Wild und Umwelt Fakultativer Ausbildungskurs der GAJ im Januar 2014

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SCHWEIZER JÄGER 05 16

Transkript:

Wild und Umwelt Fakultativer Ausbildungskurs der GAJ im Januar 2014 1

Zu meiner Person Ueli Strauss - Gallmann Dipl. Forsting. ETH Berufliche heute Leiter Amt für Raumentwicklung und Geoinformation Kanton SG Obmann der GAJ und damit Ihr Ansprechpartner, wenn es um Verbesserungen, Anregungen usw. in der Ausbildung geht Jagdprüfung 1994 in Schaffhausen Pächter im Revier Beggingen/SH und Waldkirch/SG Prüfungsexperte Kanton AI 2

Zu was ich spreche (2 Abende) Wild und Umwelt allgemein Wildökologie: Wildbestände und ihre Zusammensetzung Wildökologie: Wildtiere als Glieder der Lebensgemeinschaft Lebensraumökologie: Umweltfaktoren Charakteristische Lebensgemeinschaften und Bioindikatoren Landschaft im Wandel der Zeit Lebensraum Wald 3

Warum dieses Kapitel? Wild/Wildbestand Bestandesgrösse Kampf um Nahrung Geschlechterverhältnis Altersstruktur und Soziale Klasse Nahrungsketten Raubtier Beute Jäger - Beziehungen Vermehrung und Sterblichkeit Usw. usw. zu Wildbestände Abschussplan Wildtiere als Glieder von Lebensgemeinschaften 4

Abschussplanung 5

Neues Vollzugshilfsmittel http://www.bafu.admin.ch/publikationen/ publikation/01542/index.html?lang=de 6

GAJ Geht das in der Schweiz? 7

GAJ Lebensraumansprüche? 8

Mensch und Tier? 9

Alles hängt mit allem zusammen 10

Beispiele aus Zeitschriften. 11

Beispiele aus Zeitschriften. 12

Beispiele aus Zeitschriften. 13

Natur als Wirkungsgefüge Pflanzen und Tiere und sie umgebende unbelebte Umwelt Ökologie beschäftigt sich mit den vielfältigen Zusammenhängen und Wechselbeziehungen in der Natur Jäger muss Funktionsweise eines Wildbestandes kennen; wieso sonst sollte er Bestände regulieren? Wieso sonst sollte er auf einen angemessenen Jungtierabschuss achten? 14

Kapitelaufbau Grundsätzlich die wichtigsten ökologischen Grundkenntnisse Themen im Zusammenhang mit Wildbeständen im Kapitel Wildökologie Lebensgemeinschaften und typische Lebensräume im Kapitel Lebensraumökologie Und nun einige Begriffe. 15

Bestandesgrösse Grundlage für die Planung jagdlicher Eingriffe und hegerische Massnahmen ist der Bestand oder die Population. Jagd beeinflusst Aufbau und Grösse der Bestände stark! 16

Definitionen Unter Bestand oder Population versteht man die Gesamtheit aller Tiere einer Art in einem bestimmten, abgegrenzten Gebiet. Bestandesgrösse ist die Anzahl der Tiere in einem abgegrenzten Gebiet zu einem bestimmten Zeitpunkt. 17

Geschlechterverhältnis KS 21!!! Grosses Diskussions- thema dauernd.. Def: Das Geschlechterverhältnis (GV) gibt die Anteile männlicher und weiblicher Tiere in einem Bestand an. Es wird ausgedrückt als Anzahl weiblicher Tiere pro männliches Tier (m:w). 18

GV A) Was heisst 1 : 2? B) Was heisst 2 : 1? C) Was heisst 3 : 4? A) doppelt so viele Weibchen B) auf 1 Weibchen kommen 2 Männchen C) auf 3 Männchen kommen 4 Weibchen 19

GV: Wichtiges Natürlich: etwa 1 : 1; ev. leicht verschoben zu Gunsten W.. Kompensatorische Sterblichkeit. Natürlicher Bestandesaufbau nur über Bejagung beider Geschlechter Ausgewogenes GV genügt nicht; Altersstruktur!!!! 20

Altersstruktur und soziale Klassen Rechts: -Ausgeglichener Aufbau -Jugendklasse schwach -Geringe Nachwuchsleistung -Entwicklung Einzeltier langsa -Typisch für Steinwild Links: -Schnell wachsend -Frühe Alterung -Generationen lösen sich schnell ab - Typisch für Rehbestände 21

Zuordnung Einzeltier Reife Tiere aus Mittelklasse unbedingt schonen für die Erhaltung einer intakten Sozialstruktur! 22

Momentaner Zustand eines Bestandes Beschreibung durch Altersstruktur Geschlechterverhältnis Bestandesgrösse 23

Dynamik einer Population Bestimmt durch: Vermehrung Sterblichkeit 24

Zuwachs Anzahl der Jungtiere, die den ersten Winter überlebt haben Geburten Vorjahr Minus Sterblichkeit in den ersten Monaten Minus ev. jagdlicher Eingriff Minus Sterblichkeit im ersten Winter 25

Zuwachsrate Anzahl Jungtiere auf Anzahl weibliche Tiere oder ganzer Frühjahrsbestand Bsp. 15 Böcke, 15 Geissen 15 Kitze gesetzt Geburtenrate? 3 sterben in ersten 2 Monaten, 3 werden erlegt, 3 überleben 1. Winter nicht: Zuwachsrate? 26

Abgang Gesamtzahl der Tiere, welche dem Bestand im Laufe eines Jahres durch Tod (Jagd und Fallwild) verloren gehen Abgangsplanung? 27

Wichtig für jagdliche Planung Vermehrungsleistung Zuwanderung ein- und mehr- Jähriger Tiere Abwanderung ein- und mehrjähriger Tiere Sterblichkeit 28

Fallbeispiel der Entwicklung eines Rehwildbestandes 29

Bestandesdynamik Ev. Abnahme durch neg. Differenz von Zuwachs und Abgang und ev. Abwanderung Jahr x Ev. Zunahme durch pos. Differenz von Zuwachs und Abgang und ev. Zuwanderung Jahr x+1 Bestandesoder Populationsdynamik 30

Ungestörtes Wachstum Wachstumskurve eines Wildbestandes ( S-Kurve ) Lebensraum-Kapazität Anzahl Tiere Optimale jagdliche Nutzung Wendepunkt Zeit (Jahre) 31

Regulation durch Dichte Verständnis der Dichteregulation bildet Basis jeder vernünftigen Schalenwildbejagung Population mit geringer Dichte hat keine Reserven. Keine Pufferung der Jagd. Wildpopulation mit ein und derselben Abschusszahl auf 2 völlig verschiedenen Dichtewerten regulieren 32

Regulation durch Auswanderung Heranwachsende Müssen wandern! Wer Heimat hat, den vertreibt so schnell niemand!!! Wildarten die einzeln leben, reagieren auf steigende Dichte Rascher als solche, die in Rudeln leben. Rehe weichen z.b. schneller bei steigender Bestandesdichte wie Hirsch und Gämse. 33

Dichteunabhängige Regulation Klima kann stärker regulieren als Dichte Sterblichkeit der Jungtiere bei normalen Bedingungen schon so gross, dass kaum Konkurrenz auftritt 34

Kondition Momentane Verfassung, nämlich seinen Ernährungs- und Gesundheitszustand, sowie Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft. Überbestände und geringes Nahrungsangebot wirken sich Besonders auf Kitze und Jährlinge aus. 35

Konstitution Der erreichte körperliche Zustand aufgrund der Lebensbedingungen seit seiner Geburt und vor allem während der Wachstumsphase. Abhängig von Muttertieren, Bestandesdichte, Ernährungsgrundlagen, Störungen usw. 36

GAJ Bestände und ihr Lebensraum Wilddichte oder Bestandesdichte = Anzahl Tiere einer Wildart pro Flächeneinheit. Einfache Faustregel: Wildbestände dann zu hoch: -wenn Kondition und Konstitution der Tiere schlecht sind -sich die Äsungspflanzen von der Beweidung nicht mehr richtig erholen -oder der Wald sich auf natürliche Art nicht mehr verjüngen lässt. 37

Verbesserung Lebensraum Ziel: gesunder Tierbestand in einem intakten Lebensraum Paket von Massnahmen Ev. Lebensraumverbesserungen Ev. Reduktion Wildbestände Ev. Lebensraumberuhigungen Usw. usw. Zusammenarbeit aller!!!!!!! 38