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Transkript:

Energiewende fair Kosten teilen! www.bund.net

Für eine gerechte Energiewende Die Energiewende ist längst noch keine ausgemachte Sache. Weiterhin laufen neun Atommeiler in Deutschland und noch immer gehen Kohlekraftwerke neu ans Netz. Zwar ist die Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Quellen inzwischen Regierungsprogramm. Aber auch Teile der Bundesregierung arbeiten kräftig daran mit, dass die großen Stromkonzerne noch möglichst lange Geld mit Kohle- und Atomkraftwerken verdienen. Die FDP und viele in der Union wollten noch nie die Energiewende. Zusammen mit der Großindustrie schüren sie jetzt die Debatte um angeblich zu hohe Kosten, um die Erneuerbaren auszubremsen. Klar ist, die Energiewende erfordert große Investitionen. Aber treiben die erneuerbaren Energien die Kosten für Stromverbraucher in unakzeptable Höhen? Nein. Worauf es aber ankommt, ist die gerechte Verteilung der Kosten. Und: Die Strompreise steigen nicht nur wegen der erneuerbaren Energien. Steigen würden sie wegen nötiger Investitionen und hoher Brennstoffkosten auch, wenn die Energiewende nicht in Angriff genommen wird. Allerdings sind jene Industrien, die besonders laut hohe Preise beklagen, bereits mit üppigen Privilegien ausgestattet und sogar Nutznießer der Energiewende. Trotzdem gibt die Regierung den Profitinteressen der Industrie ein ums andere nach mit der Folge, dass vor allem Privathaushalte, Handel und Gewerbe zur Kasse gebeten werden. Der BUND setzt sich ein für den schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien, den sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft, für mehr Effizienz und weniger Stromverbrauch. Grundlage dafür ist auch eine gerechte Energiewende, in der Kosten und Nutzen der erneuerbaren Energien fair geteilt werden. Die Industrie muss angemessen beteiligt, ungerechtfertigte Privilegien müssen gestrichen und sinkende Bestandteile der Stromkosten an alle Verbraucher weitergegeben werden.

Marcus Klepper - Fotolia.com

Wäre es billiger, weiter auf Atom und Kohle zu setzen? Die Energiewende schafft Unabhängigkeit von riskantem Atomstrom und von fossilen Rohstoffen. Diese werden nicht nur immer teurer, sie befeuern auch die Klimaerwärmung. Dies hat seinen Preis. Doch wenn die Energiewende nicht stattfinden würde, wäre es nicht preiswerter. Öl, Gas und Steinkohle werden zunehmend teurer, schon heute summieren sich die Importkosten fossiler Energieträger auf über 80 Mrd. Euro jährlich. Und das obwohl der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien diese Kosten bereits um sechs Mrd. Euro reduziert hat. Bis 2030 wird ein Anstieg der Importkosten auf 140 Mrd. Euro vorhergesagt. Hinzu kommt: Das Energiesystem muss sowieso modernisiert werden. Sowohl der hiesige Kraftwerkspark als auch die Leitungsnetze zum Transport der Energie sind veraltet. Die Kosten für den Bau eines konventionellen Kraftwerks sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, unter anderem wegen hoher Stahlpreise. Und in die europäischen Atomkraftwerke müssen 25 Mrd. Euro investiert werden, um die gröbsten Sicherheitsmängel zu beseitigen. Nach Analysen der EU Kommission bis 2030 wird es nicht teurer, egal ob in der EU in Kohleund Atomkraftwerke oder in erneuerbare Energien investiert wird. Außerdem wurden allein für 2011 die durch die Erneuerbaren vermiedenen Umweltschäden auf rund 10 Mrd. Euro geschätzt. Im Strompreis sind die versteckten Nebenkosten von atomarem und fossilem Strom nicht eingepreist. Genauso wenig wie die Milliarden, mit denen beide seit Jahrzehnten gefördert werden.

Wer zahlt was und warum? Die Förderung erneuerbarer Energien muss den Entwicklungen angepasst werden ohne deren Ausbau zu verzögern oder gar zu deckeln. Mit der Debatte um die Strompreise hat das wenig zu tun. Denn die Ökostrom-Förderung ist nicht allein verantwortlich für die Preisentwicklung: Seit Einführung der EEG-Umlage im Jahr 2000 stieg der Strompreis um etwa 13 Cent/kWh. Die Förderung der Erneuerbaren macht davon jedoch nur rund 3,6 Cent aus. Mehr als zwei Drittel der bisherigen Preiserhöhungen haben also nichts mit den Erneuerbaren zu tun. Für 2013 soll die EEG-Umlage auf rund 5,3 Cent steigen. Bei einem Haushaltsstrompreis von etwa 27 Cent/kWh macht die Förderung der erneuerbaren Energien auch dann nur knapp ein Fünftel der Stromkosten aus. Der Strompreis setzt sich für private Endverbraucher aus drei Teilen zusammen: Ein Drittel für Energiebeschaffung und Vertrieb, ein Fünftel für die Nutzung der Stromnetze und ein Teil für Steuern und Abgaben (etwa 40 Prozent). Zu Letzteren gehört die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage), über die der Ausbau der Erneuerbaren finanziert wird. Jedoch ist der Strompreis nicht für alle Verbraucher gleich hoch: Die Industrie zahlt deutlich weniger als Handel, Gewerbe oder Privathaushalte. Dies hat mehrere Ursachen:

Haushalte zahlen für die Industrie Die stromintensive Industrie wird von der Finanzierung der Energiewende weitgehend verschont. Der Staat lädt die Kosten einseitig bei den übrigen Verbrauchern ab: bei privaten Haushalten, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und nicht-begünstigten Industrieunternehmen. Stromintensive Betriebe sind durch eine Besondere Ausgleichsregelung ganz oder teilweise von der Umlage befreit. Auch Großbetriebe, die ihren Strom selbst erzeugen sind von der Umlage befreit. Dieses Privileg nehmen ebenso immer mehr Betriebe in Anspruch, so dass die Entlastungssumme hier inzwischen bei 1 Mrd. Euro liegt. Die Mehrkosten für alle anderen: rund 0,2 Cent/ kwh. Alfred Teske - Pixelio.de Diese Regelung wurde immer mehr ausgeweitet, zuletzt von der schwarz-gelben Bundesregierung: 2003 waren es nur 59 privilegierte Unternehmen, für 2013 sind rund 2000 Anträge auf Befreiung von der EEG-Umlage gestellt (s. Abb. 2). Dies führt dazu, dass Unternehmen, die besonders viel Strom verbrauchen nur wenig für die Erneuerbaren zahlen. Würden die Kosten gerecht verteilt, könnte die EEG-Umlage um mehr als 1 Cent/kWh sinken (s. Abb. 1). 4,2 MRD. EURO MEHRKOSTEN (1 CENT/KWH) UNGERECHTE EEG-BELASTUNG 0,05-5,28 4 2 0 5,28 Abb. 1: Milliardenschwere Umverteilung in der EEG-Umlage zu Gunsten der stromintensiven Industrie.

ERNEUERBARE ENERGIEN UND DER STROMPRE Stromerzeugung (Strommix 2011) ATOM 18 % KOHLE 44 % GAS 14 % SONSTIGE 4 % *2012 20 % ERNEUERBARE senken den Börsenpreis um 0,9 ct/ kwh Erlös erneuerbarer Strom Energieintensive Industrie 6,2 0,05 Umlage schließt Lücke zwischen Börsenerlös und garantierter Vergütung der Erneuerbaren. WIND 8% BIOMASSE 5% SONSTIGE 1% EEG-Umlage 0,2 Mrd. 1990 2000 2011 SONNE 3% WASSER 3% *2011 Erlös erneuerbarer Strom

IS Industrie Übrige Gewerbe & Private Dienstleistungen Haushalte 10 0,05-5,28 19,5 5,28 26 5,28 5,5 Mrd. 7,1 Mrd. 7,6 Mrd. 20,4 Mrd. verbraucht. EEG-Kosten Legende Zusammensetzung Strompreis Strombeschaffung Netznutzung Marge & Vertrieb Stromsteuer Konzessionsabgabe Mehrwertsteuer EEG-Umlage 2013 26 Strompreis (Durchschnitt h 2012, geschätzt) Mit der EEG-Umlage wird der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert. Die Umlage ist Bestandteil des Strompreises und wird jährlich festgelegt. Die energieintensive Industrie beteiligt sich aber nur zu einem geringen Teil an diesen Kosten, obwohl sie rund die Hälfte des Stroms

Stromintensive Industrie ist Nutznießer der erneuerbaren Energien ca ca 2.000 2.000 Zwar ist Deutschland sicher kein Niedrigpreis- Land für Energie, die Auswirkungen des Ausbaus der erneuerbaren Energien werden von Seiten der Industrie jedoch stark übertrieben. Gerade besonders stromintensive Unternehmen sind sogar finanzielle Nutznießer der Energiewende: Abb. 2: Immer mehr Unternehmen werden von der EEG-Umlage befreit. 73030 Die Industrie verbraucht in Deutschland die Hälfte des Stroms. Und für mehr als die Hälfte davon zahlt sie keine oder nur eine geringe EEG- Umlage. Deshalb wird die besonders stromintensive Industrie insgesamt sogar entlastet. Der Grund: Die Erneuerbaren dämpfen den Strompreis an der Strombörse. Dies überkompensiert die ohnehin geringe Belastung solcher Unternehmen. Insgesamt sparten sie 2012 rund 600 Mio. Euro an Stromkosten, pro Betrieb im Schnitt rund 1 Mio. Euro. 300 2005 2012 2013 Wachsende Ungerechtigkeit = 100 energieintensive Unternehmen, die von der EEG-Umlage befreit sind (2013: Anträge).

Geschont zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit? Weitere Ausnahmen für die Industrie gibt es bei der Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung, den Netzentgelten und der Ökosteuer. Viele dieser Ausnahmen bewirken höhere Strompreise für nicht-privilegierte Stromkunden. Insgesamt belaufen sich im Energiebereich die Industriesubventionen auf rund 9 Mrd. Euro pro Jahr. So nimmt die Regierung den Unternehmen Anreize für einen effizienteren Energieeinsatz. Cent dies liegt unter dem EU-Durchschnitt. Wird der Strom selbst erzeugt oder von gepachteten Kraftwerken bezogen, liegt er oft noch darunter. Real sind seit 2007 die Preise für Industriestrom in Deutschland gesunken, während sie in fast allen anderen EU-Ländern gestiegen sind. Die Vergünstigungen werden damit begründet, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Industrie nicht gefährden zu wollen. Die wenigsten privilegierten Unternehmen sind jedoch starker internationaler Konkurrenz ausgesetzt: Die Liste dieser Unternehmen vom Deutschen Wetterdienst über Rechenzentren bis zu Vattenfalls Braunkohleabbau - ist inzwischen so lang und absurd, dass von vernünftigen Regelungen keine Rede mehr sein kann. Großverbraucher zahlen in Deutschland Strompreise kaum über dem Börsenpreis von 5 bis 6

Auch Kostensenkungen werden nicht weitergegeben Sabine-Susann Singler - Pixelio.de Neben dem stärkeren Wettbewerb auf dem Strommarkt bewirken die Erneuerbaren, dass der Preis an der Strombörse deutlich gesunken ist. Da keine Brennstoffkosten anfallen, ist der Strom aus Wind oder Sonne an der Börse viel billiger als der aus Kohle- oder Gaskraftwerken. Je größer der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Strommix, desto weniger Strom wird aus teuren Kraftwerken gekauft und desto niedriger ist sein Preis. 2011 beispielsweise haben die erneuerbaren Energien die Preise um 0,9 Cent/ kwh gesenkt. Gesunken sind auch andere Kostenbestandteile wie der CO 2 -Zertifikate-Preis oder die Gebühren für die Netznutzung. Von diesen Preissenkungen profitieren bislang nur Großverbraucher, die ihren Strom zu Sonderkonditionen kaufen oder selbst erzeugen können. Insgesamt sind die Preise für Privathaushalte seit 2008 um 20 Prozent gestiegen, während sie für die Großindustrie um drei Prozent sanken. Auch der Haushaltsstrom könnte 2 Cent/kWh niedriger sein, wenn gesunkene Kosten an alle Verbraucher weitergegeben worden wären. EEG-Umlage zeigt nicht die echten Kosten der Erneuerbaren Die Börsen-Preissenkung durch die Erneuerbaren hat eine paradoxe Wirkung: Sie führt zu einer höheren EEG-Umlage. Denn die Umlage füllt die Lücke zwischen dem Verkaufserlös des erneuerbaren Stroms an der Börse und der höheren garantierten Vergütung für die Öko-Stromproduzenten. Je geringer der Preis an der Börse, desto weniger wird mit dem Verkauf von Öko- Strom verdient und umso größer wird die Differenz zur garantierten Vergütung. Das heißt, je niedriger der Strompreis, desto höher die EEG-Umlage.

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Führt die Energiewende zu Energiearmut? Die Kostenbelastung der Privathaushalte durch die Energiewende hält sich in Grenzen. Wenn die EEG-Umlage für 2013 auf gut 5 Cent/ kwh ansteigt, bedeutet dies eine Mehrbelastung von etwa 5 Euro pro Monat. Damit würden auch künftig die EEG-Kosten eines Durchschnittshaushaltes lediglich rund 0,4 Prozent seines Budgets ausmachen (die Stromkosten insgesamt machen etwas mehr als 2 Prozent aus). Es stimmt, dass einkommensschwache Haushalte prozentual mehr von ihrem Budget für fixe Kosten zahlen. Vor allem aber leiden Einkommensschwache aber unter steigenden Mieten und Heizkosten (der so genannten zweiten Miete). Und dies auch in Ländern, die weiter auf Strom aus Atom und fossilen Energien setzen. So gelten in den USA 16 Millionen Haushalte als von Energiearmut betroffen. Für Deutschland gibt es hierzu noch keine gesicherten Zahlen. Der BUND setzt auch hier auf nachhaltige Lösungen. Schon vor Jahren haben wir zusammen mit der Caritas Energieberatungen für einkommensschwache Haushalte auf den Weg gebracht. Mit entsprechenden Energiesparmaßnahmen und dem Einsatz effizienterer Geräte können kurzfristig Kosten und Energieverbrauch um 10 bis 30 Prozent verringert werden. Kombiniert mit einer Prämie für stromsparende neue Geräte könnten ärmere Haushalte konkret entlastet werden. Nicht zuletzt, würden die Kosten der Energiewende endlich gerecht verteilt und der Nutzen an alle weiter gereicht, könnte die Belastung ebenfalls sinken. Aber eine gute Sozial- und Arbeitsmarktpolitik kann das nicht ersetzen. Denn wer einen anständig bezahlten Job hat, braucht die nächste Stromrechnung nicht zu fürchten. Und statt unredlicher Strompreisdebatten braucht es einen sparsameren Umgang mit Energie und eine gerechte Energiewende.

Raus aus der Atomkraft, hin zu einer klimafreundlichen Energieversorgung: Viele Tausend Menschen haben mit uns für dieses Ziel demonstriert. Jetzt gilt es die Energiewende umzusetzen! Impressum Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.v. Friends of the Earth Germany Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin Fon (0 30) 275864-0 Fax -40 E-Mail: info@bund.net www.bund.net Konzept und Text: Tina Löffelsend, Thorben Becker Redaktion: Dr. Norbert Franck (ViSdP), Grafiken: Erik Tuckow Fotos: BUND, Titel: fotolia.com