Faculty of Management Semester 2: 01.07.2013-31.11.2013
University of Johannesburg Die Universität Johannesburg, kurz UJ, wurde Mitte der 2000er Jahre als Zusammenschluß mehrerer Hochschulen neu gegründet. Sie ist eine staatliche Universität mit ca. 50.000 Studenten. Mein Ziel für mein Auslandssemester war der Aufenthalt in einem Entwicklungs- /Schwellenland in Afrika. Ich hatte mich u.a. in Ghana und Botswana beworben, mir wurden bei Südafrika allerdings die größeren Chancen zugesprochen. ISEP hat dann letztendlich die Entscheidung getroffen, zu welcher Universität es tatsächlich geht. 2
Johannesburg, Südafrika Johannesburg liegt in der Provinz Gauteng im nordöstlichen Teil Südafrikas. Einige Nachbarländer wie Botswana, Lesotho, Swaziland oder Mosambik sind innerhalb weniger Autostunden erreichbar. Die Provinz Gauteng umfasst Johannesburg und Pretoria und ist mit ca.8 Miio. Einwohnern der bevölkerungsreichste Teil Südafrikas. Begibt man sich aus dieser großstädtischen Atmosphäre hinaus, erlebt man trockene Gegenden, leicht bergig und mit vielen Durchfahrtsdörfern. Die Natur ist nicht so schön wie um Kapstadt herum, aber dennoch auch eine Reise wert. 3
Organisation Eine Abholung der Gasthochschule war geplant, allerdings nicht am Wochenende. Ich konnte dafür aber für zwei Tage auf Kosten der Uni in einem Backpackers unterkommen. Es gab am Anfang eine kurze Orientierungswoche mit Vorstellung des International Office und einigen sehr touristischen Ausflügen wie Apartheid Museum oder Lion Park. Danach wurde, zumindest bei mir, der Kontakt mit dem International Office immer weniger, da die schlechte Organisation vor Ort selten schnell Hilfe leisten konnte. Die Unterkunft ist auf dem Campus und wurde von der Uni bereitgestellt. Mehrere sehr unterschiedlich ausgestatette Wohnheime stehen zur Verfügung. Von den 11 offiziellen Sprachen in Südafrika ist Englisch die einzige, die im kompletten Land gesprochen wird (mal besser, mal schlechter). Man kann sich zum Teil ein schlechtes Englisch angewöhnen, viele verschiedene Akzente und Varianten sind verbreitet. 4
Akademische Eindrücke Die Bibliothek am Hauptcampus ist riesig und wird von vielen Studenten täglich genutzt. Internet ist in manchen Wohnheimen nicht oder nur sehr schlecht empfangbar. Strategic Management* Organisational Behaviour* Project Management Zulu Die von mir besuchten Lehrveranstaltungen waren anspruchsvoll, aber definitiv machbar. Die Lehrkräfte sind noch etwas unerfahren mit Austauschstudenten, aber grundsätzlich nett. Ob die Kurse mir mehr nutzen als die Kurse an der heimischen Universität, lasse ich mal dahingestellt. Die Erfahrung, im Ausland akademisch zu arbeiten, ist in jedem Fall viel wert, egal wo. Lehrbücher können überall gebraucht gekauft werden. 5
Soziale Integration Viel Kontakt mit Einheimischen möglich. Aus zunächst unverbindlichen Kontakten werden schnell richtige Freundschaften. Gerade die schwarzen Südafrikaner sind sehr herzlich, offen und hilfsbereit. Die Hochschule selber hat nicht unbedingt viel dafür unternommen, dass man sozial integriert wurde. Aber das ist so oder so schwierig, da es wohl eher individuell und charakterabhängig ist, ob die soziale Integration gelingt. Die meisten internationalen Studenten haben nicht zusammen, sondern mit einheimischen Studenten zusammen gewohnt, sodass bereits nach kurzer Zeit viel Kontakt entstanden war, der oft in gemeinsamen Stadiongängen oder Feierlichkeiten zum Ausdruck gekommen ist. 6
Ihre Werbeaktion für die TU Es gibt im September an der Universität Johannesburg ein International Festival, bei dem alle internationalen Studenten Stände aufbauen können oder Tänze vorführen können etc. Dort habe ich mit einem anderen deutschen Austauschstudenten gestanden und ein paar deutsche Speisen verkauft (Wurst, Kartoffelsalat). Dabei kommt man natürlich mit den anderen Studenten gut ins Gespräch und beim Wort Dortmund wird man vor allem auf den BVB angesprochen. Ich habe den Studenten die TU empfohlen und grundsätzlich (oder oberflächlich?) besteht großes Interesse, nach Deutschland zu kommen. Wie links schon erwähnt, sind solche Gespräche auch immer etwas oberflächlich. Viele Studenten haben zwar Lust, ein Auslandssemester zu machen, aber haben nicht die finanziellen Möglichkeiten und werden auch nicht unbedingt gut von UJ unterstützt. Dennoch: Vielleicht kommt ja demnächst mal jemand. 7
Kultur Ich habe grundsätzlich ein positives, wenn auch etwas zwiegespaltenes Bild von Südafrika. Die (weißen) Afrikaans und die schwarzen Südafrikaner leben zum Großteil parallel nebeneinander. Die Apartheid ist zwar abgeschafft, aber schlechte Arbeitsbedingungen oder Ungleichbehandlungen scheinen immer noch alltäglich. Südafrikaner sind sehr offen und für viel Spaß zu haben, wenn auch nicht unbedingt zuverlässig. Gerade kulturmäßig lässt es sich in den Townships Soweto oder Khayelitsha erahnen, wie Südafrika ohne die weißen Eindringlinge heute leben würde. Die Kultur ist mit der in Deutschland nicht zu vergleichen. Einen klassischen Kulturschock hatte ich allerdings nicht, sondern konnte mich eigentlich recht schnell einleben und zurechtfinden, nachdem ich die ersten Freunde kennengelernt hatte. 8
Tipps und Vorschläge für zukünftige Studierende Man sollte beachten, nicht in der Dunkelheit lange Spaziergänge zu unternehmen, vor allem nicht als Frau oder alleine Man sollte sich street wise verhalten, d.h. sich wie ein Einheimischer verhalten und nicht als Tourist auffallen Man sollte die Minitaxis nicht in der Nacht nehmen und nicht auf Strecken, die man nicht kennt Man sollte immer nur die Wertsachen mitnehmen, die man tatsächlich braucht Grundsätzlich trotzdem: immer freundlich sein, höflich sein, geduldig sein, offen sein, kommunikativ sein Preise: Auswärts essen und trinken ist verhältnismäßig günstig, Lebensmittelpreise wie in Deutschland, Drogerieartikel und Medizin teurer Monatliche Ausgaben: Ohne Reisen 500-700 ausreichend 9
Das Leben danach... Die Südafrikaner sind gute Studenten. Sie lernen größtenteils täglich, sind diszipliniert und haben große Ziele für sich und Afrika. Im Alltag oder bei Menschen, die nicht das Glück haben, studieren zu können, sieht das leider anders aus. Dort herrscht Tristesse, Kriminalität. Dann gibt es zudem noch den Schwarz-Weiß-Konflikt, der immer noch über allem schwebt. Was kann man also mitnehmen? Die starken Arm-Reich-Kontraste sollte man zum Anlass nehmen, jeden Menschen so zunehmen, zu akzeptieren und zu respektieren wie er ist. 10
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