ElbeWeser WIRTSCHAFT. Rund um den Handel. Chancen und Herausforderungen. www.stade.ihk24.de



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Transkript:

WIRTSCHAFT ElbeWeser www.stade.ihk24.de Magazin der Industrie- und Handelskammer Stade Heft 3/2010 Rund um den Handel Chancen und Herausforderungen IHK Stade, Postfach 1429, 21654 Stade, PVSt, DP AG Entgelt bezahlt Einigkeit IHKs fordern: Unterelbe als einen Wirtschaftsraum begreifen. Seite 26 Zwietracht Wenn das eigene Patent nicht beachtet wird. Seite 31

NEUERÖFFNUNG 17.3. Die faszinierendste Welt der Mode im neuen Weltstadtmodehaus. Sind Sie bereit? Faszinierende Markenmode zu einzigartigen Eröffnungspreisen. P-100103-IHK-Wirtschaft 28869 Posthausen, Tel.: 04297-30 An der A1, Abfahrt 51 Posthausen oder A27, Abfahrt 24 Achim-Ost, Mo. Sa., 9.00 20.00 Uhr www.dodenhof.de Alles, was das Leben schöner macht.

STANDPUNKT E s ist eine der großen Bedrohungen für unsere wirtschaftliche und soziale Zukunft: In Deutschland fehlt der Nachwuchs für technische und naturwissenschaftliche Berufe und Studienfächer. Schon heute klafft eine dramatische Lücke bei den Ingenieuren, und diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch drastisch verschärfen. Es ist also höchste Zeit, etwas dagegen zu tun und mehr Jugendliche für das Thema Technik und Naturwissenschaften zu interessieren. Ein Haus für kleine Forscher Dr. Bodo Stange IHK Stade Wie viel Freude schon den Kleinsten das Entdecken naturwissenschaftlicher Phänomene machen kann, sehen Sie in unserem Schlusspunkt auf Seite 50. Weitere Informationen: www.haus-der-kleinen-forscher.de, www.stade.ihk24.de, Dokumentnummer 25175 Nun pfeifen es die Spatzen inzwischen ja von den Dächern: Wer auf die Idee käme, in Jugendlichen in der siebten, achten oder neunten Klasse der Schulzeit das Feuer für mathematische oder chemische Formeln, für biologische Theorien und technische Lösungen zu entfachen, der kommt etwa zehn Jahre zu spät. Ob sich Jungen und Mädchen später für Technik und Natur interessieren, entscheidet sich viel früher, im Kindergarten, spätestens in der Grundschule. Dort müssen wir ansetzen, wenn es uns gelingen soll, zukünftig mehr Interesse für naturwissenschaftlichtechnische Berufe zu wecken. Dabei müssen wir allerdings aufpassen, dass wir das Kind nicht im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Bade ausschütten. Wir Deutschen neigen ja zu extremen Lösungen. Spätestens seit der ersten PISA-Studie haben wir die frühkindliche Bildung entdeckt. Spracherziehung, Bewegungskoordination, vorschulisches Lernen im Kindergarten sind seitdem schon in den Fokus gerückt. Nun also auch noch eine naturwissenschaftlich-technische Ausbildung für die Kleinsten? Ja, aber wir müssen dabei sensibel vorgehen. Es darf nicht dazu kommen, dass wir unsere Kindergärten zu straff organisierten, zielstrebig leistungsorientierten Lernfabriken machen, die es unseren Kindern nicht mehr erlauben, Kind zu sein. Stattdessen muss der spielerische, der entdeckende und forschende Umgang mit den Naturphänomenen des Alltags im Zentrum stehen. Dann werden die Kinder den Spaß haben, den sie benötigen werden, um sich auch zehn Jahre später noch für Naturwissenschaften zu interessieren. Genau hier setzt das Konzept der Stiftung Haus der kleinen Forscher an. Es versetzt die Erzieher/innen in den Kindergärten durch Workshops vor Ort in die Lage, Phänomene des Alltags spielerisch zu entdecken. Unsere IHK ist seit Beginn des Jahres Netzwerkpartner für das Haus der kleinen Forscher im Elbe- Weser-Raum. In Zusammenarbeit mit den fünf Landkreisen unserer Region bieten wir in diesem Jahr zunächst 50 Kindergärten unsere Unterstützung an, die das Konzept Haus der kleinen Forscher umsetzen wollen. Dabei suchen wir noch Unterstützung! Engagierte Menschen, möglichst mit naturwissenschaftlichem Hintergrund, die sich dafür interessieren, sich durch die Stiftung als Trainer für die Workshops ausbilden zu lassen, sind uns herzlich willkommen. Sprechen Sie uns an. Wirtschaft ElbeWeser 3/10 3

INHALT Schwerpunkt 10 Verkaufen rund um die Uhr 13 Was ein Apfelsaftsack und Trend-Wäsche gemein haben 16 Gemeinsam erfolgreich 18 Demografie als Chance 20 Städtebauförderung: Chance für den Handel 22 Kooperativ und transparent 24 Richtig reinknien 6 WEW aktuell 25 IHK intern 26 Standort Elbe Weser 29 Bildung Qualifizierung 33 Innovation 38 Recht Steuern 42 Rechtsprechung aktuell 43 Weiterbildung Seminare 47 Serviceteil 50 Schlusspunkt 33 29 26 4 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Vor Herausforderungen Eigentlich ist die Aufgabe nicht neu: Schon immer musste der Handel flexibel sein und sich den ständig veränderten Bedürfnissen seiner Kunden anpassen. Im Allgemeinen hat das gut funktioniert. Insofern ist auch die Krise eine Herausforderung und keine Sackgasse. Die Frage lautet: In welche Richtung kann es weitergehen? Wer die erfreulichen Zahlen aus dem Online-Handel sieht, könnte strategisch in diese Richtung denken. Auch der demografische Wandel bietet Ansatzpunkte für neue Produkte und damit verknüpfte Dienstleistungen. Arbeitsteilung und Kooperation sind zwei weitere wichtige Begriffe. Seite 10 Industrie- und Gewerbebau zum Festpreis* Bürogebäude, schlüsselfertig für nur 648,00 /m 2 bei 1.000 m 2 BGF exkl. MwSt. Halle, schlüsselfertig für nur 359,00 /m 2 bei 1.000 m 2 BGF exkl. MwSt. 26 Positionspapier: Die Unterelbe muss als ein Wirtschaftsraum begriffen werden. Fragen Sie Holger Kersten 0 41 05 / 86 96-11 Kostenlose Beratung Kurze Bauzeit Mit Sicherheit: Regionale Erfahrung 29 31 Die IHK startet einen neuen Lehrgang Industriemeister für Faserverbundkunststoffe. Was man tun kann, wenn das eigene Patent nicht beachtet wird. Zum Sportplatz 6 21220 Seevetal Telefon: 0 41 05 / 86 96-0 Telefax: 0 41 05 / 86 96-20 info@cuxbeton-gewerbebau.de www.cuxbeton-gewerbebau.de Wirtschaft ElbeWeser 3/10 5

Foto: N&P WEWAKTUELL Nachwuchs vorausschauend fördern N&P Maritime- und Industrietechnik GmbH aus Schwanewede vergeben Stipendium an Schüler des Beluga College in Bremen Pakt auch 2009 erfolgreich Alle Paktzusagen erfüllt diese erfreuliche Bilanz zog DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann beim Spitzentreffen der Partner des nationalen Ausbildungspaktes am 10. Februar 2010. Auch im Krisenjahr 2009 gelang es den Paktpartnern, jedem ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ein Angebot auf Ausbildung zu machen. Dafür warben die IHKs 36.500 neue Ausbildungsplätze ein und gewannen 27.500 neue Ausbildungsbetriebe. Zugleich war das Spitzentreffen der Paktpartner der Auftakt für die Verhandlungen zur Fortsetzung des erfolgreichen Ausbildungspaktes über das Jahr 2010 hinaus. D as Familienunternehmen N&P aus Schwanewede bei Bremen beschäftigt sich schon seit Jahren damit, welchen Beitrag es zu einer berufs- und branchenorientierten Ausbildung leis - ten kann. Anfang 2009 erfuhr N&P von dem Beluga College in Bremen und war begeistert von seinem Unterrichtskonzept: Das von der Projekt- und Schwergut-Reederei Beluga Shipping GmbH gegründete private berufliche Gymnasium bietet den Schülern neben der allgemeinen Hochschulreife auch die Möglichkeit, berufliche und branchenbezogene Kompetenzen zu erwerben. Diese Lernziele gliedern sich in die Bereiche maritim-kaufmännisch und maritim-technisch-naturwissenschaftlich. Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen werden am Beluga College individuell gefördert. Die Schüler arbeiten an fachübergreifenden Projekten. An gut eingerichteten Arbeitsplätzen wird bilingual auf Deutsch und Englisch unterrichtet. Als weitere Fremdsprache wird unter Anderem Chinesisch angeboten. Die Schüler verlassen das College mit international anerkanntem Hochschulzertifikat, wobei sie sich nach fachlicher Beratung durch die Lehrer René (links) und André Herrmann (rechts) von N&P überreichen dem begeisterten Mario Vlaming die Stipendienurkunde. selbst entscheiden können, ob sie sich nach zwölf oder dreizehn Schuljahren zur Abiturprüfung anmelden möchten. Da der Besuch des Gymnasiums kostenpflichtig ist - die Höhe des Schulgeldes wird individuell mit Schülern und Eltern bestimmt und ist sozial gestaffelt - hat N&P sich nun entschlossen, über drei Jahre hinweg jeweils einen Beluga-Schüler ein Jahr lang zu sponsern. Das Lehrerkollegium wählte den ersten Stipendiaten sowohl nach fachlichen als auch sozialen Kriterien aus. Die Wahl fiel am Ende auf Mario Vlaming aus Zeven, der 2012 sein Abitur machen wird. Am 18. Dezember 2009 überreichten die Chefs von N&P, André und René Herrmann, dem begeisterten Mario Vlaming auf einem Jahresabschluss-Meeting aller Schüler des Beluga College die Urkunde, die ihm das Stipendium bestätigt. Zugleich riefen sie auch andere Unternehmen dazu auf, Möglichkeiten zur Nachwuchsförderung in die Firmenplanung aufzunehmen und in die Tat umzusetzen. Kooperation mit Familienministerin Die neue Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, bis zu ihrer Heirat Mitte Februar noch Kristina Köhler, hat bereits kurz nach ihrem Amtsantritt mit dem DIHK eine Fortsetzung der guten Kooperation vereinbart. In einem Gespräch mit DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann bedankte sie sich für das Engagement der IHKs, die das wichtige Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf in die Regionen tragen. Driftmann und Schröder waren sich einig, dass dabei auch dem Aspekt der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege angesichts der Demografie eine immer größere Bedeutung zukommt. Hierzu, so Driftmann, brauchen die Unternehmen noch kreativere Arbeitszeitregelungen als schon bisher. Driftmann machte aber auch klar, dass pauschale Lösungen oder gar gesetzliche Regulierungen hier in keiner Weise helfen können. 6 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Foto: IHK Osnabrück-Emsland Foto: IHK Lüneburg-Wolfsburg Neue EU-Wachstumsstrategie 2020 muss konkreter werden Die neue EU-Wachstumsstrategie 2020 bedarf nach Ansicht des DIHK noch einiger Korrekturen. Die Dachorganisation der IHKs fordert konkrete Zielvorgaben bei der angestrebten Wachstumsrate, der langfristigen Beschäftigungsquote und den geplanten Ausgaben für Bildung, Innovation und Forschung. Diese Nachbesserungen müssen das Prinzip der Subsidiarität und den Wettbewerb berücksichtigen. Die Nachfolgestrategie zur Lissabon-Agenda soll der Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren zu mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Sie setzt auf wissensbasiertes Wachstum, soziale Teilhabe und Ökologisierung der Wirtschaft. Neuer NIHK-Vorsitzender Initiative Gründerland Deutschland gestartet Deutschland weist im Vergleich der Industrienationen die zweitgeringste Gründungsneigung auf. Gründerland Deutschland, die neue Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, will hier gegensteuern. Mit Unterstützung des DIHK wird sie Maßnahmen bündeln, die zur Stärkung des Unternehmergeistes beitragen. Aus Sicht des DIHK muss beispielsweise das Thema Unternehmertum besser in Schulen und Hochschulen verankert werden - etwa im Rahmen eines Fachs Wirtschaft. Um Gründern das Rennen von Pontius zu Pilatus zu ersparen, forderte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Auftaktveranstaltung mit Bundeswirtschaftminister Rainer Brüderle: In ihren Startercentern müssen die IHKs bundesweit einen Gründerservice aus einer Hand anbieten können von der Erstauskunft über den Businessplan-Check bis hin zur rechtsgültigen Gewerbeanzeige. Darüber hinaus gelte es, die Finanzie - rungschancen für innovative Gründungen zu verbessern und jungen Unternehmen das Leben durch Bürokratieabbau leichter zu machen. Wir müssen wieder dahin zurückkommen, dass nicht schon Kioskbesitzer einen Steuerberater brauchen, so Wansleben. Für die Jahre 2010 und 2011 ist Eberhard Manzke, Präsident der IHK Lüneburg-Wolfsburg, Vorsitzender des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK). Der Generalbevollmächtigte der Manzke Beton GmbH in Vastorf, Landkreis Lüneburg, übernimmt das Amt von Dr. Karl Harms, Präsident der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer, der den NIHK-Vorsitz in den Jahren 2008 und 2009 innehatte. Auftaktveranstaltung in Berlin, unter Anderem mit Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (2. v. l.) und DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben (2. v. r.) Eckhard Lammers ist seit dem 1. Januar neuer Sprecher NIHK für Raumordnung und Regionalpolitik. Der Geschäftsführer für die Bereiche Standortentwicklung, Innovation und Umwelt der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland hat bereits seit 2002 die NIHK-Federführung für Raumordnung inne. Wirtschaft ElbeWeser 3/10 7

Foto: Bilderbox Foto: Natureum WEWAKTUELL Die Heimat kennen lernen: Aktion Natur-Elbkinder Stiftung Natureum Niederelbe sucht Sponsoren aus der Wirtschaft K ennst Du Deine Heimat? Stellt man diese Frage Kindern und Jugendlichen, kommt man häufig zu dem Ergebnis, dass viele ihre Computerspiele gut kennen, ihnen ihre nähere Umgebung aber weitgehend fremd ist. Sie ziehen das Fernsehen dem Spiel und Erleben in der Natur vor. Gerade Kinder aus einkommensschwachen Familien ertragen oft besondere Belastungen. Sie sollten Unterstützung bekommen, damit sie ihren Teil beitragen können zur Zukunft der Unterelberegion. Das ist der Leitgedanke für die Aktion Natur-Elbkinder, die von der Stiftung Natureum Niederelbe in Balje 2008 ins Leben gerufen wurde. Die Aktion lebt von Spenden aus der heimischen Wirtschaft. Damit sollen Kindern und Jugendlichen aus sozial Sie hatten bei der Aktion Natur-Elbkinder im Natureum Niederelbe viel Spaß: eine Gruppe aus dem Kindergarten Lummerland in Cuxhaven. benachteiligten und Migranten-Familien Natur-Erlebnisse an der Elbe, der Oste und im Natureum Niederelbe ermöglicht werden. Zu diesem Zweck bittet die Stiftung Natureum Niederelbe Unternehmen aus dem Elbe-Weser- Raum, für die Aktion zu spenden. Das uns zur Verfügung gestellte Geld hilft dabei, einen Trittstein für das spätere Leben dieser Kinder und ihrer Verankerung in der Niederelbe-Region zu legen, betont die Geschäftsführerin der Stiftung Natureum Niederelbe, Dr. Clivia Häse. Wir möchten allen Kindern Herz und Verstand öffnen, damit sie ihren Teil beitragen können zur Gestaltung der Landschaft, in der sie aufwachsen. Das Erleben der weiten und einzigartigen Natur an der Elbmündung mit ihren Schönheiten und Naturgewalten könne unvergesslich bleiben. Zum Programm eines Elbkinder-Tages zählt eine geführte Deichwanderung an der Mündung der Oste. Spielerisches Interesse an der Elblandschaft, ihrer Kulturgeschichte und den Naturgewalten weckt ein Besuch im Natureum Niederelbe und Elbe-Küsten-Park. Mitmachaktionen bringen Spaß und Freude mit Tieren, und Interaktionen ermöglichen Lernen ohne merkbare Anstrengungen. Etwa zehn Euro sind für ein Tagesprogramm pro Kind erforderlich. Um die sozial benachteiligten Kinder zu erreichen, arbeitet die Stiftung Natureum Niederelbe mit kommunalen und anerkannten Trägern in der Kinderund Jugendarbeit zusammen. Weitere Informationen: Dr. Clivia Häse, Natureum Niederelbe, Tel.: 04753/842110, E-Mail: info@natureum-niederelbe.de DIHK will Rückgaberecht für Kunden einschränken Erst online zuschlagen - und dann die Waren gebraucht zurückgeben? Nach dem Willen des DIHK sollen Internethändler vor solchen Praktiken besser geschützt werden. Die Bundesregierung soll sich bei der EU für Änderungen beim Widerrufsrecht einsetzen, fordert DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben: So muss unter anderem sichergestellt werden, dass Händler bei Verschlechterung der Ware einen angemessenen Wertersatz verlangen können." Grund: Immer mehr Onlineshops klagen über Käufer, die Artikel gebraucht zurückschicken, darunter auch empfindliche oder auch anlassgebundene Ware wie Cremes, Dessous, Abendkleider oder Partyzelte. Möglich macht dies ein Rückgaberecht, nach dem ein Kunde - anders als im Geschäft - Artikel innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückgeben kann. Er darf sie auch testen". Die Folge: Die Ware kann nicht mehr als neu verkauft werden, der Händler bleibt auf dem Schaden sitzen. 8 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Foto: Bilderbox Bremervörde schreibt Wirtschaftspreis aus JUBILÄEN Noch bis zum 31. März können sich Unternehmen für den Friedrich-Conrad- Degener-Preis Wirtschaftspreis der Stadt Bremervörde bewerben. Die Stadt Bremervörde, die Sparkasse Rotenburg-Bremervörde und die Wirtschaftsgilde Bremervörde wollen erneut außergewöhnliche Leistungen würdigen, die mit dazu beitragen, Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit am Standort Bremervörde zu steigern. Der Wanderpreis wird in Form einer Skulptur des Stader Künstlers Thomas Werner vergeben. Zusätzlich wird ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro ausgelobt, das nach Vorschlag des Preisträgers einer gemeinnützigen Einrichtung zugute kommt. Wir hoffen auch in diesem Jahr auf eine so rege Beteiligung wie vor zwei Jahren, so Bianka Zydek, Fachbereichsleiterin für Wirtschaftsförderung bei der Stadt Bremervörde und Projektleiterin für den Wirtschaftspreis. Ich freue mich über zahlreiche Bewerbungen der hiesigen Unternehmen, aber auch über Vorschläge von Unternehmen und Bürgern. Ziel des Preises ist es, das Thema Wirtschaft stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, die Kommunikation der Unternehmen untereinander zu fördern und das Image der Stadt Bremervörde als Wirtschaftsstandort zu stärken. Preiswürdig sind unter Anderem der Erfolg von Produkten oder Dienstleistungen, die Neuschaffung von Arbeitsund Ausbildungsplätzen, der Einsatz neuer Technologien, Leistungen in der Frauen- und Familienförderung und vieles mehr. Jedes einzelne Unternehmen für sich hat besondere Leistungen zu bieten hier kommt es nicht auf die Betriebsgröße an, so Bianka Zydek. Bewerbungsschluss ist der 31. März 2010. Den Flyer mit allen relevanten Informationen zum Wirtschaftspreis gibt es im Rathaus und in mehreren Institutionen und Unternehmen der Stadt sowie im Internet unter www.bremervoerde.de. 75-jähriges Firmenjubiläum Hotel Strandperle Duhnen Inh. Hans- Jürgen Heinrich, Cuxhaven, 31.3.2010 50-jähriges Firmenjubiläum Cuxhavener Kühlhaus GmbH, Cuxhaven, 11.3.2010 25-jähriges Firmenjubiläum Autoport Kraftfahrzeughandel GmbH, Cuxhaven, 23.3.2010 Technologie-Zentrum Buxtehude GmbH, Buxtehude, 5.3.2010 40-jährige Mitarbeit Konrad Rottmann, 3.2.2010, Hydro Aluminium Extrusion Deutschland GmbH, Achim Rolf Bunke-Emden, 1.3.2010; Erhard Leck, 5.3.2010, Norddeutsche Kunststoff- und Elektrogesellschaft Stäcker mbh & Co. KG, Dörverden 25-jähriges Arbeitsjubiläum Detlef Brockmann, 1.2.2010, Torf- und Humuswerk Gnarrenburg GmbH, Gnarrenburg Elfriede Wilkens, 1.1.2010, R & U Schuh GmbH, Alfstedt Roger Zietlow, 28.1.2010; Erol Bas, 28.1.2010; Haci-Hüseyin Sahan, 11.2.2010; Detlef Meiser, 4.3.2010; Recep Erdogan, 4.3.2010, Hydro Aluminium Extrusion Deutschland GmbH, Achim Marion Penczek, 11.2.2010; Hans-Hermann Koch, 1.3.2010; Dietmar Bartels, 4.3.2010; Ralf Hoops, 29.3.2010; Dodenhof Posthausen KG, Ottersberg Werner Köglin, 15.2.2010, Aldi GmbH & Co. KG, Beverstedt Bernd Münchmeyer, 4.3.2010, Matthäi Bauunternehmen GmbH & Co. KG, Verden Günther Röse, 1.3.2010; Frank Zarbock, 1.3.2010; GBM Wiebe Gleisbaumaschinen GmbH, Achim Auskünfte: IHK Stade, Manuela Hintelmann, Tel.: 04141/ 524-127, E-Mail: manuela.hintelmann@stade.ihk.de Wirtschaft ElbeWeser 3/10 9

TITELTHEMA Foto: istockphoto 10 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Verkaufen rund um die Uhr Wie stationäre Einzelhändler das Internet als zusätzlichen Vertriebskanal optimal nutzen können Der Schritt ins Internet hat für Händler, die bisher ausschließlich stationär tätig waren, stets handfeste Folgen. Dabei dürfen sie sich weder auf Phantasien noch auf Moden mit ungewisser Laufzeit verlassen. Ihr Erfolg basiert auf belastbaren Zahlen sowie der realistischen Einschätzung ihrer Möglichkeiten. Selbstverständlich geht es für stationäre Einzelhändler beim Eintritt in den E-Commerce vor allem um mehr Umsatz, den sie durch zusätzliche Verkäufe außerhalb ihres regionalen Einzugsbereichs erzielen können. Grundsätzlich steht auch die bessere Auslastung des Geschäfts im Vordergrund. Ein weiterer Vorteil für die Händler ist, dass sie über das Internet Lagerbestände und Restposten wesentlich leichter abbauen können, als wenn sie dazu ausschließlich auf den regionalen Kundenkreis ihrer stationären Niederlassung angewiesen sind. Wirtschaft ElbeWeser 3/10 11

TITELTHEMA Allein über eine attraktive Preisgestaltung lässt sich per Online-Vertrieb manch ein Ladenhüter- Posten schnell verkaufen. Mittels der attraktiven Angebote gewinnt der Händler möglicherweise wiederum Kunden für sein eigentliches Sortiment. Hier zeigt sich eine Parallele zwischen dem Online-Handel und den Strategien eines Ladengeschäfts. Wenn ein Kunde erst einmal hereingekommen ist, weil er durch ein interessantes Angebot angesprochen worden ist, schaut er sich erfahrungsgemäß auch bei den anderen Produkten um, um zu sehen, was es sonst noch so gibt. Kein kompletter Onlineshop-Betrieb notwendig Um diesen Zweck zu erreichen, muss ein Händler zunächst nicht einmal einen voll ausgestatteten Onlineshop unterhalten. Zumindest zum Start genügt es vollauf, mit einem attraktiven Teilsortiment zu beginnen. Dabei könnte es sich um besonders oft gesuchte Produkte handeln, bei denen der jeweilige Händler zum Beispiel besonders günstige Preise anbieten kann, oder Nischenprodukte, für die es im Internet noch keine oder nur wenige Anbieter gibt. Darüber hinaus hat eine Online- Filiale häufig auch sehr positive Rückwirkungen auf das stationäre Geschäft. Einzelhändler übersehen bei der Beurteilung des E- Commerce oft, dass sie durch den höheren Umsatz, den der Online-Zweig erbringt, in der Regel bessere Einkaufskonditionen aushandeln können sowie zumindest mittelfristig engere Beziehungen zu ihren Lieferanten aufbauen. Deshalb lautet die zentrale Frage nicht, ob der Händler ins Online-Geschäft einsteigen soll, sondern: Wie lässt sich dieser sinnvolle Schritt zur Erweiterung der Geschäftsbasis mit möglichst wenig Aufwand und maximalem Nutzen realisieren? Auf die richtige Software kommt es an Die größten Hürden, die Händler an einem gewinnbringenden Betrieb ihres Onlineshops hindern, liegen oft in der richtigen Wahl der Shop-Software, weiß Christian Silver, stationärer Einzelhändler aus Hannover und Betreiber des Onlineshops www.feuer-anzuender.de zu berichten. Nachdem man seine Anforderungen geprüft hat, sollte man die angebotenen Shopsysteme genauestens miteinander vergleichen. Wer die notwendige Zeit und das Know-how hat, kann sich beispielsweise mit einer Open Source Software sehr günstig einen eigenen Onlineshop aufbauen, sagt er. Christian Silver gibt zu bedenken, dass für die Pflege und Wartung dieser Systeme im weiteren Verlauf sehr viel Zeit einzuplanen ist. Auch sollten Händler, die sich für die Do-it-yourself- Varianten entscheiden, über entsprechende Programmierkenntnisse verfügen. Händler, die den erheblichen Arbeitsaufwand nicht leisten können, weil sie ihre Zeit zum Beispiel sinnvoller in die Entwicklung des Portfolios investiert sehen, sollten Angebote von Dienstleistern vergleichen. Mittlerweile macht der Onlineshop in der Hauptsaison Oktober bis März mehr Umsatz als unser Ladengeschäft, und wir erreichen so Kunden aus allen Teilen Deutschlands, aus Österreich, Frankreich und den Benelux-Ländern, sagt Christian Silver. Auch für Mark Kobert von der Stil-inside OHG aus Herford war es wichtig, neben seinem Ladengeschäft ein Shopsystem einzusetzen, das ihm nicht nur einen großen Teil der administrativen Aufgaben, sondern auch die im Online- Handel nicht zu unterschätzenden Risiken durch Abmahnungen und Zahlungsausfall abnimmt. So kann er sich auch im Internet unter www.stil-inside.de ganz auf den Verkauf und die Kundenbetreuung konzentrieren. Peter Höschl Tradoria GmbH 12 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Foto: Kronberg Was ein Apfelsaftsack und Trend-Wäsche gemein haben Im Gegensatz zum stationären Handel boomt der Online- Verkauf. Wer Erfolg haben will, muss allerdings Regeln beachten. Hauptsache drin ist ein Prinzip, das im Internet nicht mehr funktioniert. Ein Altländer Obstbauer und ein Stader Damenwäsche-Händler zeigen, wie es geht. Ueck im Glück: Der Internetauftritt brachte den Durchbruch für den Apfelbauern. Natürlich haben sie nichts gemeinsam, der Apfelsaftsack von Obstbauer Hans-Jacob Ueck und die Marken-Dessous von Markus Lechtenböhmer. Was die beiden Unternehmer eint, ist ihr Erfolg beim Internet- Absatz ihrer Produkte. Selbstverständlich ist das nicht, obwohl die jüngsten Zahlen, die der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) herausgegeben hat, verlockend klingen: Während der stationäre Handel über Einbußen klagt, floriert das Geschäft im World Wide Web. 265 Euro gaben die Deutschen 2009 pro Kopf im Internet aus, insgesamt 21,7 Milliarden Euro. Es kamen mehr Bestellungen über das Internet als über klassische Bestellwege zustande. Ein Wendepunkt. Doch erstmal muss ein neuer Händler überhaupt gefunden werden, denn entweder tummeln sich bereits diverse Konkurrenten im Netz und buhlen um die vorderen Ränge bei Google und Co. oder das Produkt ist noch völlig unbekannt, so dass niemand nach ihm sucht. Man muss sich zunächst mit den Märkten beschäftigen und Zielgruppen identifizieren, sagt Markus Albrecht, Geschäftsführer der Stader Internetfirma city-map, die die Shops für Ueck und Lechtenböhmer realisiert hat. Dazu gehört eine Suchmaschinenanalyse und vieles mehr. Technische Werkzeuge ermöglichen es sogar, genau zu verfolgen, wohin die Nutzer einer In- Unternehmenskontor Detlef Oehlers Sichere Ausrichtung Ihres Unternehmens in die Zukunft. Gemeinsame Erarbeitung der passgenauen Strategie (im Einklang von Mitarbeitern und Unternehmenszielen) Verbesserung der Strukturen durch kooperativ ausgerichtete Mitarbeiter Flexibler Marktauftritt mittels eines einfachen Navigationssystems ( Survival of the fittest ) Stringente Ausrichtung Ihrer Informations- und Kommunikationskultur ANZEIGE

Foto: Lechtenböhmer TITELTHEMA ternetseite am häufigsten schauen und klicken, aber auch, wo sie am häufigsten aussteigen. Diese Analysen sind wichtig, schon wenn es darum geht, den richtigen Namen für die eigene Homepage zu finden. Hans-Jakob Ueck zum Beispiel hatte zunächst an die offizielle Handelsbezeichnung für seinen Apfelsaftsack gedacht, das Bag-in-Box-System, ein seiner Zielgruppe, dem Endverbraucher, wenig bekannter Begriff und sperrig noch dazu. Ernährungsbewusste User hingegen suchten sehr wohl nach Apfelsaft und Sortennamen. Bei Markus Lechtenböhmer wurde schnell klar, dass jene Klientel, die im Internet nur nach Begriffen wie Unterwäsche und Ähnlichem Ausschau hielt, ganz sicher nicht am Kauf von qualitativ hochwertiger Ware interessiert war. Völlig anders sah das aus bei denselben Begriffen in Kombination mit Markennamen. Auch im Nutzerverhalten gab es Aha- Effekte: Anfangs konnte man nicht direkt auf die Bilder klicken, auf denen Models mit den Produkten zu sehen waren, erzählt Lechtenböhmer. Die Analyse habe aber ergeben, dass viele Kundinnen genau das versucht hätten. Daraufhin schuf Markus Albrecht diese Möglichkeit. Mit einer einmaligen Auswertung solcher Daten ist es indessen nicht getan. Ständig gilt es zu überprüfen, wohin Surfer sich wenden und woher die Kunden kommen. Entsprechend muss Nicht einfach wild drauflos: Das Konzept von citymap sieht eine eingehende Analyse des Marktes vor, bevor der Online-Shop gestaltet wird. Markus Lechtenbömer der Internet-Shop nachjustiert werden und das regelmäßig. Hans-Jakob Ueck ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mehr schlecht als recht schlug er sich vorher als Apfelerzeuger durch. Bevor ich anfing, Apfelsaft zu produzieren, bekam ich für ein Kilogramm Äpfel sechs Cent. Davon kann man nicht leben, erinnert er sich. Als er in der Schweiz zufällig das Bag-in-Box- System kennen lernte, einen zehn Liter fassenden Vakuum-Kunststoffschlauch mit Zapfhahn in einer Kartonverpackung, war er begeistert und riskierte alles: Innerhalb einer Woche beschaffte er die Gerätschaften, um Apfelsaft herzustellen und legte los. Das Marketing erfolgt seitdem ausschließlich über die Homepage und Mundpropaganda. Bei Herrn Ueck war es wichtig, über die Darstellung des Betriebes, des stationären Handels, eine Vertrauensbasis aufzubauen, erklärt Markus Albrecht. Darum wird der Obsthof nicht nur mit Bild und Text vorgestellt, sondern auch mit vier kleinen Videofilmen. Erklärungen zu den verwendeten Apfelsorten findet der interessierte Kunde ebenso wie Erläuterungen zur Verpackung, die den Saft ohne Kühlung und Konservierungsstoffe drei Monate frisch hält. Markus Lechtenböhmer hat indessen ganz auf einen realen Laden verzichtet, obwohl er selbst keinerlei Vorerfahrung mit dem Online-Verkauf besaß. Ich hatte selber nie im Internet geshoppt, schmunzelt er. Als das Aus für die Hertie-Filiale in Hamburg-Eppendorf kam, wo er zuvor den gesamten Mode-Bereich verantwortet hatte, dachte er darum erst an einen klassischen Laden in der Stader Innenstadt. Gute Kontakte zum Handel und viel Vorerfahrung besaß er ja. Doch Albrecht überzeugte ihn vom Gegenteil, und die Banken bestätigten ihm seine Entscheidung, denn die Finanzierung wurde leichter. Bevor es losging, machte Lechtenböhmer Testkäufe bei der Konkurrenz und lernte, aus deren Schwächen seine Stärken zu machen. Zehn Prozent seiner Kundinnen beispielsweise legen Wert auf zusätzliche telefonische Beratung, so dass die Hotline jetzt nicht nur auf der Startseite versteckt, sondern überall auf den untergeordneten Seiten, auch im Bestellformular, zu finden ist. Die Benutzerführung wurde mehrmals angepasst. Transparenz beim Bestellvorgang unterstützt den Eindruck von Seriosität. Als preiswerte und erfolgreiche Werbeform hat sich der Newsletter erwiesen. So ist es Markus Lechtenböhmer gelungen, in den vergangenen zwei Jahren 4.000 Kundenadressen zu gewinnen, 15 Prozent davon sind Stammkunden mit beträchtlichen Jahresbestellsummen. Aber eines muss einem als Shopbetreiber klar sein, betont er, Online-Handel, das ist Handel rund um die Uhr. Grafik/Copyright: city-map/agentur für Internet-Erfolg.de Kirsten Kronberg IHK Stade 14 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Stadtentwicklung geht nur mit der Wirtschaft I nnenstädte gelten als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Damit das so bleibt, müssen Politik und Wirtschaft neue Wege der Stadtentwicklung beschreiten. Um Städte als lebendige und pulsierende Orte zu entwickeln, braucht es Räume: Platz für Ansiedlungen und Ideen, aber auch genug Spielräume im rechtlichen Rahmen, mahnt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Angesichts knapper Kassen sollte die Bundesregierung daher die dafür vorgesehenen Mittel von 580 Millionen Euro noch stärker auf Kooperationsansätze mit der lokalen Wirtschaft ausrichten, zum Beispiel durch Anschubfinanzierungen für Wirtschaftsinitiativen und bürgerschaftliches Engagement. Ein gutes Beispiel für solche Kooperationen: Mit Mitteln der Nationalen Stadtentwicklungspolitik unter der Überschrift: Die innovative Stadt Motor der wirtschaftlichen Entwicklung wird unmittelbar die lokale Wirtschaft gestärkt. Dabei stellt der Bund Geld für die Kooperation von Gewerbetreibenden, Immobilieneigentümern und Städten zur Verfügung, um Innenstädte zu entwickeln und attraktiver zu machen. Weitere unternehmerische Ideen wurden auf der Veranstaltung Experimentierfeld Stadt Handel, Handwerk und Gewerbe im 21. Jahrhundert in Berlin vorgestellt und diskutiert. Auf Einladung des DIHK und des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung kamen über 200 Experten ins Haus der Deutschen Wirtschaft. Druck deine Idee. Schnell. Gut. Günstig. 5.000 Flyer DIN A6, 250g, 4/4-farbig 39,17 * Sie haben auch eine Idee? 250 Plakate DIN A1, 135g Bilderdruck 122,00 * 2.500 Visitenkarten, 300g matt 39,27 * 1.000 Briefbögen DIN A4, 90g, 4/0 farbig 38,56 * u.v.m. unter www.fl yeralarm.de *inklusive MwSt. und Versand www.fl yeralarm.de DIE Online-Druckerei Schnell. Gut. Günstig. DIE Online-Druckerei

Foto: Bilderbox TITELTHEMA Gemeinsam erfolgreich Eine Informationsveranstaltung zum Thema Quartiersinitiative Niedersachsen (QiN) lockte Anfang Februar viele interessierte Zuhörer in die IHK Stade. Zahlreiche Vertreter von Kommunen, Politik, Verwaltung, Einzelhandel, Werbegemeinschaften und weiteren privaten Initiativen informierten sich über die QiN-Fördermöglichkeiten zur Belebung der Zentren. Freiwilligkeit vor gesetzlicher Verpflichtung Christian Kuthe, Referatsleiter Städtebau und Bauleitplanung im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit erläuterte die Entstehung und den Grundgedanken der Modellförderung QiN, basierend auf einer Kooperation zwischen privaten und öffentlichen Akteuren zur Belebung der Innenstädte. Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern setzt Niedersachsen auf die freiwillige Zusammenarbeit anstelle einer Verpflichtung zur Zusammenarbeit im Rahmen einer Gesetzesregelung. Die rege Teilnahme und die bisherigen Erfahrungen mit QiN seit 2007 geben ihm Recht. Auch für kleine Kommunen geeignet Jens Imorde, Geschäftsführer der Imorde Projekt- und Kulturberatung GmbH, erläuterte das Verfahren und die Voraussetzungen für eine Teilnahme an QiN. Er unterstrich, dass sowohl große Städte, als auch kleine Kommunen an diesem Wettbewerb teilnehmen können. Wichtig sei, ein auf den Ort abgestimmtes Konzept vorzulegen, welches sinnvolle Handlungsziele für eine lokale Verbesserung der Ist-Situation im Zentrum aufzeigt. Neben Sanierungen von Hausfassaden, der Umsetzung von Lichtkonzepten oder der Neugestaltung von Fußgängerzonen sei vieles förderfähig und -würdig. Gepflegte, aufeinander abgestimmte Fassaden laden die Kunden zum Verweilen ein und wecken die Kauflust. Da nicht jeder bereits eine öffentlichprivate Zusammenarbeit vereinbart und das passende Konzept in der Schublade hat, besteht im Rahmen der QiN-Förderung auch die Möglichkeit sich in unterschiedlichen Stadien zu bewerben. Neben der Umsetzung konkreter Vorhaben können auch schon die Konzepte förderfähig sein. Die QiN-Teilnehmer treten untereinander in einen Wettbewerb. Eine unabhängige Jury bestimmt, welche Konzepte förderfähig sind. Aber selbst die Verlierer werden nicht im Regen stehen gelassen. Bereits im Verlauf des Wettbewerbes und dann auch im Anschluss gibt es fachliche Unterstützung, die auf mögliche Stärken und 16 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Seit 50 Jahren fühlen wir uns in Verden zuhause. Dafür danken wir Ihnen. Und wir freuen uns darüber, dass wir als Arbeitgeber und Partner der Kommune in diesen fünf Jahrzehnten einiges zurückgeben konnten. Auf weiterhin gute Nachbarschaft!

Foto: Bilderbox TITELTHEMA Schwächen hinweist und somit auch die Chance bietet, sich nach erfolgloser Teilnahme erneut zu bewerben. Praxisbeispiele zeigen den Weg Abgerundet wurde die IHK-Veranstaltung durch die Präsentation zweier erfolgreicher QiN-Bewerber. Herrmann Nehe, Einzelhändler aus Papenburg, stellte ein Konzept vor, wie die Stadt Papenburg unter Mithilfe der privaten Akteure den langgezogenen Hauptstadtkanal der Meyer-Werft-Stadt für Fußgänger attraktiver gestalten konnte. Anfangs sei es schwierig gewesen, private und öffentliche Akteure an einen Tisch zu bringen, die Mühen aber hätten sich gelohnt. Wir wollten im ersten Anlauf einfach alles und das hat nichts gebracht. Der zweite Anlauf habe dann mit einem kleineren, konkreter gefassten Antrag den erhofften Erfolg gebracht. Nun machen sogar jene mit, die damals eigentlich gar nicht mitmachen wollten. Es seien sogar Anschluss-Projekte geplant, die unterstrichen, dass QiN der Anstoß für eine Reihe von Aktivitäten sein könne. Ein ganz anderes Konzept stellte Peter Lüschper, Geschäftsführer der ETAGE GmbH vor. Unter seiner Mitwirkung hat die Stadt Stadthagen sich erfolgreich im QiN-Wettbewerb beworben. Hier war der Fokus auf die Innenstadt gerichtet, die durch einen hohen Leerstand gekennzeichnet ist. Durch Einbindung der Immobilienbesitzer wurde ein Konzept geschaffen, viele Leerstände baulich zu verbinden, um so die notwendige Flächengrößen für neue Geschäftsmodelle bereitzustellen. Die Einbindung der Immobilienbesitzer, insbesondere die Einbindung von Erbengemeinschaften, war hier die besondere Herausforderung, Hier ist auch mal die Einzelbeatmung in Form von persönlichen Gesprächen mit den Betroffenen gefordert, veranschaulichte Lüschper den auch oftmals nicht einfachen Weg. Für den QiN-Wettbewerb können sich die Teilnehmer noch bis zum 14. Mai bewerben. Dirk Immken IHK Stade Die Vorträge der Veranstaltung können unter www.stade.ihk24.de, Dokument-Nr. 24967 heruntergeladen werden. Weitere Informationen: www.qin-niedersachsen.de Demografie als Chance Ein Gedankenexperiment von Jürgen Lutz W arum wird die demografische Entwicklung in Deutschland und im Elbe-Weser-Raum so apokalyptisch gesehen? Kann sie nicht auch eine Chance sein? Die Welt geht jedenfalls nicht unter. Natürlich wird es Veränderungen geben, Gewohntes bleibt nicht. Fachkräfte werden rar, aber Ältere in Bezug zu ihrem Alter dafür immer fitter. Die Bevölkerung in Orten und Städten vorwiegend ländlicher Räume nimmt ab und deren Potenziale für Nachfrage privater und öffentlicher Dienstleistungen werden dadurch sinken. Andererseits entstehen durch Migration/Zuwanderung neue Bevölkerungsund Kundenpotenziale. Deren Wünsche und Bedürfnisse muss man erkunden und sich darauf einstellen. Neue Kulturen bilden Vielfalt und bereichern. Für den ländlichen Raum stellt sich sicherlich in einigen Teilräumen die Frage: Rückbau gestalten oder sich selbst überlassen? Städte und Ballungsräume werden indessen zur Wunschresidenz der Älteren und der jungen Familien, weil sie einen konzentrierten Lebens- und Versorgungsraum sowie die Innenstädte einen bedeutenden Kommunikationsplatz bilden. Die Städte müssen diese Chance ergreifen und sich darauf einstellen: Ver- Sie sind aktiv, kaufstark und qualitätsbewusst: Für den Handel können Senioren eine attraktive Zielgruppe sein. 18 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Foto: Martin Hutcheson dichtung von Wohnraum, seniorengerechter und barrierefreier Städtebau von der Wohnung bis zum großzügig zu befahrenden Parkplatz. Verkehrskonzepte müssen die Mobilitätsbedürfnisse vermehrt älterer Besucher und Kunden entsprechend berücksichtigen. Erfreulich sind daher nach einer Umfrage des Regionalverbands Südniedersachsen erste Informationen, wonach bei den Kommunen ein Umdenken bei Fragen und Problemen der Siedlungsflächenentwicklung beginnt: keine weiteren Baugebietserweiterungen und Schaffung finanzieller Anreize ausschließlich für Altbausanierungen. Damit vermeiden sie Leerstände und Wertverluste bestehender Immobilien und stärken zugleich den Einzelhandel in den Ortskernen. Leerstandsmanagement, Stadtentwicklungs- und regionale Entwicklungskonzepte sind die richtigen Instrumente. Kleinere Mittelzentren in den ländlichen Räumen kooperieren in der mittelzentralen Versorgungsaufgabe je nach historisch gewachsenem Angebotsschwerpunkt. Nicht in allen Zentren alles anbieten, sondern als kleiner mittelzentraler Kooperationsraum denken, muss das Leitmotto werden. Grundzentren, deren Potenziale heutigen betriebswirtschaftlichen Anforderungen moderner Handelsbetriebe nicht mehr entsprechen, kooperieren mit Nachbargemeinden, um so wieder ausreichende Potenziale für moderne Nahversorgung zu generieren - einer für alle in Form von so genannten Scharnierstandorten. Natürlich können Genossenschaftsläden Lücken während der Umstellung überbrücken oder Nischen besetzen. Auch mobiler Handel übernimmt schon heute wichtige Versorgungsfunktionen. Doch letztlich wünschen sich die meisten Menschen moderne, leistungsfähige, angebotsvielfältige Versorgungseinrichtungen auch im ländlichen Raum. Für das Handelsgeschäft bedeutet der Wandel, sich auf die neue Kundenstruktur auszurichten. Das betrifft Standort, Ladengeschäft, Sortiment einschließlich Dienstleistung, zielgruppengerechte Kommunikation/Ansprache und Personal. Durch die Kundenveränderungen ergeben sich für Dienstleister neue Marktchancen und Möglichkeiten, sich selbstständig zu machen. Handel und Dienstleistungen können und müssen sich darauf einstellen. Marktforschung, Kundenanalyse, Zielgruppenbestimmung, Mitarbeiterentwicklung sind doch bekannte Begriffe. Wo also ist das Problem? Gut die Wege werden ein wenig weiter und damit unbequemer, aber es bleibt zumutbar. Die Qualität bleibt erhalten, ja könnte steigen. Auch im Weinbau hat Beschränkung letztlich zu mehr Qualität geführt. Veränderung ist oft unbequem, aber birgt Chancen. Pfiffige erkennen diese und ergreifen sie. Dann hat demografischer Wandel auch nichts mehr mit Apokalypse gemein. Freuen wir uns darauf. Dann Kooperation heißt das Zauberwort fällt die Vorbereitung leichter. Und der ländliche Raum bleibt lebenswert. Jürgen Lutz IHK Stade Jürgen Lutz Hökerstr. Nordersteinstr. 59 27472 Cuxhaven www.schuhhaus-ney.de Wirtschaft ElbeWeser 3/10 19

TITELTHEMA Fotomontage: Planungsbüro cappel + partner Städtebauförderung: Eine Chance für den Handel Mit einem Sanierungskonzept für die Innenstadt Süd will Bremervörde sein Zentrum wieder attraktiv machen. Mit der Programmkomponente Aktive Stadt- und Ortsteilzentren setzen Bund und Länder im Rahmen der Städtebauförderung einen Schwerpunkt, der städtische und gemeindliche Zentren nachhaltig aufwertet. Nicht nur das innerstädtische Wohnen soll so attraktiv bleiben. Zahlreiche Innenstädte werden heute nicht mehr ihrer Funktion als zentrale und vitale Einkaufstandorte gerecht. Vielerorts sind verwaiste Geschäfte und sonstiger gewerblicher Leerstand zu beklagen, die Umsätze sinken. Daher zielt das Förderungsprogramm auch wesentlich darauf ab, diese funktionalen Mängel mit zielgerichteten Maßnahmen zu beheben und den Handel zu stärken. Das Förderungsprogramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren bietet Städten und Kommunen die Möglichkeit, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten diese Maßnahmen zu realisieren, denn zwei Drittel der Investitionen werden von Bund und Ländern getragen. Die Stadt Bremervörde hat diesen Weg eingeschlagen und ist mit dem Sanierungsgebiet Innenstadt Süd 2008 in das Städtebauförderungsprogramm aufgenommen worden. Das Mittelzentrum Bremervörde (rund 19.000 Einwohner) ist staatlich anerkannter Erholungsort im Elbe-Weser- Gebiet. Voraussetzung für die Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm war die Durchführung von vorbereitenden Untersuchungen, mit denen die Bremer BauBeCon Sanierungsträger GmbH beauftragt wurde. Die BauBeCon ist außerdem bis zum Abschluss des Gesamtprozesses treuhänderisch für die Stadt als Sanierungsträgerin tätig. Das Sanierungsgebiet Innenstadt Süd zeichnet sich durch eine Co-Existenz von Wohnstraßen und Gewerbeflächen aus. Gravierende städtebauliche und verkehrliche Mängel, so die Untersuchungsergebnisse, haben zu erheblichen Funktionsverlusten geführt, unter denen vor allem die Geschäfte und somit die gesamte Innenstadt als zentrales und ansprechendes Versorgungsgebiet - leiden. Hier setzen die Leitziele der Sanierung an: Das Planungsgebiet, vor allem die Einkaufsstraße Alte Straße soll wieder ein attraktiver Standort mit wirtschaftlichem Potenzial werden, damit sich durch Neuansiedlung das innerstädtische Sortimentsangebot für die Kunden verbessert und der erhebliche Leerstand wieder deutlich zurückgeht. Die Trennwirkung zum nördlich angrenzenden Geschäftszentrum, die besonders durch den starken Durchgangsverkehr entsteht, soll aufgehoben werden. Kunden sollen die Innenstadt Bremervördes wieder fußläufig erleben können und ihre Innenstadt durch einen bunten Mix aus Geschäften, Gastronomie und Kultur positiv wahrnehmen. Die entsprechenden Maßnahmen, die bis 2015 umgesetzt werden, sind unter Beteiligung der Grundstückseigentümer, Bewohner, Mieter und Pächter des Sanierungsgebietes sowie den sonstigen von der Sanierung Betroffenen erarbeitet worden und im städtebaulichen Rahmenplan formuliert. Auch das Einzelhandelskonzept, das die Stadt seit 2005 steuert, ist in die Planung einbezogen worden. So werden die För- 20 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

dermittel zum Beispiel für die Aufwertung des öffentlichen Raumes, wie etwa die Schaffung von neuen kundenfreundlichen Parkplätzen, Verkehrsberuhigung und Umgestaltung der Straße sowie zur (Fassaden-) Modernisierung von Einzelhandelsgeschäften eingesetzt. Außerdem wird in die Wiedernutzbarmachung von Grundstücken mit leer stehenden Gebäuden und Brachflächen investiert. Förderfähig sind aber auch nicht investive Maßnahmen, wie beispielsweise die Öffentlichkeitsarbeit und ein Citymanagement, wenn es der Vorbereitung einer investiven Maßnahme dient. Marion Albers Im Kern des Sanierungsgebietes liegt die Alte Straße. WIRTSCHAFT Elbe Weser IHK Themenvorschau 2010 Wirtschaft ElbeWeser 3/10 21

TITELTHEMA Fotomontage: Planungsbüro cappel + partner Kooperativ und transparent Ein Kommentar D ie Stadt Bremervörde ist auf einem guten Weg. Sie nutzt die Chance, die ihr die Aufnahme in das Städtebauförderprgramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren bietet und schiebt einen Prozess an, von dem Gewerbetreibende und Bürger in Bremervörde nachhaltig profitieren können. Eine Sanierung der Innenstadt Süd wird dem städtischen Gesamtbild und ihrer Funktion als urbanes Wohn- und Einkaufsviertel gut tun. Auch wenn mit der Initiative Bremervörde 21 und dem Einzelhandelskonzept schon länger gute Ideen für die Entwicklung der City auf dem Tisch liegen: An der Notwendigkeit für eine Sanierung besteht kein Zweifel, denn und diesen Schuh muss sich die Stadt anziehen es ist zu lange zu wenig passiert. Jetzt gilt es, vor allem den Bereich Alte Straße, der optisch nicht überzeugt und durch die Trennwirkung gekennzeichnet ist, wieder zu einer attraktiven Einkaufslage aufzuwerten, die von den Kunden gerne frequentiert wird und wo sich neue Geschäfte ansiedeln wollen, eben weil sie durch die Lage Umsatzpotenzial sehen. Wird dieses Ziel durch die Umsetzung von entsprechenden baulichen und gestalterischen Maßnahmen erreicht, gelingt auch die Anbindung an das nördliche Zentrum, und die City Bremervördes kann sich wieder als zentraler Versorgungs und Erlebnisbereich präsentieren. Dass die Stadt schon frühzeitig die betroffenen Händler, Dienstleister und Anwohner mit ins Boot geholt und stets Gesprächsbereitschaft sig - nalisiert hat nicht nur in den Arbeitskreisen - ist positiv. Auch die Idee eines quartalsmäßigen Berichtes ist richtig, damit den Sorgen der Menschen begegnet werden kann. Vor allem aber muss zeitnah mit den Maßnahmen begonnen werden, damit es nicht bei der guten Absicht bleibt. Wenn neben der großen Grundlinie jetzt die ersten Erfolgserlebnisse zu sehen sind, dann stehen die Chancen sehr gut, dass die Stadt Bremervörde den eingeschlagenen Weg erfolgreich zu Ende geht. Jürgen Lutz IHK Stade 22 Wirtschaft ElbeWeser 3/10

Foto: Bilderbox Einzelhandelsverband: 2010 kein weiterer Rückschlag Verhalten äußert sich der Einzelhandelsverband Deutschland (HDE) zur Situation im Handel. Die Erwartungen für 2010 liegen ähnlich wie die für das vergangene Jahr: Bilanz 2009: Anders als viele Branchen ist der Einzelhandel noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Nach den vorläufigen Ergebnissen des statistischen Bundesamtes hat der klassische Einzelhandel, also ohne Kfz-Handel, Brennstoffe und Apotheken, 2009 nominal 1,6 Prozent weniger umgesetzt als noch im Vorjahr. Preisbereinigt betrug der Rückgang 1,9 Prozent. Damit lag der Umsatz bei 392,1 Milliarden Euro. Das waren 6,5 Milliarden Euro weniger als 2008. Prognose 2010: Der HDE hält es für wahrscheinlich, dass der Einzelhandel 2010 keinen weiteren Rückschlag erleben wird. Er wird seinen Vorjahresumsatz voraussichtlich halten können. Preisbereinigt würde dies einer Entwicklung von minus 0,5 Prozent entsprechen. Zwar werde der Handel in diesem Jahr nicht abstürzen. Aber ein Ergebnis auf dem schwachen Vorjahresniveau sei kein Grund zum Jubeln. Die Lage bleibe angespannt. Preisentwicklung: Bereits seit Jahren sorgt der intensive Wettbewerb im Einzelhandel für eine äußerst moderate Entwicklung der Einzelhandelspreise in Deutschland. Veränderungen wie gestiegene Einkaufspreise oder auch niedrigere Rohstoff- und Energiepreise würden an die Kunden weitergegeben, so der HDE. Dies sei ein sicheres Zeichen für einen funktionierenden Wettbewerb zum Nutzen der Verbraucher. In diesem Jahr rechnet der HDE mit einer leicht anziehenden Teuerungsrate. Sie werde aber nach wie vor moderat sein. Die Einzelhandelspreise würden 2010 im Schnitt um etwa 0,5 Prozent anziehen. Die Verbraucherpreise würden voraussichtlich um etwa ein Prozent zulegen. Damit würden die Einzelhandelspreise weiterhin leicht unterhalb der Verbraucherpreise insgesamt liegen. Die Preisentwicklung werde 2010 die Kaufkraft nicht markant belasten. Beschäftigung: Trotz Wirtschaftskrise und Umsatzrückgang hat der Einzelhandel laut HDE neue Arbeitsplätze geschaffen. Das belegten die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Sie zählte insgesamt 40.000 neue Beschäftigungsverhältnisse (Stichtag 30. Juni 2009 im Vergleich zum Vorjahresmonat). Bei drei Vierteln davon (29.000) handele es sich um sozialversicherungspflichtige Stellen: 6.000 Vollzeitjobs und 23.000 Teilzeitjobs. Bei einem Viertel der neuen Stellen (etwa 11.000) handele es sich um geringfügige Beschäftigungsverhältnisse. Von diesen Minijobs werden 10.000 als Nebentätigkeit ausgeübt. 2500 Referenzen sprechen eine deutliche Sprache Das individuelle Bau-System Entwurf und Planung Schlüsselfertig Festpreis Fixtermin 40 Jahre Erfahrung Alles aus einer Hand Wir beraten Sie gern persönlich: Dipl. Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG Postfach 12 61 24591 Hohenwestedt Telefon 04871 / 778-0 Fax 778-105 email info@bartram-bau.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON www.bartram-bau.de Wirtschaft ElbeWeser 3/10 23

Foto: Kronberg TITELTHEMA Richtig reinknien Im Textil- und Möbelgeschäft Mohr in Dollern wird der Nachwuchs mit sehr viel Engagement ausgebildet. Das spricht sich rum. Der Lohn sind gute Bewerber und am Ende Einzelhändler, die mit Leib und Seele dabei sind. J edes Jahr bietet der Einzelhandel zahlreiche Ausbildungsplätze mit einer Vielfalt von Schwerpunkten an. Und tatsächlich lassen sich viele junge Menschen zu Einzelhandelskaufleuten ausbilden, so dass fast überall ausreichend Nachwuchs vorhanden ist. Noch. Denn auch hier wird sich in den kommenden Jahren der vielbeschworene demografische Wandel bemerkbar machen. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass Jugendliche in den Handel ausweichen, weil sie ihren ursprünglichen Berufswunsch nicht verwirklichen konnten. Deshalb sind sie zwar nicht zwangsläufig weniger engagiert, doch ist es für Betriebe sicherlich erstrebenswerter, erste Wahl zu sein. Das Kaufhaus Mohr ist indessen in der glücklichen Lage, zwischen vielen Bewerbern aussuchen zu können, die unbedingt nach Dollern möchten und gute Qualifikationen mitbringen. Das sind fröhliche, frische junge Leute, die gern mit anderen Menschen zu tun haben, freut sich Personalleiter Joachim Rezemblewski. Erstaunen tut es ihn hingegen nicht, denn Mohr kniet sich in die Ausbildung richtig rein, und das spricht sich rum. Zwar hat sich das Unternehmen auch schon auf Ausbildungsmessen präsentiert, doch Anzeigenschaltungen oder andere Maßnahmen zur Nachwuchsrekrutierung Personalleiter Joachim Rezemblewski und Ausbildungsbetreuerin Imke Lohmann sorgen dafür, dass die Ausbildung im Kaufhaus Mohr einen hohen Stellenwert hat. sind unnötig. Über Mundpropaganda spricht sich die Qualität der Ausbildung von Jahrgang zu Jahrgang herum. Gleich zu Beginn der Ausbildung erhalten die jungen Leute über ein zweitägiges Berufseinführungsseminar einen Einblick in ihre zukünftige Tätigkeit. Den ersten Tag gestaltet der Einzelhandelsverband, den zweiten wir. Der ist dann ganz auf unser Haus zugeschnitten, berichtet Imke Lohmann, die sich bei Mohr ausschließlich um die Auszubildenden kümmert. Ein Luxus, sagt sie. Aber einer, der sich offensichtlich bezahlt macht. In den ersten Tagen bekommt jeder neue Auszubildende einen Paten zur Seite gestellt, der Vertrauensperson ist und Fragen beantwortet, die sich die Jugendlichen vielleicht sonst nicht zu stellen trauen, beispielsweise nach der richtigen Arbeitskleidung. Jede Woche unterrichtet Imke Lohmann den Nachwuchs zusätzlich zur Berufsschule, beispielsweise in Waren- und Verkaufskunde. Das gibt es an den Berufsschulen fast nicht mehr, so Lohmann, der betriebsspezifische Unterricht kommt zu kurz. Darum schließt Mohr diese Lücke eigenständig. Genau wie alle anderen Mitarbeiter nehmen die Auszubildenden außerdem an monatlichen Verkaufstrainings teil. Nach dem Motto fördern und fordern werden sie in Förderkreise der Kategorien A, B und C eingeteilt mit Aufstiegsmöglichkeiten. Der Weg dorthin wird in Gesprächen aufgezeigt. Dieses Verfahren hat sich als motivierend erwiesen, sagt Joachim Rezemblewski. Die A-Kreise dürfen dann mal beim Einkauf mitfahren und Firmen besichtigen, eine verlo - ckende Aussicht. Die erfahreneren Auszubildenden bereiten Präsentationen für die Neulinge vor und bearbeiten im Hinblick auf das dritte Ausbildungsjahr und die Prüfung kleine Projekte, zum Beispiel zur Frage der attraktiven Warenpräsentation. Manchmal nimmt Imke Lohmann ihre Schützlinge auch mit nach Hamburg. Dort veranstaltet sie Rallyes. Mit der Textilverkäufermütze auf dem Kopf erkunden die Auszubildenden die Innenstadt und betreten auch Läden, in die sie sich sonst nie getraut hätten, weiß Lohmann. Dann kribbelt es im Bauch, und der Spaß am Lernen wächst noch. Was die Ausbildung im Einzelhandel darüber hinaus attraktiv macht, sind die einzigartigen Karrierechancen, so Rezemblewski: Bei uns gibt es Aufstiegsmöglichkeiten wie in kaum einer anderen Branche. Kirsten Kronberg IHK Stade 24 Wirtschaft ElbeWeser 3/10