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Transkript:

Fanatischer Glaube? Christus, mein Leben. Einleitung (Philipperbrief, kurzer Flashback, Freude im Glauben ) Nachdem Paulus deutlich gemacht hat, dass das Geheimnis zuversichtlichen Glaubens in der Gewissheit um die Treue Gottes liegt, zeigt er, welche Auswirkung dieser Glaube auf unsere Lebenshaltung und Einstellung hat. Damit passt der Text eigentlich auch sehr gut zu dem uns erwartenden neuen Jahr. Die Frage nach Lebenszielen, nach dem eigenen Glück, steht um den Jahreswechsel immer besonders hoch im Kurs. [Bsp: Studien] Für Paulus steht nichts dergleichen im Mittelpunkt seiner Lebensphilosophie. Ihm geht es im Kern um Christus. Was heißt das konkret? Unser heutiger Textabschnitt lässt sich mit den Worten zusammenfassen: Hauptsache das Evangelium (12-18), Hauptsache Christus (V. 19-26). Ich lese zunächst die Verse 12-15: 12 Ich bin froh, euch mitteilen zu können, Geschwister, dass das, was mit mir geschehen ist, die Ausbreitung des Evangeliums sogar noch gefördert hat. 13 Bei der ganzen kaiserlichen Garde und weit darüber hinaus hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass meine Gefangenschaft eine Gefangenschaft wegen Christus ist. 14 Und bei den meisten Geschwistern ist gerade, weil ich inhaftiert bin, das Vertrauen auf den Herrn so gewachsen, dass sie jetzt noch viel mutiger sind und das Evangelium ohne Furcht weitersagen. Paulus war gefangen genommen worden, weil er das Evangelium verkündigt hatte. Wahrscheinlich handelt es sich um seine letzte Gefangenschaft in Rom, evtl. aber auch um einen seiner kürzeren Aufenthalte in einer anderen Stadt. Für Rom spricht die Erwähnung der kaiserlichen Garde bzw. des Prätoriums, wie es wörtlich heißt (wenn die kaiserliche Garde gemeint ist, ist Rom Abfassungsort, das Prätorium kann sich aber auch auf Statthalterpaläste anderer Städte beziehen). In jedem Fall kann Paulus seiner Berufung nicht aktiv nachgehen, in Gefangenschaft ist er, abgesehen davon, dass er Briefe schreibt und Besuch empfangen kann, handlungsunfähig. Eine Situation, in der er sich nutzlos und einsam fühlen könnte. Doch das Gegenteil geschieht: gerade weil Paulus inhaftiert ist und die Menschen davon hören, dass er aufgrund seines christlichen Glaubens einsitzt, verbreitet sich das Evangelium um so schneller. Anstelle davon, dass sich die Christen durch die Gefangenschaft entmutigen lassen und es nun nicht mehr wagen, das Evangelium zu predigen, werden sie umso mutiger und verkünden das Evangelium noch mehr als zuvor. Die Kraft des Evangeliums liegt nicht in der Hand der Leute die es verkündigen, 1

sondern in der verkündigten Botschaft selbst. Und so können zwar die Christen inhaftiert werden, das Evangelium selbst aber kann nicht hinter Schloss und Riegel gebracht werden. In jüngerer Zeit sehen wir das zum Beispiel in China, wo trotz starker Verfolgung von Seiten der kommunistischen Regierung insbesondere in der Zeit Maos die Hausgemeinden und inoffiziellen Kirchen umso stärker gewachsen sind. Und wenn wir an die Situation von Pastor Saeed im Iran denken, für den wir ja bereits mehrfach gebetet haben, dürfen wir auch darauf hoffen und darum beten, dass Gott auch ihn und seine Gefangenschaft gebraucht, wie er es bei Paulus getan hat. Aber auch im Falle von Paulus bleiben negative Begleiterscheinungen nicht aus. 15 Bei manchen sind zwar Neid und Streitsucht mit im Spiel, wenn sie die Botschaft von Christus verkünden. Doch es gibt auch solche, die es in der richtigen Haltung tun. 16 Sie handeln aus Liebe zu mir, denn sie wissen, dass ich mit dem Auftrag hier bin, für das Evangelium einzutreten. 17 Die anderen hingegen verkünden Christus aus selbstsüchtigen Motiven. Sie meinen es nicht ehrlich, sondern hoffen, mir in meiner Gefangenschaft noch zusätzliche Schwierigkeiten zu bereiten. 18 Aber was macht das schon? Ob es nun mit Hintergedanken geschieht oder in aller Aufrichtigkeit entscheidend ist, dass im einen wie im anderen Fall die Botschaft von Christus verkündet wird, und darüber freue ich mich. Während viele Paulus beistehen und sich an ihm ein Beispiel nehmen, gibt es andere, die ihn beneiden, vermutlich wegen seines Erfolges in der Verkündigung des Evangeliums. Sie verkünden zwar das Evangelium, versuchen aber, sich selbst daran zu bereichern bzw. selbst daraus Profit zu schlagen. Mehr wissen wir über diese Leute nicht, aber Paulus weiß, dass selbst dort, wo Menschen sich gegen ihn stellen aber trotzdem die Botschaft von Jesus verkündigen, Gott das gebrauchen wird. Hier ähnelt seine Einstellung der Johannes des Täufers, der über Jesus sagte: Er muss immer größer werden und ich immer geringer (Joh 3,30). Er nimmt in Kauf, dass andere schlecht über ihn reden, weil ihm die Bedeutung Jesu wichtiger ist als sein eigenes Ansehen. Auch heute können uns Christen begegnen, die nicht vor allem Christus verkündigen, sondern die Verkündigung des Evangeliums vor allem daran festmachen, gegen wen sie sind und von wem sie sich abgrenzen. Doch das sollte immer hinnehmbar bleiben. Manchmal kann es notwendig sein, und das finden wir bei Paulus auch an anderer Stelle, dass man solchen Leuten direkt entgegentritt, nämlich dann, wenn sie ein falsches Evangelium 2

verkündigen. Wo die christliche Botschaft verfälscht wird, müssen wir dem entgegentreten. Aber mit allen Christen, die das biblische Evangelium teilen, wissen wir uns verbunden. Und ich persönlich war sehr ermutigt letzte Woche durch die Gastfreundschaft unserer Geschwister von Cologne in Motion. Gemeinde lebt nicht von der Abgrenzung, sondern davon, dass wir das Evangelium allen Menschen ohne negativen Hintergedanken verkündigen. Das Evangelium muss die Hauptsache bleiben. Auch in Zukunft wird nichts mir meine Freude nehmen können. 19 Denn ich weiß, dass am Ende von allem, was ich jetzt durchmache, meine Rettung stehen wird, weil ihr für mich betet und weil Jesus Christus mir durch seinen Geist beisteht. 20 Ja, es ist meine sehnliche Erwartung und meine feste Hoffnung, dass ich in keiner Hinsicht beschämt und enttäuscht dastehen werde, sondern dass ich wie es bisher immer der Fall war auch jetzt mit ganzer Zuversicht auftreten kann und dass die Größe Christi bei allem sichtbar wird, was mit mir geschieht, ob ich nun am Leben bleibe oder sterbe. Hier greift Paulus nochmals die ewige Perspektive auf, die er bereits zu Beginn des Briefes erwähnt hat. Paulus kennt zwar seine eigene Not, er weiß aber ganz sicher, dass er letztlich Rettung erfahren wird. Er weiß, dass Gott das Gute, was er begonnen hat, auch vollenden wird (V. 6). Davon lässt er sich leiten. Und er rechnet dabei mit beidem: zu sterben oder am Leben zu bleiben. Das Heil, die Rettung, von der Paulus hier spricht, kann sich auf die ewige Rettung beziehen, aber auch Freiheit und Erleichterung seiner Haftsituation beinhalten, wir wissen es nicht genau. Und zu seinem Heil trägt das Gebet der Gemeinde und der Heilige Geist bei. Gott handelt durch unser Gebet und bezieht es aktiv in sein Heilshandeln mit ein. Was für eine Ermutigung zum Gebet! 21 Denn der Inhalt meines Lebens ist Christus, und deshalb ist Sterben für mich ein Gewinn. 22 Andererseits kann ich, solange ich noch hier auf der Erde lebe, eine Arbeit tun, die Früchte trägt. Daher weiß ich nicht, was ich vorziehen soll. 23 Ich bin hin- und hergerissen: Am liebsten würde ich das irdische Leben hinter mir lassen und bei Christus sein; das wäre bei weitem das Beste. 24 Doch ihr braucht mich noch, und deshalb davon bin ich überzeugt ist es wichtiger, dass ich weiterhin hier auf der Erde bleibe. 25 Darum bin ich auch sicher, dass ich nicht sterben werde, sondern euch allen erhalten bleibe. Denn dann kann ich dazu beitragen, dass ihr im Glauben vorankommt und dass euch durch den Glauben eine immer tiefere Freude erfüllt. 26 Ja, wenn ich wieder bei euch bin, werdet ihr noch 3

viel mehr Grund haben, auf Jesus Christus stolz zu sein und ihn für das zu preisen, was er durch mich für euch getan hat. Spätestens hier wird unser Text radikal. Kann Sterben ein Gewinn sein? Was treibt Paulus an, sich nach dem Tod zu sehnen? Ist er etwa bereit, Selbstmord zu begehen für Christus (manche modernen Ausleger mutmaßen das)? Wenn du nicht gläubig bist oder vielleicht auch einfach nur skeptisch, wirst du dich wahrscheinlich fragen: ist das nicht zu fanatisch? Die Vorstellung, dass Sterben ein Gewinn ist, verbinden wir in unserer Zeit eher mit islamistischen Selbstmordattentätern als mit positiver Glaubenskraft. [Es sei an dieser Stelle nur gesagt, dass das Problem des Selbstmordattentates kein islamistisches, sondern ein religionsübergreifendes Phänomen ist, auch wenn in unserer Zeit die öffentliche Wahrnehmung eine andere ist. Es hat so vereinzelt auch christliche Splittergruppen gegeben, über die ähnliches überliefert wird wie z.b. die Agonistiker oder Circumcellionen des 5. Jahrhunderts, auch wenn die Quellen mit Vorsicht zu genießen sind]. Ist ein so fanatischer Glaube nicht gefährlich? Wir müssen hier aufpassen, den Text richtig zu verstehen. Bereits in der Alten Kirche kommt es gelegentlich zur einseitigen Interpretation dieser radikalen Verse. So schreibt Ambrosius von Mailand: Wir sehen hier, dass das Sterben ein Gewinn und das Leben eine Strafe ist. Doch Paulus geht es hier gar nicht um eine Abwertung des Lebens. Christus ist ja sein Leben. Darum hat auch sein Leben einen konkreten Sinn. Der Glaube an Christus ist keine Vertröstung auf das Jenseits, auf die ewige Gemeinschaft, die wir einmal mit Christus genießen werden, auch wenn wir die Vollendung in Ewigkeit erleben werden. Der Kirchenvater Basilius von Cäsarea hat die lebensverändernde Bedeutung des Textes erkannt, wenn er schreibt: Denn wenn für mich Christus leben bedeutet, sollten meine Worte von Christus reden, alle Gedanken und Taten von seinen Geboten abhängig sein und meine Seele seiner gleichgestaltet werden. Christlicher Fanatismus bejaht das Leben und legt es in die Hand Gottes. Warum? Weil Christus selbst der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Lebens sein sollte. Selbstmord ist darum nie ein Akt, der mich Christus näher bringt [Erläuterung ]. Nicht erst im Jenseits möchte Christus uns und werden wir Christus begegnen, sondern bereits jetzt, in deinem und meinem Alltag, begegnen wir ihm. Und in deinem Alltag, auch im kommenden Jahr, stellt Gott dich in diese Welt hinein, um eine Arbeit zu 4

tun, die Früchte trägt, um ein Segen zu sein für deine Mitmenschen. Schon Jesus macht deutlich, das gerade darin die Gemeinschaft mit Ihm zur Geltung kommt (Matthäus 25,37-40): 37 Dann werden ihn die Gerechten fragen: Herr, wann haben wir dich denn hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? 38 Wann haben wir dich als Fremden bei uns gesehen und haben dich aufgenommen? Oder wann haben wir dich gesehen, als du nichts anzuziehen hattest, und haben dir Kleidung gegeben? 39 Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und haben dich besucht? 40 Darauf wird der König ihnen antworten: Ich sage euch: Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt und wäre er noch so gering geachtet gewesen, das habt ihr für mich getan. Der Philipperbrief entfaltet in den kommenden Kapiteln die lebensverändernde Kraft, wenn wir Christus in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen. Der Kommentator William Hendriksen nennt treffend 5 Kernpunkte (leicht revidiert), die uns einen Ausblick geben auf das, was uns im Philipperbrief noch erwartet: es bedeutet, die Gesinnung und die demütige Haltung Christi anzunehmen (Phil 2,5-11) Christus zu erkennen, ihn besser kennenzulernen (Phil 3,8) Mit seiner Gerechtigkeit bekleidet zu werden (Phil 3,9) Sich an Ihm zu erfreuen (Phil 3,1; 4,4) es bedeutet, dass ich meine Kraft aus Christus schöpfe (Phil 4,13) Das Beste ist, dass jeder dieser Punkte nicht nur positive Auswirkungen auf mich selbst und meinen Glauben hat, sondern direkt ein Segen für unsere Mitmenschen ist. Demut stellt den anderen höher als sich selbst. Christus erkennen wird sich auswirken, denn es gilt: je besser ich ihn kennenlerne, desto mehr folge ich ihm nach und handle so, wie er es tun würde. Und ich beginne, die Sorgen und Nöte meines eigenen Lebens in seinen Augen zu sehen. Seine Gerechtigkeit annehmen bedeutet, dass ich meine eigene Selbstgerechtigkeit aufgebe. Mich zuerst an Ihm zu erfreuen, ordnet jede andere vergängliche Freude dieser Freude unter, ob es nun Freundschaft, Ehe, schöne Musik oder was auch immer ist, was uns als Menschen erfreut. 5

Aus der Kraft Christi zu leben bedeutet, nicht mit meiner eigenen begrenzten Kraft zu kämpfen, sondern in der Kraft des Glaubens zu leben. Und noch etwas unterscheidet Christus von all den Lebensinhalten, Wünschen und Zielen der eingangs vorgestellten Studien. Ich kann nichts aus dieser Welt mitnehmen, weil es vergänglich ist. Für Christus aber gilt: 1. Ich/Wir haben Ihn. 2. Ich werde Ihn nicht verlieren. 3. Er wird immer bei mir sein. Darum ist der christliche Glaube ein fester Anker, an dem wir unser Leben festmachen können. Und das gilt nicht nur für vermeintliche Überflieger wie Paulus. Der Puritaner Matthew Henry kommentiert: Beachte: es ist zweifellos der Charakter eines jeden guten Christen, dass für ihn das Leben Christus ist. Die Herrlichkeit Christi sollte das Ziel unseres Lebens sein, die Gnade Gottes das Prinzip unseres Lebens und das Wort Christi die Regel unseres Lebens sein. Das christliche Leben leitet sich von Christus her und führt zu Ihm hin. Er ist Prinzip, Regel und Ziel des Lebens. Ein Fanatismus der Gnade, der nicht das eigene Wohl an die erste Stelle setzt, sondern den Mitmenschen und Christus dient, ist nicht gefährlich, sondern schön, rein und wahr. Ein Fanatismus der Liebe ist nicht gefährlich. Und davon lässt sich Paulus leiten. Es geht ihm nicht nur um seine eigene Gemeinschaft mit Christus, sondern darum, dass auch andere noch mit hineingenommen werden in diese Gemeinschaft. Anstatt dass wir uns alle möglichen Ziele für das neue Jahr setzen, sollte ein Ziel alle Wünsche unseres Lebens überschreiben: Lass Christus dein Leben sein! Oder um die Worte der Jahreslosung aufzugreifen: Gott nahe zu sein ist mein Glück (Ps 73,28). Amen. [Bibeltext: Neue Genfer Übersetzung, Väterzitate entnommen BW 8] 6