Erfahrungsbericht IAESTE Tunesien 2010



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Transkript:

Erfahrungsbericht IAESTE Tunesien 2010 Vorwort Zu Beginn meines Praktikums habe ich gerade das sechste Semester meines Luft- und Raumfahrttechnik Studiums an der TU-München abgeschlossen. Das Praktikum in Tunesien dauerte sechs Wochen und fand genau in der vorlesungsfreien Zeit im August und September statt. Wie auch bei allen anderen Praktikanten des Jahres 2009 fand mein Praktikum in der Hauptstadt Tunis statt. Vorbereitung Nachdem ich bei der Vergabe der Plätze hier in München einen Platz erhalten und die Kaution bezahlt habe, waren für die Tunesier noch einige Unterlagen zu sammeln und diese baldmöglichst abzusenden. Eigentlich kann der Fahrtkostenzuschlag erst beantragt werden, wenn eine konkrete Zusage der Firma bei der das Praktikum durchgeführt wird vorliegt, aber für die IAESTE Studenten wird hier eine Ausnahme gemacht. Ein Anruf beim betreffenden Sachbearbeiter ist aber hilfreich (er empfiehlt, man solle auf seinem Antrag kenntlich machen, dass das Praktikum mit IAESTE durchgeführt wird). Meine Bestätigung der Firma kam dann auch, im Vergleich zu den anderen IAESTE Praktikanten, relativ zügig. Einige Wochen vor dem Beginn des Praktikums sollte ich mich dann noch persönlich bei meinem Chef melden, der mir noch einmal einen kleinen Überblick über meine Aufgaben und die Firma selbst gab. Darüber hinaus wollte er auch sicher gehen, dass der Praktikant überhaupt nach Tunesien kommt. Zur weiteren Vorbereitung habe ich noch die Versicherung des DAAD abgeschlossen (so etwas wie eine Langzeitauslandskrankenversicherung). Wichtig ist noch, den Flug möglichst früh zu buchen, weil die Preise im Juli und August bei längeren Aufenthalten astronomische Summen annehmen (hier Flug über Paris mit Air France 430 Euro). Die Fluggesellschaft Tunis Air hat ein Büro in München bei dem man anrufen kann und als Student

häufig bessere Preise bekommt als im Internet. Des Weiteren bietet sich ein Umbuchbares Ticket an, da man so seinen Aufenthalt flexibler gestalten kann (hatten viele der anderen Studenten die nach Tunesien kamen, ist aber in Deutschland nicht üblich und daher sehr teuer). Weiter ist noch zu beachten, dass kein tunesisches Geld eingeführt werden darf, und somit vor Ort gewechselt werden sollte (man kann auch in Deutschland tunesisches Geld bekommen und kontrolliert wird das bei der Einreise eigentlich auch nicht, aber ist halt eigentlich verboten). Zum Geldwechseln bietet sich vor allem die Avenue Habib Bourguiba an, die bekannteste Straße im Zentrum von Tunis. Der Wechselkurs in den Wechselstuben ist meist besser als bei den Banken oder am Geldautomat. In Sachen Geld genügt eine einfache EC-Karte zum Geldabheben, eine Kreditkarte kann jedoch auch nicht schaden. Bezahlt werden kann mit Kreditkarte eigentlich nur bei den modernen Ketten aus Frankreich und den großen Supermärkten. Bei mangelnden Französisch-Kenntnissen sollte man sich den Einsatz des Plastikgeldes aber gut überlegen, da es nur selten problemlos funktioniert. Also mein Rat: vorher über Gebühren an Automaten informieren (es soll Kreditkarten ohne Gebühren an Automaten geben) oder Euro mitbringen und im Tresor der Firma deponieren. Geldautomaten gibt es jedenfalls mehr als genug. Anreise und Unterbringung Die Anreise ist wohl der einfachste Teil des Aufenthaltes: Ich musste den Tunesiern zuvor Bescheid geben wann mein Flugzeug ankommt, und nach der Ankunft wartete schon ein tunesischer Student mit einem Auto auf mich, um mich zur Unterkunft zu bringen. Nachdem ich die tunesische Mentalität nun kenne, kann ich aber nur empfehlen, sich zumindest die Telefonnummer des Abholers oder eines Ansprechpartners geben zu lassen. Ich glaube aber, dass während meiner sechs Wochen nur bei einem Studenten die Abholung nicht ganz funktioniert hat. Hierbei möchte ich noch ein Lob aussprechen, da wirklich zu jeder Zeit (also auch um 5 Uhr morgens oder mitten in der Nacht, die IAESTE Studenten vom Flughafen ab-

geholt werden). Für die Unterkunft werden von IAESTE Tunesien ganzjährig drei Wohnungen in einem Wohnhaus in La Goulette angemietet. Überschreitet die Anzahl der Studenten die Anzahl an Betten, so wird auf die Jugendherberge in der Medina ausgewichen. Beide Unterkünfte haben vor und Nachteile: in der Medina wohnt man zentral im Zentrum, hat Internet und eine grandiose Dachterrasse. In La Goulette hat man dafür den Strand direkt vor der Haustüre, kein Internet, wohnt direkt neben der Moschee und ins Zentrum muss man 15 Minuten mit der Bahn fahren. Wegen der Moschee empfehle ich dringend Ohropacks einzupacken, dann hat man einen wunderbaren Schlaf. Die Unterkunft war für tunesische Verhältnisse mit ca. 80 Euro im Monat sogar etwas teuer, abgerechnet wurde dafür auf den Tag genau. Mein Zimmer war ein Dreibettzimmer, jedoch waren nicht immer alle Betten belegt, was den Vorteil hatte, dass mein Besuch aus Deutschland auch in der Unterkunft übernachten konnte. Die Wohnung war sehr einfach eingerichtet, ohne Klimaanlage und auch in einem etwas schlechten Zustand. Um die Reparaturen haben sich die IAESTE Tunesien Studenten gekümmert, was teilweise etwas chaotisch war. Als Besonderheit sei noch die Gasversorgung unserer Wohnung genannt, die mit einer 5 kg Propangasflasche gewährleistet wurde. Das bedeutet, dass in regelmäßigen Abständen nur noch kaltes Wasser aus der Leitung kam und eine neue Flasche angeschafft werden musste. Die Wohnung war aber sicherlich ein Erlebnis das man nicht verpassen sollte, zudem der größte Vorteil darin besteht, dass alle IAESTE Studenten an einem, oder besser gesagt an zwei, Orten wohnen und nicht verteilt in der Stadt. Außerdem bekommt man die Tunesische Kultur mitten im Wohngebiet ganz anders mit als in den modernen Vororten oder im Hotel. Betreuung vor Ort Während der Monate Mai bis September sind die meisten Studenten in Tunesien, zwischen Juni und August sind es ca. 40. Zu Beginn des Aufenthaltes musste sich jeder Student eine tunesische Handy-Karte kaufen, mit der man für rund 2 Cent pro Minute nationale Gespräche jeglicher Art und internationale Gespräche für rund 40 Cent pro Minute führen kann. Mit dieser Handy-Karte ausgestattet, war auch jederzeit einer der IAESTE Studenten zu erreichen und stets hilfsbereit Fragen zu beantworten. Die Englischkenntnisse der tunesischen

Studenten waren sehr gut, was aber auch sicher auf den vielen Umgang mit den internationalen Studenten zurückzuführen war. Die Sprachkenntnisse der internationalen Studenten waren definitiv auch ausreichend, gesprochen wurde immer Englisch. Für Party und Freizeitaktivitäten waren die Tunesier immer offen und meist auch in großer Zahl vertreten. Wie schon zuvor angesprochen hakte es etwas bei Problemen am Haus. Man muss den Tunesiern jedoch hoch anrechnen, dass sie während des Ramadan mit uns Ausflüge unternahmen, obwohl sie den ganzen Tag nichts essen und trinken durften. An fast jedem Wochenende wurde ein Ausflug organisiert, wodurch ich selbst nach sechs Wochen sehr viel von Tunesien gesehen habe. Da die Aufenthaltsdauer der Studenten von vier Wochen bis drei Monate schwankte, wurden zwangsläufig Ausflüge wiederholt, man konnte aber auch auf eigene Faust ohne Probleme in kleineren Gruppen losziehen. Krönung des Ausflugspaketes war eine viertägige Busreise in den Süden des Landes. Transport: Tunis besitzt ein relativ gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz, zu dem zahlreiche Bus- und Straßenbahnlinien sowie eine Art S-Bahn-Linie gehören. Die Fahrpreise richten sich nach der Fahrtstrecke und variieren zwischen 30 Cent und einem Euro. Da die Busse sehr alt sind kommt es des Öfteren vor, dass ein Bus während der Fahrt die Weiterfahrt verweigert. Grundsätzlich gibt es auch keinen wirklichen Fahrplan, sondern eher Intervalle, in denen die Busse hoffentlich dann auch kommen.

Ich persönlich fand die Busfahrten (die übrigens nicht klimatisiert sind) immer ein Erlebnis, das man auch nicht auslassen sollte. So hat es mich am Anfang auch nicht gestört, wenn einfach kein Bus kommt. Wenn man dann eine Stunde zu spät zur Arbeit kommt, macht das auch nichts, da bei uns im Büro das Problem mit den Bussen weitreichend bekannt war. Nach zwei Wochen des Busfahrens hat sich mir dann jedoch die Möglichkeit geboten, mit zwei anderen Praktikantinnen ein Taxi zur Arbeit zu teilen, was die Fahrzeit bei gleichem Preis auf ein Viertel schrumpfen ließ. Im Vergleich zu Deutschland ist Taxifahren in Tunesien spottbillig und man wundert sich teilweise, dass überhaupt die Benzinkosten wieder erwirtschaftet werden. Zum Beispiel kostet eine rund halbstündige Fahrt im Taxi in das neueste Einkaufszentrum einige Kilometer vor den Toren der Stadt ca. 8 Euro. Um die Liste der Transportmittel abzurunden, sind noch Zug und Louage zu nennen. Mit dem Erstgenannten lassen sich vor allem die großen Städte entlang der Küste schnell und günstig erreichen. Für längere Fahrten empfehlen sich die klimatisierten Schnellzüge. Louage sind kleine Sammeltaxis die von entsprechenden Parkplätzen direkt in andere Städte fahren, somit erreicht man auch kleinere Städte sehr schnell. Für zwei Ausflüge haben wir ein Auto gemietet, jedoch sollte hierzu auf jeden Fall ein Tunesier alles mit der Autovermietung klären, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Abgesehen vom absolut chaotischen Verkehr in Tunis, war für mich hier die größte Umstellung, dass es in tunesischen Städten keine Anschnallpflicht gibt und in Taxis die Gurte oft gänzlich fehlen, aber man gewöhnt sich zwangsläufig daran. Einkauf und Verpflegung: Im ursprünglichen Tunesien blüht noch der Einzelhandel mit winzigen Geschäften und Imbissständen. Für einen Einkauf in diesen Läden ist jedoch ein Mindestmaß an Französischkenntnissen erforderlich, was mich dazu bewogen hat, hauptsächlich in den moderneren

Supermärkten französischer Ketten einkaufen zu gehen. Die modernen Megastores stehen dabei den deutschen Standards in nichts nach und es bleiben keine Wünsche offen. Europäische Produkte sind jedoch viel teurer als in Europa und Fleisch wegen der enormen Hitze eher Mangelware. Sehr angenehm sind auch die niedrigen Preise in den Restaurants, was uns oft dazu bewogen hat, abends essen zu gehen, wobei dieser Luxus mit dem Beginn des Ramadan urplötzlich beendet wurde. Arbeit Mein Arbeitsplatz lag in Du Lac, einem der neuen noblen Vororte von Tunis, der durch saudische Investoren komplett neu aus dem Boden gestampft wurde und Zeuge des enormen tunesischen Wirtschaftswachstums ist. Unser Büro war daher auch sehr modern ausgestattet und verfügte natürlich auch über eine Klimaanlage. Die Firma an sich vertreibt deutsche und französische Klimaanlagen für spezielle Anwendungen mit hohen Luftreinheitsanforderungen in Tunesien. In Ermangelung meiner französischen Sprachkenntnisse haben sich alle Kollegen sehr bemüht mit mir Englisch zu sprechen, wobei gerade bei den Älteren einige Kommunikationsprobleme auftraten. Als Folge daraus hatte ich einen sehr jungen Mitarbeiter zur Seite gestellt bekommen, dem ich dann über die Schultern schauen durfte. Nach einiger Zeit der Einarbeitung durfte ich auch selbst tätig werden, jedoch nicht ins operative Geschäft eingreifen, was auch verständlich war. Zur Abwechslung durfte ich dann auch hin und wieder mit den Mechanikern ausrücken um Reparaturen auszuführen oder neue Projekte zu begutachten. Hier war ich dann völlig auf nonverbale Kommunikation angewiesen, was jedoch einigermaßen gut funktioniert hat. Problematisch war eher die mittägliche Hitze von über 40 C auf den Dächern von Tunis. Im Großen und Ganzen habe ich sogar noch aus der Arbeit etwas fürs Studium mitnehmen können, was nicht bei allen Praktikumsplätzen selbstverständlich war. Insgesamt wurde ich sehr gut von meiner Firma behandelt, kein einziges Mal zum Kopieren oder Kaffee kochen geschickt und sogar von meinen Kollegen nach Hause eingeladen. Zu Beginn hat mich die sehr große Gastfreundschaft überwältigt, da man dies in Deutschland so nicht gewohnt ist. Sehr angenehm ist, dass in den heißen Sommermonaten in vielen Firmen in Tunesien, wie auch in meiner Firma, nur von 9 Uhr bis ca. 14 Uhr gearbeitet wird, wodurch noch sehr viel Zeit für Freizeitaktivitäten bleibt. Allgemein ist es in Tunesien auch üblich bei 40 C mindestens in langer (meist schwarzer) Hose und natürlich Hemd zur Arbeit zu kommen. In meinem Büro sah man das jedoch etwas lockerer und ich durfte auch in Shorts und T-Shirt zur Arbeit erscheinen.

Abgesehen von meinen eigenen Arbeitserfahrungen kann ich noch sagen, dass vor allem auch viele Architekturstudenten in Tunesien waren. Besonders im Designbereich durften sich diese Studenten selbst austoben und wurden auch aktiv in Projekten eingesetzt. Da in Tunesien sehr viel gebaut wird, haben die meisten Architekturbüros eine sehr gute Auftragslage und können die europäischen Studenten mit ihren Ideen sehr gut gebrauchen. Fazit: Aufgrund der vielen Erlebnisse und der ganz anderen Welt und Einstellung der Tunesier, kann ich einen Aufenthalt nur empfehlen. Ich denke man kann noch mehr mitnehmen, wenn man auch französisch spricht, da man zum einen viel selbstständiger ist und zum anderen bei Einladungen zu Tunesiern sich auch mit anderen Leuten als dem Einladenden unterhalten kann. Das Leben in Tunesien ist sehr billig, was sich auch in den 150 Euro Lohn pro Monat widerspiegelt. Für den dekadenten Lebensstil der Praktikanten und die vielen Ausflüge ist aber sicher viel mehr Geld von Nöten. Als größten Pluspunkt sehe ich in Tunesien die Einblicke in die arabische Welt, wobei auch einige der anderen Praktikanten aus arabischen Ländern gekommen sind. Des Weiteren empfand ich das gemeinsame Wohnen als unschlagbaren Pluspunkt, da man sehr schnell die anderen Praktikanten kennenlernt und auch sehr viel über deren Kulturen erfährt, sei es beim gemeinsamen Essen oder einfach im täglichen Leben. Ich glaube auch, dass man das hier gesagte, erst richtig versteht, wenn man es selbst erlebt hat. Ich hoffe ich konnte mit meinem Bericht auch zukünftige Praktikanten von einem Praktikum mit IAESTE im Allgemeinen und in Tunesien im Speziellen begeistern.