Während die Menschen wohlhabender werden und die Lebensstandards in Schwellenländern steigen, zieht damit die Nachfrage nach allen möglichen Waren wie Autos, Waschmaschinen und Fernsehgeräten kräftig an. Hier liegt unglaublich großes Potenzial. Ein Beispiel: In Indien besitzen zurzeit 1,5 % der Bevölkerung ein Auto (Deutschland: 55,4 %), 6,1 % haben einen Computer (Deutschland: 85,7 %), 61,4 % der Inder sind Besitzer eines Handys (Deutschland: 127 %). 2 Schwellenmärkte profitieren vom zunehmenden Abbau dieser Unterschiede zwischen Industriestaaten und Schwellenländern. 86 % der Weltbevölkerung leben in Schwellenländern. Potenzial für mehr Konsum 2 127,0% 85,7% 82,5% 104,1% Automobile Mobilfunktelefone Computer Internetnutzer 55,4% 61,4% 64,0% 19,8% 34,9% 27,1% 35,4% 23,7% 1,5% 6,1% 4,2% 3,7% DEUTSCH- LAND Bevölkerung BRASILIEN INDIEN CHINA 81,7 Mio 194 Mio 1,2 Mrd 1,3 Mrd Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung Auch Banken dürften von Umwälzungen im Privatkundengeschäft profitieren. Millionen von Menschen in Schwellenländern besitzen noch kein Bankkonto, werden jedoch voraussichtlich bald eins haben. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass diese Verbraucher dann auch Kleinkredite und später einmal Kreditkarten nachfragen werden. 9
Vielversprechende Aussichten Eine Reihe von Regierungen in Schwellenländern mit wachsenden Volkswirtschaften investiert Milliardenbeträge in Infrastrukturprojekte: Das Straßen- und Schienennetz wird erweitert, neue Schulen und Universitäten werden errichtet und zusätzlicher Wohnraum wird geschaffen. Diese Aktivitäten erfordern Arbeitskräfte und Materialien, die wiederum zu weiterem Wachstum bei lokalen Unternehmen und höheren Löhnen führen und damit letztlich die inländische Nachfrage anheizen. Einige Beispiele für Großprojekte sind die Rennstrecke Buddh International Circuit in Indien sowie die Stadien Green Point und Durban, die für die FIFA Weltmeisterschaft in Südafrika gebaut wurden. Indien hat angekündigt, Infrastrukturausgaben für Straßenbau, Stromversorgung und Häfen in den nächsten fünf Jahren auszubauen. 1 Indien hat angekündigt, Infrastrukturausgaben auszubauen. 10
In der Kapitalisierung von Aktien- und Geldmärkten spiegelt sich dieses rasche Wachstum wider. Zum Beispiel steigt die Zahl der Börsenneuzugänge rasant an. Gut 1.701 Mrd. US-Dollar wurden 2010 im Zuge von IPOs (Initial Public Offerings bzw. Börsengängen) aufgebracht. Keine zehn Jahre zuvor, im Jahr 2000, lag diese Zahl noch bei gut 43 Mrd. US-Dollar. 2 Mit dem Ausbau der Aktienmärkte stehen auch mehr Anlagemöglichkeiten zur Verfügung. 600 3 Unternehmen mit einem Wert von über 1 Mrd. US-Dollar haben ihren Sitz in einem Schwellenland. Trotz ihrer Größe sind viele dieser Firmen auf internationaler Ebene (noch) nicht allgemein bekannt. Drei der zehn größten Unternehmen der Welt sitzen beispielsweise in China: Sinopec, State Grid und China National Petroleum. 1 Germany Trade & Invest. Stand: April 2011. 2 World Federation of Exchange 2011, Dealogic/Templeton. Stand: April 2010. 3 MSCI Index Anzahl an Unternehmen mit Marktkapitalisierung von 1 Mrd. US-Dollar oder mehr. 11
Potenziale vor Ort erkennen Schwellenländer nehmen 77 % der weltweiten Landmasse ein. Da überrascht es nicht, dass ihr Anteil am internationalen Vorkommen der knappen Ressourcen Öl, Erdgas, landwirtschaftliche Nutzfläche sowie Minerale und deren Metalle so hoch ist. Chile und Peru beispielsweise gehören zu den weltweit führenden Kupferproduzenten. Das größte Gasunternehmen der Welt sitzt in Russland. Brasilien ist ein wichtiger Exporteur von Eisenerz und weichen Rohstoffen wie Sojabohnen und Kaffee. Brasilien ist ein wichtiger Exporteur von Eisenerz und weichen Rohstoffen wie Sojabohnen und Kaffee. Vietnam besitzt reiche Vorkommen an Phosphaten, Kohle, Mangan, Bauxit und Chromaten. Südafrika gehört nicht nur zu den größten Goldproduzenten, sondern besitzt außerdem große Vorräte an Platin und anderen Edelmetallen und -steinen. 12
Mit lokalen Währungen Gewinne erzielen Industrieländer müssen die Schulden abbauen, die sie über Jahre hinweg angesammelt haben. Dementsprechend stehen ihnen weniger Möglichkeiten zur Verfügung, Wirtschaftswachstum zu stimulieren. Um ausländisches Kapital anzuziehen, müssen Industriestaaten unter Umständen sogar mehr bezahlen. Schwellenländer wie China, Brasilien und Indien hingegen können ihre eigenen, oft erheblichen Reserven einsetzen, um Zukunftsinvestitionen für ihre Wirtschaft zu tätigen. Diese Länder können außerdem ausländische Kapitalgeber anlocken, die ebenfalls von ihrer Wirtschaftsleistung profitieren wollen. Die untenstehende Grafik zeigt, dass sich diese Diskrepanz nach Expertenmeinung noch fortsetzen wird. Schwellenländer entwickeln sich weiter. Um große Infrastruktur- und Verkehrsprojekte finanzieren zu können, müssen sie Kapital aufbringen. Daraus ergeben sich weitere Anlagemöglichkeiten. Einige große institutionelle Investoren haben sich angesichts der Kombination aus gesundem Wirtschaftswachstum und niedriger Staatsverschuldung, die Schwellenländer auszeichnet und Potenzial für hohe Erträge bietet, bereits dazu entschlossen, ihr Engagement in aufstrebenden Kreditmärkten auszubauen. Die steigende Nachfrage nach Anleihen von Schwellenländern hat unterdessen manche Staaten dazu veranlasst, zum ersten Mal überhaupt bzw. zum ersten Mal seit vielen Jahren Anleihen zu begeben; sie können in lokalen Währungen oder in Währungen der Industrienationen wie US-Dollar oder Euro erworben werden. Die Währungen von Schwellenländern könnten außerdem gegenüber den Währungen der Industriestaaten an Wert gewinnen. In einigen Fällen könnten Währungseffekte für die gesamte Kapitalrendite sogar wichtiger sein als die Marktentwicklungen. Aktien, Renten und Währungen können in Schwellenländern attraktive Möglichkeiten bieten. Staatsverschuldung in % des BIP 300 250 200 150 100 50 0 Euro Zone G7- Staaten Schwellen- & Grenzmärkte USA Japan Italien Russ. Föderation Deutschland Großbritannien Indien Indonesien Brasilien China Mexiko 2007 2009 2011 (P) 2016 (P) (P) = Quelle: International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, September 2011 Es gibt keine Garantie dafür, dass sich Vorhersagen, Schätzungen oder Prognosen bewahrheiten. (P) = Prognose. IWF, World Economic Outlook. Stand: September 2011. 13
Emerging MarketS: CHINA UND INDIEN. Chinas Außenhandel treibt die Weltwirtschaft an. In den vergangenen 10 Jahren wuchs das Exportvolumen Chinas jährlich um rund 17 %, der gesamte Welthandel im Vergleich um 3 % pro Jahr. Aber auch die Importe haben sich im letzten Jahrzehnt verfünffacht, womit das Land für ausländische Investoren zu einem wichtigen Faktor geworden ist. Im Raum Asien / Pazifik ist China für viele Staaten der wichtigste Importmarkt geworden. 1 Aber auch Europa profitiert von der Konjunkturentwicklung. So ist China in 2011 zum viertwichtigsten Handelspartner Deutschlands aufgerückt. 2 China zählt mittlerweile über 1,3 Milliarden Einwohner. Im Zuge der schnellen Industrialisierung entsteht hier eine große und weiter wachsende Mittelschicht, deren Kaufkraft erheblich steigen dürfte. 3 Das Land besitzt im weltweiten Vergleich die meisten Auslandsdevisen und verfügt über reiche natürliche Ressourcen. China setzt sich außerdem für grüne Energie ein und ist auf wirtschaftliche Entwicklung ausgerichtet. All dies trägt dazu bei, dass China die USA als größte Wirtschaftsmacht der Welt schon Mitte des Jahrhunderts überholen dürfte. Das Land verzeichnet seit über zehn Jahren beeindruckende BIP-Wachstumsraten und betreibt aktives Management seiner Geld- und Währungspolitik, um einer möglichen Überhitzung der Wirtschaft vorzubeugen. 1 www.emfis.de. Stand: 7. Dezember 2011. 2 Manager Magzin 11. November 2011. 3 CIA The World Factbook. Stand: 2011. 14
Indien ist der dominierende Akteur in Südostasien. Das Land hat fast 1,2 Milliarden Einwohner, die im Durchschnitt jünger als 30 Jahre sind. 1 Es gehört zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt; für das Jahr 2011 wird ein Wachstum des realen BIP um 8,0 % erwartet. 2 Angesichts des großen Arbeitskräfteangebots sowie der jungen und dynamischen Erwerbsbevölkerung ist es wohl kaum überraschend, dass der Großteil der indischen Wirtschaftsleistung im Dienstleistungssektor erzeugt wird (57,7 % vom BIP). Dieser Bereich umfasst auch die riesige Outsourcing- Branche, die dafür verantwortlich ist, dass die IT- und Call-Center-Dienste zahlreicher Unternehmen auf der ganzen Welt von Indien aus unterstützt werden. 3 Dank dieser sehr guten Wachstumsaussichten zieht Indien in großem Umfang ausländische Investitionen an. Die Regierung nutzt dieses Kapital zur Verbesserung der überlasteten Infrastruktur: Milliardenbeträge fließen in den Bau von Schienenwegen, Häfen, Bildungseinrichtungen und Wohnraum. 1 CIA The World Factbook. Stand: 2011. 2 IWF, World Economic Outlook. Stand: September 2011 (Daten für 2011 sind Schätzwerte). 3 Ministry of Finance, Department of Economic Affairs, Economic Division India 2011. 15
Emerging Market: Brasilien. Brasiliens Außen- und Binnenmärkte florieren. Das Wirtschaftswachstum könnte in 2011 3,8 % erreichen. 1 Brasilien ist mit Abstand die größte Wirtschaftsmacht in Südamerika und die sechstgrößte Wirtschaftskraft der Welt. 2 Der Fläche nach ist Brasilien nur wenig kleiner als die USA. Das Land hat über 200 Millionen Einwohner und eine insgesamt junge Bevölkerung. 3 Brasilien investiert massiv in Infrastrukturprojekte, einschließlich Gebäuden, Schienenwegen, Brücken, Flughäfen, Pipelines und Wohnraum. Der Gastgeber der FIFA Weltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 baut außerdem neue Sportstätten. Angesichts des Schwerpunkts auf Infrastrukturverbesserungen und des großen Verbraucherstamms hat Brasilien großartige Möglichkeiten für fortgesetztes Wirtschaftswachstum. 16
Das Land ist reich an natürlichen Ressourcen und hat eine Reihe grüner Programme ins Leben gerufen. Die brasilianische Regierung sorgt für den Einsatz von Biokraftstoffen in Autos. Einer der größten Produzenten und Exporteure von Eisenerz des Landes investiert jährlich mehr als 600 Millionen US-Dollar in Umweltschutzprojekte. Das Baumpflanzprojekt des Unternehmens nimmt eine ebenso große Fläche ein wie der Bergbaubetrieb. Im Rahmen des Programms werden über drei Milliarden Bäume geschützt. Das Unternehmen setzt auf umfassenden Schienenverkehr und plant Lokomotiven und schwere Maschinen einzusetzen, die mit Biodiesel aus Palmöl betrieben werden. 1 IWF, World Economic Outlook. Stand: September 2011 (Daten für 2011 sind Schätzwerte). 2 zeit.de, 26.12.2011. 3 CIA The World Factbook 2011. 17
Emerging Market: TÜRKEI. Vielen wohl eher als Urlaubsland denn als Anlageziel bekannt, ist es der Türkei jedoch mithilfe guter Wirtschaftspolitik gelungen, die Finanzkrise besser zu bewältigen als manch anderes europäisches Land. In den letzten zehn Jahren hat die Türkei viele Reformen umgesetzt, um ihre Wirtschaft voranzubringen. In diesem Zusammenhang sind zahlreiche Unternehmen privatisiert worden. Allein im Jahr 2009 wurden Verträge über den Übergang von staatlichen Firmen in Privatbesitz mit einem Gesamtwert von 2,3 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. 18