Aktiv für Klimaschutz



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Transkript:

Aktiv für Klimaschutz Was Kirchengemeinden tun können Energie sparen Kosten senken Mit einem Vorwort von Landesbischof Frank Otfried July

2 Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort des Landesbischofs Hintergründe Grundlagen 4 Klimawandel, oder»ist es wirklich so schlimm, wenn in Württemberg Palmen wachsen?«6 Energiesparen Gut fürs Klima und für die Finanzen 7 Landeskirchliche Beschlüsse zum Klimaschutz Klimaschutz mit System 8 Stufe 1: Verbrauchserfassung 9 Stufe 2: Energiemanagement 10 Energiemanagement praktisch: Gebäudebegehung 12 Ein Jahr Erfahrung in Plieningen 13 Stufe 3: Umweltmanagement: Der Grüne Gockel 15 Stufe 4: Nachhaltigkeitsmanagement Handlungsmöglichkeiten und Informationen 16 Energieeffizienz von Gebäuden: Der Energieausweis 17 Heizen und Lüften von Kirchen 18 Im Winter bleibt die Kirche kalt Ein Beispiel aus Remseck-Hochberg 19 Erneuerbare Energien in Kirchengemeinden 19 Heizen mit Holzpellets 21 Solaranlagen und Umweltwärmeheizungen 22 Energiepolitik mit der Steckdose 24 Energiesparende Kirchenbezirke 25 Appell der Klima-Allianz 26 Weltklimarat Appell an die Politik 27 Gottesdienstentwurf: Energie zum Leben 29 Umweltarbeit als Teil des Gemeindelebens: Ein Beispiel aus Ludwigsburg 30 Mobilität 31 Ernährung Impressum: Herausgegeben vom Umweltbeauftragten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Januar 2008. Redaktion: Dr. Hans-Hermann Böhm, Benedikt Osiw Herstellung: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen/Erms Leibfarth & Schwarz, Dettingen/Erms Fotos und Illustrationen: www.littleart.de (Titel,18o), Gerhard Radunz (3), Hans-Hermann Böhm (4li), Helmut Stiebling (4u), Albrecht Arnold (9, 17, 19o, 31li, 32), Pfarramt Remseck-Hochberg (18u), EnergieAgentur NRW (19u), Edith Klitzner (21o), Bundesverband WärmePumpe (BWP) e.v. (21u), www.elk-wue.de (25), www.moa-nagoldtal.de (30), zugerli@pixelio.de (31o), Archiv Broschüre gedruckt auf 115 g/qm Recyclingpapier Envirostar Informationen und Bestellungen: Büro des Umweltbeauftragten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Gymnasiumstraße 36, 70174 Stuttgart, Telefon 0711/2068-196, Fax 0711/2149-9800, E-Mail: umwelt@elk-wue.de, Internet: www.gemeindedienst.de/umwelt

Klimaschutz und Energiesparen 3 Liebe Leserin, lieber Leser, das Weltklima verändert sich schneller als gedacht. Ursache dafür sind so sagen es uns die Fachleute und der Weltklimarat zum großen Teil die»treibhausgase«aus der Verbrennung fossiler Vorräte. Die meisten Treibhausgase werden in wohlhabenden Ländern ausgestoßen. So»produziert«zum Beispiel jeder Deutsche im Durchschnitt mehr als doppelt so viel Kohlendioxid wie der weltweite Durchschnitt. Die Konsequenzen unseres heutigen Verhaltens werden vor allem die nächsten Generationen und viele Länder des Südens zu spüren bekommen. Frank Otfried July Landesbischof Auch Pflanzen- und Tierarten, die sich nicht an die schnelle Veränderung ihrer Lebensräume anpassen können, sind durch die neuen Bedingungen vom Aussterben bedroht. Dazu gehören zum Beispiel die Korallenriffe, die schwer mit der Erwärmung der Meere zu kämpfen haben. Mit ihnen sterben ganze Ökosysteme. Als Christen müssen wir angesichts der gewaltigen Herausforderung nicht resignieren. Der schöne Liedvers»Gott hält die ganze Welt in seiner Hand«gilt auch in Zeiten des Klimawandels. Dieses Wissen kann uns die lähmende Angst vor der Zukunft nehmen und uns zu verantwortlichem Handeln befreien. Wir wollen uns darum für Gottes Schöpfung und für eine gerechtere Welt engagieren. Viele Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen setzen sich jetzt schon aktiv für einen energiebewussten und zukunftsfähigen Lebensstil ein. Das reicht von zahlreichen Einzelmaßnahmen bis hin zum umfassenden Umweltmanagement. In diesen Initiativen engagieren sich viele Ehrenamtliche, denen ich an dieser Stelle ausdrücklich danke. Die Landessynode hat im Herbst 2007 mit einem einstimmigen Beschluss den Oberkirchenrat gebeten, aktiv zum Klimaschutz beizutragen und entsprechende Maßnahmen zu fördern. Ziel ist es, den Energieverbrauch durch Energiemanagement zu senken, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen und im Bildungsbereich die Notwendigkeit und Möglichkeiten des Klimaschutzes darzustellen. Gemeinsam stehen wir vor dieser großen Herausforderung und gemeinsam wollen wir konkrete Zeichen der Hoffnung setzen. Dazu lade ich ein. Ihr Frank Otfried July Landesbischof

4 Klimawandel, oder»ist es wirklich so schlimm, Ein Gespräch mit dem Umweltbeauftragten der Evangelischen Landeskirche, Dr. Hans-Hermann Böhm. Das Interview führte Pfarrer Andreas Weidle, Göppingen Dr. Hans-Hermann Böhm, seit Jahren umweltfreundlich unterwegs Ein zu warmer Winter, ein heißer Sommer und Sturm mit Folgeschäden gab es das alles nicht schon immer? Es gab immer schon Eiszeiten und Wärmeperioden. Aber: In den letzten zehn Jahren hatten wir die wärmsten Sommer seit 100 Jahren. Die Entwicklung geht also schneller als gedacht in eine Richtung, die mehr als problematisch ist. Wenn die Erwärmung ungebremst so weitergeht, dann wird es in den nächsten 100 Jahren 4 bis 5 Grad im Jahresdurchschitt wärmer. Das heißt: Wir rasen»mit Vollgas ins Treibhaus«. Was sind die Folgen des Klimawandels? Heißt die Alternative Toskana an der Fils, oder Katastrophe am Neckar? Wir werden die Folgen spüren und spüren sie zum Teil heute schon. Begriffe wie»orkan«oder»starkregen«, heute gängig in unserem Wetterbericht, kannten wir doch vor Jahren in unserer Region nicht. Insgesamt sind die Folgen der Erwärmung regional verschieden. In unseren Mittelgebirgsbreiten geht es in der Tat eher in Richtung»Toskana«. Wir profitieren auch von der Erwärmung: Wein z. B. kann bald noch viel weiter nördlich angebaut werden. Aber auch die Malaria kann wieder in Deutschland Einzug halten. Die Kehrseiten sind dramatisch: Abschmelzen der Gletscher- und Polarregionen, dadurch Erhöhung des Meeresspiegels und Überschwemmung an den Küstenregionen, aber auch Abrutschen von Berghängen. Die Stürme über Deutschland nehmen zu. Wir erleben das ja alles schon. Der»Klimawandel«steht also nicht nur vor der Tür, sondern ist schon einen Schritt weiter. Welche Bausteine unterstützen diese Entwicklung? Hauptursache ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Dadurch wird der CO 2 -Gehalt (Kohlendioxyd) in der Luft erhöht. In der Atmosphäre wirkt das CO 2 wie ein Treibhausdach über unserer Erde. Folge: Die Wärme bleibt unter diesem Dach zurück, wird zurückgestrahlt auf die Erde und es wird wärmer. Das ist der berühmte Treibhauseffekt. Wenn durch diese Wärme Frostböden auftauen, die seither permanent gefroren waren, dann wird das in ihnen enthaltene Methan frei und dieses Methan verstärkt den Treibhauseffekt noch. Es werden also indirekt weitere Prozesse in Gang gesetzt. Können Sie noch ruhig schlafen? Was macht Ihnen am meisten Sorgen, wenn Sie an die Welt denken, in die Ihre Enkelkinder hineinwachsen? Manchmal werden die Nächte schon kurz! Aber ich will auf Gottes Zusage bauen: Er will diese Erde erhalten und wir sind mitverantwortlich, dass die Erde bewohnbar bleibt. In dieser Spannung leben wir Christen, zwischen der Verheißung und der Verantwortung. Was mir schon Sorge macht, ist die Verschleierungstaktik der Interessenverbände. Jeder will eben für seinen Markt ein günstiges»klima«bekommen, sei es die Erdöl- oder die Automobilindustrie. Aber die Sorge um das Erdklima und um

wenn in Württemberg Palmen wachsen?«5 die Schöpfung wird hintan gestellt. Und was mir auch zu schaffen macht, ist die folgenlose Betroffenheit vieler Menschen. Man weiß, dass vieles zu ändern wäre und tut es doch nicht. Umkehr ist angesagt. Wir müssen neu über das Leben und unser Handeln nachdenken. Ich möchte gerne zu einem neuen Lebensstil einladen. Klimawandel Wissenschaftler fordern die Politiker zum Handeln auf. Nur eine Frage nach der richtigen Politik? Was tut ein»umweltbeauftragter«einer Landeskirche in dieser Situation? Auch wir appellieren an die Politiker, haben deshalb ein Umweltnetzwerk der Kirchen in Europa gegründet und führen zum Beispiel in diesem Jahr ein Gespräch mit dem Umweltminister in Berlin. Unser Bemühen geht nach außen, aber auch nach innen. In den Kirchengemeinden möchten wir das Energieund Umweltmanagement voranbringen. Die Kirchengemeinden geben über 10 Millionen Euro pro Jahr für Energie aus. Dieser Posten lässt sich mindestens um 5 bis 10 Prozent reduzieren. Das tut dem Geldbeutel, aber auch dem Klima gut. Wir bieten dazu Information, Schulung und Beratung an. Welche»Muntermacher«zur Bewahrung der Schöpfung würden Sie einer Kirchengemeinde ins Stammbuch schreiben? Ich empfehle, schlicht die Energieumsätze einmal aufzuschreiben und auch bekannt zu geben: Was kostet es, eine Kirche für den Gottesdienst zu beheizen? Dann merken wir: Es geht nicht nur um die bösen Geländewagenfahrer wir selbst sind Teil dieser Entwicklung! Gut ist es, wenn in jeder Gemeinde ein Umweltteam berufen werden könnte. Menschen, die dann auch dafür sorgen, dass die Nutzung einer Kirche oder eines Gemeindehauses mit der Steuerung der Heizung übereinstimmt. Es sind kleine Schritte, die am Ende viel bewirken können. Und der einzelne Christenmensch? Was können wir tun? Rollschuhfahren statt Auto, Urlaub im heimischen Garten statt in Südspanien? Warum nicht vom Auto aufs Rad umsteigen. Man tut sich und seiner Gesundheit, aber auch der Umwelt einen guten Dienst. Im Übrigen sinkt der prozentuale CO 2 -Ausstoß in der Industrie seit Jahren, aber im Bereich Verkehr und Privathaushalte nimmt er zu. Da sind wir wieder beim Thema: Der Treibhauseffekt geht uns alle an. Wir sind das Thema. Also: Fahrrad statt Auto, im Bedarfsfall auch Öffentlicher Nahverkehr oder Carsharing. Jedes Jahr am dritten Sonntag im Juni feiern wir landesweit den autofreien Sonntag. Vielleicht gibt es ja auch ein Angebot in Ihrer Gemeinde, etwa in Zusammenarbeit mit Umweltverbänden. Das wäre ein Einstieg. Oder warum nicht Urlaub auf der Schwäbischen Alb? Teile des ehemaligen Truppenübungsplatzes in Münsingen sind wieder zum Wandern freigegeben. Dort können Sie Stille neu erleben. Oder Häuslesbauer können einiges tun: Wärmedämmung kostet zwar, schont aber langfristig den eigenen Geldbeutel und die Umwelt! Und auch unsere Ernährung hat mit dem Treibhauseffekt zu tun: Die Fleischproduktion kostet viel Energie. Also: Wer pflanzliche Nahrung aus der Region auf den Tisch bringt, spart CO 2 und tut sich etwas Gutes. Und zuletzt die Standby-Schaltungen unserer Geräte: Schalten Sie ein Gerät wieder ganz aus, wenn sie es nicht mehr brauchen, am besten über eine Steckerleiste mit Kippschalter. Auch hier kann man viel Geld und Energie sparen. Werden alle solche heimlichen Stromfresser abgeschaltet, kann ein Atomkraftwerk vom Netz gehen. Warum immer mit dem Flugzeug verreisen? Nahe gelegene Erholungsgebiete wie zum Beispiel die Schwäbischen Alb laden zum»energiesparenden«urlaub ein.

6 Energiesparen Gut fürs Klima und für die Finanzen Ein Beispiel aus der Gesamtkirchengemeinde Tübingen: Ohne Energiesparmaßnahmen hätten sich die Ausgaben für Wärme und Strom innerhalb von 15 Jahren verdoppelt. Prof Dr. Günther Mack:»Das wesentliche Motiv für den Beginn des Programms war, dass seit Anfang der 1990er-Jahre ein starkes Bewusstsein für die Klimaproblematik bestand und dass dies im Rahmen des Konziliaren Prozesses»Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung«als wichtiges Anliegen der Kirche aufzunehmen war. Zum anderen war aber auch absehbar, dass die Energiepreise langfristig erheblich ansteigen und den kirchlichen Haushalt zunehmend belasten oder gar überfordern würden.«die Energiekosten steigen ständig. Welche Dimensionen das auch bei Kirchengemeinden erreicht, zeigt das Beispiel der Gesamtkirchengemeinde Tübingen. Seit über 10 Jahren läuft dort das Projekt Energiemanagement. Alle sieben Kirchengemeinden und das Haus der Evangelischen Studierendengemeinde, das Schlatterhaus, sind mit insgesamt 36 Verbrauchern einbezogen. Bei diesem Programm wurden die Gebäudedaten, die Energieverbräuche und -kosten erfasst und analysiert. Darauf aufbauend wurde das Nutzerverhalten verbessert und es wurden energierelevante Maßnahmen bei Beleuchtung, Gebäudetechnik und Baumaßnahmen durchgeführt. In der Grafik sind die Gesamtenergieverbräuche und Energiekosten von sieben Gebäuden dokumentiert. Es handelt sich dabei um ein Gemeindezentrum (Kirche und Gemeindehaus), eine Kirche,drei Gemeindehäuser, einen Kindergarten und das Schlatterhaus. Trotz aller Anstrengungen sind nur im Gemeindehaus der Eberhardskirche die Energiekosten seit 1992 gleich geblieben. Um das zu erreichen, kamen zu einem bewussten Nutzerverhalten intensive Sanierungsmaßnahmen: Die Fenster, das Dach und eine Außenwand wurden saniert und die Heizung wurde erneuert. Dadurch wurde der Heizenergieverbrauch auf 46 Prozent gesenkt. Insgesamt konnte der Gesamtenergieverbrauch dieser sieben Gebäude gegenüber dem Jahr 1992 um 37 Prozent gesenkt werden. Die Kosten gingen in dieser Zeit trotzdem um 22,5 Prozent nach oben. Würde heute noch genau so viel verbraucht wie 1992, dann müsste dafür fast doppelt so viel bezahlt werden. Die Mehrkosten allein für diese sieben Gebäude würden sich pro Jahr auf etwa 41 000 E belaufen. Die Verringerung des Energieverbrauchs um 37 Prozent ist im Ganzen zwar ermutigend, trotzdem konnte die Schere zwischen abnehmendem Verbrauch und steigenden Kosten nicht geschlossen werden. Dafür müssten in Zukunft Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion massiv verstärkt werden. Möglichkeiten dafür gibt es viele: Weitere Schulung und Motivation von hauptund ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie eine Stärkung von Kooperationen auf allen Ebenen. Sanierung weiterer Gebäude, einschließlich der Pfarrhäuser. Die Energiesparpotentiale liegen für nicht sanierte Altbauten nicht selten bei mindestens 50 bis 70 Prozent. Eine Voraussetzung wäre es, bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Baumaßnahmen nicht mit heutigen Energiepreisen zu rechnen. Diese Berechnungen sind durch Preisanstiege rasch überholt. Es ist ein spezifisches Anliegen der Kirche, ihr Bekenntnis zum Schöpfer und ihr Sorgen für kommende Generationen praktisch werden zu lassen. Wirtschaftliche Überlegungen haben unbestritten ihre Berechtigung, aber nicht den ersten Rang! Prof. Dr. Günther Mack, Tübingen Schere Verbrauch Kosten Sieben Objekte in der Evangelischen Kirchengemeinde Tübingen 1992 2006 1230 kwh/jahr 56 000 E/Jahr 69 000 E/Jahr +22,5% 790 kwh/jahr 37,2% 1992 1996 2000 2003 2006 Energieverbrauch aus Wärme und Elektro Kosten für Wärme und Elektro

Landeskirchliche Beschlüsse zum Klimaschutz 7 Schon 1994 hat die Evangelische Landeskirche in Württemberg die Verantwortung für Gottes Schöpfung in den»ökologischen Leitlinien«formuliert. In der 6. Leitlinie heißt es:»wir suchen bei allen Vorhaben die Wege, die die Umwelt am wenigsten belasten. Das heißt, wir streben Umweltbetriebsprüfungen, so genannte Öko-Audits an. Wir wollen den Energieverbrauch in den nächsten Jahren um 25 Prozent senken.«der Fonds zur Förderung energiesparender Maßnahmen vom Juli 1993 übernimmt Mehrkosten, die sich durch eine Verbesserung der Wärmedämmung oder durch den Einsatz emissionsgeminderter Wärmeerzeuger ergeben. Bei der Schöpfungssynode 1999 und bei der Sitzung am 25. November 2002 hat die Synode einstimmig beschlossen, ein Umweltmanagement flächendeckend für die Kirchengemeinden anzubieten. Seither haben mehr als 50 Kirchengemeinden das Zertifikat nach der Europäischen Umweltauditverordnung EMAS oder nach der kirchlichen Verordnung»Grüner Gockel«erhalten. Über 50 weitere Kirchengemeinden sind auf dem Weg. Im Herbst 2007 hat die Synode mit einem einstimmigen Beschluss einen weiteren Impuls für aktives Schöpfungshandeln gegeben: Der Oberkirchenrat wird gebeten, 1. aktiv zum Klimaschutz beizutragen und entsprechende Maßnahmen zu fördern, um den Energieverbrauch durch Energiemanagement zu senken den Anteil erneuerbarer Energien, vor allem im Wärmebereich, zu erhöhen im gesamten Bildungsbereich die Notwendigkeit und Möglichkeiten des Klimaschutzes darzustellen 2. die Kirchengemeinden und Einrichtungen bei Klimaschutz-Maßnahmen zu unterstützen, insbesondere bei der flächendeckenden Umsetzung des Energie- und Umweltmanagements in Einrichtungen und Gemeinden 3. zu prüfen, wie die Energie-Effizienz-Richtlinie für Gebäude der EU bzw. die deutsche Energieeinspar-Verordnung (EnEV 2007) zügig umgesetzt werden kann. Dabei ist zu klären, ob und ggf. wie der Energieausweis auf Bedarfsgrundlage auch für die Gebäude eingeführt werden kann, für die in den staatlichen Vorschriften keine Verpflichtung besteht, und welche Maßnahmen und Regelungen dazu erforderlich sind. Auch ist zu ermitteln, in welchem Umfang für die Einführung des Energieausweises den Kirchengemeinden und Kirchenbezirken zusätzliche Mittel zugewiesen werden können. Begründung 1. Der vom Menschen verursachte Anteil am Klimawandel schreitet rascher voran als angenommen. Die Bundesregierung hat beschlossen, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um 40% zu reduzieren. Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Huber, hat gefordert:»auch die Kirche muss aktiv werden«. 2. Die Klima-Allianz, ein Bündnis von Kirchen, Umweltverbänden und Eine-Welt-Organisationen, betont die besondere Verantwortung der Industrieländer und die notwendige Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels. 3. Die EU-Gebäuderichtlinie fordert von der öffentlichen Hand, in Sachen Energieausweis mit gutem Beispiel voran zu gehen. Darum muss zukünftig (ab dem 1. Juli 2009) in allen Gebäuden über 1000 m 2 Nettogrundfläche, in denen öffentliche Dienstleistungen erbracht werden und die darum häufig von der Bevölkerung aufgesucht werden, ein Energieausweis an einer gut sichtbaren Stelle ausgehängt werden. 4. Die vom Finanzausschuss vorgeschlagenen Mittel einer Sonderzuweisung von 10 Mio. können bei der Einführung des Energieausweises helfen und so dem Klimaschutz dienen. Der Entwurf für das Erneuerbare-Wärme-Gesetz der Landesregierung Baden-Württemberg hat zum Ziel, eine anteilige Nutzungspflicht für erneuerbare Wärmeenergie bei Wohngebäuden einzuführen. Dies fördert den Klimaschutz.» Die Landessynode möge beschließen: Der Ausgleichsstock für hilfsbedürftige Kirchengemeinden erhält eine Sonderzuweisung von 10 Millionen Euro. Damit soll innerhalb von fünf Jahren das Umweltmanagement der Kirchengemeinden deutlich spürbar unterstützt werden. Aus Antrag 17/07. Dieser Antrag ist an den Finanzausschuss verwiesen worden und soll in der 14. Synode weiterbehandelt werden. «

8 Klimaschutz mit System: Das Stufenmodell Um Klimaschutzmaßnahmen systematisch umzusetzen, wird allen Kirchengemeinden ein Stufenmodell angeboten. Die vier Stufen werden miteinander verknüpft. Bei einem Wechsel auf die höhere Stufe kann nahtlos mit den Ergebnissen der vorherigen Stufe weitergearbeitet werden. 1 2 3 4 Nachhaltigkeitsmanagement (EMAS Plus) Umweltmanagement Grüner Gockel bzw. EMAS Energiemanagement Erfassung des Energieverbrauchs Hier wird das Umweltmanagement um die soziale und ökonomische Dimension erweitert. Zusätzlich zu den Energiedaten werden auch andere umweltrelevante Daten erhoben. Es werden Wege gesucht, insgesamt umweltfreundlicher zu werden und andere anzuregen. Die Daten von Stufe 1 werden monatlich erfasst, es wird nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Ein Team ist verantwortlich und setzt Ziele. Die Strom-, Wärme- und Wasserverbrauchsdaten werden einmal im Jahr erfasst und übersichtlich dargestellt. Stufe1 Verbrauchserfassung Im Plan für Kirchliche Arbeit kann jede Kirchengemeinde erkennen, wie viel Geld sie für Strom und Wärme ausgibt. In einer Umweltbilanz können die Verbrauchsdaten am Computer zusammengefasst werden. Wenn aus den Strom- und Heizkosten- Rechnungen die Beträge in den Haushalt eingetragen werden, öffnet sich zusätzlich ein Feld, in das die Menge an Strom, Gas oder Pellets eingegeben werden kann. Aus diesen Daten wird für jede Kirchengemeinde eine Umweltbilanz erstellt. So kann man auf einen Blick erkennen, wie viel die Kirchengemeinde verbraucht, welche Kosten anfallen und wie hoch der jährliche CO 2 -Ausstoß ist, den die Kirchengemeinde zu verantworten hat. In dieser Auswertung kann auch die Entwicklung über mehrere Jahre verglichen werden. Diese Daten werden für jede Verwaltungsstelle zusammengefasst. So kann für jeden Kirchenbezirk und für die gesamte Landeskirche berechnet werden, wie sich die Energiekosten, der Energieverbrauch und damit der CO 2 -Ausstoß entwickeln. Musterumweltbilanz einer Kirchengemeinde, die im Jahr 2008 ihren Ölkessel gegen eine moderne Holzpelletanlage austauscht und 2009 den Stromanbieter wechselt. CO 2 -Ausstoß drastisch reduziert

9 Stufe 2 Energiemanagement An den Energiedaten, die von der Kirchenpflege erfasst werden, kann eine Kirchengemeinde oder Einrichtung erkennen, welche Summen für Wärme und Strom ausgegeben werden. Auch wird aufgezeigt, für wie viel Umweltbelastung sie verantwortlich ist. Für konkrete Verbesserungsmaßnahmen müssen diese Daten aber in Maßnahmen umgesetzt werden. Deshalb empfiehlt es sich, ein Energiemanagement einzuführen. Es besteht aus folgenden Teilen: 1. Bildung eines Energie-Teams Energiemanagement bedeutet, dass regelmäßig Daten erfasst und geprüft werden. In einer Kirchengemeinde ist es unerlässlich, dass Gemeindeleitung, Verwaltung und der/die Zuständige für die Gebäude in diesem Bereich gut zusammenarbeiten. Deshalb empfiehlt es sich, ein Team zu bilden, zu dem optimalerweise ein Mitglied aus dem KGR-Bauausschuss, die Kirchenpflegerin und der Hausmeister oder Mesner gehört. Sehr wertvoll ist auch die Mitarbeit von fachlich versierten Ehrenamtlichen. Der zeitliche Aufwand ist nicht hoch, besonders wenn alle Energiedaten einmal erfasst sind. Trotzdem ist zu beachten, dass die Mitarbeit im Energie-Team zu den dienstlichen Aufgaben der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehört. Eventuelle Mehrausgaben bei den Personalkosten werden durch geringere Energiekosten mehr als ausgeglichen. 2. Schulung In den Kirchenbezirken werden im Zeitraum von 2008 bis 2010 kostenlose Energiemanagement- Schulungen angeboten. Inhalte dieser Schulung sind: Energiebestandsaufnahme: Wie viel Energie verbraucht die Kirchengemeinde, und wofür? Energiesparmaßnahmen: Sinnvolle Maßnahmen erkennen und umsetzen Anlagenüberwachung: Was ist zu beachten, was kann optimiert werden Gebäudebegehung 3. Anlegen eines Energieordners In diesem Ordner kommen: Verbrauchsdaten alle Energie- und Wärme-Rechnungen Checklisten Wartungsprotokolle der Heizanlage Bedienungsanleitungen Temperatur in o C 22 21 20 19 19 17 16 15 14 13 12 11 10 98 7 6 5 4 3 2 1 0-1 -0,5 Zeit in Stunden 4. Monatliche Erfassung der Verbrauchsdaten Um den Energieverbrauch zu senken, empfiehlt es sich, die Energiedaten monatlich abzulesen. 5. Externe Beratung 0 0,5 Wenn der Bedarf gesehen wird, können externe Berater/innen angefragt werden. In der Regel übernimmt solche Beratungstermine der Energieberater der Landeskirche (Anschrift siehe Seite 16). 6. Regelmäßiger Bericht im KGR Ein komplettes Paket mit allen Hilfsmitteln, um ein kirchliches Energiemanagement durchzuführen, steht voraussichtlich ab Mitte 2008 zur Verfügung. Welche Maßnahmen durchgeführt werden können, zeigt das Beispiel aus Stuttgart-Plieningen auf Seite 12. Informationen bei: Wilhelm Keßler, wilhelm.kessler@elk-wue.de, Helga Baur, helga.baur@elk-wue.de, Benedikt Osiw, benedikt.osiw@elk-wue.de 1 1,5 Beheizung der Kirche 2 2,5 3 3,5 Lufttemp. am Beispiel 0 o C 4 4,5 5 5,5 Wandtemp. 6 6,5 7 7,5 Fußbodentemp. Wissen lohnt sich: Wenn man z. B. weiß, wie sich eine Kirche aufheizt, kann man die Heizung zum optimalen Zeitpunkt einschalten. Die verschiedenfarbigen Kurven zeigen das Aufheizverhalten einer Kirche mit Elektrodirektheizung. Innerhalb der ersten Stunde erwärmt sich die Raumluft um ca. 8 o C. Danach fließt die zugeführte Heizenergie nahezu vollständig ab, ohne die Behaglichkeit nennenswert zu erhöhen. Aus: Energetische Feinanalyse für 49 kirchliche Gebäude des Kirchenbezirks Backnang, Bauphysik 5, 2006 8

10 Energiemanagement praktisch: Energetische Gebäudebegehung Wenn sich ein Energieteam gebildet hat, empfiehlt sich eine Gebäudebegehung nach Energiegesichtspunkten. Viele Schwachstellen sind mit bloßem Auge zu erkennen. Zur Dokumentation kann folgende Tabelle helfen: Gebäude: Datum, Uhrzeit: Durchgeführt von: Heizung Handlungsbedarf ja nein Anmerkungen Tipps Liegt das Protokoll des Kaminfegers vor sind dort Hinweise zum Zustand der Heizungsanlage enthalten? Wird die Heizung regelmäßig gewartet? Wartungsvertrag oder regelmäßige Beauftragung Sind die Heizzeiten den Nutzungszeiten angepasst? Nacht-, Wochenendabsenkung und Ferienschaltung nutzen Sind die Heizungspumpen regelbar? Laufen die Heizungspumpen auf höchster Stufe, ist das notwendig? Alte Pumpen durch geregelte Pumpen ersetzen Wird die Umwälzpumpe für Warmwasser über eine Zeitschaltuhr geregelt? Lassen sich die Heizung bzw. einzelne Schaltkreise im Sommer ganz abschalten? Haben alle Heizkörper ein Thermostatventil? Werden die Thermostatventile richtig bedient? Einfache Anleitungen in den Räumen anbringen Gibt es eine Raumtemperaturregelung über einen Raumfühler? Wo wird dieser ggf. bedient? Gibt es»gebäudelöcher«(z.b. dauergekippte Fenster oder eine defekte Abzugsklappe in der Küche)? Werden Fenster gekippt, obwohl die Heizung läuft? Stehen Türen zwischen höher und niedriger beheizten Räumen offen? Sind Heizkörper durch Mobiliar oder Abdeckungen verstellt? Hier ist zwischen Konvektoren und Radiatoren zu unterscheiden. Konvektoren brauchen eine vordere Abdeckung Sind Heizungen in ungenutzten Räumen an? Heizkörper so oft wie möglich abschalten. Frostschäden müssen aber vermieden werden Sonderfall Kirchenheizung Was für eine Heizsystem ist installiert? Wird der Raum beheizt oder im Bereich der Besucher temperiert? Ist bekannt, wie lange die Heizung laufen muss, um die notwendige Temperatur zu erzielen? Kann man einzelne Bereiche der Kirche ungeheizt lassen, wenn wenige Besucher kommen (z.b. Empore) Ist nur begrenzt möglich (Siehe Text: Heizen und Lüften von Kirchen, S.17) Kann man Veranstaltungen von der Kirche ins Gemeindehaus verlegen?

11 Gebäude: Datum, Uhrzeit: Durchgeführt von: Elektrische Geräte Handlungsbedarf ja nein Anmerkungen Tipps Sind Elektrogeräte dauernd in Bereitschaft? (z.b. Bürogeräte, Stereo-Anlage, Kaffeemaschine, Fax-Modem) Steckdosenleiste mit Ausschalter anschaffen Läuft dauernd ein Kühlschrank, der fast nicht gebraucht wird? Lohnt es sich, ein Neugerät mit Energieeffizienzklasse A++ anzuschaffen? Sind Elektroboiler in Dauerbereitschaft? Bleiben PC, Drucker und Kopierer den ganzen Tag an? Beleuchtung Brennt in Räumen ständig das Licht, obwohl es nur selten benötigt wird (Toiletten, Flur, Außenanlage)? Lohnen sich Bewegungsschalter? Kann man Lampen einzeln bedienen? Sind Energiesparlampen montiert? Lohnt sich auch finanziell, ab einer Brenndauer von einer Stunde pro Tag Werden Gebäude nachts angestrahlt, wie lange? Sonstiges Schließen Fenster und Türen dicht? Fenster und Türen mit Dichtungsprofilen gegen Zugluft versehen Stehen Außentüren häufig offen, kann man Türschließer montieren? Auch Kinder müssen die Türen trotz Türschließer öffnenkönnen Zusammengestellt von Benedikt Osiw

12 Energiemanagement praktisch. Ein Beispiel aus der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Plieningen Energie-Verbrauchs-Anteile 2006 2% Kirche Heizung Gemeindehaus Heizung Kindergarten Heizung Kirche Strom sonst. Pfarrbüro Strom Gemeindehaus Strom Kindergarten Strom Seit dem Herbst 2006 wird in der Evangelischen Kirchengemeinde Plieningen Energiemanagement betrieben. Der folgende Bericht gibt eine Übersicht über die wichtigsten Aktivitäten und Ergebnisse des Zeitraumes September 2006 bis September 2007. 1. Vorbemerkung In unserer Kirchengemeinde gab es genug Anlässe, sich intensiver mit dem Thema Energie zu befassen: Immer wieder kam es zu Beschwerden von Gruppen und Kreisen, dass die Temperaturen im Gemeindehaus mal zu hoch und mal zu niedrig seien. Es gab niemanden, der sich mit der Bedienung der installierten Raumregler auskannte. Außerdem stand die Entscheidung an, die Heizung der Martinskirche zu sanieren. Eine Schulung von Energieverantwortlichen in Kirchengemeinden, an der ich teilnahm, brachte weitere interessante Anregungen und bestärkte mich, das Thema»Energiesparen«in unserer Kirchengemeinde anzugehen. 2. Auswertung der Jahresrechnungen In einem ersten Schritt habe ich die Jahresabrechnungen ausgewertet, mit folgenden Ergebnissen: 10% 3% 1% 21% 14% Energiekosten 2006 Gemeindehaus 5246 E Kirche 2921 E Kindergarten 1723 E Pfarrbüro 676 E Wasser ca. 800 E Summe 11366 E 49% Hauptverbraucher sind die Heizung im Gemeindehaus und der Kindergarten. Zusammen werden dort etwa 70 Prozent der gesamten Energie der Kirchengemeinde verbraucht. Damit liegt hier auch das höchste Einsparpotenzial und deshalb musste hier als erstes eine genauere Untersuchung erfolgen. Hingegen hat die Kirchenheizung in unserem Fall nur einen Anteil von 14 Prozent am Energieverbrauch. Das liegt daran, dass in diesem Bereich schon seit 2003 sehr gezielt und sparsam geheizt wird. 3. Umsetzung der Erkenntnisse: Die Heizungsanlage im Gemeindehaus und Kindergarten wurde im Detail untersucht, unter anderem mit folgenden Ergebnissen: Die Fußbodenheizung im Kindergarten funktionierte nicht (vermutlich schon lange), da ein Ventil defekt war. Dies wurde ersetzt. Aufgrund eines defekten Heizkörperventils heizte ein Heizkörper im Kindergarten ständig, was häufig durch Öffnen der Fenster ausgeglichen wurde. Das defekte Ventil wurde ausgetauscht. Die Heizungsanlage weist mehrere gravierende Mängel in der Planung auf. Zum Beispiel kann im Untergeschoss des Gemeindehauses ein Heizkörper im Flur nur gemeinsam mit einem Raumheizkörper betrieben werden. Es ist zu prüfen, ob diese Punkte noch als»versteckte Mängel«geltend gemacht werden können. Nach der Untersuchung wurde mit Optimierungen begonnen: Am meisten wurde dadurch eingespart, dass das Wochenprogramm in den Raumreglern entsprechend der Standardbelegung programmiert wurde. Für alle Nutzer wurde eine vereinfachte Bedienungsanleitung erstellt, die Mitarbeiter der Gruppen und Kreise wurden eingewiesen. Die Kesseltemperatur und die Zeitschaltprogramme für die Heizkreise wurden neu eingestellt. 4. Resultat: Im Vergleich zum Vorjahr sank der Gasverbrauch um 35 Prozent, es konnten trotz der Gaspreiserhöhung etwa 1100 Euro eingespart werden. In der kommenden Heizperiode ist das Hauptziel, diese Einsparung zu konsolidieren. Ausblick Es hat sich gezeigt, dass auch in unserer Kirchengemeinde noch einiges im Sinne der»bewahrung der Schöpfung«getan werden kann. Die Ergebnisse des ersten Jahres sind sehr ermutigend. Überraschend war die Erkenntnis, dass auch die Abrechungen des Energieversorgers fehlerhaft sein können. Die Kosten-Ersparnis lag dadurch inklusive Strom bei etwa 2300 Euro (ohne Einmaleffekt bei ca.1600 Euro). Ein Teil dieser Summe sollte für die Umsetzung weiterer Maßnahmen eingesetzt werden. Die aktive Beteiligung der Gemeinde an diesem Thema findet noch wenig statt. Ziel des nächsten Jahres ist es, einen Arbeitskreis zu bilden, der neben der eigentlichen Optimierung auch das Bewusstsein der Gemeindeglieder (und durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit evtl. darüber hinaus) für dieses Thema sensibilisiert. Idealerweise wird die Kirchengemeinde in der Ortsgemeinde als praktisch handelndes Vorbild in diesem Bereich wahrgenommen und wirkt als Multiplikator bis in den privaten Bereich hinein. Hans-Jürgen Siegel, Kirchengemeinderat Kontakt: Pfarramt Plieningen, Mönchhof 5, 70599 Stuttgart, Telefon 0711 / 45 49 24

Der Grüne Gockel Kirchengemeinden mit Umweltmanagement Stufe3 13 Der Grüne Gockel ist ein Umweltmanagementsystem für Kirchengemeinden und kleine kirchliche Einrichtungen, entsprechend der EMAS-Verordnung der EU (eco management and audit scheme) oder der ISO 14001. Es bietet: einen Gesamtüberblick über alle Immobilien und Grundstücke einer Kirchengemeinde einen Gesamtüberblick über alle umweltrelevanten Bereiche einer Kirchengemeinde die Entwicklung eines dauerhaften, nachhaltigen Systems auf breiter Basis in der Kirchengemeinde das Umweltteam / die Kirchengemeinde entscheidet selbst, in welchen Bereichen sie konkret werden will verantwortliche Beteiligung vieler Ehrenamtlicher (im Umweltteam, in Aktionen, ) Transparenz in die Kirchengemeinde und nach außen Glaubwürdigkeit: was geglaubt und gepredigt wird wird sicht- und erlebbar konkrete Einsparungen (bis etwa 30 Prozent Energieeinsparungen allein durch Änderung des Nutzungsverhaltens) Die Umweltprüfung ist eine interne Prüfung von allem, was eine Gemeinde hat und macht (Ist-Bestandsaufnahme), die mit Hilfe von Checklisten vorgenommen wird. Die Schöpfungsleitlinien sind die Umweltpolitik der Gemeinde. Die Umweltpolitik bildet den Rahmen und umfasst umweltorientierte Werte, strategische Gesamtziele, Handlungsgrundsätze und Orientierung Das Umweltprogramm: Konkrete Ziele und Maßnahmen werden definiert, Verantwortliche benannt, Fristen gesetzt und Ressourcen bereitgestellt bzw. gesucht. Die Validierung (rechtsgültige öffentliche Erklärung) ist nicht der Schluss-, sondern der Höhepunkt Die Umwelterklärung informiert die interne und externe Öffentlichkeit über das Umweltengagement der jeweiligen Gemeinde Das Umweltmanagement verankert den Umweltschutz in der Gemeinde. Verantwortungen und Zuständigkeiten werden vereinbart und immer wieder überprüft. Kirchengemeinden werden unterstützt von der Geschäftsstelle, zum Beispiel 1. durch die Ausbildung ehrenamtlicher kirchlicher Umweltauditor/innen, die bei der Einführung und beim Aufbau des Systems vor Ort beraten und unterstützen 2. durch ein Handbuch, das Handlungsanleitung und Sammelordner für alle Unterlagen ist 3. durch ein Erfassungsprogramm für alle umweltrelevanten Bereiche 4. durch Beratung, Unterstützung, Fortbildungsangebote, auch vor Ort 5. durch Informationen, Material für Öffentlichkeitsarbeit, Internetauftritt (www.gruener-gockel.de und www.kirum.org) Gemeinden und kirchliche Einrichtungen mit Umweltmanagement werden konkret handeln glaubwürdig wirtschaften nachhaltig Geschäftsstelle»Der Grüne Gockel«: Gymnasiumstraße 36 70174 Stuttgart Helga Baur helga.baur@elk-wue.de Telefon 0711/2068-152

14 Was der Grüne Gockel bringt: (aus einer Erhebung im Frühjahr 2006 Es wurden etwa 15 Umwelterklärungen untersucht: Die in den Umweltprogrammen formulierten Ziele sind sehr moderat: n Wärmeenergie einsparen (2% bis 5%) durch n Verhaltensänderung n Steuerung optimieren n Gezielte Investitionen (Gebäudeisolierung) n Stromverbrauch senken (1% bis 3%) durch n Verhaltensänderung n Beleuchtungskonzepte erarbeiten n Alternative Energien nutzen (Sonne, Wind ) n Sparsamere Großgeräte einsetzen n Wasserverbrauch senken (2% bis 3%) durch n Verhaltensänderung n Brauchwasser nutzen n Entsiegelung von Flächen n Technische Lösungen (Durchflussmengenbegrenzer, Wasserspartaste, wassersparende Großgeräte ) In der Realität hatten die Gemeinden bereits während der Phase der Einführung weit größere Erfolge. Zum Beispiel im Wärmebereich: n Verbrauch pro qm von durchschnittlich 91,5 auf 74,5 kwh gesenkt! n Sehr starke Verringerung des Wärmeenergieverbrauchs, insbesondere bezogen auf die Fläche und Nutzungsstunden. n Der starke Anstieg der Energiekosten wird in der Gesamtbetrachtung durch den geringeren Verbrauch mehr als aufgefangen. Oder im Strombereich: n Verbrauch pro qm von durchschnittlich 112 auf 89 kwh gesenkt! n Starke Verringerung des Stromverbrauchs. Beachtliche reale Senkung des Verbrauchs pro Nutzfläche! n Die starke Erhöhung der Stromkosten scheint nicht voll aufgefangen werden zu können n Im Wasserbereich: signifikante Senkungen n Das Abfallaufkommen konnte um 14 Prozent pro Gemeinde gesenkt werden, wodurch die Kostensteigerung für die Müllbeseitigung aufgefangen werden konnte

Nachhaltigkeitsmanagement Stufe4 15 Beim Nachhaltigkeitsmanagement wird das Umweltmanagement um die soziale und ökonomische Dimension erweitert. Die Evangelische Akademie Bad Boll, das Studienzentrum Haus Birkach und das Evangelische Bauernwerk Württemberg in Hohebuch haben sich an einem Projekt beteiligt, bei dem in kirchlichen Einrichtungen ein Nachhaltigkeitsmanagement erprobt wurde. Entsprechend wird nicht nur ein betriebliches Umweltprogramm aufgestellt und an Hand der Kennzahlen (siehe oben) Jahr für Jahr überprüft, sondern auch in den beiden anderen Bereichen im Gespräch mit Gästen, Lieferanten und Mitarbeiterinnen die soziale Verantwortung praktisch buchstabiert (Einkauf von fair gehandelten Produkten, Mitarbeitergesundheit, Deutschkurse für Mitarbeitende aus anderen Ländern etc.) wie auch die betriebswirtschaftliche Leistung verbessert. Als Beispiel ein paar Leitlinien der Akademie Bad Boll, die den Gedanken der Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen: Im Bewusstsein unserer Verantwortung für Gottes Schöpfung bemühen wir uns, nicht nur die sozialen und ökologischen Auswirkungen unseres alltäglichen Handelns zu erkennen, sondern im Interesse von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung vom Reden zum Tun zu kommen. Im Einzelnen heißt dies für uns: Gerecht und fair Wir achten die weltweiten Arbeitsstandards im Umgang mit unseren Mitarbeitenden. Gegenüber Gästen, Besuchern, Kooperationspartnern und Lieferanten verhalten wir uns fair. Sozial Innerbetrieblich fördern wir ein gutes Betriebsklima und die Motivation unserer Mitarbeitenden durch kontinuierlichen Informationsfluss, Fortbildungsangebote und durch Beteiligung an Entscheidungsprozessen. Wir empfinden eine besondere Verantwortung gegenüber Menschen mit Behinderung. Wichtig ist uns auch, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, Zivildienstleistende zu beschäftigen sowie Praktikantenstellen anzubieten. Vorbildlich Wir wollen praktische Schritte umwelt- und sozialverträglichen Handelns in Büros, Tagungsbetrieb und unterwegs erproben und hoffen, damit Kooperationspartner, Tagungsgäste und Besucher über ein»lernen im Vorübergehen«zu motivieren, eine Ressourcen schonende Lebens- und Arbeitsweise im eigenen (Berufs-)Alltag umzusetzen. Information: Jobst Kraus, Evangelische Akademie Bad Boll, Telefon 0 71 64 / 79-222 Förderung von Energiesparmaßnahmen ENERGIESPARTIPP: KOPIERER Die Landeskirche fördert z.b. energiesparende Maßnahmen an Neu- und Altbauten, Heizanlagenoptimierungen und Referentenkosten für Energieschulungen auf Bezirksebene. Die Förderrichtlinien sind zu finden unter http://www.elk-wue.de/ arbeitsfelder/ umwelt-und-schoepfung/ Kopierer verbringen die meiste Zeit des Tages im Wartezustand. Im Stand-by-Modus wird die Fixierwalze warm gehalten, das ist sehr energieaufwändig. Deshalb ist in vielen Fällen der Stromverbrauch pro Jahr im Leerlaufbetrieb deutlich höher als der Verbrauch, der für das eigentliche Kopieren benötigt wird. Quelle: www.dena.de ENERGIESPARTIPP: RAUMTEMPERATUR C 5 10 15 20 25 Sechs Prozent der Heizkosten lassen sich einsparen, wenn die Raumtemperatur um ein Grad gesenkt wird. Bei jährlichen Heizkosten von z. B. 1700 kann man 100 sparen, wenn die Raumtemperatur 20 statt 21 Grad beträgt. Quelle: www.dena.de Empfohlene Raumtemperaturen für Gemeindehäuser: Während der Nutzung sollte die Raumtemperatur 20 o C nicht überschreiten. Zu Beginn der Nutzung genügen im allgemeinen 18 o C. Durch die Wärmeabgabe der Besucher erhöht sich die Temperatur während der Nutzung. Außerhalb der Nutzungszeiten sollte die Temperatur auf 15 C abgesenkt werden. Quelle: Mesnerhandbuch, S. 121

16 Energie-Effizienz bei Gebäuden: Der Energieausweis Die Energieausweise der Kirchengemeinde Sonnenberg aus den Jahren 2005 und 2007 zeigen deutlich die Effizienzsteigerung. Informationen zum Energieausweis für kirchliche Liegenschaften erteilt der Energieberater der Landeskirche, Wilhelm Keßler Tel. 0711 / 21 49-308 wilhelm.kessler@ elk-wue.de Am 1. Oktober 2007 wurde eine neue Energieeinsparverordnung eingeführt. Damit wurde die EU- Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden in deutsches Recht umgesetzt. Seitdem muss ein Energieausweis vorgelegt werden, wenn ein Gebäude neu gebaut, vermietet oder verkauft wird. Für den kirchlichen Bereich ergibt sich folgende Regelung: Mesnerwohnung oder Pfarrhäuser benötigen einen Energieausweis bei Neuvermietung. Gebäude, die dem Gottesdienst gewidmet sind, brauchen keinen Energieausweis. In Gebäuden über 1000 m 2 muss ein Energiebedarfsausweis sichtbar ausgehängt werden. Bis zum 1. Juli 2009 gibt es Übergangsfristen. Der Energieausweis ist 10 Jahre lang gültig. Die Ausweisdaten können auf Bedarfsgrundlage (berechnet) oder nach Verbrauch (gemessen) ermittelt werden. Ob Pflicht oder nicht, der Energieausweis ist eine gute Möglichkeit, transparent darzustellen, wie klimafreundlich eine Kirchengemeinde oder Einrichtung arbeitet. Wenn ein Bedarfsausweis ausgestellt wird, werden außerdem detaillierte Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Die europaweit erste Kirchengemeinde mit Energieausweis Die Kirchengemeinde Stuttgart-Sonnenberg hat an einem Feldversuch teilgenommen, der federführend von der dena durchgeführt wurde und vom Fraunhofer Institut für Bauphysik begleitet wurde. So hat sie schon vorab den neuen Energieausweis erhalten. Für die Erstellung eines Energiebedarfsausweises wurde das Gemeindezentrum in sieben Nutzungszonen unterteilt, z. B. Kindergarten, Aufenthaltsräume, Gemeindesaal und Lagerräume. Jede einzelne Zone wurde getrennt bewertet. Nach Zusammenstellung aller notwendigen Eingabedaten wurde errechnet, dass ein energetisch modernisierter Altbau 15 Prozent weniger Primärenergie (Strom, Heizung, Warmwasser) als das Gemeindezentrum Sonnenberg braucht. Ein vergleichbarer Neubau verbraucht nur 62 Prozent der Primärenergie. Zusätzlich wurde für das Gemeindezentrum ein Verbrauchsausweis erstellt. Darin wird aufgeführt, wie viel Energie für das Gemeindezentrum verbraucht wurde. Als Grundlage dienten hierfür die Messwerte für Strom, Gas und Warmwasser ab 2003. Im Verbrauch liegt das Gemeindezentrum niedriger als vergleichbare Gebäude. Das hängt mit der Nutzung und dem Nutzerverhalten zusammen. Der Bedarfsausweis erfordert zwar einen höheren Arbeitsaufwand als der Verbrauchsausweis, allerdings ist mit ihm auch eine weit detailliertere Beurteilung des Gebäudes möglich, da für jede Zone, und somit für jede Nutzung, der Energiebedarf einzeln ausgewiesen wird und Verbesserungspotentiale nutzungsbedingt erarbeitet werden können. Bei Betrachtung der einzelnen Zonen war festzustellen, dass etwa 23 Prozent des Nutzwärmebedarfs allein für die Beheizung der Kirche anfällt (derzeit auf 18 o C während der Gottesdienste). Weiterhin wurde bei der Bewertung der Anlagentechnik festgestellt, dass beim momentanen Dämmstandard und bedingt durch die langen Rohrleitungen etwa 13 Prozent der Endenergie an Wärme schon bei der Verteilung verloren geht. Vor allem bei den Warmwasserleitungen ging infolge der 24-stündigen Zirkulation und der langen Leitungslängen etwa die fünffache Menge des eigentlichen Nutzenergiebedarfs für Warmwasser bei der Verteilung verloren. Daraufhin wurden verschiedene Verbesserungsmaßnahmen untersucht. Bei jeder Maßnahme wurde ermittelt, wie lange es dauert, bis durch Energieeinsparungen die Investitionskosten wieder hereingeholt werden. Als besonders empfehlenswert stellten sich die Absenkung der Temperatur in der Nichtnutzungszeit in der Kirche, die Reduzierung der Zirkulationszeiten, die Dämmung der Verteilrohre und der Ersatz des Wärmeerzeugers (Umstellung auf Holzfeuerung) dar. Alle diese Investitionen amortisieren sich in weniger als 5 Jahren. Ergänzende bauliche oder solarthermische Investitionen erfordern dagegen Amortisationszeiten, die etwa viermal so hoch sind. Auszüge aus einem Vortrag von Nina Weiß, Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart. Gehalten bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Oktober 2007

Heizen und Lüften von Kirchen 17 Der richtige Umgang mit der Heizung trägt einerseits zur Energieeinsparung bei, andererseits können durch richtiges Lüften Schäden an der Ausstattung verhindert werden. Kirchen sind individuelle Gebäude, für die nur bedingt allgemeingültige Hinweise gegeben werden können. Im Einzelfall muss geprüft werden, ob die hier gegebenen Hinweise angewandt werden können. Ausschlaggebend ist die Art der Heizung. Zwei grundsätzliche Heizsysteme werden unterschieden: Elektrische Heizsysteme als Fußbankheizung oder als Bankstrahler Raumheizungen z. B. als Warmluftheizung 1. Elektrische Heizsysteme Elektrische Heizsysteme sind so ausgelegt, dass sie innerhalb einer kurzen Zeit, d.h. während des Gottesdienstes, die Bereiche erwärmen, in denen sich Besucher aufhalten. Durch die direkte Erwärmung dieser Bereiche ist eine Beheizung des gesamten Raums nicht erforderlich. Verbunden mit kurzen Betriebszeiten, in denen die Raumlufttemperatur nur bedingt verändert wird, ergibt sich bei diesem System keine Notwendigkeit, langsam auf- oder abzuheizen. Ein durchgehender Betrieb dieser Heizgeräte ist zu vermeiden, zumal die Anlage dann über weite Zeiträume mit sehr teurem Hochtarif-Strom betrieben wird. Durch kurze Heizzeiten lassen sich in vielen Fällen Zugerscheinungen aufgrund des thermischen Auftriebs vermeiden. 2. Raumheizungen Bei Heizungen, die als Raumheizung ausgelegt sind, ist bezüglich des Betriebs nochmals zu unterscheiden. Viele Kirchen werden außerhalb der Nutzung nicht beheizt. Andere werden auf einer Grundtemperatur von etwa 6 o C gehalten. Bei diesen Heizungen ist es wichtig, die Temperatur nur langsam zu verändern. Es sind Temperaturveränderungen von maximal 1 bis 1,5 o C je Stunde anzustreben. Wichtig ist, die maximale Temperatur bei niedrigen Außentemperaturen auf 16 o C zu begrenzen. Dort, wo entsprechende Regelungen eingebaut sind, sollte die Funktion regelmäßig überprüft werden. Bei Anlagen ohne geeignete Regelung muss die Bedienung sorgfältig erfolgen. Um eine Kirche richtig zu heizen und zu lüften, sind Thermometer und Hygrometer wichtige Messinstrumente. Richtiges Lüften Die Luftfeuchtigkeit in diesen Räumen muss besonders beachtet werden. Genau genommen ist es die relative Luftfeuchtigkeit diese Unterscheidung ist wichtig. Denn Luft kann mit steigender Temperatur mehr Feuchtigkeit aufnehmen. So hat ein Kilogramm Luft bei 0 o C und 100 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit 4g Wasser, bei 16 o C und 100 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit 11 g Wasser. Somit ist bei höheren Temperaturen und gleicher relativer Luftfeuchtigkeit mehr Wasser im Raum. Während der Heizperiode sollten 45 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit angestrebt werden. Mit dem Wissen, dass Luft bei unterschiedlichen Temperaturen unterschiedliche Wassermengen aufnehmen kann, ist der erste Schritt zum richtigen Lüften schon getan. Da die Lufttemperaturen innen und außen meistens unterschiedlich sind, sind auch die Werte der relativen Luftfeuchtigkeit verschieden. Vor dem Lüften ist deshalb immer zu klären, ob es im Raum zu feucht oder zu trocken ist. Entsprechend muss gelüftet werden. Bei niedrigen Außentemperaturen darf eine Kirche nur sehr vorsichtig gelüftet werden, wenn sich die relative Luftfeuchtigkeit innen 45 Prozent nähert. Mit der Luft entweicht auch das Wasser und damit die Luftfeuchtigkeit. Wenn diese kältere trockenere Luft dann noch erwärmt wird, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit im Raum weiter. Ebenfalls gefährlich ist es, die Kirche zu stark zu heizen. Auch dann kann die Luft in der Kirche zu trocken werden. Andererseits gibt es immer wieder Zeiten, wie z. B. im Frühjahr oder Herbst, in denen die Luft außen wesentlich feuchter ist als innen. Wenn in diesen Zeiträumen zu stark gelüftet wird, besteht die Gefahr, dass es innen zu feucht wird. Insgesamt wird deutlich, dass zum Schutz der Innenausstattungen eine regelmäßige Kontrolle der relativen Luftfeuchtigkeit und der Temperatur erforderlich ist. Dazu sind zumindest ein Thermometer und ein Hygrometer erforderlich. Damit wirklich das Raumklima gemessen wird, sollten sie nicht an einer Außenwand, sondern im Raum aufgehängt werden und zwar so, dass sie ohne zusätzlichen Aufwand abgelesen werden können. Nur so lässt sich feststellen, ob die eigenen Bemühungen Erfolg haben. Wilhelm Keßler Ausführliche Informationen: Zu bestellen beim Mesner- und Lektorenpfarramt. Tel. 0711 / 20 68-259 gretel.zerrer@ elk.wue.de Kosten: 6 Euro +Versand

18 Im Winter bleibt die Kirche kalt Seit ungefähr 20 Jahren wird der Gottesdienst in Remseck-Hochberg in den Wintermonaten im Gemeindehaus gefeiert. Mit Pfarrerin Elke Goldmann hat sich Benedikt Osiw unterhalten Frau Goldmann, wieso wurde der Gottesdienst in Hochberg in den Wintermonaten ins Gemeindehaus verlegt? Schon vor rund 20 Jahren war der Kirchengemeinderat besorgt über die hohen Heizkosten in der Kirche. Deshalb wurde beschlossen, den Gottesdienst im Winter im Gemeindehaus abzuhalten. Das heißt bei uns Winterkirche. Wie lange dauert die Winterkirche? Ursprünglich wurde der Gottesdienst ab dem 6. Januar ins Gemeindehaus verlegt. Seit ein paar Jahren feiern wir schon den Neujahrsgottesdienst mit anschließendem Sektempfang im Gemeindehaus. Am Palmsonntag gehen wir wieder in die Kirche. Die Winterkirche wird, am Sonntag davor, mit einem Familiengottesdienst und anschließendem Gemeindemittagessen beendet. Das ist jedes Mal ein richtiger Abschied. Finden Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen auch im Gemeindehaus statt? Beerdigungen finden nur auf dem Friedhof in der dortigen Halle statt. Bei Hochzeiten, die im Winter allerdings sehr selten sind, und bei goldenen Hochzeiten gehen wir selbstverständlich in die Kirche. Anders ist es bei Taufen, die normalerweise im Rahmen des Gottesdienstes gefeiert werden. Die meisten Eltern, die im Winter anfragen, verschieben die Taufe bis zu den Ostertagen. In den letzten Jahren haben wir eine einzige Taufe im Gemeindehaus durchgeführt. Zu diesem Anlass möchten die Tauffamilien in die Kirche. Wirkt sich der Gemeindehausgottesdienst auf die Besucherzahl aus? Da wir die Winterkirche schon seit Jahren durchführen, haben wir keine direkten Vergleiche. Aber der Gottesdienst wird sehr gut angenommen. Ich denke, dass wir rund ein Drittel mehr Gottesdienstbesucher haben, als bei vergleichbaren Gottesdiensten in der Kirche. Das hat mehrere Gründe: Das Ambiente im Gemeindehaus ist familiärer. Die Räume der Kinderkirche sind direkt in der Nähe. So ist es möglich, dass die Kinder am Anfang beim Gottesdienst dabei sind. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Kinderkirche im Gottesdienst erscheint und etwas aufführt. Im hinteren Teil des Gottesdienstraumes wird nach jedem Gottesdienst Kirchenkaffee angeboten. Viele Gottesdienstbesucher schätzen das. Dabei machen wir uns keinen großen Aufwand: Der Kaffee läuft während des Gottesdienstes durch, dazu gibt es Hefekranz, aber öfter auch mal nur fertige Kekse. Wir beobachten auch, dass andere Menschen zum Gottesdienst ins Gemeindehaus kommen als in die Kirche. Das liegt sicher auch daran, dass beide sehr weit voneinander entfernt liegen. Deshalb freuen sich die Nachbarn des Gemeindehauses darüber, dass der Gottesdienst immer wieder zu ihnen kommt. Was braucht eine Gemeinde, um eine Winterkirche durchzuführen? Natürlich einen Saal, der groß genug ist. Wenn die Möglichkeit besteht, anschließend einen Kirchenkaffee anzubieten, ist das eine tolle Sache. Als Instrument haben wir einen Flügel im Gemeindehaus stehen. Wichtig ist auch, dass es passende Räume für die Kinderkirche gibt. Was muss man sonst noch bedenken? Es muss klare Absprachen geben, wer für das Auf- und Abstuhlen zuständig ist und wer die Räume reinigt. In unserer Gemeinde ist die Mesnerin gleichzeitig die Hausmeisterin des Gemeindehauses, das erleichtert die Sache. Wenn die Winterkirche im Gemeindehaus stattfindet, muss man bedenken, dass die Räume in der Zeit nur begrenzt vermietet werden können. Die Winterkirche ist ein fester Bestandteil des Gemeindelebens, auf den wir nicht verzichten wollen.

Erneuerbare Energien in Kirchengemeinden 19 Über 40 Kirchengemeinden verzichten bewusst darauf, mit Öl oder Gas zu heizen und setzen auf erneuerbare Energiequellen. Auch dadurch leisten sie einen Beitrag dazu, den Klimawandel zu verlangsamen. Außerdem wird auf kirchlichen Dächern durch Solaranlagen warmes Wasser und umweltfreundlicher Strom erzeugt. Und zur Zeit laufen die ersten Versuche, kirchliche Gebäude mit Erdwärme zu temperieren. Heizen mit Holzpellets Beim Heizungswechsel entscheiden sich immer mehr Kirchengemeinden dafür, erneuerbare Energien einzusetzen. Holzpelletsheizungen haben sich inzwischen etabliert. Im Bereich der Württembergischen Landeskirche sind über 40 Anlagen in Betrieb. Eine kleine Umfrage unter sieben der ersten Einrichtungen und Kirchengemeinden, die mit Holzpellets heizen, hat Folgendes ergeben: Bei der Bewertung des Verbrauchs äußerten sich alle beteiligten Kirchengemeinden positiv. In den Kirchengemeinden, in denen keine Renovierungsmaßnahmen erfolgt sind, hat sich eine deutliche Heizkostensenkung gezeigt. Sie betrug mehr als 20 % im Vergleich zur vorherigen Heizungsart. Die meisten Kirchengemeinden haben sich für die Lagerung der Pellets für eine Bunkerlösung entschieden und gute Erfahrungen gemacht. Beim Gewebetank, der in zwei Kirchengemeinden benutzt wird, gehen die Meinungen auseinander. Um die Heizung störungsfrei zu halten, muss man zwei Mal im Jahr den Kessel reinigen (pro Reinigung etwa 30 Minuten) und etwa alle 2 bis 3 Wochen den Aschekasten leeren. Einige Befragten gaben Anlaufschwierigkeiten und Schwierigkeiten mit dem Regler an, die zum Teil selbst behoben werden konnten (Bedienungsfehler). Alle Beteiligten sagten, dass sie mit ihrer Pelletsheizung zufrieden sind und die Technik anderen Kirchengemeinden empfehlen würden. Wenn Kirchengemeinden sich für eine solche Heizung interessieren, wird ihnen folgendes empfohlen: Eine gute Beratung. Zum Beispiel beim Energieberater der Landeskirche oder bei einer der Kirchengemeinden, die mit Holz heizen (siehe Tabelle Seite 20). Firmen, die bereits Erfahrung mit Pellets-Heizungsanlagen haben. Ein guter Kessel. Das Pelletslager sollte nicht zu knapp bemessen sein, da Pelletsnachlieferungen im Winter teuer sein können. Pelletsheizungen Technische Grundlagen Pellets sind gepresste, naturbelassene Säge- und Hobelspäne. Eine Besonderheit der Pelletsöfen: Der Brennstoff gelangt automatisch und kontinuierlich aus einem Vorratsbehälter in eine Brennschale im Feuerraum. Die Brennstoffzufuhr regelt sich abhängig vom Leistungsbedarf. Die Pellets verbrennen schadstoffärmer als andere Holzbrennstoffe und sind wesentlich komfortabler in der Anwendung als Holzscheite, da Pelletsheizungen weitgehend automatisch arbeiten. Die nötigen Pellets lassen sich optimal lagern und dosieren. Pelletsheizkessel haben geringere Feinstaubemissionen als andere Holz- oder Kohlefeuerungen. Die Pellets sind ein sehr homogener, das heißt gleichmäßig zusammengesetzter Brennstoff. Zudem verfügen Pelletsfeuerungen meist über eine Verbrennungsluftregelung, die die Verbrennung optimal steuert. Das führt zu insgesamt verringerten Emissionen. Besonders emissionsarme Pelletsöfen und -heizkessel können das Umweltzeichen»Blauer Engel«erhalten. Solche Heizkessel werden vom Umweltbundesamt ausdrücklich als umweltfreundliche Alternative zu Gas- oder Ölheizungen empfohlen. Benedikt Osiw Auch das Evangelische Gemeindehaus in Frickenhausen (Dekanat Nürtingen) wird seit 2003 mit einer Pelletsheizung betrieben.

20 Statement aus einer Kirchlichen Verwaltungsstelle Bei uns im Kirchenbezirk Neuenbürg sehen wir im Nordschwarzwald immer noch die vom Wirbelsturm»Lothar«abgeholzten Waldhänge. Zum Teil sind die Holzabfälle immer noch nicht aufgeräumt. Das hat uns auf die Idee gebracht, bei Gemeindehäusern und Kindergärten zunehmend auf Holzpelletsheizungen umzusteigen. Holzpellets sind ja bekanntermaßen Presslinge aus Holzabfällen. Auf den ersten Blick rechnet der Heizungsingenieur vor, dass die höheren Investitionskosten bei diesen Heizungsanlagen den Preisvergleich mit Heizöl oder Erdgas schlecht abschneiden lassen. Bittet man dann den Fachmann um eine korrigierte Kosten-Nutzen- Rechnung unter Einbeziehung von staatlichen und kirchlichen Zuschüssen (Energiesparfonds), dann gibt es plötzlich grünes Licht für die Weichenstellung in Richtung Holzpellets! Unsicher sind manche Interessenten, ob eine Holzpelletsheizung in der Praxis auch gut funktioniert oder ob diese störungsanfällig ist. Empfehlenswert ist auf jeden Fall, für die Planung der Anlage selbst und des Pelletslagers einen Heizungsingenieur, der sich in dieser Technik auskennt, zu Rate zu ziehen; dadurch kann auch eher eine regelrechte Ausschreibung dieser Bauleistung nach der VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) erreicht werden. Das spart unnötige Kosten und Ärger. Aus den ersten Jahren der Heizungspraxis wollen wir gerne Mut machen, dass noch viele Kirchengemeinden ähnliche Wege gehen. Noch ein gut gemeinter Hinweis: Die Heizungsanlage selbst (und die Art des Energieträgers) alleine sind nur mit etwa 20 Prozent beteiligt an der Ursache für günstige Energiekosten; zu 80 Prozent hängen günstige Energiekosten von der Gebäudehülle ab, d.h., ob nach neuesten Erkenntnissen gedämmt wurde. Jeder Euro, der nicht unnötig verheizt wird, kann für sinnvollere Zwecke (Jugendarbeit, diakonische Dienste u. ä.) eingesetzt werden! Martin Schunn Leiter der Kirchlichen Verwaltungsstelle Neuenbürg und Kirchenpfleger in der Dekanatsstadt Neuenbürg (im Kirchenbezirk Neuenbürg werden zur Zeit acht Gebäude mit Holzpellets beheizt, Tendenz steigend) Kirchen und Einrichtungen mit Holzpelletsheizungen in der Evangelischen Landeskirche Württemberg Stand: November 2007 Bezirk Backnang Kirche Althütte Bezirk Bad Cannstatt Kindertagheim Cannstatt Bezirk Balingen Gemeindehaus Pfeffingen Bezirk Besigheim Kindergarten Kirchheim/Neckar Bezirk Biberach Gemeindehaus Balzheim Bezirk Brackenheim Gemeindehaus Kleingartach Gemeindehaus Ochsenburg Freizeitheim Zaberfeld Bezirk Calw Gemeindehaus Gechingen Bezirk Degerloch Waldheim Möhringen Gemeindezentrum Sonnenberg Bezirk Ditzingen Gemeindehaus Schöckingen Bezirk Freudenstadt Gemeindehaus Loßburg Gemeindehaus Göttelfingen Bezirk Geislingen/Steige Gemeindehaus Süßen Bezirk Göppingen Gemeindehaus Heiningen Kirche Bad Boll (Heizzentrale Kommune) Gemeindehaus Hattenhofen Bezirk Heidenheim Freizeitheim Ochsenberg Bezirk Kirchheim/Teck Gemeindehaus Weilheim/Teck Bezirk Ludwigsburg Gemeindezentrum Eglosheim Bezirk Marbach am Neckar Kirche und Gemeindehaus Rielingshausen Bezirk Münsingen Gemeindehaus Mehrstetten Bezirk Neuenbürg Gemeindehaus Oberlengenhardt Gemeindehaus Buchberg Gemeindehaus+Kirche Neuenbürg Gemeindehaus+Kindergarten Calmbach Gemeindehaus Grunbach Gemeindehaus Bad Wildbad Bezirk Nürtingen Gemeindehaus Frickenhausen Bezirk Öhringen Gemeindehaus Langenbeutingen Bezirk Ravensburg Stadtkirche Isny Bezirk Schorndorf Gemeindezentrum Hößlinswart Bezirk Schwäbisch Hall Gemeindezentrum Schwäbisch Hall Kreuzäcker Bezirk Stuttgart Kindergarten Kaltental Bezirk Sulz/Neckar Gemeindehaus Schramberg Gemeindehaus Fluorn Lauterbach (Heizzentrale) Bezirk Tübingen Gemeindehaus Kusterdingen Bezirk Vaihingen/Enz Gemeindehaus Horrheim Gemeindehaus Nussdorf Bezirk Waiblingen Gemeindehaus Hertmannsweiler Bezirk Weikersheim Gemeindehaus Edelfinden Bezirk Weinsberg Waldbach (Heizzentrale)