Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon Zürich, 01.01.2013
Um umweltbewusste Kunden in der Wahl ihres Mobiltelefons zu unterstützen, wurde auf der Grundlage von öffentlich verfügbaren Daten eine Methode für die Bewertung von Mobiltelefonen nach ausgewählten Umweltkriterien entwickelt. Das Resultat sind Umweltpunkte, die sich aus den drei gleichstark gewichteten Kriterien Geringe Herstellungsenergie, Geringer Stromverbrauch und Verantwortungsvolle Ressourcenwahl zusammensetzen. Die Bewertungsskala umfasst fünf Punkte, wobei das Maximum fünf volle Punkte ist. 01.01.2013 Version 2.0 Stiftung myclimate The Climate Protection Partnership Sternenstrasse 12 8002 Zürich Schweiz (+41) 044 500 43 50 www.myclimate.org 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 2
1 Ausgangslage Immer mehr Kunden möchten nicht nur ein Mobiltelefon kaufen, welches die gewünschten Funktionen abdeckt, sondern auch in Bezug auf die Umwelt gut abschneidet. Ziel ist es, diesen Kunden eine Entscheidungsgrundlage zur Verfügung zu stellen, die sie in der ökologischen Wahl ihres Mobiltelefons unterstützt. Dabei werden öffentlich zugängliche Daten so aufgearbeitet, dass sie bezüglich ausgewählter Kriterien direkt miteinander vergleichbar werden. Es werden nicht explizite Zahlen ausgewiesen, die allenfalls einer Interpretation des Kunden bedürfen. Im Gegenteil: Es wird relativ aufgezeigt, wo ein Produkt im Vergleich zu den anderen bei Swisscom verfügbaren Mobiltelefonen (siehe Kapitel Referenzportfolio) in Bezug auf seine Umweltleistung steht. Für die ökologische Beurteilung von Mobiltelefonen existiert keine standardisierte Methode. Daher wurde nach der 80-20 Regel 1 eine Methode entwickelt, welche es ermöglicht verschiedene Mobiltelefone bezüglich ihrer Umweltperformance miteinander zu vergleichen. Die Bewertungs-Methode wurde im Sommer 2011 entwickelt. Die vorliegende Version ist ein erstes Update. Neben kleineren Anpassungen wurde insbesondere das Referenzportfolio auf Stand 1.1.2013 aktualisiert. Die Bewertungs-Methode wird mindestens alle 2 Jahre auf ihre Aussagekraft hin überprüft und gegebenenfalls angepasst. 1 Das Pareto Prinzip - die 80/20 Regel besagt, dass 80% des Ergebnisses in 20% der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden können. 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 3
2 Methode Gestützt auf die Methode der Ökobilanzierung sollen öffentlich verfügbare Informationen verständlich und benutzerfreundlich aufbereitet werden. Ausgewählte Kriterien sollen dabei die Umweltperformance der Mobiltelefone über ihren gesamten Lebenszyklus abdecken, von der Auswahl der Rohstoffe über die Produktionsaufwände und den Stromverbrauch der Nutzung bis hin zur Entsorgung des Mobiltelefons. Die Auswahl der Kriterien stützt sich auf die Studie Guide to Greener Electronics von Greenpeace (Greenpeace, 2012) sowie auf verschiedene Ökobilanzstudien von Mobiltelefonen u.a. auf Nokia (2005) und Sony Ericsson (2009). 2.1 Kriterien für Umweltpunkte Die Umweltpunkte setzen sich aus den folgenden drei Kriterien zusammen: Geringe Herstellungsenergie Geringer Stromverbrauch Verantwortungsvolle Rohstoffwahl Jedes Kriterium setzt sich wiederum aus verschiedenen Detailkriterien zusammen, welche nachfolgend beschrieben werden. Die Auswahl der Kriterien stützt sich in erster Linie auf die Ökobilanzstudien von Sony Ericsson (2008) und Nokia (2005). Gemäss der Ökobilanzstudie eines Mobiltelefons nach Sony Ericsson (2008) machen die Herstellungs- (~66%) und die Gebrauchsphase (~20%) den grössten Anteil an den CO 2e-Emissionen über den Lebenszyklus des Mobiltelefons aus. In erster Linie kommt dies vom hohen Energieverbrauch in diesen Phasen. Auch bei Nokia (2005) machen die Herstellungs- und die Gebrauchsphase deutlich den grössten Anteil der Primärenergie aus. Ein wesentlicher Bestandteil in der Herstellungsphase ist neben der Energie auch die Wahl der Rohstoffe. 2.1.1 Geringe Herstellungsenergie Die Herstellungsenergie wird über die Kenngrössen Leiterplatte, Bildschirm und Gewicht des Akkus abgebildet. Alle drei Bestandteile machen einen wesentlichen Anteil der Herstellungsenergieaufwände eines Mobiltelefons aus (Sony Ericsson, 2008). Zudem wird das Engagement des Herstellers zur Reduktion von Emissionen mitberücksichtigt. 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 4
Das Kriterium Herstellungsenergie setzt sich aus folgenden vier Detailkriterien zusammen: Fläche der Leiterplatte Je kleiner die Fläche, desto weniger elektronische Module, die in der Herstellung sehr energieintensiv sind. Kleinere Flächen führen somit zu mehr Punkten. Gewichtung 25% Fläche des Bildschirmes Je kleiner die Fläche, desto weniger Energie für die Herstellung. Kleinere Flächen führen somit zu mehr Punkten. Gewichtung 25% Akkugewicht Je geringer das Gewicht des Akkus, desto geringer der Energieverbrauch. Leichte Akkus führen somit zu mehr Punkten. Gewichtung 25% Engagement des Herstellers zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gemäss Greenpeace (2012) 2 Je besser der Hersteller abschneidet, desto mehr Punkte. Gewichtung 25% 2.1.2 Geringer Stromverbrauch Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet macht die Nutzung des Mobiltelefons, also der Stromverbrauch, einen wesentlichen Anteil an der Umweltbelastung des Mobiltelefons aus. Die beiden folgenden Kriterien spiegeln die Energieeffizienz des Mobiltelefons wieder. Dieses Kriterium setzt sich aus zwei Detailkriterien zusammen: No-Load Stromverbrauch des Ladegeräts Je geringer der Verbrauch, desto mehr Punkte. Gewichtung 50% Standby Stromverbrauch des Mobiltelefons Je geringer der Verbrauch, desto mehr Punkte. Gewichtung 50% 2 Vgl. Anhang 5.2.: Liste der berücksichtigen Kategorien aus Greenpeace (2012). 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 5
2.1.3 Verantwortungsvolle Rohstoffwahl Die verantwortungsvolle Wahl der Rohstoffe wird als weiteres Kriterium berücksichtigt. Dieses Kriterium setzt sich aus fünf Detailkriterien zusammen: Verzicht auf Substanzen gemäss der EU-Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS 3 ). Diese regelt die Verwendung von Gefahrstoffen in Geräten und Bauteilen. Keine Substanzen der Liste RoHS, volle fünf Punkte, sonst einen Punkt. Gewichtung 20% Verzicht auf Substanzen, welche gemäss der Gesetzgebung der Europäischen Union als gefährlich klassifiziert werden, gemäss Zusammenstellung von O2 (2010), aber nicht in der RoHS enthalten sind (siehe Tabelle 1). Je weniger Substanzen dieser Liste im Mobiltelefon enthalten sind, desto mehr Punkte werden vergeben. Gewichtung 20% Einsatz von post-consumer recycliertem Material im Mobiltelefon Verwendung von recycliertem Material, volle fünf Punkte, sonst ein Punkt Gewichtung 20% Engagement des Herstellers in Bezug auf den Verzicht auf problematische Substanzen und Ressourcenmanagement gemäss Greenpeace (2012) 4. Je besser ein Hersteller abschneidet, desto mehr Punkte erhält er. Gewichtung 20% Umgang der Hersteller mit Konflikt-Mineralien gemäss Greenpeace (2012) Je besser ein Hersteller abschneidet, desto mehr Punkte erhält er. Gewichtung 20% Tabelle 1 Liste gefährlicher Substanzen (aus dem Englischen nach O2 (2010)). Substanz PVC (Polyvinylchlorid) Bromierte Flammschutzmittel (BFRs) (ausgenommen die in RoHS) Chlor & Chlor-Verbindungen (Chlorparaffine) Antimon-trioxid Beryllium & Verbindungen Phthalsäureester (Phtalates) Andere Brom-Verbindungen (z.b.. Bromessigsäure) 3 Restriction of (the use of certain) hazardous substances (deutsch: Beschränkung (der Verwendung bestimmter) gefährlicher Stoffe ) 4 Vgl. Anahng 5.2.: Liste der berücksichtigen Kategorien aus Greenpeace (2012). 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 6
Andere Antimon-Verbindung (z.b. Natriumantimonat) 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 7
2.1.4 Zusammenfassung Kriterien In Abbildung 1 sind die Anteile der verschiedenen Detailkriterien an den Umweltpunkten in einer Übersicht dargestellt. Im Guide to Greener Electronics (Greenpeace, 2012) werden nicht alle Hersteller beurteilt, fehlende Hersteller werden bei den relevanten Kriterien mit einem Mittelwert bewertet. Abbildung 1 Anteil der verschiedenen Detailkriterien an den Umweltpunkten. Die Zugehörigkeit zu den drei Kriterien ist farblich hervorgehoben. 2.2 Referenzportfolio Die Umweltpunkte werden anhand einer relativen Bewertung der Mobiltelefone ausgewiesen. Diese Bewertung orientiert sich am aktuellen Referenzportfolio. Das Referenzportfolio bezieht sich auf alle zu einem Stichtag im Swisscom Portfolio verfügbaren Mobiltelefone. Aktuelle bezieht sich das Referenzportfolio auf den Stichtag 1.Januar 2013. 2.3 Datenqualität Die Daten stammen aus verschiedenen, öffentlich zugänglichen Studien und Informationen sowie aus Angaben, welche direkt beim Hersteller erhoben wurden. myclimate prüft die Daten der Hersteller auf Plausibilität, führt aber keine Audits irgendwelcher Art im Zusammenhang mit der Datenerhebung durch. 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 8
3 FAQ WIESO WERDEN KEINE ABSOLUTEN WERTE ANGEGEBEN? Ziel der Umweltpunkte ist nicht absolute Werte darzustellen, sondern eine Orientierung über das Abschneiden eines Mobiltelefons in Bezug auf seine Umweltleistung innerhalb des Mobiltelefon-Portfolios von Swisscom zu geben. Absolute Werte bedürfen einer Interpretation des Kunden und geben nicht auf einen Blick Auskunft, wie ein Mobiltelefon im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen des Swisscom Portfolios abschneidet. WIESO WIRD KEINE UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN EINFACHEN MOBILTELEFONEN UND SMART-PHONES GEMACHT? Ziel der Umweltpunkte ist es, eine Orientierung zu geben, wie gut ein Mobiltelefon im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen in seiner Funktion Telefonieren abschneidet. Dabei werden die Zusatzfunktionen, welche ein Smartphone besitzt, nicht berücksichtigt. WERDEN TABLETS AUCH MIT UMWELTPUNKTE BEWERTET? Alle Geräte, mit denen nur über das mobile Datennetz telefoniert werden kann mit speziellen Apps (z.b. über Skype, Viber), werden nicht bewertet. Geräte, die das normale Mobilfunknetz zum Telefonieren verwenden, werden mit in den Vergleich aufgenommen. WARUM ERGIBT DER MITTELWERT DER DREI KRITERIEN NICHT IMMER DEN GLEICHEN WERT WIE DIE ANGEGEBENE UMWELTPUNKTE? Bei der Ausweisung der Umweltpunkte werden die Werte mathematisch auf ein Vielfaches von 0.5 gerundet. Daher kann es sein, dass der Mittelwert der Kriterien nicht dem Wert der Umweltumweltpunkte entspricht. WAS VERSTEHT MAN UNTER KONFLIKT-MINERALIEN? Unter Konflikt-Mineralien werden Mineralien verstanden, deren Abbau Konflikte verursacht oder unterstützt, die also z.b. aus Minen stammen, die von Rebellengruppen kontrolliert werden. Bekannt ist das Beispiel des sogenannten Blutdiamanten, ein Diamant, mit dessen Erlös gewalttätige Konflikte finanziert werden. Diese Diamanten werden in Konfliktgebieten meist illegal geschürft und verkauft um Rebellen- oder Invasionstruppen zu finanzieren. NEHMEN ALLE HERSTELLER VON MOBILTELEFONEN TEIL? Alle Hersteller sind dazu eingeladen mitzumachen. Jedoch stellen einzelne Hersteller nicht alle nötigen Daten zur Verfügung. Die Mobiltelefone dieser Hersteller sind mit keine oder unvollständige Angaben des Herstellers anstelle der Umweltumweltpunkte gekennzeichnet. WIE OFT WIRD DIE BEWERTUNGSGRUNDLAGE ANGEPASST? Die Bewertungskriterien werden mindestens alle 2 Jahre auf ihre Aussagekraft hin überprüft und gegebenenfalls angepasst. 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 9
4 Literatur Greenpeace (2012) Nokia (2005) O2 (2010) RoHS Sony Ericsson (2009) Guide to Greener Electronics. greenpeace.org/electronics, Version 18, November 2012. Integrated Product Policy Pilot Project Stage, Final Report: Life Cycle Environmental Issues of Mobile Phones. NOKIA Espoo, Finland, April 2005. O2 Eco rating. http://www.o2.co.uk/assets2/thinkbig/o2ecoratingbrief_aug 2010.pdf, aufgerufen am 18. Mai 2011 Restriction of (the use of certain) hazardous substances. http://eurlex.europa.eu/lexuriserv/lexuriserv.do?uri=celex:32002l00 95:DE:NOT, aufgerufen am 20. Mai 2011 Sustainability Report 2008. Sony Ericsson Mobile Communications AB, 2009. http://www.sonyericsson.com/cws/download/1/647/105/12475 72946/Sony_Ericsson_Sustainability_Report_2008.pdf. aufgerufen am 26. Januar 2011 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 10
5 Anhang 5.1 Engagement des Herstellers zur Reduktion von Treibhausgasemissionen Folgende Kategorien aus dem Guide to Greener Electronics (Greenpeace, 2012) werden für das Kriterium Engagement des Herstellers zur Reduktion von Treibhausgasemissionen berücksichtigt. In kursiver Schrift in Klammern aufgeführt sind die Original-Bezeichnungen in Englisch. Veröffentlichung sowie Festlegen von operativen Zielen für Treibhausgasemissionen und Versorgung mit erneuerbaren Energien (Disclose and set targets for operational GHG emissions and RE supply) Veröffentlichung sowie Festlegen von Zielen entlang der Wertschöpfungskette für Treibhausgasemissionen und Versorgung mit erneuerbaren Energien (Disclose and set targets for supply chain GHG emissions and RE supply) Saubere Energie -Plan (Clean Electricity Plan (CEP)) 5.2 Engagement des Herstellers in Bezug auf den Verzicht auf problematische Substanzen und Ressourcenmanagement Folgende Kategorien aus dem Guide to Greener Electronics (Greenpeace, 2012) werden für das Kriterium Engagement des Herstellers in Bezug auf den Verzicht auf problematische Substanzen und Ressourcenmanagement berücksichtigt. In kursiver Schrift in Klammern aufgeführt, sind die Original-Bezeichnungen in Englisch. Chemikalien-Management und politisches Engagement (chemical management and advocacy) Produkt-Lebenszyklus (product Life-Cycle) Vermeidung von giftigen Substanzen in den Produkten (Avoidance of Hazardous Substances in Products) Angebot an effizienter, freiwilliger Produkt-Rücknahme (provides effective volunatry take-back where no EPR laws) 01.01.2013 Methodik Umweltpunkte Mobiltelefon 11