Friedrich Dürrenmatt Die Physiker. Reclam Lektüreschlüssel

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Transkript:

Friedrich Dürrenmatt Die Physiker Reclam Lektüreschlüssel

LEKTÜRESCHLÜSSEL FÜR SCHÜLER Friedrich Dürrenmatt Die Physiker Von Franz-Josef Payrhuber Philipp Reclam jun. Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen Made in Germany 2006 RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Marken der Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart ISBN 978-3-15-950126-0 ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015302-4 www.reclam.de

Inhalt 1. Erstinformation zum Werk 5 2. Inhalt 8 3. Personen 17 4. Aufbau und Form 23 5. Wort- und Sacherläuterungen 27 6. Interpretation 32 7. Ausformung der Thematik durch andere Autoren 45 8. Autor und Zeit 51 9. Checkliste 64 10. Lektüretipps 69 Anmerkungen 73

1. Erstinformation zum Werk Friedrich Dürrenmatt war einer der originellsten, eigenwilligsten und zugleich erfolgreichsten Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts. Er schuf ein umfangreiches literarisches Werk, das insbesondere aus Dramen und Hörspielen, Romanen und Novellen sowie aus theoretischen Schriften über Kunst, Literatur und Politik besteht. Viele Ehrungen honorierten sein humanistisches Engagement, zahlreiche Literaturpreise, unter ihnen der Georg-Büchner-Preis (1986), würdigten seine künstlerische Arbeit. Im Mittelpunkt von Dürrenmatts vielfältigem künstlerischem Schaffen stand, abgesehen von den letzten Lebensjahren, immer das Drama und das Theater. Er schrieb insgesamt knapp dreißig Theaterstücke, von denen die Mehrzahl auf der Bühne erfolgreich war. Gegenwärtig kommen die meisten seiner Stücke in den Spielplänen der Theater allerdings nicht mehr vor. Dürrenmatt teilt hier ganz offenkundig das Schicksal anderer, moderner Klassiker, dass seine Themen und die dramaturgische Form seiner Theaterarbeiten als nicht mehr zeitgemäß empfunden werden. Der Besuch der alten Dame und Die Physiker sind jedoch hiervon ausgenommen. Sie gelten allgemein nicht nur als seine besten, sondern auch als seine wirksamsten Stücke. Beide Dramen sind auch seit mehr als zwei Jahrzehnten als Schullektüre kanonisiert und haben mittlerweile ihren festen Platz in den Lehrplänen. Das Theaterstück Die Physiker wurde 1961 geschrieben und am 20. Februar 1962 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Es wurde zum Theatererfolg der Saison und gehörte fortan für mehrere Jahre zu den meistgespielten Stücken im

6 1. ERSTINFORMATION ZUM WERK deutschsprachigen Raum. Der Erfolg ist maßgeblich in dem unerwarteten Paradox begründet, dass in dem Stück das ernsthafte Thema der ethischen und sozialen Verantwortung des Wissenschaftlers für die Auswirkungen seiner Forschungen in der Form einer grotesken Komödie gestaltet wird. Für die Darstellung eines existentiellen Konfliktes würde man doch eher eine Tragödie erwarten. Die Resonanz bei Publikum und Kritik gibt jedoch der Position Dürrenmatts Recht, dass die Tragödie keine angemessene ästhetische Antwort mehr auf den grotesken Zustand unserer heutigen Welt ist. In den sechziger Jahren konnte das Thema des Stücks unschwer auf das Problem der Atombombe und die Angst der Menschen vor einem Atomkrieg bezogen werden; es bestand die Konfrontation der beiden Atommächte USA und Sowjetunion. Das anhaltende Interesse an dem Stück zeigt jedoch, dass es nicht allein die historischen Zusammenhänge erhellt, aus denen heraus es entstanden ist, vielmehr mit seinem Sinnpotential bis in die Gegenwart hineinreicht. Die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaftler ist unverändert aktuell, auch wenn sie nicht allein im Kontext der atomaren Bedrohung gestellt wird; die Genforschung beispielsweise oder die Biotechnologie und neuerdings das therapeutische Klonen werfen heute die gleichen existentiellen Probleme auf. Der»Lektüreschlüssel«zu Dürrenmatts Stück Die Physiker will zum besseren Verstehen dieser Zusammenhänge beitragen. Hierzu soll zunächst eine ausführliche und detaillierte Inhaltsangabe Hilfen bieten. Sie weist bereits auf all die Einzelheiten hin, die in den folgenden Kapiteln unter den für eine Interpretation zentralen Gesichtspunkten behandelt werden: Thematik, Personencharak-

1. ERSTINFORMATION ZUM WERK 7 teristik, Werk-Aufbau, ästhetische Form und Wirkungsabsicht. Wort- und Sacherklärungen erläutern den Sinn von Wörtern und klären über Personen auf, die dem heutigen Leser nicht unmittelbar bekannt sind. Ein Vergleich mit der Ausformung der Thematik durch andere Autoren sowie biographisches Hintergrundwissen zum Autor und seinem Gesamtwerk geben dem Leser zusätzliche Verständnishilfen.