Food 4 Future Sind unsere Lebensmittel zukunftsfähig? 4. Juni 2013 Innovationstreiber für Landwirtschaft, Agrar- und Ernährungsindustrie aus Sicht der Politik und Verwaltung Dr. Hanns-Christoph Eiden Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
I. Innovationstreiber Thema des Vortrages: Wer sind Innovationstreiber für Landwirtschaft, Agrar- und Ernährungsindustrie? stellt die Frage, wer oder was am Anfang steht: Die Henne oder das Ei?
Sind es die Akteure, die Innovation befördern? Wissenschaft und Forschung, Landwirtschaft, Verarbeiter und Zulieferer, Handel, Verbraucherinnen und Verbraucher, Interessengruppen Politik und Verwaltung?
Oder sind es die globalen Herausforderungen, die uns anspornen, die Kreativität anregen und Mut machen, neue Wege zu gehen? Klimawandel, Ressourcenknappheit, Ernährungssicherung für eine wachsende Weltbevölkerung, Gesellschaftliche Ansprüche an Land- und Ernährungswirtschaft, Demographischer Wandel und sich daraus ergebende neue Anforderungen an die Landwirtschaft.
Die Antwort ist kein Entweder / Oder. Es sind die großen Herausforderungen, die uns die Aufgaben stellen. Wer so angesprochen wird wird Akteur und Wer so angesprochen wird, wird Akteur und Innovationstreiber.
II. Barrieren im Innovationsprozess Aber so einfach läuft das nicht mit den Innovationsantrieb. Es gibt Barrieren: Es hapert weniger bei den Ideen. Es hapert bei der Umsetzung: Unzureichende Vernetzung und Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen, Industrie und Landwirtschaft, Diskontinuität ität von Wissensträgern und Ansprechpartnern in wissenschaftlichen Einrichtungen, zu kurze Förderlaufzeiten von Forschungsprojekten, Fehlende Erprobungs- sowie Demonstrationsmöglichkeiten unter Praxisbedingungen, Fehlendes Kapital bei der Markteinführung.
Alles in allem brauchen wir weniger die neue zündende Idee. Um nachhaltig und ressourcenschonend Lebensmittel und erneuerbare Energien zu erzeugen, brauchen wir aber ebenso Praxistaugliche Lösungen, erprobte Lösungen, mehr Vernetzung, mehr interdisziplinäres, grenzüberschreitendes und anwendungsorientiertes Handeln.
Einige Themenfelder im Rahmen unseres Workshops: Nachhaltige Lebensmittelproduktion und Lebensmittelsicherung, Lebensmittelsicherheit Qualitätskontrolle Herkunftsnachweis, Neue Lebensmittel und Ernährungskonzepte, Gesunde Ernährung, Verbraucherverhalten Konsumentenforschung.
III. Politik und Verwaltung Welche Rolle haben Politik und Verwaltung? Sind sie Innovationstreiber? Wir sprechen von Herausforderungen, die unser Gemeinwesen, alle Gemeinwesen der Welt, elementar betreffen. Es geht um die Zukunft. Es geht um die Menschen. Es geht daher auch um öffentliche Verantwortung, Innovation zu fördern. In diesem Sinn agieren Politik und Verwaltung auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Nicht als Bestimmer, sondern als Anreger, Förderer, drängender und ausgleichender Partner.
1) Z. B. die Forschungsförderung des BMELV, für die die BLE der Projektträger ist: Grundlagen- Industrielle Experimentelle Markt / Praxis- Investitionsförderunforschung Forschung Entwicklung einführung Innovationsprogramm (seit 2006; derzeit 37 Mio p.a.) Bundesprogramm Energieeffizienz (2009-2012) Zweckvermögen des Bundes bei der Landwirtsch. Rentenbank (seit 2009; ca. 5 Mio p.a.) Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen der nachhaltigen Landwirtschaft (seit 2001; derzeit 8,5 Mio p.a.) Weitere Fördertitel: Entscheidungshilfe-Vorhaben sowie Modell- und Demonstrationsvorhaben (seit 1995; derzeit 7,5 Mio p.a.) ERA-Net Beteiligungen (seit 2009)
Bespiele für Lebensmittelprojekte aus der Programm zur Innovationsförderung: SafePack ( Entwicklung antimikrobiell wirkender Verpackungslösungen für den Selbstbedienungsbereich zur Verbesserung der Sicherheit und Haltbarkeit von Fleisch und Fleischerzeugnissen ) OptoWa ( Sterile Aufbereitung von Lebensmitteln durch optisch kontrollierten Wasserstrahlschnitt ) FriPlas ( Verbundprojekt: Anwendung von Plasmaverfahren zur schonenden Haltbarmachung am Beispiel verderblicher Lebensmittelprodukte in der Nachernte )
2. Deutsche Innovationspartnerschaft (DIP): Einbindung relevanter Akteure aus dem Agrarbereich Gegründet 2012 durch: BMELV, Landwirtschaftliche Rentenbank (LR), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), Verband der Landwirtschaftskammern (VLK), Deutscher Bauernverband (DBV), Zentralverband Gartenbau (ZVG), Deutscher Raiffeisenverband (DRV), BLE (Geschäftsstelle der DIP).
Ziele der Deutschen Innovationspartnerschaften (DIP) Innovative Projekte, die in der Regel bereits eine erfolgreiche Förderung erfahren haben, werden bei der Umsetzung in die Praxis unterstützt. Gefördert werden Vorhaben vor allem in der Kategorie Experimentelle Entwicklung. Die Förderung erfolgt auf Grundlage des Programms zur Innovationsförderung des BMELV und nach den Bestimmungen der Richtlinie über die Verwendung des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank (LR). Auch im Lebensmittelbereich sind künftig Förderungen vorgesehen.
3. Nationale Forschungsstrategie - BioÖkonomie 2030 Nachhaltige Nutzung von biologischen Ressourcen als Nahrungsmittel und Biomasse. Im Rahmen der Bioökonomie-Strategie sollen nachhaltige Lösungen gefunden werden ein Schwerpunkt liegt in der ressortübergreifenden, interdisziplinären Forschung.
4. Europaweit: EU-Bioökonomiestrategie und Schaffung einer Innovationsunion 3 Handlungsfelder: Implementierung der Bioökonomiestrategie i t i durch Initiierung von Forschungs- & Innovationsprojekten; Förderung von PPPs und KIC-Initiativen I (Bildung, Forschung und Innovation) zur Entwicklung von Märkten durch Förderung entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis zur Markteinführung Förderung von Europäischen Innovationspartnerschaften (EIP- Innovative Verbindung von Forschung und Praxis); EIP, PPP u. KIC: Die Einbindung der Wirtschaft ist von besonderer Bedeutung; Politische Koordination Nutzung von Synergien zu anderen Politikbereichen u.a. GAP.
5ERANets: 5. ERA-Nets: Bereits in der laufenden EU-Förderperiode gibt es vielfältige Ansätze. Von besonderem Interesse für die Lebensmittelwirtschaft ist das ERA-Net SUSFOOD Es zielt auf Nachhaltige Lebensmittelproduktion und -konsum durch Steigerung der Ressourceneffizienz, Entwicklung von Innovationen in Lebensmittelverarbeitungstechnologien, Analyse von Konsumentenverhalten und Lebensmittelauswahl. Deutschland (BMELV, BMBF) beteiligt sich an dieser EU- Initiative mit Forschungsmitteln für transnationale Projekte.
6. Joint Programming Initiativen: Die Joint Programming Initiativen (JPIs) beziehen sich auf die großen Herausforderungen Klimawandel & Ernährungssicherung: Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsvision der Mitgliedstaaten für bestimmte Themenbereiche, Abstimmung nationaler Forschungsprogramme, Erarbeitung einer strategische Forschungsagenda, Gemeinsame Umsetzung der Forschungsziele im Europäischen Forschungsraum. Deutschland (BMELV, BMBF) beteiligt sich an 2JPIsmit Forschungsmitteln für transnationale Projekte : FACCE JPI Agriculture, Food, Security and Climate Change JPI HDHL JPI HDHL A Healthy Diet for a Healthy Life
7K 7. Knowledge- ld und dinnovation Community -KIC Große, neue Idee einer wirtschaftsgetriebenen Innovation Schaffung übergeordneter und beständiger Strukturen Vorantreiben von Bildung, Forschung und Innovation Schnelleres Erreichen zukunftsfähiger Technologien, Produkte und Dienstleistungen Lebensmittelbereich: FoodDACH (Initiative D, A und CH) Mitglied in Stellt Antrag für FoodBEST (Europ. Konsortium mit DK/SE, FR/ES, IT, NL, UK) Food4Future (KIC) Antragstellung gefördert durch BMELV/BLE
8. Europäische Innovationspartnerschaften Vernetzung von Praxis und Forschung. Zentrale Aktionsfelder für die Förderung der ländlichen Entwicklung in der EU und für die Forschungsagenda Horizon 2020. Akteure entwickeln eigenen Plan ( bottom up ).
IV. Wer sind die Innovationstreiber? t ib Kein Akteur ist allein entscheidend: Es gibt nicht den einen Innovationstreiber! Die Forschungslandschaft ist es nicht. Sie braucht den Bezug zu konkreten Anforderungen, um nicht abzuheben. Politik und Verwaltung sind es nicht, denn sie sind nicht nahe genug an den konkreten Bedürfnissen. Wirtschaft und Landwirtschaft sind es nicht, weil sie möglicherweise zu sehr auf die eigenen Interessen und zu wenig auf die allgemeinen Belange schauen. Verbraucherinnen und Verbraucher sind es nicht, weil sie dazu neigen, Fragen der Wirtschaftlichkeit zu vernachlässigen.
Aber jeder ist wichtig. Jeder hat seine Rolle, die er auch spielen muss, wenn die große Herausforderung angegangen wird in einem konkreten Projekt, das sich z. B. befasst mit der Verringerung des Wasserverbrauchs, der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, der Qualitätssicherung bei langen Transportwegen, der Herkunftsdokumentation, Landwirtschaft im Zeichen des Klimawandels, nachhaltiger Intensivierung der Agrarproduktion, der ausreichenden Versorgung mit Mikronährstoffen, altersgerechter Ernährung.
V. Schlussbemerkungen Vernetzung und alle bereitgestellten Instrumentarien laufen ohne diesen Input leer. Ohne ihn kommt die Diskussion um Antworten auf globale Herausforderungen nicht voran. Und es bewegt sich im Konkreten nichts! Deswegen ist der Beitrag von Landwirtschaft, AgrardErnährungsindustrie ti unverzichtbar. und Deswegen ist es auch unverzichtbar, weitere Wirtschaftskreise mit einzubeziehen, allen voran den IT-Bereich, die Logistik- und die Verpackungsbranche, weil die Lösungen anbieten können, wenn es um Fragen wie Qualitätssicherung und Kommunikation geht.
Gemeinsam Innovation schaffen Wir ziehen an einem Strang!