Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. (Offb. 1,4b).
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- Lioba Steinmann
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1 Predigt am (10. Sonntag nach Trinitatis, Israelsonntag) in Hebborn Johannes 4, Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. 25 Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet. Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. (Offb. 1,4b). Liebe Gemeinde, 2017 ist DAS Lutherjahr. Natürlich denken wir als evangelische Christen an sein Leben, an seine Übersetzung der vollständigen Bibel, an seine Thesen und daran, dass die evangelische Kirche schließlich entstand. Trennende Glaubensrichtungen sind Thema eines Gesprächs zwischen einer Samaritanerin und Jesus, wie sie es im Predigttext, im Evangelium des Johannes, eben hörten. Die gegensätzlichen Positionen schließen einander aus, eine Lösung des Glaubenskonflikts scheint es nicht zu geben. Ist der rechte, echte, wahre Gottesdienst nur im Tempel von Jerusalem möglich oder auf dem Berg Garizim, wo vor langer Zeit, also lang vor Jesu Auftreten, ein Tempel der Samaritaner stand. Eigentlich ist das Treffen der Samaritanerin mit Jesus eine ökumenische Begegnung. Der Glaube der Samaritaner gründet sich nur auf die 5 Bücher Mose; sie glauben an die Erzväter, also Abraham, Isaak und Jakob, sie glauben an den Auszug aus Ägypten, sie glauben an die 10 Gebote. All dies glauben die Juden auch. So drängt sich ein Vergleich zwischen unseren beiden großen Kirchen auf, der katholischen und evangelischen 1 von 6
2 Kirche. Auch sie haben eine gemeinsame Basis, das Alte und das Neue Testament, aber legen es teils unterschiedlich aus. Doch zurück zum Geschehen in Samarien. Leider verhielt es sich so, das zwischen den Samaritanern und den Juden eine erbitterte Feindschaft herrschte mit gegenseitigen Provokationen und vielem mehr. Juden mieden das Land. Da Jesus aber nach Norden wollte, gab es keine vernünftige Möglichkeit als durch dieses Land zu wandern und er traf am Jakobsbrunnen diese Frau an. Sie sprachen zunächst über das Wasser des Lebens. Die Rede Jesu und seine Kenntnis ihrer persönlichen Situation überzeugte sie, so dass sie zu ihm sagte: Herr, ich sehe, dass du bist ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. Jesus hingegen denkt nicht daran, den liberalen Ausweg einzuschlagen wie es heute Gang und Gebe ist: Kommt doch nicht so drauf an, letztlich glauben wir doch alle an denselben Gott ob wir in Synagogen, Kirchen, Moscheen oder Tempeln beten. Jesus sagt unmissverständlich Nein, er verschärft den Gegensatz zwischen den Samaritanern und den Juden sogar in provokanter Rede: 22 Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Ist hier das persönliche Heil gemeint? Wenn es um mein persönliches Heil geht und da schließe ich Sie, liebe Gemeinde mit ein, dann geht es darum, worauf ich mich im Leben und Sterben verlassen kann da helfen keine beschwichtigenden Formeln von Allerweltsreligionen, wie sie insbesondere aus Fernost hierher kommen. Sie werden aber in Deutschland geliebt, weil sie Sehnsucht nach einer spirituellen Erleuchtung erfüllen und überwiegend von Einfachheit und Mythos gekennzeichnet sind. Mit Jesu klarem Nein zur Beliebigkeit einer Gottesvorstellung bleiben wir fixiert auf das, was wir, liebe Gemeinde, im Glauben intellektuell kennengelernt haben, was wir spirituell erfahren haben, was uns dann liebgeworden ist und schließlich, was uns im Innersten prägt. Es gibt noch eine stärker theologisch geprägte Auslegung zum Sachverhalt, das Heil kommt von den Juden. Ist damit Jesus selbst gemeint, oder ist die gesamte Gottesoffenbarung seit Abraham gemeint, die in Is- 2 von 6
3 rael stattgefunden hat. Es gilt beides. Jesus als Nachfahre Abrahams und Davids bringt das volle Heil. So ist es folgerichtig, dass die Christusbotschaft zuerst in Israel verkündigt wurde und das Jerusalem im vorhergesagten 1000-jährigen Reich einmal der Mittelpunkt der Welt sein wird. Schließlich wird am Ende der Tage Israel das Heil in Jesus erkennen und so wird das Heil wieder zu den Juden zurückkehren. In der Epistel hörten Sie die Paulusworte in dem Bild vom edlen Ölbaum: 23 Aber auch die Juden werden wieder eingepfropft, wenn sie die Einladung zum Glauben nicht länger abweisen. Gott hat sehr wohl die Macht dazu. Dieses wissend bringen wir den Juden Liebe entgegen, wie Sie es hinter mir auf dem hebräischen Schriftzug erkennen: Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst aus dem 3. Buch Mose 19,18. So respektieren wir den Staat Israel nicht als einen Staat wie jeder andere, sondern als die reale Gemeinschaft der Juden [Maier]. Zurück zum Jakobsbrunnen. Aus dem Gespräch mit der Samaritanerin erfahren wir noch mehr. Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. So ist zunächst einmal festzuhalten, dass Gott sich nicht einsperren lässt an einem Ort, weder auf dem Berg Garizim, noch in den Tempel Jerusalems und folgerichtig noch nicht einmal in ein Kirchengebäude. Die Frage, wo finde ich Gott, lässt sich also nicht an einem Ort festmachen, man findet Gott unabhängig von einem Ort. Aber warum ist denn der Tempel in Jerusalem so wichtig für die Juden damals wie heute, obgleich heute nur noch die Westmauer des Tempels steht, an der gebetet wird. Der Tempel wurde doch erbaut für Gott, er wurde erbaut, damit es einen zentralen Ort für die Gemeinschaft der Juden gibt. Wenn nun Jesus sagt es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet, so ist auch das Ende des Jerusalemer Tempels angekündigt. Gottes Gegenwart, seine Schechina, das heißt wörtlich sein Wohnen, wird dann dort sein, wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind. Diesen Ausspruch aus dem Matthäusevangelium (18, 20) kennen Sie, liebe Gemeinde [vgl. G. Maier] Es gibt leider viele Christen, die meinen, auch allein in der Natur Gott anbeten zu können. Grundsätzlich ist das zwar richtig, das Beten darf aber nicht in dieser Isolation verharren. 3 von 6
4 Jesus sagt zwei Verse später, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten; also weder exklusiv auf dem Berge Garizim, noch in Jerusalem, noch in Wittenberge noch in Rom, sondern im Geist der Wahrheit. Geist meint nicht die menschliche Innerlichkeit, sondern den Geist Gottes. Wahrheit meint die durch Jesus offenbarte Wirklichkeit Gottes. Voraussetzung zu einem solchen Gottesdienst ist demnach eine völlige Umwandlung des Menschen aus Kräften von oben, die neue Geburt aus Wasser und Geist, so die Stuttgarter Erklärungsbibel. Dies klingt alles sehr kompliziert. Zwei Kapitel vor unserem Predigttext findet die Begegnung Jesu mit Nikodemus statt. Jesus sagt dort: Wenn Du nicht (aus Wasser und Geist) neu geboren wirst, kannst Du das Reich Gottes nicht schauen. Daraus folgt, dass die Anbetung des Vaters - denken Sie an das Vaterunser- den Heiligen Geist voraussetzt. Und wenn die Wahrheit die offenbarte Wirklichkeit Gottes ist, dann hängt das mit der Versicherung Dein Wille geschehe zusammen. Durch das Vaterunser wird auch deutlich, dass die Gemeinschaft das Gebet spricht. Ich fasse Jesu Worte am Jakobsbrunnen zusammen: Gott wird als Vater angebetet von Menschen, die als Nachfolger Jesu wir folgen ihm nach- den Heiligen Geist empfangen haben wir sind getauft. Die Anbetung geschieht überall dort, wo sich Menschen versammelt haben. Dazu braucht es also die Gemeinschaft, so, wie wir uns heute in der Kirche zum Heilsbrunnen getroffen haben. Gott ist gegenwärtig -hier aber auch anderswo eine Gemeinde kann sich auch unter freiem Himmel treffen. Aber vielleicht kann man auch sagen, dass unsere Kirche ein Ort der Vergewisserung ist und man in einer besonderen Weise mit dem dreieinigen Gott rechnet. Und worin liegt denn die Bestimmung unserer Kirchen heute? In erster Linie doch, dass wir dort Gottes Wort hören für die Gestaltung unseres Lebens, für unsere verfügbare Zeit, als Hilfe, als Ansporn und Trost (und für die Feier des Heiligen Abendmahles). Gewiss, wir beten in der Kir- 4 von 6
5 che, wir loben und danken Gott. Dies könnten wir auch an anderen Orten und zu Hause. Das Wort Gottes wird aber in der Regel in der Kirche verkündet für die Gemeinde. Deshalb ist dies die erste Bestimmung eines Gotteshauses. Im Gespräch am Jakobsbrunnen hat die Frau Jesu geistliche Rede über Gottes Größe begriffen. Und Jesus beantwortet auch ihre Sehnsucht nach dem Erretter, nach dem Messias, nach Christus in dem er direkt sagt Ich bin es. Diese knappe so klare Selbstaussage Jesu beinhaltet eigentlich auch Gottes Name aus dem Alten Testament Ich bin da, - Jesus ist für Dich da. Das bedeutet für uns, dass uns Jesus wie ein Bruder zur Seite steht: Er ist für uns da, wir können unsere Sorgen mit ihm teilen; er versteht uns, wir sind ihm wichtig; er opferte sich selbst, wir können als Erlöste vor Gott bestehen. Nun passt alles zusammen, das Heil, das von den Juden kommt und in Jesus Christus manifestiert wird und uns erreicht. Das Geschehen am Jakobsbrunnen hat uns ergriffen, so wie es in der Verheißung des Propheten Jesaja (12,3) vorhergesagt wurde: Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus dem Heilsbrunnen! Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Gem.: Amen. (kurze Stille) Fürbitte am (Israelsonntag) Gott, Du hast Israel zu Deinem Volk gewählt und uns mitgenommen in Dein Heilsgeschehen. 5 von 6
6 Vater, wir bitten Dich: Gib der Welt das Heil. Schenke Frieden, überall wo Menschen wohnen, Frieden, der höher ist als alle Vernunft und stärker als alle Gewalt, Deinen Frieden, der uns verheißen ist in Jesus Christus. Wir sind sprachlos gegenüber der unfassbaren Gewalt, die nach Berlin im letzten Monat Hamburg erreichte und nun sehen wir fassungslos auf die beiden Terroranschläge in Spanien. Großer Gott, gib, dass wir hierauf nicht panisch reagieren, sondern besonnen handeln und unser Vertrauen auf Dich setzen. Wir preisen Dich für die Gnade, die Du Israel erwiesen hast, Deinem erwählten Volk. Wir preisen Dich für Jesus Christus, durch ihn hast Du uns berufen aus allen Völkern zu Kindern Deiner Verheißung. Deshalb dürfen wir Dich direkt bitten um Veränderung in der Welt und in unserem persönlichen Umfeld. Mach uns zu Deinem Werkzeug, wo immer Du uns brauchst in der Nachfolge Jesu. Im persönlichen Umfeld brauchen wir Deine Hilfe, für den Trost um einen verstorbenen lieben Menschen oder für Dein Eingreifen bei Krankheit unserer Lieben und bei uns selbst. Wir bitten Dich um Deinen Schutz für uns in der kommenden Woche. 6 von 6
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