Predigt Festgottesdienst Röm.8,31-39

Ähnliche Dokumente
GOTTes. Zeugenschutz- Programm

Es müsste gnädiger zugehen Predigt am Reformationstag 2017

wie könnten wir unsere Orientierung in dieser Zeit als Christen finden? Kann das Wort Gottes uns helfen und uns unsere Fragen beantworten?

Zur Kirche, die geprägt ist durch die frohe Botschaft des Evangeliums. Wie wird es sein, wenn Du stirbst und Du mußt vor Gottes Gericht erscheinen?

Predigt zum 17. Sonntag nach Trinitatis, Römer 10, Vers 9-13

So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Vorbeter: Lasst uns beten, dass es kraft der Taufe und Firmung ein treuer Diener und Zeuge des Evangeliums werde.

GNADE ist ein Geschenk!

«Ich will wissen, was ich glaube!»

Arbeitsblatt 3: Glaube, der spricht zum 18. Textabschnitt

FORM V: TRAUERGOTTESDIENST OHNE BESTATTUNG ÜBERSICHT

Gottesdienste Am 30. Okt 2010 in Suzhou Am 31. Okt 2010 in Shanghai (Konfirmandenvorstellungsgottedienst) Römer 3, 21 28

MÖGLICHE FÜRBITTEN FÜR

Predigt für den Altjahrsabend / Jahreswechsel

Predigt zum Thema Wann ist ein Christ ein Christ?

Predigt (Röm 3,27-28) / Abendmahlshinführung: Liebe Geschwister, wie wunderschön, dass wir heute das Abendmahl miteinander feiern!

Bibelgesprächskreis. Ablauf

Eph. 2,4-10 Predigt am 7. August 2016 in Landau. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Was hat Jesus gepredigt?

Predigt am 6. Sonntag nach Trinitatis (Reihe IVneu: Röm 6,3-11)


Glaubensgrundkurs Lektion 7: Buße, Bekehrung, Rechtfertigung

Predigt zum Reformationsfest. Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

Was ist da zu tun? Wo kann man glauben lernen? Das geht am besten bei der Gottesmutter. Denn wir verehren sie ja als Mutter der Glaubenden.

Arbeitsblatt 7: Verbindung nach oben zum 10. Textabschnitt

Arbeitsblatt 1: Freiheit als Geschenk zum 2. Textabschnitt

A L R U N R E H R (Hrsg.) Luthers Wegweiser für jeden Tag

WAS DIE BIBEL UND DIE LUTHERANER LEHREN

Liturgievorschlag für Neujahr Hochfest der Gottesmutter Maria

Lied: So wie ich bin, komme ich zu dir (KKL, Seite 133) So, wie wir sind, kommen wir zu dir. So, wie wir sind, kommen wir zu dir.

DIE ENTSCHEIDUNG Die folgenden Aussagen und Fragen sowie die Bibelverse helfen dir, deinen Freund durch diese Entscheidung/Feier zu begleiten:

Predigt für Sonntag, den 22. Januar 2012, 3. Sonntag nach Epiphanias, Evangelische Kirche Igstadt

Gott schenke uns ein Wort für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen

Predigt am Liebe Gemeinde!

Bibelgesprächskreis. Leben im Widerspruch. Ablauf

Wenn Menschen Gott begegnen - Johannes

Liturgievorschlag für Maria Empfängnis. Beginn Jeder Mensch, der in diese Welt hineingeboren wird, ist ein Hoffnungszeichen!

ZUGERECHNETE UND VERLIEHENE GERECHTIGKEIT JUL

Predigt für Sonntag, den 2. April Thema: Das Wirken des Heiligen Geistes. Text: Römer 5,1-6

Predigt über die Lutherrose 22. So n Trin, Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

TAUFE VON MARKUS ENGFER GreifBar plus 307 am 15. April 2012 LIED: IN CHRIST ALONE BEGRÜßUNG WARUM TAUFEN WIR: MT 28,16-20

Bistum Münster und Bistum Aachen Wortgottesdienst für Januar 2013 Die Hochzeit in Kana (vom 2. Sonntag im Jahreskreis C auch an anderen Tagen möglich)

ARBEITSHILFE. für den Gottesdienst am Buß- und Bettag

TEXTE OSTERBLASEN 2015

Johannesevangelium 1,1

Der Glaube ist der Anfang aller guten Werke.

Eine Taufe tausend Fragen

Römer 14, Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir

Wir haben den gleichen Geist! Predigt zum Ökum. Gottesdienst am Hohen Kreuz 2018

WORTGOTTESDIENST IM JULI 2016 Fest Mariä Heimsuchung ( 2. Juli )

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

Phil. 1,3-11 Predigt zum 22.S.n.Trinitatis, in Landau und Crailsheim

Lesung: Röm 10,9-17 (=Predigttext)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Die Gnade. Liebe Gemeinde! Der vorgeschlagene Predigttext für den diesjährigen 17.S.n.Tr. steht im Brief des Paulus an die Römer, im 10. Kapitel.

Leben aus der Taufe Predigt zu 5. Mose 7,6-12 (6. So n Trin, )

Predigt PREDIGT ZU 1. KOR. 15,1-11 SEITE 1A SEITE 1B

APOSTOLICUM DAS GLAUBE ICH. 12teilige Gottesdienstserie zum Apostolischen Glaubensbekenntnis vom 5. Februar April 2017

Predigt im Gottesdienst mit Taufen am , Uhr in der Cyriakuskirche Illingen Pfarrer Wolfgang Schlecht

Predigt für den Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu (Neujahr)

Predigt zu allein die Schrift und allein aus Gnade am Reformationstag 2017

Zur Erinnerung Predigt zu 1. Korinther 15,1-11 (Ostern 2016) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Bistum Münster. L = Leiter(in) des Wortgottesdienstes V = Vorbeter (diese Texte kann auch der Leiter sprechen / gebärden) A = Alle

Epheser 5, 8-14 Predigt am 8.S.n.Trinitatis, 17.Juli 2016 in Landau

H e r a u s g e b e r

Die Feier der Taufe Einleitung (nach der Predigt)

GOTTES FÜR UNSERE GEMEINDE. Evangelische Gemeinschaft

ERSTE LESUNG Ez 33, 7-9

Von den Forderungen der Freiheit. Mascherode,

Predigt Sils Maria eine Kirche sind, sehr wohl aber in Christus verbunden sind.

Predigt am 2. Adventssonntag 2015 Thema: Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

Predigt am Ostersonntag, Taufgottesdienst Baptistengemeinde Mollardgasse, Wien Pastor Lars Heinrich Römer 6,3-9

Jesus verspricht:... Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.

Heilsgewissheit Aussagen in Gottes Wort

Predigt an Septuagesimae, am 3. Sonntag vor der Passionszeit ( ) Textgrundlage: Römer 9,14-24

Predigt Reformationstag von Pfarrerin Rowena Jugl. Der HERR segne an uns sein Wort.

Inhaltsverzeichnis.

HGM Hubert Grass Ministries

Lernverse für den Konfi-Unterricht

Warum? Was wuerdest Du fuer eine Welt erschaffen Wenn Du Gott waerst?

Herausgeber. West-Europa-Mission e.v. Postfach Wetzlar. Tel / Fax /

Predigt über Joh 16,5-15, Pfingstsonntag, den

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Siegen und Lüdenscheid Dienst am Wort. wer war Jesus? War Jesus nur ein Mensch, den Gott adoptiert hat?

Predigttext: 1. Petrusbrief 1, 18 21

Predigt Matthäus 5,8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen (Zeichnung von Vivien)

Weil ich euch in meinem Herzen habe Predigt zu Phil 1,3-11 (22. So n Trin, )

Römer 14, 7-9 Predigt zum Ewigkeitssonntag, in Landau und Crailsheim

Sonntagsgottesdienst in der Ev.-luth. Matthäuskirche Lehrte

HEILIGER JOHANNES VOM KREUZ

1. Fürbitten. 1. Wir beten in der Stille, dass dieses Kind ein treuer Zeuge des Evangeliums wird.

Gebete: Amen. Daniel Meyer Do Santos. Gott, die Sache des Friedens und der Gerechtigkeit hast du uns ans Herz gelegt.

ZUGERECHNETE UND VERLIEHENE GERECHTIGKEIT JUL

HGM Hubert Grass Ministries

Ansprache / Gnade macht fröhlich

Allein der Glaube. allein der Glaube, allein die Gnade, alleine Christus, allein die Schrift, sola fide, sola gratia, solus Christus, sola scriptura.

Gottes Gnade genügt - 1 -

Wie kommunizieren wir Gottes Liebe. (Die Gute Nachricht)

KC Evangelische Religion Leitfrage: Nach dem Menschen fragen. Erwartete Kompetenzen. 1./2. Schuljahrgang 3./4 Schuljahrgang

Liebe Gemeinde, können Sie sich nach an die Mauer, die so viele Jahrzehnte zwischen der BRD und der ehemaligen DDR stand, erinnern?

Transkript:

Predigt Festgottesdienst 31.10.2017 Röm.8,31-39 Liebe Schwestern und Brüder, Ich bin getauft! diese 3 Worte hat der Reformator Martin Luther mit Kreide auf den Tisch geschrieben, immer dann, wenn er Angst gehabt hat, wenn er das Gefühl hatte, dass der Teufel selbst seine Hände nach ihm ausstreckt. Ich bin getauft! diese 3 Worte waren für ihn wie ein Talisman, eine Erinnerung an den Schutz, den er allein dadurch erlangt hatte, dass er auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft worden ist und dadurch unverlierbar zu Christus gehört hat. Die Geschichte der Reformation beginnt als Geschichte eines tiefgläubigen Menschen, der mit sich, mit seinem Gott, mit seinem Glauben ringt. Es sind keine großen, weltverändernden Aussagen, die diese große, weltverändernde Bewegung der Reformation ausgelöst haben, sondern eine schlichte Frage steht am Beginn: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Diese Frage hat Luther beschäftigt, getrieben, weil er sich nicht mit der Idee eines strafenden, zornigen Gottes 1

anfreunden konnte. Der Römerbrief ist bei seinen Studien zu einer wahren Quelle an Antworten geworden, gipfelnd in der Wiederentdeckung der paulinischen Rechtfertigungslehre. Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht! Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt. Die Frage Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?, so Luthers Erkenntnis, war also schon beantwortet. Gott ist gnädig. Meine Schuld ist mir vergeben, durch Jesus Christus. Durch seinen Weg der Liebe bis ans Kreuz sind auch mir meine Sünden vergeben, gibt es nichts und niemanden mehr, der sich zwischen mich und meinen Gott stellen kann. Wenn ich an diese Liebestat Gottes in Christus glaube, ist alles getan. Ich kann und brauche nichts dazu beitragen. Keine Beichte, keine frommen Werke und schon gar kein Ablass sind notwendig für mein Seelenheil. Weil ich durch die Taufe unverlierbar mit Christus verbunden bin. 2

Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr diese Botschaft die Herzen der Menschen erreicht hat. Die Folge war der wohl größte religiöse Aufbruch der letzten 500 Jahre, ein Aufbruch und eine Bewegung, welche die Welt und vor allem auch die Kirchen verändert haben. Es ist unbestritten viel Leid zugefügt worden auf beiden Seiten. Aber aus heutiger Sicht hat die Botschaft Luthers und die seiner reformatorischen Mitstreiterinnen und Mitstreiter das Christentum zum Besseren verändert auf allen Seiten. Ich freue mich deshalb unglaublich, dass wir diesen Tag, der lange Zeit ein Symbol für die Trennung gewesen ist, heute gemeinsam feiern. Vereint in dem gemeinsamen Christusbekenntnis als dem einen Herrn und das eine Haupt unserer Kirche. Was mich jedoch ein wenig verzagt, auch heute, auch Angesichts der so gut gefüllten Stadtpfarrkirche in Mödling, ist die Erkenntnis, dass die Strahlkraft der Botschaft vom gnädigen Gott zunehmend verblasst. Wer braucht denn heute noch Gnade? Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand! Wer braucht denn heute noch Glauben? Ich glaub an mich, mein Können, meine Talente, meine Leistungsfähigkeit. Wer 3

braucht Vergebung? Ich hab doch nichts Unrechtes getan! Wer braucht einen Gott, wer braucht Christus? Und wenn, dann lass uns damit in Ruhe! Glaube ist Privatsache! Hat die frohe Botschaft ausgedient? Geben wir als christliche Kirche die falschen Antworten bzw. Antworten auf nicht gestellte Fragen, die heute keinen Menschen mehr bewegen? Ist die Sprengkraft der frohen Botschaft verbraucht, weil kein Mensch mehr verstehen kann, warum ein Prediger, der an einem Kreuz hingerichtet worden ist, die Welt verändert, ja erlöst haben soll? Ich befürchte es geht tatsächlich in diese Richtung. Und bin gleichzeitig überzeugt, dass wir heute um nichts weniger als vor 500 Jahren auf Erlösung angewiesen sind und der durch diese Erlösung gewonnene Freiheit bedürfen. Dabei gilt es, den Menschen wie Luther aufs Maul zu schauen, ohne ihnen aber nach dem Mund zu reden. Es gilt ihnen klar zu machen, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich selbst auch mal als unvollkommen und erlösungsbedürftig anzunehmen. Dass es ganz im Gegenteil gut tut und 4

befreiend ist, darauf zu vertrauen, dass ich bedingungslos angenommen und geliebt bin, so wie ich bin. Dass nichts und niemand an diesem Zustand etwas ändern kann und wird, ja, dass hier nicht einmal der Tod ein Ende bedeutet. Wenn ich erkenne, dass ich Geld nicht essen kann, dann werde ich auch bald feststellen, dass mich Erfolg nicht selig macht und dass mir alle Erkenntnis und aller Fortschritt keine Antwort gibt auf das Woher komme ich und Wohin gehe ich. Ich bin wirklich überzeugt, dass diese Fragen nicht aufgehört haben. Ich bin überzeugt, dass wir Menschen uns auch 2017 nach einer befriedigenden Antwort sehnen. Und dass die Botschaft von Jesus, dem lebendigen Gottessohn, die beste und befreiendste Antwort darauf gibt. Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Mit ihm an meiner Seite kann mir das Leben nichts anhaben. Mit ihm an meiner Seite kann ich den Stürmen des Lebens trotzen und die leidvollen Erfahrungen ertragen. Weil ich weiß, dass mein Leben ein Ziel hat, ist es nicht mehr notwendig, Erfüllung und Erlösung allein im hier und jetzt zu suchen. 5

Ich bin getauft! hat Luther mit Kreide auf den Tisch geschrieben, wenn das Leben ihn übermannen wollte. Ich bin getauft! Ich gehöre zu Gott. Unumkehrbar. Unverlierbar. Wenn er zu mir hält, dann bin ich erlöst! Es mag naiv klingen, sogar simpel vielleicht. Und doch hat die Suche nach diesem treuen, gnädigen, liebenden Gott die Welt verändert. Werden wir nicht müde, aus dieser Gnade zu leben. Werden wir nicht müde, uns selbst von dieser Botschaft und von diesem Gott verändern zu lassen. Werden wir nicht müde, von dieser Liebe zu reden. Bleiben auch wir treu auf Gottes Seite. Damit auch unsere Kinder und Enkelkinder erfahren können, wie gut es ist, aus dem Glauben an Jesus als den Christus zu leben. Amen. 6