HANDOUT FÜR TEILCHENPHYSIK-MASTERCLASSES

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Transkript:

HINWEISE HANDOUT FÜR TEILCHENPHYSIK-MASTERCLASSES ATLAS-DATEN: () Liebe Vermittler, das vorliegende Handout unterstützt die Teilnehmer von Teilchenphysik-Masterclasses bei der Messung und ermöglicht ihnen weitgehend selbständiges Arbeiten. Teilnehmer und Lehrkräfte können das Handout mitnehmen und für die Nachbereitung der Masterclass nutzen. Idealerweise wird das Handout doppelseitig in Farbe ausgedruckt. Sie können es nach der ersten Einführung oder vor der Messung an die Teilnehmer der Masterclass verteilen. Dieses Handout ist speziell für die Minerva-Version konzipiert (ohne Winkelmessung). Wenn Sie die aktuelle Software-Version nutzen, verwenden Sie bitte [WPfad2012_Handout.pdf]. Das Handout enthält - die Aufgabenstellung und die Kriterien, anhand welcher die Teilnehmer W- und WW-Signale erkennen (S. 1), - die wichtigsten Funktionen der Software Minerva (S. 2), - die Darstellung von Teilchenspuren im Event-Display (S. 3), - und Informationen über Elementarteilchen und en (S. 4). Viel Spaß wünscht das Teilchenwelt-Team

ANLEITUNG ANALYSE VON LHC-DATEN: ANLEITUNG ZUR AUSWERTUNG VON TEILCHENSPUREN DER HINTERGRUND Im Teilchenbeschleuniger LHC am internationalen Forschungszentrum CERN bei Genf kollidieren Protonen mit einer Bewegungsenergie von jeweils 4 TeV. Das entspricht mehr als dem 4000-fachen ihrer Ruhemasse! Bei der Kollision entsteht eine Vielzahl neuer Teilchen. Diese können sogar eine größere Masse haben als die ursprünglichen Protonen, da bei der Kollision ein Teil von deren Bewegungsenergie in Masse umgewandelt wird. Die entstandenen Teilchen oder ihre Zerfallsprodukte werden in Detektoren nachgewiesen. So wollen Forscher beispielsweise das Higgs-Boson erzeugen oder herausfinden, woraus Dunkle Materie besteht. DAS THEMA: W-BOSONEN W-Bosonen (W + und W - ) sind massereiche, elektrisch geladene Austauschteilchen der Schwachen. Mithilfe von W-Bosonen werden wir heute den Aufbau des Protons erforschen und herausfinden, wie Teilchenphysiker nach dem Higgs-Boson suchen. W-Bosonen zerfallen nach ihrer Entstehung sehr schnell. Daher kann man sie nicht direkt im Detektor nachweisen. Stattdessen sucht man nach ihren Zerfallsprodukten. Wir beschränken uns bei der Datenanalyse auf vier Möglichkeiten: W - e - + ν W - µ - + ν und W + e + + ν W + µ + + ν DATENANALYSE: SO UNTERSUCHST DU EREIGNISBILDER Überprüfe bei jedem Ereignis, ob die Kriterien für einen W-Zerfall oder einen WW-Zerfall erfüllt sind: MET > 25 GeV Genau ein Lepton mit Pt > 15 GeV Genau zwei entgegengesetzt geladene Leptonen mit Pt (L 1 ) > 25 GeV und Pt (L 2 ) > 15 GeV... mit Pt > 20 GeV Lepton ist isoliert von Jets Beide Leptonen aus der gleichen Familie Bestimme die elektrische Ladung des Leptons -1 +1 MET > 40 GeV W - - Signal W + - Signal Untergrund WW - Signal (Higgs-Boson?) Bestimme den Leptonen-Typ Elektron / Positron Myon / Antimyon Trage das Ereignis in die Strichliste ein Next Event 1

ANLEITUNG DIE SOFTWARE MINERVA ANLEITUNG ZUR AUSWERTUNG VON TEILCHENSPUREN Starte das Programm Minerva und lade das Datenpaket mit deinem Buchstaben. Wo du die Dateien findest, weiß der/die Vermittler/-in. DIE WICHTIGSTEN FUNKTIONEN DER SOFTWARE: 1 Datenpaket laden 2 Datenpaket durchblättern 3 Zoom 4 Spur auswählen 5 Fisheye-Zoom 1 2 3 4 5 STELLE DIE SOFTWARE SO EIN, DASS DIE RICHTIGEN SPUREN ANGEZEIGT WERDEN: 6 Wähle dazu in der Registerkarte InDet 6 unter Track Collections die Einstellung Tracks 7. 7 SO FINDEST DU DIE ELEKTRISCHE LADUNG EINES TEILCHENS HERAUS: Klicke das Spurauswahl-Werkzeug an. Klicke auf die Spur des Teilchens In der Infobox unten rechts gibt das Vorzeichen von PT die elektrische Ladung an. (Die neuesten Informationen stehen ganz unten.) PT oder Pt steht für transversaler Impuls (Impuls senkrecht zur Strahlrichtung). DU KANNST TEILCHEN MIT NIEDRIGEM IMPULS AUSSORTIEREN: Gib in der Registerkarte Cuts 8 unter IPt I 9 einen Mindestimpuls ein. Alle Teilchenspuren mit kleinerem Impuls werden ausgeblendet. Gib danach wieder einen niedrigeren Pt ein! Sonst kannst du keine Jets identifizieren. 8 9 Das Elektronenvolt (ev) ist eine Energieeinheit. 1 ev entspricht 1,6 * 10-19 Joule. Wegen E=mc² kann die Masse eines Teilchens in der Einheit [ev/c²] gemessen werden. Da die Lichtgeschwindigkeit c konstant ist, wird dieser Faktor häufig gleich 1 gesetzt. Masse und Impuls werden dann auch in der Einheit [ev] angegeben. 4 TeV Bewegungsenergie der Protonen im LHC; 0,94 GeV Masse eines Protons. 2

INFO TEILCHENSPUREN IM ATLAS-DETEKTOR DAS EVENT-DISPLAY (SOFTWARE MINERVA) Unten siehst du ein Ereignisbild (Event-Display), in dem Spuren von Teilchen im ATLAS-Detektor dargestellt sind. Die Schichten des Detektors sind farblich gekennzeichnet: Spurdetektoren Elektromagnetisches Kalorimeter Hadronisches Kalorimeter Myonenkammern 1 3 2 ATLAS collaboration 1 Die Frontalansicht zeigt den ringförmigen Aufbau des ATLAS-Detektors senkrecht zum Strahlrohr. 2 Die Seitenansicht zeigt einen Längsschnitt durch den Detektor entlang des Strahlrohrs. 3 Das Energiehistogramm zeigt die in den Kalorimetern deponierte Energie an (gelb). Beachte immer beide Detektor-Ansichten! Teilchenspuren, die fast parallel zum Strahlrohr verlaufen, siehst du nur in der Seitenansicht. Neutrinos siehst nur in der Frontalansicht und im Energiehistogramm (roter Balken). TEILCHENSPUREN Elektronen und Positronen (Kürzel: e - bzw. e + ) hinterlassen eine Spur im Spurdetektor und geben ihre Energie im elektromagnetischen Kalorimeter ab (gelbe Punkte). Energiereiche Quarks erzeugen Teilchenbündel (Jets) aus Hadronen. Diese hinterlassen mehrere Spuren im Spurdetektor und geben ihre Energie in beiden Kalorimetern ab (gelbe Punkte). Myonen und Antimyonen (Kürzel: μ - bzw. μ + ) hinterlassen Signale in allen Detektorschichten. Neutrinos und Antineutrinos (Kürzel: v bzw. ν ) können die Detektoren nicht direkt nachweisen. Doch wenn in den Kalorimetern viel Energie fehlt, sind wahrscheinlich ein oder mehrere Neutrinos die Ursache dafür. Eine rot gestrichelte Linie zeigt die Richtung der fehlenden Energie an. 3

INFO MASTER- CLASSES DAS STANDARDMODELL DER TEILCHENPHYSIK ELEMENTARTEILCHEN UND IHRE WECHSELWIRKUNGEN Alle Materie besteht aus Elementarteilchen, die sich nicht weiter zerteilen lassen: Sechs Arten von Quarks und sechs Arten von Leptonen: Elektronen, Myonen und Tauonen (mit elektrischer Ladung), und drei Arten von Neutrinos (ohne elektrische Ladung). Stabile Materie in unserer Umgebung besteht nur aus Elektronen, Up- und Down-Quarks. Von den Teilchen der ersten Generation gibt es jeweils zwei massereichere Versionen mit gleichen Ladungen (2. und 3. Generation). Jedes Materieteilchen hat ein Antiteilchen mit gleicher Masse, aber entgegengesetzten Ladungen. Es gibt vier en, mit denen man alle Vorgänge in der Natur beschreiben kann. Sie werden durch Austauschteilchen vermittelt. Betroffene Materie- Teilchen Starke Quarks Elektromagnetische Quarks und elektrisch geladene Leptonen Schwache Alle Zugehörige Ladung starke Ladung (Farbladung) elektrische Ladung schwache Ladung Austauschteilchen Gluonen Photon W +, W -, Z 0 Wirkungen Anziehung zwischen Quarks; Zusammenhalt von Atomkernen Licht, Strom, Magnetismus, Zusammenhalt von Atomen... Betazerfall, Kernfusion... Reichweite 10-15 m (Protonendurchmesser) unbegrenzt 10-18 m (1/1000 Protonendurchmesser) Die vierte ist die Gravitation. Sie ist mit Abstand die schwächste und spielt für Elementarteilchen keine Rolle. Infos, Links, Newsletter und Forum zur Teilchenphysik: www.teilchenwelt.de Software MINERVA () und Datenpakete: http://kjende.web.cern.ch/kjende/netzwerk/de/wpath_messung.htm Infos rund um den LHC: www.weltmaschine.de 4