- I n f o d i e n s t - Nr. 158, Mai 2015
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- Stefan Neumann
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1 - I n f o d i e n s t - Nr. 158, Mai 2015 Neue EU-Vergaberichtlinie: und was ist drin für die Jugendsozialarbeit/ Jugendberufshilfe? Autor: Günter Buck, BAG Evangelische Jugendsozialarbeit Das Thema Vergabe an sich ist sehr komplex und bewegt seit vielen Jahren sowohl Einrichtungen der staatlich finanzierten Aus- und Weiterbildung und deren Träger, als auch die zuständigen Verbände und Gewerkschaften. Insbesondere die Jugendberufshilfe, mit ihrer gesetzlichen Verortung im 13 SGB VIII (Jugendsozialarbeit im Kinder- und Jugendhilfegesetz), unterliegt mit ihren Geschäftsfeldern (Berufsvorbereitung, berufliche Bildung, Übergang Schule-Beruf, Qualifizierung) im Rahmen des SGB III -Arbeitsförderungsrecht schon seit vielen Jahren den Rahmenbedingungen der Vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen (AMDL) und deren Umsetzung durch die Bundesagentur für Arbeit (BA). Auch die Jobcenter (SGB II) bedienen sich inzwischen verstärkt des Instruments Ausschreibung bei der Vergabe entsprechender Aufträge (Unterstützungsangebote für benachteiligte junge Menschen) an die Einrichtungen. Die aktuelle Praxis dazu ist inzwischen allen bekannt. Der Bereich der staatlich finanzierten Aus- und Weiterbildung unterliegt seit Jahren einem enormen Kostendruck auf der Grundlage einer rein preisorientierten Vergabepraxis der BA mit entsprechenden Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und Bezahlung der Beschäftigten sowie negative Folgen für Qualität und Wirksamkeit der erbrachten sozialen, personalintensiven Dienstleistungen. Einrichtungen stehen vor die Wahl, Arbeitsbereiche ganz aufzugeben oder auszugründen. Inhalt Neue EU-Vergaberichtlinie: und was ist drin für die Jugendsozialarbeit/ Jugendberufshilfe? Günter Buck, BAG Evangelische Jugendsozialarbeit Neues aus dem Norden Jugendarbeitslosigkeit Konstituierende Sitzung des Nds. Landesjugendhilfeausschusses LAG JAW - Fachtag zur Förderplanarbeit - Fachkräfte informieren sich über Möglichkeiten und Entwicklungen Gewaltprävention im Migrationskontext, Fachtagungsprotokoll Neu im Netz Neue App Neu erschienen In eigener Sache Veranstaltungen Impressum Durch die neue europäische Richtlinie 2014/24/EU 1 zur Modernisierung aller nationalen Vergaberechtssysteme in der Europäischen Union gibt es nun ein Zeitfenster bis April 2016, gemeinsam Möglichkeiten für deutliche Verbesserungen im Bereich der Vergabe von AMDL zu erarbeiten, denn diese Richtlinie enthält einige Freiräume und nationale Gestaltungsmöglichkeiten. Zum ersten Mal werden die Verbände und Gewerkschaften vom federführend verantwortlichen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit ihren Anliegen gehört und auch beratend beteiligt. Seit 30. April 2015 liegt nun der Referentenentwurf eines Gesetzes zur Modernisierung 1 Richtlinie der Europäischen Parlaments und Rates über die öffentliche Auftragsvergabe unter: -
2 des Vergaberechts des BMWi vor, in dem die grundlegenden Paragrafen für die Umsetzung in deutsches Vergaberecht formuliert sind: Das Vergaberechtsmodernisierungsgesetz VergModG, dem auch der Bundesrat zustimmen muss. Zur Bedeutung der Vergaberechtsreform für die Jugendberufshilfe Die EU-Vergaberichtlinie EU-RL 2014/24/EU zur Auftragsvergabe bietet große Chancen, das bisherige Vergaberecht in Deutschland entscheidend im Bereich oberhalb der EU- Schwellenwerte zu verbessern. Die Richtlinie gibt den Mitgliedstaaten auch die Möglichkeit, für soziale und andere besondere Dienstleistungen erleichterte Beschaffungsregelungen vorzusehen. Unter soziale Dienstleistungen fallen Arbeitsvermittlungsdienste, Bildungsdienstleistungen sowie Gesundheitsdienstleistungen. In Deutschland sind diese in den Sozialgesetzbüchern SGB II/III und IX gesetzlich festgeschrieben. Einige zentrale Vorgaben der neuen EU-Vergaberichtlinie können den aktuellen Schwierigkeiten beim Vergabeverfahren in Deutschland positiv entgegenwirken. Beispielsweise geht es im Artikel 18 darum, sicherzustellen, dass bei der Ausführung der öffentlichen Aufträge die sozialen sowie arbeits- und umweltrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden müssen (z.b. allgemeingültige Branchenmindestlöhne sowie Tarifvertrage nach dem Tarifvertragsgesetz). Der Artikel 76 fordert die öffentlichen Auftraggeber bei der Vergabe von Aufträgen auf, die Notwendigkeit, Qualität, Kontinuität, Zugänglichkeit, Bezahlbarkeit, Verfügbarkeit und Vollständigkeit der Dienstleistungen sicherzustellen. Der Auftraggeber ist nun also verpflichtet, die bezahlten Preise der Dienstleistungen offenzulegen sowie das Vergabeverfahren für alle Auftragnehmer transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Eine große Chance in der Umsetzung eines neuen nationalen Vergabegesetzes liegt darin, dass die Besonderheiten von sozialen Dienstleistungen, also auch der AMDL-Angebote der Jugendberufshilfe, anerkannt werden. Dadurch besteht die Möglichkeit, auch vergaberelevante Kriterien außerhalb von Kosten bzw. Preis zu berücksichtigen. In 97, Abs. 3 heißt es: bei der Vergabe werden soziale und umweltbezogene Aspekte sowie Aspekte der Qualität und der Innovation berücksichtigt. Für den Bereich der AMDL ist z.b. auch wichtig, dass nicht nur - derzeit überwiegend - das offene Verfahren zur Anwendung kommt. Die Praxis der BA in der Vergangenheit (BA schreibt öffentlich aus), kann sich auf dieser eindeutigen Grundlage ändern. Öffentliche Auftraggeber werden zwischen offenem und nichtoffenem Verfahren frei wählen können (im Rahmen des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit und des Wettbewerbs). So steht im 130 des Referentenentwurfs beispielsweise, dass den öffentlichen Auftraggebern das offene Verfahren und das nichtoffene Verfahren, das Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb, der wettbewerbliche Dialog und die Innovationspartnerschaft nach ihrer Wahl zur Verfügung stehen. Zudem ersetzt die Einführung der Einheitlichen Europäischen Eigenerklärung - die Abgabe einfacher Erklärungen - die Pflicht der Bieter, umfangreiche Nachweise und Bescheinigungen zu liefern. Doch eine große Herausforderung für die Leistungserbringer ist nach wie vor nicht zufriedenstellend bearbeitet: Nämlich klar zu sagen und zu beschreiben, was die Qualität ihrer Arbeit ausmacht, wie sie definiert, erkannt, gemessen und bewertet werden kann. Dies ist eine sehr wichtige und schwierige Aufgabe, die zudem gerade von allen Akteuren in diesem Bildungssektor bearbeitet werden muss. So wird derzeit eine wissenschaftliche Expertise zu diesem Thema erstellt. Die Möglichkeiten der Einflussnahme Noch vor nicht allzu langer Zeit erfolgte die Lobbytätigkeit seitens der Leistungserbringer im Wesentlichen in Einzelaktionen: Jede Organisation, jeder Träger agierte für sich allein. Doch seit einigen Monaten wurde erstmals auf Bundesebene ein breites Bündnis organisiert aus Gewerkschaften (DGB, ver.di, GEW) und Trägerorganisationen (BAG Arbeit, BAG BBW, BAG FW, Bundesverband der Träger beruflicher Bildung Bildungsverband e.v. (BBB), Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.v., Verband Deutscher Privatschulverbände e.v
3 (VDP), Evangelischer Fachverband für Arbeit und Soziale Integration e.v. (EFAS) und Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit). Gemeinsames Ziel ist die Begleitung des Umsetzungsprozesses beim BMWi mit der Absicht, die von allen mitgetragenen zentralen Anliegen einzubringen: Qualität, Innovation, sozial- und tarifrechtliche Aspekte sollten wie es die EU-Richtlinie vorsieht stärker als bisher berücksichtigt werden. Dass dies Früchte trägt zeigen die in jüngster Zeit erfolgten Veranstaltungen und Gespräche mit den Vertreter/innen der relevanten Ministerien, der BA, sowie mit den arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Sprecher/innen aller Fraktionen des Deutschen Bundestages. Wichtig ist, dass die Bündnispartner weiter aktiv bleiben. Zwar überarbeitet das Vergaberechtsmodernisierungsgesetz nun umfassend den bisherigen Vierten Teil des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkung und strukturiert diesen neu. Doch die Bundesregierung wird auch ermächtigt, durch Rechtsverordnungen mit Zustimmung des Bundesrates die näheren Bestimmungen zur Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Konzessionen zu regeln. Diese Ermächtigung umfasst die Befugnis zur Regelung von Anforderungen an den Auftragsgegenstand und zum Vergabeverfahren. Also werden weitere praxisrelevante Aspekte in der zu überarbeitenden Vergabeverordnung konkretisiert werden. Einschränkende Hinweise Zwar sind mit dem neuen Vergaberecht nicht alle Praxisprobleme bzw. offene Grundsatzfragen lösbar. Viele strittige Fragen liegen außerhalb des Vergaberechtes, sind aber mit diesem eng verknüpft. So könnte z.b. nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes ab April 2016 bei der Prüfung eines Angebotes ein allgemeingültiger Tarifvertrag nach Tarifvertragsgesetz als Finanzkalkulationsgrundlage herangezogen werden, doch es obliegt die Tarifpartnern, diesen auf dem Weg zu bringen. Unklar sind auch eine Reihe weiterer Fragen, z. B. wie die Zukunft der vergabespezifischen Mindestlöhne der Bundesländer aussehen soll, oder wie die Umsetzung der Vorgaben der EU-Richtlinien zur Vergabe von Unteraufträgen geplant ist. So ist sowohl das Modell der Leistungserbringung als auch die Frage, wie viel Steuerungskompetenzen die öffentliche Hand bekommt, eben keine Vergaberechtliche, sondern eine Sozialpolitische. Sozialrechtliche bzw. sozialstaatliche Sachverhalte mit Mitteln des Vergaberechts in den Griff kriegen wollen, ist wenig sinnvoll. Ganz grundsätzlich bestimmen noch immer die zur Verfügung stehenden Finanzvolumen über Spielräume der Ausgaben öffentlicher Auftraggeber. Sofern jedoch Vergabeverfahren stattfinden, ist nun deren sozialverträgliche Gestaltung sicherzustellen. Fazit Das o.g. Bündnis wird versuchen weiter dafür zu sorgen, dass auf allen Ebenen der erforderliche politische Wille vorhanden ist, die vom europäischen Gesetzgeber eingeräumten Spielräume bei der Umsetzung in nationales Recht offensiv für eine Stärkung sozialer und ökologischer Aspekte für Dienstleistungen zu nutzen. Jede weitere Unterstützung dazu ist willkommen. Autor: Günter Buck, Referent Jugendberufshilfe, Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.v. (BAG EJSA), Tel. +49 (0) , - 3 -
4 Neues aus dem Norden Jugendarbeitslosigkeit März 2015 Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in allen Bundesländern gestiegen. Schaut man auf den März letzten Jahres, so ist die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen auch hier in allen nördlichen Bundesländern gesunken. Konstituierende Sitzung des Nds. Landesjugendhilfeausschusses Nach sieben Jahren Auszeit ist der Landesjugendhilfeausschuss (NLJHA) am 30. April 2015 zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten. Der NLJHA ersetzt den noch bis vor kurzem agierenden Landesbeirat. Dieser durfte sich zwar mit allen Angelegenheiten der überörtlichen Jugendhilfe und der Familienpolitik befassen. Seine Beteiligungsrechte beschränkten sich aber darauf, dass er seine Beratungsergebnisse den obersten Landesjugendbehörden "zur Erwägung" zuleiten durfte. Der NLJHA dagegen hat verbindliche Beschlussrechte und die Möglichkeit, eigene Beschlüsse und Stellungnahmen unabhängig zu veröffentlichen. Damit erhält die Kinderund Jugendhilfepolitik des Landes einen enormen Gestaltungsspielraum und einen Zuwachs an Bedeutung. Eröffnet wurde die Sitzung durch eine Rede der Sozialministerin Cornelia Rundt, die sich sehr für die Wiedereinführung des NLJHA eingesetzt hat. Mit der Einführung der Zweigliedrigkeit des NLJHA ist ebenfalls das Nds. Landesjugendamt wieder eingeführt worden. Durch Erlass der Landesregierung sind die Fachgruppe Kinder- Jugend und Familie des Nds. Landesamtes für Soziales, Jugend und Familie, das Referat 21 des Niedersächsischen Kultusministeriums sowie die für die finanzielle Förderung von Kindertageseinrichtungen zuständige Stelle der Landesschulbehörde als Verwaltung des Landesjugendamtes bestimmt worden
5 Zum Vorsitzenden wurde Bernd Heimberg, Diakonie Niedersachsens für die Konföderation der evangelischen Kirchen gewählt. Stellvertretende Vorsitzende ist Kathrin Wagner, Paritätischer Niedersachsen für die LAG FW. In einer Klausurtagung wird sich der neu gebildete NLJHA noch vor den Sommerferien mit seiner zukünftigen Arbeitsweise sowie mit der Auswahl und Bearbeitung der aktuell und perspektivisch anstehenden Themen befassen. Der Landesjugendhilfeausschuss hat 18 stimmberechtigte Mitglieder aus den verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe in Niedersachsen. Die Zusammensetzung des Ausschusses sowie die einzelnen Mitglieder sind auf der Internetseite des Nds. Landesamtes für Soziales Jugend und Familie zu finden. (ad) Quelle: Pressemitteilung des Nds. Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vom LAG JAW - Fachtag zur Förderplanarbeit - Fachkräfte informieren sich über Möglichkeiten und Entwicklungen Nachdem Anfang des Jahres alle Pro-Aktiv-Centren und Jugendwerkstätten eine Information der NBank erhalten hatten, dass die Förderplanung bzw. die Kompetenzfeststellung als Steuerungsinstrument der sozialpädagogischen Unterstützung in der neuen ESF-Förderperiode einen besonderen Stellenwert erhalten wird, waren die Unsicherheiten von Seiten der Multiplikator/innen groß. Dementsprechend stieß auch der LAG JAW - Fachtag zur Förderplanarbeit, der am im Freizeitheim Linden in Hannover stattfand, auf großes Interesse bei den Fachkräften aus Jugendwerkstätten und Pro-Aktiv-Centren. Bis heute ist die neue Richtlinie für die kommende Förderperiode vom Sozialministerium noch nicht abschließend formuliert bzw. noch nicht erschienen. Allerdings wurde auf dem Fachtag mitgeteilt, dass es, bezogen auf die Arbeit mit Förderplänen, keine Vorgaben von Seiten des Ministeriums und der NBank geben wird. Wie die Einrichtungen ihre Förderpläne in Zukunft gestalten, ist demnach jedem Träger frei überlassen. Lediglich die drei Bereiche Potentialanalyse, Beteiligung der Jugendlichen und Dokumentation müssen in den Förderplänen berücksichtigt werden. Deshalb konnten alle Anwesenden die Veranstaltung nutzen, um sich Anregungen von ihren Kolleginnen und Kollegen zu holen, welche bereits gelungen mit Förderplänen arbeiten. Drei Einrichtungen stellten ihre verschiedenen Vorgehensweisen mit der Arbeit mit Förderplänen vor die Jugendwerkstatt KOMM aus Winsen, die CJS-Jugendwerkstatt Hannover sowie das Pro-Aktiv-Center Uelzen. Außerdem präsentierte Peter Schumacher von EasyData Osnabrück die computergestützte Arbeit mit Förderplänen anhand des Programmes SocialOffice, mit dem viele Einrichtungen bereits arbeiten. Den Hauptvortrag am Morgen übernahm Prof. Dr. Conny Melzer von der Universität Bremen. Prof. Dr. Melzer lehrt im Bereich der inklusiven Pädagogik mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung und brachte die theoretischen Grundlagen der Förderplanarbeit näher. Basierend auf ihren Erfahrungen, auch als Autorin des Fachbuches Förderpläne entwickeln und umsetzen, gab sie hierzu erste Einblicke. Die Vorträge der Fachtagung stehen zum Download unter (unter der Veranstaltungsankündigung) bereit. (ks) - 5 -
6 Gewaltprävention im Migrationskontext Fachtag der Landesstelle Jugendschutz in Kooperation mit der KJS Nord Im Mittelpunkt der Kooperationstagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) und der Katholischen Jugendsozialarbeit Nord (KJS Nord) am 23. April 2015 in der Akademie des Sports, Hannover stand der Themenkomplex Jugendkultur/Migrationsgeschichte und Diskriminierungserfahrungen, verbunden mit der Frage nach präventiven Maßnahmen des Abbaus von Diskriminierungsstrukturen in institutionellen Kontexten. Sindyan Qasem (ufuq.de) referierte über den Umgang mit Religion und Identität in der Präventionsarbeit mit Jugendlichen insbesondere die Primärprävention anideologisierter radikalisierter Jugendlicher. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen Jugendliche, die Gefahr laufen, sich radikalen Strömungen des Islam anzuschließen. Muslimische Jugendliche sehen sich muslimifizierten Stigmatisierungen ausgesetzt, in deren Folge ihnen eine (radikale) Religiosität zugeschrieben werde. Die primärpräventive Arbeit von ufuq.de setzt bei muslimischen und nicht-muslimischen Jugendlichen an. Es wird versucht, über peer-to-peer-workshops an Schulen oder in Jugendeinrichtungen, Räume des Austauschs zu schaffen. Damit soll radikalen und demokratiefeindlichen Tendenzen entgegengewirkt werden. Herausforderungen für die pädagogische Arbeit definiert Qasem in der selbstreflektierten Haltung, im realistischen Empowerment und in einer sensiblen Ansprache der Jugendlichen. Maria Pohle (Universität Potsdam) referierte über die Jugendsprache der Multi-Kulti-Generation am Beispiel von Kiezdeutsch eine multiethnische Varietät des Deutschen, deren Sprecher/innen zwischen Jahre alt sind und vorwiegend in multiethnischen urbanen Wohngebieten leben. Kiezdeutsch fungiert dabei als Kontaktsprache zur Erzeugung von Gruppensolidarität, zur Abgrenzung gegenüber Erwachsenen und wird überwiegend in internen und informellen Gruppenkontexten gesprochen. Frau Pohle betonte, dass Kiezdeutsch nicht willkürlich vom Standarddeutschen abweicht, sondern eigenen Regeln folgt. Dies belegt die von ihr durchgeführte Studie. Darin konnte aufgezeigt werden, dass Jugendliche ihre Sprache an den jeweiligen situativen Kontext anpassen. Dadurch wurde dem Mythos entgegengetreten, dass diese Jugendlichen kein richtiges Deutsch sprechen und nicht zwischen Standardsprache und Kiezdeutsch unterscheiden können. Dr. Erol Karayaz stellte einige Ergebnisse seiner Studie Männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund: Mechanismen des Alltagsrassismus und der institutionellen Diskriminierung vor. Im Vordergrund stand die Frage, in welchem Umfang männliche Jugendliche mit und ohne Migrationsgeschichte von Diskriminierung und Ausgrenzungserfahrungen betroffen sind. Es wurde aufgezeigt, dass männliche Jugendliche mit Migrationsgeschichte wesentlich häufiger Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen machen als Jugendliche ohne Migrationsgeschichte. Somit wird deutlich, dass Alltagsrassismus noch immer ein allgegenwärtiges Problem darstellt. Einen kurzer filmischer Zusammenschnitt der Wanderausstellung Anders? - Cool!, welche die Lebenssituation von zugewanderten Jugendlichen in Deutschland darstellt, zeigte Christian Remark von der KJS Nord
7 Dr. Brigitte Jagusch referierte über die interkulturelle Öffnung und Differenzsensibilität in der Arbeit mit Jugendlichen am Beispiel der Schule und der Jugendverbandsarbeit. Obwohl Heterogenität alltäglich ist, machen Personen mit Migrationsgeschichte Erfahrungen der Benachteiligung und des Ausschlusses, wodurch ihnen Möglichkeiten der Partizipation verwehrt bleiben. Ziele pädagogischer Maßnahmen sollten daher sein, subtile Ausschlussmechanismen von Angeboten der schulischen wie außerschulischen Bildungs- und Jugendarbeit aufzudecken und über interkulturelle Öffnung und Differenzsensibilität eine Chancen- und Teilhabegerechtigkeit herbeizuführen. Konzepte interkultureller Öffnung müssen dabei unterschiedliche Arbeits- und Organisationsebenen auf struktureller, institutioneller und individueller Basis berücksichtigen. Die Tagung gab einen multiperspektivischen Blick auf Gewalt im Migrationskontext: Begonnen mit Präventivmaßnahmen gegen Radikalisierung, gefolgt von einem Aufbruch des Stereotyps, Migrant/innen können kein richtiges Deutsch sprechen. Dann wurden Forschungsergebnisse, welche zeigen, dass alltäglicher Rassismus in Deutschland omnipräsent ist, eine lebensnahe Wanderausstellung über Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland und abschließend Vorschläge zum Abbau von Diskriminierungs- und Ausschlussmechanismen der Partizipation von Migrant/innen in der Jugendarbeit präsentiert. Mit einer Zahl von 150 Teilnehmer/innen gab die inzwischen bereits traditionelle Kooperationsveranstaltung einen multiperspektivischen Blick auf Gewalt im Migrationskontext. Die sehr guten Rückmeldungen bestätigen, dass die beiden Veranstalter erneut ein tagesaktuelles Thema gut und umfassend aufbereitet haben. (ad) Quelle: Protokoll von Tobias Wittchen, LJS Neu im Netz Tagungsunterlagen zur LAG JAW-Arbeitstagung Entwicklungen zur neuen Jugendwerkstatt- und PACE-Richtlinie Die Tagungsunterlagen der LAG JAW - Arbeitstagung vom sowie weitere Inhalte zur Gestaltung der neuen Jugendwerkstatt- und PACE-Richtlinien finden Sie im Download-Bereich unserer Homepage unter Hier finden Sie: Infos zur Tagung Scoring JuWe Scoring PACE Erläuterung zum Scoring Musterleistungsbeschreibung Leistungen Jugendhilfe Finanzierungsmodell JuWe. Neue App Die neue BA-APP bringt weiter Mit der neuen APP bringt weiter macht die Bundesagentur für Arbeit (BA) alle ihre Informationen rund um Arbeit, Ausbildung und Beruf überall verfügbar Ab sofort zum Download im Google-Play-Store oder im App-Store. Moderne Dienstleistung bedeutet heute, Informationen und Service nicht nur jederzeit sondern auch überall zur Verfügung zu stellen. Dem trägt die BA mit ihrer neuen APP für Android und ios - 7 -
8 Rechnung. So wird das umfassende Leistungsportfolio der BA mobil abrufbar. Weitreichende, übersichtlich gegliederte Informationen zu den Themen Arbeit und Vermittlung, Arbeitgeber, Ausbildung, Geldleistungen, Qualifikation sowie Zahlen, Daten und Fakten können via Smartphone genutzt werden. Dazu gibt es nützliche Funktionen wie die Dienststellensuche vor Ort oder die Merkliste, in der Informationen abgespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt direkt abgerufen werden können. Über die neue APP können alle Internet-/App-Angebote der BA direkt aufgerufen werden. Dazu gehören beispielsweise die Jobbörse, Berufe-TV, Planet-Beruf sowie alle statistischen Daten zum Arbeitsmarkt. Pressemitteilung der der Bundesagentur für Arbeit vom 7. Mai 2015 Neu erschienen Neuer Reader von IDA und transfer e.v. zu diversitätsbewusster (internationaler) Jugendarbeit Die neue Publikation "Diversitätsbewusste (internationale) Jugendarbeit" wurde im 2012 gegründeten DIVE Netzwerk für diversitätsbewusste (internationale) Jugendarbeit erarbeitet. Es geht darin um strukturelle und konzeptionell-methodische Perspektiven auf diversitätsbewusste Jugendarbeit, Praxiserfahrungen und Denkanstöße. Im Mittelpunkt des Zugangs der Kinder- und Jugendarbeit steht, möglichst vielen jungen Menschen Zugänge zu gesellschaftlichen Ressourcen und zu Teilhabe zu ermöglichen und Benachteiligungen auszugleichen. Für Jugendverbände und Träger der Internationalen Jugendarbeit geht es darum, Vielfalt als von vornherein vorhandene Selbstverständlichkeit wahrzunehmen und sensibel für Diskriminierungen und Ausschlussmechanismen zu werden. Die neue Publikation "Diversitätsbewusste (internationale) Jugendarbeit" wurde im 2012 gegründeten DIVE Netzwerk für diversitätsbewusste (internationale) Jugendarbeit erarbeitet, das auf Initiative von transfer e. V., JUGEND für Europa Nationale Agentur Erasmus+ und IDA (Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V.) entstand. Das Netzwerk ( führt Zugänge zum Themenkomplex Diversität aus der Internationalen Jugendarbeit, aus der rassismuskritischen Arbeit oder durch Social-Justice- Trainings, aus der politischen Bildungsarbeit oder dem Bereich des Empowerments von jungen Menschen inklusive deren Überschneidungen zusammen. Auf eine ausführliche Einleitung mit Begriffsklärungen folgt jeweils ein Kapitel zur strukturellen und zur konzeptionell-methodischen Perspektive auf diversitätsbewusste Jugendarbeit. Dann folgt ein Kapitel mit ausgewählten Praxiserfahrungen aus der internationalen Jugendarbeit. Denkanstöße zum Themenfeld Diversität auch zur innerdeutschen Differenzlinie Ost-West und ein Serviceteil runden die Broschüre ab. Die Publikation kann bei IDA gegen eine Versandkostenpauschale von 3,00 Euro zuzüglich der Portokosten unter bestellt werden. Quelle: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. vom In eigener Sache Neue Ausstellung in der Geschäftsstelle der LAG JAW und KJS Nord Seit Mai 2015 stellt Gabriele Lindner einige ihrer farbintensiven dekorativen Acrylmalereien in den Räumen der Geschäftsstelle in Hannover aus. Die 1964 in Hannover geborene Künstlerin ist bereits seit ihrer Kindheit kreativ tätig. Angefangen hatte sie mit Töpfern, Bauernmalerei und Ikeba
9 na. Zur Malerei kam sie über kam sie über die Aquarellmalerei, Kohlezeichnen und Kalligraphie. Seit 2006 arbeitet Lindner mit Acrylfarben. (is) Veranstaltungen Veranstalt. Art Thema/ Titel Datum Ort Veranstalter Erlebnispädagogik als Medium in der Jugendarbeit Osterholz- Scharmbeck, Tagungshaus Bredbeck Tagungshaus Bredbeck Tel Einführungswochenende Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) Hannover, Stephansstift Zentrum für Erwachsenenbildung Stephansstift, Margaret Lincoln Seminar Es(s) reicht! - Präventionsarbeit zum Thema Essstörungen Hannover, Seminarzentrum Landesstelle Jugendschutz Tel info@jugendschutz-niedersachsen.de 50 plus: Älterwerden im Beruf - Reflexionspause für Frauen in der Kinder- und Jugendhilfe Osterholz- Scharmbeck, Tagungshaus Bredbeck LS Niedersachsen Jutta Gröne-Carl, Tel chsen.de/detail.php?urlid=1176 Tagung Gemeinsam geht mehr Die Stärkung von Jugendengagement und Demokratie durch schulische und außerschulische Initiativen Loccum, Evangelische Akademie Ev. Akademie Loccum Andrea Grimm, Tel Andrea.grimm@evlka.de Das Fördern planen Grundlagen der Förderplanarbeit in Jugendwerkstätten und Pro-Aktiv-Centren Bad Bevensen, Gustav- Stresemann- Institut LAG JAW, Kathrin Scheidemann Tel pro-aktiv@jugendsozialarbeit.de Älterwerden in der sozialen Arbeit - wie kann das gehen? für männliche Kollegen in der Jugendhilfe Osterholz- Scharmbeck, Tagungshaus Bredbeck LS Niedersachsen Jutta Gröne-Carl, Tel chsen.de/detail.php?urlid=1175 Beteiligung in digitalen Zeiten Braunschweig, Officecenter Neckarstr. LS Niedersachsen Matthias Gelbke, Tel chsen.de/detail.php?urlid=1215 Seminar Aktivierende und inspirierende Methoden für Ausbildung, Schulung und Unterricht Stapelfeld, Katholische Akademie Katholische Akademie Stapelfeld Dr. Barbara Kappenberg
10 Veranstalt. Art Thema/ Titel Datum Ort Veranstalter Frauen führen (Konfliktgespräche) ruhig, mutig, sachlich, kreativ und ergebnisorientiert Stapelfeld, Katholische Akademie Katholische Akademie Stapelfeld Dr. Barbara Kappenberg Konzeptentwicklung für Angebote der Jugend(sozial)arbeit an Schulen Stapelfeld, Katholische Akademie LS Niedersachsen Lisa Schwarzer, Tel chsen.de/detail.php?urlid=1095 Die Psycho - Logik auffälligen Verhaltens bei Jugendlichen im Übergang Schule Beruf Hildesheim, Priesterseminar LAG JAW, Dimitra Atiselli Tel pro-aktiv@jugendsozialarbeit.de Erfolgreich kommunizieren im beruflichen Alltag Ich will verstehen, was Du wirklich brauchst! Grundkurs Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg Grundkurs Osterholz- Scharmbeck, Tagungshaus Bredbeck Tagungshaus Bredbeck Tel info@bredbeck.de Do it yourself! - Aufbau und Einsatz eines Niedrigseilgartens in der Jugendhilfe Stapelfeld, Katholische Akademie LS Niedersachsen Anke Boes, Tel chsen.de/detail.php?urlid=1204 Fachtagung Case-Management an Schulen?! Möglichkeiten und Grenzen für Mitarbeiter/innen aus Pro-Aktiv-Centren Hildesheim, Priesterseminar LAG JAW, Kathrin Scheidemann Tel pro-aktiv@jugendsozialarbeit.de Impressum jugendsozialarbeit nord wird herausgegeben von der Landesstelle Jugendsozialarbeit Redaktion: Ina Samusch (is) Redaktionelle Mitarbeit: Kathrin Scheidemann (ks), Dimitra Atiselli (at), Christian Remark (re) V.i.S.d.P. Angela Denecke (ad) Kopernikusstr. 3, Hannover tel: 0511/ fax: 0511/ mail: infodienst@jugendsozialarbeit.de Erscheinungsweise: monatlich, Bezugspreis: 30 Euro für 12 Monate
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