Vortrag zum Innovationsforum Wasserwirtschaft am 10. Oktober 2011, in Osnabrück von Herrn Ulrich Spranger, Geschäftsführer der Kunststoff Spranger

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Transkript:

Vortrag zum Innovationsforum Wasserwirtschaft am 10. Oktober 2011, in Osnabrück von Herrn Ulrich Spranger, Geschäftsführer der KunststoffSpranger GmbH

Gliederung Kreislaufanlagen als Organismus und Gründe für Ihr Scheitern Stickstoffkreislauf Nitrifikation / Denitrifikation Nitrifikationsreaktoren im Überblick Moving Bed Reaktoren zur Nitrifikation sowie Auslegung Denitrifikationsreaktoren im Überblick STED Reaktor zur Denitrifikation sowie Auslegung Fazit 2

Kreislaufanlage als Organismus Mensch Kreislaufanlage Wirkung bei Ausfall Gehirn Steuerung Letal Herz Kreislaufpumpen Letal Lunge Be und Entgasung Letal Leber Biofilter Letal Nieren Mechanische Filter Schwer schädigend Milz Desinfektion Schwer schädigend Sinne Messsonden Stark beeinträchtigend Verhaltensweise Betriebsweise Beeinflusst Alles 3

Gründe für das Scheitern von Kreislaufanlagen Andere Gründe Gesetzgebung Fehlender Neubesatz Höhere Gewalt Anlagenseite Investitionskosten Betriebskosten Störanfälligkeit Betreiberseite Qualifikation Personal Betriebsmanagement Kapitalausstattung 4

Aquatischer Stickstoffzyklus (vereinfacht) aerob NO2 Nitrifikation Assimilation NO3 Ammonifikation Org.N NH3 /NH4 N2 Fixierung Org. anaerob N NO2 NO N2O N2 Denitrifikation 5

Notwendigkeit von Biofiltersystemen in der Kreislaufanlagen Ammoniak, Ammonium und Nitrit sind bereits bei geringen Konzentrationen starke Gifte für aquatische Lebewesen Nitrifikation notwendig Nitrat wirkt in überhöhten Konzentrationen, (abhängig von der Tierart) ebenfalls stark negativ Denitrifikation notwendig Gifte und Schadstoffe müssen unterhalb der jeweiligen Toleranzgrenze gehalten werden! 6

Nitrifikation (im aeroben Milieu) Ammoniak NH3 Ammonium NH4 Abbau durch AOB (Ammoniak oxidierende Bakterien) Nitrit NO2 Abbau durch NOB ( Nitrit oxidierende Bakterien) Nitrat NO3 7

Denitrifikation (im anaeroben Milieu) Nitrat NO3 (Produkt aus Nitrifikation) mehrstufiger Prozess durch heterotrophe Bakterien unter Zugabe von organisch gebundenem Kohlenstoff N2 H2O 8

Anforderungen an Bioreaktoren zur Nitrifikation Höchste Betriebssicherheit Verhinderung von Tot bzw. Faulzonen Größtmögliche Aufwuchsbzw. Kontaktfläche Kompakte Bauweise Niedriger Energieverbrauch Geringer Wartungsaufwand 9

Übersicht meist verwendeter Nitrifikationsreaktoren in Kreislaufanlagen 1. Getauchter Festbettreaktor 2. Fließbettreaktor 3. Tropfkörperreaktor 4. Moving Bed Reaktor 10

Vor und Nachteile der Systeme Festbett Fließbett Tropfkörper Moving bed Investitionskosten Energieverbrauch Wasserverbrauch Abbauleistung Entgasung Wartungsaufwand Kontinuierlicher Betrieb Totzonenbildung Betriebssicherheit 11

Auslegung von Moving Bed Reaktoren zur Nitrifikation 12

Grundlagen für die Auslegung Fixwerte Mindestverweilzeit im Biofilter 10 Minuten, Verhältnis von Carrier zu Gesamtvolumen Biofilter maximal 60 % Biocarrier mit Dichte unter 1 g/cm 3 Spezifische Werte Hälterungsvolumen, Besatzdichte, Fütterungsrate, Proteingehalt des Futters Art der Biocarrier (geschützte / ungeschützte Oberfläche) Wassertemperatur 13

Auslegung am Beispiel Hälterungsvolumen 100 cbm Besatzdichte 100 kg/cbm Fütterungsrate bei Endbesatz 1,5 % Proteingehalt des Futters 50 % Biocarrier max. 850 qm/cbm Wassertemperatur 20 C Besatz = 10.000 kg Futtereinsatz = 150 kg 14

Auslegung Biofilter über gesicherte Erfahrungswerte ä 3 / / / = 26,5 m 3 Auslegung Biofilter anhand Proteingehalt des Futters (TAN = Total Ammonium Nitrogen) TAN [g/d] =. / %, = 12.000 g/d Abbauraten im Süßwasser 0,5 1 g TAN /m 2 *d (bei T = 1825 C) Granulatmenge 3. /, / / = 28 m 3 Daraus ergibt sich bei 60 % Füllrate ein Biofiltervolumen bzw. ein Reaktionsraum von 46,5 cbm 15

Auslegung der Luftversorgung Parameter zur Auslegung Lufteintrag nie unterhalb 1,5 m Wassertiefe (N2 Eintrag) Bedarf zur Durchmischung der Carrier (Schlaufe) Bedarf zur Gasabstrippung (CO2,N2) Bedarf zur Sauerstoffstabilisierung Aus Erfahrung ergibt sich Verhältnis Luft zu Reaktoroberfläche circa 7 m 3 /h*m 2 Installation von FU gesteuerten Gebläsen um auf Änderungen von Parametern optimal reagieren zu können. 16

Konstruktive Besonderheiten Hydrodynamische Erzeugung der notwendigen Scherkräfte und der Umwälzung durch Gebläseluft, eingeblasen in möglichst geringe Wassertiefen (Energieeffizienz) Ausbildung eines Sedimentationsraumes unterhalb des Reaktorraumes zur Erfassung von Stoffpartikeln Zusätzliche Erhöhung des Stauraumes zur Pufferung zurückfließenden Überstauwassers (automatische Wiederinbetriebnahme nach Stromausfall) 17

Schematischer Aufbau im System Biofilter Mechanische Reinigung Hälterung Sauerstoffanreicherung Überstauraum Reaktionsraum Sedimentionsraum Wasserstände 18

Anforderungen an Bioreaktoren zur Denitrifikation Möglichst kontinuierlicher Betrieb Möglichst geringe Verschlammung Möglichst hoher Automatisierungsgrad Kompakte Bauweise Niedriger Energieverbrauch Geringer Wartungsaufwand Effektiver Stoffverbrauch 19

Übersicht üblicher Verfahren zur Denitrifikation, sowie Ihre Schwächen 1. Wirbelschichtreaktor 2. Vakuumentgasung 3. UASB Reaktor (Blähschlamm) 4. Autotrophe Schwefel Denitrifikation 5. sowie die Konzentrationssenkung durch Ausdünnung (häufig) Nachteile Schwierige Schlammabtrennung und/oder Hoher Energieverbrauch und/oder Kein kontinuierlicher Betrieb und/oder Hoher Wasserverbrauch durch Rückspülung und/oder Meist Nicht automatisierbar 20

Neuer Ansatz (Spranger Dr. MüllerBelecke DBU ) Selbstreinigender Temporärbelüfteter Eigengas Denitrifikations Reaktor (STED Reaktor) Vorteile kontinuierlicher Prozess automatisierbar hohe Effizienz geringer Wasserverbrauch 21

Auslegung von STED Reaktoren zur Denitrifikation Abhängig von der zu haltenden Tierart (tolerierte NO3 Konzentration) Abhängig von Menge und Proteingehalt des Trockenfutters (NGehalt) Abhängig von verwendeter Kohlenstoffquelle (z. B. Methanol) Abhängig vom verwendeten Biocarrier (Aufwuchsfläche) Abhängig von Wassertemperatur 22

Grundlagen für die Auslegung Fixwerte Optimale Verweilzeit in STED Reaktor 6 h Verhältnis von Carrier zu Gesamtvolumen maximal 60 % Volumenstrom 180 l / kg Futter um 1000 mg / l Nitrat zu halten Volumenstrom 600 l / kg Futter um 300 mg / l Nitrat zu halten Methanolbedarf circa 0,1 kg / kg Futter Biocarrier mit Dichte unter 1 g/cm 3 Futtermenge Spezifische Werte 23

Auslegung am Beispiel (empirisch) Futtermitteleinsatz 150 kg /d Maximaler Nitratwert 300 mg/l 600 l/kg * 150 kg/d = 90 m 3 /d = 3,75 m 3 /h 3,75 m 3 /h * 6 h = 22,5 m 3 22,5 m 3 * 0,6 = 13,5 m 3 0,1 kg /kg Futter * 150 kg Futter /d = 15 kg/d = 0,625 kg/h 24

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 25