Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Hasselt, Belgien. - Sommersemester 2010 -



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Transkript:

Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Hasselt, Belgien - Sommersemester 2010 - Hat man einmal im Ausland gelebt, holt einen das Fernweh immer wieder ein. Bereits nach dem Abitur verbrachte ich sechs Monate in Großbritannien als Au-Pair in einer Gastfamilie. Und so war der Wunsch groß, erneut Erfahrungen in einem fremden Land zu sammeln, eine andere Lebensweise kennen zu lernen und in einer fremden Sprache das alltägliche zu bewältigen. Freund, Hund, Freunde und Familie würden im Zweifelsfall schon auf mich warten, hoffte ich. Und wäre da nicht eine befreundete Kommilitonin gewesen, die meinte: Du erzählst mir seit Anfang des Studiums, dass du gerne ein Auslandssemester machen möchtest, dann mach es endlich!, hätte ich es am Ende wohl dennoch nicht gemacht. Leider ist das Leben im Ausland meist mit höheren Kosten verbunden als in den heimischen Gefilden, wo es bereits teuer und nur schwierig zu finanzieren ist. Sieben Semester lang ließ ich mich abschrecken, auf das verlockende Angebot des FH-Austauschprogramms einzugehen. Dann holte ich mir einen Termin bei dem internationalen Koordinator unseres Fachbereiches Prof. Trenczek um Ihn nach Möglichkeiten und Rat zu fragen. Dessen Antwort auf meine Zweifel: Wenn Sie dem Grunde nach Anspruch auf BaföG haben, dann bekommen Sie auch Auslands-BaföG und können sich den Aufenthalt finanzieren. Dieser Satz lies mich hoffen. Trotzdem zögerte ich. Würde das Geld reichen? Was wenn nicht? Am Ende stellte sich heraus, dass man mit dem Auslands-BaföG und der Förderung durch das Erasmus-Programm selbst in einem sehr teuren Land wie Belgien, für das ich mich letztlich entschied, gut leben kann. Einen kleinen Haken gab es noch. Da ich so lange gehadert hatte, stand mein letztes Semester vor mir und ich wollte wenn, dann gleich im bald beginnenden Sommerstester loslegen, damit sich das Studium nicht all zu weit nach hinten verschob. Das Schloss einige Partneruniversitäten aus, die Seminare nur in der jeweiligen Landessprache anboten. Doch gibt es einige Hochschulen, welche Englische Programme für internationale Studenten anbieten. Dank einer wirklich große Ausnahme und einer Portion Glück, denn so schnell geht es normalerweise nicht, erschien die Möglichkeit neues kennen zu lernen immer wahrscheinlicher. Einige Telefonate, ein paar E-Mails, etliche Formulare und doch war ich an der XIOS Hogeschool Limburg in Hasselt/Belgien angemeldet. Dafür bin ich allen Beteiligten dankbar! XIOS Hogeschool Limburg

An dieser Stelle ein Tipp für alle, die darüber nachdenken während des Studiums ins Ausland zu gehen: tut es so früh wie möglich! Es muss nicht nur alles etliche Monate im Voraus organisiert werden, um am Ende nicht in Eile alle möglichen Unterlagen und Anträge zusammen zu suchen, hinzu kommt, dass für Erasmusstudenten meist nur Kurse des Grundstudiums bzw. der ersten zwei Studienjahre auf Englisch angeboten werden. Da ich mich noch im Diplomsystem und noch dazu im Hauptstudium befand, waren einige Kurse, die ich mir raussuchte Wiederholung. Ich nutze die Gelegenheit den Stoff auf Englisch zu lernen bzw. besuchte am Anfang auch ein Seminar für die einheimischen Studenten in der Landessprache. Es gab jedoch einige Kurse wie z.b. Sozialphilosophie oder Europäische Integration und Belgien in Europa, welche die FH Jena gar nicht anbietet und die ich mit Interesse verfolgte. Ferner ist am Anfang des Studiums auch ein Studiumsalltag gibt es auch im Ausland. Praxissemester im Ausland möglich. Ein weiterer Tipp: Geht im Wintersemester ins Ausland. Im Herbst beginnt an den meisten Hochschulen das akademische Studienjahr und somit werden auch eine Menge Infoveranstaltungen und Einführungskurse angeboten. Sowohl in den Studienfächern als auch spezielle Willkommensveranstaltungen für ausländische Studierende. An der XIOS gibt es z.b. eine sogenannte Einführungswoche mit Stadtführung, Überlebenskurs Niederländisch, ersten gemeinsamen Ausflügen und vieles mehr. Das Beste: dafür gibt es bereits Studiencredits. Da die meisten Erasmusstudenten gleich zwei Semester an der Partnerhochschule verbringen, werden im Sommersemester keine solchen Veranstaltungen mehr angeboten. Ich musste mich also zunächst allein zurecht finden. Mein Empfang an der XIOS Hogeschool war dennoch herzlich. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Tag. Der internationale Koordinator des Fachbereichs Sozialwesen an der XIOs, Johan Deville, hatte sich viel Zeit genommen, um mit mir Formalitäten zu klären und meine vorher gewählten Kurse zu besprechen. Außerdem half er mir bei der Einschreibung im Studentensekretariat und gab mir nicht zuletzt die ersten Tipps für das Leben in Belgien. Herr Deville vermittelte mir bereits am Anfang, das er immer ein offenes Ohr für Fragen hatte und sich gerne über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Belgien und Deutschland austauschte. Er war den ganzen Erasmusaufenthalt über hilfreich und sprach zudem die meiste Zeit Deutsch. Belgien ist ein geteiltes Land könnte man fast sagen. Die drei offiziellen Sprachen sind Französisch, Flämisch und Deutsch. Im südlichen Teil des Landes, in Wallonien, spricht man Französisch. Im Südosten lebt die Deutschsprachige Gemeinschaft und im Norden, in Flandern ist Flämisch, ein Dialekt des Niederländischen, die offizielle Amtssprache. In Hasselt wurde Flämisch gesprochen. Mit Englisch kann man sich innerhalb der Bevölkerung und im Supermarkt oder der Apotheke sehr gut verständigen. Meine Anmeldung beim Bürgeramt konnte ich sogar auf Deutsch erledigen. Nicht desto trotz, wollte ich die Sprache lernen. Zum einen sind Niederländisch und Flämisch der deutschen Sprache sehr ähnlich. Zum anderen

wollte ich mich, wenn ich schon in einem fremden Land lebte, auch in der Sprache der Menschen dort verständigen können. Seien es auch nur die kleinen alltäglichen Dinge. Da die Hogeschool selbst keine Sprachkurse außer Englisch und französisch anbot, belegte ich in einer Sprachschule einen Kurs in Niederländisch. Die perfekte Gelegenheit, um ein paar mehr Leute außerhalb des fest etablierten Kreises der Erasmusstudenten kennen zu lernen. Andere Erasmusstudenten gab es in Hasselt eine Menge. Die von den Belgiern selbsternannte Hoofstad van de smaak (Hauptstadt der Geschmack s) ist mit gerade mal 70 000 Einwohnern überschaubar. Umso heimischer und wohler fühlte ich mich, als ich durch die Stadt lief und das erste Mal vertraute Gesichter sah. Viele der Erasmusstudenten haben zusammen mit mir in einem der Wohnheime gelebt. Diese werden nicht von der Hochschule, sondern von Privatleuten vermietet. Die meisten bieten Einzelzimmer mit Gemeinschaftsküche und - bad für ca. zwölf Personen pro Etage an. Vereinzelt gibt es auch Einraumwohnungen zu Südafrikanisches Dinner mieten. WG s sind dagegen in Belgien eher unüblich. Die meisten Belgier leben relativ lange bei ihren Eltern und nehmen dafür längeren einen Anfahrtsweg zur Uni gerne auf sich bzw. wohnen auch im Wohnheim. Dadurch lernt man relativ schnell Leute kennen, kann beim Einkauf für den gemeinsamen internationalen Kochabend sparen und findet sofort jemand der einen am Anfang die wichtigsten Wege erklärt oder andere Hinweise gibt. Muffinnachmittag im Wohnheimhof Ein Großteil meiner Mitbewohner waren Erasmusstudenten, viele von ihnen aus Spanien, was unter anderem am spätabendlichen Kochen und den vielen lautstarken Fiestas im Wohnheimhof erkennbar war. Doch ich wollte schon immer mal spanische Paella probieren! Den Spanichkurs gab es gratis dazu! Denn wenn um einen herum sehr viel Spanisch gesprochen wird, schnappt man das ein oder andere Wort auf und versteht irgendwann sogar den Kontext. Somit lernte ich neben der flämischen Sprache und der belgischen Kultur auch viel über spanische Kultur. Im Lauf der Zeit lernte ich dann die anderen Erasmusstudenten kennen und das nächste Fernweh kann nun in: Spanien, Italien, Griechenland, Finnland, Estland, Polen, Tschechien, Schottland, der Ukraine, den Niederlanden, der Schweiz, dem Libanon, der Türkei oder Südafrika gestillt werden. Denn die gemeinsame Fremdheit verbindet und man verbringt sehr viel Zeit miteinander. Sei es, wenn man sich zufällig in der Hogeschool zum Mittag trifft, bei gemeinsamen Ausflügen und kleinen Entdeckungsreisen in Belgien, bei schönem Wetter

beim gemeinsamen Lernen im Wohnheimhof oder im Park. Partys gehören natürlich auch dazu. Zwar boten sich in Hasselt selbst nicht viele Örtlichkeiten to go out, außer der oft besuchte Irish Pub oder die größte Disco Belgien s, für alle die Spaß am tanzen haben. Umso besser waren jedoch die selbstorganisierten Studentenfeiern in einem der Wohnheime. Was mich sehr überrascht hat, war das Angebot des Studentenservice an der Hogeschool. Äußerlich macht die graue Baracke außerhalb des Unigebäudes zwar einen nicht so Studentenfreundlichen Eindruck, innen findet man jedoch hilfsbereite und nette Ansprechpartner. Diese haben ein offenes Ohr für alle Fragen und Probleme während des Semesters. Weiterhin wird jeden ausländischen Studenten ein sogenanntes Willkommenspaket mit Bettwäsche, Geschirr und anderen notwendigen Dingen geboten. Zudem kann dort für 70 Kaution ein Fahrrad, das Velo Fiets ausgeliehen werden. Obendrein gibt es an der Hochschule eine kleine Fahrradwerkstatt, wo man es zu Mein "Fiets" den Öffnungszeiten günstig reparieren lassen kann. Ein platter Reifen hat mit 2,50 gekostet für einen neunen Schlauch und Reifen! Stell sich das einer vor! Einziger Nachteil vielleicht: jeder, absolut jeder Erasmusstudent fährt ein rotes Velo. Dadurch ist die Verwechslung manchmal groß. Aber was hätte ich ohne mein rotes Fahrrad dort gemacht. Es war mein täglicher Begleiter auf allen Wegen. Und an dem Tag, als ich es an die Hochschule zurückgab, wurde mir bewusst, dass die Erasmuszeit nun vorbei ist. Ein weiterer Vorteil für alle Studenten in Hasselt ist die kostenlose Nutzung der öffentlichen Schwimmhalle und des Freibades. Ein Grund mehr den rauchenden Kopf zwischen den Prüfungen immer mal wieder abzukühlen. Noch dazu ist das reisen in Belgien sehr günstig. Der öffentliche Nachverkehr ist in der Shoppingstadt Belgien s für kostenlos. Ferner bietet die SNCB (Belgische Bahn) den GoPass, ein spezielles Ticket für junge Erwachsene bis 25, für nur 50 an. Damit ist man zu zehn Fahrten innerhalb Belgiens berechtigt, d.h. man bezahlt pro Fahrt 5 - egal von wo nach wo. Davon kann man in Deutschland nur träumen. Hinzuzufügen ist jedoch, dass Belgien kein sehr großes Land ist. Dennoch bietet es viele Gelegenheiten für Ausflüge jeder Art an den Wochenende oder Feiertagen. Der Student trichtert sich Wissen ein - in Leuven Geheimtipp: Leuven! Und auch die Niederlande sind nicht weit. Maastricht ist eine wunderschöne alte Stadt, die es sich lohnt zu besichtigen! Natürlich gab es weiterhin viel neues über die Belgische Kultur zu lernen, wer weiß schon, dass Pommes in Belgien erfunden wurden, hat das Pralinen- und Schokoladenmuseum in Brügge erkundet oder eines der über 700 verschiedenen Biere probiert. Leider lernte ich während des Semesters nur ein paar Einheimische kennen. Besucht man nicht die

regulären, sondern die Erasmuskurse, bekommt man fast keinen Kontakt zu den belgischen Studenten, welche auch gerne unter sich sind. Insgesamt hat mir das Auslandsstudium in Belgien sehr gefallen. Ich habe nicht nur neue Sprachen gelernt, sondern schon vorhandene Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch wieder nutzen bzw. üben können. Außerdem konnte ich Menschen mit anderen Denkweisen kennenlernen, bekam einen Einblick in die kulturellen Gegebenheiten vieler europäischer Länder, lernte die Sichtweisen auf Deutschland im Ausland kennen, lernte vieles über die belgische Geschichte und Politik von der man in Deutschland recht wenig mitbekommt, obwohl es eines unserer Nachbarländer ist und letztlich lernte auch einiges über Soziale Arbeit in Belgien, für und über mein Studienfach und nicht zu vergessen, auch vieles über mich selbst und für meinen weiteren Weg. Die Grenzen meiner Sprache sind auch die Grenzen meiner Welt sagte einst Ludwig Wittgenstein. Doch wenn man offen ist für neue Sprachen, andere Lebensweisen, fremde Gewohnheiten und Religionen, vergrößern sich auch die Grenzen der Welt und können am Ende verwischen. Der Abschiedsabend Antje Schlemmer, FB Sozialwesen