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Transkript:

RAUM POESIE Die Innenarchitektinnen des Zürcher Büros form.c haben mit dem Umbau einer Jugendstilwohnung die perfekte Umgebung für ein Ehepaar geschaffen, das mit Leidenschaft wohnt, mit viel Geschmack sammelt und seinen eigenen Einrichtungsstil pflegt. Text: Rebekka Kiesewetter / Fotos: Roger Schmidt, form.c 54 IdealesHEIM 10 2006

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1: Indirekte Beleuchtung und eine Feuerstelle im Entree. (Sessel: Moroso; Garderobe: Swedese; Leuchter: antik; Stehlampe rechts im Hintergrund: Santa & Cole) 2: Die Grautöne stammen zum Teil aus der Farbskala von Le Corbusier. Ihre Tonalität findet sich im Kunstbesitz des Besitzerpaars und in den Steinzeugplatten von Küche und Veranda wieder. (Tisch und Stühle im Esszimmer: Design Willy Guhl; Sessel weiss links: Cova, Italien, 30er Jahre; Sessel schwarz links: Frankreich, 30er Jahre; Sessel rechts: Cassina) 3: Der Blick nach oben lohnt sich: Vögel zieren die Decke des Büros. Andere Räume haben sternförmige oder geometrische Stuckaturen. (Regal: Massanfertigung; Schreibtisch: Mauser, 30er Jahre, Deutschland) 2 56 IdealesHEIM 10 2006

«Wir haben versucht, den Originalzustand der Wohnung wiederherzustellen und einen stimmigen Rahmen für Möbel und Kunst des Besitzerpaars zu schaffen.» Claudia Silberschmidt, Innenarchitektin 3 IdealesHEIM 10 2006 57

4 «Zuerst haben wir gezögert. Aber nun sind wir froh, dass wir uns für diese Grautöne entschieden haben. Sie passen perfekt zu unserer Wohnung.» Die Bewohner 58 IdealesHEIM 10 2006

4: Die Küchenkombination und der Esstisch wurden von einem Schreiner angefertigt. (Stühle: Design Hans Eichenberger für Dietiker) 5: Das Paar sammelt auch Muscheln, Glas und Keramik. Der matte Schimmer der Parkettböden wird von einem weisslichen Pflegeöl erzeugt. (Deckenleuchter: Flos) 5 IdealesHEIM 10 2006 59

PERSÖNLICH* CLAUDIA SILBERSCHMIDT, INNENARCHITEKTIN, ZÜRICH * Claudia Silberschmidt studierte unter anderem an der renommierten Parsons School of Design in New York Innenarchitektur und arbeitete bei verschiedenen Architekturbüros als Projektleiterin. 1999 gründete sie in Zürich ihr eigenes Büro form.c. Zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen hat sie bereits zahlreiche Projekte in der Schweiz und im Ausland verwirklicht. www.form-c.ch Wie wohnen Sie selber? Mit meiner Familie in einem ehemaligen Gemeindehaus, das wir selber umgebaut haben. Was würden Sie gerne einrichten und für wen? Ein Hotel! Für Auftraggeber mit Sinn für Ästhetik, Humor und Vertrauen in die Innenarchitektin. Was bedeutet Zürich für Sie? Ein Stück Heimat, denn ich lebe und arbeite schon lange hier. Als gebürtige Appenzellerin zieht es mich allerdings auch immer wieder in die Ostschweiz zurück. Ihr liebster Modedesigner? Miuccia Prada. Wegen ihres Ideenreichtums, ihrer Liebe zum Detail und der absolut perfekten Umsetzung ihrer Entwürfe. Liebster Film? «Out of Africa» mit Meryl Streep, Robert Redford und Klaus Maria Brandauer. Ihr Lieblingsbuch? «Räume der Kraft schaffen» von Harald Jordan ein heisser Tipp für Bau- und Wohnfreaks. 6: Nischen, Simse und ein Rollkorpus unter dem Waschbecken erlauben in den Bädern eine optimale Raumausnutzung. 6 W enn Möbel sprechen könnten, herrschte in der frisch renovierten Jugendstilwohnung eines Ehepaares wohl ein ziemliches Stimmengewirr. Spanische Wortfetzen und breites Schweizerdeutsch würden durch die Räume in der ruhigen Zürcher Wohngegend hallen. Doch obwohl der von der Schweizer Design- Ikone Willy Guhl entworfene Esstisch ebenso stumm bleibt wie die Stahlrohrsessel und Art-déco-Leuchter, kommen Besucher in den Genuss zahlreicher Anekdoten. Die Gastgeber haben nämlich über jeden Einrichtungsgegenstand etwas zu erzählen: «Mein Lieblingssessel ist aus einem einzigen Stück Holz gefertigt. Er gehörte meiner Grossmutter in Spanien», weiss die Hausherrin etwa über ein prägnantes Stück im Entree und erzählt weiter: «Ich habe darauf sitzend meine Kinder gestillt.» Ebenso begeistert berichtet ihr Gatte von den Streifzügen über Flohmärkte und durch Geschäfte, die das Paar auf der Suche nach besonderen Möbeln und stimmigen Accessoires unternimmt. Innearchitektin Claudia Silberschmidt vom Zürcher Büro form.c, die gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Flavia Spahr für Umbau und Konzeption der Wohnung verantwortlich zeichnet, schätzt das Engagement ihrer Auftraggeber: «Es ist toll, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ihre Persönlichkeit und einen eigenen Stil mit einbringen möchten und sich auch nicht davor scheuen, den Dialog mit der Innengestalterin zu suchen», sagt sie und wendet sich dann der Hausherrin zu, die um Rat beim anstehenden Sofakauf bittet. Wer hätte das gedacht? Obwohl sie alte Freunde zu sein scheinen, haben Innenarchitektin und Bauherrschaft sich erst 2004 kennen gelernt. Andreas Glenck vom Büro BBB-Bauleitungen, der bereits mehrere Bauleitungsmandate für form.c übernommen hat, bat das Team, den Umbau der Wohnung im 1906 errichteten Gebäude zu planen. «Wir haben versucht, den Originalzustand der Räume wiederherzustellen», erklärt Silberschmidt, denn im Laufe der Zeit sei einiges verändert worden. Was 60 IdealesHEIM 10 2006

Wenn Möbel sprechen könnten, herrschte in der frisch renovierten Jugendstilwohnung wohl ein Stimmengewirr. 7 7: Ein idyllischer Garten, viel Ruhe und Abendsonne: Das hundertjährige Haus steht in einer beliebten Wohngegend. SALON TREPPENHAUS BAD KÜCHE unter Spannteppichen aus den 60er-Jahren und hinter Arventäfer aus den 30ern zum Vorschein kam, übertraf alle Erwartungen und versetzte nicht nur die Bauherrschaft in Erstaunen: Nussbaum- und Eichenparkett und die gefliesten Böden von Küche und Veranda waren kaum beschädigt. Auch Türen und Klinken, verzierte Heizkörper und Stuckaturen haben Generationen von Mietern überlebt und strahlen nun in neuem Glanz. ESSEN VERANDA ENTREE WOHNEN BÜRO Grundriss BAD FLUR TERRASSE SCHLAFEN 0 5 Auf den Leib geschneidert Anderswo hat der Zahn der Zeit kräftiger genagt. Ein grosser Kachelofen war schon in den 50er-Jahren entfernt worden, heute wärmt eine moderne Feuerstelle das Entree. An den Küchenwänden waren gerade noch genügend Fliesen intakt geblieben, um damit eine Eckbank auszukleiden, deren blau-weisses Muster an die Azulejo-Kacheln in der spanischen Heimat der Bewohnerin erinnert. In den sehr klein konzipierten Nasszellen musste jeder Zoll ausgenutzt werden. Trotzdem fehlt dort die persönliche Note nicht, und das Bad der Dame, die Muscheln und Meer besonders liebt, erstrahlt in frischem Grün, während blaue Mosaiksteinchen den Geschmack ihres Gatten besser treffen. «Da das Paar die meisten Möbel und Kunstgegenstände aus seiner alten Wohnung mitbrachte, war es unsere Aufgabe, dafür ein Layout zu schaffen: eine Umgebung, in der die beiden ihre Persönlichkeit und ihren Geschmack weiterhin entfalten können», erzählt Silberschmidt. Dies sei sowohl über die Inszenierung und Platzierung der Möbel als auch über das Farbkonzept geschehen, nach dem die Wände der Wohnräume mit weniger Tageslicht in einem satteren Grauton gehalten sind als die der helleren Zimmer. «Zuerst hat uns die ungewohnte Farbe ein wenig erschreckt», gestehen die Bewohner, «nun sind wir aber froh, dass wir auf Claudias Rat gehört haben.» Tipps zum Stil: Hat Ihnen der Look der Reportage gefallen? Dann lassen Sie sich auf Seite 64 inspirieren! Foto: Rebekka Kiesewetter 62 IdealesHEIM 10 2006