Stallklima wichtiger Faktor in der tiergerechten Haltung Dr. Christoph KLINGLER www.vetpraxis-hegerberg.at Foto: Bayer Austria
Aufbau 1. Einleitung 2. (Kälber)krankheiten 3. Prävention a.) Immunprophylaxe b.) Infektionsdruck senken: Haltungsbedingungen optimieren c.) Tierbeobachtung 4. Zusammenfassung/Dank 5. Fragen?
Krankheiten während der Kälberaufzucht Grafik: Bayer Austria
Mittlere Körpermassezunahme (g) von Tränkkälbern im ersten Lebensmonat in Abhängigkeit von der Erkrankungsdauer 700 600 500 g 400 300 200 100 0 ohne Erkrankungen Erkrankungen < 5 Tage Erkrankungen > 5 Tage (nach Steinhöfel u.a. 2000)
Durchfall nach wie vor häufigste und verlustreichste Erkrankung junger Kälber! Foto: Bayer Austria
Schnelltest Rotaviren Coronaviren Kryptosporidien E.coli Werkbild
Enzootische Bronchopneumonie EBP - ( Rindergrippe ) Saisonale Form nass-kalte Wetterlagen mit hoher LF Crowding-assoz. Form: nach Vermarktung und Transport die klassische Faktorenerkrankung!
EBP Faktoren belebt: Viren Bakterien Mykoplasmen andere Erkrankungen (Nabel, DF) Genetik
EBP Faktoren unbelebt: Stallklima Makro/Mikro, Zugluft, Staub, Emissionen Management Abkalbung, Fütterungshygiene Transport / Umstallen Futterumstellung Eingriffe (Stress): Enthornen etc.
CT gesunde - kranke Lunge Foto: MSD-Gelfert
Erstes Stadium Fotos: MSD-Gelfert
Zweites Stadium Foto: MSD-Gelfert
EBP Besonderheiten der Rinderlunge stark segmentiert, keine Querverbindungen schlechte Blutversorgung Kalb: unreife Lunge 0,5% vom KGW (Mensch 1,7%) niedrige Energiereserven, geringes Temperaturregelungsvermögen des Kalbes Foto: MSD-Gelfert
Prävention effektives Kälbermanagement Aufbau des Immunsystems so schnell wie möglich nach der Geburt Stress und Bakterienbelastung minimieren optimale Ernährung bereitstellen adäquate Behandlung kranker Kälber Nach Goodger u. Theodore 1986
ZIEL: Gesunde Kälber 1.) Prophylaxe (Vorbeuge) Krankheiten verhindern Häufigkeit senken Schwere mildern 2.) Früherkennung (Folge-)Schäden verringern Behandlungsmöglichkeiten verbessern Foto: Bayer Austria
Prävention Geburt: Beste Geburtshelferin: die GEDULD Hygiene! saubere Hände, Umgebung ausgekochte Geburtsstricke etc. frische Einstreu Abkalbebox = Krankenbox Ziel: möglichst stressfreie Geburt in keimarmer Umgebung
Kolostrum-Management 1. Gemelk = Kolostrum 2. und weitere = Transition milk Darmbarriere nach 24 h fast zu für IgG über 40% der Kälber nehmen innerhalb der ersten 4 Stunden zuwenig bis kein Kolostrum auf
Kolostrum-Management Qualität prüfen 4 Liter in den ersten 3 Stunden (2 Liter erste Stunde, 2 Liter 7 Stunden) trinkschwache Kälber: Selenversorgung der Mütter überprüfen! einzige Indikation für das Drenchen (3-4 l auf einmal!) Kolostrumpool (auftauen < 60 C)
Prophylaxe Schutzimpfungen Rota/Corona/E.coli: Muttertierimpfung BRSV/PI3: Kalb ab 9 LT (intranasal)1x BRSV/PI3/M. haemolytica: Kalb ab 2.LW 2x neu: auch Muttertierimpfung 2x (8 und 4 Wo. a.p.)
Stallklima Haltungsbedingungen Temperatur (Luft, Umgebung) Luftfeuchtigkeit Zugluft chem. Zusammensetzung d. Luft (Schadgase) Staub (insbes. Feinstaub), Sporen, Pollen Licht Lärm Sauberkeit / Keimdruck Stress Foto: Klingler
Optimierung der Haltung sauerstoffreiche Luft rel. Luftfeuchtigkeit 60-70% trockene Liegefläche keine Zugluft niedrige Schadgaskonzentration geringe Staubbelastung geringer Keimdruck
Mikroklima / Kleinklima Mikroklima: Haarkleid (Isolationsschicht) kann gestört werden durch: Temperatur Luftfeuchtigkeit Zugluft Windgeschwindigkeit Liegefläche
Mikroklima / Kleinklima Kleinklima: in abgegrenztem Bereich, z.b. Iglu oder unter niedrig eingezogener Decke Foto: Wassertheurer
Zugluft / Wind / Feuchtigkeit Zugluft: Temperaturdifferenz > 3 C Windgeschwindigkeit > 0,2 msec hohe Luftfeuchtigkeit zerstören Mikroklima Kalb kühlt aus verminderte Durchblutung Abwehr geschwächt
Staub / Amoniak Staub: reizt Atemwege, transportiert Erreger NH 3 : reizt Schleimhäute, lähmt Flimmerepithel Schädigung der Lunge Abwehr geschwächt Erreger können angehen Atemwegserkrankungen
Schadgase NH 3 Belastung im Liegebereich (ppm) Warmstall 7,2 Kaltstall (Trauf-First) 4,2 Kaltstall (Iglu) 3,9 Großraumiglu (rund) 3,4 Einzeliglu 2,8 Grenzwert: 20,0 (Schweiz: 5,0) Schrader u. Laue 2003 Sanftleben 2005
Schadgase NH 3 6ppm: Risiko von Atemwegserkrankungen steigt stark an!! Warmstall 7,2 Kaltstall (Trauf-First) 4,2 Kaltstall (Iglu) 3,9 Großraumiglu (rund) 3,4 Einzeliglu 2,8 Grenzwert: 20,0 (Schweiz: 5,0) Anzustreben sind Werte <3 ppm
Vergleich Warmstall Iglu TOMKINS et.al. (1994) 2x24 Kälber Wisconsin Warm: 20 C aussen -18 C bis +20 C Kälber 24 24 Tägl.Zunahmen g/d Tag 1-14 81 213 Tag 1-42 340 44,3kg + 50% 509 51kg MAT kg 20,3 20,8 Kälberstarter kg Tag 1-14 0,94 1,56 Tag 1-42 28,3 40,04 Futterverwertung % Tag 1-14 0,13 0,32 Tag 1-42 0,36 0,45 Behandlungen Anz. 6,0 2,6 Beh.kosten $ 10,98 13,5% 1,49
Keimdruck vermindern-hygiene: Infektionsquellen ausschalten Abkalbebox Geburtshilfe schnell in keimarmes Milieu Kontakt mit älteren vermeiden Gruppen (kein Crowding)
Hygiene: Infektionsketten durchbrechen Rein-Raus mit Reinigung u. Desinfektion Geräte! Isolierung kranker Tiere Quarantäne Personen und Fahrzeugverkehr minimieren
Tierbeobachtung Gesunde Kälber Tierhaltungsverordnung 2004 Anlage Rinderhaltung Pkt.3.4.: Betreuung Kälber in Stallhaltung müssen mindestens zweimal täglich ( ) kontrolliert werden
erste Anzeichen bei Rindergrippe Foto: MSD-Gelfert
Tierbeobachtung Verhalten Atemfrequenz 20-40 IKT 39,5 38,5 Kot Fotos: Wassertheurer
Wasser ab dem zweiten Lebenstag anbieten! (THVO: ab 3. LW)
Kälberkomfort sauerstoffreiche Luft trockene Liegefläche keine Zugluft geringe Schadgaskonzentration geringe Staubbelastung geringer Keimdruck Foto: Wassertheurer
Keimdruck Foto: Wassertheurer
Wasser Foto: Wassertheurer
Windschutz Foto: Wassertheurer
Igluruhe Foto: Wassertheurer
Optimal! Foto: Klingler
Optimal? Foto: Klingler
Temperatur Fotos: Klingler
Licht und Luft Foto: Wassertheurer
Hygiene Foto: Klingler
Zusammenfassung Durchfall und Rindergrippe nach wie vor Krankheiten N.1 in der Aufzucht Vorbeuge Wasser Luft Licht Sonne (Liebe)
Danke / Credits Fa. Bayer, Mag. Tamara Pieringer Fa. MSD-Intervet, Dr. C.-C. Gelfert Frau Dr. Martina Wassertheurer
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!