Originalhandschrift um

Transkript

1 Beamer Folie a Originalhandschrift um Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 147 v. (URL: heidelberg.de/diglit/cpg341/0307)

2 Beamer Folie b Nu saget uns der stricker, wer der erste man wer, der liegen, triegenane viench, und wie sin wille fur giench, Daz er niht wider sazzes vant. Er het haus in engeln lant In einer stat die hiez zu trameys, und hiez der pfaffe ameis. Originalhandschrift um Übertragung in die heutige Schrift Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 147 v. (URL: heidelberg.de/diglit/cpg341/0307)

3 Beamer Folie c Originalhandschrift um Nun erzählt uns der Stricker, wer der erste Mensch war, der das Lügen und Betrügen anfing, und wie seine Absicht sich durchsetzte, ohne auf Widerstand zu stoßen. Er lebte in England in einer Stadt namens Tramis, und hieß Pfaffe Amis. Nu saget uns der stricker, wer der erste man wer, der liegen, triegenane viench, und wie sin wille fur giench, Daz er niht wider sazzes vant. Er het haus in engeln lant In einer stat die hiez zu trameys, und hiez der pfaffe ameis. Übertragung in die heutige Schrift Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 147 v. (URL: heidelberg.de/diglit/cpg341/0307)

4 Beamer-Folie d - Pfarrer aus Tramis in England - erster deutschsprachiger Schwankroman - geschrieben zwischen 1220 und 1250 Der Pfaffe Amis - Vorlage für einige Episoden von Till Eulenspiegel Obere Abbildung reproduziert nach Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übers. Und komm. von Michael Schilling. Stuttgart: Reclam, 1994 (Universal-Bibliothek 658), Cover.

5 Beamer-Folie e - Pfarrer aus Tramis in England - erster deutschsprachiger Schwankroman - geschrieben zwischen 1220 und 1250 Der Pfaffe Amis - Vorlage für einige Episoden von Till Eulenspiegel? Der Stricker - Der Name bedeutet Seiler oder Strickmacher. - Der Stricker war ein fahrender Dichter. - Schaffenszeit zwischen 1220 und Der Stricker verbrachte wahrscheinlich einen Großteil seines Lebens in Österreich. Obere Abbildung reproduziert nach Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übers. und komm. von Michael Schilling. Stuttgart: Reclam, 1994 (Universal-Bibliothek 658), Cover.

6 Beamer Folie f Abbildung zusammengestellt aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 r ; 152 v ; 153 r. (URL: heidelberg.de/diglit/cpg341/0307)

7 Beamer Folie g Nachdem der Pfaffe Amis so wertvollen Besitz am französischen Hof erlangt hatte, ritt er nach Lothringen und kam durch sein Zutun alsbald dorthin, wo er den Herzog antraf. Diesem erzählte er, daß es außer Gott keinen besseren Arzt gäbe als ihn. So hat Euch Gott geschickt, sagte der Herzog. Ich freue mich, daß Ihr gekommen seid. Von meinen Angehörigen und Gefolgsleuten, deren Wohlbefinden mir sehr am Herzen liegt, ist ein großer Teil Tilauf das Krankenbett geworfen. Verleiht Euch Gott die Kraft, daß Ihr sie heilt, werdet Ihr im Handumdrehen reich. Der Pfaffe Amis antwortete: Ich bin ein so erfahrener Arzt, daß ich alle, die nicht vom Aussatz befallen sind und auch keine äußeren Verletzungen haben und seien es 1000 oder mehr, gesund mache, bevor der heutige Tag zu Ende geht, ganz gleich, welche Krankheit sie haben. Andernfalls könnt Ihr mich mit dem Tode bestrafen. Ich bitte Euch, mir keinen Lohn zu geben, bevor sie nicht völlig gesund werden und Ihr nicht gehört und gesehen habt, daß sie ihre Heilung ausdrücklich bestätigen. Erst dann mögt Ihr mich belohnen.? Das gestanden sie ihm zu und schworen, nichts zu verraten.? Da erschraken die Kranken. Auch wer vor Schmerzen kaum ki kriechen konnte, fürchtete nun um sein Leben, wenn man seine Qual bemerken würde, und ging ohne Krückstock dorthin. Hört, wie sie sich verhielten bei ihrer Besprechung. Jeder überlegte: Auch wenn ich meine Krankheit so weit herunterspiele wie möglich, wird einer behaupten, seine Krankheit sei noch geringfügiger. Und der nächste wird sagen, seine sei sogar nur halb so schlimm. So werden sie sich vielleicht darauf einigen, daß ich hier der Kränkste sei. Und deshalb werde ich mich lieber vorsehen und behaupten, mir fehle nichts.? Das geschah unverzüglich. Sie gingen und sagten, als sie ihren Herren sahen, er hätte ihnen Heilung gebracht, sie seien von ihrer Krankheit völlig befreit. Das versetzte ihn in großes Erstaunen, und er fragte jeden einzeln, ob es denn wahr sei. Da verpflichtete sie der Eid, den sie dem Pfaffen geleistet hatten, nichts anderes zu sagen, als daß sie ganz gesund seien. Darauf befahl der Herzog, dem Pfaffen 300 Mark Silber zu geben. Ohne Widerrede wurde es ihm sogleich abgewogen. Er empfing den Reisesegen, brach auf der Stelle auf und ritt nach England. Nachdem er sich verabschiedet hatte und eine Woche verstrichen war, fühlten sich die Kranken so elend oder noch elender als zuvor. Da sagten sie dem Herzog, wie sie der Arzt, der sie heilen sollte, betrogen hatte und wie sie ihm schwören mußten, es sechs Tage lang zu verheimlichen, bevor sie es kundtäten. Als er vernommen hatte, wie sich der Pfaffe aus der Affaire gezogen hatte, erzählte er es all einen Leuten. Da gab es eine große Aufregung am Hof zu Lothringen wie schon zuvor in Frankreich. Alle meinten, der Pfaffe Amis verstünde sich trefflich auf solche Schelmenstücke. Abbildung zusammengestellt aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 r ; 152 v ; 153 r (URL: heidelberg.de/diglit/cpg341/0307). Übersetzung zitiert nach Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übers. und komm. von Michael Schilling. Stuttgart: Reclam, 1994 (Universal Bibliothek 658), S

8 Beamer-Folie h Auszug Abbildung zusammengestellt aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 r ; 152 v.

9 Beamer-Folie i Auszug Darüber war der Herzog froh. Ihr redet wohl, sprach er da. Die Kranken wurden zusammengerufen, von denen zwanzig sofort kamen 840 Abbildung zusammengestellt aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 r ; 152 v.

10 Beamer-Folie j Auszug Darüber war der Herzog froh. Ihr redet wohl, sprach er da. Die Kranken wurden zusammengerufen, von denen zwanzig sofort kamen 835 Sie führte der Pfaffe ff in einen Raum. Ich kann euch in Kürze befreien, sprach er, von eurer e Krankheit, wenn ihr mir schwört einen Eid, 840 Abbildung zusammengestellt aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 r ; 152 v.

11 Beamer-Folie k Auszug Darüber war der Herzog froh. Ihr redet wohl, sprach er da. Die Kranken wurden zusammengerufen, von denen zwanzig sofort kamen 835 Sie führte der Pfaffe ff in einen Raum. Ich kann euch in Kürze befreien, sprach er, von eurer e Krankheit, wenn ihr mir schwört einen Eid, dass ihr meine Rede verschweigt, 840 eine Woche lang, ehe ihr sie erzählt, denn das gehört zur Heilung bei ider ersten Behandlung. Abbildung zusammengestellt aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 r ; 152 v.

12 Beamer-Folie l Auszug Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v.

13 Beamer-Folie m Auszug Da sprach er die Kranken an: Nun geht ohne mich fort 850 und besprecht euch dabei, wer der Kränkste ist unter euch. Den tut mir kund. Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v.

14 Beamer-Folie n Auszug Da sprach er die Kranken an: Nun geht ohne mich fort und besprecht euch dabei, wer der Kränkste ist unter euch. Den tut mir kund. 850 So seid ihr bald gesund. Diesen will ich töten. und helfe euch aus dem Leid mit seinem Blut sofort. Dafür sei meine Seele euer Pfand. Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v.

15 Beamer-Folie o Auszug Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v.

16 Beamer-Folie p Auszug So dachte der eine wie die anderen, ihnen wäre Gnade geschehen, sie wären alle gesund geworden. Dies taten sie ihrem Arzt kund. 885 Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v.

17 Beamer-Folie q Auszug So dachte der eine wie die anderen, ihnen wäre Gnade geschehen, sie wären alle gesund geworden. Dies taten sie ihrem Arzt kund. Der Pfaffe sprach: Ihr betrügt mich. Da schwor jeder einzelne für sich bei seiner Ehre, es wäre wahr, dass ihm nicht das geringste fehle. 885 Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v.

18 Beamer Folie r Originalhandschrift (um ) Auszug So dachte der eine wie die anderen, ihnen wäre Gnade geschehen, sie wären alle gesund geworden. Dies taten sie ihrem Arzt kund. Der Pfaffe sprach: Ihr betrügt mich. Da schwor jeder einzelne für sich bei seiner Ehre, es wäre wahr, dass ihm nicht das Geringste fehle. Hierüber war der Meister sehr froh. Nun geht dann, sprach er da, und sagt es dem Herzog. Abbildung aus: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, fol. 152 v. (URL: heidelberg.de/diglit/cpg341/0307)