AK-Technikgeschichte Stromnetze - ein wesentlicher Baustein der Energiewende



Ähnliche Dokumente
Energienetze in Bayern Handlungsbedarf bis 2022 Eine Studie der bayerischen IHKs und des vbew

Warum Deutschland neue Netze braucht! Energieeffizienzmesse Frankfurt

Grundkurs Stromnetze Anne Palenberg Neue Netze für Erneuerbare Energien

SuedLink. Die Hauptschlagader der Energiewende. Eine sichere Stromversorgung im Zeitalter der erneuerbaren Energien

Neubau der 380-kV-Leitung Bünzwangen Goldshöfe HINTERGRÜNDE ZUM BEDARF

Ausbau der Netzinfrastruktur im Spannungsfeld Zentralisierung / Dezentralisierung Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung, EWE NETZ GmbH

Was ist ein Smart Grid?

Welche Anforderungen ergeben sich aus der neuen Rolle der VNB?

Ausbau der Übertragungsnetze - Status quo

Der Netzausbau im Rahmen der Energiewende

Die Herausforderung an die Bundesnetzagentur die Energiewende zu meistern

Zusammenspiel ÜNB VNB in Hinblick auf SDL Berlin, 15. Mai 2014

Netzentwicklungsplan Strom 2025, 2. Entwurf Dr.-Ing. Stefan Fenske / ÜNB

Das Verbundkraftwerk Prignitz Stromversorgung der Zukunft

Intelligente Stromnetze für die Energiewende

Herausforderungen der Energiewende für das Verteilnetz der MITNETZ STROM

Transportnetz der Zukunft - Integration Erneuerbarer Energien in das Energieversorgungssystem. Gerald Kaendler Gerald.Kaendler@amprion.

Zukunft der Verteilnetze

Fehlentwicklungen verhindern. Welche Stromnetze braucht die Energiewende?

Energiewende Gestaltung und Umsetzung in Rheinland-Pfalz

Tag der Energie der CDU Landtagsfraktion. Lichte von 1 EnWG

Die Rolle von Biomethan bei der Energiewende in Bayern

5% Ansatz Netzintegration am Scheideweg zwischen intelligenten Netzen und Kupferplatte

Investitionen in die deutsche Energiewende

Die Bedeutung der erneuerbaren Energien in Zukunft

Mit Pumpspeicherkraftwerken

Strom clever selbst nutzen

Wie sicher und effizient sind deutsche Strom- und Gasnetze?

Die Einbindung erneuerbarer Energien ins Smart Grid - Wie wird die zukünftige Energieversorgung nachhaltig sichergestellt

Überlagerung des Stromverbrauchs in Baden-Württemberg mit der Stromerzeugung aller Windenergie- und Fotovoltaik-Anlagen in Deutschland: März 2015

Interessenkonflikte bei Strom- und Gasnetzen

ATEAM-Fachtagung am 28. Januar 2011, Jochen Webersinke

BMWi-Gesprächsplattform Zukunftsfähige Netze und Systemsicherheit. Das 50,2Hz-Problem. Markus Fürst, EnBW Transportnetze AG Berlin,

Nächste Generation der Stromnetze im Kontext von Elektromobilität

Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Bürgerenergie oder zurück zu anonymen Großkonzernen?

Strom- und Gasnetze: Zwei ungleiche Partner auf gemeinsamem Weg?

Fachtagung Energie- und Umweltmanagement. EE im Strommarkt Regulatorischer Rahmen. Benjamin Grosse Energie- und Ressourcenmanagement TU Berlin

Informationen: Strompreise für Haushaltskunden 2013

Schriftliche Fragen an die Bundesregierung im Monat Januar 2014 Fragen Nr. 342, 343, 344 und 345

Erfahrungen der Wohnungswirtschaft mit Mieterstrom

Nachhaltigkeit in der Energieversorgung Energieeinsparungen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien: Das e³-programm von EWE

Stromspeicher in der Energiewende

Elektrodenkessel als Wärmeerzeuger

Stellungnahme des SFV zum Netzentwicklungsplan Strom (NEP) der Übertragungsnetzbetreiber vom

Mitreden beim Stromnetzausbau Ihre Meinung richtig einbringen

ÖWAV-Konferenz Speicher-/ Pumpspeicherkraftwerke Einbindung österreichischer Pumpspeicher in den europäischen Strommarkt: Das Netz als Flaschenhals?

Innovationen für das Verteilnetz von morgen

Zukunftsherausforderungen für den Netzbetrieb

Intelligentes Stromnetz

Dezentrale Energiewende Bayern

Rahmenbedingungen für intelligente Netze schaffen

Wieviel Intelligenz braucht das Berliner Stromnetz in Zukunft?

Greenpeace Energy und die Energiewende

Information: Strompreise für Haushaltskunden 2013

Fachtagung Elektromobilität

Power-to-Gas Neue Energiespeichertechnologie der Zukunft

Solarstrom Praxisbeispiele und Entwicklungspotenziale

Kommunale Energiestrategien

Netzentwicklungsplan erster Entwurf der übertragungsnetzbetreiber

Offshore-Wind Wie kommt der Strom vom Meer

Netzausbau und Netzinnovationenim Verteilnetz mit zunehmenden dezentralen Erzeugungsanlagen

Unsere Zukunft ist erneuerbar! ewz-stromzukunft

Erste Erfahrungen mit dem SDL- Bonus für Windenergieanlagen und Herausforderungen für andere Erzeugungsanlagen

Energietour 2013 in Prignitz-Oberhavel. Studie zu den separaten Netzen. Neuruppin, den

«Nein zur vorgeschlagenen Energiestrategie 2050 Ja zu mehr Effizienz und Marktwirtschaft»

Systemstabilität und Einspeisemanagement im Focus der Energiewende (Teil 1)

Notwendigkeit des Netzausbaus. Positionspapier

Anforderungen an die Verteilnetze der Zukunft

Contracting. dezentrale Energieerzeugung mit kleinen BHKWs

Berliner Energiekonzept

10. DSV Forum WIE VIEL GRENZKAPAZITÄT BENÖTIGT EINE SICHERE STROMVERSORGUNG?

Grüne Bürger-Netzgesellschaft

Die Notwendigkeit des Netzausbaus und seine Folgen für das enviam-netzgebiet

Warum braucht die Energiewende den Netzausbau?

Security & Safety in einer smarten Energiewelt. Ergebnisse der Breitenbefragung Stand März 2013

Aktuelle Entwicklungen in der Energiepolitik

Versorgungssicherheit und Netzstabilität

Anforderungen an den zukünftigen konventionellen Kraftwerkspark als Partner der Erneuerbaren

Flexibilität für die Energiewende

Guck mal, Energiewende! Eine Ausstellung über smarte Energielösungen in der HafenCity

Unternehmenstransformation im dynamischen technologischen und politischen Umfeld

Systemsicherheit Aufgaben der Verteilnetzbetreiber. RWE Deutschland AG, DJ-E, Dr. Gabriele Haas SEITE 1

Energiewende neu denken Das Strommarktdesign der Zukunft

Road Map Erneuerbare Energien Schweiz

Status der Netzanbindungen in der Nordsee

Stromperspektiven 2020 neueste Erkenntnisse Energie-Trialog PSI Villigen, 20. Juni 2007

Intelligente Netze als Motor für die Energiewende

ENERCON Partner Konzept Plus Energielogistik (EPK+E) Energielogistik für Ihren Windpark aus einer Hand

Daten und Fakten zur. Windkraft. Ergänzung 2006 zum Windreport der E.ON Netz GmbH

Deutschland auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter Prof. Hermann Wagenhäuser (Hochschule München)

Versorgungssicherheit, Marktöffnung und Klimapolitik. Energie Apéro 19. Januar 2010 Dr. Beat Deuber, Leiter Handel BKW FMB Energie AG

Wärmepumpen und fluktuierende Stromerzeugung - eine energiewirtschaftliche Verträglichkeitsanalyse

Auswirkungen von Power-to-Heat-Anlagen im Markt für negative Sekundärregelleistung auf die Abregelung von erneuerbaren Energien

Energiewende. im Konflikt zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Sigismund KOBE. Institut für Theoretische Physik Technische Universität Dresden

- 3 - Thesen zum Thema Grundlast, Residuallast und Regelenergie

Kabel in Transport- und Verteilnetzen/ Deutschland im globalen Kontext

(Inter-)Nationaler Netzausbau als Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Dipl. Ing. Mag.(FH) Gerhard Christiner 09.

Kundenkontakt bei 50Hertz

Transkript:

AK-Technikgeschichte Stromnetze - ein wesentlicher Baustein der Energiewende 1

Inhaltsverzeichnis Einführung Herausforderungen für das Übertragungsnetz Anschluss Offshore-Windparks Herausforderungen für das Verteilnetz Zusammenfassung 2

Einführung Geburtsstunde der Stromübertragung Gleichstrom-Fernübertragung Miesbach München 1882 erste Stromübertragung über eine längere Strecke (57 km) mit Gleichstrom durch Oskar von Miller und Marcel Deprez Übertragungsspannung 1,4 kv Übertragungsverluste 78 % Drehstrom-Fernübertragung Lauffen - Frankfurt 1891 erste Drehstromfernübertragung über 175 km ebenfalls durch Oskar von Miller Übertragungsspannung 15 kv Übertragungsverluste nur noch bei 25 % Drehstrom setzte sich weltweit als allgemeiner Standard zur Stromübertragung durch Quelle: Deutsches Museum, König/Weber - Technikgeschichte 3

Einführung Von regionalen Netzinseln zum europäischen Verbundnetz Entstehung erster regional begrenzter Versorgungsgebiete in Deutschland vor über 100 Jahren Einspeisung zumeist nur über ein Kraftwerk, bei Ausfall somit sofortiger Versorgungsausfall für alle angeschlossenen Verbraucher Mit steigendem Strombedarf und Forderung nach höherer Versorgungssicherheit zunehmende Vernetzung und immer höhere Spannungen Im Laufe der Zeit entstand so das "Deutsche Verbundnetz 1951 Zusammenschluss acht nationaler Netze zu einem synchron betriebenen zentral-europäischen Verbundnetz (UCTE-Netz), umfasst heute 35 Übertragungsnetzbetreiber in 24 Ländern Ausbildung von vier weiteren Netzverbünden in Europa Seit 2009 ENTSO-E als Dachverband der 42 europäischen ÜNB Verbundbetrieb reduziert Reserveleistungsbedarf, erhöht Versorgungssicherheit und ermöglicht Austausch von elektrischer Energie 4

Einführung Deutsches Stromnetz gliedert sich heute in zwei Ebenen Quelle: BDEW, BNetzA Übertragungsnetz Höchstspannung (380/220 kv) Länge: 34.400 km Verkabelungsgrad 0,5 % 600 Letztverbraucher vier Netzbetreiber Verteilungsnetz Hochspannung (110 kv) Mittelspannung (10/20 kv) Niederspannung (0,4 kv) Länge: 1.760.000 km Verkabelungsgrad 81% 48 Mio. Letztverbraucher über 800 Netzbetreiber Mit einer Verfügbarkeit von 99,995 % hat Deutschland europaweit die zuverlässigste Strominfrastruktur 5

Einführung Gebiete der deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Quelle: Übertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH früher RWE-Transportnetz Strom GmbH heute 65 % Commerz-Real und 35 % RWE Transnet BW GmbH früher EnBW Transportnetze AG nach wie vor 100 %-Tochter der EnBW TenneT TSO GmbH früher E.ON Netz GmbH heute 100 % TenneT (niederländischer TSO) 50Hertz Transmission GmbH früher Vattenfall Europe Transmission GmbH heute 60 % Elia (belgischer TSO) und 40% IFM Die heute vier ÜNB wurden im Rahmen der Unbundling-Umsetzung aus den Unternehmen E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall ausgegliedert 6

Einführung Wesentliche Aufgaben der Stromnetzbetreiber Frequenzhaltung (ÜNB) Vorhaltung von Regelleistung Spannungshaltung (ÜNB/VNB) Redispatch/Blindleistungsmanagement Netzverstärkung und Netzausbau Engpassmanagement (ÜNB/VNB) Redispatch und Einspeisemanagement Netzverstärkung und Netzausbau Netzwiederaufbau (ÜNB, VNB) Schwarzstartfähige Kraftwerke Netzbetreiber sind für die Stabilität des Stromversorgungssystems verantwortlich Quelle: 50Hertz-Transmission 7

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Übertragungsnetze vor ganz neuen Herausforderungen Historische Netzsituation Überkapazitäten Verbrauchsnahe Erzeugung in Großkraftwerken Übertragungsnetz kompensiert bei Störungen Transnet BW Hohe Nachfrage Zukünftige Netzsituation Ausbau der Windkraft im Norden und Wegfall konventioneller Kraftwerke im Süden/Südwesten Große Distanzen zwischen Stromerzeugung und Verbrauch Stark fluktuierende Einspeisungen von Windund Sonnenenergie Grenzüberschreitender Energiehandel Bestehende Übertragungsnetze sind nicht für die neuen Anforderungen dimensioniert und stoßen zunehmend an Kapazitätsgrenzen 8

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Stromerzeugung und Verbrauch in Deutschland in 2024 Erheblicher Erzeugungsüberschuss in den nördlichen und östlichen Bundesländern Deutliches Erzeugungsdefizit insbesondere in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen Dort durch Abschaltung der Kernkraftwerke auch erhebliche Defizite bei der gesicherten Leistung Veränderte Erzeugungsstruktur führt regional zu deutlichen Unterschieden zwischen Erzeugung und Verbrauch Quelle: Netzentwicklungsplan 9

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Möglichkeiten zur Kapazitätserhöhung im Übertragungsnetz Netz- Optimierung Leistungsflusssteuerung Witterungsabhängiger Leitungsbetrieb NO Verstärkung Ausbau Spannungserhöhung (220 kv 380 kv) Zubeseilung von Stromkreisen Erhöhung der Übertragungsfähigkeit von Stromkreisen neue 380-kV-Leitungen neue Schaltanlagen Overlay-Netze (HGÜ) V A Quelle: Netzentwicklungsplan NOVA-Prinzip als Leitlinie für die Kapazitätserhöhung im Übertragungsnetz 10

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Einsatz von Erdkabeln im Höchstspannungsnetz Vorteile Nur geringe Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Weniger anfällig gegen atmosphärische Störungen Nachteile Nur wenig Betriebserfahrung mit längeren Kabelstrecken Bei Drehstrom alle rd. 30 km Blindleistungskompensation Eingeschränkte landwirtschl. Nutzung im Trassenbereich Deutliche längere Reparaturdauer Halbe Lebensdauer im Vergleich zu einer Freileitung Deutliche höhere Kosten (Faktor 4-10) Trotz geringer Betriebserfahrungen und deutlich höherer Kosten sind Teilverkabelungen aus Umweltverträglichkeitsgründen in Erwägung zu ziehen Quelle: TenneT 11

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) Eine HGÜ besteht aus einer Umrichterstation, einer Transportleitung und einer weiteren Umrichterstation Energietransport in beide Richtungen möglich, aber hohe Kosten für Stromentnahme entlang der Trasse Ab etwa 600 km Länge sind HGÜ-Leitungen wirtschaftlicher als die Drehstromtechnik Rund 30-50% weniger Übertragungsverluste als bei vergleichbaren Drehstrom-Freileitungen Seekabelstrecken ab ca. 80 km nur mit HGÜ möglich, bei Drehstrom kommt ab dieser Leitungslänge praktisch keine Energie mehr an Quelle: TenneT Moderne Umrichtertechnik macht Gleichstrom für größere Übertragungsstrecken zunehmend interessant 12

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Erste Schritte beim Netzausbau im Übertragungsnetz Dena-Netzstudie I (02/2005) Netzausbaubedarf bis 2015 mit Ausblick bis 2020 850 km 380 kv-neubau, 400 km Umrüstung bestehender Leitungen Kosten 1,1 Mrd. Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) (08/2009) Festlegung von 24 vordringlichen Leitungsbauvorhaben 1.887 km Leitungsneubau, davon 438 km bis Ende 2014 fertiggestellt Dena-Netzstudie II (11/2010) Netzausbaubedarf bis 2020 mit Ausblick bis 2025 3.600 km 380 kv-neubau zusätzlich zu Dena I Kosten 6 Mrd. Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) (07/2011) Beschleunigung der Genehmigungsverfahren durch Bündelung der Zuständigkeiten bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) Quelle: Dena Netzausbaubedarf im Übertragungsnetz seit Jahren bekannt, bislang jedoch nur sehr wenig umgesetzt 13

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Netzausbauplanung im Übertragungsnetz gemäß 12 EnWG Quelle: BNetzA Bei allen Schritten der Netzausbauplanung jeweils enge Einbindung der Öffentlichkeit 14

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Vom Netzentwicklungsplan (NEP) zum Bundesbedarfsplan Erster Bundesbedarfsplan im Juli 2013 mit Zustimmung aller Bundesländer verabschiedet Quelle: Netzentwicklungsplan, BNetzA Entwurf NEP 2012 3.800 km Neubau, 4.400 km Umrüstung vier HGÜ-Korridore (2.100 km) 74 Maßnahmen Bestätigter NEP 2012 (Bundesbedarfsplan) 2.800 km Neubau, 2.900 km Umrüstung drei HGÜ Korridore (1.200 km) 51 Maßnahmen Erhöhung Übertragungskapazität Nord-Süd von 4 GW auf 11 GW Kosten ca. 15 Mrd. 15

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Erzeugungsleistung und Last in Bayern im Jahr 2024 Installierte Leistung 30 GW davon ca. 50 % PV gesichert ca. 7 GW 5 GW Verbraucherlast ca. 12 GW Leistungsdefizit rund 5 GW Erzeugungsdefizit ca. 40TWh Quelle: ÜNB, BNetzA Nach Abschaltung der Kernkraftwerke kommt es in Bayern zu einem erheblichen Defizit an gesicherter Erzeugungsleistung 16

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Im Bayerischen Energiedialog diskutierte Optionen Ausbau der dezentralen Erzeugung durch KWK umweltverträglich und bürgerfreundlich alleine nicht in der Lage, die Stromversorgung in Bayern zu sichern Errichtung von Gaskraftwerken in Bayern könnte die Stromversorgung in Bayern sichern aber Anreizmechanismus und Ausbau des Gasnetzes erforderlich Erhöhung der Abhängigkeit von Erdgasimporten Gefahr einer Aufspaltung des Strommarktes in Deutschland in zwei Preiszonen Bedarfsgerechter Netzausbau ausreichende Sicherstellung der Stromversorgung in Bayern aber massive Widerstände in der Bevölkerung Verzicht auf bedarfsgerechten Netzausbau gefährdet das Ziel einer auch in Zukunft sicheren, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Versorgung Quelle: Bayerischer Energiedialog 17

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Preisbildung an der Strombörse Marktpreis ohne Erneuerbare Marktpreis mit Erneuerbaren Nachfrage Quelle: DIHK Erneuerbare Energien verdrängen teure Erzeugung und reduzieren so den Börsenpreis 18

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Aufspaltung des Strommarkts in Deutschland Deutschland, Österreich und Luxemburg bilden heute eine gemeinsame Strompreiszone Kapazitätsengpässe im Übertragungsnetz durch Ausbau der Windkraft im Norden und Kraftwerksstilllegungen im Süden/Südwesten Drohende Aufspaltung in zwei Preiszonen ohne zügige Umsetzung des erforderlichen Netzausbaus Quelle: TU Dresden Deutlich günstigere Preise in der nördlichen Strompreiszone Aufspaltung des Strommarktes in Deutschland bedeutet für den Süden deutlich höhere Strompreise 19

Herausforderungen für das Übertragungsnetz Beispielrechnung zur Auswirkung von Netzengpässen Die Stromproduktion in Region A kostet 20 /MWh und in Region B 30 /MWh. Es bestehen keine Kapazitätsbeschränkungen bei der Stromproduktion. Die Nachfrage beträgt in jeder Region jeweils 100 MWh. Region A Region B Wie hoch wären die Gesamtkosten der Stromproduktion a) ohne Netzverbindung b) mit einer Übertragungskapazität von 50 MW c) mit uneingeschränkter Netzkapazität zwischen A und B Fall Produktion A Produktion B Gesamtkosten a) 100 MWh 100 MWh 5.000 Quelle: Heuterkes, Pfaffenberger, Ströbele Energiewirtschaft b) 150 MWh 50 MWh 4.500 c) 200 MWh 0 MWh 4.000 Eingeschränkte Übertragungskapazitäten führen in der Regel zu höheren Erzeugungskosten 20

Anschluss Offshore-Windparks Offshore-Netzausbau Ausbauplanung Offshore seit 2013 auf Basis eines Offshore-Netzentwicklungsplanes (Offshore-NEP) Anbindung von Clustern ersetzt individuellen Anbindungsanspruch für jeden Offshore-Windpark Zubaubedarf bis 2024 laut Offshore-NEP (2. Entwurf) rund 1.500 km zuzüglich sog. Startnetz mit 2.215 km Anschlüsse in der Nordsee ausschließlich mit HGÜ, in der Ostsee in Drehstromtechnik Kosten inklusive Startnetz zwischen 15 und 20 Mrd. Offshore-Haftungsumlage zur Risikobegrenzung bei den Übertragungsnetzbetreibern Quelle: Offshore-Netzentwicklungsplan Auch der Anschluss der Offshore-Windparks führt zu Kosten im zweistelligen Milliardenbereich 21

Anschluss Offshore-Windparks Offshore-Windenergie - Deutschland und UK im Vergleich Ausbau Offshore-Windenergie in Deutschland deutlich anspruchsvoller und teuer als in anderen Ländern Quelle: TenneT 22

Herausforderungen für das Verteilnetz Auch die Verteilungsnetze stoßen an Kapazitätsgrenzen In der Vergangenheit Stromfluss nur in einer Richtung von den zentralen Erzeugungsstandorten zu den Verbrauchern Verbrauch als Dimensionierungsgröße für Netzausbau Heute und in Zukunft Zunehmende dezentrale Einspeisung durch massiven Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Biomasse Über 90 % der Anlagen speisen in die Verteilungsnetze Umkehr der bisherigen Energieflussrichtung Spannungsprobleme und Betriebsmittelüberlastungen Dezentrale Erzeugung bestimmt Netzausbau Integration der Erneuerbaren Energien erfordert auch in den Stromverteilungsnetzen umfangreiche Netzausbau/-umbaumaßnahmen 23

Herausforderungen für das Verteilnetz Veränderung der Trafobelastung (110/20 kv) Lieferung (max. 15 MW) Rückspeisung (max. 55 MW) In Regionen mit hoher dezentraler Einspeisung übersteigt die Rückspeisung den Verbrauch zu gewissen Zeiten mittlerweile deutlich Quelle: Bayernwerk 24

Herausforderungen für das Verteilnetz Ergebnisse der Dena-Verteilnetzstudie vom Dezember 2012 Netzausbaubedarf (km) Netzausbau/-umbaukosten 42.900 44.700 Niederspannung 3,6 Mrd. 25.400 Mittelspannung 7,8 Mrd. Hochspannung 16,1 Mrd. Hoch- HS Mittel- MS Nieder- NS spannung spannung spannung Quelle: Dena-Verteilnetzstudie Netzausbau/-umbaukosten im Verteilnetzbereich von über 25 Mrd. in den nächsten 10 Jahren 25

Herausforderungen für das Verteilnetz Potenziale/Auswirkungen alternativer Maßnahmen gemäß Dena Lastreduktion Konventioneller Netzausbau Laststeuerung Dezentrale Speicher Abregelung Regelbare Ortsnetztrafos Intelligente Wechselrichter Hochtemperaturseile Innovative Technologien 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% Innovative Technologien, Abregelung und dezentrale Speicher mit großem Potenzial zur Reduzierung des konventionellen Netzausbaus Quelle: Dena-Verteilnetzstudie 26

Herausforderungen für das Verteilnetz Ergebnisse BMWi-Verteilernetzstudie vom September 2014 Ausbaukosten von 23 49 Mrd. je nach Szenario bis 2032 bei konventionellem Netzausbau 130.000 280.000 zusätzliche Leitungskilometer 70 % des identifizierten Netzausbaubedarf bereits in den nächsten 10 Jahren erforderlich Mittelspannung 7,8 Mrd. Halbierung des konventionellen Netzausbaubedarfs durch intelligente Technologien und innovative Planungsmethoden, Senkung der Gesamtkosten um bis zu 20 % Hochspannung 16,1 Mrd. Erzeugungsmanagement mit größtem Potential Quelle: BMWi-Verteilernetzstudie BMWi-Verteilernetzstudie bestätigt die Dena-Ergebnisse und konkretisiert diese 27

Zusammenfassung Kosten für den Stromnetzausbau bis 2030 Übertragungsnetz 20 25 Mrd. Offshore-Anschlüsse 15 20 Mrd. Verteilungsnetz 20 25 Mrd. Die Netzausbaukosten von bis zu 70 Mrd. werden über die Netzentgelte auf den Strompreis umgelegt Quelle: NEP, Dena, BMWi 28

Zusammenfassung Massiver Widerstand gegen Übertragungsnetzausbau Klares Bekenntnis der Politik als ganz wichtiger Erfolgsfaktor für die Realisierung des Netzausbaus im Übertragungsnetz 29

Zusammenfassung Zusammenfassende Betrachtung Übertragungsnetze Leistungsstarke Stromautobahnen für den Stromtransport in den Süden und Südwesten Deutschlands notwendig Begrenzung des Netzausbaus durch möglichst viel verbrauchsnahe Erzeugung möglichst umweltverträgliche Umsetzung unter Einbindung aller Beteiligten Verzicht auf Netzausbau führt zu volkswirtschaftlich ineffizienten Strukturen und gefährdet Klimaschutzziele Verteilungsnetze Integration dezentraler Erzeugungsanlagen erfordert auch massiven Aus-/Umbau der Verteilungsnetze Ausbaubedarf lässt sich durch innovative Technologien und innovative Planungsmethoden erheblich reduzieren Für eine erfolgreiche Energiewende ist ein Gesamtkonzept unerlässlich. Ein bedarfsgerechter Netzausbau ist ein wesentliches Element. 30