Joachim Dörig Böhmen und Mähren Teil 1. Joachim Dorig - Böhmen und Mähren Teil 1

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Transkript:

Joachim Dorig - Böhmen und Mähren Teil 1 Mein Vortrag befasst sich mit dem Sammelgebiet Böhmen und Mähren und soll einen Einblick in das kleine, abgeschlossene Sammelgebiet mit seinen nur 182 Briefmarken wenn man nach dem Michel-Katalog geht geben. Bevor ich aber auf die Briefmarken und sonstige Besonderheiten eingehe, möchte ich einen kurzen politisch- und postalisch -geschichtlichen Überblick aufzeigen. Politisch: Zwischen 800 906 entstand das Großmährische Reich, d.h. fast alle west -slawischen Stämme vereinigten sich. 921 929 Wenzel der Heilige christianisiert Böhmen. (Hauptstamm Bojer = Böhmen) Später kam über einige Jahrhunderte das Königreich Böhmen. Eine tragende Säule im heilig römischen Reich deutscher Nation. War doch der König von Böhmen einer der im -Kollegium saß und damit den deutschen König bzw. Kaiser wählen durfte. Es gab aber auch immer wieder Streit mit den Böhmen, so z. B. als 1618 ein katholischer Habsburger im protestantischen Böhmen zum König gewählt wurde, kam es am 23.5.1618 zum s.g. Prager Fenstersturz und damit zum Auslöser des 30-jährigen Krieges. Zuletzt waren die Habsburger mit der Doppel-Monarchie Österreich/Ungarn die Herrscher. 1916 Kam es dann zum Protest bzw. Aufstand gegen die Habsburger mit dem Ergebnis, dass Tomás G. Massaryk und Edvard Benes einen tschecho-slowakischen Nationalrat gründeten und 20.10.1918 nach dem Krieg und Abdankung des österreichischen Kaisers die Gründung der tschechoslowakischen Republik (CSR) erfolgte. Massaryk war dann bis 1935 Präsident. Nachfolger wurde Benes.

29.9.1938 Münchner Viermächte-Abkommen Chamberlain, Mussolini, franz. Ministerpräsident Daladier und Hitler unterzeichnen am 30.9.1938 den Vertrag mit folgendem wesentlichen Ergebnis: 1. Eingliederung des Sudetenlandes zum 1.10.1938 in das Deutsche Reich, das gleichzeitig von deutschen Truppen besetzt wird. = Reichsgau Sudentenland 2. Abtretung von weiteren Gebieten an den Regierungsbezirk Regensburg und Bayreuth = Bayerische Ostmark und an Österreich(Oberdonau) und (Niederdonau). In der Philatelie ist diese Zeit durch Marken des Sudentenlandes = ausschließlich als Lokalausgaben bekannt = tschechische Marken mit Aufdruck z.b: Wir sind frei dokumentiert.

14.3.1939 1. Die Slowakei proklamiert Ihre Unabhängigkeit, wird aber zum sog. Vasallenstaat des Hitler- Deutschland, d.h. die Slowakei bleibt relativ selbständig. 2. Der tschechische Staatschef Emil Habla wird nach Berlin zitiert und von Hitler und Göring gezwungen, das Abkommen das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches zu legen zu unterzeichnen. 15.3.1939 In der gleichen Nacht zum 15.3.1939 marschierten deutsche Truppen in Böhmen und Mähren ein und Hitler verkündete die Errichtung des Reichsprotektorates Böhmen und Mähren. Hitler sprach seit dem Viermächte-Abkommen 1938 immer nur von der Vernichtung der Rest- Tschechei Bemerkenswert ist, dass es weiterhin, also es bis 1945 eine tschechische Regierung gab, in der u.a. der o.a. erwähnte Habla nominales Staatsoberhaupt (Staatspräsident) blieb und auch der Ministerpräsident und einige Minister Tschechen waren. Eine Exilregierung gab es in London unter der Führung von Benes ( s.o. Gründer der CSR) Die Macht, sprich Entscheidung traf aber Berlin und dafür wurde ein s.g. Reichsprotektor eingesetzt. Der 1. RPro. war der frühere Außenminister Konstantin von Neurath, später der ehem. Staatsminister Karl Hermann Frank, wobei deren Stellvertreter die Gefährlicheren waren, z.b. ab Sept. 1941 Reinhard Heydrich. Am 26.5.1942 Attentat auf Heydrich mit Todesfolge. Es folgte ein Racheakt der deutschen Wehrmacht, wobei viele Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht wurden. Auf dem Bild sehen wir nicht nur die Marke Mi.Nr. 131 vom 28.5.1943, die zum 1. Todestag erschien, sondern auch zusätzlich ein Gedenkblatt zum 1. Todestag und einen Sonderdruck, den s.g. Heydrich-block, den alle erhielten, die an der Gedenkfeier teilnahmen. (Katalog ca. 20.000 postfrisch).

Eine weitere Besonderheit = Entwerfer, komme ich später noch einmal zu sprechen. Die Heydrichmarke hatte nur eine kurze Gültigkeit, so dass sie auf Brief relativ selten ist. Böhmen und Mähren war ein wichtiger Bestandteil des Deutschen Reiches, weil u.a. 1. bis Februar 1945 die Entfernung für die Bomber der Alliierten zu weit war und damit die Wirtschaft ohne große Beeinträchtigungen weiterlief und 2. es damit ein Evakuierungsgebiet für Deutsche war und der Kinderlandverschickung diente. Postalischer Überblick Damit sind wird bei den Briefmarken von Böhmen und Mähren: Die Besetzung von Böhmen und Mähren ging so schnell, dass natürlich noch keine eigenen Briefmarken vorhanden sein konnten.

Die ersten eigenen Briefmarken von Böhmen und Mähren erschienen erst 4 Monate nach der Besetzung am 15.7.1939 bzw. erst am 29.7.1939. Also blieb nur eines übrig, die tschechischen Briefmarken weiterhin zu verwenden. Erlaubt wurde eine Auswahl aus Mi.Nr. 277-405 (einige davon nicht) und die Portomarken 55 66 und das bis zum 15.12.1939. Und nun gehen schon die Besonderheiten beim Sammeln dieses Gebietes los: Die Frankatur mit tschechischen Briefmarken vom Besetzen von Böhmen und Mähren vom 15.3.1939 bis zur 1. eigenen Ausgabe von Briefmarken am 15.7.1939, also bis 14.7.1939 nennt man Vorläufer. Die Frankatur mit tschechischen Briefmarken vom 15.7.1939 bis zum 15.12.1939 nennt man Mitläufer.

Der Brief der Gesellschaft für internationalen Jugendrechtsschutz der tschechoslowakischen Republik Abgang am 10.9.1939 Am 11.9.1939 zurück an Absender und versehen mit einem Kontrollstempel/Zensurstempel DK-Br.2 und tschechoslowakische Republik durchgestrichen. Wahrscheinlich deshalb zurück. Besonderheit ist aber für mich, dass es auch dem Deutschen Konsulat in Epinal/Frankreich eine Abteilung für das Protektorat BuM gab. Und wenn Ihr nun meint, das wars, dann setz ich noch einen drauf.

Die Mi.Nr. CSR 406 und 407 ( vor wenigen Jahren bei Michel unter BM A1 und B1 registriert) z.b. frankiert am 12.5.1939 müssten nach der obigen Definition Vorläufer sein. Nein: Sie sind Mitläufer, weil sie erst am 13.4.1939 bzw. am 22.4.1939 verausgabt wurden, also erst nach Errichtung des Protektorates. Frankatur dieser beiden Marken bis 14.7.1939, wie auch dann später sowieso, gilt als Mitläufer.

Frankatur allgemein: 1. Wie oben erwähnt, Vorläufer und Mitläufer Vom 15.3.1939 bis ca. Ende 1939 2. Natürlich die eigenen Briefmarken Böhmen und Mähren 3. S.g. Mischfrankaturen, d.h. alte tschechische und neue BuM-Marken bis ca. Ende 1939 4. Marken des Deutschen Reiches, aber nur von amtlicher Seite, also im weiteren Sinne Dienstpost, bzw. Dienstmarken von BuM

5. Frankaturfreie Post: nur von amtlicher Seite, also nur durch Abstempelung: keine Briefmarke 6. Freistempel/Maschinenstempel

7. Massenanlieferungen von Geschäftsdrucksachen gab es zu ermäßigten Tarifen. Dafür konnte die Marke Mi.Nr. 51 verwendet werden. GD-OT = Geschäftsdrucksache- Obchodni tiskopis. Zu sehen ist noch eine sehr selten private Zähnung. 8. Neben der Nachnahme, dem Einschreiben gab es noch die Mi.Nr. 52 bzw. die Portomarke Nr. 15, in dreieckiger Form und die Aushändigung des Postgutes ausschließlich an den Empfänger persönlich beinhaltete. 9. Der Brief mit den Mi.Nr. 136 137 habe ich auch mit dem Einlieferungsschein. Wenige Kombinationen vorhanden, da zum einen unterschiedliche Personen und zum anderen meist weggeworfen.

10. Brief mit Mi.Nr. 132 Rotes Kreuz: Zum einen möchte ich hier einen selteneren Kastenstempel zeigen, zum anderen einen Letzttagstempel, denn die Marke war nur frankaturgültig bis 31.12.1943. Der Brief darunter zeigt nun aber die Abstempelung vom 4.1.1944. Dazu gibt es einen Erlaß des Postministeriums, dass in solchen Fällen nicht kleinlich zu handeln ist. Es heißt nicht großzügig, sondern nicht kleinlich. Porto, Gebührenstufen Das Porto wurde dem Deutschen Reich angepasst, allerdings im Verhältnis 1 : 10, d.h. -1- RPf. = 10 Heller -1- RM = 1 Krone Beispiel: Normalbrief mit Einschreiben DR 42 RPf = BuM 4,20 Kronen

Dieser Brief hat auch seine Besonderheit: Der Krieg war eigentlich am 7./8.5.1945 zu Ende. Gültigkeit der Marken BuM war bis 8.5.1945 begrenzt. Nun hatten die Tschechen das gleiche Problem wie die Besatzer 1939: es gab keine Briefmarken. Somit hat das tschechoslowakische Postministerium die Gültigkeit der Mi.Nr. ab 138 bis zum 16.5.1945 verlängert. bis die Besetzung aller einzelner Poststellen durch die sowjetischen und amerikanischen Truppen erfolgt ist. Auf dem Brief sehen wir nun das Datum 15.5.45 bzw. den Eingang auf der Rückseite am 16.5.45. Aber der Stempel ist nur noch einsprachig (tschechisch) und auf dem R-Zettel ist die deutsche Bezeichnung Königsstädtel bereits geschwärzt. Soweit zur Vorgeschichte, die bereits von mir mit Einzelheiten beschrieben wurde. Nun will ich Euch nicht die einzelnen Briefmarken von Böhmen und Mähren zeigen, sondern wiederum auf Ausgefallenes, Besonderheiten und sonstige philatelistische Sammelstücke hinweisen und zeigen, die es vielleicht nur bei Böhmen und Mähren gibt.

Abfolge der Briefmarken: 1. Als erstes kam die Serie der tschechischen Briefmarken mit Aufdruck Böhmen und Mähren zweisprachig -. Tschechoslowakei wurde durchgestrichen. Ausgabe 15.3.1939

2. Dann, am 29.7.1939, die wirklich erste Marken von Böhmen und Mähren. Die Serie Lindenblätter/Landschaften. Das zweisprachige wurde beibehalten. Bei dieser Ausgabe sehen Sie bereits, dass ich von jeder Marke -2- Stück eingeordnet habe. Es gibt eine Vielfalt von Farbvariationen bei den BuM-Marken. Meine eigene Sammlung umfasst übrigens -3- Farbvarianten, die mehr oder weniger voneinander abweichen. Die Begründung: Das Protektorat sollte nach dem Willen der Führenden in Berlin als fester Bestandteil in das Deutsche Reich eingegliedert werden. Also druckte man nur wenige Marken. Die Marken Böhmen und Mähren sollten somit nur ein Übergang sein. Doch es kam alles anders. Der beginnende II. Weltkrieg und damit die geschichtliche Entwicklung verhinderten dies, d.h. philatelistisch: Es waren zu wenig Briefmarken vorhanden und man musste ständig nachdrucken bzw. neue Briefmarken auflegen. Dieses Nachdrucken brachte unweigerlich auch Abarten, Fehldrucke und vor allem die Farbvielfalt hervor. Diese Entwicklung wird auch unterstützt durch die Änderung der Landesbezeichnung auf den Briefmarken. So war zunächst nur der Aufdruck, dann doch eigene Böhmen und Mähren, schließlich Deutsches Reich und letztendlich Großdeutsches Reich.

Die gleiche Entwicklung ist übrigens beim Sammelgebiet Generalgouvernement zu sehen. Als nächstes einiges über die Stempelung: Viele von Euch sammeln ja Stempel, ob rein Bayreuth, Heimatgeschichte, Sonderstempel und was es eben alles so gibt. Das trifft auch für Böhmen und Mähren zu: 1. Die Beschriftung der Stempel Die Sprachunterschiede zwischen der Tschechoslowakei und dem Deutschen Reich ist der erste Ansatzpunkt: a) Im Sudentenland war deutsch als Amtsprache auch zugelassen, d.h. der normale Poststempel war somit auch zweisprachig, aber - oben tschechisch und - unten deutsch (auf dem Bild der Stempel oben links) - b) In der Rest Tschechoslowakei war der Stempel natürlich einsprachig tschechisch (im Bild oben Mitte) c) Dann kam die Besetzung und es gab den Stempel nur noch einsprachig deutsch (im Bild oben rechts) d) Später kam man überein es waren ja doch die Tschechen mit ihrer tschechischen Regierung vorhanden und gestaltete den Stempel zweisprachig: - allerdings oben deutsch und - unten tschechisch (im Bild unten links)

e) Kaum war der Krieg zu Ende, strich man oben den deutschen Eindruck heraus und beließ nur noch den unteren tschechischen Namen. (Im Bild unten rechts) 2. Sonderstempel Zu besonderen Anlässen, wie Ausstellungen, Jubiläen oder Geburtstagen wurden wie auch bei uns heute noch Sonderstempel angefertigt. Insgesamt gibt es bei Böhmen und Mähren nur 119 Sonderstempel, aber durch ergänzende Buchstaben a, b, c, d fast 200 sammelwürdige, wobei - der kleine Viktoriastempel - und die Ausgaben der Autoposta, die selteneren sind.

3. Zusatzstempel Der bekannteste dabei ist wohl der große Viktoriastempel: Viktoria! Deutschland siegt an allen Fronten für Europa! Diese Stempel ist zweisprachig und in den Farben rot und schwarz vorhanden.

Wenn nun beide Viktoriastempel auf einem Beleg sind, ist das schon eine Besonderheit, sprich absolute Rarität. Besonderes bei den Bogenausgaben: 1.Leerfelder/Sterne Bei verschiedenen Ausgaben im Klein-, Mittel- und Großformat gab es eine bestimmte Marken- Anordnung, egal ob im Stichtiefdruck, im Rastertiefdruck oder im Buchdruck hergestellt. Als Beispiel zeige ich diesen Bogen der Mi.Nr. 29 32: Es ist Großformat, stehendes Format (es gibt somit auch liegendes), mit Leerfeldern und/oder Sternen.

Oben sehen Sie nun einen Bogen mit linker und rechter Hälfte. Die Leerfelder sind hier links und rechts an jeder Bogenhälfte zu erkennen. Die untere Zeichnung zeigt den gleichen Bogen, zwar nur eine Hälfte, aber mit Stern (?). Die linke Bogenhälfte hat ein Sternchen, die rechte Bogenhälfte hat ein Kreuzsternchen. Die Sterne sind entweder auf dem Leerfeld oder auf einen Bogenrand aufgedruckt. Was heißt hier einen Stern, es können auch 2 oder 3 Sterne sein. Damit kann ich nun wieder die Platter-Nr. festlegen: 1 Stern = Platte 1, 2 Sterne = Platte 2, 3 Sterne = Platte 3 Gleichzeitig sind die Platten meist mit Farbabweichungen verbunden. In wenigen Fällen kann man dann auch anhand der Farbe die Platten-Nr. zuordnen. 2. Platten-Nummern Neben der Festlegung der Platten-Nr. durch die Anzahl der Sterne/Kreuzsterne brauche ich aber auch eine andere Möglichkeit die Platten-Nr. zu erkennen. So schreibt man diese einfach auf den Bogenrand unten links. Wenn wir nun z.b. die Zahl 1 bzw. 1 A lesen, kann man daraus erkennen: Die Zahl 1 heißt also Platte 1, sagt mir aber auch, dass es sich um die linke Bogenhälfte handelt. Entsprechend sagt die Zahl 1 A, dass es sich um die rechte Bogenhälfte handelt.

Schwierig wird die Zuordnung erst dann, wenn beides fehlt, also keine Platten-Nr. bzw. Stern vorhanden ist.

Bei den Porto-, Dienst- und Zeitungsmarken wurde nach den ersten Ausgaben noch eine weitere 2-stellige Zahl hinzugesetzt. Sie bedeutet das Prägejahr: z.b. 2 39 heißt, Platte Nr. 2, Ausgabejahr 1939 3. Zierfelder Bei einigen Ausgaben von Böhmen und Mähren wurden Bogen mit Zierfeldern gedruckt. Ähnlich wie bei der Bundespost, dass oben und daneben aus dem Bereich der Marke etwas Schmückendes gedruckt wurde. Der Brief soll dazu ein Beispiel sein.

4. Größe der Bogen Es gibt grundsätzlich 50er- und 100-er Bogen (Ausnahme 200-er Bogen) Auf dem Bogenmuster ist zu erkennen, dass die Bögen hintereinander bzw. nebeneinander gedruckt wurden. Erst 50-er dann 100-er, wieder 50-er usw. Unterscheidung ist, dass der 50-er-Bogen immer einen großen glatten Unterrand und einen fransigen Oberrand hat und der 100-er-Bogen immer einen fransigen Unterrand und einen glatten Oberrand hat. Der Vergleich bei der Mi.Nr. 26 soll dies exemplarisch darstellen.

5. Besondere Besonderheiten 5.1. Entwerfer-Name: Nur bei der Mi.Nr. 131 Reinhard Heydrich auf dem rechten unteren Bogenrand vorhanden: Bildhauer F. Rotter Auflage insgesamt 1.280.000 Nur 1 Marke pro 100-er-Bogen ergibt nur 12.800 derartige Eckstücke. 5.2. Jahreszahlen auf dem Bogenrand: Nur bei Mi.Nr. 111 und 112 Rotes Kreuz Jeweils unten rechts und unten links die Jahreszahl 1942

5.3. Privatzähnungen: Bei den Zeitungsmarken Mi.Nr. 42-50, bei der Freimarke Mi.Nr. 51 und einige Zeitungsmarken Mi.Nr. 117-125 ( wie 42-50 allerdings Deutsches Reich ). Die grundsätzlich geschnittenen Marken wurden durch Unternehmen und Zeitungsverlage nachträglich gezähnt und das in schlechter Qualität.

Neben den Briefmarken gab es natürlich auch Ganzsachen. Die nächsten beiden Bilder sollen nur einen groben Überblick geben. 1. Ausgabe mit Lindenblatt

2. Ausgabe mit Adolf Hitler Joachim Dörig Böhmen und Mähren Teil 1

Der Höhepunkt einer jeden Sammlung von Böhmen und Mähren dürfte allerdings die Marke von Theresienstadt sein. Die Ausgabe gibt es gezähnt und geschnitten. Die Zulassungsmarke für Pakete aus dem Protektorat in das Ghetto Theresienstadt musste von den Ghetto-Insassen über den Paketsender beantragt werden. Die Genehmigung erfolgte durch den Ältestenrat der Juden in Prag. Die Marke musste direkt auf das Paket geklebt werden, nicht auf die Begleitkarte, so dass nur wenige echt gelaufene gestempelte Marken verfügbar sind. Ab Juni 1944 gab es s.g. Rot-Kreuz-Souvenir-Blocks, die beim Besuch von ausländischen Rot-Kreuz-Delegationen an jedes Kommissionsmitglied mit einer kleinen Mappe verteilt wurden. Die Blocks waren ungezähnt, in schwarz, braun und rot gedruckt und unten links mit einer 3-stelligen Nummerierung in der Farbe des Blocks versehen.

Der Druck erfolgte bei der Böhmisch Graphischen Union AG in Prag wie bei allen Marken von BuM in Bögen zu 25 Stück ( 5 x 5). Am Anfang waren es nur 4-er Bögen. Und zu guter Letzt: Es gab nicht nur Post innerhalb von Böhmen Mähren und heraus, sondern auch nach Böhmen und Mähren wurde geschrieben. Zum Abschluss -2- schöne Exemplare aus den USA in das Protektorat.

Und auch in Böhmen und Mähren gab es bereits eine Versandstelle, bzw. man konnte Briefmarken bei der Post bestellen. Hier sehen Sie eine Bestellung bzw. Abrechnung, bei der auch der Umrechnungsfaktor 1:10 aufgeführt ist. Danke für die Aufmerksamkeit und Geduld. Sollten Fragen sein, stehe ich gern zur Verfügung.