Acht Wege zur Siegerlandhütte
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- Swen Maier
- vor 5 Jahren
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1 Inhalt Acht Wege zur Siegerlandhütte Der Normalweg Vom Timmelsjoch Von Vent um den Ötztaler Hauptkamm Von Obergurgel über das Königsjoch Vom Jaufenpass Südhänge überm Windachtal Aus dem Sulztal Große Runde um das Windachtal 1
2 Vorbemerkungen Für die Mitglieder der Sektion Siegerland war es sicher ein Glücksfall, dass man in den 1920er Jahren das obere Windachtal als Arbeitsgebiet zugewiesen bekam und sich hier mitten zwischen den höchsten Bergen der Stubaier Alpen eine Hütte bauen konnte. Durch die etwas abgeschiedene Lage und die relativ weiten Wege hierhin ist sie bis heute von allen fragwürdigen Begleiterscheinungen des Massentourismusses verschont geblieben. Die wahren Naturfreunde bleiben hier noch unter sich. Viele Menschen sehen den langen Weg von Sölden im Ötztal herauf als eine sportliche Herausforderung an, für nicht wenige ist der Scheiblehnkogel, der Hüttenberg der Siegerlandhütte, der erste Dreitausender in ihrem Leben. Die meisten Besucher des Siegerländer Bergsteigerheimes bleiben mehrere Tage hier oben und erfreuen sich an der imposanten Landschaft des Hochstubai. Zunehmend interessieren sich die Menschen auch für Hüttentouren. Die Umgebung der Siegerlandhütte bietet dafür zahlreiche Möglichkeiten, von denen in den nachfolgenden Kapiteln einige aufgezeigt werden sollen. Wir haben uns dabei bewusst auf Touren beschränkt, deren Ausgangspunkte von Sölden aus gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können oder die eine in sich geschlossene Runde darstellen. An sich denkbare weitere Hüttentouren, z. B. aus dem Stubaital oder dem Ridnauntal sind deshalb wegen der von Sölden etwas umständlichen Erreichbarkeit der Ausgangspunkte nicht berücksichtigt. Alle beschriebenen Touren lassen sich miteinander kombinieren. Die Texte sollen Anregungen geben für individuell zu planende Unternehmungen und erheben keinen Anspruch auf detailgenaue Beschreibung der Wege. Wer Letzteres sucht, dem sei die Lektüre der Broschüre "Söldens stille Seite" von Peter Müermann oder eines der vorhandenen Flyer (in der Geschäftsstelle erhältlich) sowie der einschlägigen Führerliteratur empfohlen. Einige der Touren sind auch in früheren Ausgaben von bergauf-bergab beschrieben worden, so z. B. Tour 3 in Heft 4/98, Tour 4 in Heft 4/2011, Tour 5 in Heft 3/2010, Tour 8 in Heft 1/99 (hier allerdings ohne die letzte Etappe, die in dieser Form damals noch nicht möglich war). Kopien sind beim Verfasser erhältlich. Die meisten der beschriebenen Touren verlaufen gletscherfrei auf markierten Wegen. Doch sollte man bedenken, dass die Schwierigkeiten in Abhängigkeit vom Wetter und von Naturgewalten oft sehr stark schwanken können. Es wird deshalb empfohlen, vor jeder Etappe beim jeweiligen Hüttenwirt Informationen über den Zustand des gewählten Weges einzuholen. Gletschertouren sollte man nur mit der nötigen Erfahrung oder in Begleitung erfahrener Gefährten und mit voller Gletscherausrüstung unternehmen. Karten: Für fast alle beschriebenen Touren ist die Alpenvereinskarte Nr. 31/1 (Hochstubai) ausreichend. Das Kartenblatt deckt allerdings nicht das gesamte Gebiet der Touren ab. Als nützliche Ergänzungen empfehlen wir folgende Karten: TABACCO Nr. 04 (Tour 3) und TABACCO Nr. 39 (Touren 3, 4 und 5). 2
3 1. Der Normalweg Der Söldener Ortsteil Windau, etwas außerhalb des quirligen Zentrums gelegen, hat sich noch weitgehend seine Ursprünglichkeit erhalten können. Nach einer oft langen und anstrengenden Autofahrt ins Ötztal findet man hier leicht ein ansprechendes Nachtquartier. Das erste Teilstück bis Fiegl's Gasthaus legen die meisten Besucher der Siegerlandhütte heute mit einem Linienomnibus zurück. Wer allerdings früh genug in Sölden ankommt und sich noch gerne in einer kurzen "Eingehtour" an den ungewohnt schweren Rucksack gewöhnen möchte, der legt diese Strecke in knapp zwei Stunden zu Fuß auf einem Weg zurück, der nicht ohne Reize ist, und übernachtet im fast m hoch gelegenen Gasthof. Den Einstieg des Weges ins Windachtal findet man unmittelbar neben dem Turbinenhaus des kleinen Windachkraftwerkes. Hier geht es zunächst steil hinauf, bis man einen alten Waalweg erreicht, der dann mäßig ansteigend oberhalb der tief eingeschnittenen Windache verläuft. Nach etwa einem Kilometer wird der Bach gequert. Nach einem kurzen Steilstück erreicht man den alten Fahrweg, der seit dem Neubau des Kraftwerkes heute wieder teilweise verkehrsfrei ist und dem man bis zum Gasthof begeht. Von Fiegl's Gasthof ist der breite Weg das Windachtal hinauf nicht zu verfehlen. Nach dem Abzweig der Wege zur Hildesheimer Hütte beginnt ein guter Bergweg, der bis zur Talstation der Materialseilbahn der Siegerlandhütte immer in der Nähe des Talgrundes verläuft. Von hier führen zwei markierte Routen, die sich im weiten Kar des Östlichen Windachferners wieder vereinigen, in je einer Stunde hinauf. Im Frühsommer empfiehlt es sich, die in Gehrichtung rechte Route zu nehmen, weil sie sich früher schneefrei präsentiert. Nach der Vereinigung der Wege ist es nicht mehr weit bis zur Hütte. Als Gehzeit von Sölden zur Hütte benötigt man gut 5 Stunden. 3
4 2. Vom Timmelsjoch Das Timmelsjoch, ein uralter gletscherfreier Übergang im Alpenhauptkamm, ist aus dem Ötztal mittels Linienbus leicht zu erreichen. Von hier steigt man auf dem nicht zu verfehlenden Europäischen Fernwanderweg E5 hinunter in das oberste Passeiertal, das man nach 1,5 Stunden bei der Brücke der Timmelsjochstraße über die Passer erreicht. Von hier führt der gut markierte "Knappensteig" (Weg Nr. 29) hinüber in das ehemalige Bergbaugebiet St. Martin am Schneeberg. Der anfangs dichte Wald lichtet sich sehr schnell, und der Weg wird flacher. Wunderschöne Ausblicke hinüber ins Seewertal mit dem markanten Hochfirst sowie hinunter ins Passeiertal begleiten uns lange, bis sich der Weg nach Norden ins Tal des Schneebergbaches wendet. Die Schneeberghütte ist ein vorbildlich restauriertes Gebäude des ehemals höchstgelegenen Bergwerkes in Europa. Für den Knappenweg benötigt man ca. 2,5 Stunden. Am nächsten Tag geht es von der Schneeberghütte auf dem immer noch mit Nr. 29 bezeichnen und gut markierten Weg in einer Stunde hinauf zur Meter hoch gelegenen Karlscharte. Unterwegs findet man auf einem kurzen Teilstück zwei verschiedene Routen. Beide sind markiert und fast gleich lang. Im Frühsommer, wenn noch viel Schnee liegt, empfiehlt es sich, die linke Variante zu nehmen. Der Abstieg von der Karlscharte hinüber in die obersten Böden der Timmelsalm und die Querung hinüber zum Schwarzsee sind leicht, auch wenn im groben Blockwerk schon mal die Hände zu Hilfe genommen werden müssen. Nach einer ausgiebigen Rast an einem der schönsten Seen der Stubaier Alpen geht es auf einem guten Bergweg kurz hinauf bis zur Abzweigung Siegerlandhütte/Becherhaus. Der linke Weg führt immer der guten Markierung folgend weiter bergauf zur Windachscharte, von dort leicht ansteigend zunächst ca. 250 Meter parallel zum Kamm nach Osten und dann hinunter in das unendliche Kar des weitgehend abgeschmolzenen Östlichen Scheiblehnferners. Die Siegerlandhütte wird nach insgesamt gut 4 Stunden erreicht. 4
5 3. Von Vent um den Ötztaler Hauptkamm Vent ist gewiss nicht der schönste Ort im Ötztal, aber als Ausgangspunkt für interessante Eistouren ist dieses Dorf wohl kaum zu übertreffen. Doch auch unser fast durchgängig eisfreie und gut markierte Weg, der uns in sechs Tagen zur Siegerlandhütte führt, soll hier beginnen. Der breite Weg ins Niedertal hinein zur Martin-Busch-Hütte ist so richtig als Eingehtour geeignet. Erst danach wird er etwas steiler und holperiger. Bevor man nach einem Aufstieg von 5 Stunden das Niederjoch mit der gastlichen Similaunhütte erreicht, quert man noch vollkommen unproblematisch einen vom Hauslabjoch herabziehenden flachen Seitenast des Niederjochferners, an dessen westlichem Ende der legendäre Ötzi seine vorletzte Ruhe gefunden hatte. Der nächste Tag beginnt mit einem gewaltigen Abstieg von Höhenmetern. Lange schon, bevor man am schön gelegenen Tisenhof vorbeikommt, sieht man tief unter sich den Vernagt-Stausee liegen. Nachdem wir dort die Straße erreicht haben, folgen wir dieser bis zur dritten Kehre unter der Staumauer. Hier zweigt ein breiter Fahrweg ab, der hoch über dem Grund des Schnalstales zum Gfallhof hinaufzieht. Von hier leiten die Wege Nr. 18b und später 27 hinauf zum Atzboden. Schöne Ausblicke über das Schnalstal mit seinen Seitentälern sowie über das Pfossental belohnen unsere Mühe. Nach 800 Höhenmetern 5
6 Abstieg erreichen wir beim Vorderkaser den Grund des Pfossentales und übernachten im Gasthof Jägerrast oder 15 Minuten talabwärts im Nassereithof. Wem diese Etappe von 6,5 Stunden zu lang ist, der findet auf halber Strecke im Tisenhof ein uriges Nachtquartier. Ein breiter Fahrweg führt vom Vorderkaser das Pfossental hinauf. Wer am Talschluss einen steilen Anstieg zum Eisjöchl erwartet, wird angenehm überrascht. Der Weg steigt weiterhin nur mäßig an, und ehe man sich versieht, hat man die letzten 800 Höhenmeter überwunden. Von vorne grüßen schon lange Hohe Weiße, Hohe Wilde, und im Rückblick verabschieden wir uns vom mächtigen Similaun. Zur Stettiner Hütte sind es nach 4 Stunden Gehzeit jetzt nur noch wenige Schritte. Von nun an werden die Wege einsamer, dafür nehmen die hochalpinen Eindrücke zu. Nach wenigen Metern Abstieg auf dem breiten Weg in Richtung Pfelders verläuft der hier beginnende Pfelderer Höhenweg (Weg Nr. 44) hoch über dem gleichnamigen Tal und vermittelt großartige Tiefblicke. Anstrengend wird er erst im letzten Teil, wenn noch einmal 500 Höhenmeter im Anstieg zur Zwickauer Hütte, die wir nach 4 Stunden erreichen, überwunden werden müssen. Nun verstärken sich die landschaftlichen Eindrücke des vergangenen Tages um ein Vielfaches. Der gut versicherte Weg Nr. 44 über Kreuzjoch, Rauhes Joch und das Seebertal hinunter verursacht besonders vor dem Erreichen des Rauhen Joches wegen der schaurigen Tiefblicke einiges Herzklopfen. Dem geübten Bergwanderer bereitet er aber keine Probleme. Der Abstieg in das im Frühsommer blumenreiche Seebertal im Angesicht von Hochfirst und Granatenkogel verläuft eher beschaulich. Nach der Seeberalm gibt es zwei mögliche Wege: entweder bequem den breiten Almweg zur Timmelsjochstraße und diese etwa ein Kilometer hinunter zum Gasthof Hochfirst oder schöner auf schmalem Steig im Talgrund bis zur Unteren Glaneggalm bleibend und danach als "großes Finale" 100 steile Höhenmeter hinauf ebenfalls zum Gasthof Hochfirst. Für beide Varianten benötigen wir eine Gehzeit von 7,5 Stunden. Im Rückblick das schöne Panorama des oberen Seebertales und im Vorblick die Berge des Windachkammes geht man vom Gasthof etwa 10 Minuten die Straße bis zur Brücke über die Passer hinunter. Ein hier beginnender breiter Fahrweg endet an der malerisch gelegenen Timmelsalm. Ab hier führt ein guter Bergweg über mehrere Steilstufen das Tal hinauf zum schön gelegenen Schwarzsee. Nach etwa 10 Minuten gelangen wir zur Abzweigung des Weges zur Windachscharte und weiter zur Siegerlandhütte. Der Abstieg ins weite Kar des Östlichen Scheiblehnferners erfordert im Fels und Geröll etwas Handarbeit, ist aber mit der nötigen Vorsicht problemlos zu meistern. Mit der Siegerlandhütte erreichen wir nach 5 Stunden am Ende einer schönen Tour unser gemütliches Bergsteigerheim. 6
7 4. Von Obergurgl über das Königsjoch In Obergurgl verlassen wir am Ortsausgang Richtung Sölden die Hauptstraße in östliche Richtung. Nach wenigen Schritten erreichen wir einen schönen Wanderweg, der nach links, meist leicht ansteigend durch den lichten Wald der Alpegger Leiten hinüber ins Tal des Königsbaches führt. Nun geht es im Talgrund meist am Bach entlang und beständig bergauf. Beeindruckend ist im Rückblick die gewaltige Pyramide des Nederkogls. Etwas eintönig wird die Route, wenn man das weite Kar unter dem Königsjoch erreicht, das bezeichnender Weise den Namen "Tote Böden" trägt. Doch man wird spätestens oben auf dem Joch entschädigt durch die überwältigende Aussicht in das lange, einsame Seebertal und hinüber in die hohen Stubaier Berge. Hinunter geht es etwas ausgesetzt über einen sekundären Grat des Alpenhauptkammes, den die markierte Route dann kurz vor der sogenannten "Gamsbank" nach links verlässt. Weiter geht es über die weiten Almböden des Inneren Kars, anfangs in mäßigem Gefälle, dann immer steiler werdend zur überraschend schön gelegenen Oberglanegg-Alm. Die weitere Markierung der wenig begangenen Route hinunter zum Fahrweg der Seeber- Alm ist nicht immer leicht zu finden, doch man kann auch problemlos weglos absteigen. Auf dem Fahrweg ist es nicht weit zur Timmelsjochstraße, die man ca. 1 km bis hinunter zum Gasthof Hochfirst begeht. Als Gehzeit von Obergurgl zum Gasthof benötigt man 5,5 Stunden. Vom Gasthof gibt es zwei Möglichkeiten, um zur Siegerlandhütte zu gelangen: Entweder hinauf durch das oberste Passeiertal über die Timmelsalm zum Schwarzsee (siehe Tour 3) oder den Knappensteig und die Karlscharte zum Schwarzsee sowie dann weiter über die Windachscharte (siehe Tour 2). 7
8 5. Vom Jaufenpass Von Sölden über das Timmelsjoch, hinunter bis nach St. Leonhard und hinauf zum Jaufenpass sind es etwa 70 Straßenkilometer. Diese Strecke kann man mit Linienbussen zurücklegen. Wegen der ungünstigen Koordinierung der einzelnen Fahrpläne wird man dies aber kaum an einem Tag schaffen. Besser ist es deshalb, wenn man ein Taxi benutzt oder einen privaten Fahrdienst organisiert. Das Jaufenhaus etwas unterhalb des Passes eignet sich gut als Nachtquartier. Auf dem Jaufenkamm erwartet den Wanderer einer der schönsten Höhenwege in Südtirol. Die Tief- und Fernblicke sind einfach umwerfend! Anfänglich gibt es für den Weg mehrere Varianten. Zu empfehlen ist der Weg Nr. 12, der in der zweiten Kehre nach dem Pass in Richtung Jaufenhaus beginnt. Nach der halben Wegstrecke zum privaten Gasthaus Hochalm geht er in den Weg Nr. 15 über. Nach einer erholsamen Nacht im Gasthaus Hochalm in traumhafter Lage hoch über dem Passeiertal geht es mit dem Aufstieg zur Hochwart dann richtig "zur Sache". Der Gratübergang vom Süd- zum Nordgipfel erfordert Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Von einem langgezogenen Sattel, der im weiteren Verlauf zur Hohen Kreuzspitze zieht, geht es dann links steil hinunter ins weite Plattenkar. Scheinbar so gar nicht weit entfernt grüßt schon die markante Gürtelspitze, die bereits jenseits der Schneeberghütte, unserem nächsten Ziel, liegt. Doch der einsame Weg über die schönen Hochalmen oberhalb der Gost-Alm mit seinem stetigen Auf und Ab gestaltet sich länger, als man ihn sich anfangs vorgestellt hat. Die gastliche Schneeberghütte bietet danach eine willkommene Einkehr. Als Gehzeit vom Jaufenpass zur Hochalm und von dort zur Schneeberghütte muss man je 5 Stunden einplanen. Die weitere Route über die Karlscharte zum Schwarzsee und dann über die Windachscharte zur Siegerlandhütte ist identisch mit Tour 2. 8
9 6. Südhänge überm Windachtal Unser Weg, der später in zwei Varianten zur Hochstubaihütte führt, beginnt beim Gasthof Fiegl. Bis hierhin siehe Tour 1. Bei einer Abzweigung, die man bereits nach einer Viertelstunde erreicht, geht man rechts - weiter steil bergauf - in Richtung Seekarsee. In einer Höhe von ca Meter und etwa 50 Höhenmeter unter dem Seekarsee zweigt der im Jahre 2009 neu gebaute und noch ziemlich einsame Weg rechts ab und zieht am Südhang der Warenkarseitenspitze zum Warenkar sowie über die Freulasköfel hinauf zu einer Einsattelung über dem Windacher Ferner. Hier erreicht man das Stubaier Skigebiet. Über den Gletscher geht man ansteigend in Richtung auf die Lifttrasse und über diese hinauf. Der Gletscher apert im Spätsommer oft aus. Steigeisen können dann nützlich sein. Am oberen Ende stößt man dann in der Regel auf eine vom Bildstöckeljoch herüberziehende breite Spur, der man nach rechts auf dem Geißkarferner absteigend folgt bis man über die rechte Seitenmoräne wieder den markierten Weg zur Hildesheimer Hütte erreicht, zu der es nun nicht mehr weit ist. Als Gehzeit von Fiegl s bis zur Hildesheimer Hütte benötigt man etwa 6 Stunden. Auf dem Hüttenweg gehen wir in Richtung Windachtal ein kurzes Stück bergab und kommen nach wenigen Minuten zur Abzweigung des markierten Weges zur Siegerlandhütte. Achtung: die Abzweigung ist etwas unübersichtlich und wird leicht übersehen. Es geht nun hinunter in den Grund des Pfaffenkares und danach über Gletscherschliffe, später über grobes Blockwerk und kompakten Fels hinauf zum Übergang "Gamsplatzl", einem beliebten Rastplatz mit wunderbarer Fernsicht. Von hier aus zieht der Weg im Nordosthang des Gaißkogels bergab ins Triebenkar mit dem gleichnamigen See. Nach Querung zweier Gletscherbäche geht es weiter an der West- später Südwestseite der Scheiblehnwand zur Siegerlandhütte. Als Gehzeit von der Hildesheimer Hütte zur Siegerlandhütte benötigt man 4 Stunden. 9
10 7. Aus dem Sulztal Diese Tour sollte nur von erfahrenen Bergwanderern mit Gletschererfahrung und entsprechender Ausrüstung unternommen werden. Die Route aus dem Söldener Ortsteil Kaisers über das Atterkarjöchl ins Sulztal zur Amberger Hütte wird heute nur noch wenig begangen und führt wohl durch eine der einsamsten Landschaften im oberen Ötztal. Der markierte Weg war bei unserer letzten Begehung in einem schlechten Zustand und teilweise schwer zu finden. Probleme bereitete auch der Übergang vom Jöchl auf den kleinen namenlosen Gletscher, der sich nordseitig anschließt. Als Gehzeit benötigt man ca. 6 Stunden. Zur Amberger Hütte kann man aber auch einfacher, doch um ein großartiges Naturerlebnis ärmer, von Gries im Sulztal, einem Seitental des Ötztales, gelangen. Für den Talaufstieg benötigt man 2 Stunden. Von der Amberger Hütte geht es das breite Sulztal aufwärts und nach einer Steilstufe hinauf auf die alte westseitige Seitenmoräne des Sulztalferners, der früher bis hier herunter reichte. Die Moräne verfolgt man aufwärts bis man den spaltenreichen Sulztalferner betritt und auf diesem aufwärts - immer die ursprüngliche Richtung beibehaltend - zum markanten Wütenkarsattel gelangt. Nach dem Sattel betritt man - immer noch in der gleichen Richtung gehend - den Wütenkarferner und geht, fast die Höhe beibehaltend, in weitem Bogen zur Hochstubaihütte. Die Gehzeit von der Amberger Hütte zur Hochstubaihütte beträgt 4 Stunden. Für die Tour von der Hochstubaihütte zur Hildesheimer Hütte gibt es zwei Varianten. Beide sind mit etwa 5 Stunden ähnlich lang: 1. Die "klassische" Hochtour über die Warenkarscharte, ca. 1 km nordöstlich der Hochstubaihütte gelegen, von dort steil hinunter auf den Warenkarferner, um den südwestlichen Sporn der Stubaier Wildspitze herum zum Skigebiet Windacher Ferner, auf diesem entlang der Lifttrasse hinauf und weiter wie Tour Einfacher geht es von der Hochstubaihütte über die "Himmelsleiter" hinunter bis zum Seekarsee. Kurz danach erreicht man den links abbiegenden Weg zur Hildesheimer Hütte, den man wie in Tour 6 beschrieben begeht. 10
11 8. Die große Runde ums Windachtal Ausgangspunkt für eine der schönsten Hüttentouren in den südlichen Stubaier Alpen ist der Gasthof Fiegl im Windachtal. Von hier geht man 10 Minuten taleinwärts bis zum markierten Abzweig des Weges zum Brunnenkogelhaus. Rechts geht es über die Windache durch lichten Wald, anfangs steil bergauf, später über die flachen Almböden des Schönkares und zuletzt auf gutem Steig hinauf zur Hütte. Unterwegs lohnt sich ein Abstecher zum malerisch gelegenen Wannenkarsee. Als Gehzeit benötigt man (ohne den Abstecher) etwa 3,5 Stunden. Vom Brunnenkogelhaus zieht der Weg zunächst unschwierig, später etwas ausgesetzt über den hinteren Brunnenkogel, den Rötkogel und die Wilde Rötespitze aussichtsreich zum Wannenkarsattel und von diesem steil hinunter ins obere Wannenkar. Von hier geht es ohne große Höhenunterschiede über das Rötenkarle und das Wietenkar nach insgesamt 4,5 Stunden hinüber zum Timmelsjoch. Auf dem Fernwanderweg E5 hinunter zur Timmelsjochstraße bei der Brücke über die Passer und zum Gasthof Hochfirst, den man auf der Straße kurz aufwärts gehend erreicht. Am nächsten Tag geht man die Timmelsjochstraße wieder 10 Minuten abwärts, bis man bei der Brücke über die Passer den in der Tour 2 beschriebenen Knappensteig erreicht. Der weitere Wegverlauf bis zur Siegerlandhütte ist identisch mit Tour 2. Auf dem Weg zur Hildesheimer Hütte quert man das Triebenkar und steigt hinauf zum Gamsplatzel, einem großartigen Rastplatz mit Dolomitenblick. Ziemlich steil über grobes Blockwerk und kompakten Fels, später über flachere Gletscherschliffe geht es nun hinunter auf den Grund des Gaißkares und danach wieder 200 Höhenmeter hinauf zur Hildesheimer Hütte. Die Gehzeit Siegerlandhütte - Hildesheimer Hütte beträgt 3 bis 4 Stunden. Seit der Fertigstellung des Weges zwischen den Fräulasköfel und dem Seekarsee im Jahre 2009 eröffnet sich dem ausdauernden Bergwanderer mit wenig Gletschererfahrung die Möglichkeit, die Runde um das Windachtal mit einem großartigen Finale abzuschließen. Auf dem markierten Weg, später auf einer meist ausgetretenen Spur über den Gaißkarferner verlässt man die Hildesheimer Hütte in Richtung Bildstöckeljoch, das dann aber rechts liegen bleibt. Auf dem Windacher Ferner geht es bis etwa zur Mitte der Lifttrasse hinunter, dann knickt man scharf links - weiter leicht absteigend - in Richtung auf eine markante Einsattelung im Grat ab und verlässt hier am Beginn einer guten Markierung den Gletscher. Gut versichert führt der Steig nun hinab ins Warenkar und weiter am Südhang der Warenkarseitenspitze entlang, bis man unter dem Seekarsee den vom Gasthof Fiegl heraufziehenden Weg erreicht. Nachdem man den Seekarsee und die steile Himmelsleiter hinter sich gelassen hat, kann man stolz auf die sportliche Leistung sein und übernachtet nach 5 Stunden Gehzeit in der Hochstubaihütte, einem der am höchsten gelegenen Unterkunftshäuser der Ostalpen. Für den Abstieg nach Sölden ist der normale Hüttenweg durchs Laubkar mit dem gleichnamigen See zu empfehlen. Doch der Abstieg mit insgesamt Höhenmetern geht ganz schön in die Beine. Deshalb wird man die Einkehrmöglichkeit an der fast Meter hohen Kleble-Alm begrüßen. Zu beneiden ist, wer hier noch Zeit hat, eine weitere Nacht zu bleiben, um eine gelungene Tour zu feiern. 11
12 Kontakte Übernachtung in Sölden Telefon Sölden bietet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in allen Kategorien. Wir empfehlen Landhaus Fiegl 0043 (0) Siegerlandhütte Hüttentelefon 0043 (0) Hüttenwirt privat: Hermann Fiegl 0043 (0) Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten und Berggasthöfen in Österreich Gasthof Fiegl (alle Touren) 0043 (0) Hildesheimer Hütte (Touren 6, 7, 8) 0043 (0) Amberger Hütte (Tour 7) 0043 (0) Hochstubaihütte (Touren 7, 8) 0043 (0) Brunnenkogelhaus (Tour 8) 0043 (0) Kleble-Alm (Tour 8) 0043 (0) Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten und Berggasthöfen in Südtirol Schneeberghütte (Touren 2, 5) Similaunhütte (Tour 3) Tisenhof (Tour 3) Jägerrast Vorderkaser (Tour 3) Nassereithof (Tour 3) Stettiner Hütte (Tour 3) Zwickauer Hütte (Tour 3) Gasthof Hochfirst (Touren 3, 4, 8) Jaufenhaus (Tour 5) Gasthaus Hochalm (Tour 5) Redaktion Olaf Koplin & Friederike Held-Zapletal (Gestaltung) Jochen Ertel (Idee, Texte und Fotos) Titelbild: Siegerlandhütte (Foto: Dieter Schäfers) 12
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