1 Predigt über Lukas 24,44-53 am 21.Mai 2009 (Christi Himmelfahrt) in Altdorf von Pfarrer Bernd Rexer Die Bibelverse für die heutige Predigt stehen im Lukasevangelium, Kapitel 24,44-53 Jesus sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, und seid dafür Zeugen. Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott. Liebe Gemeinde, die Himmelfahrt Jesu ist nicht das Ende, sondern die Wende. Mit der Himmelfahrt Jesu wird eine neue Zeit eingeleitet. Bis dahin hatten die Jünger Jesus als Mensch bei sich gehabt. Sie konnten ihn sehen, anfassen, ihm Fragen stellen, Wunder mit ihm erleben. Seit seiner Himmelfahrt ist es damit zu Ende. Jesus ist zurückgekehrt zum Vater. Jesus ist nicht mehr zum Greifen nah für die Jünger. Die Jünger, sie mussten sich von Jesus verabschieden. Sie sind nun auf sich allein gestellt. Eigentlich eine Situation, in der man mit Traurigkeit, vielleicht auch mit Tränen rechnen würde. Himmelfahrt, das hat ja etwas mit Abschied zu tun. Wenn Soldaten einen sehr riskanten Auftrag ausführen sollen, der sie auch das Leben kosten kann, dann nennt man das ein Himmelfahrtskommando.
2 Denn allzu leicht kann es einem dabei passieren, dass man nicht mehr zurückkommt. Himmelfahrt das kann eine sehr traurige Angelegenheit sein. Doch hier in unseren Versen steht etwas ganz anderes: Lukas berichtet, dass die Jünger voller Freude nach Jerusalem zurückkehrten. Woher kommt diese Freude der Jünger, trotz dem Abschied? Drei Dinge fallen mir in der Geschichte auf: 1. Die Jünger wissen, dass Jesus zum Vater zurückkehrt und dort zu seiner Rechten sitzt. 2. Die Jünger bekommen einen klaren Auftrag. Sie sollen Jesu Zeugen sein. 3. Die Jünger werden von Jesus gesegnet, sie bekommen Kraft aus der Höhe Der erste Grund zur Freude: die Jünger wissen, dass Jesus zum Vater zurückkehrt und dort zu seiner Rechten sitzt. Jesus erklärte den Jüngern die Schrift, so dass sie verstanden, was dort steht. Das wäre doch klasse, wenn Jesus mal höchstpersönlich hier predigen würde, oder uns in der Bibelstunde einen Bibelabschnitt auslegen. Wir würden verstehen, was gemeint ist. Wie wunderbar muss das sein, wenn man die Geheimnisse Gottes verstehen kann. Die Jünger jedenfalls wissen nun: Jesus ist nicht einfach weg, und keiner weiß, was mit ihm los ist.
3 Sondern er wird eingesetzt in die Herrschaft im Himmel. Das ist die Antwort auf die Frage: Wo ist er denn? Er ist im Himmel. Das heißt aber nicht: da oben bei den Sternen. Im Himmel, das heißt, er ist bei Gott. In Gottes Reich. Da kann man nicht verorten in Raum und Zeit. Dafür gelten andere Dimensionen. Gottes Reich geht über das hinaus, was wir kennen, das sprengt unser Denken. Deshalb kann Jesus gleichzeitig im Himmel und bei uns sein. Das ist Ausdruck seiner globalen, ja universalen Herrschaft. Das haben wir am Anfang unseres Gottesdienstes Ja auch miteinander gesungen: Jesus Christus herrscht als König. Die Jünger wissen nun: Hinter ihnen steht ein mächtiger Christus, einer, der etwas bewegen kann. Nichts und niemand ist stärker als er. Sie können Jesus nicht mehr sehen, aber sie vertrauen darauf, dass er mit seiner Macht da ist. Das stärkt und gibt Mut. Mit der Himmelfahrt beginnen die Jünger auch, Jesus anzubeten. Damit tun sich manche Christen schwer. Sie beten eher zum Vater, oder ganz allgemein zu Gott. Doch seit Jesu Himmelfahrt können wir zu Jesus beten, denn er hat nun die himmlische Herrschaft angetreten, er ist nun bei Gott und tritt für uns ein.
4 Seither wenden sich Christen im Gebet an ihren Herrn, der im Himmel zur Rechten Gottes sitzt. Dass das möglich ist, ist Grund zur Freude für die Jünger. Der zweite Grund zur Freude: Die Jünger bekommen einen Auftrag. Sie sollen Jesu Zeugen sein. Sie sollen von ihrem Glauben Zeugnis ablegen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Von solchen Zeugenaussagen lebt der Glaube, lebt die Gemeinde, die Kirche. Da sind zuerst die Zeugnisse, die hier in der Bibel festgehalten sind. Die Bibel, sie ist geschrieben von Menschen, die erzählen, was sie mit Gott erlebt haben, oder was Gott zu ihnen gesprochen hat. Auf jeder Seite sagen uns die biblischen Autoren, was sie glauben und was der Grund ihres Glaubens ist. Die Bibel, sie ist das wichtigste Zeugnis unseres Glaubens. Doch dabei soll es nicht bleiben. Denn Zeugen sein, das sollen wir alle. Nicht nur die Apostel damals, sondern jede Christin, jeder Christ heute soll solch ein Zeuge sein. Zeuge sein: das heißt: anderen vom eigenen Glauben erzählen. Wer ein Zeuge vor Gericht ist, der soll nichts beschönigen, sondern erzählen, was er gesehen und gehört hat. Und so ist das auch mit dem Zeugnis für Jesus.
5 Die Menschen erwarten von uns Christen ehrliche Antworten auf ehrliche Fragen. Und zu diesen ehrlichen Antworten kann auch mal die Antwort Ich weiß es nicht gehören. Eben: nicht mehr sagen als das, wozu man selbst steht. Aber auch nicht weniger. Da, wo wir Christen etwas zu sagen haben, da dürfen wir nicht schweigen und uns raushalten. Da, wo die Dinge anders laufen, als Gott sie gewollt hat, da sollen wir Gottes Evangelium stark machen. Da, wo Menschen auf der Suche sind nach Gott, dürfen wir sie begleiten und ihnen helfen, mit dem, was wir haben. Wir sollen Zeugen sein, und dieses Zeugnis dürfen wir den Menschen nicht vorenthalten. Das klingt jett aber sehr nach Müssen, nach einem schweren Auftrag, was wir alles tun sollen, liebe Gemeinde. Wie kann ein solcher Auftrag Grund zur Freude sein? Ich denke, die Jünger waren stolz darauf, dass Jesus ihnen diese Aufgabe zutraut. Sie haben sich gefreut, dass sie Verantwortung übernehmen dürfen. Gewiss war ihnen klar, dass diese Aufgabe eine Menge Arbeit bedeuten würde. Aber trotzdem haben sie sich freudig drauf eingelassen: Weil Jesus ihnen etwas zugetraut hat.
6 Und das gilt auch für uns heute: Jesus traut es uns zu, seine Zeugen zu sein. Er traut es jedem zu. Es gilt denen, die von der Kirche berufen sind, zu predigen und sein Wort zu verkünden. Aber auch allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In der Kinder- und Jugendarbeit, in den Chören, im Kirchengemeinderat, oder wo auch immer wir mitarbeiten. Wir alle sind Zeugen Christi. Auch die, die eher im Verborgenen ihren Glauben leben. Die alte Frau, die soviel aus ihrem Leben zu erzählen weiß von schmerzlichen und schönen Erfahrungen. Dass andere durch sie getröstet werden. Der Jugendliche, der sich nicht mit dem zufrieden gibt, was gerade In ist, was irgendwie alle denken. Sondern sich auf die Suche macht nach seiner Art, den Glauben zu leben. Ihnen allen traut Jesus es zu: Ihr sollt meine Zeugen sein. Das ist ein Grund zur Freude. Der dritte Grund zur Freude: Jesus segnet die Jünger, er gibt ihnen Kraft aus der Höhe. Da steht: Jesus hob seine Hände und segnete seine Jünger. Was bedeutet das? Früher segneten Eltern ihre Kinder, wenn sie das Elternhaus verließen, um zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.
7 Mit dem Segen stellten die Eltern ihr Kind in Gottes Hand: Gott soll ihr Kind begleiten und beschützen über ihre eigenen Möglichkeiten hinaus. Bei ihm wird es immer geborgen sein, auch in Misserfolg und Gefahr. Jesus segnet seine Jünger. Damit sagt er zu ihnen: In dieser Welt gibt es Hoffnung für euch. Es gibt Hoffnung in Glück und Leid, Zuversicht trotz vielem, was euch Angst macht. Jesus sagt: Ihr könnt darauf vertrauen, dass mein Segen mit euch geht. Egal auf welchem Weg ihr seid, wo ihr gerade herkommt und hingeht. Brautpaare frage ich schon mal im Traugespräch, was für sie das Wichtigste in ihrem Traugottesdienst ist. Die Antwort ist meist eindeutig: Gottes Segen für unsere Ehe. Sie spüren: Wir brauchen den Segen Gottes für unsere Ehe. Er gibt uns Kraft zum gemeinsamen Leben, Kraft aus der Höhe. Jesus jedenfalls segnet seine Jünger. Jesus segnet uns, und deshalb können wir ein Segen für diese Welt sein.
8 Ihr Lieben, zwei kleine Worte aus diesem Bibelabschnitt möchte ich noch unterstreichen: Jesus sagt jedem von uns: Fang an! Fang an, leg los. Keine stundenlangen Diskussionen, kein langes Abwägen in Für und Wider, sondern einfach anfangen. Sei mein Zeuge! Du kannst das, denn ich bin mit meinem Segen bei Dir Sei Zeuge. In deiner Familie, an deinem Arbeitsplatz, in deiner Strasse, in deinem Dorf. Dann erlebst du wie die Jünger, dass bei dir Freude einkehrt. Dass du Gott lobst und preist für das, was er in deinem Leben tut. Amen.