PARADIES AUTOFAHREN IM LETZTEN

Transkript

1 AUTOFAHREN IM LETZTEN 20 PARADIES Der autorennfahrende Hollywood-Star Patrick Dempsey war 2015 das Gesicht der Ennstal-Classic. Im Porsche 550 Spyder aus dem Jahre 1954 holte er sich am Sölkpass ein Rückfahrticket in die James Dean-Epoche. FOTO: MARTIN HUBER 20

2 KULT ZUM ANFASSEN: MOTORSPORT WIE FRÜHER D ie Oldtimer-Sekte, die zwischen Silvester und Dreikönig zur Planai-Classic ihre Garagentore öffnet, hat keine Salz- Allergien, keine Eis-Phobie und keine Ängste vor leitschienen- losen Abgründen. Es ist schon eine Strapaze, wenn man sich und seinen liebenswerten Oldtimer einem Wetter wie in Patagonien aussetzt. Für die finnische Rallye-Ikone Rauno Aaltonen, 75, ist sie aber geradezu ein Wohlfühl-Szenario, mit einer echten Herausforderung wenn der Schnee kommt» S eit 1993 ausgetragen, holt uns die Ennstal-Classic in die alte Zeit zurück, als Auto- fahren noch ein Abenteuer voller Romantik war und der Motorsport die Entwicklung ohne Computer und Elektronik beflügelte. Der Erfolg der Ennstal-Classic beruht darauf, dass es dem Veranstalter-Duo Michael Glöckner und Helmut Zwickl jedes Jahr gelingt ein Biotop der Glücksmomente anzubieten: Was gibt es Schöneres als sich auf dem verwunschenen Sölkpass hochzuschrauben, auf der Nockalm bis an die Wolkenbasis zu fahren, sich der Steilheit der Turracher Höhe zu stellen, auf der Grand Prix Strecke des Red Bull Ring freie Fahrt zu genießen und sich im Gesäuse von einem bizarren Gebirge beeindrucken zu lassen. Und dann erst die Abende, wo man mit Gleichgesinnten beim Dinner den Tag ausklingen lässt. Längst hat die Ennstal-Classic in der europäischen Oldtimer-Szene Kult-Status erreicht. Nirgendwo ist die Promidichte aus Lenkrad-Legenden, Sportlern, Top-Managern und TV-Stars sehenswerter. Für die Fans wird die Ennstal-Classic jedes Jahr zu einer Pilgerreise, denn es wird Motorsport wie früher inszeniert. Ohne elektronische Drehkreuze, bei freiem Eintritt kommt man den Stars & Cars zum Greifen nah. D ie ENNSTAL Racecar-Trophy ist ein eigenständiger Bewerb, der an den Tagen der Ennstal-Classic über die Bühne geht. Die Besitzer historischer Renn- und Rallyeautos können ihren Ikonen auf abgesperrten Straßen die Sporen geben und gleichzeitig den sagenhaften Nimbus der Ennstal-Classic mit allen Abendveranstaltungen erleben. D ie Partnerschaft mit Porsche, die auch 20 weitergeht, erlebte 2015 einen Höhepunkt. Der Le Mans-Doppelsieg wetterleuchtete über der 23. Ennstal-Classic, denn Porsche rückte mit dem Familiensilber aus dem Museum an und schickte die Ikonen von früher mit neuen Stars in die Alpen-Arena. Selbst die Vorstände Bernhard Meier und Lutz Meschke stiegen ins Cockpit um den Mythos Porsche in die Auslage zu stellen. Ein Weltstar wie der rennfahrende US-Schauspieler Patrick Dempsey wurde zum Gesicht der Ennstal-Classic, den Hype, den er medial und bei den jungen Mädchen erzeugte, überstieg alle Erwartungen. Rennsport-Projektleiter Fritz Enzinger fuhr mit Walter Röhrl im 718 Achtzylinder Spyder, Dr. Wolfgang Porsche fährt seit Jahren die gesamte Rallye, Le Mans-Sieger Brendon Hartley chauffierte einen Spyder beim Demo-Grand Prix, Richard Lietz einen 911 Targa mit Tennis-Star Angelique Kerber am Nebensitz. Und als Draufgabe sahen wir die Siegerautos von Le Mans 2015 und 1998 in Gröbming. 20

3 Die Planai-Classic war beim Start ein Postkarten-Idyll, doch am Abend fiel eine Schnee-Front in das Ennstal ein und Dr. Carlo Hasenöhrl aus Igls in Tirol, kam sich in seinem 44 PS Austin-Special wie ein Kajakfahrer im Eismeer vor. Kein Licht, kein Grip und die ständig drohende Vergaser-Vereisung sorgten dafür, dass der Pilot noch lange an diese Nacht denken wird... FOTO: MARTIN HUBER 01 PLANAI-CLASSIC

4 Autofahren im letzten Paradies : das Vater/Sohn Team Bernhard und Bernd Wendeln aus Garrel, einer Gemeinde im Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen, vor dem Dachstein Massiv am Ende eines langen Tages, den der BMW 328 Roadster, Baujahr 1937 ohne Hitzeschlag überstand... FOTO: MARTIN HUBER

5 Die Saurier sind los: Ingo Strolz, Hotelier aus Lech am Arlberg, liebt Hubraum-Monster wie diesen 14,5 Liter American La France Tourer aus dem Jahre Und er liebt Expeditionen wie Peking-Paris, wo man tagelang auf nicht vorhandenen Straßen unterwegs ist, und man sich gelegentlich nur mit Bordmitteln zurück in die Zivilisation reparieren muss. FOTO: MARTIN HUBER

6 Das ist die Racecar-Trophy: Am Formel 1-Teppich des Red Bull Ring duellieren sich Pepi Panis im Ferrari 250 GT PF mit Peter Kraus/Heimo Reschreiter (AC ACE) und Johann Kofler im abenteuerlichen Sunbeam Supersport aus dem Jahre FOTO: GEPA/CHRISTIAN WALGRAM

7 Das ist der Stoff aus dem die Träume sind: Der Rennwagen-Zwitter von Peter Wünsch, jener OSCA-Maserati 4CLT der gleich bei seinem ersten Antreten am 26. März 1951 unter Prinz Bira den Grand Prix von Goodwood mit Rundenrekord gewann, danach langsam, aber sicher von der Bildfläche verschwand. Selbst die Höhenluft der Tauplitzalm-Alpenstraße konnte dem 4,4 Liter Zwölfzylinder-Saugmotor nichts von der Urgewalt seiner Jugend nehmen. FOTO: HEPPYPRESS/HERBERT STEVES

8 CanAm am Flugplatz Niederöblarn: Achim Schlafke hier im McLaren M8F war einer von drei Piloten (Harry Read McLaren M8C, Peter Schleifer Lola T310) die mit der Best of Show Trophäe ausgezeichnet wurden. Sie halten die Erinnerung an die abenteuerlichste Rennserie der Welt wach: gegen die CanAm Liga in den Jahren 1966 bis 1974 wurde die Formel 1 zu einem Spiel mit Tretautos degradiert. FOTO: GEPA/CHRISTIAN WALGRAM

9 Wenn die Ennstal-Classic zum traditionellen Boxenstopp in die über jährige Romantikstadt Steyr einrückt und noch dazu Patrick Dempsey angesagt ist, dann herrscht Volksfest-Stimmung. FOTO: MARTIN HUBER ENNSTAL-CLASSIC / RACECAR-TROPHY

10 Kurt Menhofer und Gerald Hegenbart nehmen den Stoder mit einem Juwel unter die Räder. Ihr Austin Healey Silverstone besitzt die Fahrgestellnummer D1, was ihn als ersten gebauten Silverstone aus dem Jahre 1949 identifiziert. Der 2440 ccm Riley-Vierzylinder muss all seine 104 PS für den Gipfelanstieg hergeben. FOTO: HEPPYPRESS/HERBERT STEVES

11 Von Monte Carlo zur Tauplitz: Horst Linn hat jenen 1100 Kubik Stanguellini Rennwagen erworben, mit dem der Schweizer Michael May 1959 den Formel Junior Grand Prix von Monaco gewinnen konnte ins Leben gerufen, war die Formel Junior die beste Rennformel, um Nachwuchspiloten den Einstieg in den Autosport zu ermöglichen: Für Jochen Rindt, Jim Clark, Jo Siffert, Gerhard Mitter und Kurt Ahrens wurde sie zum Karriere-Sprungbrett. Horst Linn findet in diesem Cockpit nach seiner lebensbedrohenden Krankheit wieder neue Lebensfreude. FOTO: GEPA/CHRISTIAN WALGRAM

12 Gewitterstimmung am Sölkpass: Wenn Walter Röhrl im Porsche 356 Carrera GT mit Navigator Gerald Enzinger durch die Gegend brettelt, ist Autofahren in höchster Vollendung angesagt. FOTO: MARTIN HUBER

13 Auch das ist die Ennstal: ein kurzer Hagelschauer, der über Peter Unterweger/Petra Heuer im Austin Healeys 3000 MkIII herfällt, konnte das Team nicht stoppen. Die Ennstal-Classic ist eben kein Blumen-Korso... FOTO: MARKUS KUCERA

14 Baujahr 1948: Wer damit die Ennstal fährt, lebt in einer anderen Welt. Diese Lea Francis 14HO Sport stellt an Rigobert und Christine Diem hohe Anforderungen. Der Tag wird noch länger und wenn sich der Abend senkt geht die Kurvenorgie zu Ende. FOTO: MARTIN HUBER