Erasmus in Murcia Sommersemester 2007 und Wintersemester 2007 / 2008 Erfahrungsbericht Murcia ist die fünft größte Stadt in Spanien, aber dennoch im Ausland eher unbekannt. Meiner Meinung nach ist genau das der große Vorteil dieser Stadt, denn Touristen sind hier kaum zu finden und man lernt hier das wirkliche Spanien kennen ohne Speisekarten in fünf Sprachen, Souvenirläden an jeder Ecke und Leben fernab von den Einheimischen. Obwohl es sich um eine Großstadt handelt, herrscht in Murcia eine sehr persönliche Atmosphäre. Der Stadtkern mit Einkaufsstraße, Altstadt, Kathedrale, Kneipen und auch Universität (Campus La Merced) liegen auf der Nordseite des Flusses und wenn man dort in der Umgebung wohnt ist eigentlich immer alles zu Fuß zu erreichen. Schnell stellt man fest dass man trotz der vielen Einwohner dauernd Bekannte trifft. Da die Buslinien im Vergleich zu den deutschen sehr günstig sind, kann man auch trotz der Entfernung zum Meer (ca. 50 km) mit etwas Zeitaufwand aber für günstige Preise gut schöne Strände erreichen allerdings gibt es auch in Murcia selbst wunderschöne Stellen, an denen man mal die Seele baumeln lassen kann. Anbei einige Tipps, deren Beachtung evtl. beim Einstieg in das murcianische Leben hilfreich sein könnten: Vor der Abreise: Da in Murcia meiner Meinung nach ein eigenes Auto relativ überflüssig ist, ist es am praktischsten mit dem Flugzeug anzureisen. Es gibt zwei Flughäfen in der Region, die beide relativ gleich weit von der Stadt entfernt sind: San Javier und Alicante. Zu beachten ist, dass die Busanbindung an den Flughafen von Alicante besser ausgebaut ist (alle zwei Stunden), während nach/von San Javier aus nur drei Mal am Tag ein Bus fährt. Ein möglicher Tipp könnte sein, sich ein Konto bei der Deutschen Bank zu eröffnen. Dies ist kostenlos für Studenten und man kann auch in Murcia an zwei Stellen (an der Bank selbst und an der Post) kostenfrei Geld abheben. Außerdem hat man hier eine Kreditkarte für ein Jahr umsonst, die von Vorteil ist wenn man zum Beispiel ein Auto mieten möchte o. ä.
Zur Wohnungssuche vor der Anreise kann ich nur bedingt raten. Es ist möglich schon vorher eine Wohnung zum Beispiel über das Programm der Universität zu finden (www.um.es/vimur). Diese Wohnungen sind allerdings überteuert und für Erasmusstudenten zugeschnitten wohnen mit Spaniern ist so nicht möglich. Meiner Meinung nach ist es von Vorteil sich eine Wohnung vor Ort zu suchen (sich also vor der Abreise ein Zimmer in einem günstigen Hotel zu mieten Bsp.: Hispano I oder Hispano II). Anzeigen hängen an der Uni, an Telefonzellen, Straßenlaternen, in Kopierläden, etc. Mit Einheimischen zusammen zu wohnen schätze ich als äußerst wichtig ein, um in der Sprache gute Fortschritte zu machen. Um ein Beispiel zu geben habe ich für ein Zimmer in einer wunderschönen WG mit Spanierinnen direkt am Campus La Merced gerade einmal 133 EUR Miete kalt gezahlt. Die Erasmuswohnungen des Programmes Vimur gingen mit der Miete hoch bis 270 EUR. Auch wenn meine Miete von 133 EUR vielleicht sehr günstig war, ich denke mehr als 180 EUR muss man auf keinen Fall ausgeben für die Miete. Hinzu kommen noch die Nebenkosten, die allerdings in der Regel nicht allzu hoch liegen pro Monat. Man sollte sich auf andere Bedingungen einstellen als zu hause: Zum Beispiel verfügen die meisten Wohnungen über keine Heizungen, obwohl es auch im warmen Murcia im Winter mal recht frisch werden kann. Hier kann ein kleiner Heizofen Abhilfe schaffen, da es sich auch nur um einige Wochen Kälte handelt. Bei der Wohnungssuche sollte man darauf achten, wo man sich ein Zimmer sucht. Nördlich des Flusses ist auf jeden Fall wesentlich zentraler, zu empfehlen ist das Gebiet zwischen dem Campus La Merced und der Gran Via, rund um die Kathedrale und den Plaza St. Domingo. Meiden sollte man Gebiete wie rund um den Busbahnhof oder auch La Fama. Wenn ihr vor Ort nach einer Wohnung sucht empfiehlt es sich, bei der Wohnungsbesichtigung immer auch ein Auge auf die Umgebung zu werfen, man sieht meist schon auf den ersten Blick ob die Gegend angenehm ist oder nicht. Außerdem sollte man eine Auslandskrankenversicherung in Betracht ziehen, gegen so etwas ist man ja nie gewappnet. Wenn man Interesse am Reisen hat sollte man auch vorher einen Reisepass beantragen. Es bietet sich zum Beispiel Marokko an, da wäre dieser dann erforderlich.
Nach der Ankunft: Als erste Handlung in Murcia sollte man dann das Oficina de las Relaciones Internacionales aufsuchen. Es ist jetzt umgezogen und hat an jedem Campus eine Zweigstelle (etwas außerhalb am Campus Espinardo und in der Stadt am Campus La Merced, wo auch die Geographie ihren Sitz hat). Hier meldet man sich, dass man angekommen ist und erhält wichtige Informationen über die weitere Vorgehensweise vor Ort. Man kann sich auch hier nochmals wegen Wohnungen erkundigen oder auch für einen Sprachkurs anmelden (der zweiwöchige Intensivkurs vor Semesterbeginn ist kostenfrei, die Sprachkurse während des Semesters kosten ca. 160 EUR pro Semester, bringen allerdings auch Credits). Als nächstes solltet ihr Euren Tutor der Geographie aufsuchen: dieser heißt José Luis Gonzáles Ortíz und sitzt im Campus La Merced. Am besten vorher per Mail einen Termin vereinbaren: jlgortiz@um.es Übrigens wohnt in Murcia kaum jemand alleine, da dies finanziell für die meisten Spanier kaum möglich ist. Gerade für den Erasmusaufenthalt finde ich es aber auch sehr wichtig, in einer WG zu wohnen, da dies eine wichtige Quelle ist um neue Freunde zu finden und sofern man denn mit Spaniern wohnt spanisch zu lernen. Die meisten Wohnungen sind schon etwas älter, dafür in der Regel aber möbliert, so dass man sich nicht noch auf Möbelsuche begeben muss. Für das was fehlt gibt es auch im Norden der Stadt ein IKEA. Übrigens läuft in diesen älteren Wohnungen alles mit Gas. Wenn man erst einmal gelernt hat mit dem Boiler umzugehen, ist das auch überhaupt kein Problem und funktioniert bestens. Man sollte sich übrigens von der Wohnungssuche nicht gleich verschrecken lassen: Es ist zwar recht mühselig und nervenaufreibend mit geringen Spanisch - Kenntnissen eine Wohnung zu finden, die Mühen werden aber dann auch belohnt! Dazu muss man sich zunächst erst an den murcianischen Dialekt gewöhnen, die Murcianer reden recht undeutlich und verschlucken gerne jegliche s und man muss sich sicher erst einhören. Später wird man allerdings von anderen Spaniern sofort identifiziert woher man kommt und wo man spanisch gelernt hat, den Akzent übernimmt man natürlich mit Die wichtigsten Dinge am Anfang sind also Wohnung finden, Einschreiben für die Uni und den Sprachkurs. Natürlich muss das Learning-Agreement (sofern noch nicht vorher geschehen) schnellstmöglich an die Uni Trier verschickt werden.
An der Uni: Im Fachbereich der Geographie gilt, man kann keinen Unterricht wie in Deutschland erwarten. Power Point Präsentationen verwenden die Professoren so gut wie gar nicht. Sie erzählen einfach drauf los und man muss alles Wichtige notieren, allerdings darf man sich nicht entmutigen lassen wenn man am Anfang nichts versteht, dass wird mit der Zeit besser! Die Klassen sind extrem klein, auch in einer Vorlesung kann man gerne mal nur zu dritt sitzen. Am besten teilt man dem jeweiligen Prof direkt am Anfang mit dass man fremd ist, die meisten sind sehr nett und stehen für Fragen gern zur Verfügung. Man kann übrigens zunächst in einige Kurse reinschnuppern und später festlegen, welche davon man tatsächlich besuchen möchte. Das kann ganz hilfreich sein und man kann ggf. Professoren mit schlecht zu verstehendem Akzent oder nicht relevante Fächer noch ausschließen. Als Erasmusstudent der Geographie kann man übrigens Kurse aus allen Jahrgängen wählen, ganz nach Interesse. Da aber zum Beispiel der Tutor der Erasmusstudenten (Herr Gonzales Ortiz) seine Noten zum Schluss auch nach Anwesenheit vergibt (obwohl diese eigentlich nicht verpflichtend ist) sollte man darauf achten, dass es keine Überschneidungen gibt. Ansonsten hatte ich das Gefühl es werden umfangreichere Arbeiten erwartet als in Deutschland (längere Referate und auch viele Seiten Hausarbeit). Allerdings kann man wohl auch mal etwas wörtlich von der Quelle übernehmen, so dass der Arbeitsaufwand dann doch wieder ähnlich ist wie in Kursen in Deutschland. Freizeit: Es gibt in der Stadt Murcia sowie in der ganzen Region zahlreiche Freizeitangebote die man wahrnehmen kann. Zunächst einmal zur Stadt: Ich denke es gibt hier für jeden Geschmack etwas: Freibäder, Einkaufszentren, eine Promenade am Fluss zum spazieren, Fitnessstudios, Fußballstadien (Murcia spielt in der ersten Liga), ein Theater und natürliche unzählige Tapas Bars, Diskotheken, etc. Langweilig wird einem hier nie und man entwickelt sich zum echten Lebemenschen. Ich kenne kein anderes Volk, dass sich fast jeden Tag einfach mal so für einen Café oder ein Bier einfach mal so in eine Bar setzt einfach das Leben genießen. Die Diskotheken sind alle ein wenig außerhalb gelegen, meist hält man sich bis morgens in den Bars im Stadtkern auf und macht später dann noch einen Ausflug in deren Richtung. Der erste Anlaufpunkt für alle Erasmusstudenten ist das Badulake, hier gibt es oft Freibier und man trifft immer wieder bekannte Gesichter.
Übrigens gibt es eine Gruppe von netten Leuten ESN, die sich um die Unterhaltung der Erasmusstudenten bemühen (man findet sie über die Homepage der Uni). Sie organisieren Reisen, internationale Abendessen und alles, was man eben noch so in einer großen Gruppe machen kann. Wenigstens für den Anfang empfiehlt sich das, denn so kommt man schneller in Kontakt mit Leuten und die Reisen sind meist recht günstig. Zum Einkaufen empfiehlt sich zum Beispiel der Supermarkt Mercadona, hier gibt es günstige spanische Spezialitäten. Jeden Donnerstagvormittag ist Wochenmarkt, auch hier kann man günstig frisches Gemüse, Obst und alles was man sonst noch zum Leben braucht einkaufen. In Sachen Handy ist momentan meiner Meinung nach der Anbieter Happy Movil zu empfehlen. Zu bekommen ist die Karte im Laden Phone House in der Altstadt. Sie ist kostenfrei und man kann günstig ins deutsche Festnetz telefonieren. Auch sms sind günstig. Außerdem telefoniert man untereinander mit Happy Movil umsonst. Die Spanier leben quasi von ihrem Handy (Festnetz haben die Studenten äußerst selten), ohne wird es also extrem schwierig werden. Sollte man doch mit dem Auto anreisen, erfordert es einige Übung in der Parkplatzsuche. Darauf achten, dass der jeweilige Parkplatz eine weiße Markierung hat, diese Parkplätze sind kostenlos. Auch die Region hat viel zu bieten: Mit dem Mittelmeer, Bergen zum wandern, Nationalparks, Termalwässer (in Fortuna und Archena), vielen Fiestas in allen Dörfern der Region etc. dürfte da für jeden Geschmack etwas dabei sein. Kurz gesagt: Insgesamt bleibt zu sagen, dass Murcia vielleicht nicht die schönste Stadt Spaniens ist, aber sicher eine der natürlichsten und spanischsten Städte in ganz Spanien. Es ist trotz seiner Größe gemütlich und irgendwie original, alles ist zu Fuß zu erreichen und die Lebenshaltungskosten sind durchaus bezahlbar. Die Erfahrung war auf ganzer Linie eine gute und unvergessliche und man findet durchaus Freunde fürs Leben. Nutzt die Möglichkeit und viel Spaß!! Saludos