Es ist die Beziehung, die heilt. Rudolf Ekstein



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Liebe Eltern, liebe Leserin, lieber Leser,

ganz genau Wenn auf den ersten Blick ein zweiter folgt die wichtigsten Fragen und die Antworten dazu.

Transkript:

Inhalt Impressum... 2 1. Vorwort... 3 2. Das Zentrum... 5 3. Organigramm... 7 4.... 9 5. Angebote... 11 5.1. Psychagogische Betreuung... 11 5.2. Schwerpunktangebote... 14 5.2.1. Gewaltprävention... 14 5.2.2. Krisenintervention... 14 5.2.3. Interkulturelle Psychagogik... 15 5.2.4. Supervision... 16 5.2.5. Kooperationen... 16 5.3. Mosaik Modell... 17 5.3.1. Mobiles Mosaikteam... 17 5.3.2. Ambulantes Mosaikteam... 18 5.3.3. Die Mosaikklasse......18 6. Das Zentrum und seine Entwicklung... 21 7. Anhang: Quellenangaben... 23 Zentrum 1

Impressum: Zentrum Sonderpädagogisches Zentrum für Integrative Betreuungsformen Jägerstraße 11 13 1200 Wien Tel: 01/334 67 34 Fax 01/334 28 51 Homepage: www.rez.at e-mail: so20jaeg011k@m56ssr.wien.at Zentrum 2

1. Vorwort Die Psychagogische Betreuung und das Mosaikmodell gilt Kindern, die oft als gestört bezeichnet und ausgegrenzt werden. Doch nicht das Verhalten des Kindes ist gestört, sondern das Kind selbst fühlt sich zutiefst verstört durch Bedingungen, die seine gesunde Persönlichkeitsentwicklung verhindern. Sein Verhalten stellt also eine Reaktion auf beeinträchtigende Lebensbedingungen dar. In der Arbeit der PsychagogInnen und der MosaiklehrerInnen, die sich an Eksteins Lehren orientieren, wird diesem So-Sein der Kinder größtmöglicher Respekt entgegengebracht. Statt solche Kinder als Störer unseres Erziehungsvorgangs zu empfinden, sollten wir lieber ihre verborgenen Werte entdecken, meinte 1973. Diese Kinder gewähren uns Einblicke in ihre Realitätswahrnehmungen, sie weisen auf lebensfeindliche Lebensbedingungen hin, die wir oft widerspruchslos hinnehmen. Indem wir den Weg mit ihnen gehen, entstehen Möglichkeiten für Veränderungen und Entwicklung. Diese Entwicklung bedarf einer von Respekt und Empathie getragenen Begleitung. Bei der psychagogischen Arbeit und im Mosaikmodell steht jedes Kind mit seinen Bedürfnissen, seiner Geschichte und seinen Gefühlen im Mittelpunkt. Das In-Frage-Stellen gewonnener Einsichten, das Finden angemessener Herangehensweisen, der Mut, notwendige Fragen zu stellen, charakterisiert unsere Arbeit. Diese Tätigkeit ähnelt der eines Archäologen: Behutsam, in vielen kleinen Schritten entdecken wir gemeinsam mit den Kindern verloren geglaubte oder noch nicht entwickelte Mosaikteilchen. Sich angenommen fühlen macht Lernen möglich. Zeit und Vertrauen sind Schlüsselelemente in diesem Prozess: Eine verlässliche Beziehung ist Voraussetzung für kognitives Lernen. Lernen kann nicht stattfinden, wenn Kinder sich abgelehnt, ausgegrenzt, bedroht fühlen. Nur ein Kind, das sich angenommen weiß, kann positiven Selbstwert entwickeln. Durch gesunde Ich-Stärke fasst es Mut und gewinnt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Pädagogik des Zentrums orientiert sich daher an der gesamten Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes. Es ist die Beziehung, die heilt, lehrte uns unser Mentor und Namensgeber. Er war überzeugt davon, dass interdisziplinäres Zusammenwirken von Pädagogik, Psychologie/Psychotherapie, Medizin und Sozialarbeit eine positive nachhaltige Änderung eines verletzten Systems bewirken kann. Zentrum 3

Selbsterfahrung sowie die Bereitschaft zur Reflexion und zum professionellen Austausch sind grundlegende Voraussetzungen für die pädagogische und psychagogische Arbeit in unserem Zentrum. In diesem Verständnis leisten wir unseren Beitrag zur Integration verhaltensauffälliger SchülerInnen im Wiener Pflichtschulwesen. SDn Dipl. Päd. Eva Posch - Bleyer Foto: Mario Lang Zentrum 4

2. Das Zentrum bietet Unterstützung für Schülerinnen und Schüler an Wiener Pflichtschulen, die durch ihr Verhalten darauf hinweisen, dass belastende Themen und besondere Bedürfnisse in der sozialen und emotionalen Entwicklung dem Lernen im Wege stehen. Unser Auftrag ist die integrative Betreuung dieser Kinder und Jugendlichen. Wir setzen diesen Auftrag in folgender Weise um: > durch psychagogische Betreuung an Wiener Schulen Volks- und Hauptschulen Sonderpädagogische Zentren Polytechnische Schulen > im Mosaik-Modell durch Mosaiklehrerinnen und -lehrer zur Unterstützung in der Schuleingangsphase (ambulant an den Schulen und in drei Kleinklassen im Zentrum) Ziel der Betreuung ist es, Schülerinnen und Schüler bei der Bewältigung ihrer individuellen Schwierigkeiten zu unterstützen, sodass sie Selbstvertrauen und soziale Kompetenz entwickeln können und den Anforderungen der Schule gewachsen sind. Soziale Lernprozesse in der Klasse werden gefördert, um die Integration in die Gemeinschaft zu ermöglichen. Psychagogen/Psychagoginnen sind PflichtschullehrerInnen mit Berufserfahrung als Volks-, Haupt-, Poly- oder SonderschullehrerInnen. Sie haben eine dreijährige berufsbegleitende Zusatzausbildung auf tiefenpsychologischer und systemischer Basis absolviert. Sie verfügen über Wissen aus Pädagogik, Tiefenpsychologie und Psychotherapie. Die Ausbildung ist vom Stadtschulrat für Wien anerkannt. Wichtige Werte und Haltungen in dieser Arbeit sind: Wertschätzung und Behutsamkeit im zwischenmenschlichen Umgang Offenheit und Klarheit in der Kommunikation Interesse für alle Lebenszusammenhänge der Kinder das Einlassen auf die Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler Interdisziplinärer Austausch mit Psychologie, Sozialarbeit und Medizin Um den Auftrag der Integration bestmöglich erfüllen zu können, hat die Qualitätssicherung im REZ einen hohen Stellenwert. Fortbildungen und Supervision sind für alle MitarbeiterInnen verbindlich. Die Auseinandersetzung mit Werthaltungen und dem Modell zugrunde liegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen sichern die Qualität unserer Arbeit. Zentrum 5

Wir sehen Schule als Ort des sozialen Lernens. Unser Anliegen ist die Schaffung eines entwicklungsfördernden Raumes für Kinder und Jugendliche. Jeder Schüler und jede Schülerin soll mit seiner ganzen, unteilbaren Persönlichkeit wahrgenommen und gefördert werden. Dieser Haltung, wie sie uns auch das Lebenswerk s vermittelt, fühlen wir uns in unserer Arbeit verpflichtet. Zentrum 6

3. Organigramm Das REZ als Teil des Wiener Pflichtschulwesens Stadtschulrat für Wien Abt. I [ Pflichtschulen ] 18. Inspektionsbezirk Sonderpädagogische Zentren [ S P Z s ] S P Z s für integrative Betreuungsformen S P Z s für spezifische Behinderungen SPZ SPZ SPZ SPZ SPZ REZ regional überregional, wienweit Zentrum PSYCHAGOGISCHE BETREUUNG MODELL-MOSAIK Psychagoginnen + Psychagogen an Einsatzschulen Mobiles Mosaikteam Mosaik- Klassen Ambulante MosaiklehrerInnen Zentrum 7

4. Als Psychoanalytiker war Zeit seines Lebens ein Vorreiter interdisziplinären Vernetzungsdenkens. Er war bestrebt, Psychotherapie, Schulpädagogik und Sozialarbeit zusammenzuführen. Seine Persönlichkeit war von Toleranz und Offenheit geprägt, er war zum Brückenbauer berufen. Geboren 1912 und in Wien aufgewachsen, war in der Zwischenkriegszeit in der sozialistischen Jugendbewegung aktiv, studierte an der Universität Wien Psychologie und Philosophie, begann seine Dissertation bei Moritz Schlick und schloss sie nach dessen Ermordung bei Karl Bühler 1937 ab. Er musste 1938 Österreich verlassen und hat in den USA seine wissenschaftliche Laufbahn an bedeutenden Einrichtungen wie der Menninger Foundation in Topika und dem Reiss-Davis Child Study Center in Los Angeles fortgesetzt. Er war Psychoanalytiker und Lehranalytiker. Seine Arbeitsschwerpunkte waren Kinderpsychiatrie, Kinderpsychotherapie, Psychoanalytische Pädagogik und Supervision. Sein internationaler Ruf ist auf seinen Konzepten für Ausbildung und Supervision von Lehrern und Therapeuten begründet, seine Arbeit mit psychisch kranken Kindern war bahnbrechend. Sein wissenschaftliches Werk umfasst über 400 Arbeiten. Zunächst wollte er, durch die Vertreibung zutiefst getroffen, nicht mehr nach Österreich zurückkehren. Doch hing sehr an seiner Heimatstadt, und schließlich hat ihn Wien wieder zurückgewonnen. Von 1970 bis 1996 nahm er zahlreiche Einladungen zu Lehrtätigkeiten und Gastprofessuren an. 1995 erhielt Rudolf Ekstein das Ehrendoktorat der Universität Wien (Medizinische Fakultät). Er war Ehrenbürger der Stadt Wien. starb 2005 in Los Angeles. Auf eigenen Wunsch wollte er in seiner geliebten Heimatstadt begraben werden. Seit Juli 2006 kann man im Urnenhain des Zentralfriedhofes das Grab des Ehepaares Ekstein besuchen. Im Rahmen seiner jährlichen Wienbesuche gab auch für PsychagogInnen regelmäßig Supervision. In seiner Grundhaltung der Toleranz und der Aufgeschlossenheit gegenüber unterschiedlichen Lebenswelten sowie in seinem interdisziplinären Ansatz, seinem beständigen Versuch des Brückenbauens finden wir uns wieder. Die langjährige, von besonderer gegenseitiger Wertschätzung getragene Zusammenarbeit machte es möglich, ihn als Namensgeber für unsere Schule zu gewinnen. Seit 1998 trägt das SPZ daher seinen Namen. Zentrum 9

5. Angebote 5.1. Psychagogische Betreuung erfolgt direkt an der Schule des Kindes in einem speziell ausgestatteten Betreuungsraum Beispiel eines Betreuungsraumes Nach dem Erstkontakt einer zuständigen Lehrperson mit der Psychagogin/dem Psychagogen oder wenn SchülerInnen/Eltern/Erziehungsberechtigte selbst um Unterstützung anfragen kommen Kinder/Jugendliche zur Betreuung, wenn: psychisch bedingte Lern- bzw. Leistungshemmungen auftreten Probleme in der Wahrnehmungsverarbeitung sichtbar werden Motivationsprobleme auftauchen das Selbstbild schwach bzw. negativ besetzt ist Probleme des Selbstwertes die positive Alltagsbewältigung behindern der Schüler/die Schülerin neue/konstruktive Modelle der Konfliktlösung benötigt posttraumatische Belastungsstörungen dem Lernen im Weg stehen die Persönlichkeitsentwicklung auffällig ist eine Krisensituation auftritt... Die psychagogische Betreuung kann eine Intervention von ein paar Stunden bedeuten oder in einen länger andauernden Prozess münden. Das Einverständnis der Erziehungsberechtigten ist dazu Voraussetzung. Zentrum 11

Ein wesentlicher Grundsatz der Psychagogischen Arbeit ist der sorgsame bzw. vertrauliche Umgang mit den Problemen des Kindes. In meist wöchentlichen Einzelbetreuungsstunden arbeiten die PsychagogInnen mit den Kindern/Jugendlichen an der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten. Die SchülerInnen haben den Schutz des Betreuungsraumes zur Verfügung. Wesentlich ist dabei ausreichend Zeit, um in ihrem persönlichen Tempo Einsicht in die eigene schwierige Situation zu gewinnen. Es geht immer wieder darum neue Lösungsmöglichkeiten zu entdecken, adäquate Verhaltensweisen zu entwickeln und einzuüben. Die Psychagogische Tätigkeit zielt darauf ab dass sich der Schüler/die Schülerin dem kognitiven Lernen in den Unterrichtsstunden besser als bisher widmen kann dass er/sie lernt, Sozialkontakte in differenzierter gewaltfreier - Art zu steuern und zu gestalten dass er/sie aus vielfältigen Handlungsmöglichkeiten auswählen kann zu lernen, sich autonom Hilfe/ Unterstützung/ Rat zu holen PsychagogInnen sehen Frage- bzw. Problemstellungen ganzheitlich. Sie holen vor Beginn der Betreuung die Sichtweise der LehrerInnen, der Erziehungsberechtigten und anderer Bezugspersonen ein und bleiben während des gesamten Betreuungsprozesses im Dialog. Die Beteiligten werden beraten, angeleitet bzw. unterstützt, wenn es für die Entwicklung des Schülers/ der Schülerin notwendig ist. Manchmal wird erst durch die Zusammenarbeit mit dem Umfeld der Erfolg möglich. Vernetzungsarbeit mit eingebundenen oder einzubindenden Institutionen (Jugendamt, Kliniken,...) ist wesentlich. Die Arbeit vor Ort - also in der Schule selbst - hat wesentliche Vorteile: Sie stellt ein niederschwelliges, unmittelbares Angebot dar und kann so entscheidend zur Schadensbegrenzung beitragen. PsychagogInnen leisten Präventivarbeit, weil sie das Verfestigen destruktiver Verhaltensmuster verhindern helfen und SchülerInnen anleiten, konstruktive Lösungswege zu sehen und zu gehen. Sollte sich im Rahmen der Betreuung zeigen, dass eine andere Einrichtung zugezogen werden muss (Facharzt/-ärztin, PsychotherapeutIn, Klinik, Jugendamt,...) geben PsychagogInnen Empfehlungen und helfen den Schülern/Schülerinnen evt. vorhandene Berührungsängste abzubauen. Auch in Krisensituationen sind PsychagogInnen AnsprechpartnerInnen um zu deeskalieren und zu unterstützen. Zentrum 12

Kommunikation und Vernetzung Schülerin Schüler Psychagogin Psychagoge Eltern Erziehungsberechtigte Bezugspersonen Lehrerinnen Lehrer Direktorinnen Direktoren Amt für Jugend und Familie Kliniken Therapie-Einrichtungen andere Einrichtungen Zentrum 13

5.2. Schwerpunktangebote der PsychagogInnen 5.2.1. Gewaltprävention LehrerInnen bzw. DirektorInnen wenden sich an das Psychagoginnenteam, wenn sie: gewaltpräventiv mit ihrer Klasse arbeiten wollen ein Projekt zum Thema Gewalt durchführen einen pädagogischen Tag zu diesem Thema organisieren wollen Inhaltliche Schwerpunkte sind: Situationsanalyse Situationsspezifisches Angebot (Beratung der LehrerInnen, DirektorInnen) und/oder Arbeit mit der Klasse, Vernetzung mit anderen Einrichtungen des 18. Inspektionsbezirkes Erweiterung der Handlungsstrategien von Lehrern/Lehrerinnen zur Prävention von Gewalt und Aggression Hilfestellung für LehrerInnen bei der Planung von Projekten zum Thema Gewalt Informationen über Rechte von Kindern und Einrichtungen des Kinderschutzes Ort: an der jeweiligen Schule Leitung: Michaela Sodl, Hermine Sperl-Hicker Kontakt: 01/5057542 5.2.2. Beratung in Krisen (BIK) - BIK ist konzipiert für SchulleiterInnen LehrerInnen, die für besondere Situationen Unterstützung wünschen Eltern, Bezugspersonen von schulpflichtigen Kindern alle am Schulgeschehen beteiligten Personen BIK ist kostenfrei auf Wunsch anonym Alle Gesprächsinhalte werden vertraulich behandelt! BIK bietet Hilfestellung bei schwierigen Situationen im System Schule Wunsch nach Supervision besonderen Vorfällen in der Klasse oder im Umgang mit Eltern, Kindern, KollegInnen u.v.a.m. Zentrum 14

ORT SPZ Rudolf-Ekstein-Zentrum 1200 Wien, Jägerstraße 11-13 Telefonische Terminvereinbarung erbeten bei Mag.a Dipl.-Päd. Ingeborg Saval Lehrerin, Psychagogin, Systemische Familientherapeutin, Supervisorin Tel: 0676-3307956 6.2.3 Supervision Psychoanalytisch orientierte Supervision für Lehrerinnen und Lehrer aller Schultypen, einzeln bzw. in Kleinteams (2 3 Personen) Kontakt: Richard Sells 0676/ 342 92 79 Zentrum 15

5.3. Mosaik-Modell besteht aus Mobilem Mosaikteam Ambulanten MosaiklehrerInnen Mosaikklassen Es bildet in seiner Ganzheit ein präventives Angebot für Schulneulinge, die in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung besondere Bedürfnisse zeigen. Dieses Modell erhielt im Jahr 2000 den Gesundheitspreis der Stadt Wien (1. Preis, Kategorie Schule und Jugend) mit der Begründung, einen wesentlichen Beitrag zu psychischer und physischer Stabilität und Gesundheit als Voraussetzung für die Bewältigung aktueller und zukünftiger Lebensabschnitte zu leisten. Entwickelt wurde das Modell von Getraud Schimak (SPZ - Leiterin 1994 2001) 5.3.1. Das Mobile Mosaikteam (MoMo) kann von KindergartenleiterInnen oder VolksschulleiterInnen über die Direktion des RudolfEksteinZentrums angefordert werden. Ein Team von zwei erfahrenen Psychagoginnen besucht nach Vereinbarung den Kindergarten /die Schule zur Beobachtung des Kindes in seiner jeweiligen Gruppe. Die Beobachtung dauert ca. 2 3 Stunden, daran anschließend findet ein Gespräch statt. Das Angebot besteht für Schulneulinge, die Integrationsschwierigkeiten auf Grund von Verhaltensauffälligkeiten im normal großen Klassenverband haben. Es beinhaltet Gespräche mit LehrerInnen und LeiterInnen pädagogische und entwicklungspsychologische Einschätzung des Kindes und der bestehenden Gruppensituation ganzheitliche Systembeobachtung Anregungen für eine Veränderung des Blickwinkels Unterstützung für Bezugspersonen und SchülerInnen Vermittlung von Ambulanten MosaiklehrerInnen zur Integrationshilfe in der bestehenden Klassensituation Information zur Mosaikklasse für Eltern, LehrerInnen, SchulleiterInnen, KindergärtnerInnen,... Empfehlung für Um- oder Einschulung in eine Mosaikklasse Vernetzung mit anderen Institutionen bei Aufnahme in eine Mosaikklasse (Schulen, Kliniken, Schulpsychologie, Amt für Jugend und Familie,...) Einsatzort: Wienweit in Kindergärten bzw. Klassen der Schuleingangsphase Zentrum 16

5.3.2. Ambulante MosaiklehrerInnen werden nach einer Einschätzung (Beobachtungsvormittag) des Mobilen Mosaikteams durch dieses vermittelt. Eine ambulante Mosaiklehrerin arbeitet nach Absprache mit dem Klassenlehrer/der Klassenlehrerin an einem oder mehreren Schultagen pro Woche in der Klasse mit. Sie leisten Hilfestellung und bieten Unterstützung sowie Anleitung zur Integration von SchülerInnen der Schuleingangsphase (bis zum Ende der 2. Schulstufe) am jeweiligen Schulstandort des Kindes. Sie bieten SchülerInnen für einen vereinbarten begrenzten Zeitraum Hilfestellung in der Klasse an, um ihren Verbleib im Klassenverband zu ermöglichen und zu sichern; sie bieten LehrerInnen intensive Zusammenarbeit an, um gemeinsam neue Wege im Umgang mit dem Kind zu suchen, zu finden und zu gehen. Um die Lebenswelt und die Verhaltensweisen des Kindes verstehen zu können und daraus Entwicklungsmöglichkeiten für den Schüler/die Schülerin und Handlungsmöglichkeiten für den Lehrer/die Lehrerin abzuleiten, ist der Erfahrungsaustausch mit allen beteiligten Personen ( Eltern und Erziehungsberechtigte, SchulleiterInnen, PsychagogInnen oder BeratungslehrerInnen, SozialarbeiterInnen, usw.) sinnvoll.. Einsatzort: an Wiener Volksschulklassen (Schuleingangsphase) 5.3.3. Die Mosaikklasse ist die zum Mosaikmodell gehörende Klassenform für Kinder, die auf Grund ihrer besonderen Bedürfnisse im emotionalen, sozialen und psychischen Bereich individuelle Betreuung benötigen. Das Kind verlässt die bisher besuchte Schule und wird für die Dauer von drei Jahren (= Schuleingangsphase/ Grundstufe I) in eine der Mosaik-Klassen des REZ aufgenommen. Diese ermöglicht Kindern die Stabilisierung ihrer Persönlichkeit und die Entwicklung altersadäquater Lernhaltungen. Ziel ist die Integration der SchülerInnen in eine ihrem Entwicklungs- und Bildungsstand entsprechende Klasse der Pflichtschule. Zentrum 17

Durch das stabile Beziehungsangebot der MosaiklehrerInnen und die gleichbleibende SchülerInnengruppe über den Zeitraum von drei Jahren sowie durch den Einsatz spezieller Methodik wird ein Lernumfeld geboten, in dem die SchülerInnen Sicherheit gewinnen und individuelle Fähigkeiten entfalten können. In den Mosaikklassen wird der verbindliche Lehrplan aufgehoben, um den Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen zu können. So entstehen Zeit und Raum für individuelle Reifungsprozesse. Mosaikklassenkinder erhalten regelmäßig pädagogisch/therapeutische Einzelbetreuung. Vom klinischen Befund abhängig führen diese Betreuung entweder ein Psychagoge/eine Psychagogin oder niedergelassene Psychotherapeuten, gegebenenfalls Ergotherapeuten durch. Durch die kontinuierliche Einbeziehung der für das Kind wichtigen Menschen und Institutionen wird allen Beteiligten Halt vermittelt. In regelmäßigen Gesprächen mit den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten werden pädagogische Maßnahmen transparent gemacht, wodurch sich der Handlungsspielraum aller Bezugspersonen erweitern kann. Zwei LehrerInnen arbeiten kontinuierlich mit sechs Kindern. Für die Aufnahme in die Mosaikklasse ist das Einverständnis der Eltern sowie das Ergebnis einer klinischen Abklärung (psychologisch, neurologisch, ergotherapeutisch) relevant. Zentrum 18

6. Das Zentrum und seine Entwicklung work in progress Zu Beginn der 70er Jahre im vorigen Jahrhundert entstand aus einer LehrerInneninitiative die wienweit erste berufszentrierte Selbsterfahrungsgruppe nach der Methode Michael Balints. Angeleitet wurde die Gruppe vom damaligen Oberarzt und heutigen Vorstand der Klinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters, Professor Dr. Max Friedrich. Damals fand in Wiener Schulen eine langsame Sichtänderung auf jene SchülerInnen statt, die Probleme machen, weil sie Probleme haben. Mit Balints Methode begannen LehrerInnen eigene Verhaltensmuster in der Schule zu reflektieren. Sie suchten nach einem neuen produktiven - Umgang mit schwierigen Kindern und Jugendlichen im schulischen Alltag. Das war der erste Schritt der Hilfe zur Selbsthilfe im Sinn einer bedarfsgerechten Unterstützung für Kinder und Jugendliche und für deren Bezugspersonen. Diese neue Herangehensweise erfuhr in den kommenden Jahren eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Mit Unterstützung des Wiener Stadtschulrates und unter fachlicher Leitung von Professor Dr. Friedrich entstand das Wiener Modell der Psychagogischen Betreuung. Im Schuljahr 1976/77 begannen die ersten PsychagogInnen ihre Arbeit an Wiener Volksschulen. Weitere Ausbildungsgruppen an der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie stellten die Kontinuität und Erweiterung der Psychagogischen Betreuung sicher. Im Schuljahr 2007/2008 sind 54 Psychagogische BetreuerInnen an Wiener Pflichtschulen im Einsatz. Gesellschaftliche Veränderungen haben auch die familiäre Erziehungssituation stark beeinflusst. Heute zählen erzieherische Belange, soziales Lernen, Orientierungshilfen in kritischen Lebens- und Entwicklungssituationen vermehrt zu schulischen Aufgabenbereichen. In Auseinandersetzung mit diesen Anforderungen wurde das Arbeitsfeld erweitert: 1992 Modell Mosaikklasse 1994 Mobiles Mosaikteam 1995 Ambulante MosaiklehrerInnen ab 2002 Entwicklung von speziellen Schwerpunktangeboten: Gewaltprävention, Krisenteam, Interkulturelle Psychagogik,... Zentrum 20

von links: Regierungsrat Richard Felsleitner, Rudolf und Ruth Ekstein, SDn Gertraud Schimak PsychagogInnen und MosaiklehrerInnen sind seit dem Schuljahr 1995/1996 im Sonderpädagogischen Zentrum für Integrative Betreuungsformen im 20. Wiener Gemeindebezirk organisiert. Als Ausdruck der Verbundenheit mit und in Wertschätzung seines Gedankengutes trägt das Zentrum seit 1998 den Namen - Zentrum. Zentrum 21

7. Quellenangaben : Grenzfallkinder : From Learning for Love to Love of Learning Christine Kratochvil: Betrachtungen zum LehrerIn-Sein in Mosaikklassen Christine Kratochvil: Ekstein ein Eckstein des Mosaiks? * Annelotte Barta: Emina und die Zahl 5 * *aus dem Buch: miteinander-integrative Modelle im Wiener Schulwesen HG: Gerhard Tuschel, Richard Felsleitner Zentrum 22

Wir danken für die Unterstützung