruppe aus chinesischen Studenten und einem Engländer kommt bald an ihre konditionelle Grenze, der Bergführer schickt mich allein voraus. Die Infrastruktur für die Kletterer ist sehr gut. Alle zwei Kilometer gibt es eine überdachte Schutzhütte mit Trinkwasserbehältern. Ich schleppe auf Empfehlung meine eigenen sechs Liter hinauf, da infolge der geringen Regenfälle nur wenig Wasser in den Tanks vorrätig ist. Erschöpft und etwas fröstelnd komme ich mit meinen kaputtgelatschten Bergschuhen, nach sechs Kilometern und 1.800 Höhenmetern, gegen 13 Uhr in Gunting Lagadan an. Ich bin einer der Ersten dort, es ist furchtbar kalt, die Wolkendecke ist dicht, ich koche mir heißen Tee und warte auf die Ankunft meiner Kraxelgruppe. Der Bergführer kommt gegen 17 Uhr an und erzählt mir, er habe die anderen mit Muskelkrämpfen auf dem Weg verlassen, da er hungrig sei und die Jungs noch ewig bräuchten. Ich mache wütend meine Ausrüstung fertig und steige mit einem anderen Chinesen wieder hinab, um die zurückgebliebenen Kameraden einzusammeln. Wir finden sie auch bald und bringen sie zur Berghütte. Für sie ist dort Endstation, wenigstens haben sie es warm, sie haben einen Platz in einer der raren beheizten Hütten bekommen. Unser englischer Kamerad ist etwas höhenkrank. Nach einigen wenigen Stunden Schlaf breche ich, nach einem kurzen Frühstück gegen drei Uhr zum Gipfelsturm auf. Auf den charakterlosen Bergführer mag ich mich nicht verlassen. Einen Kilometer geht es über Leitern und Seile, vorbei an der schier endlosen Kette leuchtender Taschenlampen bis ich das vegetationslose Granitplateau mit seinen steilen Klippen und schroffen Spalten erreiche. Von hier sind es noch drei Kilometer bis zur Spitze. Hier geben meine Stiefel endgültig auf und ich reiße mir die Sohle ab und laufe auf dem Innenschuh weiter. Kurz vorm Gipfel kommen mir Zweifel, ob ich es bis zum Sonnenaufgang schaffen werde, immer wieder rutsche ich von den nassen Seilen ab und lande in irgendwelchen Wasserlöchern, die bei der Dunkelheit nicht auszumachen sind. Das letzte Stück geht es fast senkrecht hinauf. Als Achter komme ich um 4.50 Uhr, nur wenige Minuten vor Sonnenaufgang, am Low s Peak 3, dem höchsten Punkt Südostasiens auf 4.100 Metern an. Ich bleibe eine Stunde, genieße den Blick vom Dach Südostasiens über Borneo bis hin zum Meer. Bevor die Finger und Knochen froststeif werden, breche ich wieder auf und jage in halsbrecherischen vier Stunden die neun Kilometer hinab über das Plateau und durch die Märchenwälder, zurück zur Talstation, bevor die Wolken wieder zuziehen. Ein weiterer lang gehegter Traum ist erfüllt [...] Auszug aus dem Reisetagebuch, Mai 2005 1) Feuer, Feuer! 2) Berg Kinabalu, auch Kinabala genannt, heiliger Ort der Toten im Glauben der Kadazan-Dusun. 3) Benannt nach dem Erstbesteiger Sir Hugh Low 1851, britischer Verwalter Westmalaysias ab 1877.

Seite 18 2. Passauer Südostasien-Symposium Berufseinstieg bei der GTZ Gerrit Plum hat in Passau Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien mit Schwerpunkt Südostasien studiert und ist inzwischen Projektmanager im Bereich International Services der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH in Eschborn bei Frankfurt. Als Dienstleister im Bereich Entwicklungszusammenarbeit führt GTZ International Services Projekte für internationale Kunden wie die Europäische Kommission, die Vereinten Nationen, die Weltbank, Regierungen anderer Länder und privatwirtschaftliche Unternehmen durch. Gerrit, seit über einem Jahr arbeitest Du jetzt fest bei der GTZ. War der Berufseinstieg eine stressige Zeit? Stressig war es schon, aber ich habe den Einstieg nicht als Belastung, sondern als eine ziemlich reizvolle Herausforderung empfunden. Allerdings verlief das bei mir nicht gerade typisch: Während des Studiums habe ich dreimal ein Praktikum in dieser Abteilung gemacht und auch während der Semester für sie gearbeitet. So kannte ich den Hintergrund natürlich schon. Der Einstieg verlief dann fließend: Zunächst mit einer halben Stelle neben dem Philo-Diplom. Was sind momentan Deine Aufgaben? Unsere Abteilung ist für den Vertrieb der Dienstleistungen der GTZ zuständig, also für die Akquisition neuer Aufträge von EU, Weltbank usw. Wir reagieren auf Ausschreibungen oder versuchen durch persönliche Kontakte unseres weltweiten Netzwerks, an Aufträge heranzukommen. Wir verkaufen eine Dienstleistung, nämlich die Konzeptionierung und Implementierung von Entwicklungsprojekten sowie allgemein Beratungsleistungen im Bereich der internationalen Zusammenarbeit. Unser Angebot deckt sämtliche Sektoren ab, so haben wir schon unterschiedliche Dinge gemacht wie Beratungen für Chinas WTO-Beitritt, Infrastrukturplanung in Tsunamigebieten, die komplette Logistik rund um die beiden Loya Jirgas in Afghanistan, Ausbildung von Facharbeitern für die Automobilindustrie in China, Unterstützung der Dezentralisierung in Indonesien, Steuerreformen in Südamerika, Veterinärdienste in Afrika, usw. Passend zu meinem Studium bin ich in dieser Abteilung für Südostasien zuständig. Was reizt Dich an dieser Arbeit am meisten? Mir gefällt die Kombination: In unserer Abteilung arbeiten wir als Manager, wir wollen also als Dienstleistungsanbieter auf einem heiß umkämpften Markt ein Produkt verkaufen. Aber dieses Produkt ist nun mal kein Shampoo und kein Auto, sondern ein Entwicklungsprojekt, das irgendwann einmal, wenn wir es gut machen, ein paar Menschen ein bisschen helfen kann. Auf der einen Seite stehen also Wettbewerb, Kundenorientierung und Verkaufsstrategie, auf der anderen ein sozialer Anspruch. Welche Kenntnisse aus dem Kuwi-Studium sind dabei nützlich? Weil ich für Südostasien zuständig bin, bringen mir die Kulturraumkenntnisse in meinem jetzigen Job fast am meisten. Wenn ich zum Beispiel Projektvorschläge zu diesen Ländern bekomme, kann ich die Situation vor Ort und die Hintergründe gut einschätzen. Auch die Sprachkenntnisse sind wichtig, denn Englisch gehört zum Tagesgeschäft, und ohne Indonesisch-Kenntnisse wäre ich z.b. auf einer Dienstreise nach Aceh nicht klargekommen. Ein guter Sinn für Wirtschaft und Wirtschaftlichkeit ist natürlich auch gefragt. Von Kostenrechnung usw. sollte man schon einmal etwas gehört haben. Manchmal würde ich mir wünschen, da wäre noch mehr hängen geblieben. Auch Politik und Geographie zu belegen ist jedem Kuwi zu empfehlen, der sich für Entwicklungszusammenarbeit interessiert. Wie schätzt Du die Qualifikation der Kuwis für die Entwicklungszusammenarbeit ein? Wir sind eindeutig Generalisten, also gut im multidisziplinären Arbeiten und im schnellen Einarbeiten in neue Bereiche. Allerdings ist es für Kuwis schwer, sich in einem speziellen Fachgebiet zu behaupten. Schwierig wird das z.b. bei Themen wie Energie, Dezentralisierung, Gesundheitswesen, Umwelt, usw. Ich kenne aber einige Beispiele, wo das geklappt hat, z.b. durch Fortbildungen, Praktika, hilfreiche Netzwerke oder durch eine auf das Fachgebiet bezogene Diplomarbeit. Grundsätzlich denke ich, dass es immer darauf ankommt, dass man sein Können, seine Interessen und seine Erfahrungen gut verkaufen und begründen kann. Das gilt für Kuwis ganz besonders.

Seite 19 EZ klingt für viele Kuwis nach Traumberuf was sind dabei Deiner Meinung nach Illusionen und falsche Vorstellungen? Eine falsche Vorstellung hat, wer glaubt, in der EZ arbeiten nur Aktivisten und Gutmenschen. Natürlich gehört ein gewisser Idealismus dazu, der ist absolut notwendig und wird auch verlangt. Aber als Beispiel: Wir schreiben keine Briefe an nigerianische Politiker mit der Bitte, diesen Schriftsteller nicht hinzurichten oder jene Frau nicht zu steinigen. Wir haben sogar möglicherweise gerade einen Berater im dortigen Justizministerium sitzen, aber den können wir auch nicht mal eben ins Büro nebenan zum Minister schicken und ihn genau diese Bitte vortragen lassen. Dann kann der Mann noch am selben Abend seine Koffer packen. Stattdessen schaut sich die GTZ das Land an und sagt, Nigeria hat möglicherweise Schwierigkeiten mit seiner Rechtsstaatlichkeit, also schicken wir dort einen Berater hin, der an einer nachhaltigen Verbesserung mitwirkt. Briefe schreiben ist wichtig, aber das können andere viel besser. Die GTZ arbeitet auf einer anderen Ebene. Entsprechend sind hier diplomatische Köpfe gefragt, Fachleute und Manager, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und wissen, was sie tun. Was sind typische Organe der EZ, bei denen man sich als Kuwi bewerben kann? In Deutschland gibt es das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und viele verschiedene Durchführungsorganisationen. Dazu gehören staatliche Organisationen, z.b. die GTZ, ein Teil der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) und InWent, aber auch viele private, gemeinnützige bzw. kirchliche Organisationen. Zu den interessanten internationalen Arbeitgebern gehören sämtliche UN-Organisationen, die Weltbank und andere Entwicklungsbanken. Bei Interesse sollte man sich auf jeden Fall um ein Praktikum bewerben. Was denkst Du ist bei der Auswahl der Praktika am wichtigsten: Besser roter Faden im Lebenslauf oder ganz verschiedene Erfahrungen? Eine nachvollziehbare Entwicklung sollte im Lebenslauf schon zu erkennen sein. Dabei muss man ja nicht alle Erfahrungen in der gleichen Branche gesammelt haben. Hauptsache, man kann in Bewerbungen und in Vorstellungsgesprächen überzeugend begründen, warum man dieses oder jenes Praktikum gemacht hat und welche Vorteile man dadurch für die gerade angestrebte Stelle mitbringt. Was hast Du noch für Tipps für eine Bewerbung in der EZ? Das wichtigste ist, dass man immer ganz genau erklären kann, warum einen etwas interessiert und warum man etwas gemacht hat. Warum reizt mich die EZ so sehr? Bitte keine Floskeln und Standard-Formulierungen, sondern eher persönliche Begründungen. Ruhig auch Reisen erwähnen, bei denen man Entwicklungsländer kennen gelernt hat. Aber auch kein Larifari. Es ist einfach wichtig darzustellen, dass man weiß, worauf man sich einlässt und worum es dort geht. Jede Bewerbung muss Selbstbewusstsein ausstrahlen. Der Gesamteindruck ist wichtig. Was sind bei Dir die nächsten beruflichen Ziele? Bei mir stellt sich die Frage, ob ich langfristig in einem bestimmten Fachbereich Fuß fassen oder auf der allgemeinen Management-Ebene bleiben will. Interessieren würden mich politikwissenschaftlich Themen, oder auch das Thema Berufsausbildung in Entwicklungsländern. Auch die EZ zu verlassen und in die Privatwirtschaft zu gehen ist nach wie vor eine Option. Als Weiterbildung kommt vielleicht irgendwann mal ein Masterstudiengang in Frage. Die Möglichkeiten sind also vielfältig. Hand aufs Herz, was macht mehr Spaß studieren oder arbeiten? Im Moment: arbeiten! Ein festes, regelmäßiges Gehalt ist schon etwas Tolles, das einen von vielen alltäglichen Sorgen befreit. Das genieße ich momentan sehr. Und am Feierabend und am Wochenende ist, bis auf Ausnahmen, wirklich frei. Und es werden nie wieder Klausuren kommen, das ist schon ein tolles Gefühl. Interview: Anne Wolf Neugierig auf Entwicklungszusammenarbeit? GTZ International Services sucht Praktikanten ab August 2006. Interessenten können sich bei Gerrit Plum (Gerrit.Plum@ gtz.de) melden. Weitere Infos: www.gtz.de/international-services

Seite 20 2. Passauer Südostasien-Symposium Viel Spaß beim Symposium wünschen Euch: Lehrstühle für Südostasienkunde I & II an der Universität Passau ITZ/ International House Innstraße 43 94032 Passau Tel. 0851/509 2741, 0851/509 2941 PSOA Projekt Südostasien (studentische Hochschulgruppe) info@psoa.de Treffen: jeden Mittwoch um 20 Uhr in der GMOA (NK Innenhof) Herzlich willkommen! Redaktion und Layout: Anne Wolf, Carolin Reintjes