Kormorane in der Fußacher Bucht Bisheriger Kenntnisstand, Auswirkungen auf Fische und Fischerei, Maßnahmenvorschläge Juli 2005 Expertise im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung Peter Rey Andreas Becker
Ein neuer Anlauf zur Problemlösung Bildung einer neuen, kompromissfähigen Arbeitsgruppe Hinzuziehen externer Sachverständiger Neubewertung vorhandener und neuer Informationen Konsenssuche, Kompromisse, Ausarbeitung gemeinsamer Maßnahmenvorschläge Entgegen ursprünglicher Planung war es leider nicht möglich, eine(n) unabhängige(n) ornithologische(n) Sachverständige(n) für die Mitarbeit an der Expertise zu gewinnen!
Was beinhaltet die Expertise? Analyse der vorliegenden Studien und Daten neue Beobachtungen Recherchen (Literatur, Internet, Interviews) Maßnahmenvorschläge Feed-back und Diskussionen innerhalb der Arbeitsgruppe
Vorgehen bei der Expertise Strukturiert durch 43 Fragen Zur Beantwortung der Fragen wurden die bisherigen Informationen nach Datenqualität bewertet: 1. Annahmen 2. Beobachtungen 3. Indizien 4. Beweise Aussagekraft
Kormorane in der Fußacher Bucht Ausgewählte Aspekte der Expertise
Möglicherweise kontroverse Schutzziele EU-Vogelschutzrichtlinie macht generelle Vorgaben Kormoran als gefährdeter Brutgast in Vorarlberg Brutkolonie muss erhalten bleiben Bedeutendes Flachwasserlaichgebiet am Bodensee keine Fischart darf in ihrem Bestand gefährdet werden Schutz der Fischpopulationen angrenzender Flachwasserbereiche und der Gewässer im Hinterland
Wo leben die Kormorane?
Wo leben die Kormorane? Schlafbäume und Brutbäume im selben Gebiet Jagdgebiet z.t. in der Bucht
Wie viele Kormorane leben in der Bucht? Zunahme der nächtigenden Vögel seit etwa Ende der 80er Zunächst höchste Bestandszahlen in Herbst und Winter, zeitweise über 900 Durchzügler Winterbestand seit etwa Ende 90er ungefähr gleichbleibend Bis 2002 nur sehr wenige übersommernde Vögel Brutkolonie seit 2001 / Tendenz (Nesterzahl) steigend Sommerbestand rasch zunehmend Saisonal verbleibende Vögel (Stand 2004): Winter: ca. 200 Kormorane; Sommer: ca. 330 Kormorane
Wie viele Kormorane leben in der Bucht? Kormoran-Brutpaare 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Zahl der Übersommerer 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Wie viele Fische fressen die Kormorane? Kormorane der Bucht benötigen ca. 75 t Fisch pro Jahr Anteil der in der Bucht entnommenen Fische ist unklar (1 t/a??) Artenzusammensetzung der Kormoranbeute ist unklar Hohe Schädigungsrate am Trappnetz-Fischfang (bis >> 30 %) Abklärungsbedarf!
Wer frisst (fängt) sonst noch Fische?
Welche Fische fressen die Kormorane? Bevorzugtes Größenspektrum > 10 < 35 cm
Wo fressen die Kormorane?
0 5 10 km Kormorane in der Fußacher Bucht Risikokarte: die wichtigsten Gewässer/Gewässerbereiche am See und in seinem Hinterland sind von Kormoranen erreichbar 15 km lokaler Nahrungsmangel kann innerhalb der Aktionsradien kompensiert werden Auf die Fische wirken zu unterschiedlichen Jahreszeiten unterschiedliche Formen von Fraßdruck durch Kormorane
Gefährdungspotenziale Ein Gefährdungspotenzial besteht im Winter/Frühjahr vor allem für die Laichschwärme der Äschen in den Bodenseeund Rheinzuflüssen der Talebenen. Durch die rapide Vergrößerung der Zahl übersommernder Kormorane (Brutkolonie & Zuzügler) ist eine neue ökologische Situation entstanden. Ein neues Gefährdungspotenzial besteht im Sommerhalbjahr vor allem für die sich lokal sammelnden Laichschwärme warmwasser- und flachwasserlaichender Fischarten. Diese Gefährdungspotenziale können sich mit einem höheren Anteil am See geborener/lebender Vögel vergrößern (Lerneffekte?!)
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse: Durch die Kormorane der Fußacher Bucht entsteht an der Trappnetzfischerei ein erheblicher fischereilicher Schaden Ein fischökologischer Schaden (Schaden am Fischbestand) konnte für die Fußacher Bucht bis 2004 nicht nachgewiesen werden Durch die Kormoran-Brutkolonie der Fußacher Bucht (zusammen mit Zuzüglern) wächst die Zahl saisonal verbleibender Vögel rasch an. Für die Fischzönosen des Bodensees und seines Hinterlandes bedeutet dies eine neue ökologische Situation. Proportional zur wachsenden Zahl saisonal in der Fußacher Bucht verbleibender Kormorane steigt auch das Gefährdungspotenzial für die Populationen einzelner Fischarten an (Sommer: Warmwasserlaicher; Frühjahr: Äschen)
Zusammenfassung der wichtigsten Empfehlungen: Es wird empfohlen unter Berufung auf das Vorsorgeprinzip Regulierungsmaßnahmen am Kormoranbestand der Fußacher Bucht durchzuführen Die Maßnahmen sollen dazu führen, die Reproduktionsrate der Kormorane in der Fußacher Bucht deutlich zu senken, damit die Zahl der saisonal verbleibenden Vögel abnimmt oder zumindest nicht über derjenigen des Jahres 2004 liegt Es wird empfohlen, zunächst indirekt einzugreifen und die Zahl geeigneter Brut- und Schlafbäumen erheblich zu reduzieren Scheitern indirekte Eingriffe, so sollten auch direkte Maßnahmen zur Bestandsregulierung möglich sein. Dabei sind geltende Richtlinie und Regelungen im NSG Rheindelta einzuhalten
Zusammenfassung der wichtigsten Empfehlungen: Darüber hinaus werden Verbesserungsmaßnahmen an den Gewässern empfohlen, die dazu beitragen können, das von Kormoranen ausgehende Gefährdungspotenzial für die Fischzönosen zu verringern. Hierzu gehören: Die Weiterführung nachhaltiger Verbesserung der Strukturgüte in degradierten Gewässern des Hinterlandes (v.a. Alpenrheintal) Belassen gefällter Bäume als strukturierende Totholzelemente in den Uferbereichen der Fußacher Bucht und anderer Flachwasserzonen
Herzlichen Dank an die begleitende Arbeitsgruppe: Benno Wagner, Amt der Vorarlberger Landesregierung (Vorsitz) Alwin Schönenberger, Vertreter Naturschutz Walter Niederer, Vertreter Naturschutz Martin Gugele, Vertreter Fischerei Sigmar Schneider, Vertreter Fischerei