I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Sozial-Landesrätin Mag. a Gertraud Jahn am 14. Juli 2014 zum Thema "Kinder- und Jugendhilfe OÖ unterstützt Familien zu Hause" Weitere Gesprächsteilnehmerin: DSA Heidemarie Graf, Abteilung Kinder- und Jugendhilfe
Kinder- und Jugendhilfe OÖ Seite 2 Sozial-Landesrätin Mag. a Gertraud Jahn Herausfordernde Tätigkeit der Kinder- und Jugendhilfe Das Aufgabenfeld der Kinder- und Jugendhilfe in Oberösterreich ist breit gefächert und reicht von der Mutterberatung über Eltern-Kind-Zentren bis zur Betreuung von Jugendlichen in Heimen oder bei Pflegeeltern. Diese Arbeit bedeutet eine große Herausforderung für die Mitarbeiter/innen, weil häufig sensible und schwierige Entscheidungen zu treffen sind. Ziel ist es immer, die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu sichern eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft, denn erst durch gezielte Hilfe wird vielen Kindern ein gesichertes Heranwachsen ermöglicht, möglichst im Rahmen der eigenen Familie, so Jahn. Die Änderung im Denken in der Arbeit zum Wohle der Kinder drückt sich nicht nur in der Namensänderung von der Jugendwohlfahrt hin zur Kinder- und Jugendhilfe aus. Mittlerweile konnten entscheidende Verbesserungen wie etwa die Einführung eines 4- Augen-Prinzipes erreicht werden. Um viele Probleme in der Entwicklung von Kindern zu vermeiden, wurden in den letzten Jahren verstärkt Angebote mit vorbeugender Wirkung ausgebaut. SuSA (Schulsozialarbeit) ist so ein präventives Angebot für Familien mit Kindern im Pflichtschulalter genauso wie die Mobbing- und Gewaltpräventionsstelle der Kinder- und Jugendanwaltschaft. 5.400 Mal Sorge um ein Kind Zu 5.386 Kindern und Jugendlichen ist im letzten Jahr eine Meldung bei der Kinder- und Jugendhilfe eingegangen. In den meisten Fällen haben die Eltern selbst, Familienmitglieder, Nachbarn, Pädagog/innen oder andere Personen ihre Sorgen um ein bestimmtes Kind geäußert. Gut ein Fünftel der Meldungen sind Polizeiberichte, die in all jenen Fällen an die Kinder- und Jugendhilfe übermittelt werden, in denen ein Kind oder Jugendlicher als Opfer oder Täter in eine Straftat involviert ist. Die am häufigsten gemeldeten Probleme sind Verhaltensauffälligkeiten des Kindes, Erziehungsschwierigkeiten der Eltern, Mängel in der Grundversorgung, Gewalt, Straffälligkeit und Vernachlässigung.
Kinder- und Jugendhilfe OÖ Seite 3 Was passiert nach einer Meldung? Die Kinder- und Jugendhilfe nimmt alle Meldungen, in denen Sorge um ein Kind geäußert wird, ernst und prüft, wie weit eine Hilfe durch die Kinder- und Jugendhilfe erforderlich ist. In jedem Fall sind dazu Gespräche mit den Eltern und dem Kind nötig. In der Regel erfolgt ein Hausbesuch, in manchen Fällen kann das auch unangemeldet sein. Die Eltern werden über den Inhalt einer Meldung informiert und erfahren auch, woher diese stammt. Es werden jedoch auch anonyme Meldungen entgegengenommen und überprüft. Die Sozialarbeiter/innen der Kinder- und Jugendhilfe machen sich ein Bild von der Lebenssituation des Kindes durch eigene Beobachtungen und Wahrnehmungen aus den Gesprächen mit Familienmitgliedern, Hausbesuchen etc.; den Bezug zur alltäglichen Lebenswelt der Familie durch Gespräche mit dem sozialen Umfeld; das Einbeziehen der Beobachtungen der Systempartner (Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, usw.) und ev. durch Diagnosen anderer Fachleute (medizinische, psychiatrische und psychologischen Befunde). Was die Kinder- und Jugendhilfe in Erfahrung bringt, wird vertraulich behandelt. Wenn Informationen z.b. an die Schule weitergegeben werden, wird das vorab mit den Eltern besprochen. Die Kinder- und Jugendhilfe Gefährdungssituation für das Kind besteht. klärt in allen Fällen, ob Hilfebedarf oder eine Hilfebedarf kann z.b. bedeuten Unsicherheit in der Erziehung ungesicherte Kinderbetreuung wirtschaftliche Nöte (prekäre Wohnsituation) familiäre Krisen (Trennung, schwere Krankheit) Von Gefährdung spricht man bei schwerer Vernachlässigung Gewalt in der Erziehung sexuellen Übergriffen
Kinder- und Jugendhilfe OÖ Seite 4 Die Ergebnisse der Klärung In 60 Prozent wurde weder Hilfebedarf noch eine Gefährdung festgestellt. In 14 Prozent wurde ein Hilfebedarf, jedoch keine Gefährdung festgestellt. In 23 Prozent wurde eine Gefährdung festgestellt und eine mobile Hilfe eingesetzt (= Unterstützung der Erziehung). In 3 Prozent wurde eine Gefährdung festgestellt, die eine Betreuung bei Pflegeeltern oder in einer Wohngemeinschaft erforderlich machte (= Volle Erziehung). Kinder- und Jugendhilfe OÖ - Statistik 2013 Ergebnisse der Abklärung 3% 14% Volle Erziehung Betreuung und Kontrolle 60% 23% Unterstützung der Erziehung keine weitere Befassung erforderlich Grafik: Land OÖ Hilfeplanung mit der Familie Solange das Kindeswohl nicht gefährdet ist, sind die Hilfsangebote der Kinder- und Jugendhilfe für die Familie freiwillig. Soweit wie möglich werden sie individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. Solche Unterstützungsangebote können z.b. Beratungen in einer Erziehungsberatung oder durch Schulsozialarbeit sein oder der Besuch eines Elternseminars. Sobald eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, hat das Kind einen Rechtsanspruch auf eine Erziehungshilfe, um diese Gefährdung abzuwenden. Die Hilfeplanung soll möglichst transparent und unter Einbindung der Familie erfolgen:
Kinder- und Jugendhilfe OÖ Seite 5 Die Sozialarbeiter/-innen der Kinder- und Jugendhilfe besprechen mit der Familie was gut funktioniert, welche Stärken die Eltern und ihr Kind haben wer aus Ihrer Familie oder aus dem Freundeskreis sie unterstützen kann in welchen Bereichen des Alltags Hilfe benötigt wird, wo das Zusammenleben mit dem Kind nicht gut gelingt In einem Hilfeplan wird festgehalten, was durch die Hilfe erreicht werden soll wer die Hilfe leistet welche Aufgaben von der Familie, den Helfern und der Kinder- und Jugendhilfe zu erfüllen sind. In regelmäßigen Abständen wird mit der Familie besprochen, ob die Hilfe noch passt, was bereits erreicht wurde und wie es weitergehen soll. Bedarf an mobiler Unterstützung steigt weiter In zwei Drittel der Fälle werden Kinder und Jugendliche und ihre Familien mobil betreut (Unterstützung der Erziehung). Durch diese mobile Unterstützung sollen die Eltern möglichst wieder in die Lage kommen, Pflege und Erziehung selbst wahrnehmen zu können. Angeboten wird eine breite Palette von Möglichkeiten. Oft reicht es, das Familiensystem durch Hilfen zur Alltagsbewältigung zu entlasten (Haushaltsführung, Lernen/Hausaufgaben, Umgang mit Behörden,...). In zwei Drittel der betroffenen Familien müssen durch sozialpädagogische Familienbetreuung hingegen Veränderungsprozesse im Familiensystem in Gang gesetzt und begleitet werden (Krisenintervention, Bewältigung innerfamiliärer Konflikte,...). Zu 98 Prozent erfolgen diese Unterstützungen auf Basis einer freiwilligen Vereinbarung mit den Familien. Mobile Erziehungshilfen sind in den letzten Jahren stark gestiegen, und dieser Trend setzte sich weiter fort. Zum Stichtag 31.12.2013 wurden 3.272 Kinder und Jugendliche in ihren Familien mobil betreut. Die Zahl ist gegenüber dem Vorjahr erneut um 8% gestiegen, in den letzten zehn Jahren hat sie sich mehr als verdoppelt.
Kinder- und Jugendhilfe OÖ Seite 6 Den Großteil dieses Stichtagwertes von 3.272 Fällen machen Betreuungen aus, die z.t. schon vor mehreren Jahren begonnen wurden und nach wie vor andauern. Ein Drittel (1.236 Betreuungen) sind aufgrund von aktuellen Meldungen begonnen worden. Grafik: Land OÖ 1.444 Betreuungen in Pflegefamilien und Wohngemeinschaften Wenn die Familien durch mobile Hilfe nicht ausreichend gestützt werden können, werden die Kinder in einer sozialpädagogischen Wohngruppe oder einer Pflegefamilie betreut (= Volle Erziehung). Die Zahl dieser "Vollen Erziehungen" ist in den vergangenen zehn Jahren um ein Viertel gestiegen ein viel geringerer Anstieg als bei der mobilen Betreuung: Mit Stand 31.12.2013 wurden 838 Kinder und Jugendliche in Wohngruppen betreut, 606 lebten in einer Pflegefamilie. Die meisten dieser Kinder wurden schon länger außerhalb ihrer Familie betreut. 150 dieser Vollen Erziehungen ergaben sich direkt aus aktuellen Meldungen an die Kinder- und Jugendhilfe.
Kinder- und Jugendhilfe OÖ Seite 7 Die neue Website: www.kinder-jugendhilfe-ooe.at Die Kinder- und Jugendhilfe OÖ hat ihren Internetauftritt neu gestaltet. Im Vordergrund stehen einfache und verständliche Informationen zu Beziehung, Entwicklung und Erziehung - gegliedert nach den Altersgruppen Baby & Kleinkind, Kindergarten & Schulkind und Jugendliche. Tipps zum erfolgreichen Erziehungsalltag von Psychologinnen der Kinder- und Jugendhilfe runden das Informationsangebot ab. Weitere Themenschwerpunkte der neuen Website sind Pflegefamilien, Obsorge & Unterhalt sowie der Kinderschutz. Auch für Pädagoginnen und Pädagogen, die ein wichtiger Kooperationspartner der Kinder- und Jugendhilfe sind, stehen umfassende Informationen zur Verfügung.